Soziale Ungleichheit. Auswirkungen auf das Bildungssystem in Deutschland


Seminar Paper, 2021

13 Pages, Grade: 2.0

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Annäherung an die Begrifflichkeiten
2.1. Bildungssystem
2.2. Soziale Ungleichheit

3. Auswirkung von sozialer Ungleichheit
3.1. Die Soziale Herkunft als Ursache für Bildungsungleichheit
3.2. Der Migrationshintergrund als Ursache für Bildungsungleichheit
3.3. Das Geschlecht als Ursache für Bildungsungleichheit

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In den letzten Jahren gab es eine Vielzahl von Diskussionen der Ergebnisse der PISA Studien im Bereich der Migrationsforschung (vgl. Diehl 2016, S. 4). Ein wesentlicher Grund für die Forschung sind die steigende Zuwanderungszahlen in Deutschland (vgl. ebd.). Hinsichtlich der offiziellen Bekenntnis Deutschlands zur Zuwanderung handelt es sich hierbei um eine Diskussion über das Thema Integration (vgl. ebd.). In Deutschland spielt dieses Thema eine wichtige Rolle; während der „[...] Arbeitsmarkt eine Schlüsselrolle für die Platzierung in der Aufnahmegesellschaft spielt“ (ebd., S. 4), ist die „[...] berufliche Positionierung [für] die Lebenschancen präg[end]“ (ebd., S.4).

Im Allgemeinen ermöglicht das Bildungssystem Kompetenzen und Bildungszertifikate, welche für das strukturellen Integrationserfolg sorgt (vgl. ebd.). Das bedeutet, je höher die Bildung eines Individuum, desto mehr Vorteile sind mit dem Arbeitsmarkt verbunden (vgl. ebd.). Aus der Sicht des Integrations gibt es positive sowie negative Auswirkungen, während zum einen der Kontakt mit Mehrheitsangehörigen für sprachliche und identifikative Eingliederung sorgt, ist bei nicht ausreichender Bildung mit fundamentale Folgen zu rechnen (vgl. ebd.). Menschen mit einem Migrationshintergrund, auch Migranten genannt, sind weitgehend von den negativen Folgen betroffen. Auch das deutsche Bildungssystem bringt soziale und ethnische Ungleichheiten hervor, indem sozialen Mechanismen vorliegen (vgl. ebd., S. 7; vgl. Heath/Brinbaum 2014; vgl. Kristen/Granato 2007). Von sozialen Mechanismen sind Migranten sowie „[...] sozial benachteiligte deutschen Kinder und Jugendliche“ (ebd., S. 6) betroffen. Im Kapitel „Bildungssystem“ wird genauer auf die Mechanismen eingegangen. Innerhalb der Ungleichheit gibt es eine Unterscheidung zwischen der ethnischen Ungleichheit und der sozialen Ungleichheit. Während die ethnische Ungleichheit sich beispielsweise mit der Herkunftsgruppe auseinandersetzt, ist die soziale Ungleichheit z. B. wenn „[...] „bildungsferne“ Eltern ihre Kinder nicht im gleichen Ausmaß bei der Erreichung eines höheren Schulabschluss unterstützen [können]“ (ebd.). Der Fokus der Hausarbeit liegt auf die soziale Ungleichheit.

Im Folgenden beschäftigt sich die Hausarbeit mit der Fragestellung: Inwiefern lässt sich das Bildungssystem in Deutschland von sozialer Ungleichheit beeinflussen? Daher soll in dieser Arbeit genauer auf zwei Definitionen eingegangen werden. Im weiteren Verlauf sollen verschiedene Ursachen für Bildungsungleichheit abgegrenzt werden, um anhand dessen wesentliche Merkmale von Bildungsungleichheiten hervorheben zu können.

2. Annäherung an die Begrifflichkeiten

Das Bildungssystem ist eng mit der sozialen Ungleichheit verknüpft (vgl. Panagiotopoulou 2019, S. 55). Durch die soziale Ungleichheit kommen verschiedene Eigenschaften, wie soziale Mechanismen des Bildungssystem hervor. Die Begriffe Bildungssystem und soziale Ungleichheit einheitlich zu definieren, kann eine begriffliche Annäherung gewährleisten und wesentliche Merkmale von Bildungsungleichheit können hervorgehoben werden.

2.1 Bildungssystem

Der Begriff wird als „[...] ungleichen Verteilung von „Bildungschancen, Bildungsentscheidungen, Bildungsbeteiligungen, Bildungslaufbahnen und Bildungsabschlüsse“ gefasst und als „gleichbedeutend mit einer ungerechten Ungleichverteilung von Bildung“ verstanden“ (Kelle, Schmidt/Schweda, 2017, S. 64, zitiert nach Panagiotopoulou 2019, S. 56 f).

Im Allgemeinen lässt sich das Bildungssystem als „[...] institutionelle Regelung und die organisatorische Ausgestaltung der Bildungseinrichtungen in einer bestimmten Gesellschaft oder Region“ (Diehl 2016, S. 4, S. 334) bezeichnen. Es gibt drei unterschiedliche zentrale Aspekte: Input, Differenzierung und Organisation (vgl. ebd.).

Der Aspekt Input beinhaltet die Eigenschaften: Vorschule (Pflicht), Einschulungsalter, Pflichtschulzeit, Ganztagsschule, Ausgaben, Klassengröße, Qualität und Qualifikation; der Aspekt Differenzierung: Anzahl Schultypen, Alter erster Sortierung, Durchlässigkeit, Erträge/Kosten/Risiken, Wahl/Verbindlichkeit, Curriculum und ext./int. Differenzierung; und der Aspekt Organisation: Standardisierung, Zentralisierung, Kontrolle/Evaluation, Information, Autonomie, Wettbewerb, Anreize/Bezahlen und Selektivität (vgl. ebd., S. 335). Allgemein gibt es drei Kriterien für die Beurteilung der Effekte: das Niveau, die Streuung und die soziale Durchlässigkeit (vgl. ebd.). Das Niveau wird von „[...] den jeweiligen Durchschnittswert bei der Bildungsbeteiligung und Leistungen“ (ebd.) gemessen, welche als Effizienz bezeichnet wird (vgl ebd.). Die Streuung wird über die Varianzen von Bildungsbeteiligung und Leistungen der Kinder gemessen (vgl. ebd.).

Die Messung von soziale Durchlässigkeit wird durch „[...] sozialen Gradienten [gemessen], der die Stärke des Zusammenhangs von sozialem Hintergrund und Bildungsbeteiligung und Leistungen im Vergleich der Länder beschreibt“ (ebd.).

Die genannten institutionelle Regeln bestimmen das jeweilige Bildungssystem.

Ein wesentlicher Merkmal des Bildungssystem ist der hohe Grad an Selektivität, wie z. B. Einschulungen, Überweisungen auf die Sonderschule für Lernbehinderte, Übergang in die Sekundarstufe usw. (vgl. Gomolla 2002, S. 153, S. 185, S. 219). Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene Mechanismen im Bereich der institutioneller Diskriminierung.

Nach Gomolla wird zwischen Mechanismen direkter und Mechanismen indirekter Diskriminierung unterschieden (vgl. ebd., S. 266-272). Bei der Differenzierung der Mechanismen handelt es sich um eine Diskriminierung in der organisatorische Ausgestaltung der Bildungseinrichtung, die durch „[...] ihre Distrubitions- und Selektionsleistung“ (ebd., S. 266) gekennzeichnet ist. Die Mechanismen direkter Diskriminierung können „[...] sowohl formelle, als auch informelle organisatorische Lösung bezeichne[t]“ (ebd.) werden. Die Absicht hierbei ist die Zuweisung in einer bestimmten Schulform für Schüler und Schülerinnen mit einer nötigen Sonderbehandlung, wie z. B. in „[...] separaten Vorbereitungs-, Förder- oder Auffangklassen“ (ebd.).

Bei der Mechanismen indirekter Diskriminierung wird die Klasse als homogen betrachtet (vgl. ebd., S. 270). Das bedeutet, dass die Lernvoraussetzungen und Lernbedingungen für alle Schüler und Schülerinnen gleich sind, egal ob Muttersprachler/in oder Zweitsprachlerner/in (vgl. ebd.).

2.2 Soziale Ungleichheit

Der Begriff soziale Ungleichheit lässt sich in vielen verschiedenen theoretischen Ansätzen definieren (vgl. Burzan 2011, S. 7). Im Allgemeinen handelt sich hierbei um eine ungleiche Verteilung von Lebenschancen, das heißt, dass Mitglieder je nach Merkmal in der öffentlichen Gesellschaft schlechter oder besser Lebenschancen erhalten (vgl. ebd.). Merkmale, wie Einkommen, Geschlecht und soziale Herkunft kann zu einer soziale Ungleichheit leiten (vgl. ebd.). Die Gesellschaft sortiert Menschen anhand von Merkmalen in verschiedenen Gruppen. Anhand der subjektive Wahrnehmung der Individuums lassen sich die jeweiligen Gruppen in einem hierarchischen Aufbau der Gesellschaft einordnen. Das bedeutet, dass die Person innerhalb der Gruppe, je nach Positionierung in der Gesellschaft, bessere oder schlechtere Lebenschancen erhält (vgl. ebd., S. 8).

Der hierarchische Aufbau der Gesellschaft lässt sich weit in der Geschichte zurückfinden, denn schon in der Vergangenheit lassen sich verschiedene Klassen vorfinden, wie z. B. „Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell“ (Marx/Engels 1974, S. 15 zitiert nach Burzan 2011, S. 15). Marx und Engels spricht hier von den „Unterdrücker und Unterdrückten“ (ebd. zitiert nach ebd.). Entscheidend für die Klassenzugehörigkeit ist der Besitz oder Nichtbesitz von Produktionsmitteln (vgl. Burzan 2011, S. 17).

Hierbei lässt sich die soziale Bildungsungleichheit als das Phänomen, „[...] [dass] auch bei gleichen Leistungen ungleiche Bildungserfolge [erzielt]“ (Dravenau/Groh-Samberg 2013, S. 104, zitiert nach Panagiotopoulou 2019, S. 57) definieren.

3. Auswirkung von sozialer Ungleichheit

Wird der soziale Bildungsungleichheit in Deutschland im internationalen Vergleich in Betracht gezogen, reift die Erkenntnis, dass schon in den 1950er und 1960er eine hohe soziale Bildungsungleichheit aufweist (vgl. Panagiotopoulou 2019, S. 57).

Eine Vielzahl von Ursachen im Bereich der sozialen Ungleichheit haben einen Einfluss auf die Bildungsungleichheit im Bildungssystem in Deutschland. Häufig liegt die soziale Herkunft der Lernende als Schwerpunkt in der Ursachenzuschreibung (vgl. ebd., S. 58). Auf der anderen Seite gelten auch das Migrationshintergrund und sowohl das Geschlecht als Ursache für die Ungleichheit der Lernenden. In den folgenden Kapiteln werden genauer auf die verschiedenen Ursachen für die Bildungsungleichheit eingegangen.

3.1 Die Soziale Herkunft als Ursache für die Bildungsungleichheit

Laut der 4. World-Vision-Kinderstudie lässt sich die soziale Herkunftsschicht über die Bildungschancen bestimmen (vgl. ebd., S. 55). Die Bildungsentscheidung, ob das Abitur angestrebt wird oder nicht, lässt sich auch von der sozialen Herkunftsschicht bestimmen (vgl. ebd.). Panagiotopoulou spricht von einer „Herkunftseffekt“, welche als Form der Ursache von Bildungsungleichheit identifizieren lässt (vgl. ebd., S. 59). Es wird zwischen primären Herkunftseffekt und sekundären Herkunftseffekt unterschieden (vgl. ebd.).

Beim primäre Herkunftseffekt lässt sich die Leistung und Kompetenz der Lernenden von der familiären Sozialschichtzugehörigkeit beeinflussen, das heißt, dass z. B. die in der Familie gesprochenen Sprache einen Einfluss auf die Kompetenz der Lernenden hat (vgl. ebd., S. 60; vgl. Diehl 2016, S. 10). Von einer sekundären Herkunftseffekt spricht man, wenn es „[...] auf unterschiedliche Bildungsaspirationen und ein unterschiedliches Entscheidungsverhalten der Sozialschicht zurückzuführen sind“ (ebd., S. 60).

Das bedeutet, dass z. B. die Lernenden in der Schule, aufgrund von Selektionsentscheidungen der Lehrkräfte, eher weniger eine Übergangsempfehlung zum Gymnasium erhalten (vgl. ebd., S. 60). Die Leistungsbewertung der Lehrkräfte gehen teilweise auf stereotypische Einschätzungen der sozialen Herkunft ein (vgl. ebd., S. 59). Ein weitere wichtige Rolle spielt die Schichten der Sozialschicht, denn die Entscheidungen für den Übergang der Kindern von den deren Eltern variieren sich. Während die obere Sozialschicht bei einer Nicht-Gymnasialempfehlung der Lehrkraft sich riskantere Entscheidung leisten können, ist bei der niedrigen Sozialschicht nicht abweichend (vgl. ebd., S. 61).

Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass Lernende aus niedrigen Sozialschicht mehr Leistung erbringen müssen, um eine Übergangsempfehlung zum Gymnasium zu erhalten (vgl. ebd.). Im weiteren Verlauf der Schulbahn sind Lernenden aus der niedrigen Sozialschicht nicht nur mit der Übergangsempfehlung konfrontiert, sondern auch während der Zeit in der Oberstufe. Während Lernende aus der oberen Sozialschicht sich mehrere schlechte Noten in den Fächer leisten können, reicht bei Lernenden aus der niedrigen Sozialschicht mit einer schlechten Note in einem Fach für eine Entscheidung das Gymnasium zu verlassen (vgl. ebd.).

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Details

Title
Soziale Ungleichheit. Auswirkungen auf das Bildungssystem in Deutschland
College
University of Cologne
Grade
2.0
Year
2021
Pages
13
Catalog Number
V1042133
ISBN (eBook)
9783346462541
ISBN (Book)
9783346462558
Language
German
Keywords
soziale, ungleichheit, auswirkungen, bildungssystem, deutschland
Quote paper
Anonymous, 2021, Soziale Ungleichheit. Auswirkungen auf das Bildungssystem in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1042133

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