Islamische Kunst & Architektur


Exposé / Rédaction (Scolaire), 2001

4 Pages


Extrait


Islamische Kunst und Architektur

Islamische Kunst und Architektur, die Kunst und Architektur derjenigen Länder, deren Kultur sich unter dem Einfluss des Islam entwickelte. Seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. verbreitete sich die islamische Kultur über weite Teile Europas, Asiens und Afrikas.

Kulturgeschichtliche Voraussetzungen

Schrift und Architektur waren für die Herausbildung der sakralen und weltlichen Künste des Islam entscheidend. Da die Offenbarungen des Propheten Mohammed im Koran niedergelegt sind, der das wichtigste literarische und poetische Erbe der arabischen Sprache und des islamischen Glaubens darstellt, hat die Verbreitung der Koransuren zu einer Vielfalt der Schriftstile und zu kalligraphischen und ornamentalen Besonderheiten geführt. Der Grundriss des Privat- und Gebetshauses Mohammeds in Medina wurde zum Grundmuster für alle Moscheen.

Die frühislamische Kunst nahm Einflüsse aus römischen, byzantinischen und frühchristlichen Stilen auf. Vor allem der Einfluss des Kunsthandwerks der Sassaniden war bedeutend. Zentralasiatische Stile wurden durch die Einfälle der Türken und Mongolen nach Mesopotamien gebracht, und auch chinesische Einflüsse hatten eine formbildende Wirkung besonders auf islamische Keramik, Teppichweberei und Miniaturmalerei.

Geschichte

Die Entwicklung der islamischen Kunst zwischen dem 7. und 18. Jahrhundert wird in drei Perioden eingeteilt. Jede Periode fällt mit jeweiligen kulturellen Zentren in der islamischen Welt zusammen, in denen sich bestimmte Stile und Ausprägungen in Architektur und Kunst herausgebildet haben. Die erste Periode fiel zusammen mit dem Kalifat der Omaijaden (661- 750). Während dieser Zeit erstreckte sich der islamische Einflussbereich vom syrischen Damaskus bis nach Spanien. Die mittlere Periode umfasst die Zeit der Abbasiden (750-1258), die 762 Bagdad gründeten und sich nach Osten öffneten. Dieses Kalifat bestand bis zur Eroberung durch die Mongolen (1258) und war für die besondere Förderung der Gelehrsamkeit und der Kultur bekannt. In dieser mittleren Periode wurde der Einfluss iranischer Kunstformen bedeutsam. Die dritte Periode ist die der Osmanen (um 1300 bis 1922), die von Anatolien ausging, byzantinische Einflüsse aufwies und in ihrer Spätzeit vor allem durch europäische Einflüsse an Eigenständigkeit verlor.

Innerhalb dieser drei Perioden existieren noch einige, die aber für uns keine grosse Bedeutung aufweisen.

Sakrale Architektur: Moschee und Medrese

Der erste Bau war das Wohnhaus Mohammeds in Medina mit einem ummauerten, rechteckigen Hof, mit Hütten an einer Seitenwand, den Häusern von Mohammeds Frauen an einer anderen, und einem überdachten Vorraum (Zulla) an der dritten Seite. Fast alle Moscheen bestehen daher aus einem umschlossenen Hof (San), der von Arkaden (Riwak) umgeben ist und an einem Ende einen Gebetsraum aufweist, und bilden so den Grundriss von Mohammeds Haus nach.

Mihrab

Als die Muslime 636 Syrien eroberten, übernahmen sie viele Kirchenbauten, die im Frühchristentum errichtet worden waren und bauten sie in Moscheen um. Diese Basiliken waren lang gestreckte, oft dreischiffige Gebäude mit geneigten Dächern und einem Altar an der Ostseite. Die Mihrab (Gebetsnische), die die Kibla (Gebetsrichtung) anzeigt, wurde an der Südwand eingerichtet. Eingänge wurden an der Nordseite geschaffen, so saßen die Gläubigen beim Gebet quer zu den ursprünglichen Kirchenschiffen.

Das Minarett

Zu Lebzeiten des Propheten rief der Muezzin von einem Hausdach in Medina zum Gebet, später wurde dazu ein spezielles Turmbauwerk, das Minarett, errichtet. Wahrscheinlich führte die syrische Tradition, die vier Ecken eines Gebäudes mit kurzen Türmen zu kennzeichnen, zur Ausbildung des Minaretts, von dem der Ruf zum Gebet erfolgen kann.

Die Kuppel

Kuppeln, die einen wichtigen Bestandteil der islamischen Architektur darstellen, entwickelten sich aus der sassanidischen und aus der frühchristlichen Bautradition. Die älteste erhaltene Moschee mit Kuppel ist der Felsendom in Jerusalem, der aus dem späten 7. Jahrhundert stammt; die Konstruktion dieser Kuppel geht auf den frühchristlichen Kuppelbau zurück.

Medresen

Unter den Abbasiden entstand im Osten des Iran eine neue Gebäudeart, die Medrese (Lehrgebäude). Dieser Bautyp, der auf sassanidischer Architektur basiert, wurde zu einer neuen Art Moschee weiterentwickelt, die sich in viele Länder verbreitete. Die Medrese und die Medresenmoschee hatten Iwans (Wandelgänge) an vier Seiten, die durch zweistöckige Arkaden verbunden waren.

Weltliche Architektur

Zur Zeit der Omaijaden und der frühen Abbasiden bauten die Prinzen der Kalifenfamilien Paläste in Syrien und im Irak. Einige wurden mit Jagdgehegen und überkuppelten Bädern umgeben, die sich aus der spätrömischen Architektur entwickelt hatten. Die Omaijadenpaläste waren mit Mosaiken, Wandgemälden und Stuckarbeiten verziert, die Hofstaat, Tiere und den Kalifen selbst darstellten. Ein Großteil dieser Malerei entwickelte sich aus der sassanidischen Kunst.

Die Karawansereien (Rasthäuser; türkisch han) waren eine Entwicklung, die typisch für die Seldschuken war. Karawansereien entlang der Karawanenstraßen hatten Säle mit Gängen und einen Hof für die Tiere.

Gräber und Mausoleen

Mausoleen wurden, obwohl die islamischen Glaubensregeln den Bau kunstvoller Grabanlagen verbieten, als Repräsentationsbauten errichtet. Sie stellen, neben Moscheen und Palästen, die artifiziellsten Bauten des Islam dar. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde in Samarkand (heute Usbekistan) die Totenstadt Sah-i-Zindeh gebaut, die gemustertes Mauerwerk besitzt und hoch gewölbte Kuppeln hat. Im Iran wurde unter den Mongolen eine Grabstätte entwickelt, deren Besonderheit sich am Mausoleum von Sultaniye zeigt. Dieses Mausoleum hat eine Doppelkuppel, die auf einer achteckigen Basis steht und ursprünglich einen Turm an jeder Ecke hatte. Dieser Bautyp ist der Vorläufer des berühmtesten aller islamischen Mausoleen, des Taj Mahal in Agra (Indien), das in der Mitte des 17. Jahrhunderts von zwei iranischen Architekten gebaut wurde.

Künstlerische Baugestaltung

In und an islamischen Gebäuden wurden Stuck, gemustertes Mauerwerk und bemalte Fliesen zu dekorativen Zwecken eingesetzt. Handwerker im Iran hatten sich auf die Herstellung bemalter Fliesen spezialisiert. Moscheefassaden, die aus Säulenbändern mit Koraninschriften bestanden, wurden aus bemalter Keramik geschaffen. Zierwandtafeln wurden mit Fliesen verkleidet, die oft sternförmig vorgeformt waren und in der Zusammenfügung Muster bildeten. Holzschnitzereien und Gitterwerk, manchmal in Verbindung mit Elfenbeinintarsien, waren weitere Formen der islamischen Baugestaltung. Obwohl die damit hergestellten Dekorationen kein Teil des Gebäudes selbst sind, gelten auch Moscheeampeln (Hängeleuchten) und bunte, hochwertige Gebetsteppiche als kunstvolle Dekorationen der Gebäude.

Kunsthandwerk

Das islamische Verbot, in sakralen Zusammenhängen Bilder von Tieren und Menschen darzustellen, geht nicht auf den Koran, sondern auf Aussprüche Mohammeds zurück. Das Erschaffen von solchen Bildern würde demnach einen Eingriff in das Schöpfungsprivileg Allahs darstellen.

Eine andere wichtige Vorschrift ist die verordnete Geringschätzung wertvoller Materialien.

Islamisches Kunsthandwerk beschränkt sich daher in der Regel auf Keramik, Holz, Bronze und Elfenbein.

Keramik

Keramik ist einer der Bereiche islamischen Kunsthandwerks, die höchstes Niveau erreicht haben. Aus China eingeführtes Porzellan rief in Bagdad das Interesse von Kunsthandwerkern hervor, die versuchten, das asiatische Porzellan mit einheimischem Ton zu imitieren. Die grüngelbe Tangkeramik wurde allerdings erfolgreich nachgebildet, und es gelang den Töpfern, eine Zinnglasur zu entwickeln. Einige dieser Keramiken wurden mit einer einfachen blauen Verzierung versehen, die meistens aus Inschriften bestand..

Vom späten 8. bis zum 11. Jahrhundert wurde eine andere Art von Keramik, die mit Schlickerfarben verziert war, in Nischapur und Samarkand im Nordosten des Iran hergestellt.

Schlicker ist eine dünne Lage flüssigen Tons, die auf ein Gefäß aufgebracht wird, um einen Malgrund abzugeben. Weitere wichtige Keramiken aus dem Iran jener Zeit sind Gabrigefäße, bei denen der Hintergrund oder die Verzierung eingraviert ist, um einen Reliefeffekt zu erzielen, und Gefäße mit Sgraffitto. Beide Techniken sind der Metallbearbeitung entlehnt.

Holz- und Elfenbeinschnitzereien

Neben dem Gebrauch für die Inneneinrichtung von Sakralbauten wurden ornamental gestaltete Holzarbeiten auch in weltlichen Bauten benutzt. Herausragende Arbeiten, von denen figürliche Durchbruchpaneele mit Hofszenen erhalten geblieben sind, waren in verschiedenen Palästen angebracht. Elfenbeinschachteln und beschnitzte Elefantenstoßzähne waren an den Höfen sehr beliebt, eine Tradition, die sich im arabischen Sizilien fortsetzte.

Bronzearbeiten

Wegen der Geringschätzung von Edelmetallen wurde Bronze zum meistverwendeten Metall. Anfangs wurden sassanidische Formen den Bronzegegenständen angepasst, aber in der fatamidischen Zeit wurden einige der kunstvollsten tierförmigen Gefäße der islamischen Kunst geschaffen. Im Osten des Iran wurden wichtige Bronzearbeiten geschaffen, die graviert oder mit Kupfer und Silber eingelegt waren. Die schönsten islamischen Bronzen wurden in den Werkstätten von El Mawsil im Irak unmittelbar vor der mongolischen Eroberung hergestellt. Wasserkrüge, Becken und Kerzenständer hatten Verzierungen aus Gold und Silber und waren mit Schmuckbändern belegt, auf denen abstrakte Muster, Figuren und Inschriften zu sehen waren.

Handschriften

In den frühesten Koranhandschriften wurde die kufische Schrift verwendet, eine kunstvolle, winklige arabische Schrift, die auch für die Steinbearbeitung geeignet ist. In dieser Schrift wurden die diakritischen Zeichen über den Buchstaben manchmal in Rot gemalt. Zusammen mit den goldenen Verzierungen zwischen den Suren (Korankapitel) ergaben sich Kontraste mit der schwarzen Schrift. In einer späteren Periode des islamischen Kunstwandels wurde eine rundere, fliessendere Schrift entwickelt. Diese beiden Schriftarten wurden oft eingesetzt, um an Gebäuden und anderen Gegenständen optische Kontraste zu schaffen.

Textilien

Stoffe waren als Luxusgegenstände hoch geschätzt. Die hochwertigsten Stoffe wurden in Werkstätten, den so genannten Tiras, geschaffen, die vom Kalifat kontrolliert wurden. Das Tirassystem wurde durch die Mongolenherrschaft beendet. Ein Geschenk aus einem Tiras, oft eine beschriftete Ehrenrobe, wurde als wertvoller Besitz betrachtet. Tiras (so wurden auch die Stoffe selbst bezeichnet) waren oft mit dem Namen des Werkstätteninhabers und des Kalifen signiert.

In Ägypten waren viele dieser edlen Stoffe aus Leinen gewebt und wurden später mit seidenen Schmuckbändern und Goldfäden verziert. Seidenstoffe wurden in weiten Bereichen der islamischen Welt hergestellt. Seidenstoffe aus dem Iran, Bagdad, Ägypten und dem Spanien des 11. und 12. Jahrhunderts zählen zu den kunstvollsten überhaupt. Diese Seidenstoffe beeinflussten die spätere sizilianische und italienische Webkunst. Europäische Stoffbezeichnungen wie Damast (von Damaskus) stammen aus der islamischen Kultur. Der Krönungsmantel der römischen Kaiser wurde von islamischen Kunsthandwerkern in Sizilien bestickt. Sizilianische Stickereien waren im 14. Jahrhundert von Bedeutung.

Der Einfluss chinesischer Seidenstoffe auf die islamischen Webereien, der nach der Eroberung durch die Mongolen einsetzte, zeigte sich in den ersten islamischen Goldbrokatstoffen und in dekorativen Details. Die Osmanen schufen neue Arten großformatiger Seidenmuster, u. a. Nelken-, Tulpen- und Palmblattmuster.

Teppiche

Die frühesten erhaltenen islamischen Knüpfteppiche stammen aus dem 14. Jahrhundert aus dem türkischen Konya. Diese Konyaläufer besitzen ein Vollmuster aus natürlichen Formen, die Bordüre hat ein Inschriftenband. Andere, geometrisch gemusterte Läufer wurden unter den Mameluken in den Farben Hellblau, Rot und Gelb hergestellt. Es sind zahlreiche Teppiche aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Die Teppichweberei erreichte unter den Safawiden im Iran mit Jagdszenen und Gartenmotiven ein hohes Niveau. Safawidische Seidenteppiche, die in Pastelltönen mit goldenen und silbernen Flächen gehalten sind, wurden speziell für den europäischen Markt hergestellt

Quellen: kl. Geschichte der islamischen Kunst Internet

Gligorov Zvonko

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Résumé des informations

Titre
Islamische Kunst & Architektur
Auteur
Année
2001
Pages
4
N° de catalogue
V104251
ISBN (ebook)
9783640026043
Taille d'un fichier
331 KB
Langue
allemand
Mots clés
Islamische, Kunst, Architektur
Citation du texte
Zvonko Gligorov (Auteur), 2001, Islamische Kunst & Architektur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104251

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