Excerpt
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Allgemeiner Teil
3. Symptome
4. Ursachen
5. Verlauf
6. Psychotherapie
Fazit
Literatur- und Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
bzw. beziehungsweise
ca. circa
DGPPN Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V.
DSM-5 fünfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
ICD-10 International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems 10. Ausgabe
körperl. körperlich/e/er
KVT Kognitive Verhaltenstherapie
neg. negativ
pos. positiv
s.g. so genannte/n
z.B. zum Beispiel
1. Einleitung
Ein Fallbeispiel:
„Als es vor etwa einem Jahr zum ersten Mal passierte, war die 24-jährige Anna so irritiert, dass sie sich an ihrem PC-Arbeitsplatz umsah, ob sie jemand angesprochen hatte. Sie hatte sogar das Fenster geöffnet und rausgeschaut. Ihre drei Kolleginnen, die wie sie als Sekretärin in dieser großen Anwaltskanzlei arbeiteten schauten sie fragend an. Alle waren zuvor in ihre Arbeit vertieft gewesen, niemand hatte etwas zu ihr gesagt. Trotzdem hatte sie es doch genau gehört: „Du hast diesen Job überhaupt nicht verdient!“ Vielleicht war es doch auf der Straße gewesen? Aber es hatte so deutlich und nah geklungen und außerdem hatte sie gewusst, dass sie gemeint war! Ihre Kolleginnen waren zwar keine engen Freundinnen, aber sie kamen eigentlich gut miteinander aus. Man half sich hier und da, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine von ihnen so etwas zu ihr sagen sollte. Doch bei diesem Zwischenfall blieb es nicht. Die Stimme sprach immer öfters zu ihr. Sie hatte Angst, verrückt zu werden. Zweifellos war die Stimme in ihrem Kopf; vielleicht war es auch Gott, der zu ihr sprach. Aber dieser Gedanke erschreckte sie nur noch mehr, zumal sie keinen guten Stand bei ihm zu haben schien. Die Stimme redete ihr ein, nichts wert und schlecht zu sein und dass sie die guten Dinge in ihrem Leben überhaupt nicht verdient hätte. Wenn sie die Stimme hörte, war sie auch sehr von der Arbeit abgelenkt, machte Fehler, vergaß etwa Termine einzutragen und konnte sich nicht mehr richtig konzentrieren. Jedes Mal drohte sie in Panik auszubrechen, am liebsten wäre sie weggelaufen (…)“ (Vieten, 2015, S.0).
Was war los mit Anna?
Die im Fallbeispiel genannten Symptome wie Stimmen hören, negativen Gedanken nachhängen, Verschlechterung der Arbeitsleistung sowie Konzentrationsschwierigkeiten deuten auf eine Schizophrene Erkrankung hin.
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Entstehung, Diagnostik und den Ursachen sowie dem Verlauf einer Schizophrenie.
Nachdem ein Psychotherapeut und einen Mediziner eine Diagnose gestellt haben, wird gemeinsam mit dem Patienten1 eine Therapieform ausgewählt.
Auf Grund der Vielzahl der inzwischen ca. 250 psychotherapeutischen Verfahren beschränkt sich diese Hausarbeit auf vier ausgesuchte Verfahren die miteinander verglichen werden.
Es soll die Frage geklärt werden, welche der genannten Therapieverfahren mit welcher Begründung am besten zur Behandlung einer Schizophrenie geeignet ist.
2. Allgemeiner Teil
„Der schweizerische Psychiater Eugen Bleuler ersetzte den zuvor von Emil Kraepelin etablierten Begriff der „Dementia praecox“ (vorzeitige Verblödung) durch den Begriff der Schizophrenie, der übersetzt gespaltene Gemüt bedeutet. Im wesentlichen Unterschied zu Kraepelin schrieb er der Schizophrenie eine deutlich günstigere Prognose zu und setzte sich für die Entstigmatisierung der Schizophreniepatienten ein. Er veröffentlichte sein Konzept 1911 unter dem Titel „Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien“ (Völkel, B. 2018, S.0)
2.1 Definition
„Schizophrenie beschreibt eine psychische Störung mit tief greifender Veränderung im Erleben und Verhalten der Betroffenen und umfasst eine Vielzahl sehr unterschiedlicher möglicher Symptome. Keines der Symptome tritt jedoch bei allen Betroffenen auf, sodass sehr heterogene klinische Erscheinungsbilder als Schizophrenie diagnostiziert werden können“ (Casper, Pjanic & Westermann, 2018, S. 83).
2.2 Klassifikation nach ICD 10
„Gemäß ICD-10 wird die Diagnose Schizophrenie gestellt, wenn über einen Monat oder länger mindestens eines der oben beschriebenen Symptome aus den Bereichen Ich-Störungen, Wahn und Stimmenhören oder zwei Symptome aus den Bereichen andere Halluzinationen, formale Denkstörungen, Psychomotorik oder Negativsymptome auftreten. Vor einer solchen Diagnosestellung muss durch klinische und apparative Untersuchungen ausgeschlossen werden, dass die Symptomatik auf hirnorganischen Veränderungen (Entzündungen, Tumore, Traumata, degenerative Erkrankungen), auf Stoffwechsel- oder hormonellen Störungen, auf medikamentös bedingten Störungen oder auf Drogenkonsum beruhen, die ebenfalls psychotische Symptome hervorrufen können“ (Gaebel & Wölwer, 2010, S. 9).
Abb. 1 Arten und Einteilung der Schizophrenie nach ICD 10 Klassifikation
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Haupt, Jochheim, Gouzoulis-Mayfrank, 2009, S.380 (eigene Darstellung)
2.3 Epidemiologie
Nach Angaben des Robert-Koch Institut (RKI) (2010) erkranken jährlich von 100.000 Einwohnern weltweit ca. 11 bis 20 Personen neu an einer Schizophrenie. Das bedeutet, dass die Jahresinzidenz bei 0,01 % bis 0,02 % liegt (Gaebel & Wölwer, 2010, S. 16).
Geschlechterspezifisch gibt es dabei nur den Unterschied des Erkrankungsalters, welches bei Männern bei 20 bis 25 Jahre und bei Frauen bei 25 bis 30 Jahren liegt (Caspar et al. 2018, S. 85).
Durch eine erhöhte Suizid- und Unfallrate (10 bis 15%) oder einer erhöhten Rate an körperlichen Krankheiten wie z.B. kardiovaskuläre und respiratorische Erkrankungen besteht bei Menschen mit Schizophrenie eine geringere Lebenserwartung (Markwort, S., Franke, S., Breitenbach, S., Phillip, S., o.J., S.12)
3. Symptome
3.1 Grundsymptome
Die psychopathologischen Symptome der Schizophrenie lassen sich nach dem Psychiater Eugen Bleuler in die s.g. vier großen A´s, auch Negativsymptome genannt, einteilen.
Die A ssoziationsstörung zeigt sich bei den Patienten durch ihre Störung im formalen Denken bis hin zur Zerfahrenheit. Zu der A ffektstörung zählen die Parathymie (Störung der Äußerung von Gemütserregung) und Paramimie (Störung der Mimik zu Gemütserregung). Unter A utismus versteht man im Bezug auf Schizophrenie die Störung im Verhalten und Antrieb sowie den Wirklichkeitsverlust. Und als viertes A wird in der Literatur die A mbivalenz genannt, deren Merkmal die gleichzeitigen Gegensätze des Fühlen, Denken und Handeln sind (Zwiespältigkeit) (Haupt et al. 2009, S. 378).
3.2 Akzessorische Symptome
Die akzessorischen Symptome zählen zu den s.g. Positivsymptomen. Wahn, Halluzinationen, katatone Symptome, funktionelle Gedächtnisstörung und Besonderheiten in Sprache und Schrift, wie z.B. ein auffälliger Tonfall oder das Wiederholen von Buchstaben gehören in diese Gruppe (Haupt et al. 2009, S. 378).
3.3 Ich-Störung
Bei der schizophrenen Ich-Störung erlebt der Betroffene sich in seinem Denken und Handeln von außen gesteuert. Er fühlt, dass ihm entweder fremde Gedanken eingesetzt werden (Gedankeneingebung) oder dass ihm die eigenen Gedanken genommen werden (Gedankenentzug). Aber genauso ist es möglich, dass der Betroffene davon ausgeht, das seine Gedanken in die Gedanken andere Menschen einfließen (Gedankenausbreitung) (Haupt et al., 2009, S. 376).
Nach Grunst und Schramm (2005) entwickeln manche Betroffenen zudem ein doppeltes Bewusstsein und springen zwischen beiden hin und her (Grunst & Schramm, 2005, S. 178).
4. Ursachen
4.1 Genetisch
Durch Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien konnte herausgefunden werden, dass eine Schizophrenie bedingt genetisch veranlagt ist. Man geht davon aus, dass oligo- und polygene Vererbung sowie Umwelteinflüsse gleichzeitig beteiligt sein müssen, damit die Erkrankung entsteht und nicht nur ein einziges Gen. Dank der molekulargenetischen Forschung können mittlerweile sogar mehrere Regionen auf dem menschlichen Genom, auf dem das Dispositionsgen liegen, erkannt werden (Hoefgen, Rietschel, Ackenheil & Maier, 2004, S.0).
4.2 Neurobiochemisch
Das Gehirn funktioniert durch Nervenzellen die miteinander durch chemische Substanzen, den s.g. Botenstoffen in Verbindung stehen.
Auf Grund einer im limbischen System stattfindenden Dopamin- und Noradrenalinstörung (Katecholaminhypothese), kommt es zu einer Störung in der Informationsweitergabe, die z.B. eine Filterstörung2 zur Folge hat (Grunst et al., 2005, S. 177). Zur Gruppe der Katecholamine gehören Dopamin, Serotonin und Noradrenalin. Bei der Katecholaminhypothese wird davon ausgegangen, dass z.B. Sport durch den Anstieg der Katecholamine eine positive Auswirkung auf die Psyche des Menschen hat. Vor allem Noradrenalin und Serotonin beeinflussen als Neurotransmitter im limbischen System die emotionalen Zustände (Kindermann, 1987, S.741–754,).
Das Wissen um die Ursache dieser Störung kann dann ein guter Ansatzpunkt zur Festlegung einer medikamentösen Therapie sein.
4.3 Vulnerabilitäts-Stress-Modell
An diesem Modell von Zubin & Spring (1977) lässt sich erklären, dass eine schizophrene Erkrankung immer durch das Auftreten von zwei Faktoren hervorgerufen wird. Ein Faktor ist Stress, also eine Belastung von außen, die im Zusammenspiel mit der Vulnerabilität der Person zum Ausbruch der Erkrankung führt.
Bei der Vulnerabilität spricht man von seinem eigenen Empfinden im Umgang mit Stress. Das Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren bilden dabei die Voraussetzung für die Anfälligkeit eines Menschen (Ekert & Ekert, 2019, S. 42).
5. Verlauf
5.1 Prodromalphase
Die Prodomalphase ist der Beginn einer Schizophrenie und kann schon mehrerer Jahre vor der Diagnose beginnen (Casper et al., 2018, S. 85).
Mögliche Frühzeichen können sozialer Rückzug, Schlafstörung, mangelnde Hygiene, Entwicklung merkwürdiger Ideen oder eine depressive Verstimmung sein. Bei Jugendliche ist bei Verdacht einer Schizophrenie eine sehr genaue Diagnostik durchzuführen, da die genannten Symptome auch der Beginn einer Depression oder einfach der Pubertären Entwicklung zuzuschreiben ist (Meisenzahn, o.J., S. 0).
5.2 Akute Phase
Die akute Phase, auch floride Phase genannt, zeigt den kompletten Ausbruch der Erkrankung mit ihren positiven Symptomen wie Wahn, Halluzinationen und Denkstörung. Der Betroffene versteht in dieser Phase nicht, oder nur schlecht, dass er gerade akut krank ist (Gaebel, Zielasek, Riecher-Rössler, o.J., S. 0)
5.3 Residualphase
Die Residualphase ist diejenige Phase, bei der die akuten Symptome der floriden Phase(n) langsam abklingen, der Erkrankte jedoch noch nicht komplett geheilt ist. Diese Phase kann mehrere Tage bis Jahre dauern und führt, vorausgesetzt, es kommt zu keinem Rückfall in die floride Phase, zur Heilung der Erkrankung (Lexikon der Neurowissenschaft, 2020, S.0)
6. Psychotherapie
Egal welche Therapie letztendlich für den Patienten ausgewählt wird, bestehen die Prozesse immer aus drei Schritten. Der Prozess beginnt mit der Problemanalyse, gefolgt von der Festsetzung des Therapieziels und als Folge das Vorrangehen zum Erreichen des gesetzten Zieles (Grunst et al., 2005, S. 163).
6.1 Psychoanalyse/ Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
„Der Begriff Psychoanalyse leitet sich von den griechischischen Begriffen ψυχή (psyche) für „Seele“ und ἀνάλυσις (analysis) für „Zerlegung“ ab und meint die Untersuchung bzw. Enträtselung der Seele“ (Stangl, 2020, S. 0).
[...]
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten für alle Geschlechter.
2 Nicht Wichtiges von Wichtigem trennen können
- Quote paper
- Katja Kieselbach (Author), 2021, Wirksamkeit von Psychotherapie bei Schizophrenie. Therapieansätze im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1041291
Publish now - it's free
Comments