Die sich mehr als ein Jahrhundert hinziehende Akkumulationskrise der Feudalwirtschaft, die Tendenz zur lokalen Selbstversorgung, sowie die Verschiebung der Machtverhältnisse zugunsten der Arbeiter*innen im 15.Jhdt., lässt sich als ganzheitliche Krise des Feudalismus und somit als Umbruchszeit der vorherrschenden Gesellschaftsordnung begreifen. Als Reaktion auf die frühbürgerlichen Revolutionen läutete die herrschende Klasse Europas die Grundlagen des kapitalistischen Weltsystems ein. Der blutige und diskontinuierliche „Übergang zum Kapitalismus“, mit der Maxime der Erschließung neuer
Wohlstandsquellen um jeden Preis, war nun geprägt von globaler Eroberung, Unterjochung und anderen Formen der gewalttägigen Aneignung, mit dem Ziel die ökonomische Basis der herrschenden Klasse auszuweiten, die Akkumulation von globaler Arbeitskraft und gleichzeitig die Enteignung der europäischen Arbeiterschaft voranzutreiben.
Die Entwicklung bzw. der Zwang hin zu einem kapitalistischen System sollte also nicht antagonistisch zum Feudalismus gelesen werden, ferner zeigt sich, dass sich der Kapitalismus nicht ohne der vorausgegangenen feudalen Machstrukturen bedingten Konzentration von Kapital und Arbeit hätte entwickeln können. Im Folgenden wird argumentiert, dass die „ursprüngliche Akkumulation“, also genannte vorausgegangene Konzentration von Kapital und der historische Scheidungsprozess in Produzent und Produktionsmittel, nicht der einzige Prozess waren. Verdeutlichen lässt sich die Konstituierung hierarchischer Herrschaftsverhältnisse freilich anhand vieler Dimension, der Erläuterung der spezifischen Situation und des Verhältnisses von Lohnarbeitenden und Versklavten sei sich in diesem Essay gewidmet.
Inhaltsverzeichnis
- Entstehungszusammenhang von Klassismus als Herrschaftsverhältnis
- Die sich mehr als ein Jahrhundert hinziehende Akkumulationskrise der Feudalwirtschaft
- Die Entwicklung bzw. der Zwang hin zu einem kapitalistischen System
- Der Beginn der Landenteignungen ab dem 15. Jhdt.
- Ein weiterer Mechanismus der Akkumulation geht auf die Preisrevolution und ihren verheerenden Auswirkungen zurück
- Doch überall leisteten Massen von Menschen auch Widerstand gegen die Zerstörung ihrer bisherigen Existenzweise
- Eine weitere Funktion zur Verfestigung der klassistischen Struktur war die Einrichtung staatlicher Fürsorgesysteme
- Das Gewaltausübung die wichtigste wirtschaftliche Kraft der ursprünglichen Akkumulation war
- Um auf meine Eingangsargumentation zurückzukommen, dass die „ursprüngliche Akkumulation“, darüber hinaus die Funktion der „Akkumulation von Unterschieden und Spaltungen innerhalb der Arbeiterklasse“ (ebd.: 78) erfüllte, die „für die Klassenherrschaft und die Herausbildung des modernen Proletariats konstitutiv wurde.“ (ebd.: 78)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit dem Entstehungszusammenhang von Klassismus als Herrschaftsverhältnis im Kontext der „ursprünglichen Akkumulation“ und beleuchtet dabei das Verhältnis von Lohnarbeiter*innen und versklavten Arbeiter*innen. Der Essay analysiert, wie die Entwicklung des Kapitalismus auf der Grundlage von Gewalt, Unterdrückung und der Enteignung der europäischen Arbeiterschaft erfolgte und gleichzeitig zur Spaltung der Arbeiterklasse durch die Konstruktion von klassistischen Ideologien führte.
- Die „ursprüngliche Akkumulation“ als Schlüsselprozess zur Herausbildung des Kapitalismus
- Die Rolle von Landenteignung und Preisrevolution in der Entstehung von Klassismus
- Der Einfluss von Sklaverei und Kolonialismus auf die Spaltung der Arbeiterklasse
- Die Bedeutung rassistischer Hierarchien als Instrument zur Unterdrückung und Spaltung
- Die Konstruktion klassistischer Ideologien und deren Auswirkungen auf die Arbeiterklasse
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beleuchtet zunächst die historische Entwicklung des Kapitalismus aus dem Feudalismus und die damit einhergehende „ursprüngliche Akkumulation“, die durch Landenteignung, Preisrevolution und die Verelendung der europäischen Arbeiter*innen geprägt war. Dabei wird der Kampf um Land und Ressourcen, der zu einer Vertiefung sozialer Unterschiede und der Entstehung von Vagabundentum und Wanderarbeit führte, hervorgehoben. Der Essay unterstreicht, dass die kapitalistische Klasse durch den Widerstand der europäischen Arbeiter*innen ihre präferierte Form der Sklaverei nicht als dominierendes Arbeitsverhältnis in Europa durchsetzen konnte, aber dennoch die Löhne senken und die arbeitende, eigentumslose Klasse in einen Zustand der vollkommenen Abhängigkeit und Verfügungsgewalt versetzen konnte.
Im weiteren Verlauf des Essays wird die Bedeutung der Sklaverei und der Kolonialproduktion für die Entstehung des Kapitalismus analysiert. Es wird deutlich gemacht, dass das Plantagensystem die industrielle Revolution förderte und die Grundlage für die internationale Arbeitsteilung schuf. Der Essay beleuchtet die Spaltung der Arbeiterklasse durch die Konstruktion rassistischer Hierarchien und die Verhinderung von Solidarität zwischen europäischen und afrikanischen Arbeitern. Die Konstruktion von klassistischen Ideologien, die die herrschende Klasse zur Aufrechterhaltung ihrer Macht einsetzte, wird ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Klassismus, ursprüngliche Akkumulation, Landenteignung, Preisrevolution, Sklaverei, Kolonialismus, Arbeiterklasse, Spaltung, rassistische Hierarchien, Ideologien, Herrschaft, Kapitalismus, Feudalismus.
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- Leander Fricke (Autor), 2020, Entstehungszusammenhang von Klassismus als Herrschaftsverhältnis, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1038591