Die Nullzinspolitik der EZB sowie insbesondere die Käufe von Staatsanleihen ab März 2015 führten zu Diskussionen über die Wirkung und Absicht dieser Maßnahmen in Hinblick auf verdeckte Staatsfinanzierung, Enteignung der Sparer und die wirtschaftlichen Nebenwirkungen dieser Maßnahmen.
Zudem wurde als Reaktion auf die Finanzmarktkrise eine umfassende Regulierung der Finanzmärkte und deren Akteure initiiert. Diese Regulierungsvorhaben verfolgen das Ziel, die Widerstandskraft der Märkte zu erhöhen und in künftigen Krisen eine Belastung der Staaten durch Rettungsmaßnahmen zu vermeiden.
Ein wesentlicher Baustein dieser Regulierungsvorhaben ist die Reform von Basel II, die im Dezember 2017 zur Veröffentlichung des finalisierten Basel III-Regelwerkes führte. Dieses Regelwerk definiert u.a. Anforderungen an die Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung von Banken. Da nach der Finanzmarktkrise weltweit in vielen Staaten (z.B. USA, Großbritannien, Japan) vergleichbare geldpolitische und regulatorische Maßnahmen durchgeführt wurden, führte dies in der Wissenschaft zu einer Resonanz in Form einer Diskussion über das Konzept und die Rückkehr der Financial Repression.
Grundsätzlich umfasst Financial Repression Maßnahmen des Staates und seiner Behörden mit dem Ziel, die Refinanzierungskosten des Staats zu verringern, indem beispielsweise Investoren durch restriktive Maßnahmen dazu gebracht werden, höhere Staatsanleihe-Bestände zu halten. In diesem Zusammenhang wird u.a. diskutiert, ob Financial Repressionen einen Beitrag zur Entlastung bzw. Sanierung der Staatshaushalte leisten kann und welche Nebenwirkungen damit verbunden sind.
Da die Basel III-Anforderungen die Geschäftsmodelle und das Anlageverhalten der Banken beeinflussen können, ergibt sich die Frage, ob Regelungen enthalten sind, die der Financial Repression dienen oder entsprechende Wirkungen entfalten.
Die Beantwortung dieser Frage für die einzelnen Regelungsbausteine der finalisierten Basel III-Regelungen ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Problemstellung
- Gang der Arbeit
- Grundlagen der Financial Repression
- Definition und Herkunft des Begriffs Financial Repression
- Volkswirtschaftliche Hintergründe
- Die Bedeutung der Staatsverschuldung
- Mittel zur Verringerung der Staatsverschuldung
- Grundlegende Wirkungsweisen der Financial Repression
- Die Bedeutung der Banken für die Staatsfinanzierung und die Financial Repression
- Instrumente der Financial Repression
- Historische Beispiele für Financial Repression
- Financial Repression in den USA 1945 - ca. 1980
- Financial Repression in China bis heute
- Kriterien zur Feststellung von Financial Repression
- Festlegung eines methodischen Rahmens
- Kriterien zur Beurteilung der repressiven Wirkung bankaufsichtlicher Instrumente
- Analyse der Basel III-Regelungen auf ihre Wirkung als Instrumente der Financial Repression
- Einführung in das Basel III-Regelwerk
- Die Grundstruktur von Basel III
- Zeitliche Einordnung der Basel III-Reform
- Anforderungen an das Eigenkapital der Institute
- Die Definition der Eigenmittel nach Basel III
- Die Eigenmittelanforderungen nach Basel III
- Die Ermittlung der Risk Weighted Assets (RWA)
- Ermittlung der RWA für Kreditrisiken
- Überblick
- RWA-Ermittlung für Forderungen an Staaten
- RWA-Ermittlung für andere Forderungsklassen und sonstige Aktiva
- Beurteilung der repressiven Wirkung im Kreditrisiko-Regelwerk
- Ermittlung der RWA für Marktrisiken
- Ermittlung der RWA für CVA Risiken
- Ermittlung der RWA für operationelle Risiken
- Der Output-Floor bei Kredit- und Marktpreisrisiken
- Die Leverage Ratio
- Anforderungen an die Liquidität der Institute
- Die Liquidity Coverage Ratio
- Die Net Stable Funding Ratio
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Analyse bankaufsichtlicher Vorschriften zu Eigenkapital und Liquidität im Hinblick auf ihre Wirkung als Instrumente der Financial Repression. Die Arbeit analysiert die Basel III-Regelungen und untersucht deren potenzielles repressives Potential für das Finanzsystem.
- Definition und Auswirkungen von Financial Repression
- Analyse der Basel III-Eigenkapitalanforderungen
- Bewertung der Basel III-Liquiditätsanforderungen
- Potenzielle Auswirkungen von Financial Repression auf die Bankrenditen
- Beurteilung der Rolle der Banken bei der Staatsfinanzierung und der Financial Repression
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Financial Repression. Sie erläutert die Definition des Begriffs, beleuchtet die volkswirtschaftlichen Hintergründe und skizziert die Instrumente der Financial Repression. Anschließend werden die Kriterien zur Feststellung von Financial Repression dargelegt und ein methodischer Rahmen für die Analyse der Basel III-Regelungen etabliert. Das vierte Kapitel befasst sich mit der detaillierten Analyse der Basel III-Regelungen. Es untersucht die Eigenkapitalanforderungen, die Risikowichtungsverfahren und die Liquiditätsanforderungen im Detail und bewertet deren potenzielle Auswirkungen auf die Bankrenditen.
Schlüsselwörter
Financial Repression, Basel III, Eigenkapital, Liquidität, Bankenaufsicht, Staatsfinanzierung, Bankrenditen, Risikowichtungsverfahren, Repressive Wirkung, Banksektor, Finanzsystem, Staatsverschuldung.
- Citar trabajo
- Andreas Münz (Autor), 2019, Analyse der bankaufsichtlichen Vorschriften zu Eigenkapital und Liquidität im Hinblick auf ihre Wirkung als Instrumente der Financial Repression, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1040317