Schönheitsideale in den sozialen Medien. Welche Auswirkungen hat die mediale Nutzung auf das Schönheitsideal von jungen Menschen?


Thèse de Bachelor, 2021

103 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsdefinitionen
2.1 Massenmedien
2.2 Soziale Medien
2.3 Digitalisierung
2.4 Schonheit
2.5 Schonheitsideal

3 Welche Auswirkung hat die mediale Nutzung auf junge Menschen?
3.1 Kenntnisstand und allgemeine Feststellung bei der Nutzung von (sozialen) Medien
3.2 Auswirkung medialer Nutzung in Bezug auf die physische und psychische Gesundheit
3.3 Auswirkungen von Schonheitsidealen in den sozialen Medien

4 Schonheitshandeln als soziale Positionierung

5 Theoretische Erklarungsansatze
5.1 Third-Person-Effekt
5.1.1 Third-Person-Effekt und medial vermittelte Schonheitsideale

6 Methodisches Vorgehen: Quantitative Befragung
6.1 Hypothesenbildung
6.2 Daten und Methode
6.2.1 Untersuchungsmethodik
6.2.2 Aufbau des Fragebogens
6.2.3 Datenerhebung
6.2.4 Stichprobenbeschreibung
6.2.5 Datenaufbereitung & -kontrolle
6.2.6 Variablenmodell

7 Auswertung der Ergebnisse

8 Diskussion

9 Fazit

10 Begleitender Film zur Bachelorarbeit

Literatur

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Internet Tagesreichweite 2020. (Quelle: eigene Darstellung)

Abbildung 2 Physische und psychische Effekte der Social Media Nutzung. (Quelle: Nach American Psychological Association, 2017, S.4)

Abbildung 3 Hingezogen fuhlen zum Handy/Tablet. (Quelle: Nach American Psychological Association, 2017, S.4)

Abbildung 4 Einschatzung der eigenen Smartphone Nutzung in Deutschland. (Quelle: Deloitte 2019, S. 41)

Abbildung 5 Wahrgenommene Folgen des eigenen Smartphone-Konsums in Deutschland - in %. (Quelle: Deloitte 2019, S. 41)

Abbildung 6 Modell des Third-Person-Effekts. (Quelle: Dohle, 2013, S.20)

Abbildung 7 Balkendiagramm Endgeratnutzung fur das Internet. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 8 Balkendiagramm Wichtigkeit soziale Netzwerke. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 9 Balkendiagramm Bewertung der Attraktivitat der Models von 1-5. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 10 Balkendiagramm Auswirkungen soziale Medien im Vergleich mit verschiedenen Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 11 Balkendiagramm Smartphone Nutzung Geschlecht. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 12 Balkendiagramm Smartphone Nutzung Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 13 Liniendiagramm Mittelwerte der Tagesnutzung von Smartphone/Tablet zwischen den einzelnen Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 14 Liniendiagramm Mittelwerte der Tagesnutzung von sozialen Netzwerken zwischen den einzelnen Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 15 Diagramm Haufigkeitsverteilung v_14. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 16 Diagramm Haufigkeitsverteilung v_15. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 17 Diagramm Haufigkeitsverteilung v_19. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 18 Diagramm Haufigkeitsverteilung v_20. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 19 Diagramm Haufigkeitsverteilung v_14. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 20 Diagramm Haufigkeitsverteilung v_19. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 21 Diagramm Haufigkeitsverteilung v_14 Manner. (Quelle: eigene Darstellung SPSS) 56 Abbildung 22 Diagramm Haufigkeitsverteilung v_19 Manner. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 23 Balkendiagramm Mittelwerte H0g. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 24 Balkendiagramm Mittelwertvergleich H0h. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 25 Haarpillen Bewerbung auf Instagram. (Quelle: Instagram.com/kimkardashian)

Abbildung 26 Abnehm-Shakes fur flache Bauche auf Instagam. (Quelle: Instagram.com/khloekardashian)

Abbildung 27 Influencerin auf Instagram vs. in der Realitat. (Quelle: Instagram.com/Beauty.false)

Abbildung 28 Bachelorfilm: Szene 2. (Quelle: eigene Aufnahme)

Abbildung 29 Bachelorfilm: Szene 1. (Quelle: eigene Aufnahme)

Abbildung 30 Bachelorfilm: Szene 3. (Quelle: eigene Aufnahme)

Abbildung 31 Bachelorfilm: Szene 4. (Quelle: eigene Aufnahme)

Abbildung 32 Bachelorfilm: Szene 5. (Quelle: eigene Aufnahme)

Abbildung 33 Bachelorfilm: Szene 6. (Quelle: eigene Aufnahme)

Abbildung 34 Bachelorfilm: Weitere Szenen. (Quelle: eigene Aufnahme)

Abbildung 35 Bachelorfilm: Weitere Szenen. (Quelle: eigene Aufnahme)

Abbildung 36 Smartphone-Hunchback. (Quelle: Upright, 2020)

Abbildung 37 Online-Fragebogen Seite 1. (Quelle: surveymonkey.com)

Abbildung 38 Online-Fragebogen Seite 1. (Quelle: surveymonkey.com)

Abbildung 39 Online-Fragebogen Seite 2. (Quelle: surveymonkey.com)

Abbildung 40 Online-Fragebogen Seite 2. (Quelle: surveymonkey.com)

Abbildung 41 Weibliches Model 1. (Quelle: Online-Fragebogen Seite 1. (Quelle: https://www.usmagazine.com/celebrity-body/pictures/kendall-jenners-bikini-body-photos- 201368/)

Abbildung 42 Weibliches Model 2. (Quelle: https://cultinfos.com/buzz/113262-bella-hadid- maigre-fans-reagissent)

Abbildung 43 Mannliches Model 1. (Quelle: https://www.thefashionisto.com/pietro-boselli- 2017-bench-body-underwear-campaign/)

Abbildung 44 Mannliches Model 2. (Quelle: https://www.pinterest.cl/pin/721209327820576588/)

Abbildung 45 Balkendiagramm Vermutung aus Diskussion. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Abbildung 46 Google-Suche "beauitful women": (Quelle: Google)

Abbildung 47 Google-Suche "beauitful men": (Quelle: Google)

Abbildung 48 Google-Suche "Tv-Zeitschriften". (Quelle: Google)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Variablenmodell Umfrage Schonheitsideale. (Quelle: eigene Darstellung)

Tabelle 2 Altersgruppen der Befragten. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 3 Deskriptive Statistiken Alter. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 4 Haufigkeitsanalyse Geschlecht. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 5 Varianzanalyse: Deskriptive Statistiken. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 6 Varianzanalyse: ANOVA Tagesnutzung Smartphone/Tablet und soziale Netzwerke zwischen den Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 7 Post-Hoc-Test nach Tukey: Mehrere Vergleiche der Altersgruppen bei Tagesnutzung Smartphone/Tablet und soziale Netzwerke. (Quelle: eigene Darstellung) ... 44 Tabelle 8 Korrelation nach Pearson zwischen Tagesnutzung Smartphone/Tablet und soziale Netzwerke. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 9 Bericht Wohlfuhlen Korper in verschiedenen Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 10 ANOVA Wohlfuhlen Korper in den verschiedenen Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 11 Deskriptive Statistiken v_14 und v_15. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 12 Chi-Quadrat-Tests v_14 und v_15. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 13 Korrelationsanalyse H0d. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 14 Deskriptive Statistiken der H0e. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 15 Chi-Quadrat-Tests fur H0e. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 16 Korrelationsanalyse der H0e. (Quelle: eigene Darstellung)

Tabelle 17 Deskriptive Statistiken fur H0f Frauen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 18 Chi-Quadrat-Tests fur H0f Frauen. (Quelle: eigene Darstellung)

Tabelle 19 Korrelationsanalyse fur H0f Frauen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 20 Deskriptive Statistiken H0f Manner. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 21 Chi-Quadrat-Tests H0f Manner. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 22 Korrelationsanalyse H0f Manner. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 23 Kreuztabelle H0g. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 24 Chi-Quadrat-Tests H0g. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 25 Korrelationsanalyse nach Pearson fur H0g. (Quelle: eigene Darstellung SPSS) 60 Tabelle 26 Kreuztabelle H0h. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 27 Chi-Quadrat-Tests H0h. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 28 Korrelationsanalyse nach Pearson H0h. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 29 Kreuztabelle Wichtigkeit soziale Netzwerke in Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 30 Chi-Quadrat-Test Wichtigkeit soziale Netzwerke in Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 31 Statistiken Bewertung Attraktivitat der Models. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 32 Kreuztabelle der H0a. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 33 Chi Quadrat Test nach Pearson Probleme Social Media. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 34 Kreuztabelle Dauer der Nutzung von Smartphone und Geschlechtsunterschiede. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 35 Chi Quadrat Test Dauer der Nutzung von Smartphones und Geschlechter. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 36 Kreuztabelle Dauer Nutzung Smartphone und Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 37 Chi Quadrat Tests Dauer Smartphone Nutzung mit Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 38 Kreuztabelle v_10 Antwortmoglichkeit "Fur mich". (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 39 Chi-Quadrat-Tests v_10 Antwortmoglichkeit "Fur mich". (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 40 Kreuztabelle v_10 Antwortmoglichkeit "Fur andere". (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 41 Chi-Quadrat-Tests v_10 Antwortmoglichkeit "Fur andere". (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 42 Kreuztabelle v_10 Antwortmoglichkeit "Ich bin mir nicht sicher". (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 43 Chi-Quadrat-Tests v_10 Antwortmoglichkeit "Ich bin mir nicht sicher". (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 44 Kreuztabelle v_11 mit Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 45 Chi-Qudrat-Tests v_11 mit Altersgruppen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 46 Kreuztabelle v_11 und v_9. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 47 Eta-Koeffizient v_11 und v_9. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 48 Kreuztabelle H0d. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 49 Lineare Regression: ANOVA der H0d. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 50 Kreuztabelle fur H0f Frauen. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 51 Kreuztabelle fur H0f Manner. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 52 Deskriptive Statistiken H0g. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 53 Deskriptive Statistiken H0h. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

Tabelle 54 Chi-Quadrat-Tests: Vermutung aus Diskussion. (Quelle: eigene Darstellung SPSS)

1 Einleitung

„Schonheit ist nicht nur relativ - in dem Sinn, dass sie eine Geschmacksfrage ist, die jedes
Individuum verschieden beantwortet. Sie unterliegt in ihrer konkreten Gestalt
gesellschaftlichen Einflussen von grofier pragender Kraft.
“ (vgl. Sichtermann 1992, S.25)

Das Thema „Schonheitsideale“ besitzt besonders heute wieder eine enorme Relevanz. Die Menschen sehen sich gezwungen, an ihren Korpern zu arbeiten und zur Schau zu stellen. Korperliche Attraktivitat scheint eine der wichtigsten Voraussetzungen fur ein erfolgreiches Leben zu sein. (vgl. Posch, 2009, S.11)

In den Medien wird oft ein idealisiertes Korperbild gezeigt. Die digitalen Medien spielen dabei eine groBe Rolle ein. Verzerrte Bilder der Realitat sind so im Internet immer ofter zu sehen. Tatsachlich konnen extreme idealisierte Korperbilder Menschen stark beeinflussen (vgl. Grabe, Ward & Hyde, 2008, S. 470; Levine & Murnen, 2009, S.30).

Die Schweizerische Stiftung fur Gesundheitsforderung hat den Einfluss der Medien auf das Korperbild junger Menschen untersucht. Sie stellte fest, dass der Medienkonsum, insbesondere solcher, der sehr ideale Korperbilder zeigt, sich negativ auf das Korperbild des Empfangers auswirkt. Insbesondere im Jugendalter kann ein negatives Korperbild psychische Probleme verursachen. Andererseits wurde auch nachgewiesen, dass ein geringer Konsum von Medien die psychische Gesundheit junger Menschen verbessern kann (vgl. Gesundheitsforderung Schweiz, 2017, S.9).

Diese Arbeit wird die mediale Nutzung in Bezug auf diese Schonheitsideale bei jungen Menschen im primaren Alter von 14-29 Jahren untersuchen und es sollen Aussagen getroffen werden, welche Auswirkungen eine hohere mediale Nutzung auf die Gesundheit und das Selbstbild haben kann. Im Jahr 2020 betrug die Tagesreichweite des Internets fur 14-29- Jahrige insgesamt 97%. Vor allem die Nutzung von Onlinecommunitys wie Facebook und Instagram mit 80% bei den 14- bis 29-Jahrigen ist Alltag geworden. (vgl. ARD-ZDF Onlineumfrage, 2020) Jugendliche kennen heutzutage kaum ein Leben ohne Social-Media- Plattformen am Smartphone. Diese bieten viele Anwendungsmoglichkeiten fur kreativen Selbstausdruck, doch ihre Bedeutung fur die psychosoziale Entwicklung im jugendlichen Alter ist tendenziell negativ (vgl. Filipovic, 2018, S.467 ff.), wie z.B. ein Streben nach perfektionierter Gestaltung des Alltags (vgl. Kreutzer, 2020, S.101 f.), Einsetzen der Kurzsichtigkeit durch zu langes Starren auf den Bildschirm (vgl. Bahnsen, 2018) oder auch eintretende Konzentrationsschwache und Angst etwas zu verpassen (vgl. Deloitte, 2019, S.41).

Ein weiterer Teil dieser Bachelorarbeit wird es sein, das Schonheitshandeln von Menschen, sich also schon machen, zu erklaren. Laut Posch (2009, S.33) wird das Schonheitshandeln als soziale Positionierung genutzt. In einer scheinbar unsicher wirkenden Welt soll es so anmuten als wurden Menschen sich in erster Regel fur sich selbst schon machen, was sie aber nur sagen und denken, um nicht ein fehlendes Selbstbewusstsein oder eine Abhangigkeit zu zeigen. Sie denken sie waren uber die herrschenden Schonheitsideale erhaben. (vgl. Degele, 2004, S.9 ff.)

Der Medienkonsum ist ein zusatzlicher Faktor fur das Schonheitshandeln von Menschen. Laut Gerbners Kultivierungsanalyse (1969) fuhren Medien dazu, dass es zu einer Veranderung der Vorstellung von Schonheit durch eine Verzerrung der Realitat in Medien kommt. Letztendlich ist das Schonheitshandeln eine komplexe Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Individuum. Dies soll in dieser Arbeit genauer erforscht werden.

Durch die steigende Mediennutzung Jugendlicher und die damit verbundenen negativen Effekte auf die mentale und physische Gesundheit, sowie die Frage des Schonheitshandeln, hat sich folgende Forschungsfrage gebildet:

Welche Auswirkungen haben soziale Medien und die mediale Nutzung auf das Schonheitsideal von jungen Menschen?

Mit Hilfe der Theorie des „Third-Person-Effekts“ und einer quantitativen Befragung von Proband*innen soll diese Forschungsfrage beantwortet werden. Der Third-Person-Effekt ist eine Medienwirkungstheorie nach W. Phillips Davison (1983), welche aussagt, dass Menschen andere Menschen fur starker medial beeinflussbar halten als sich selbst. AuBerdem entstehen aus dieser Wahrnehmungsdifferenz Folgen fur Verhaltensabsichten und Vor- bzw. Einstellungen (vgl. Dohle, 2013, S.11). Studien von Chia (2007), Choi et al. (2008) und David et al. (2002) untersuchten die Wahrnehmung medial vermittelter Schonheitsideale, wobei die Wahrnehmungsdifferenzen des Third-Person-Effekts stark erforscht und in Verbindung mit den medial vermittelten Schonheitsidealen gesetzt worden sind.

Um die Forschungsfrage besser und verstandlicher beantworten zu konnen, werden vorab relevante Begriffe, welche im Verlauf der Bachelorarbeit immer wieder Verwendung finden, definiert. Diese lauten: Massenmedien, Soziale Medien, Digitalisierung, Schonheit und Schonheitsideal. Solche Begriffe werden oft missverstanden oder falsch bzw. verschieden interpretiert, weshalb fur diese Arbeit eine eindeutige Definition von Nutzen ist.

Um das theoretisch beschriebene Wissen uber die mediale Nutzung, die Medieneffekte, das Schonheitshandeln als soziale Positionierung sowie der Wahrnehmungsdifferenzen in Bezug auf medial vermittelte Schonheitsideale zu stutzen, wird eine quantitative Befragung herangezogen. Diese wird im Rahmen einer Online-Umfrage stattfinden und die eben genannten Themen hinterfragen.

Im Anschluss an die Theorie wird also die Datenanalyse durchgefuhrt. Dabei werden zuerst relevante Hypothesen aufgestellt, die der Beantwortung der Forschungsfrage dienen. AnschlieBend werden die genaue Datenerhebung sowie die darauffolgende Datenbereinigung und Modifikation beschrieben, da erst danach die eigentliche Analyse durchgefuhrt werden kann. Im Rahmen dessen werden verschiedene statistische Tests und bivariate sowie univariate Analysen genutzt, um die Forschungshypothesen zum Schluss der Datenanalyse an- oder ablehnen zu konnen. Abgeschlossen wird die Arbeit mit einer umfassenden Diskussion der Ergebnisse und einem daran anschlieBenden Fazit, welches die Ergebnisse des methodischen Vorgehens noch einmal zusammenfasst und die am Anfang gestellte Forschungsfrage schlussendlich beantwortet.

2 Begriffsdefinitionen

Um in den weiteren Kapiteln die dargelegte These erarbeiten zu konnen, ist es wichtig eine Definition der folgenden Begriffe vorzunehmen. Diese Definitionen stehen dabei im Kontext zu dieser Arbeit und bieten den theoretischen Rahmen.

2.1 Massenmedien

Laut Luhmann (2017, S.10 f.) bezeichnen den Begriff der Massenmedien alle Einrichtungen der Gesellschaft, die sich zur Verbreitung von Kommunikation und dabei an technischen Mittel der Vervielfaltigung bedienen. Darunter fallen Bucher, Zeitschriften, Zeitungen, welche durch die Druckpresse hergestellt werden. Auch photographische sowie elektronische Kopierverfahren jeder Art sowie Verbreitung der Kommunikation uber Funk fallen unter diesen Begriff, sofern sie allgemein zuganglich sind. Entscheidend ist, dass keine Interaktion unter Anwesenden zwischen Sender*in und Empfanger*in stattfinden kann, da dies die Technik nicht zulasst, beispielsweise beim Schauen von einer Nachrichtensendung im Fernsehen. Durch diese Unterbrechung des direkten Kontaktes sind hohe Freiheitsgrade der Kommunikation gewahrt, wodurch ein Uberschuss an Kommunikationsmoglichkeiten entsteht.

2.2 Soziale Medien

Das Gefuge der offentlichen Kommunikation hat sich in den letzten Jahren augenscheinlich verandert. Das Universalmedium Internet deutete bereits in den 1990er Jahren an, dass es an die Seite der Massenmedien Radio, Fernsehen oder Zeitung tritt. Es bietet zudem auch Kanale zur synchronen oder zeitversetzten interpersonalen Kommunikation, wodurch eine Form der Mensch-Maschine-Interaktion moglich ist. Dank leistungsfahiger Breitbandverbindungen in den 2000er Jahren sowie gunstiger Tarife mit Internetfunktion, hat sich das multimediale Internet mit zahlreichen YouTube-, Webradio- oder Podcast-Angeboten etabliert. Mit dem Beginn der 2010er Jahre ist es dank wachsender Verbreitung von Smartphone und Tablet- PCs moglich, all diese Dienste potentiell an einem Ort zu nutzen, solange uber ein internetfahiges Endgerat verfugt wird. Soziale Medien, wie wir sie kennen, basieren auf dieser medialen- und informationstechnologischen Infrastruktur. Sie erleichtern es, alle moglichen Informationen im Internet zuganglich zu machen und sogar zu bearbeiten. Zudem bieten sie die Moglichkeit, sich mit anderen Nutzer*innen auszutauschen, was also dialogische Merkmale ins Spiel bringt. (vgl. Schmidt, 2018, S.10 f.)

Die sozialen Medien schaffen einen neuartigen Raum zwischen der massenmedialen und der interpersonalen Kommunikation und bringen zudem eine Reihe verschiedener Gattungen mit sich, welche im Folgenden kurz beschrieben werden.

Netzwerkplattformen, welche unter anderem „soziale Netzwerke“ genannt werden, fokussieren sich auf individuelle Nutzerprofile und seine Verknupfung mit anderen Profilen. Dort kann man sich mit seinen eigenen Kontakten, welche man als „Freunde“ oder „Kontakte“ bestatigt, austauschen und sogar mit fremden Personen sein eigenes Netzwerk erweitern. Facebook ist seit vielen Jahren die bekannteste Variante, aber auch weniger stark verbreitete Netzwerkplattformen wie Google+, XING oder LinkedIn finden in der Gesellschaft eine hohe Nutzung. (vgl. Schmidt, 2018, S.11 f.)

Sogenannte Multimediaplattformen ahneln den Netzwerkplattformen, sind jedoch starker um einzelne Inhalte herum strukturiert. YouTube, Instagram und Snapchat sind die bekanntesten, welche den Austausch von Fotos und Videoclips ermoglichen. Dort kann man Fotos kommentieren sowie Videos aus aller Welt anschauen. (ebd., 2018, S.11 f.)

Eine weitere einflussreiche Social-Media-Gattung sind die Weblogs. Der Begriff kombiniert das „Web“ und das „Log-(buch)“. Darauf wird also verwiesen, dass ein*e bestimmte*r Autor*in - der oder die sogenannte Blogger*in - seine oder ihre Erlebnisse und Internet- Fundstucke dokumentiert. Ein Blog besteht aus ruckwarts chronologisch sortierten Eintragen, welche kommentiert und verlinkt werden konnen. In den Kommentaren besteht die Moglichkeit, eine Konversation mit anderen Blogs anzufangen. Eine Spielart der Blog sind die sogenannten Microblogs, wofur heutzutage Twitter steht. Bei diesem Blog besteht die Lange der einzelnen Beitrage seit November 2017 aus 280 Zeichen (vgl. help.twitter.com, Aufruf am 29.11.2020, 19:59). Auf Twitter ist es ublich, aktuelle Meldungen uber erdenkliche Themen, genauso wie Links und Hinweise zu interessanten Webseiten oder Fotos/Videos zu bekommen. Unter dem „Hashtag“ - das Raute Zeichen „#“ - kann man Begriffe zu einer durchsuchbaren Kategorie machen. (ebd., 2018, S.11 f.)

Eine weitere verbreitete Art der sozialen Medien sind Instant-Messaging-Dienste, wobei Merkmale von Chat-Systemen integriert sind. Die bekannteste Form sind WhatsApp und der Facebook-Messenger, welche beide primar als App auf Tablets und Smartphones zu benutzen sind. Auch im Videotelefonie-Dienst Skype findet sich das Prinzip des Instant-Messaging wieder: Andere Nutzer*innen konnen als Kontakt hinzugefugt werden und man kann in Gruppen oder einzeln Textnachrichten oder Bilder mit anderen austauschen. In der Regel reagieren die Nutzer*innen schnell aufeinander. (ebd., 2018, S.11 f.)

Als letzte Gattung der sozialen Medien gibt es noch die Wikis zu erwahnen. Aus dem Hawaiianischen kommt dieser Begriff und wird als „schnell“ ubersetzt. Diese spezielle Social-Media-Form wurde durch Wikipedia bekannt, welches eine Online-Enzyklopadie ist, deren Artikel jede*r Nutzer*in bearbeiten kann. (ebd., 2018, S.11 f.)

2.3 Digitalisierung

Burger*innen werden durch eine ansteigende Vernetzung nahezu aller Lebensbereiche deutlich abhangiger von digitalen Infrastrukturen, Dienstleistungen, Endgeraten sowie Datenquellen, mit denen sie mehrmals am Tag interagieren. Effektivitats- und Effizienzsteigerung bietet die Digitalisierung in allen Lebensbereichen, genauso wie sich einem individuelle Handlungsmoglichkeiten eroffnen, welche vorher nur groBen Organisationen vorbehalten waren. Dazu gehoren gestalterische Moglichkeiten wie die Verbreitung von Information, aber auch zerstorerische Handlungen wie Manipulationen oder Datendiebstahl. (vgl. Lepping & Palzkill, 2016)

2.4 Schonheit

Schonheit gilt als abstrakter Oberbegriff der Asthetik. Verschiedene Dinge werden als schon empfunden: Himmelsstimmungen, Blumen, Landschaften, Bilder, Vogel, Garten, Bauwerke, Teppiche, Kristalle usw. Eine klare Definition von Schonheit ist also sicher nicht moglich. Daher kann Schonheit auch nicht konstruiert werden. Es tritt uns oft unvermittelt gegenuber, was sich etwa in der begeisterten Bemerkung auBert: „Oh wie schon!“. (vgl. Sitte, 2008, S.332)

Um den Begriff „Schonheit“ einzugrenzen wird hier nur die korperliche Schonheit gemeint. Schonheit ist eine alltagliche Herausforderung, denn sie findet ihren Ausdruck in Frisuren, Kosmetik, Mode aber auch in wesentlichen Korpermerkmalen wie Gewicht, GroBe, Korperbau, Gesichtszugen, Haut und Haaren. Zugleich findet sie Ausdruck in unterschiedlichen Angeboten an Verschonerungstechnologien, welche am Markt angeboten werden. (vgl. Posch, 2009, S.20)

Schonheit kann nie konkret definiert werden, ist aber etwas uberdurchschnittlich Herausragendes, Seltenes, etwas nicht fur jeden Menschen Erreichbares (ebd., S.20). Sie hangt immer vom kulturellen und gesellschaftlichen Kontext ab. Deswegen zahlt, bezuglich der Schonheitsnormen, auch nicht die eigentliche Erscheinung bzw. das tatsachliche Aussehen eines Menschen, sondern viel mehr wie es von dem Gegenuber, also dem unmittelbaren Umfeld und der Gesellschaft wahrgenommen und bewertet wird. Denn Schonheit ist bekanntermaBen Ansichtssache und abhangig vom jeweiligen Kontext, in dem sie betrachtet wird. (ebd., S.24f.)

Schonheit ist aber auch widerspruchlich, denn sie stellt zum einen etwas dar was man erstreben mochte. Zum anderen gilt sie aber auch als banal und gerade das Streben nach ihr als oberflachlich. (ebd., S.22)

2.5 Schonheitsideal

„Ein Schonheitsideal ist eine zeitgemaBe Vorstellung von Schonheit innerhalb einer Kultur. In der Regel bezieht sich der Begriff auf das Aussehen von Korper und Gesicht. Auf Kleidung, Schmuck oder Frisur bezogene Schonheitsvorstellungen werden als Mode bezeichnet.“, so definiert Wikipedia (2020) den Begriff „Schonheitsideal“.

Ideale sind, ahnlich wie die Schonheit, als etwas Exklusives, schwer Erreichbares, Uberdurchschnittliches, Herausragendes, nicht fur jeden Menschen Zugangliches definiert. Das Schonheitsideal ist also in manch seiner Ausfuhrung unerreichbar. Die Gesellschaft legt fest, welches Aussehen von Nutzen ist, wobei stets der Nutzen von sehr beschrankten Korpermerkmalen kommuniziert wird. Bei expliziter Anschauung entspricht niemand jemals vollkommen den Normen eines Schonheitsideals. (vgl. Posch, 2009, S.24)

Komplett entkommen kann dem Schonheitsideal niemand, auch wenn es jeden Menschen unterschiedlich stark betrifft. Dies wird durch personelle, soziale und situative Faktoren bedingt, aber auch durch die wirtschaftliche Situation. Die auBeren Lebensbedingungen steuern den Grad der Beschaftigung mit Schonheit. (ebd., S.19)

Schonheit bringt Aspekte von Unterdruckung mit sich, aber auch Befreiung von Individualitat oder die Anpassung an Gruppennormen. Es kann frustrierend sein und krank machen, einem Schonheitsideal entsprechen zu wollen. Die Annahme, durch Schonheit seine Identitat und eine soziale Anerkennung zu erlangen, kann jedoch auch ein Gefuhl von Macht und Selbstbestimmung verleihen. (ebd., S.22)

3 Welche Auswirkung hat die mediale Nutzung auf junge Menschen?

Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet auch im Jahr 2020 weiter voran. Eine besondere Dynamik bei der Onlineentwicklung ist zu beobachten. Insbesondere bei sozialen und digitalen Medien gibt es deutliche Zuwachse. Um sich ein Abbild tiber die mediale Nutzung von Jugendlichen zu machen, wild die ARD-ZDF-Massenkonmiunikation Onlinestudie 2020 herangezogen. Befragt wurden 3003 Teilnehmer*innen. (vgl. ARD-ZDF Onlineumfrage, 2020)

3.1 Kenntnisstand und allgemeine Feststellung bei der Nutzung von (sozialen) Medien

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Internet Tagesreichweite 2020. (Quelle: eigene Darstellung)

Schon seit 2012 gehort die Altersklasse 14-19 Jahre zu den sogenannten „Onlinem“ mit einer 100-prozentigen Tagesreichweite im Internet. Die Altersklasse 20 bis 29 Jahre konnte 2018 auch mit einer 100-prozentigen Tagesreichweite im Internet aufschlieBen. Im Jahr 2020 betragt die Internet Tagesreichweite der 14-19-Jahrigen gemeinsam mit den 20- bis 29-Jahrigen 97%. Die 30- bis 49-Jahrigen kommen auf 86%, die tiber 50-Jahrigen nur auf 52.66%. (siehe Abb. 1)

Die Nutzungsdauer des medialen Internets steigt nach Angaben der Studie um insgesamt um 21 Minuten - bei 14 bis 29-Jahrigen sogar um 55 Minuten. Gleichzeitig sttitzt eine angestiegene Smartphone Nutzung die Entwicklung der privaten Kommunikation. WhatsApp wild im Regelfall tiber ein mobiles Endgerat genutzt. 88 Prozent der Befragten geben an, zumindest gelegentlich ein Smartphone zu nutzen. Insbesondere bei den Altersgruppen 50 bis 69 Jahre (87 %, +7 %-Punkte) und ab 70 Jahren (60 %, +11 %-Punkte) ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr 2019 zu erkennen. Die ohnehin technisch ausgestattete Altersgruppe der 14- bis 29-Jahrigen nutzt fast taglich ein Smartphone.

Auch die sozialen Medien wie Instagram oder Facebook sind laut Zahlen der Studie seit Langem medialer Alltag unserer Gesellschaft und etablieren sich steigend. Sie werden von tiber einem Drittel der Bevolkerung wochentlich verwendet. Gegentiber E-Mails ist die Nutzung von Social Media fur vier Ftinftel der 14- bis 29-Jahrigen die haufigere wochentliche Tatigkeit, wohingegen nur gut zwei Ftinftel der 30- bis 49-Jahrigen wochentlich auf Social- Media-Angebote zugieift. 24% der 14- bis 29-Jahrigen nutzen taglich das soziale Netzwerk Facebook, mindestens einmal wochentlich benutzen es 44%. Gegentiber der Gruppe der 14- 12 29-Jahrigen hingegen nutzen 19% der 30- bis 49-Jahrigen Facebook taglich, bei den 50- bis 69-Jahrigen sogar nur 10%.

Die allgemeine Instagram Nutzung fallt bei den 14- bis 29-Jahrigen schon anders aus als bei Facebook, 53% dieser Altersklasse benutzen die App, was 40% mehr ist als bei den 30- bis 49-Jahrigen. Die 50- bis 69-Jahrigen benutzen nur zu einem Prozent Instagram taglich. 65% der 14- bis 29-Jahrigen benutzen Instagram mindestens einmal in der Woche. Somit uberholt Instagram auch Facebook. Altere sind bei Facebook sogar aktiver als Jungere. Selbst die App Snapchat verzeichnet eine starke Nutzung bei den 14- bis 29-Jahrigen mit 27%, wahrend nur 1% der 30-49-Jahrigen diese App nutzt.

Insgesamt lasst sich sagen, dass die Nutzung von Angebotsklassen im Internet, welche mindestens einmal wochentlich genutzt werden sehr oft Verwendung finden, eine genaue Dauer aber nicht erschlieBen werden kann. (vgl. ARD-ZDF Onlineumfrage, 2020)

Um herauszufinden, wie intensiv junge Menschen die sozialen Medien uber welches Endgerat nutzen, wird die Onlinebefragung von Faktenkontor, dem IMWF Institut fur Management- und Wirtschaftsforschung und Toluna aus dem Jahr 2019, herangezogen, wofur 3.500 Onliner ab 16 Jahren reprasentativ befragt wurden. 84% der Deutschen ab 16 Jahren nutzen soziale Medien im Internet, was ahnliche Ergebnisse, wie in der Studie zuvor zeigt. Infolgedessen hat die Verbreitung von Social Media den zweithochsten Stand aller Zeiten erreicht. Ein fruheres Hoch von 90% wurde im Jahr 2018 erreicht und Instagram, Snapchat sowie WhatsApp werden uberwiegend mobil genutzt. Ebenso mobil genutzt, wenn auch mit kleinerem Vorsprung gegenuber dem Desktop-PC, Facebook, Twitter und Pinterest (WhatsApp zu 93%, Snapchat zu 79%, Instagram zu 77%, Pinterest zu 57%, Facebook und Twitter zu 56%). (vgl. Heintze, 2019) Das Smartphone gewinnt in der medialen Internetnutzung sowie Social Media Nutzung an erkenntlicher Bedeutung und Relevanz.

3.2 Auswirkung medialer Nutzung in Bezug auf die physische und psychische Gesundheit

Die Digitalisierung sowie die Nutzung sozialer Netzwerke und anderer Medien bringen nicht nur viele Freiheiten und Moglichkeiten mit sich, sondern auch viele Risiken, welche sich auf die mentale und korperliche Gesundheit auswirken.

In tiefenpsychologischen Untersuchungen wurde herausgefunden, dass die Vielfalt, die die Digitalisierung mit sich bringt, ebenfalls eine Uberforderung durch Entfremdung hervorbringt (vgl. Ebenfeld und Ziems, 2020, S.21). Eine Uberfulle von Angeboten in vielen Bereichen des Lebens fuhrt bei Mediennutzern zu Uberforderung. Beispielsweise ein Newsfeed von Instagram, Facebook oder LinkedIn, welcher nie ein Ende nimmt und immer neue Inhalte fur die Nutzer hervorbringt. (vgl. Kreutzer, 2020, S.98) Diese Instant-Erfullung fuhrt zu einem Gefuhl der Ubersattigung (vgl. Ebenfeld und Ziems, 2020, S.21 ff.).

Viele Menschen streben in einem immer undeutlicher werdenden Umfeld eine perfektionierte Gestaltung des Alltags an, was jedoch des Ofteren fehlschlagt. Sogenannte To-Do-Apps und Check Apps helfen uns beim Zahlen unserer Schlafenszeiten, beim Einhalten von kreativen Pausen oder Hinweisen von Ess- und Trinknotwendigkeiten. Gleichzeitig wird das Handy von zahlreichen Meldungen beschallt, wenn z.B. ein Beitrag bei Instagram kommentiert wird. Dies alles soll bei der Selbstoptimierung helfen, jedoch fuhrt es uns viel mehr unsere menschlichen Schwachen vor Augen. (vgl. Kreutzer, 2020, S.101 f.; Ebenfeld und Ziems, 2020, S.21) Auch die Perfektionierung in Bezug auf alltagliche Asthetik schadet dem Menschen, wie bei der Selbstinszenierung in Bezug auf Mode oder der Selbstdarstellung in den sozialen Medien primar bei der jungen Generation, welche Vorreiter*innen dabei sind. (vgl. Ebenfeld und Ziems, 2020, S.21)

Interessant zu betrachten ist die Studie der American Psychological Association (2017, S.4, 7), wobei 3511 Proband*innen ab einem Alter von 18 Jahren in den USA online befragt wurden. Ein Teil der Umfrage bestand daraus zu beantworten, in welchem AusmaB sie der Aussage zustimmen, ob sie sich Sorgen um die negativen Effekte der sozialen Medien in Bezug auf die physische und psychische Gesundheit machen. Das Ergebnis der Befragung wird in Abbildung 2 dargestellt.

Zu sehen, ist, dass die sogenannten „Millennials“ im Alter von 18-37 Jahren sich in Bezug auf die vorherige Aussage spalten. 48% machen sich Gedanken daruber, welche Auswirkungen die Nutzung von Social Media auf einen hat. Hinzu kommt, dass Millennials auch von dem hochsten Stresslevel berichten, welchen sie durch die sozialen Medien eingehen. Je alter die Generation ist, desto weniger Befurchtung gibt es, dass soziale Medien negative Einflusse haben und sogar der Stresslevel nimmt ab, wie bei den Generationen X (Alter von 38 bis 51 Jahre), Baby Boomers (52 bis 70 Jahre) und die Matures (71 Jahre und aufwarts). (vgl. American Psychological Association, 2017, S.4)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Physische und psychische Effekte der Social Media Nutzung. (Quelle: Nach American Psychological Association, 2017, S.4)

Im Hinblick dieser Arbeit ist auch interessant, dass Millennials sich mehr ihrem Handy hingezogen fuhlen als andere Generationen (siehe Abb. 3). Etwas mehr als zwei Drittel der Befragten Millennials fuhlen sich zu ihrem Handy oder Tablet hingezogen, die nachste Generation X nur 47%, wahrend sich 26% der Baby Boomers und 7% der Matures sich zum Handy oder Tablet hingezogen fuhlen. (vgl. American Psychological Association, 2017, S.4)

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Abbildung 3 Hingezogen fuhlen zum Handy/Tablet. (Quelle: Nach American Psychological Association, 2017, S.4)

Auch korperliche Auswirkungen der medialen Nutzung sind nicht zu unterschatzen. Der sogenannte Smartphone-Hunchback, auf Deutsch Smartphone-Buckel entsteht durch intensive Nutzung des Smartphones. Dieser Effekt der Korperhaltung entsteht durch eine zu hohe Gewichtsbelastung, welche durch einen nach vorne gebeugtem Kopf einhergeht (siehe Anhang: Abb. 36) (vgl. Kreutzer, 2020, S.103)

Die dauernde Smartphone-Nutzung hat nicht nur Effekte auf die Korperhaltung, sondern auch auf die Bewegungsintensitat, wenn ein Bewegungsmangel entsteht. Ein Schulkind sitzt pro Tag haufig 8,5 Stunden oder sogar mehr durch die Schule, dem Unterricht und bei den Hausaufgaben oder abends vor dem Laptop. Der menschliche Korper ist fur so lange Sitzphasen nicht geschaffen. Die Folgen sind schon bei Kindern schlimm: Ubergewicht oder Osteoporose konnen einsetzen. (vgl. Kreutzer, 2020, S.105)

Eine intensive Nutzung von Smartphone und Social Media bringt neben dem Smartphone­Hunchback auch den sogenannten Handy-Daumen zum Vorschein. Dieses korperliche Symptom ist eine orthopadische Zivilisationskrankheit, welche aus dem einhandigen Bedienen des Smartphones mit dem Daumen, welcher uberbeansprucht wird, resultiert. Mit zunehmender BildschirmgroBe und der zeitlichen Intensitat der Nutzung verstarkt sich das Risiko, an so einem Handy-Daumen zu erkranken. Der menschliche Daumen ist nicht fur solch eine starke Dehn- und Abspreiz-Bewegung geschaffen. (vgl. Kreutzer, 2020, S.112) Noch eine weitere korperliche Auswirkung der medialen Nutzung ist die Kurzsichtigkeit. Weltweit verbreitet sich diese Krankheit immer mehr. In asiatischen Metropolen wie Hongkong, Peking, Shanghai oder Seoul sind bereits 95% der jungen Erwachsenen von der Kurzsichtigkeit betroffen. Auch in den Vereinigten Staaten sowie Europa sind bereits 50% von der Augenkrankheit befallen. Die Augenarzt*innen sehen das als ein alarmierendes Problem, denn anders als fruher gilt die Kurzsichtigkeit nicht mehr als Unbequemlichkeit, sondern als ein ernsthaftes gesundheitliches Problem. Es drohen schwere Sehbehinderungen bis hin zur Erblindung. Die Fehlsichtigkeit in die Weite kommt durch einen zu langen Augapfel zustande, was dazu fuhrt, dass die lichtbrechenden Strukturen aus Linse und der Hornhaut die Lichtstrahlen schon vor der Netzhaut fokussieren. Die Zeit, wo Kinder drauBen im Sonnenlicht spielen, nimmt ab. Nicht langes Lesen und Starren auf Bildschirme macht kurzsichtig, sondern, dass man es drinnen bei kunstlicher Beleuchtung tut. DrauBen herrscht an sonnigen Tagen auch im Schatten eine Lichtstarke um die 10.000 Lux, in einem Klassenraum oder Kinderzimmer sind es typischerweise nur 500 Lux. Am starksten gefahrdet sind dabei also diejenigen, die uber Stunden bei mangelhafter Beleuchtung Bucher lesen oder auf den Computerbildschirm oder das Smartphone starren. (vgl. Bahnsen, 2018).

Die Global Mobile Consumer Survey von Deloitte (2019, S.14) bringt Informationen zur Intensitat der Smartphone-Nutzung in Deutschland. 2000 Menschen aus Deutschland wurden durch eine reprasentativ gewichtete Online Umfrage im dritten Quartal von 2018 befragt.

9% der Befragten sagen aus, dass sie definitiv zu viel ihr Smartphone nutzen (vgl. Abb. 4). 24% behaupten, dass sie ihr Smartphone wahrscheinlich zu viel nutzen. Weitere 36% der Befragten nutzen nach eigener Einschatzung ihr Smartphone viel aber nicht zu viel, wahrend 30% sagen, dass sie ihr Smartphone nicht viel nutzen. Der Prozentsatz von den ersten drei Antwortkategorien stieg im Vergleich zum Vorjahr 2017 an, die Antwortkategorie „Nutze definitiv zu viel“ sogar um 50%. Die Kategorie „Nutze nicht zu viel“ hat um 9% abgenommen. Wenn man sich die Werte fur die Altersgruppe 18 bis 24 Jahre explizit anschaut, erkennt man, dass dort sogar 67% der Befragten ihr Smartphone zu viel nutzen. (vgl. Deloitte 2019, S.40)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Einschätzung der eigenen Smartphone Nutzung in Deutschland. (Quelle: Deloitte 2019, S. 41)

Welche Auswirkungen eine solch intensive Nutzung der Smartphones haben kann zeigt Abbildung 5 - wahrgenommen durch die Nutzer*innen selbst. 21% der Befragten fuhlen sich bei anderen Aufgaben abgelenkt, wahrend 14% sogar einen Zwang verspuren, dauernd auf das Smartphone zu schauen. Auch 14% geben an durch die Smartphone-Nutzung spater einzuschlafen als geplant. Sogar 4-5% nennen korperliche Auswirkungen durch das Smartphone, z.B. Probleme mit den Augen oder Kopfweh. Verglichen mit der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre liegen die Werte teilweise deultlich hoher: 43% der jungen Menschen fuhlen sich bei anderen Aufgaben vom Smartphone abgelenkt. 32% haben den Zwang, standig auf ihr Smartphone zu gucken. (vgl. Deloitte 2019, S.41)

Ein Umdenken der intensiven Smartphone Nutzung in Deutschland ist nicht zu erwarten, denn die Smartphone-Sucht hat mittlerweile groBe Teile der Bevolkerung erreicht und macht somit das Smartphone zu einem unverzichtbaren Gegenstand vieler. Es ist ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation und Mediennutzung und wird die Menschen weiterhin in allen Lebenslagen begleiten. (vgl. Deloitte 2019, S.41)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 Wahrgenommene Folgen des eigenen Smartphone-Konsums in Deutschland - in %. (Quelle: Deloitte 2019, S. 41)

Nicht nur die Nutzung von Smartphones verbirgt negative Auswirkungen fur den Korper, sondern auch die Nutzung von Social Media, welche meistens mit der Smartphone-Nutzung einhergeht. Eine Studie von Woods und Scott (2016) liefert hierzu nutzliche Informationen. Untersucht wurde, wie die Social Media Nutzung sich auf die Schlafqualitat, das Selbstwertgefuhl sowie Angst und Depressionen bei 467 schottischen Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren auswirkt. Dabei wurde der gesamte Social-Media-Konsum, der nachtliche Social-Media-Konsum und das emotionale Engagement in den sozialen Medien analysiert. Herausgefunden wurde, dass Jugendliche, die mehr Social Media nutzen - insgesamt und auch in der Nacht -, sowie diejenigen, welche ein hohes emotionales Social­Media-Engagement zeigen, sich durch eine schlechtere Schlafqualitat, ein niedrigeres Selbstwertgefuhl sowie ein hoheres MaB an Angst und Depression kennzeichnen. Die Nutzung von Social Media in der Nacht geht mit einer schlechteren Schlafqualitat sowie einer Steigerung von Angstzustanden, Depressionen und einem niedrigeren Selbstwertgefuhl einher.

3.3 Auswirkungen von Schonheitsidealen in den sozialen Medien

Mit der Verbreitung von Fotobearbeitungstechnologien durch Anwendungen wie Snapchat und Facetune ist das MaB an korperlicher "Perfektion", das fruher nur in Promi- oder Schonheitsmagazinen zu sehen war, ist nun auch uberall in den sozialen Medien zu sehen.

Da diese Bilder zur Norm werden, verandert sich die Wahrnehmung von Schonheit weltweit, was sich auf das Selbstwertgefuhl einer Person auswirken und eine korperdysmorphe Storung auslosen kann, argumentieren Forscher des Boston Medical Center (BMC) in einem JAMA Facial Plastic Surgery Viewpoint. Die korperdysmorphe Storung (BDD) ist eine exzessive Beschaftigung mit einem wahrgenommenen Makel im Aussehen, die oft dadurch gekennzeichnet ist, dass Menschen groBe - und manchmal ungesunde - Anstrengungen unternehmen, um ihre Unvollkommenheiten zu verbergen. Dies kann wiederkehrende Verhaltensweisen wie das Zupfen an der Haut und Besuche bei Dermatologen oder plastischen Chirurgen einschlieBen, in der Hoffnung, ihr Aussehen zu verandern. Die Storung betrifft etwa 2 Prozent der Bevolkerung und wird in das Zwangsspektrum eingeordnet. Die Autoren des Standpunkts verweisen auf Studien, die zeigen, dass Teenager-Madchen, die ihre Fotos manipulierten, sich mehr Sorgen um ihr Aussehen machten, und dass diejenigen mit einem dysmorphen Korperbild die sozialen Medien als Mittel zur Bestatigung suchen. (vgl. Rajanala et al., 2018, S.443 f.)

Die Studie der Healthwatch Essex berichtet von einer Vielzahl von Akteuren die uber negative Auswirkungen, die soziale Medien auf das Korperbild junger Menschen haben konnen. Die Studie basiert auf Interviews mit uber 2.500 jungen Menschen und zeigt, dass die uberwaltigende Darstellung von Korperidealen negative Einflusse auf das Selbstwertgefuhl und Selbstvertrauen von jungen Menschen haben kann. Die Ergebnisse zeigten auch, dass junge Menschen Druck verspurten, sich den im Internet verbreiteten und gepriesenen Schonheitsstandards anzupassen, einschlieBlich des Ideals fur Frauen, dunn und nicht muskulos zu sein und fur Manner, breit und muskulos zu sein. Die Untersuchung ergab, dass dies schadliche Verhaltensweisen forderte, um "Ergebnisse" zu erzielen, wie z. B. gestortes Essverhalten, Korperscham, Verzicht auf offentliche Tatigkeiten und Stigmatisierung durch Gleichaltrige. (vgl. Fletcher, 2018)

Ein Bericht von Fardouly und Vartanian (2016) gibt einen weiteren Uberblick uber die Forschung zu sozialen Medien und Korperbild. Korrelationsstudien zeigen, dass die Nutzung sozialer Medien (insbesondere Facebook) mit Korperbildsorgen bei jungen Frauen und Mannern verbunden ist, und Langsschnittstudien deuten darauf hin, dass sich dieser Zusammenhang im Laufe der Zeit verstarken kann. AuBerdem spielen Vergleiche des Aussehens eine Rolle bei der Beziehung zwischen sozialen Medien und Korperbild. Experimentelle Studien deuten jedoch darauf hin, dass eine kurze Exposition gegenuber dem eigenen Facebook-Account keinen negativen Einfluss auf die Sorgen um das Aussehen junger Frauen hat.

Die Forschung von Blond (2008) legt nahe, dass auch die Korperunzufriedenheit junger Manner zunimmt, wenn sie Bilder von attraktiven muskulosen Mannern sehen. Blond's Untersuchung bietet eine Ubersicht uber experimentelle Studien, in denen Manner Anzeigen oder Werbespots mit idealisierten mannlichen Korpern ausgesetzt wurden. Die Auswirkungen auf die Korperunzufriedenheit wurden durch die Berechnung und Analyse von EffektgroBen aus 15 Studien bewertet. Die EffektgroBen deuten darauf hin, dass die Exposition gegenuber Bildern von idealisierten Mannerkorpern einen kleinen, aber statistisch signifikanten negativen Einfluss auf die Korperunzufriedenheit von Mannern hat. Drei Studien deuten darauf hin, dass junge Manner, die mit ihrem Korper unzufrieden sind, ein erhohtes Risiko fur negative Selbsteinschatzungen haben, wenn sie idealisierten Bildern ausgesetzt sind. Zwei weitere Studien deuten darauf hin, dass Manner, die mit ihrem Korper zufrieden sind, moglicherweise vor negativen Auswirkungen durch das Betrachten solcher Bilder geschutzt sind. (vgl. Blond, 2008) Svenja Hoffmann (2018) von der Universitat Potsdam konnte durch eine differenzierte Analyse herausfinden, wie Auftreten, Einflussfaktoren und Folgen von Gewichts- /Figursorgen und Muskelsorgen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit den westlichen Schonheitsidealen zu tun haben.

Insgesamt sind Gewicht und Unzufriedenheit des Korpers wichtige Risikofaktoren fur das Essverhalten und die Entwicklung von Essstorungen und stehen im Zusammenhang mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit. Die gegenwartigen westlichen Schonheitsideale weisen darauf hin, dass Gewicht, Statur und Muskelentwicklung mit den mit dem Aussehen verbundenen Sorgen von Frauen und Mannern zusammenhangen. Es kann gezeigt werden, dass mehr Madchen von Bedenken hinsichtlich des Aussehens betroffen sind. Im Durchschnitt zeigen sie offensichtlichere Bedenken hinsichtlich Gewicht und Form, wahrend Jungen offensichtlichere Bedenken hinsichtlich der Muskeln melden. Daruber hinaus gab es einen Ausgangspunkt fur die Notwendigkeit der Pravention von ubergewichtigen/fettleibigen Madchen und untergewichtigen und ubergewichtigen/fettleibigen Jungen im spaten Jugendalter und fruhen Erwachsenenalter. Zusatzlich zu Gewichts-/Korperproblemen sollte die Internalisierung schlanker Ideale auch bei weiblichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen angegangen werden, um offensichtliches Ess- und Bewegungsverhalten zu verhindern. (vgl. Hoffmann, 2018)

4 Schonheitshandeln als soziale Positionierung

Der Kult um die Schonheit ist in erster Linie kein Kult um die Schonheit, vielmehr ein Ringen um die soziale und personliche Positionierung in einer scheinbar unsicheren Welt. Es ist ein Ringen nach Eigenstandigkeit, wobei diese dem Konflikt zwischen Unterdruckung und Befreiung oder auch zwischen Konsumorientierung und Authentizitat steht. (vgl. Posch, 2009, S.33)

„Schon machen sich Menschen fur sich selbst, nicht fur andere. Zumindest soll es so erscheinen.“ Dieser Satz von Nina Degele (2004, S.9) ist sehr wichtig. Menschen machen sich namlich nicht wirklich fur sich schon, auch wenn sie sogar von dieser festen Uberzeugung sind. Sich fur andere schon zu machen signalisiert namlich fehlendes Selbstbewusstsein, Abhangigkeit und kaum Charakterfestigkeit. Menschen glauben uber herrschende Schonheitsnormen erhaben zu sein. Sich schon zu machen reicht tief in die Identitatsschicht hinein. Es bedeutet, sich vor allem sozial zu positionieren. (vgl. Degele, 2004, S.9 ff.) Schonheit pragt das Selbstwertgefuhl in Interaktionen. Beispielsweise kann es, ahnlich wie Prominenz oder Ansehen, die Aufmerksamkeitsbilanz zu den eigenen Gunsten verschieben. Die attraktive Person zieht mehr Aufmerksamkeit auf sich, als anderen Beteiligten zuteil wird und steigert somit das Ansehen in Interaktionen. (vgl. Koppetsch, 2000, S.101)

Schonheitshandeln ist ein individueller Vorgang, der immer innerhalb eines sozialen Spannungsfeldes stattfindet. Soziale Gruppen haben spezifische Normen und Vorstellungen von Schonheit, die von den jeweiligen Mitgliedern (un-)bewusst befolgt werden mussen. Der oder die Einzelne befindet sich also in der Situation, zwischen normativen Gruppenerwartungen und den individuellen Schonheitsvorstellungen zu entscheiden. Das Schonheitshandeln ist also eine komplexe Wechselwirkung zwischen der Gesellschaft und dem Individuum. (vgl. Krause, 2018, S.15 f.)

Der sogenannte Habitus enthalt verinnerlichte Werte, Vorstellungen und Sichtweisen. Er ist durch die Geschichte bedingt und gelenkt, entwickelt sich jedoch mit seinen Erfahrungen weiter. (vgl. Schwingel, 1995, S.55 f.) AuBerdem wird er durch die Gesellschaft gepragt, wodurch sich gesellschaftliche Handlungsweisen reproduzieren, die dem Individuum als naturgegeben erscheinen (ebd., S.60). Der Habitus kann als Einflusskriterium in Bezug auf den Umgang mit dem eigenen Korper formuliert werden. Dies umfasst nicht nur die Art wie man an seinem eigenen Korper arbeitet, sondern auch, wie man sich den idealen Korper vorstellt. (vgl. Penz, 2010)

Diese Bearbeitung des eigenen Korpers, also das sogenannte Schonheitshandeln - auf Englisch beautification - ist ein Medium der Kommunikation, welches der Inszenierung der eigenen Erscheinung zum Zweck der Erlangung von Aufmerksamkeit und Sicherung der eigenen Identitat dient. Dabei versuchen Menschen soziale Anerkennungseffekte zu erzielen. Beim Schonheitshandeln steht die gelingende oder misslingende Anerkennung im Vordergrund, nicht die Asthetik. (vgl. Degele, 2004, S.9 ff.)

Einerseits beeinflusst die Gesellschaft Individuen, anderseits beeinflussen und gestalten diese aber auch die Gesellschaft. So sind auch das Schonheitsideal und die zahlreichen individuellen Schonheitshandlungen zu verstehen. Waren die vielen individuellen Schonheitshandlungen anders als sie sich derzeit darstellen, so ware auch das Schonheitsideal anders. (vgl. Posch, 2009, S.34)

Schonheit ist keine Privatsache. Jedoch wird sie in erster Linie so betrachtet. (vgl. Posch, 2009, S.34) Die deutsche Soziologin Nina Degele hat sich ausfuhrlich mit dieser Thematik beschaftigt. Im Rahmen von 31 Gruppendiskussionen stellte sie insgesamt 160 Personen diese Frage: „Was bedeutet fur Sie, sich schon zu machen?“

Die haufigste Antwort lautete, dass sie sich schon machen, um sich wohlzufuhlen. Eine Verknupfung entsteht. Sie machen sich schon, um sich wohlzufuhlen, aber fuhlen sich nur wohl, wenn sie schon sind. Auf den ersten Blick scheint „Sich wohlzufuhlen“ etwas sehr privates, ohne Abhangigkeit von gesellschaftlichen Erwartungen. Betrachtet man es aber genauer, bewegt sich Wohlfuhlen im Zusammenhang mit Schonheitshandeln jedoch im Spannungsfeld von gesellschaftlichen Anpassungszwangen wie auch Bedurfnissen nach Kontinuitat und Authentizitat. (vgl. Degele, 2004, S.17 ff.)

Im Jahr 2002 hat die Frauenzeitschrift Brigitte im Rahmen einer Umfrage 28.000 Frauen zum Thema Schonheit befragt. Bei diesem Ergebnis kam heraus, dass 94% der Frauen auf die Frage „Warum machen Sie sich schon? mit „Weil es mich selbstsicherer/Weil ich mich dann wohler fuhle“ antworten. 1978 waren es noch rund 79%. Die anderen 3% antworteten auf die Frage mit „Um anderen zu gefallen“. (vgl. Brigitte/G+J Marketing Forschung und Service, 2002) Ob diese Antwort jedoch wahrhaftig beantwortet wurde, ist zu hinterfragen, denn Schonheitshandeln ist auf andere bezogen und nie auf den oder die Einzelne*n allein. Die Inszenierung, die eine Person verkorpert, wird gezielt zum auBerlichen Ausdruck gebracht und ist ein entscheidender Teil des Eindrucks, den Menschen nach auBen transportieren und kommunizieren. (vgl. Degele, 2004, S.17) Sich schon machen bedeutet fur die meisten sich in seinem oder ihren Korper wohlzufuhlen, was fur Verschiedenes stehen kann: fur Bequemlichkeit der Kleidung und Authentizitat, also den eigenen Typ zu verwirklichen, fur Entsprechung an gesellschaftliche Erwartungen (alters-, schicht- und situationsspezifisch korrekt gekleidet zu sein und auszusehen), fur angenehme Erschopfung nach sportlicher Bewegung oder auch fur die Anerkennung einer gelungenen Inszenierung. Wohlfuhlen und Schonheitshandeln sind nicht austauschbar, jedoch aufeinander bezogen. Wohlfuhlen ist ein Mittel zur Schonheit und Schonheitshandeln ist ein Mittel, um sich wohlzufuhlen.

Die Verknupfung von Sich-schon-Machen und Sich-Wohl-Fuhlen ist so gesehen eine Strategie um Schonheitshandeln nicht als Anpassung an Normen und somit als Unterordnung zu sehen. Wohlfuhlen wird durch Verschonerungen sowohl hergestellt als auch zur Schau gestellt. Es wurde zu einem hoch bewerteten Personlichkeitsmerkmal, zu einem Zeichen fur psychische Integritat, die sich auch korperlich zeigen und daher sichtbar sein soll. Der Aspekt der Sichtbarkeit zeigt noch mal auf, dass Schonheit immer auch den Blick von anderen verlangt. Nur fur sich selbst, ohne die Blicke der Anderen konnten sich Menschen wohl auch mit weniger Verschonerungen privat wohlfuhlen. Schonheit aber verlangt immer auch den Blick von Anderen. (vgl. Posch, 2009, S.35)

Der mediale Konsum ist neben der Sozialisation in Form des Habitus ebenso ein Grund fur gewisse Schonheitsvorstellungen und das daran verknupfte Schonheitshandeln. Medien, insbesondere die visuellen, transportieren uniforme Korperbilder (vgl. Krause, 2018, S.5). Laut Gerbners Kultivierungsanalyse (1969) kann es zu einer Veranderung der Vorstellung von Schonheit kommen. Medien, besonders die fiktionalen, bilden selten die Wirklichkeit nach der Realitat ab. Es findet eine thematische Zuspitzung statt, z.B. werden Morde in Filmen oder Serien uberzufallig dargestellt, wodurch der oder die Zuschauer*in denkt, Morde finden alltaglich statt. Und genau das gleiche gilt auch fur die Medienformate, welche sich mit dem Thema Schonheit befassen. (vgl. Gerbner, 1969; Krause, 2018, S.6) Ein bekanntes Beispiel dafur ist die verzerrte Darstellung von Schonheitsoperationen, welche mit Risiken und der Normalitat der Durchfuhrung einhergehen. Schonheitsoperationen machen nur 0,6% aller Operationen aus, wahrend ihr Anteil in der Berichterstattung im Fernsehen 12,5% betragt. Damit sind sie in der Realitat deutlich uberprasentiert. (Rossmann, Brosius, 2005, S.509)

Wenn sich die Zuschauer*innen von derartigen Medienformaten diese Darstellungsschemata aneignen, sind sie also von der medialen Darstellung von Realitat so uberzeugt, dass sie als wahrheitsgetreu angenommen wird. Dabei verandert sich die eigenen Normalitats- und Risikoeinschatzung der gezeigten Handlungen. Sie denken, dass Schonheitsoperationen haufiger vorkommen und risikoloser sind, als das in Wirklichkeit der Fall ist. Der Medienkonsum hat die Vorstellung von Realitat verandert. Der oder die Zuschauer*in nimmt die Handlungen in den Medien nicht nur als risikolos, sondern auch als legitim wahr. (Gerbner, 1969; Krause, 2018, S.6 f.)

Zusammenfassend lasst sich sagen, dass Schonheitshandeln durch die Sozialisation, personlicher Wertvorstellungen und anhaltenden medialen Konsum modifiziert wird. Schonheitshandeln reicht tief in die Identitatsschicht hinein. Es meint vor allem anderen sich sozial zu positionieren.

5 Theoretische Erklarungsansatze

5.1 Third-Person-Effekt

Der Third-Person-Effekt ist eine Medienwirkungstheorie nach W. Phillips Davison, welcher Ursprung als Forschungsansatz im Aufsatz „The Third-Person-Effect in Communication“ in der Zeitschrift Public Opinion Quarterly aus dem Jahr 1983, findet (vgl. Dohle, 2013, S.13) Kern des Aufsatzes ist die sogenannte „third-person effect hypothesis“ nach Davison (1983, S.3): „In its broadest formulation, this hypothesis predicts that people will tend to overestimate the influence that mass communications have on the attitudes and behavior of others. More specifically individuals who are members of an audience that is exposed to a persuasive communication (whether or not this communication is intended to be persuasive) will expect the communication to have a greater effect on others than on themselves. And whether or not these individuals are among the ostensible audience for the message, the impact that they expect this communication to have on others may lead them to take some action.”

Sie besteht aus der Annahme, dass Menschen andere Menschen fur starker medial beeinflussbar halten als sich selbst. Beispielsweise lasst ein oder eine Rezipient*in von Medien sich nicht so leicht von attraktiven Schauspielern oder Schauspielerinnen in Filmen beeindrucken, ist aber kritisch gegenuber einem solchen Schonheitskult, weil er glaubt, dass er bei anderen Rezipienten dieser Medien eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen hervorrufen konne. (vgl. Dohle, 2013, S.11) Zusatzlich gilt es bei dem Third-Person-Effekt, dass diese Wahrnehmungsdifferenz fur individuelle Vor- und Einstellungen sowie fur die Verhaltensabsichten und Verhalten Folgen hat (ebd., S.18).

Um den Third-Person-Effekt naher zu erklaren, wird nun auf die erste und zweite Grundannahme detaillierter eingegangen.

Die erste Grundannahme des Third-Person-Effekts betrifft die Wahrnehmung von Medienwirkungen. Individuen sind in der Regel der Meinung, dass andere Menschen (die sogenannten Third Persons) starker als sie selbst (die sogenannten First Persons) von Inhalten in den Medien beeinflusst werden. (ebd., S.14) Third Persons sind „die anderen“ aus der Sicht eines einzelnen Rezipienten, also diejenigen, von denen ein oder eine Mediennutzer*in zu wissen glaubt, dass er oder sie bestimmten Inhalten in den Medien ausgesetzt sind. Die First Person ist somit die eigene Person selbst. (vgl. Davison, 1983, S.3; Dohle, 2013, S.14) Die Wahrnehmungsdifferenz wird von Gunther et al. (2007, S. 186) als „relational concept“ bezeichnet: Im Mittelpunkt steht nicht die wahrgenommene Medienwirkung auf andere oder die wahrgenommene Wirkung auf einen Selbst, sondern die Diskrepanz zwischen diesen Uberzeugungen, also das Widerspruchliche. Wenn Third Persons eine hohere Beeinflussung durch die Medien unterstellt wird als den First Persons, dann ist es eine Third-Person- Perception (vgl. Dohle, 2013, S.15). Die Third-Person-Perception ist alleine noch keine Medienwirkungstheorie, sie ist erstmal nur ein Wahrnehmungsphanomen der Rezipienten. Erst durch die zweite Annahme des Third-Person-Effekts wird sie zur Theorie indirekter Medienwirkungen. (ebd., S.15)

Ausgangspunkt fur die zweite Grundannahme, also der Folgen der Wahrnehmung(sdifferenz), ist die Aussage Davison's (1983, S.3): „the impact that they expect this communication to have on others may lead them to take some action.“ Aus der Wahrnehmungskomponente wird also eine Verhaltenskomponente, der sogenannte Third- Person -Behavior. „Behavior“ wird hier als Sammelbegriff aller Formen von Konsequenzen bezeichnet. Es entsteht also ein Denken, dass andere Menschen starker als die eigene Person von den Inhalten in den Medien beeinflusst werden, welches Folgen fur individuelle Vor- und Einstellungen sowie Verhaltensabsichten und Verhalten hat. (vgl. Dohle, 2013, S.17 f.) Folgen konnen beispielsweise sein, bestimmte Inhalte in den Medien verbieten oder zumindest einzuschranken zu wollen (ebd., S.64).

Der Influence-of-Presumed-Media-Influence-Approach steht fur eine ahnliche Sichtweise, die dem Third-Person-Effekt sehr ahnelt, wobei ausgesagt wird, dass Vor- und Einstellungen sowie Verhaltensabsichten und Verhalten nicht durch die Wahrnehmungsdifferenzen beeinflusst werden. Vielmehr wird unterstellt, dass es Folgen haben kann, wenn Individuen den Medien den Einfluss auf andere Rezipienten zuschreiben. Oft gilt er als eigener Ansatz, weil ihm eine besondere Aussagekraft zugeschrieben werden kann. Er ist nicht auf das Erscheinen von Wahrnehmungsdifferenzen im Sinne der Third-Person-Perception angewiesen. (vgl. Dohle, 2013, S.18; Gunther & Storey, 2003)

Wie schon erwahnt, gilt der Third-Person-Effekt als Theorie indirekter Medienwirkungen. Verzerrte Wahrnehmungen des Einflusses von Medien sind an sich ein sehr bemerkenswertes Phanomen. Die Wirkungen sind namlich indirekt und entstehen, weil direkte Wirkungen auf andere vermutet werden. Kommen Konsequenzen dazu, wie die zweite Grundannahme besagt, kann der Third-Person-Effekt als Ansatz zur Beschreibung von Medienwirkung genutzt werden. (vgl. Dohle, 2013, S.18)

In Abbildung 6 wird dieses Phanomen durch ein Modell veranschaulicht. Dabei werden die zwei Grundannahmen des Third-Person-Effekts aufgefuhrt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6 Modell des Third-Person-Effekts. (Quelle: Dohle, 2013, S.20)

Das Individuum ist immer Ausgangspunkt. Ein Individuum rezipiert Medien, wobei es Medienwirkungen auf andere Personen (Third Persons) vermutet. Gleichzeitig entsteht eine Medienwirkung auf die eigene Person (First Person). Diese Differenz aus zugeschriebenen Wirkungen auf die eigene Person und andere Personen wird als Third-Person-Perception bezeichnet, was immer voraussetzt, den Third Persons eine starker Medienwirkung zu unterstellen. Ergeben sich aus der Third-Person-Perception Folgen, so wird dies als Third- Person-Behavior beschrieben. Falls aber nur die vermutete Wirkung auf die Third Persons als relevant fur individuelle Folgen eingeschatzt wird, kann die Perspektive des Influence-of- Presumed-Media-Influence eingenommen werden. Auch der Pfad von der Medienrezeption uber die Medienwirkung auf die eigene Person bis hin zu den individuellen Konsequenzen wird als direkter Wirkungsweg gesehen, da das Bewusstsein einer Wirkung auf die eigene Person konkret bedacht wird und man so von einem direkten und gleichzeitig reflektieren Vorgang reden kann. (vgl. Dohle, 2013, S.19)

5.1.1 Third-Person-Effekt und medial vermittelte Schonheitsideale

Das Aussehen von Frauen und Mannern in den Medien entspricht selten dem der Normalbevolkerung, Ergebnissen von Inhaltsanalysen nach sind Frauen und Manner im Fernsehen deutlich haufiger schlanker als in der Realitat: Von 1018 Hauptfiguren im Fernsehen waren 14% der Frauen und 24% der Manner ubergewichtig oder fettleibig, weniger als die Halfte ihres Anteils in der Allgemeinbevolkerung. Ubergewichtige und fettleibige Frauen wurden mit geringer Wahrscheinlichkeit als attraktiv angesehen, hatten weniger Gelegenheit, mit romantischen Partner*innen zu interagieren oder korperliche Zuneigung zu zeigen. Ubergewichtige und adipose Manner interagieren seltener mit romantischen Partner*innen und Freund*innen oder sprachen uber Verabredungen, und es wurde eher gezeigt, dass sie essen. (vgl. Greenberg et al., 2003) Medien fungieren als gesellschaftlicher Trager und Ubermittler von kulturellen Idealen, einschlieBlich des Ideals als Frau schlank zu sein (vgl. Bissel, 2002, S.4). Die Befurchtung ist, dass diese Darstellung attraktiver Manner und Frauen in den Medien zu psychischen Problemen mit dem eigenen Aussehen und sogar zu ernsten physischen Problemen fuhren kann, wie z.B. Essstorungen. (vgl. Schemer, 2003, S.524)

Es liegen mehrere Studien zur Wahrnehmung medial vermittelter Schonheitsideale vor, wobei die Wahrnehmungsdifferenzen im Sinne des Third-Person-Effekts gemessen wurde (vgl. Chia 2007; Choi et al. 2008; David et al. 2002). Vereinzelt wurden auch die Folgen dieser Differenzen untersucht (Chia 2007).

In den Studien wurden alien Befragten Bilder von weiblichen Fotomodellen - meistens aus der Werbung - vorgezeigt. Dabei variieren die Bilder in den einzelnen Studien: In der Studie von Chia (2007) wurden 149 chinesischen Studentinnen aus Singapur Bilder von asiatischen und weiBen Frauen gezeigt, welche alle ein identisches Schlankheitsideal zeigten. Die Untersuchung von David et al. (2002) befragte 80 Studentinnen, wovon jeweils die Halfte weiB und die andere Halfte dunkelhautig waren. Ihnen wurden Bilder von weiBen und dunkelhautigen Models gezeigt. Die Studie von Choi et al. (2008) hatte 86 weibliche studentische Teilnehmerinnen, wobei uber 80% weiB waren. Auf diese Weise waren verschiedene Vergleiche zwischen den Studien moglich.

Eine weitere Differenz ergab sich auBerdem durch die Selektion der Personengruppen, wobei die Befragten deren Beeinflussung einschatzen sollten: Chia (2007) vermutete den Einfluss auf weibliche und mannliche Freunde, Choi et al. (2008) den vermuteten Einfluss auf verschiedene Gruppen von Frauen und Mannern und David et al. (2002) den vermuteten Einfluss auf weiBe und dunkelhautige Frauen.

Bestatigen lasst sich in allen Studien, dass andere Personen als beeinflussbar fur Wirkungen einer Rezeption von Bildern attraktiver Frauen gehalten werden als die Person selbst, bezogen auf vermutete Einflusse auf Vorstellungen vom idealen Aussehen oder Korpergewicht. Choi et al. (2008) nimmt an, dass Freundinnen aus der naheren Umgebung fur nicht so beeinflussbar eingestuft werden als Personen aus entfernteren Kreisen.

Differenzen in Bezug auf die eigene Person gab es bei David et al. (2002): Bei der Angabe der wahrgenommenen Effekte auf andere - der gleichen oder anderen Rasse - gaben sowohl Dunkelfarbige als auch WeiBe an, dass die Medieneffekte starker waren, wenn die Rasse des Models mit der Rasse der Befragten ubereinstimmte.

Bei den Studien von Chia (2007) und Choi et al. (2008) wurde nur nach den vermuteten Einflussen zum idealen Aussehen von Frauen gefragt, nicht etwa auf die vermuteten Einflusse unterschiedlicher Personengruppen mit ihrem eigenen Aussehen. Daher stechen gerade bei den beiden Studien vermutete Wahrnehmungsdifferenzen hervor. In den beiden Untersuchungen gab es die Vermutung, dass die mannlichen Freunde durch die idealisierten Frauenbilder beeinflussbarer sind als die Befragten selbst oder ihre weiblichen Freunde.

Chia (2007) kam noch zu dem Befund, was die Folgen von Einflusswahrnehmungen angeht. Die Rezeption der Modelbilder zeigte ausnahmslos signifikante Einflusse auf die Selbstwahrnehmung: Je groBer der wahrgenommene Einfluss der Bilder auf sich selbst, desto starker ist auch die Bereitschaft, das eigene Gewicht durch Verhalten zu reduzieren. Die vermuteten Einflusse in Bezug auf mannliche oder weibliche Freunde waren hingegen bedeutungslos.

Insgesamt lasst sich sagen, dass der Einfluss einer Rezeption attraktiver und schlanker Models in Bezug auf Wahrnehmungsdifferenzen bei anderen Personen starker als bei einem selbst ist. Wenn die Models der eigenen Person ahneln, im untersuchten Fall war es die Hautfarbe, dann ist die selbst eingeschatzte Wirkung geringermaBen starker. Manner wurden auBerdem beeinflussbarer durch Bilder von weiblichen Models in Bezug auf ein gemessenes Schlankheitsideal eingeschatzt, wenn die Studien geschlechterspezifisch durchgefuhrt wurden. Es gab zudem kaum Ergebnisse in Bezug auf die individuellen Folgen von Wahrnehmungs(-differenzen). Zusatzlich gab es nur eine geringe Anzahl an solchen Studien in Bezug auf den Third-Person-Effekt und medial vermittelte Schonheitsideale. Daneben wurden auch keine Manner befragt oder die Wirkung von medial dargestellten Mannern im Kontext vom Third-Person-Effekt erforscht.

6 Methodisches Vorgehen: Quantitative Befragung

Im folgenden Teil dieser Arbeit werden das Forschungsdesign, also die Datenerhebung, Datenkontrolle und -interpretation sowie die Methoden der Datenanalyse erlautert. Es geht um die Frage, inwiefern soziale Medien und die mediale Nutzung einen Einfluss auf das Schonheitsideal von jungen Menschen haben. Unter anderem wird untersucht, welche Wirkungen eine Darstellung idealisierter Medienakteure auf einen selbst und auf andere Personengruppen haben, im Sinne des Third-Person-Effekts.

6.1 Hypothesenbildung

Laut der ARD-ZDF-Onlinestudie (vgl. Kap. 3.1) hat die Altersgruppe der 14 bis 29-Jahrigen eine fast tagliche und angestiegene Nutzung von Smartphones sowie eine 97%ige Tagesreichweite im Internet. Die Nutzungsdauer stieg sogar um 55 Minuten an. 80% nutzen Online-Communitys wie Instagram oder Facebook mindestens einmal in der Woche.

In der Studie der American Psychological Association machen sich 48% der Millenials im Alter von 18 bis 37 Jahren ernsthafte Gedanken, welche Auswirkungen die Nutzung von Social Media auf sie haben kann. Zudem beklagten sie ein hoheres Stresslevel, welcher durch die Nutzung von sozialen Medien kommt. AuBerdem wurde im Kapitel 3.2 eine Umfrage von Deloitte vorgestellt bei der herausgefunden wurde, dass 67% der Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahren ihr Smartphone zu viel nutzen, was auch Auswirkungen in Form von Kopfschmerzen oder Ablenkung bei anderen Aufgaben hat. Selbst schlechtere Schlafqualitat, niedrigeres Selbstwertgefuhl und ein hoheres MaB an Depressionen wurden bei 11 bis 17- Jahrigen durch Woods und Scott erkannt. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich zwei Hypothesen aufstellen. (vgl. Kap. 3.2)

Die erste Hypothese lautet wie folgt:

H1a: Soziale Medien haben mehr negative Auswirkungen auf die Gesundheit von jungen Menschen als auf altere Menschen.
H0a: Soziale Medien haben nicht mehr Auswirkungen auf die Gesundheit von jungen Menschen als auf die von alteren Menschen.
Die zweite Hypothese lautet:
H1b: Je mehr soziale Medien genutzt werden, desto mehr negative Auswirkungen hat es auf die Gesundheit junger Menschen.
H0b: Die haufige Nutzung von sozialen Medien, hat keine Auswirkungen auf die Gesundheit junger Menschen.

Der Kult der Schonheit ist ein Ringen um die soziale und personliche Positionierung. Viele behaupten sich nur fur sich selbst schon zu machen oder um sich dann wohler zu fuhlen. Die Verknupfung von Sich-schon-Machen und Sich-wohl-Fuhlen ist so gesehen eine Strategie um Schonheitshandeln nicht als Anpassung an Normen und somit als Unterordnung zu sehen. Daraus schlieBend lasst sich die Hypothese aufstellen, dass Menschen sich schon machen, um soziale Anerkennungseffekte zu erzielen, welche sie nutzen, um ihr Selbstbewusstsein zu starken. Gelingt es ihnen nicht, konnte dies Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben. (vgl. Kap. 4) Die dritte Hypothese lautet also:

H1c: Menschen versuchen durch das Schonheitshandeln soziale Anerkennungseffekte zu erzielen.
H0c: Menschen versuchen durch das Schonheitshandeln keine Effekte zu erzielen.

[...]

Fin de l'extrait de 103 pages

Résumé des informations

Titre
Schönheitsideale in den sozialen Medien. Welche Auswirkungen hat die mediale Nutzung auf das Schönheitsideal von jungen Menschen?
Université
University of Applied Sciences Braunschweig / Wolfenbüttel; Salzgitter
Note
1,7
Auteur
Année
2021
Pages
103
N° de catalogue
V1034831
ISBN (ebook)
9783346442376
ISBN (Livre)
9783346442383
Langue
allemand
Mots clés
schönheitsideale, medien, welche, auswirkungen, nutzung, schönheitsideal, menschen
Citation du texte
Robin Lindner (Auteur), 2021, Schönheitsideale in den sozialen Medien. Welche Auswirkungen hat die mediale Nutzung auf das Schönheitsideal von jungen Menschen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1034831

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