Kombination von Spitzensport und Ausbildung


Pre-University Paper, 2001

25 Pages, Grade: 6 (CH!!)


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Problem: Spitzensport und Schulausbildung
2.1 Zielsetzung
2.2. Problemdarstellung
2.3 Eigene Erfahrungen

3 Lösungsmöglichkeiten
3.1 Privates Ski Internat Stams ( Österreich)
3.2 Private Sportmittelschule Engelberg
3.3 Kantonales Gymnasium Hofwil

4 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Kombination von Spitzensport und Ausbildung ist eine Doppelbelastung, die nur sehr wenige Menschen zu bewältigen haben. Gerade dadurch, dass nur eine Minderheit der Gesellschaft mit diesem Problem konfrontiert wird, werden die Betroffenen viel zu wenig unterstützt und dadurch die Kombination beinahe unmöglich.

Ich habe dieses Problem als Thema meiner Maturarbeit gewählt, da ich bis vor Kurzem im Skirennsport aktiv war und dadurch die Doppelbelastung selber erlebt habe.

Da viele Leute gar nicht wissen, wie schwierig es ist, Ausbildung und Spitzensport unter einen Hut zu bringen, habe ich mir folgendes zum Ziel meiner Arbeit gemacht:

- Ich will in erster Linie nach allen Problemen, die sich einem Nachwuchssportler in der heutigen Zeit stellen, als auch nach den Ursachen für diese Probleme suchen und diese zu Papier bringen.
- Im zweiten Teil meiner Arbeit will ich dann drei realistische Lösungsmöglichkeiten vorstellen und vergleichen. Ich beschränke mich hierbei aber auf die Lösungsmöglichkeiten im Falle einer Kombination von Spitzensport und Schulausbildung, denn für das Problem Spitzensport - Lehrausbildung gibt es keine speziellen Institutionen und daher ist diese Kombination von Fall zu Fall verschieden. Ausserdem habe ich selber während drei Jahren die Sportmittelschule Engelberg besucht und dadurch interessiert mich die Kombination von Spitzensport und Schulausbildung natürlich besonders.

Meine Arbeit soll zudem im Grossen und Ganzen auf den Skirennsport bezogen sein, denn einerseits habe ich durch meine frühere Aktivität natürlich ein besonderes Flair für diese Sportart, und andererseits lässt sich der Skirennsport, vor allem durch seine Schneeabhängigkeit und dem dadurch zwangsläufig entstehenden Zeitaufwand, besonders schwer mit einer schulischen Ausbildung kombinieren.

2 Problem: Spitzensport und Schulausbildung

2.1 Zielsetzung

Um eine Lösung für ein Problem zu finden, muss man natürlich zuerst einmal wissen, was man überhaupt erreichen will. Das heisst, dass man eine klare Vorstellung vom Ziel seiner Bemühungen und somit auch von der Lösung dieses Problems haben muss. Wir müssen also, um das Problem Spitzensport und Schulausbildung vernünftig diskutieren zu können, zuerst einmal die Zielsetzung für dieses konkrete Problem definieren.

Da es für jedes Problem eine optimale Lösung oder jedenfalls Lösungsvorstellung gibt, muss es dies auch für das Dilemma Spitzensport und Schulausbildung geben.

Wie lautet aber nun hier die Zielsetzung?

Sobald ein Kind in die Schule eintritt, ist es vorbei mit der reibungsfreien, unbesorgten Freiheit und das Kind muss lernen, mit verschiedensten Problemen zurechtzukommen. Bisher kannte es nur sein soziales Umfeld mit Eltern und Freunden, plötzlich kommt nun aber die Schule hinzu, und gleichzeitig wird es auch noch mit dem ersten Schulsport konfrontiert. Alle Bereiche verlangen vom Kind Höchstleistungen, und es muss nun versuchen, diese drei Wirkungsfelder so zu kombinieren, dass es möglichst allen Anforderungen gerecht werden kann. Ist man sich diesen hohen Anforderungen an das Kind bewusst, so liegt die Zielsetzung in der Hand:

„Jugendliche, die Spitzensport betreiben, sollen die für sie richtige Ausbildung möglichst ohne Einbusse ihrer Trainings- und Wettkampfqualität erhalten können. Ein anerkannter Abschluss mit optimalen Resultaten soll eine weitere Berufsausbildung ermöglichen.“ 1

Die nächste Frage lautet nun: Ist dieses Ziel denn erreichbar, und wenn überhaupt, dann wie?

Um dies herauszufinden, müssen wir zuerst einmal die Probleme, die sich einem Nachwuchssportler stellen, und vor allem auch deren Ursachen, genauer untersuchen.

2.2. Problemdarstellung

Sportbegabte Kinder und Jugendliche gleiten unbemerkt in die Spirale des Leistungs- und später sogar Spitzensportes. Ihr Belastungsumfang wird immer grösser und ihre Trainingsintensität immer höher. Mit der Zeit lässt das folglich immer grösser werdende Belastungsmass oft keine vollumfä ngliche, regelmässige und an einen festen Zeitplan gebundene Schulausbildung zu.

Sport und Schule berühren und verbinden sich also nicht nur, sondern prallen jetzt mehr oder weniger hart aufeinander und dadurch entstehen viele Probleme. Vernünftige Diskussionen und sinnvolle Lösungsversuche werden beim Thema „Spitzensport und Schulausbildung“ leider aber sehr oft durch verschiedenartige Ideologien verhindert. Dies kommt vor allem daher, dass es, laut Heinz Suter, „sowohl bei den Ausübenden als auch bei den Aussenstehenden über den Spitzensport sehr ambivalente Sichtweisen gibt:

- Erfüllung - Frustration bei den Ausübenden, die als Motiv Selbstbestätigung, Siegeswille und Lust an der Leistung angeben.
- Die Aussenstehenden beurteilen den Spitzensport als gut oder schlecht, gesund oder ungesund, wertvoll oder verwerflich.“

Manche Leute sind der Meinung, dass sich die im Spitzensport leistungsbestimmenden Fähigkeiten wie Selbstständigkeit, Konzentration, Zielstrebigkeit, Resistenz gegen Druck und Stressbewältigung positiv auf die Schule auswirken. Andere dagegen sind überzeugt, dass der Spitzensport durch all seine Anforderungen eine vernünftige Ausbildung und ein gesundes soziales Umfeld verhindert.

Bei der Frage, ob denn nun ein Nebeneinander von Schulausbildung, Spitzensportkarriere und Freizeit überhaupt möglich ist, stossen nun diese verschiedenen oder sogar gegensätzlichen Ansichtsweisen aufeinander.

Auf eine für alle Beteiligten korrekte und befriedigende Antwort bleibt deshalb nicht zu hoffen, denn die Ansprüche und Forderungen der Einzelnen überschneiden sich hierbei zu sehr.

Versucht man das Umfeld eines jungen Sporttalentes graphisch darzustellen, sieht dies laut Heinz Suter so aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die drei Wirkungsfelder - soziales Leben, Schule und Spitzensport verbinden und ergänzen sich einerseits, stehen andererseits aber wie gesagt in Konkurrenz zueinander und können somit zu einem überfüllten Leben des jungen Menschen führen. Im Spannungsfeld zwischen den Rollenträgern (Lehrer, Trainer, Eltern) kann man drei unterschiedliche Erwartungen an das junge Talent als Schüler und Sportler feststellen:

- Innert kürzester Zeit die beste und fundierteste Schulausbildung am Wohnort mit entsprechend gutem Abschluss.
- Rascher Erfolg im Sport auf nationalem und später internationalem Niveau und damit verbunden eine sehr hohe Disponibilität und Mobilität für den Trainings - und Wettkampfaufwand.
- Dem Jugendliche soll so lange wie möglich das lokale Umfeld, das Zuhause, erhalten bleiben.

Das Sporttalent, das, wie in der Graphik ersichtlich, natürlich im Zentrum des Geschehens steht, muss nun mit all den von aussen kommenden Ansprüchen zurechtkommen. Da, wie schon erwähnt, nicht auf eine Alle befriedigende Lösung zu hoffen ist, muss das Nachwuchstalent also versuche n, in einer möglichst ausgeglichenen Balance zu schweben. Da die „Fäden“, mit denen diese drei Wirkungsfelder zusammengehalten werden, meist sehr dünn sind, ist es aber entsprechend schwierig, sie vor dem Reissen zu bewahren.

Da nun nicht nur der Sportler mit den Wirkungsfeldern, sondern natürlich auch die Wirkungsfelder untereinander in Verbindung stehen, werden auch von Wirkungsfeld zu Wirkungsfeld gegenseitig Anforderungen gestellt. „Der Faden der Daseinsberechtigung des Spitzensportes zur Schule hin ist in vielen Fällen mehr als angespannt.“2 Dies kommt daher, dass die Schule nebst der Wissensvermittlung auch pädagogische Aufgaben zu erfüllen hat und daher nicht alle von den Sportverbänden und - vereinen an den jungen Menschen gestellte Anforderungen akzeptiert.

Probleme treten im Spannungsfeld Schule - Spitzensport aus Sicht der Schulleitungen hauptsächlich in folgenden Bereichen auf:

- Ungenügende, unvollständige und kurzfristige Wettkampfplanung.
- Mangelnde Zusammenarbeit und Gespräche.
- Nichteinbezug der Eltern und der Schule bei der sportlichen Karriere - Planung.
- Egoistische Prioritätensetzung bei der Trainingsplanung und Durchführung.

Daher lautet die durchaus berechtigte Forderung der Schulleitungen an die Sportverbände und - vereine:

„Kinder - und Jugendsport sind im pädagogischen, psychologischen und medizinischen Rahmen verantwortbar zu gestalten.“3

Umgekehrt kritisieren natürlich Sportverbände und - vereine die mangelnde Akzeptanz, Toleranz und vor allem Flexibilität der Schulleitungen.

2.3 Eigene Erfahrungen

Ich bin bis vor zwei Jahren alpine Skirennen gefahren und habe dadurch selber erfahren was es heisst, eine solche Doppelbelastung bewältigen zu müssen.

Der Skirennsport ist durch seine Schneeabhängigkeit eine sehr zeitaufwendige Sportart und bringt dadurch besonders viele Probleme mit sich. Da man als Skirennfahrer seinen Sport nicht einfach so vor der Haustüre ausüben kann, muss man oft weite Reisen auf sich nehmen, um an die Trainingsorte zu gelangen. Das ist natürlich besonders im Sommer der Fall, wenn nur auf Gletschern trainiert werden kann. Durch diese weiten Trainingswege ist es meist auch nicht möglich und sinnvoll, nur für einen Tag irgendwo trainieren zu gehen und deshalb findet das Training normalerweise in Form eines mehrtägigen Trainingslagers statt. Dies führt zu regelmässigen Dispensationen vom Schulunterricht und darunter leidet auch bei guten Schülern irgendwann die Ausbildung.

Als ich mit ungefähr neun Jahren meine ersten Skirennen bestritt, hatte ich noch keine Probleme den Sport mit der Schule zu verbinden. Ich besuchte einfach unter der Woche die Schule, und am Wochenende sowie in den Ferien ging ich meinem Sport nach. Dadurch hatte ich halt nicht mehr viel Freizeit, aber die Anforderungen meiner Trainer und die meiner Lehrer, kreuzten sich noch nicht.

Die Situation blieb aber leider nicht lange so entspannt und bald einmal wurde das bis anhin stabile Gleichgewicht aus der Balance gebracht. Je älter ich wurde, umso mehr wurde von mir verlangt, und zwar von der Schule als auch vom Sport. Plötzlich musste ich mehr Hausaufgaben machen und mehr Prüfungen schreiben, aber auch öfter und härter trainieren - und dies sollte dann auch noch reibungslos aneinander vorbei gehen!

Schneller als man sich denken könnte, hatten sich die Spielräume der beiden Wirkungsfelder um einiges überschritten und das Nebeneinander von Schule und Sport war zweifellos vorbei. Es genügte jetzt nicht mehr nur am Wochenende und an Ferientagen zu trainieren, nein, ich musste nun immer öfters gleich wochenweise nach Zermatt, Saas-Fee oder ins Kaunertal trainieren gehen und folglich den Schulunterricht tagelang verpassen. Todmüde und erschöpft von den anstrengenden Trainingslager wieder zuhause, konnte ich mich dann nicht entspannen und erholen, sondern ich musste sofort hinter die Schulbücher, um den verpassten Stoff aufzuarbeiten. Das entstandene Spannungsfeld rückte immer mehr ans Tageslicht, bis ich mich mit 14 entschied, die Matur zu machen. Es war mir unterdessen klar geworden, dass ich nicht parallel zum gymnasialen Unterricht in solchem Ausmasse Sport betreiben konnte und schon stand ich vor der nächsten Entscheidung : Entweder die Schule oder den Sport aufgeben !

Da ich mir aber bewusst war, wie klein die Chance einer erfolgreichen Karriere im Skirennsport ist, wollte ich natürlich die schulische Ausbildung auf keinen Fall vernachlässigen oder gar aufgeben. Weil ich mich zu dem Zeitpunkt aber auch nicht vom Sport trennen wollte, musste ich nach einer Lösung suchen, die das Nebeneinander von Schule und Sport wieder ermöglichen und das Spannungsfeld so weit als möglich abbauen würde.

Beim Suchen nach der optimalen Lösung fiel meine Aufmerksamkeit bald einmal auf die damals erst einjährige Sportmittelschule Engelberg. Dies war kein Wunder und auch kein Zufall, denn die Sportmittelschule Engelberg ist bis heute die einzige Institution der Schweiz mit rein skisportlichem Schwerpunkt. Da mich die Idee hinter dieser Schule sofort ansprach und die Sportmittelschule für mich die optimale Lösung zu sein schien, begann ich mit 15 Jahren meine Ausbildung in Engelberg, wo ich nun endlich Schule und Sport reibungslos kombinieren konnte.

Für mich war die Welt nun in Ordnung, aber wie so oft brachte auch diese Lösung eines neues Problem hervor, welches zwar nicht mich, dafür aber umso mehr meine Eltern betraf ! Die Eltern sind schliesslich ein wichtiger Teil des Wirkungsfeldes „soz. Umfeld“, und deshalb sind auch ihre Probleme sehr wichtig und entscheidend.

Ich spreche hier nicht von der Sehnsucht nach einem Kind, das nun in ein Skiinternat gegangen ist, sondern von den Schulgeldern, welche die Eltern bezahlen müssen !

Damit ich eine Schule besuchen konnte, die mir die Kombination von Ausbildung und Sport ermöglichte, mussten meine Eltern jährlich um die stolze 18`000 sFr. bezahlen, ohne auch nur die geringsten Stipendien zu erhalten Ich hatte das Glück, dass die Grosszügigkeit und die finanzielle Lage meiner Eltern mir ermöglichten, die hervorragende Ausbildung an der Sportmittelschule Engelberg zu geniessen. Vielen Nachwuchstalente kann diese Chance aber nicht gegeben werden, weil schlechthin die flüssigen Mittel dazu fehlen. Jedenfalls habe ich dann während drei Jahren von dieser Ausbildung profitiert, war aber die meiste Zeit über verletzt und habe mich schlussendlich mit 17 aus gesundheitlichen Gründen entschliessen müssen, denn Leistungssport aufzugeben und nur noch auf die Karte „Ausbildung“ zu setzen.

Heute bin ich umso froher, dass ich die Ausbildung nicht unter dem Sport habe leiden lassen, denn ich weiss nun aus eigener Erfahrung, wie schnell man im Leistungssport von der Bildfläche verschwunden ist. Gerade deshalb ist es enorm wichtig, sich durch eine möglichst gute Ausbildung zu schützen, und sich nicht schon als Jugendlicher auf eine derart unsichere Einbahnschiene wie der Spitzensport zu begeben !

3 Lösungsmöglichkeiten

3.1 Privates Ski - Internat Stams (Österreich) · Zur Geschichte

Das Skigymnasium Stams wurde 1967 vom damaligen Tiroler Skiverband ins Leben gerufen. “Einer der Gründe für die Errichtung dieser Einrichtung war vor allem, dass die erhöhten Leistungsanforderungen im alpinen und nordischen Schisport zahlreiche Talente vor die schwierige Situation stellten, sich entweder für den Sport oder die Schule entscheiden zu müssen.“4 Deshalb wurde das „Schigymnasium“ für jugendliche Skirennläufer ab dem 14. Lebensjahr eingerichtet, die für ihre aussersportliche Zukunft jene Chancen wahren wollen, die mit dem Nachweis eines qualifizierten Schulabschlusses und der damit erworbenen Bildung verknüpft sind.

Dank dieser Institution sind heute 160 Stamser Sportschüler in der Lage, sich in den vier Wintersportarten Skispringen, Langlauf, Alpiner Skisport und Nordische Kombination, auf Höchstleistungen vorzubereiten , ohne dabei die Ausbildung zu vernachlässigen.

Was vor 28 Jahren mit 15 Schülern im Stiftsgymnasium des Stamser Klosters begonnen hatte, hat sich bis heute zu einer national und international anerkannten Institution entwickelt. Heute ist das Skigymnasium eine moderne Internatschule mit allen Einrichtungen, die für das Hochleistungstraining benötigt werden, und kann daher in vieler Hinsicht als Modellfall bezeichnet werden, der heute einen Entscheidenden Bestandteil der Nachwuchsarbeit des österreichischen Skiverbandes bildet. Der Beweis dafür sind die zahlreichen Erfolge, die durch die über 650 Skitalente, welche in diesen 28 Jahren das „Schigymnasium“ als Gymnasiasten oder Handelsschüler besucht haben, erreicht worden sind.

Folgende Tabelle zeigt alle Medaillen, die durch Stamser Schüler zwischen 1972 und 92 gewonnen wurden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Zur Finanzierung

Das Skigymnasium Stams ist eine Privatschule und wird daher aus verschiedenen Händen finanziert.

- jener finanziellen Mittel, die zur Führung der Schule nötig sind, werden durch einen aus drei Mitgliedern bestehenden Verein aufgebracht. Diese drei Mitglieder sind die Republik Österreich, das Land Tirol und das Stift Stams. Das verbleibende Viertel wird schliesslich noch durch die Internatsbeiträge abgedeckt.

Für die Schüler, oder besser gesagt für die Eltern, ergeben sich daher folgende monatliche Schul- und Heimkostenbeiträge:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dieser Beitrag ist 10mal jährlich zu bezahlen und enthält Unterricht,

Unterbringung und Verpflegung im Internat, Trainerhonorare, Trainingskurse im Ausmass von ca. 30 Tagen (Transport, Unterbringung und Verpflegung) und allfällige gemeinsame Busfahrten zu Rennen.

- Zur Organisation

Da das „Schigymnasium“ in Stams seinen Schülern das Ausüben des Wettkampfsportes ohne Vernachlässigung des Bildungserwerbes ermöglichen will, ist es naheliegend, dass dafür ein gegenüber „Normalschulen“ etwas verändertes Organisationsmodell nötig ist.

Folgendes Organisationsmodell hat sich in Stams ,und seither auch in anderen Schulen, sehr bewährt:

Strukturelle Organisation

- Streckung der Schulzeit um ein zusätzliches Jahr.
- Flexibles System von Leistungsstufen, was ein Überspringen, selektives Wiederholen oder Nichtbelegen einzelner Leistungsstufen ermöglicht.
- Einrichtung alternativer Fachrichtungen. Nach allgemeiner dreijähriger Grundstufe - geisteswissenschaftliche, gesellschaftskundliche oder naturwissenschaftliche Fachrichtung im Gesamtausmass von 14 Wochenstunden.

Zeitliche Organisation

- Von Schulbeginn bis Weihnachten ca.8 Trainingskurse (zu je 3 oder 4 Schultagen), die terminlich mit den Landesverbänden und dem ÖSV (Österreichischer Skiverband) koordiniert sind.
- Die durch Kurse entfallenden Unterrichte werden an Samstagen im Herbst und Frühling eingebracht.
- Kein Unterricht in der wettkampfintensiven Zeit (Semesterferien plus 15 „Rennferientage“).
- In den Unterrichtswochen im Winter wird an 2 Wochentagen der Vormittagunterricht mit dem sonst prinzipiell nachmittags abzuwickelnden Training getauscht, sodass wöchentlich 2 Trainingseinheiten für Skitechniktraining zur Verfügung stehen.
- Während ca.6 Wochen im Frühjahr werden anstelle des Nachmittagtrainings schulische Förderkurse abgehalten.

Wie bereits angeführt, findet der Sportunterricht prinzipiell Nachmittags statt, und zwar 2 ¼ Stunden täglich. Für dieses Konditionstraining werden die Schüler in möglichst leistungshomogene Gruppen eingeteilt.

- Zu den Aufnahmekriterien

Die Aufnahme in das Skigymnasium Stams setzt positive Ergebnisse in den Folgenden Überprüfungen voraus:

1. Sportliche Aufnahmeprüfung

Die sportliche Aufnahmeprüfung umfasst:

- Hindernislauf in der Turnhalle,
- Zwei sportmotorische Tests der Uni Innsbruck,
- Zwei Slalomdurchgänge auf Zeit, mit Renntechnikbewertung durch mehrere Trainer,
- Zwei bis drei Freifahrten mit und ohne vorgegebener Bewegungsaufgabe; Technikbewertung durch mehrere Trainer,
- Ein Skigewandtheitslauf mit Super-G-Komponente; Bewertung der koordinativen Fähigkeiten durch mehrere Trainer Es gilt hier, jede der einzelnen Passagen möglichst gewandt, geschickt und vor allem schnell zu durchfahren.

2. Orthopädische Untersuchung an der Universitätsklinik Innsbruck nach Bestehen der sportlichen Aufnahmeprüfung

3. Schulische Aufnahmeprüfung, falls nötig

Ausserdem verlangt die Sportschule Stams für die Aufnahme natürlich ein überdurchschnittliches Skiläuferisches Können und ein positiver Abschluss des letzten Schuljahres an der bisher besuchten Schule.

- Zum Schülerleben in Stams

Stamser Schüler sind auserwählte Individuen die sich entschlossen haben, mit grösstem persönlichen Einsatz ihr schulisches und sportliches Ziel zu erreichen. Daher ist ein sehr wichtiges und zentrales Wort in Stams die Zielstrebigkeit, denn jeder einzelne ist immer wieder gefordert, sich zu den eigenen Zielen und den Zielen der Institution zu bekennen. Die Bildungsziele der Institution lassen sich in ein schulisches und in ein sportliches Bildungsziel unterteilen:

Mit ihrem sportlichen Programm will die Sportschule Stams ihren Schülern die Möglichkeit bieten, sich im Skisport bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeiten zu vervollkommen. Darüber hinaus will die Schule ein gediegenes Wissen vermitteln um ihre Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten. Die Erarbeitung dieses Wissens soll die Schüler zur Mündigkeit erziehen, das heisst, die Schüler sollen nach ihrer Ausbildung in Stams selbstständig und verantwortungsbewusst sein.

Die Internatsgemeinschaft, bestehend aus ca.120 Schülern, 50 Schülerinnen sowie 45 Lehrer, Erzieher und Trainer, arbeiten zusammen in ihrem Streben nach den individuellen Zielen und können daher mit einer grossen Familie verglichen werden.

Wie in jeder gesunden Familie hat daher auch in Stams jeder Schüler einen persönlichen Berater/Erzieher zur Seite, der eng mit ihm zusammenarbeitet. Durch häufige Kommunikation soll eine enge Beziehung zwischen Schüler und Erzieher entstehen und dadurch der Entwicklung der Persönlichkeit des Einzelnen geholfen werden.

Ein typischer Tagesablauf eines Stamser Schülers sieht wie folgt aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

INTERVIEW MIT MARIA KÜHNI - Mutter des ehemaligen Stamser Schülers/ Skirennfahrers Marc Kühni:

- Wann besuchte Euer Sohn Marc die Sportschule Stams?

Im Alter von 15 bis 19, das heisst von 1991-1995.

- Was waren seine grössten Erfolge?

Ein 2.Platz im RS an den Junioren-Weltmeisterschaften in Voss sowie ein 26.Platz in einem Weltcuprennen.

- Welchem Kader gehörte Marc an?

Dem B-Kader des schweizerischen Skiverbandes.

- Warum besuchte Marc die Sportschule Stams?

Marc hat schon als kleines Kind etwasüber diese Schule gehört und von da an wollte er unbedingt selber dorthin. Ausserdem war Stams damals die einzige Möglichkeit um Schule und Sport zu kombinieren, denn in der Schweiz gab es damals noch nichtsähnliches.

- Was für eine Ausbildung hat Marc in Stams denn absolviert?

Die Matur.

- Glauben Sie auch heute noch, dass dies der beste Weg zur Umsetzung

Marcs Ziele in Sport und Ausbildung war?

Ja! Wie und wo sonst hätte er Sport und Ausbildung so optimal unter einen Hut bringen sollen?

- Können Sie sich nicht vorstellen, dass nebst dem Skisport eine „normale“

Ausbildung hätte absolvieren können?

Das halte ich für unmöglich! Jedenfalls hätte er es sicher nie so weit gebracht.

- Wie haben sie als Eltern das Problem der Doppelbelastung ihres Sohnes miterlebt?

Eigentlich sehr positiv! Ich denke, dass sich der Sport als Ausgleich zur schulischen Ausbildung sehr bewährt hat, obwohl er natürlich auch eine grosse Belastung sein kann. Sport und Ausbildung spornen sich meiner Meinung nach gegenseitig zu Höchstleistungen an und ergänzen sich somit optimal.

- Was sagen Sie zur Nachwuchsförderung in der Schweiz?

Bis jetzt gab es nur grosse Worte und passiert ist gar nichts. Es waren bisher ganz klar die falschen Führungspersonen am falschen Platz. Der Nachwuchs wurde lange Zeit völlig vernachlässigt und dafür hat man jetzt die Quittung.

Früher waren die Schweizer halt super und man hat sich auf den Lorbeeren ausgeruht ohne an die Zukunft zu denken. An dieser grossen Misere ist ganz klar vor allem Theo Nadig schuld. Er wollteüberall mitreden, hat aber nie wirklich etwas getan.

Ich glaube jedoch, dass es nun langsam wieder bergauf geht, denn die Führungspersonen wurden ja teilweise ausgewechselt.

- Glauben Sie, dass die Schweiz den Rückstand bezüglich Nachwuchsförderung gegenüber Ländern wie Österreich oder Norwegen wird aufholen können?

Sicher nicht gerade nächstes Jahr, aber auf Dauer hoffentlich schon. Dies kann aber sehr lange dauern, aber wie gesagt geht es nun im Bereich „ Nachwuchsförderung “ bergauf.

- Was muss ihrer Meinung nach nun konkret geändert werden?

Der Skiverband muss flexibler, professioneller und offen für Neues werden. Das Gute muss man halt der Konkurrenz, das heisst vor allem Österreich, abschauen.

Der schweizer Sport erinnert mich leider oft an Politik, denn die Verantwortlichen interessieren sich oft mehr für ihren eigenen Erfolg als für den der Sportler. Dies muss sich unbedingtändern!

- Warum hat Marc eigentlich mit dem Spitzensport aufgehört?

Marc hatte schon als kleiner Junge einen riesigen Ehrgeiz und wollte unbedingt an die Weltspitze des Skirennsportes gelangen. Er hat hart dafür gearbeitet und ist schon früh als grosses Talent aufgefallen. Er hat als Kind alle regionalen und auch nationalen Rennen gewonnen und es ging mit riesigen Schritten bergauf Richtung Weltspitze. So war Marc mit 19 Jahren schon auf Platz 56 der Riesenslalom -Weltrangliste und auf Platz 4 der Europacup - Gesamtwertung, wodurch er theoretisch einen fixen Startplatz für Weltcuprennen hätte erhalten sollen. Trotzdem wurde Marc aber plötzlich nicht mehr gefördert und der Aufstieg blieb ihm verschlossen. Dies kann ich mir nur dadurch erklären, dass Fritz Züger (damaliger RS- Trainer der Schweizer Nationalmannschaft) mit seinen vier Spitzenfahrern (Accola, Kälin, Von Grünigen, Locher) sehr erfolgreich war und sich daher gar nicht erst für den Nachwuchs interessierte. Marc durfte nicht einmal mit den Spitzenfahrern trainieren, sonder musste mit den meist schwächeren Fahrern und schlechteren Trainern im B-Kader trainieren.

Mit der Zeit sah er dann den Sinn an seinem Aufwand nicht mehr und gab deshalb schon mit 20 Jahren den Spitzensport auf. Marc hatte vor seinem Rücktritt oft das Gespräch mit dem „ Chef “ Theo Nadig gesucht, sogar dies war aber zuviel verlangt. Dies zeigt doch, dass Nadig offenbar völlig willkürlich und nicht nach Leistung selektionierte!

- Marc fühlte sich also vom SSV im Stich gelassen?

Ja! Es ging den Trainern nie um den Athleten, sie wollten immer nur selber gross herauskommen!

- Was macht Marc heute, 4 Jahre nach seinem Rücktritt?

Marc studiert zur Zeit an einer privaten Universität in Denver und finanziert sich dieses Studium durch das Skifahren. Er erhält Stipendien und kann gratis studieren, unter der Bedingung, dass er für das UniSkiteam Rennen bestreitet.

3.2 Private Sportmittelschule Engelberg · Zur Geschichte

Die Sportmittelschule Engelberg wurde am 22.August 1995 auf private Initiative hin als ein für die Schweiz pionierhaftes Projekt aus der Taufe gehoben.

Als erste Sportmittelschule der Schweiz mit rein skisportlichem Schwerpunkt soll die Sportmittelschule Engelberg Nachwuchstalenten ab dem 14. Lebensjahr eine gezielte sportliche und schulische Ausbildung ermöglichen und dadurch die Kombination von Spitzensport und Ausbildung erleichtern.

Das grosse Vorbild der Sportmittelschule Engelberg ist ganz klar das Ski- Internat in Stams, und daher ist es nicht erstaunlich, dass die beiden Schulen in vielerlei Hinsicht überaus identisch sind. Aber nicht nur das Konzept und der Aufbau der beiden Schulen erinnern aneinander, Engelberg wurde in den ersten fünf Jahren der Aufbauphase auch von einem vorher in Stams aktiven Ehepaar geleitet.

Wie kam denn dies Zustande?

Nachdem die Sportmittelschule am 31. März 1994 gegründet worden war, musste für die Verwirklichung des Projektes vor allem im sportlichen Bereich jemand gefunden werden, der in der Lage war, den Aufbau der Schule zu realisieren. Glücklicherweise meldete nun das Ehepaar Koni und Maria Staudinger sein Inte resse an, diese Herausforderung anzunehmen. Die Beiden wurden daraufhin vorerst für zwei Jahren von ihren Stellen am Schigymnasium Stams karenziert, um in Engelberg diese schwierige Aufgabe zu übernehmen. Diese Wahl war für die Sportmittelschule ohne Zweifel ein riesiger Glücksfall, denn Koni und Maria Staudinger konnten nun ihre grosse Erfahrung, die sie in Stams gesammelt hatten, in den Aufbau der neuen Schule einbringen. Das Ehepaar Staudinger wurde später dann noch um drei weitere Jahre von Stams freigestellt, so dass es die erste Klasse der Sportmittelschule Engelberg bis zur Matur im Sommer 2000 begleiten kann.

Als grosses Ereignis für die Sportmittelschule werden also im Juni 2000, nach fünf Jahren anstrengender Aufbauarbeiten, die ersten Maturitätsprüfungen, gleichzeitig mit denen der Stiftschule Engelberg, durchgeführt. Dies, nachdem als erster schulischer Erfolg der Sportmittelschule im Sommer 1999 die ersten Hotelhandelsschüler ihre Ausbildung zum kaufmännischen Mitarbeiter bzw. zur kaufmännischen Mitarbeiterin erfolgreich mit dem Hotelhandelsdiplom abgeschlossen haben. Der erfolgreiche Abschluss aller Hotelhandelsschüler war gleichzeitig auch der erste Beweis der Sportmittelschule Engelberg, dass die schulischen und sportlichen Ziele sportbegabter Jugendlicher vereinbar sind.

Die Sportmittelschule Engelberg, die wie das Schigymnasium in Stams mit 15 Schülern begonnen hatte, ermöglicht heute 45 Schülern nebst ihrer sportlichen Aktivität eine solide schulische Ausbildung zu erhalten. Die dafür nötige Infrastruktur wird der Sportmittelschule von der Stiftschule Engelberg zur Verfügung gestellt, ansonsten ist die Sportmittelschule aber eigenständig. Die Schule kämpft in der heutigen Konsolidierungsphase aber immer noch mit der Finanzierung, obwohl sie nun schon beachtliche Erfolge zu verzeichnen hat, die zweifellos für die Qualität und Wirkung dieser neuen Institution sprechen. Von den 45 Schülern, welche die Sportmittelschule Engelberg besuchen, gehören nämlich heute über 25 % einem Kader des schweizerischen Skiverbandes an, das heisst der Jugend-Nationalmannschaft oder einem noch höheren Kader. Ausserdem wurde dieses Jahr erstmals eine Sportschülerin, die 19 jährige Fränzi Aufdenblatten aus Zermatt, Juniorenweltmeisterin in der Abfahrt!

- Zur Finanzierung

Die Sportmittelschule Engelberg ist wie das Schigymnasium Stams eine Privatschule und wird daher auch aus verschiedenen Händen finanziert. Zur Zeit liegen die effektiven Durchschnittskosten pro Schüler jährlich bei rund 38`000 sFr.. Ein Teil dieser Kosten wird durch verschiedene Sponsoren und Gönnern gedeckt, in erster Linie natürlich durch die drei Hauptsponsoren:

- „Rosca Kaffe AG“, Sursee
- „Stöckli Ski“, Wolhusen
- „Obwaldner Kantonalbank“, Sarnen

Der nach allen durch Gönnern und Sponsoren geleisteten Beiträgen noch verbleibende Teil der Kosten muss schliesslich noch durch die Eltern des Schülers gedeckt werden. Dieser Betrag wird anhand des elterlichen Einkommens und Vermögens bestimmt und muss dann jährlich in Raten geleistet werden. Dieser Beitrag kann sehr unterschiedlich hoch sein, in keinem Fall aber kann er unter 12`000 sFr. gesenkt werden.

Anders als beim Stamser Schigymnasium deckt dieses Schul- und Internatsgeld jedoch keine Skikurse, diese müssen nämlich noch zusätzlich separat bezahlt werden.

- Zur Organisation

Das Organisationsmodell der Sportmittelschule Engelberg ist praktisch identisch mit der des grossen Vorbildes in Stams:

Strukturelle Organisation

- Die beschränkte Stundenzahl und das gleichzeitige intensive Training soll von den Schülern durch eine angemessene Verlängerung der Ausbildung aufgefangen werden können. (1-2 Jahre) Wichtig ist, dass die Schüler ausgebildet werden. Der zeitliche Faktor ist im Verhältnis zur Qualität der Ausbildung zweitrangig.
- Als wichtige Ergänzung zum praktischen Sportunterricht wird im gymnasialen Kurs während zwei Jahren als Sportkunde unterrichtet. Das Fach wird nach dem 2.Jahr mit einer mündlichen Maturitätsprüfung abgeschlossen.

Zeitliche Organisation

- In der Zeit von Schulbeginn bis Weihnachten wird der Unterricht durch die Abhaltung von ca.35 Skitrainingstagen in Kursform unterbrochen.
- Die durch Trainingstage entfallenden Unterrichtsstunden werden an anderen Tagen (z.B. Ferientage) eingebracht.
- Kein Unterricht in der Wettkampfintensiven Zeit für bis zu 2 Wochen; dies wird durch Nichtabhalten von Wandertagen und Skikursen bzw. Schulreisen und Lehrerfortbildungskursen kompensiert.
- Während der Rennsaison wird 2 mal wöchentlich während einem halben Tag ein Schneetraining durchgeführt.
- Während ca. 6 Wochen im Frühjahr werden anstelle des Konditionstrainings schulische Förderkurse abgehalten.

Der Sportunterricht findet wie in Stams auch hier prinzipiell Nachmittags statt und dafür werden auch in Engelberg die Schüler in möglichst leistungshomogene Trainingsgruppen eingeteilt.

- Zu den Aufnahmekriterien

Die Aufnahme in die Sportmittelschule setzt positive Ergebnisse in den folgenden Überprüfungen voraus:

1. Skitechnischer Eignungstest (sportliche Aufnahmeprüfung) Die sportliche Aufnahmeprüfung umfasst:

- Hindernislauf in der Turnhalle, · Sportmotorische Tests,
- Slalom/Riesenslalom auf Zeit, mit Renntechnikbewertung durch mehrere Trainer,
- Zwei bis drei Freifahrten mit vorgegebener Bewegungsaufgabe,
- Koordinationsparcours mit Super-G Komponente auf Zeit, mit Bewertung durch Trainer.

2. Orthopädische und sportmedizinische Untersuchung

3. Niveau eines Drittsekundarschülers (Zeugnisnoten, Bericht des Lehrers)

- Zum Schülerleben in Engelberg

Wie die Stamser Schüler, sind auch die Schüler in Engelberg auserwählte Individuen, die mit grösstem persönlichen Einsatz ihr schulisches als auch sportliches Ziel erreichen wollen. Daher ist natürlich auch in Engelberg die Zielstrebigkeit ein sehr wichtiges und zentrales Wort, und dadurch lassen sich in Engelberg die Bildungsziele in das gleiche schulische und sportliche Bildungsziel unterteilen wie in Stams:

Die Sportmittelschule Engelberg will mit ihrem sportlichen Programm auch den Grundstein zur sportlichen Höchstleistung legen und ihren Schülern die Möglichkeit bieten, sich im Skirennsport bis an die Grenzen ihrer Fähigkeiten zu vervollkommnen.

Auch das schulische Bildungsziel ist in Engelberg gleich wie in Stams und sagt aus, dass in Engelberg Wissen vermittelt und Fähigkeiten ausgebildet werden, welche die Grundlagen beruflicher Weiterbildung oder Berufsgrundlage selbst sein sollen.

Die Schüler der Sportmittelschule sind in zwei Wohnheimen untergebracht und wohnen dort in Einzel- oder Doppelzimmer. In beiden Internaten gibt es Räumlichkeiten für das gemeinsame Zusammensein, unter anderem ein Fernsehraum sowie ein Billiardraum.

In einem dieser Gebäude wohnt das Leiterehepaar Staudinger und im anderen Gebäude ein zuständiger Betreuer. Die Schüler sind in kleine Gruppen eingeteilt, die je von einem Erzieher betreut werden, der für alle Fragen, Sorgen und Wünsche zuständig ist und gleichzeitig als Ansprechpartner für die Eltern gilt. Der gleiche Erzieher ist auch für die Aufsicht des Studiums der Schüler verantwortlich und steht mit Rat und Tat zur Seite.

Ein typischer Tagelablauf eines Engelberger Schülers sieht wie folgt aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

INTERVIEW MIT MATHIAS BRIKER -- Engelberger Sportschüler und Skirennfahrer:

- Seit wann fährst du Skirennen?

Meine ersten Rennen habe ich mit ca.7 Jahren bestritten.

- Nun bist du 19 Jahre alt; welchem Kader gehörst du nun an?

Ich bin diese Jahr ins B-Kader des schweizerischen Skiverbandes aufgestiegen. Hinter der Nationalmannschaft und dem A-Kader ist dies das dritthöchste Kader des Skiverbandes.

- Was waren bisher deine grössten Erfolge?

Ein 3.Rang an der Junioren Schweizermeisterschaft in der Abfahrt und ein 15.Rang in der Abfahrt an der grossen Schweizermeisterschaft.

- Warum hast du dich mit 15 entschieden an eine Sportschule zu gehen?

Es ist sehr schwierig eine „ normale “ Ausbildung mit dem Leistungssport zu kombinieren. Hier in Engelberg kann ich mich auf beides optimal konzentrieren und die Kombination ist kein Problem mehr. Ausserdem profitiere ich hier jeden Tag von einem geführten, professionellen Training.

- Aber warum gerade Engelberg?

Engelberg ist für mich das Nächste und das Beste.

In der Schweiz gibt es ja eigentlich auch keine Auswahl. Eine 2.Möglichkeit wäre für mich Stams gewesen, aber das ist einfach ein bisschen weit.

- Was findest du besonders Vorteilhaft und gut an der Sportmittelschule Engelberg?

Das geführte Training ist ein riesiger Vorteil.

- Du wirst im Sommer dieses Jahres das Hotelhandelsdiplom machen und dann bist du fertig mit der Ausbildung in Engelberg. Wie sehen deine Pläne danach aus?

Ich habe vor, langsam nur noch auf die Karte „ Ski “ zu setzten. Um ein wenig Geld zu verdienen, werde ich für die Sommerzeit einen Teilzeitjob suchen.

- Kannst du dir vorstellen, nebst dem Skisport eine „normale“ Ausbildung zu machen?

Nein, im Falle einer Lehrausbildung müsste man schon Glück haben und den Lehrmeister schon fast persönlich kennen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Training nebst einer Lehre gleich effizient und umfangreich durchgeführt werden könnte. Auch bei einer „ normalen “ Schulausbildung würden diese Probleme bald einmal auftauchen.

- Was sagst du zur Situation bezüglich Nachwuchsförderung und Sportschulen in der Schweiz?

Die Schweiz ist einfach völlig hintennach und der Fehler hierfür liegt ganz klar bei den Führungspersonen.im SSV.

Engelberg ist der Anfang einer verbesserten Nachwuchsförderung, der Beweis dafür sind die erzielten Erfolge.

Ich glaube, dass die Schweiz gar nicht viel mehr Sportschulen braucht, denn wir sind ja ein kleines Land. Es ist aber Schade, dass das erst jetzt diskutiert wird, wo die Schweiz schon in einem tiefen Loch steckt!

- Glaubst du, dass die Schweiz im Spitzensport erfolgreicher wäre, wenn es öffentliche Sportsschulen gäbe, die nicht ein so dickes Portemonnaie voraussetzen würden?

Ja. Öffentliche Sportschulen würden mehr Talenten die Kombination von Spitzensport und Ausbildung ermöglichen und so mehr Talente an die Weltspitze bringen, So ist es ja auch in Österreich oder in Norwegen. Zur Zeit gehen jedenfalls in der Schweiz sicher viele Talente verloren.

- Glaubst du, dass die Schweiz den Rückstand gegenüber Ländern wie

Österreich und Norwegen wird aufholen können?

Irgendwann sicher schon, aber sicher nicht von Heute auf Morgen, solche Ziele brauchen zur Umsetzung Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte!

3.3 Kantonales Gymnasium Hofwil

Das kantonale Gymnasium Hofwil ist nicht eine Sportschule im herkömmlichen Sinne, aber mit einem „gymnasialen Klassenzug zur Förderung besonderer Begabungen in den Bereichen Musik, Gestaltung, Sport/Tanz“, leistet seit Sommer 1998 das Gymnasium Hofwil einen wichtigen Beitrag an die Nachwuchsförderung des Kanton Bern.

Obwohl das Gymnasium Hofwil also nicht eine nur für Nachwuchstalente errichtete Institution ist, unterscheiden sich die Zielsetzungen dieser Schule kaum von denen einer Sportschule wie in Stams oder Engelberg. Daher sollen nun auch in Hofwil überdurchschnittlich begabten Jugendlichen die optimalen Voraussetzungen für ihre Doppelbelastung verschaffen werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat im Auftrag der Erziehungsdirektion das Gymnasium Hofwil, zusammen mit dem Konservatorium Bern, der Schule für Gestaltung Bern und dem Schweizerischen Olympischen Verband, diesen besonderen Klassenzug konzipiert.

Ein grosser Unterschied im Vergleich zu Stams oder Engelberg ist jedoch, dass in Hofwil, nicht nur Sportler, sondern auch Künstler und Musiker ausgebildet werden. Ausserdem will das Konzept des Gymnasiums Hofwil keine Weltspitzensportler ausbilden, sondern vorerst einmal „nur“ Sportler, die der nationalen Spitze der Schweiz angehören.

Die grosse Bedeutung dieses Klassenzuges für besonders begabte Jugendliche liegt nun darin, dass das Gymnasium Hofwil eine kantonale Schule ist und daher die Ausbildung kein Schulgeld verlangt. Somit ist dieser Klassenzug die erste Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler aus dem Kanton Bern, an einem öffentlichen Gymnasium die schulische Ausbildung mit ihrer sportlichen Tätigkeit zu kombinieren.

- Zum Ausbildungsgang

Das Gymnasium Hofwil bietet mit seinem besonderen Klassenzug nur die schulische Ausbildung an, das sportliche Training wird von den Schülerinnen und Schülern weiterhin ausserhalb der Schule im jeweiligen Verband/Verein betrieben. Um dieses Kombination zu erleichtern, braucht aber auch dieser Klassenzug ein etwas abgeändertes Organisationsmodell:

- Der gymnasiale Ausbildungsgang dauert ein Jahr länger als bei herkömmlichen Klassen, also vier Jahre.
- Die Schülerinnen und Schüler werden vom obligatorischen Fach Sport dispensiert, weil ihre Spezialausbildung dieses Fach aufwiegt.
- Nicht alle Grundlagenfächer sind gleichmässig auf die acht Semester ausgelegt. Die naturwissenschaftlichen Fächer werden in der Tertia und Prima, die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer im Wechsel dazu in der Sekunda und Oberprima erteilt.
- Die Fremdsprachen werden bereits Ende Prima abgeschlossen.
- Die Schülerinnen und Schüler werden von einem Koordinator und Betreuer, der den Klassenzug mitkonzipiert hat, betreut.

- Zu den Aufnahmekriterien

Die Aufnahme in die Gruppe Sport des besonderen Klassenzuges erfolgt anders als in Engelberg und Stams nicht über eine umfangreiche sportliche Aufnahmeprüfung. Die Bewerberinnen und Bewerber müssen mit ihrer Anmeldung lediglich eine kleine Dokumentation einreichen, welche folgendes enthalten muss:

- Trainings- und Wettkampfpläne,
- Trainingsort und Trainingszeiten,
- Empfehlung des Trainers.

Aufgrund dieser Unterlagen und eines persönlichen Aufnahmegesprächs, an dem auch Eltern und Trainer teilnehmen, wird dann über die Aufnahme entschieden.

INTERVIEW MIT MARTINA FRITSCHI -- Schülerin in Hofwil und OL-Läuferin

- Wann hast du mit dem Orientierungslaufen begonnen?

Denn ersten Wettkampf habe ich ungefähr mit 10 Jahren bestritten, regelmässig trainieren tue ich aber erst seit dem 14.Lebensjahr.

- Nun bist du 17 Jahre alt; welchem Kader gehörst du jetzt an?

Bisher war ich Mitglied eines regionalen Nachwuchskaders. In ein paar Tagen sind aber die neuen Selektionen und danach werde ich mit grösster Wahrscheinlichkeit ins Junioren-Nationalkader aufsteigen, denn ich hatte dieses Jahr eine sehr erfolgreiche Saison. Die Junioren-Nationalmannschaft ist das höchstmögliche Kader für meine Altersklasse.

- Was waren bisher deine grössten Erfolge?

Ich habe insgesamt 20 Goldmedaillen von Schweizermeisterschaften, natürlich meiner Altersklasse. Ausserdem war ein weiterer grosser Erfolg ein 2.Platz an der Jugend- Europameisterschaft.

- Warum hast du dich mit 15 Jahren entschieden in eine Sportschule einzutreten?

Ich habe eigentlich nie nach so etwas gesucht, denn ich hatte nie wirklich grosse Probleme in der Schule.

Durch Zufall habe ich aber eines Tages von der Sportklasse in Hofwil erfahren. Da ich die Idee super fand, habe ich mich kurzerhand entschlossen an diese Schule zu wechseln.

Meinen Entscheid erleichtert haben vor allem zwei Vorteile gegenüber anderen Sportschulen, nämlich dass Hofwil sehr nahe an meinem Wohnort Rüfenacht liegt, und dass Hofwil eine staatliche Schule und somit gratis ist.

- Was findest du besonders vorteilhaft und gut an Hofwil?

Der grösste Vorteil ist sicher, dass die Schulleitung sehr flexibel ist und ich dadurch ohne Probleme für Training und Wettkämpfe vom Schulunterricht dispensiert werden kann.

- Du wirst im Sommer 2001 die Matur machen und danach bist du fertig mit deiner Ausbildung in Hofwil.

Wie sehen deine Pläne danach aus?

Ich weiss noch nicht genau. Wahrscheinlich werde ich nach der Matur ein Profijahr machen, vielleicht in Schweden. Der Profi-OL lohnt sich aber nicht gross, da es kaum etwas zu verdienen gibt. Daher werde ich nach dem Profi-Jahr wahrscheinlich ein Studium beginnen.

- Kannst d u dir heute vorstellen, nebst dem Sport eine „normale“ Ausbildung zu machen?

Ja, ich denke schon. Ich glaube daran, dass alles möglich ist, wenn man nur wirklich will. Ich könnte aber sicher nicht die Schule und den Sport so effizient ausüben wie ich das dank Hofwil machen kann, und daher würde höchstwahrscheinlich entweder die Schule oder der Sport unter der Doppelbelastung leiden.

- Was sagst du zur Situation bezüglich Nachwuchsförderung und

Sportschulen in der Schweiz?

Ich finde, dass oft die Akzeptanz der Schulen fehlt und dass viel zu viele Leute den Sport nur als Hobby ansehen. Sie wollen dem Spitzensport gar keine Chance geben und dadurch ist die Unterstützung von Nachwuchssportlern in der Schweiz allgemein schlecht. Leider sind die wenigen Sportschulen, die es heute in der Schweiz gibt, viel zu teuer und so können sich nur die Reichen eine solche Ausbildung leisten.

- Glaubst du, dass die Schweiz im Spitzensport erfolgreicher wäre, wenn es öffentliche Sportschulen gäbe, die nicht ein so dickes Portemonnaie voraussetzen würden?

Vielleicht. So wie es jetzt ist, gehen auf jeden Fall viele Talente verloren, weil sie sich im wahrsten Sinne die Kombination von Sport und Ausbildung nicht leisten können. Dadurch bringen sie Sport und Ausbildung nicht unter einen Hut und müssen früher oder später den Sport aufgeben.

- Glaubst du, dass sich die Nachwuchsförderung in der Schweiz in der nächsten Zeit verbessern wird?

Ich glaube, dass die Situation auf alle Fälle besser werden wird. Dies ist nur eine Frage der Zeit, denn es gibt viele Projekte für Sportschulen.

4 Literaturverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1 Suter ,Heinz.“Spitzensport und Schule“, S.3

2 Suter, Heinz.“ Spitzensport und Schule“, S.4

3 Suter,Heinz.“Spitzensport und Ausbildung“, S.9

4 Mader, Helmut. “Festschrift 25 Jahre Internatsschule für Schisportler Stams“, S.7

Excerpt out of 25 pages

Details

Title
Kombination von Spitzensport und Ausbildung
Grade
6 (CH!!)
Author
Year
2001
Pages
25
Catalog Number
V104044
ISBN (eBook)
9783640024193
File size
410 KB
Language
German
Keywords
Kombination, Spitzensport, Ausbildung
Quote paper
Mark Stauffer (Author), 2001, Kombination von Spitzensport und Ausbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104044

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