Training der Sprinttechnik im Fußball

Technikleitbild und Methoden des Techniktrainings


Hausarbeit, 2020

30 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Literatursuche

3 Begriffsbestimmungen
3.1 Bedeutung und Funktion der Sprinttechnik
3.2 Bedeutung und Funktion des Sprinttechniktrainings

4 Technikleitbild
4.1 Starttechnik
4.2 Sprinttechnik in der Beschleunigungsphase
4.3 Sprinttechnik in der Maximalgeschwindigkeitsphase

5 Fokus der Aufmerksamkeit

6 Sprint-ABC

7 Schrittlange und Schrittfrequenz

8 Der Armschwung

9 Diskussion
9.1 Erweitertes Technikleitbild
9.2 Fokus der Aufmerksamkeit
9.3 Koordinationsubungen (Sprint-ABC)
9.4 Schrittlange und Schrittfrequenz
9.5 Der Armschwung

10 Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Auftaktbewegungen vor Schnelligkeitsaktionen in Spielen auf europaischem Spitzenniveau (modifiziert nach Rehhagel, 2011, S. 91)

Abbildung 2. Schematische Darstellung der Schrittabfolgen bei verschiedenen Starttechniken

Abbildung 3. Beispielhafte Cues fur internen und externen Fokus (modifiziert nach Benz et al., 2016, S. 2)

Abbildung 4. Popularitat verschiedener Sprint-ABC-Ubungen. (modifiziert nach Whelan et al., 2016, S. 5)

Abbildung 5. Heel Flick Drill in zeitlicher Abfolge (modifiziert nach Whelan et al., 2016, S. 4)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1. Literaturubersicht zur Thematik Starttechnik in Spielsportarten

Tabelle 2. Literaturubersicht zum Fokus der Aufmerksamkeit

Tabelle 3. Protokoll des kombinierten Schnelligkeitstrainings. modifiziert nach (Wagganer et al., 2014, S. 714)

1 Einleitung

Passen, SchieBen, Dribbeln, Kopfball und Zweikampf sind die, Seele des Spiels'. Es ist unschwer zu erkennen, welche Relevanz ihnen im FuBball zukommt. Ein vermeintlich weitaus unspektakularer Teil des Spiels ist der Sprint. Dieser stellt jedoch eine entscheidende Komponente im Spektrum der motorischen Leistungsfahigkeiten im Anforderungsprofil eines FuBballspielers dar.

In den vergangenen Jahren wurde ein deutlicher Anstieg des Anteils von intensiven Laufen und Sprints an der Gesamtwegstrecke der Spieler beobachtet (Andrzejewski, Chmura, Pluta, & Konarski, 2015). Daruber hinaus ist eine positionsabhangige Wichtigkeit festzustellen (Di Salvo et al., 2007). Sturmer und Flugelspieler legen insgesamt die groBten Distanzen im Sprinttempo zuruck, zentrale Mittelfeldspieler und erwartungsgemaB Torhuter am wenigsten (Andrzejewski et al., 2015; Di Salvo et al., 2010; Di Salvo, Gregson, Atkinson, Tordoff, & Drust, 2009). AuBerdem zeigt sich die hohe Wichtigkeit des Sprints darin, dass er die am haufigsten auftretende Aktion vor dem Erzielen von Toren, sowohl bei Torschutzen als auch bei Torvorbereitern, ist (Faude, Koch, & Meyer, 2012). Desto hoher das Spielniveau bemessen an der Ligenzugehorigkeit, desto niedriger sind die Sprintzeiten eines Spielers im Mittel (Steinhofer, 2015). Die Mehrheit der Sprints erfolgt uber kurze Distanzen von 0 bis 10 m (Di Salvo et al., 2010, 2009).

Der Sprintfahigkeit scheint eine sehr bedeutende Rolle zuzukommen. Viele Spieler haben bedingt durch die Sportart auch viel Erfahrung mit dem Sprinten, allerdings ist eine technisch saubere Sprinttechnik nur selten beobachtbar (Jarvis, 2015). Die vorliegende Arbeit beschaftigt sich daher mit der Fragestellung: Wie kann die Sprinttechnik von FuBballspielern verbessert werden?

Im nachfolgenden Teil soll zunachst die Bedeutung und Funktion der Sprinttechnik und des Sprinttechniktrainings fur den FuBballsport aufgezeigt werden sowie ein Technikleitbild dargestellt werden. Fortlaufend werden die wichtigsten Methoden des Techniktrainings aufgezeigt, erlautert und diskutiert. AbschlieBend wird ein zusammenfassender, praxisrelevanter Ausblick gegeben.

2 Literatursuche

Die Literatursuche wurde mit Hilfe der Suchmaschinen bzw. Datenbanken PubMed, GoogleScholar, SPONET, SPORTDiscus und Pro Quest Ebook Central durchgefuhrt. Der Suchzeitraum erstreckte sich von Mai 2020 bis September 2020. Gesucht wurde nach folgenden Begriffen: sprinting, sprint training, sprint training soccer, sprinting technique, sprinting technique soccer, sprinting biomechanics, sprinting biomechanics soccer, running technique, running technique soccer, sprint running, sprint coaching, focus of attention, verbal cueing, arm swing mechanics, running mechanic drills, false step, forward step, resisted sprinting, assisted sprinting, supramaximal sprinting

3 Begriffsbestimmungen

Zunachst sollen die in dieser Arbeit zentralen Begriffe Sprinttechnik und Sprinttechniktraining definiert und erlautert werden. Gleichzeitig soll die Bedeutung und Funktion bestimmt werden und eine Einordnung in den Kontext der Sportart FuBball erfolgen.

3.1 Bedeutung und Funktion der Sprinttechnik

Hottenrott und Neumann (2016, S. 232) beschreiben den Begriff Technik folgendermaBen:

Die sportliche Technik stellt ein Idealmodell eines Bewegungsablaufs dar, der sich z. B. auf eine Sportart oder Sportdisziplin bezieht. Sie reprasentiert die Realisierung einer angestrebten, Idealbewegung‘ oder optimierten Zieltechnik. Das Losungsverfahren, welches zur Ausfuhrung der optimalen Bewegungshandlung fuhrt, kann nur durch den Sportler selbst gelost werden.

Die Technik nimmt in Spielsportarten wie FuBball eine elementare, leistungsbeeinflussende Position ein (Hottenrott & Neumann, 2016). Die Schnelligkeit wird herausragend von den Kraftfahigkeiten und der Koordination konstituiert, wobei die Sprinttechnik in den koordinativen Bereich einzuordnen ist (Steinhofer, 2015).

Hottenrott und Neumann (2016) beschreiben verschiedene Funktionen der sportlichen Technik, welche weitergehend anhand der Sprinttechnik im Kontext FuBball erlautert werden. Ausgehend von der ublichen Klassifikation eines Sprints in der 1. Bundesliga (ab 22.68 km/h) ist es theoretisch moglich, ein Spiel erfolgreich ohne Sprinten zu bestreiten. Allerdings findet dies in der Praxis kaum statt (Di Salvo et al., 2007). Die Sprinttechnik nimmt damit im FuBball keine direkte Voraussetzungsfunktion wie Pass-, Schuss- oder Dribbeltechnik ein. Durch die Verbesserung der Sprinttechnik ist es moglich, eine hohere Laufgeschwindigkeit zu erreichen, welche in vielen Spielsituationen den entscheidenden Unterschied bedeuten kann (Weineck, 2004). Beispielsweise konnen Konterangriffe schneller vollendet werden, woraus sich eine hohere Wahrscheinlichkeit der Torchance und -erzielung ergibt (Stober, 2011).

Der Wirkungsgrad zyklischer Bewegungen, in diesem Fall die Vortriebskraft beim Sprinten an sich, kann durch eine adaquate Sprinttechnik erhoht werden. Dasselbe gilt fur azyklische Bewegungen, welche meist als Anschlussaktion des Sprints stattfinden. Eine hohere Beschleunigung fuhrt zu mehr Sprunghohe beim Kopfball und zu einer groBeren Reichweite im Tackling.

Die Reduktion von Belastungen bzw. die Erhohung der Belastbarkeit durch technisch korrektes Sprinten macht den Bewegungsablauf insgesamt okonomischer. In Konsequenz dessen verringert sich der Energieaufwand sowie das Risiko fur Verletzungen bzw. Fehlbelastungen (Weineck, 2004).

3.2 Bedeutung und Funktion des Sprinttechniktrainings

Im Allgemeinen umfasst das Techniktraining die Gesamtheit aller Verfahren, die zur Ausbildung sportlicher Technik appliziert werden und dabei das Ziel einer erfolgreichen individuellen Anwendung im Wettkampf verfolgen. Es beabsichtigt stets eine Verbesserung der Bewegungskoordination und wird daher als motorisches Lerntraining bezeichnet (Hottenrott & Neumann, 2016).

Das Sprinttechniktraining im Speziellen ist ein Teilbereich des Schnelligkeitstrainings. Plisk (2008) kategorisiert die Methoden des Sprintschnelligkeitstrainings in Primar-, Sekundar- und Tertiarmethoden. Das Sprinttechniktraining wird hierbei als Primarmethode hinsichtlich der Verbesserung der Sprintschnelligkeit angesehen. Charakteristisch fur das Techniktraining ist, dass es im Vergleich zu Sekundar- und Tertiarmethoden (wie zum Beispiel Widerstandssprints oder Krafttrainingsmethoden) mit submaximaler Intensitat durchgefuhrt werden kann. Im Fokus steht dabei, die richtige Sprinttechnik zu erlernen und diese zu automatisieren, sodass die Technikausfuhrung auch unter Einfluss unerwarteter Storfaktoren und zunehmender Ermudung stabil ablauft (Hottenrott & Neumann, 2016).

Jarvis (2015) betont, dass nicht nur Primarmethoden zu einer Verbesserung der Technik fuhren, sondern auch Sekundarmethoden, welche eigentlich keine Progression der Technik intendieren. Gegenstand der Arbeit sollen daher die Primarmethoden nach Plisk (2008) sowie jene Sekundarmethoden, welche nachweislich eine direkte Manipulation der Technik verursachen, sein (Elvira, Avila, Palao, & Alcaraz, 2008; Lahti et al., 2019; Lockie, Murphy, & Spinks, 2003; McNaughton & Kelly, 2010).

4 Technikleitbild

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Idealbewegung bzw. das Technikleitbild nicht grundsatzlich die optimale technische Ausfuhrung fur jeden Athleten darstellt. Vielmehr erfullt es den Zweck einer Orientierungsgrundlage, welche selbstverstandlich keine Allgemeingultigkeit besitzen soll (Hottenrott & Neumann, 2016).

Im Folgenden wird ein Technikleitbild fur das Sprinten in der Sportart FuBball gegeben. Dies erfolgt gemaB der gangigen Unterteilung in Start-, Beschleunigungs- und Maximalgeschwindigkeitsphase. Die beschriebenen Ideale sind vornehmlich aus dem leichtathletischen Sprint ubernommen, dennoch besitzen sie weitestgehend auch fur die Sportart FuBball ihre Gultigkeit (Jarvis, 2015).

4.1 Starttechnik

In gangigen Technikleitbildern zum Sprinten in der Sportart FuBball scheint die Starttechnik bislang nicht beschrieben zu sein (Jarvis, 2015; Jeffrey & Bate, 2014). Es ist offensichtlich, dass das Loslaufen in der Sportart FuBball grundverschieden mit dem Blockstart in der Leichtathletik ist. Einerseits ist festzustellen, dass im FuBball die meisten Sprintaktionen aus dem, Fliegen‘ bzw. aus der Bewegung heraus beginnen (s. Abbildung 1). Die Mehrheit der Sprints beginnt daher ohne wirkliche Starttechnik. Weitere Loslauf-Szenarien sind Sidestep und Ruckwartsloslaufen, welche nach Sheppard und Young (2006) als Richtungswechseltechnik kategorisiert und deshalb nicht weiter erlautert werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Auftaktbewegungen vor Schnelligkeitsaktionen in Spielen auf europaischem Spitzenniveau (modifiziert nach Rehhagel, 2011, S. 91)

Dennoch beginnt jeder funfte Sprint aus dem Stand (Rehhagel, 2011), weshalb ein ganzheitliches Technikleitbild unbedingt die richtige Starttechnik berucksichtigen sollte. Zum gegenwartigen Zeitpunkt liegt nur eine Untersuchung zur Technik des Starts im FuBball vor (LeDune, Nesser, Finch, & Zakrajsek, 2012). Eine durchaus relevante Anzahl an Veroffentlichungen aus anderen Sportarten ermoglicht es, ein Leitbild fur die Starttechnik zu formulieren. Tabelle 1 gibt einen Uberblick zu Studien, welche Athleten aus unterschiedlichen Spielsportarten hinsichtlich ihrer Starttechnik untersuchten.

Insgesamt wurden die drei Starttechniken Parallelstart, Forward Step sowie False Step untersucht. Ersterer bezeichnet das Loslaufen mit parallel stehenden FuBen. Diese Technik ist fur Spielsportler von geringer Relevanz, da kaum aus dieser Position losgelaufen wird (Frost & Cronin, 2011). Zudem erwies sie sich als eindeutig langsamer im Vergleich zu den anderen vorgeschlagenen Techniken (Frost & Cronin, 2011; Johnson et al., 2010). Aus diesen Grunden wird auf eine Erlauterung der Parallelstart-Technik verzichtet und ausschlieBlich auf die verbleibenden Hypothesen eingegangen.

Tabelle 1. Literaturubersicht zur Thematik Starttechnik in Spielsportarten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkung. Die Resultat-Spalte berucksichtigt ausschlieBlich Unterschiede zwischen Forward Step und False Step.

Das Loslaufen mit der False Step-Technik erfolgt mit einem Schritt entgegen der intendierten Bewegungsrichtung (Kraan, van Veen, Snijders, & Storm, 2001). Dies klingt zunachst paradox, jedoch konnte die Mehrheit der vorliegenden Studien einen Vorteil gegenuber dem direkten Vorwartslaufen der Forward Step-Hypothese finden (s. Tabelle 1). Kraan et al. (2001) identifizierten den False Step als, naturlichen‘ Mechanismus. 95 Prozent der getesteten Athleten wandten automatisch die False-Step-Technik an, wenn man ihnen zuvor keine Technikanweisung gab.

Die Forward Step-Technik versucht jegliche Art von Schritt entgegen der intendierten Laufrichtung bewusst zu unterdrucken. Diese Technik findet bislang vor allem im American Football seine Anwendung (Cusick, Lund, & Ficklin, 2014). Wie in Abbildung 1 zu erkennen ist, erfolgt der Start direkt in die Bewegungsrichtung. Diese Herangehensweise folgt damit dem Weg- Zeit-Gesetz. Die Theorie besagt, dass ein kurzerer Weg bei konstanter Geschwindigkeit in weniger Zeit zuruckgelegt werden kann.

Schlussendlich verbleiben relevante Belege fur beide Hypothesen. Insgesamt zeigte sich der False Step (Cusick et al., 2014; Kraan et al., 2001; Schwenzfeier, Rhoades, Fitzgerald, Whitehead, & Short, 2020) gegenuber dem Forward Step (Knudsen & Andersen, 2017; LeDune et al., 2012) in der Mehrheit der Untersuchungen als uberlegene Technik. Drei Untersuchungen fanden keine eindeutigen (Johnson et al., 2010) bzw. nur teilweise vorteilhafte Befunde zugunsten des Forward Steps (Frost & Cronin, 2011) oder des False Steps (Cronin, Green, Levin, Brughelli, & Frost, 2007).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2. Schematische Darstellung der Schrittabfolgen bei verschiedenen Starttechniken

4.2 Sprinttechnik in der Beschleunigungsphase

Das vorrangige Ziel in der Beschleunigungsphase ist es, die hochstmogliche Geschwindigkeit in der kurzestmoglichen Zeit zu erreichen (Jeffrey & Bate, 2014).

Der erste Schritt sollte weder zu kurz noch zu lang sein, daher gilt es optimale Lange zu finden (Plisk, 2008). Der FuBaufsatz findet hinterhalb des Knies statt, sodass aus der sagittalen Ansicht ein negativer Schienbeinwinkel bzw. ein hoher Grad an Knieflexion zu erkennen ist (Jarvis, 2015). Dies geschieht, um vor allem die Kraft der vierkopfigen Oberschenkelmuskulatur zu nutzen. Mit zunehmender Geschwindigkeit vermindert sich dieser Zustand graduell, gleichzeitig erfolgt eine zunehmende Aufrichtung der Oberkorpers. Dieser Vorgang darf nicht zu schnell oder gar abrupt erfolgen, da sich der Korperschwerpunkt so zu fruh nach hinten verlagert und die Bremskrafte dadurch unnotig erhoht werden (Plisk, 2008).

Das Schwungbein befindet sich in optimaler Hohe uber dem Boden, um die Flugzeit moglichst gering zu halten. Falls hierbei ein schleich- oder hupfartiges Bewegungsmuster festgestellt wird ist das Schwungbein entweder zu hoch (hupfartig) oder zu niedrig (schleichartig).

Zum Ende des Abdrucks ergibt sich eine Dreifachstreckung von Knie-, Huft- und Sprunggelenk gleichzeitig mit einem Korperneigungswinkel von 45 Grad (Jeffrey & Bate, 2014).

Der Armschwung erfolgt gegengleich und geradlinig von vorne nach hinten, keinesfalls uberkreuzend vor dem Korper oder zur Seite hin, wodurch exzessive Oberkorperrotationen vermieden werden (Brown & Vescovi, 2003). Wenngleich extrem simplifizierend kann das Beispiel Eiskunstlauf herangezogen werden, wobei die Entfernung der Arme vom Rumpf die Beschleunigung des Athleten bestimmen (Brown & Vescovi, 2003). Die Bewegung des Arms erfolgt bis auf Schulterhohe des kontralateralen Arms der Stutzbeinsseite. Der ipsilaterale Arm wird nach hinten unten bewegt, wobei sich der Ellenbogenwinkel vergroBert und eine Extension der Schulter erfolgt. In Abhangigkeit der Schultermobilitat wird die Hand bis zur Hufte zuruckgefuhrt, idealerweise sogar etwas weiter (Jeffrey & Bate, 2014).

Der Rumpf wird moglichst stabil gehalten und das Uberstrecken des Nackens sollte vermieden werden (Plisk, 2008), sofern die Beobachtung des Spielgeschehens dadurch nicht beeintrachtigt wird.

4.3 Sprinttechnik in der Maximalgeschwindigkeitsphase

Die Maximalgeschwindigkeitsphase versucht das durch die Beschleunigungsphase erreichte Maximaltempo aufrechtzuerhalten. Im Spiel findet sie zwar deutlich seltener statt als die Beschleunigungsphase (Di Salvo et al., 2009; Jeffrey & Bate, 2014), dennoch kann sie beispielswiese in Kontersituationen den entscheidenden Unterschied zwischen Tor oder Nicht- Tor bedeuten (Stober, 2011).

Charakteristisch fur die Maximalgeschwindigkeitsphase ist die permanent aufrechte Oberkorperposition, welche erst bei Richtungsveranderung bzw. Beschleunigungsanderung aufgelost wird (Jeffrey & Bate, 2014).

Der FuBaufsatz passiert optimalerweise direkt unter dem Korperschwerpunkt mit dem VorfuB, wodurch Bremskrafte moglichst gering gehalten werden (Jarvis, 2015; Jeffrey & Bate, 2014; Plisk, 2008). Ein Aufsatz mit der Ferse ist meist auf eine zu groBe Schrittlange zuruckzufuhren und sollte unbedingt korrigiert werden (Plisk, 2008).

Der FuB des Schwungbeins begibt sich in Dorsalextension, wenn er nach vorne gefuhrt wird (Plisk, 2008). Bevor der Bodenkontakt erfolgt, geschieht eine reflexive Extension des Unterschenkels, wodurch der negative Schienbeinwinkel aufgelost wird (Plisk, 2008). Die Knie stehen im Moment des FuBaufsatzes nebeneinander (Jarvis, 2015), wahrend ubermaBige AuBenrotation im Sprunggelenk vermieden wird (Plisk, 2008).

Eine gleichzeitige Knie- und Huftflexion sollte erkennbar, aber nicht zu exzessiv sein, da sich so die Verletzungsgefahr erhoht (Jarvis, 2015). AuBerdem ist das starke Absenken des Korperschwerpunkts ein Kennzeichen fur eine zu starke vertikale Komponente im Abdruckverhalten (Plisk, 2008). Entgegen der Beschleunigungsphase ist am Ende des Abdruckverhaltens keine vollstandige Dreifachstreckung vorgesehen (Jarvis, 2015).

Der Armschwung ist weitgehend identisch mit der Ausfuhrung wahrend der Beschleunigungsphase, einzig der Ellenbogenwinkel sollte wahrend der Schulterextension konstant bleiben (Jeffrey & Bate, 2014).

Der Rumpf wird stabil gehalten, um transversale Rotation zu minimieren (Brown & Vescovi, 2003). Der Kopf ist in Verlangerung der Wirbelsaule nach vorne gerichtet und eine Hyperextension oder Hyperflexion der Halswirbelsaule wird vermieden (Plisk, 2008), sofern die Beobachtung des Spielgeschehens dies zulasst (Jeffrey & Bate, 2014).

5 Fokus der Aufmerksamkeit

Grundbestandteil eines jeden angeleiteten Trainings sind verbale Instruktionen. Idealerweise sollten diese die Leistung bzw. Ausfuhrung des Athleten verandern bzw. verbessern. Viele Faktoren bestimmen daruber, inwiefern verbale Instruktionen den Output beeinflussen. Der Fokus der Aufmerksamkeit ist dabei ein sehr wichtiger (Porter, Wu, Crossley, Knopp, & Campbell, 2015). Verbal Cueing bezeichnet verschiedene Methoden der verbalen Kommunikation mit der Intention, den Fokus der Aufmerksamkeit gezielt zu lenken (Benz, Winkelman, Porter, & Nimphius, 2016). Die Konzentration eines Individuums wird dabei auf bestimmte Gegebenheiten der Umwelt oder der Bewegungsausfuhrung gelenkt, um eine motorische Fertigkeit kurz-, mittel- und langfristig zu verbessern (Winkelman, Clark, & Ryan, 2017).

Prinzipiell kann zwischen externem Fokus und internem Fokus differenziert werden (Porter et al., 2015; Wulf, 2013). Der interne Fokus impliziert, dass der Athlet sich wahrend der Bewegungsausfuhrung auf ein bestimmtes Korperteil oder eine Teilbewegung konzentriert bzw. seinen Fokus darauf legt (Wulf, 2013). Im Kontext Sprinttraining konnte einem Spieler die Anweisung „explodier durch deine Hufte" gegeben werden (s. Abbildung 3), wobei der Fokus auf das Korperteil Hufte bzw. die Teilbewegung Huftstreckung gelegt wird (Benz et al., 2016).

Der externe Fokus zentriert den Fokus weg vom Inneren hin zum AuBeren und damit auf die Umwelt (Wulf, 2013). Der Sportler achtet hier nicht auf ein Korperteil oder eine Teilbewegung, stattdessen auf eine auBere Gegebenheit. Im Sprinttraining kann der Spieler beispielsweise mit dem verbalen Cue, druck dich vom Boden weg‘ angeleitet werden. Naturlich wird der Boden nicht weggedruckt, vielmehr druckt sich der Spieler vom Boden weg. Die Intention hierbei ist es die Huftstreckung bzw. Dreifachstreckung zu verbessern (Benz et al., 2016).

Uber die letzten 15 Jahre zeigte sich in der Untersuchung des Aufmerksamkeitsfokus eine Uberlegenheit des externen Fokus (Wulf, 2013). Die Vorteile der umweltzentrierten Aufmerksamkeitsbedingung fuhrten nachweislich zu einer Verbesserung der motorischen Leistungsfahigkeit und des motorischen Lernens und damit u. a. zu erhohter Effektivitat (z. B. Genauigkeit, Aufrechterhaltbarkeit, Gleichgewicht) und Bewegungseffizienz (z. B. muskulare Aktivitat, Kraftproduktion, kardiovaskulare Reaktion). Die positiven Effekte wurden dabei in verschiedenen Bewegungsaufgaben (u. a. Vertikalsprung, Pedalofahren, Schwimmen), Fertigkeitsniveaus und Altersgruppen beobachtet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Training der Sprinttechnik im Fußball
Untertitel
Technikleitbild und Methoden des Techniktrainings
Hochschule
Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport (vormals H:G Hochschule für Gesundheit & Sport, Technik & Kunst)
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
30
Katalognummer
V1037007
ISBN (eBook)
9783346450524
ISBN (Buch)
9783346450531
Sprache
Deutsch
Schlagworte
training, sprinttechnik, fußball, technikleitbild, methoden, techniktrainings
Arbeit zitieren
Andreas Kastner (Autor:in), 2020, Training der Sprinttechnik im Fußball, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1037007

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