Die menschlichen Verknüpfung von Ursache und Wirkung. Warum wir nie wirklich wissen können, was passiert.


Essay, 2021

8 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Essay: Warum wir nie wirklich wissen konnen was passiert

Seminar: Was sind Naturgesetze?

Maximilian Bahnke

Zwei-FB: Sportwissenschaften 5. Semester, Philosophic 1. Semester

Warum wir nie wirklich wissen konnen was passiert

David Hume stellt in seinem Buch ,,Eine Untersuchung uber den menschlichen Verstand“ (1869) die Gultigkeit der Verbindung zwischen der menschlichen Verknupfung von Ursache und der Wirkung in Frage. Dabei kommt er zur Konklusion, dass zwischen der Ursache und Wirkung keine gesetzliche Verbindung besteht und es nicht moglich ist, eine deduktive Gultigkeit fur diese zu finden. Die Frage, mit der ich mich nun also im Folgenden beschaftigen werde, hangt mit den daraus entstehenden Folgen zusammen. Wenn namlich dieser Schluss nicht gultig ist, so ist es nicht moglich in einer Folge von A auf B eine Verknupfung zu erkennen und das Geschehen oder die Folge einer Handlung vorwegzunehmen und zu antizipieren. Konnen wir also wirklich nie wissen was passiert?

Mit dieser Fragestellung und um genauer zu sein, mit dem Problem der Urteilsfahigkeit des menschlichen Verstandes beschaftigt sich Hume in seinem Buch ,,A Treatise of Human Nature“ (1739) in einem Kapitel seines Werkes. Zu Beginn spricht Hume von der eigentlichen Funktion des Verstandes. Es ergibt sich fur ihn daraus, dass die eigentliche Fahigkeit dessen ist uber die Wahrheit und Falschheit von Aussagen zu urteilen in Bezug auf unterschiedliche Sachinhalte, in welchem ein „Merkmal (Pradikat) mit dem Begriff einer Sache (Subjekt) verglichen wird“ (Kuhlenkampf, S.55). Es ergeben sich fur Hume daraus zwei unterschiedliche Gegenstande der Beurteilung, welche einerseits bedeuten, dass der Verstand nach der Beziehung der Begriffe untereinander fragt und andererseits nach dem Verhaltnis zwischen einem Begriff und vorhergehenden Eindruck urteilt. Fur ihn bestehen dabei in der Welt zwei unterschiedliche Arten der Erkenntnis. Zur ersten Form gehort dabei beispielsweise die Wissenschaft der Geometrie. Es ist moglich die Wahrheit einer Erkenntnis rein durch die Analyse der Begriffe und die „Thatigkeit des Denkens“ (Hume, S.20) zu sehen, ohne dabei von einer wirklichen Existenz in der Welt abhangig zu sein. Dagegen steht die zweite Art, die Erkenntnis in Tatsachen. In dieser ist die menschliche Uberzeugung von ihrer Wahrheit nicht so groB wie bei der ersten, dennoch ist sie sehr groB. Hierbei ist es immer moglich, dass das Gegenteil der Tatsache eintrifft. Somit kann man nie genau sagen, dass die Sonne am Morgen aufgeht, man kann es sich nur vorstellen. Es ist allerdings genauso moglich, dass die Sonne am nachsten Morgen nicht aufgeht, welches sich vom Geiste in gleicher Leichtigkeit vorgestellt werden kann. Hierbei wird der Sonne von vornherein einfach das Pradikat des Aufgehens zugesprochen, was nicht im Begriff enthalten ist, sondern lediglich dem zugesprochen wird. Hierbei handelt es sich um eine Verknupfung der Ursache und Tatsache.

Kausalitatskritik

Im Folgenden spricht Hume immer wieder von der Problematik der engen Verknupfung der menschlichen Folgerungen mit den darauffolgenden Tatsachen.

,,A11 unsere Folgerungen in Bezug auf Tatsachen sind von derselben Beschaffenheit; es wird hier bestandig vorausgesetzt, dass zwischen der gegenwartigen Tatsache und der auf sie gestutzten eine Verknupfung besteht.“ (Hume, S.21)

Wurden diese nun allerdings nicht miteinander in Verbindung stehen, so ware der Schluss den ein jeder nach der Folgerung zieht, vollkommen willkurlich. Hort man in vollkommener Dunkelheit eine Stimme, so uberzeugt und vergewissert uns dies von der Gegenwart einer Person (vgl. Hume, S.21). Dies geschieht durch die Verknupfung der menschlichen Bildung, also der Erfahrung, in Verknupfung mit der Tatigkeit. Wir stutzen also alle unsere Schlusse dieser Art auf die Beziehung der Ursache mit der Wirkung auf welche dann jene kausale Urteile begrundet sind. Dabei konzentriert sich Hume in der Untersuchung uber die Erkennbarkeit dieser Beziehung (vgl. Kuhlenkampf, S.57) und leitet dies unter der These, dass das Erkennen der genannten Beziehung keinesfalls a priori erreicht werden kann, sondern voll und ganz aus der Erfahrung des Menschens stammt. Problematisch und herauszustellen an dieser Aussage ist nun, dass Hume einerseits jede wissenschaftliche Erkenntnis infrage stellt und auf die empirische Methode reduziert.

,,Ich wage es als einen allgemeinen und ausnahmslosen Satz hinzustellen, dass die Kenntnis dieser Beziehung in keinem Faile durch ein Denken a priori erreicht wird, sondern dass sie lediglich aus derErfahrung stammt [...]“ (Hume, S.21).

Daruber hinaus zeigt sich der Standpunkt Humes gegen den fundamentalen Anspruch im Rationalismus, welcher heiBt, dass man kausale Beziehungen auch a priori einsehen kann (vgl. Kuhlenkampf, S.58). Seine Behauptungen in dieser Kausalitatskritik begrundet er im Folgenden in unterschiedlichen Schritten. Zuerst beschreibt er, dass

„Kein Gegenstand entdeckt durch die Eigenschaft, welche den Sinnen sich bieten, die Ursachen, welche ihn hervorgebracht haben, und die Wirkungen, welche aus ihm entstehen wurden, und unsere Vemunft kann ohne Hulfe der Erfahrung keinen Schluss auf das wirkliche Dasein und aufTatsachen machen“ (Hume, S.22).

Also ist es nicht moglich durch eine bloBe Beobachtung die Ursache und Wirkung eines unbekannten Gegenstandes zu erschlieBen, da sie nicht im Begriff des Gegenstandes selber enthalten sind. Stattdessen merken wir, dass diese Eigenschaften vielmehr durch die Erfahrung zu erschlieBen sind und wir die Eigenschaften dessen nach und nach mithilfe unserer Erfahrung erweitern. Als Beispiel bezieht Hume sich dabei auf die Physik, wo wir nur wissen konnen, dass sich zwei flach aufeinanderliegende Marmorplatten in gerader Linie nur mit einer sehr groBen Kraft trennen lassen, wahrend sie in einer seitlichen Verschiebung lediglich einen sehr geringen Widerstand leisten (vgl. Hume, S.22). Er schlieBt also im zweiten Argument daraus, dass solche Urteile ausschlieBlich nur Erkenntnisse a posteriori sein konnen (vgl. Kuhlenkampf, S.58). Es ist uns also nur durch eine wiederholte Wahmehmung der Eigenschaft eines Objekts moglich auf seine Verbindung zwischen Ursache und Wirkung zu schlieBen. Es liegt an der „Macht der Gewohnheit“ (Hume, S.22), dass wir denken, wenn wir plotzlich in eine Situation gesteckt werden wurden, die uns bis dahin unbekannt ist, konnten wir sofort auf die Folgen der Situation schlieBen, ohne jemals eine Vorerfahrung damit gemacht zu haben. ,,Hier meint man, durch die bloBe Tatigkeit des Verstandes und ohne Erfahrung, die Wirkung entdecken zu konnen“ (Hume, S.22). Stattdessen konnen wir die Wirkung von unbekannten Gegenstanden hochstens Vorhersagen, wenn eine groBe Ahnlichkeit zwischen diesem und uns schon bekannten besteht und sich unsere Erfahrungen darauf ubertragen lassen. Ansonsten beruhen solche Kausalschlusse ausschlieBlich auf der vorherigen Erfahrung und sind auch nur damit moglich, dass es anderweitig auch keine dritte Art des Urteilens gibt, wie Hume in seinem dritten und letzten Argument beschreibt. In diesem heiBt es, dass eben diese Satze a priori nicht moglich sind (vgl. Kuhlenkampf, S.59).

,,Bei dem bloBen Denken a priori und bei dem bloBen Betrachten eines Gegenstandes oder einer Ursache, wie sie dem Verstande erscheint, ohne Rucksicht auf Erfahrung, kann nie der Begriff eines unterschiedenen oder anderen Gegenstandes gewonnen werden, der als Wirkung gelten musse; noch weniger, dass beide untrennbar und ausnahmslos verknupft seien.“ (Hume, S.25)

Vielmehr ware der Mensch gar nicht intelligent genug, um bei vielen Dingen die Ursache mit der Wirkung zu Verknupfung und diese Verbindung zu erkennen. Dem Geiste ist es nicht moglich diese Erfahrung zu antizipieren und beispielsweise eine Voraussage treffen zu konnen, welche Richtung eine Billardkugel, nach dem Treffen dieser, einschlagt wurde nur eine willkurliche Aussage sein (vgl. Hume, S.23). Man kann also sagen, dass jede Wirkung sich von der Ursache unterscheidet und weder einen logischen Zusammenhang hat und deshalb auch nicht gefunden werden kann. Wir nehmen Ursache und Wirkung also tatsachlich als getrennt voneinander und zeitlich nacheinander auftretend war und fangen erst nach wiederholter verknupfter Erfahrung an, diese miteinander zu verbinden und als gesetzmaBig anzusehen (vgl. Kuhlenkampf, S.59). Anhand dessen gibt es auch fur die Wissenschaft eine groBe und weitreichende Konsequenz. Durch diese unmogliche Erkennbarkeit kausaler Beziehungen kann man bei naturwissenschaftlichen Grunderscheinungen, wie z.B. der Anziehungskraft, keine kausale Begrundbarkeit erkennen. Es musste sich also vielmehr auf Tatsachenwissenschaft beschrankt werden, womit unterschiedliche Phanomene moglichst gut beschrieben werden und mehr generalisiert und vereinfacht werden (vgl. Hume, S.25).

Das Induktionsproblem

Nun belasst Hume es aber nicht bei seiner Eingrenzung, sondem weitet seine Kritik in den Bereich der Schlusse aus. Dabei geht es um die Frage, ob es gerechtfertigt ist, dass man mit seiner eigenen Erfahrung auf die Zukunft schlieBt. Man wurde also aus Einzelerfahrungen einen Schluss auf allgemeine GesetzmaBigkeiten ziehen, womit er mittels dieser Frage das Verfahren der Induktion von Bacon (1620) kritisiert und in Frage stellt.

Die Induktion selbst wird oft vom Menschen unbewusst verwendet und vorausgesetzt. Schon immer verknupft dieser seine vorherigen Erfahrungen miteinander und schlieBt mithilfe von Beobachtetem auf Unbeobachtetes. Das Brot was ich jetzt esse wird genauso nahrhaft sein wie das Brot, welches ich gestern aB. Das nachste Feuer wird ebenso heiB sein, wie das vorherige, dass ich entzundet habe (vgl. Hume, S.22). Genannt wird diese Verknupfung enumerative Induktion. Bei dieser wird die Eigenschaft eines Objektes oder einer Handlung von etwas Beobachtetem auf etwas Unbeobachtetes ubertragen. Diese kann auch induktiv gultig sein, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Konklusion falsch ist, wenn die Pramisse wahr ist.

Die entscheidende Frage ist nun aber nicht, ob diese induktiv gultig sein kann, sondern ob diese sich auch rechtfertigen lasst. Besonders Hume vertritt dabei die ganz klare Meinung, wie er in seinem Buch beschreibt. Sein Hauptproblem formuliert er:

„Was fruhere Erfahrung anlangt, so kann man einraumen, dass sie unmittelbare und gewisse Auskunft, genau uber die Gegenstande und den Zeitpunkt, den sie umfasste, gibt; weshalb soil aber diese Erfahrung auch auf unsere Dinge ausgedehnt werden, die so viel, wie wir wissen,jenen nur in auBeren Erscheinungen gleichen?“ (Hume, S.27)

[...]

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Details

Titel
Die menschlichen Verknüpfung von Ursache und Wirkung. Warum wir nie wirklich wissen können, was passiert.
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Was sind Naturgesetze?
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
8
Katalognummer
V1042921
ISBN (eBook)
9783346465597
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hume, Induktionsproblem, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand
Arbeit zitieren
Maximilian Bähnke (Autor:in), 2021, Die menschlichen Verknüpfung von Ursache und Wirkung. Warum wir nie wirklich wissen können, was passiert., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1042921

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