Entdecken Sie die faszinierende Welt des Lyonel Feininger, einem Meister der Klassischen Moderne, dessen Werke eine einzigartige Synthese aus Kubismus, Futurismus und metaphysischer Tiefe darstellen. Tauchen Sie ein in die prismatische Farbwelt und die kristallinen Strukturen, die Feiningers Gemälde so unverwechselbar machen. Von seinen frühen Karikaturen über die ikonischen Architekturdarstellungen bis hin zu den späten, von New York inspirierten Werken, zeichnet dieser Band ein umfassendes Bild seines künstlerischen Schaffens. Erfahren Sie, wie Feininger die Prinzipien der Fuge in seine Malerei übertrug,Harmonie und Dissonanz nutzte, um eine neue Dimension der Bildgestaltung zu erreichen. Lassen Sie sich von der Gegenüberstellung von Feiningers Werken mit denen anderer Künstler seiner Zeit inspirieren und verstehen Sie, wie er sich von Kubisten und Futuristen abgrenzte, um seinen eigenen Weg zu finden. Feiningers Gemälde sind mehr als nur Abbildungen der Realität; sie sind Fenster zu einer Welt, in der Architektur und Natur in einer Symbiose des Lichts verschmelzen. Seine Bilder laden den Betrachter ein, innezuhalten und die subtilen Schwingungen zwischen Körperlichkeit und Unkörperlichkeit, zwischen greifbarer Undurchdringlichkeit und transzendenter Durchsichtigkeit zu erfassen. Erkunden Sie die Bedeutung des Bauhauses für Feiningers künstlerische Entwicklung und entdecken Sie, wie er trotz der Einflüsse verschiedener Stilrichtungen stets seinen eigenen Glauben an das Metaphysische in der Kunst bewahrte. Diese Reise durch Feiningers Leben und Werk enthüllt nicht nur die Genialität eines außergewöhnlichen Künstlers, sondern wirft auch ein neues Licht auf die Kunst des 20. Jahrhunderts. Erleben Sie, wie Feininger in seinen späten Werken die Erinnerung zur Methode erhob, die Formen aufzubrechen begann und so eine neue Ära einleitete. Ein Muss für jeden Kunstliebhaber und ein unverzichtbarer Beitrag zur Erforschung der Moderne.
Bildbeschreibung:
Das Gemälde „Torturm 1“ ist ein bekanntes und eindeutiges Beispiel des von Feininger benutzen Stilmittels des Kubismus. Es besteht aus einer Gliederung aus aufgesplitterten Flächen, die im Gesamten bezug der Raum ergeben. Die Gegenständlichkeit wird bei diesem Gemälde abstrahiert, durch den Farbeinsatz wird ein besonderes Spannungsverhältnis erzeugt. Gliedern lässt sich das Bild in eine bewusste Anordnung von Schrägen und Gegenschrägen. Dargestellt ist Torturm im Zentrum mit umgebenden, schemenhaften Häuserzeilen. Im Vordergrund sind zwei Personen erkennbar, die sich auf einer freien Fläche oder Platz aufhalten. Es treten starke Richtungsbezüge durch die Verwendung der Schrägen und Gegenschrägen innerhalb des Bildes auf. Markant hierbei ist eine senkrechte Anordnung der einzelnen Flächen, die eine Blicklenkung auf den Vordergrund bewirkt. Von den Seiten her wird der Blick ebenfalls über Schrägen in den Bildmittelpunkt geleitet und stößt dann auf die sich zentral befindlichen Personen im Vordergrund. Feininger hat häufigen Gebrauch von Kalt- Warmkontrasten, sowie Hell- Dunkelkontrasten gemacht, die die einzelnen Flächen voneinander abgrenzen. Ein Beispiel für einen Hell- Dunkelkontrast ist die schwarze Fläche am linken Bildrand, die an der Längsseite an eine weisse Fläche stößt. Ein Kalt- Warmkontrast befindet sich beispielsweise zwischen der rechten Person und der orangen Fläche am rechten Bildrand. Der blaue Himmel zu dem braunen Turm ist ein weiteres Beispiel für die Verwendung der Kalt- warm Kontrastierung. Im Zentrum des Bildes befindet sich eine Aufgliederung der Flächen durch wiederholten Einsatz des Kalt- Warmkontrastes.
Insgesamt wird die Räumlichkeit durch verschiedene Flächen gut erzeugt.
Referat:
Lyonel Feininger wurde am 17. Juli 1871 in New York geboren, er war Karikaturist, Maler und Meister am Bauhaus in Weimar und Dessau (1919- 1933). Lyonel Feininger gilt als einer der wichtigsten Künstler der Klassischen Moderne.
1871 als Sohn eines Musikerehepaares in New York geboren, reiste er 1887 seinen Eltern nach Deutschland nach, als diese sich gerade auf einer Konzerttournee befanden. Statt des vorgesehenen Violinstudiums wandte sich Lyonel Feininger der bildenden Kunst zu und erhielt in der Folgezeit seine Ausbildung an verschiedenen Kunstschulen inn Hamburg, Berlin und Paris. Nach ersten Erfolgen mit Karikaturen für deutsche und amerikanische Zeitungen entwickelte er unter dem Einfluß des Kubismus und der Malerei Robert Delaunays seinen eigenen, unverwechselbaren Stil - charakterisiert durch die geometrische Konstruktion des Bildraumes, die kristalline Auffächerung transparenter Flächen und die Reflexivität von Licht, Raum und Farbe. Seine Gemälde sind aus prismatisch gebrochenen, überblendenden Farben und Formen komponiert. Architektur, Straßen, Gebäude und maritime Themen stehen im Zentrum von Feiningers Schaffen als Maler.
Nach seiner 1937 erfolgten Rückkehr nach New York entstand die Reihe der Manhattan-Bilder, die anschaulich belegen, wie fasziniert der Künstler auch von dieser Metropole gewesen ist.
Lyonel Feininger, der weit über Berlins Grenzen geschätzte Karikaturist, will sich 1905 endlich aus den Fängen der Groteske befreien und sich in der Ölmalerei unterweisen lassen. Der spät ernannte „Leinoel Einfinger“, wie sich der künftige Maler selbst ironisiert, setzt thematisch zunächst dort an, wo er als Karikaturist aufgehört hatte. Die Auskoloriierung des linearen Umrisses aus den Pressezeichnungen führt ihn - farblich an den Fauvisten um Henri Matisse geschult - in den sogenannten „Mummenschanzbildern“ zu schillernden schiessbudenartigen Farbfiguren: skurrile Szenerien aus dem Karneval der Vorkriegszeit, Flaneure, Straßenarbeiter und Zeitungsleser. Und bereits hier merkt man: dies ist kein Malen aus dem Bauch heraus, sondern bereits ein kalkulierter Umgang mit den Mittel der Malerei, bei der Linie und Fläche eine Einheit bilden und in der wie auch später die Gegensätze von Dynamik und Statik, Raum und Raumlosigkeit, Zeit und Zeitlosigkeit zusammentreffen. 1911 entdeckt Feininger dann die Bilder der Kubisten Braque und Picasso. Ihre Analytik verhilft ihm zur eigenen, reinen Bildform aus splittrigen Bausteinen. Die strukturbildenden Elemente für seine Bildarchitektur erschaut er sich aber in der Baukunst selbst. In den Bildern der Kriegsjahre wird Feininger vor allem die thüringischen Dorfkirchen um Weimar zu monumentalen „Kathedralvisionen“ erhöhen und hierbei vom facettierten, reliefhaften Flächenplan der Kubisten zur Durchdringung der Motive in die Tiefe des Bildes vordringen. In der Monochromie lehmigen Brauns und trüben Grüns, tonlosen Graus und matten Indigoblaus wird er sich aber noch eine Weile in der „farblosen“ Gefolgschaft des Kubismus aufhalten.
Der Festigkeit seiner Kompositionen fügt Feininger aber auch dynamische Aspekte hinzu, wie er sie im italienischen Futurismus mit Keilformen, aufsteigenden und abstürzenden Kraftlinien sehen konnte. Wie die Italiener wollte auch Feininger sich selbst und damit den Betrachter mitten in das Kraftfeld des Bildes versetzen, um von verschiedenen Stand- und Fluchtpunkten aus, den Bewegungsrhythmus zu entfalten. Doch an der modernen Technik und ihrer Forschrittsgläubigkeit zeigt sich Feininger nicht interessiert und auch dem Prinzip der Simultaneität in der zeitgenössischen Großstadt steht er fern. Harmonie und Dissonanz, Formstrenge und Rhythmik: „Meine Bilder nähern sich immer mehr der Synthese der Fuge“ stellt Feininger fest und die beschworene Analogie von Malerei und Musik überrascht auch nicht, war der Maler doch von Jugend an mit Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge vertraut. Er fand im Kontrapunkt von Dur und Moll, Stimme und Gegenstimme sowie der auf- und absteigenden Melodieführung die Entsprechung zu seiner eigenen Malerei. Bachs „Leitmotive“ mit ihren Phrasen und Wendungen kehren in Feiningers Variationen von Themen vor allem in den Gelmeroda-Bildern programmatisch wieder.
Kubisten wie Futuristen sind Erkenntnistheoretiker, Feininger hingegen Metaphysiker.
Er stellt die Existenzform des Gegenstandes nicht in Frage. Er schafft vielmehr Abbilder einer Wirklichkeit, die er durch die Anwendung heterogener Stilmittel zugleich der Wirklichkeit entrückt. Das Kristalline wird ihm hierbei zunehmend zum Ausdruck einer solchen Erhöhung. Der Kristall mit seinen komplexen Raumstrukturen, schillernden Transparenzen und der strengen Regularität der geometrischen Gebilde erschien den Malern seit der Romantik als Metapher für die Immaterialisierung des Wirklichen zum Geistigen hin. Bei Feininger kristallisieren sich Architektur und Natur in der Symbiose zum Licht hin, in Stufungen von Körperlichkeit zu Unkörperlichkeit, von greifbarer Undurchdringlichkeit bis zur Durchsichtigkeit, von der Tiefe zur Ferne. Im Gründungsmanifest des Bauhauses in Weimar, dem Feininger 1919 beitritt, heißt es enthusiastisch: „Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens. Feininger schuf den Titelholzschnitt: eine gotische Basilika, die als kristallenes Gebilde der Licht- Inkarnation in den Kosmos einer erträumten Zukunft wächst. Auch als einer der letzten Maler am Bauhaus wird Feininger unverdrossen am traditionellen Staffeleibild und am Glauben an das Metaphysische in der Kunst festhalten. Feininger konstruiert in seiner Malerei, ist aber nie „Konstruktivist“. Die sublime Lichtmagie von William Turner hat Feininger Zeit seines Lebens fasziniert. Doch die eigentliche Befreiung zur lichterfüllten Farbe kam erst durch den „Orphismus“ von Robert Delaunay. Auf die allzu strenge Flächenbezogenheit und gänzlich unmetaphysischen „Formes circulaires“ des Franzosen reagierte Feininger zwar ablehnend, doch am Prisma der chromatischen Transparenz kam er nicht vorbei:„Der Raum erscheint durchsetzt von prismatischen und pyramidalen Strahlenbündeln, er ist eine tektonische Ordnung von leuchtenden Spektralfarben, die als Lichtpyramiden und -rismen den einzelnen Zentren des rhythmischen Gefüges zuschießen, und die Objekte, die Bauten, leben doch darin in dauernder Existenz.“ Um sich gebührend von den anderen Stilrichtungen abzusetzen nennt Feininger seine Malerei der folgenden Zeit Prisma-ismus. In den zwanziger Jahren nimmt Feininger seine lange unterlassenen Notizen vor der Natur wieder auf und erobert sich in seinen „Ostseebildern“ ein neues Gefühl für die Unendlichkeit und Weite des Raumes. Die Härte der kubo-prismatischen Malerei hat sich verloren, der lasierende Farbauftrag ist aufgelockert durch eine feintupfige Licht-Schatten-Modulation der Tonwerte. Sein Ziel ist die „transzendentale Raumbildung“ durch Überlagerung farbiger Flächen, in denen auch die letzten Reste des Materiellen im Gegenstand herauskristallisiert werden.
Feininger wird nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten kaum noch malen. Der gebürtige Amerikaner wandert 1937 nach New York aus und muß erst visuelle Tuchfühlung aufnehmen mit einer neuen Lebensumwelt. In den späteren Bildern der Höfe und Hochhäuser von New York weicht das Prismatische einer neuen Raumkonstruktionen aus filigranen Linien, denen oft nur noch ein Hauch fahlen Gelbs oder azurnen Blaus unterlegt werden. Sein sich vom Gegenständlichen entfernender Spätstil bleibt nicht unberührt von den amerkanischen Abstrakten dieser Jahre. In Mark Tobey findet er seit 1944 einen Kollegen, Freund und Wahlverwandten, der sich wieder auf die Suche nach dem meditativen Bild der inneren Vision macht. Doch oft sind Feiningers Bilder sind nur formeller geworden und ärmer an geistiger Suggestion. Je älter der Künstler wird, um so mehr zerrann ihm auch das Wirkliche. Die Erinnerung wird immer mehr zur Methode seiner Malerei. In den letzten Jahren verlieren Formen und Figuren ihren klaren Umriß. Im ersten Anlauf pastos aufgetragene Farben werden mit Sandpapier abgeschmirgelt und an anderen Stellen bis auf den Grund abgekratzt. Dann wird die Farbe wieder dünn aufgetragen. Das Ergebnis ist ein diffuses Farbgewebe, das mitgetragen wird vom Licht der Untermalung. Trotz der Sublimierung der sich auflösenden Farbform verraten die Bilder Züge der bildnerischen Ermattung, vor der die viele Maler im Alterswerk nicht gefeit sind.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Gemälde "Torturm 1"?
Das Gemälde "Torturm 1" ist ein Beispiel für den Kubismus von Feininger. Es ist durch aufgespaltene Flächen und ein Spannungsverhältnis durch Farbe gekennzeichnet. Es zeigt einen Torturm im Zentrum mit schemenhaften Häusern und zwei Personen im Vordergrund.
Welche Stilmittel verwendet Feininger in "Torturm 1"?
Feininger verwendet Kubismus, abstrahiert die Gegenständlichkeit und nutzt Kalt-Warm- und Hell-Dunkel-Kontraste, um Flächen abzugrenzen und Räumlichkeit zu erzeugen.
Wer war Lyonel Feininger?
Lyonel Feininger (1871-1956) war ein Karikaturist, Maler und Meister am Bauhaus. Er gilt als einer der wichtigsten Künstler der Klassischen Moderne.
Was waren Feiningers Haupteinflüsse?
Feininger wurde vom Kubismus und der Malerei Robert Delaunays beeinflusst. Er entwickelte einen eigenen Stil, der durch geometrische Konstruktion des Bildraumes, kristalline Auffächerung transparenter Flächen und die Reflexivität von Licht, Raum und Farbe charakterisiert ist.
Welche Themen behandelte Feininger in seinen Gemälden?
Architektur, Straßen, Gebäude und maritime Themen standen im Zentrum von Feiningers Schaffen als Maler.
Was sind die Manhattan-Bilder?
Nach seiner Rückkehr nach New York 1937 entstand die Reihe der Manhattan-Bilder, die Feiningers Faszination für die Stadt zeigen.
Wie entwickelte sich Feiningers Stil im Laufe der Zeit?
Feininger begann mit Karikaturen, wandte sich dann der Ölmalerei zu und entwickelte unter dem Einfluss von Kubismus und Robert Delaunay seinen eigenen Stil. Später experimentierte er mit dem Prisma-ismus und der transzendentalen Raumbildung.
Was ist Prisma-ismus?
Prisma-ismus ist eine Bezeichnung für Feiningers Malerei, die sich durch prismatische und pyramidale Strahlenbündel auszeichnet, in denen Licht und Farbe eine wichtige Rolle spielen.
Wie beeinflusste die Musik Feiningers Kunst?
Feininger war von Jugend an mit Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge vertraut. Er fand im Kontrapunkt von Dur und Moll, Stimme und Gegenstimme sowie der auf- und absteigenden Melodieführung die Entsprechung zu seiner eigenen Malerei.
Wie unterschied sich Feininger von Kubisten und Futuristen?
Kubisten und Futuristen waren Erkenntnistheoretiker, während Feininger eher ein Metaphysiker war. Er stellte die Existenzform des Gegenstandes nicht in Frage, sondern schuf Abbilder einer Wirklichkeit, die er durch die Anwendung heterogener Stilmittel zugleich der Wirklichkeit entrückte.
Wie war Feiningers Beziehung zum Bauhaus?
Feininger trat 1919 dem Bauhaus in Weimar bei und schuf den Titelholzschnitt für das Gründungsmanifest. Er hielt am traditionellen Staffeleibild und am Glauben an das Metaphysische in der Kunst fest.
Was geschah nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten?
Feininger wanderte 1937 nach New York aus, da er als gebürtiger Amerikaner in Deutschland zunehmend Schwierigkeiten hatte.
Wie entwickelte sich Feiningers Stil in seinen späteren Jahren?
In seinen späteren Jahren entfernte sich Feininger zunehmend vom Gegenständlichen und experimentierte mit filigranen Linien und subtilen Farbtönen. Er suchte nach dem meditativen Bild der inneren Vision.
Wann und wo starb Lyonel Feininger?
Lyonel Feininger starb am 13. Januar 1956 in New York.
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- Carsten Busch (Author), 2000, Lyonel Feininger - Bildbeschreibung "Torturm 1" und Biografie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104252