Inhaltsverzeichnis
-. Einleitung
2. Das Programm
2.1 Rahmenkonzept
2.2 Ziele
2.3 Gegenstand der Förderung
3. Umsetzung der Ziele
4. Thorsbergschule
4.1 Kurzbericht
4.2 Projektbeschreibung
4.3 Ziele des Projekts
5. Die Projektmethode
5.1 Ziele und Merkmale von Projektarbeit
6. Fazit und Schlussbemerkung
7. Literaturverzeichnis
- Anhang
1. Einleitung
Das Treffen von Berufsentscheidungen wird zu einer immer komplexeren Aufgabe. Oft haben die Schülerinnen und Schüler nur sehr vage
Vorstellungen von beruflichen Perspektiven, Inhalten und Tätigkeitsmerkmalen in den Berufen. Zufällig getroffene Entscheidungen für einen Beruf und mangelnde Motivation können dazu führen, dass Berufsausbildungen wie auch Hochschulstudien nach kurzer Zeit abgebrochen werden, da die Erwartungen und Wünsche nicht erfüllt werden bzw. die Leistungsanforderungen an die Schülerinnen und Schüler zu hoch oder zu niedrig sind. Hier steht die allgemeinbildende Schule in der Pflicht, eine vernünftige Berufswahl und -vorbereitung zu ermöglichen. Hierbei darf sie ein weiteres Problem nicht aus den Augen verlieren:
Der Wandel in den Arbeits- und Lebensverhältnissen der Bundesrepublik beinhaltet auch einen Wandel im Bildungssystem. Insbesondere benachteiligte Jugendliche sollen auf eine qualifizierte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vorbereitet werden, da sie sonst aus dem Beschäftigungssystem ausgeschlossen werden (vgl. Hiller S. 58).
Der Bildungs- und Erziehungsauftrag von Schule strebt zum einen eine befriedigende Eingliederung in die Berufs- und Arbeitswelt an, zum anderen eine Befähigung der privaten Lebensführung. Dieses Ziel erscheint in der Zeit von Jugendmassenarbeitslosigkeit schwer zu realisieren. Alternative Lern- und Lehrmethoden werden dazu benötigt.
In diesem Zusammenhang möchte ich in dieser Arbeit das Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), "Schule - Wirtschaft/Arbeitsleben" vorstellen.
Um einen Praktischen Bezug herzustellen werde ich die Umsetzung einer Idee im Rahmen des Programms am Beispiel der Thorsbergschule in Süderbrarup (Schleswig-Holstein) darstellen.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werde ich exemplarisch auf die Projektmethode eingehen, die ich nicht nur im Rahmen dieses Projektes,
gerade auch im Umgang mit benachteiligten Jugendlichen, für sinnvoll halte. Dabei ist zu erwähnen, dass die angestrebten Ziele von Projektarbeiten den „normalen“ Jugendlichen ebenso dienen, wie den lernbeeinträchtigten. Sie benötigen aber ein gewisses Maß mehr an Unterstützung hinsichtlich Orientierung und individualisierten Lernens.
2. Das Programm
Ziel des Programms ist laut der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, "... durch ein besseres Zusammenspiel von Schulen, Unternehmen, Gewerkschaften und Kommunen den Übergang von der Schule ins Berufsleben zu verbessern."
Spricht man von Übergängen vom Bildungs- zum Beschäftigungssystem, so sind damit zunächst zwei Statusspassagen gemeint:
Wie die Überwindung zumindest dieser ersten Schwelle im konkreten Fall gemeistert werden kann, soll später das Beispiel der Thorsbergschule zeigen. Zunächst möchte ich jedoch kurz die Ideen und Ziele des Programms darstellen.
2.1 Rahmenkonzept
Die Bundesregierung hat im Dezember 1998 in Gesprächen mit den Wirtschaftsverbänden und den Gewerkschaften ein Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit vorgeschlagen und dabei im Rahmen ihrer berufsbildungspolitischen Verantwortung eigene Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungsplatzsituation angekündigt (vgl. auch Berufsbildungsbericht 1999, Teil 1, Kap. 3 "Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit - Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung Jugendlicher" und "Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit").
Dazu sollen auch mittelfristig wirkende Maßnahmen wie die bessere Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler allgemeinbildender Schulen auf den Übergang in die Berufsausbildung gehören.
Anfang 2000 hat Ministerin Bulmahn gemeinsam mit den Ländern das Programm "Schule - Wirtschaft/Arbeitsleben" gestartet. Bis heute wurden Vorhaben von 15 Ländern sowie Wirtschaft und Gewerkschaften gefördert. Erfolgreich erprobte Aktivitäten sollen auf viele Schulen übertragen werden. Das Programm ist vorläufig auf fünf Jahre angelegt. Bundesweit sind etwa 360 Schulen beteiligt. Hierfür werden 6,5 Millionen Mark jährlich aufgewendet. Bund und Länder werden das Programm wissenschaftlich begleiten.
2.2 Ziele
In erster Linie sollen Schülerinnen und Schüler besser auf ihre Berufswahl vorbereitet werden. Hierzu werden im Rahmen des Programms innovative Projekte gefördert, die im Rahmen von direkten Kooperationen von Betrieben mit Schulen die Jugendlichen ihren Erfahrungen entsprechend und Praxisnah auf die Anforderungen der Berufs- und Arbeitswelt vorbereiten, sowie in selbständiger Auseinandersetzung an ökonomisches Denken und Handeln heranführen. Den Schülerinnen und Schülern soll je nach Schulart und unter Berücksichtigung von Alter, Entwicklungsstand sowie geschlechtsspezifischen Unterschieden der selbständige Zugang zum Thema Wirtschaft/Arbeitsleben erleichtert werden.
Insbesondere sollen solche innovativen Projekte gefördert werden, die
- kontinuierliche, gemeinsame Maßnahmen von Schulen mit Partnern in Ausbildungsbetrieben, Wirtschaftsverbänden, Hochschulen und/oder Berufsschulen anstreben,
- zukunftsträchtige Wirtschaftsbereiche mit hoher Innovationskraft einbeziehen, auch um auf diesem Wege die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen zu fördern,
- den Schülerinnen und Schülern alternative Ausbildungsmöglichkeiten und -wege auch in strukturschwachen Gebieten sichtbar machen,
- benachteiligten Schülergruppen als besondere Hilfestellung dienen können, um deren Vermittlungschancen in Ausbildung zu erhöhen (vgl. www.swa-programm.de/).
2.3 Gegenstand der Förderung
Im Mittelpunkt der geförderten Projekte soll die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Schulen, Schulverwaltungen, Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften stehen, an der in geeigneter Weise auch andere Bildungseinrichtungen (Hochschulen, Berufsschulen,ausserbetriebliche Ausbildungsstätten, Weiterbildungsstätten) beteiligt werden sollen. Dabei sollen Verbünde/Kooperationen mit Aussicht auf Breitenwirkung bzw. längerfristigen Bestand nach Ende einer Bundesförderung entstehen oder neu aktiviert werden.
Die in den Projekten gewonnenen Erfahrungen sollen als praktische Hilfen/ Handlungsanweisungen für die Nachnutzung der erprobten Initiativen und organisierten Partnerschaften verfügbar sein.
Zu den Gegenständen konkreter Maßnahmen können gehören:
- Beteiligung von betrieblichen Experten (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) am Unterricht bzw. an anderen Formen schulischen Lernens (z.B. Projekten) unter fachlich-inhaltlichem Aspekt sowie ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten von Wirtschaft und Arbeitsleben, · Entwicklung und Erprobung von Materialien für den Unterricht und für Projekte, einschließlich ihrer multimedialen Nutzung per lnternet,
- Projekte zur eigenständigen Erkundung des Wirtschafts- und Arbeitslebens,
- Entwicklung und Erprobung neuer Ansätze, um die Vermittlungschancen benachteiligter Schülergruppen zu verbessern,
- Kooperationen von Schulen, Betrieben und betrieblichen Ausbildern sowie Betriebspraktika in unterrichtsfreien Zeiten, die zur Lehrerfortbildung beitragen,
- Ausfüllung der Rahmenvorgaben für Inhalte zu Wirtschaft und Arbeitsleben in den Lehrplänen der Länder bis zu schulbezogenen Curricula und exemplarische Realisierung interdisziplinären bzw. fächerübergreifenden Lernens, · Förderung eines kontinuierlichen Zusammenwirkens von Schule, regionaler Wirtschaft und Hochschule bei der Gestaltung der Übergänge in Berufsausbildung bzw. Studium,
- Entwicklung von betreuten Schülerpraktika die die Kenntnisse der Schüler über die Arbeitswelt zielgerichtet verbessern und deren systematische Integration in den inhaltlichen und organisatorischen Ablauf schulischen Lernens ermöglichen, · Förderung von Eigeninitiative und Unternehmensgeist von Schülern durch Unterstützung von Schüler- und Juniorenfirmen, Unternehmens- und Kapitalmarktplanspielen,
- Entwicklung und Erprobung von Schulprogrammen mit Schwerpunkt "Wirtschaft und Arbeitsleben" (vgl. www.swa-programm.de/).
3. Umsetzung der Ziele
Wie oben schon erwähnt, nehmen an dem Programm zur Zeit ca. 360 Schulen in 15 verschiedenen Bundesländern teil. Die Bundesländer geben hierbei im Rahmen der von der Bundesregierung formulierten Ziele für das Programm die Richtung der Projekte vor. Ein Projekt im Rahmen des Programms möchte ich im folgenden exemplarisch vorstellen. Es handelt sich um eine Schule in Schleswig-Holstein. Schleswig-Holstein hat sich im Rahmen des Programms "Schule - Wirtschaft/Arbeitsleben" mit Berlin, Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zum "Nordverbund" zusammengeschlossen. Die Projektbeschreibung des Nordverbundes ist in kurzform folgende:
- Zur Flexibilisierung der Übergangsphase in den Beruf mit Hilfe eines "Berufswahlpasses" werden Unterrichts- und Lernformen durch zusätzliche Lernangebote für Schüler/innen aller Schularten erweitert und mit dem beruflichen Schulwesen und ausserschulischen Lernorten verzahnt.
Der "Berufswahlpass" von dem hier die Rede ist, ist eine Besonderheit des Nordverbundes. Er ist eine Art "Berufsentscheidungsbewertungs- und Tagebuch" und ist im Anhang dieser Arbeit zu finden.
4. Thorsbergschule
Schulart: Haupt- und Förderschule
Straße, Ort: Kappelner Straße, 24392 Süderbrarup
Anzahl der Schülerinnen und Schüler: 288
Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer: 28
Beteiligte Jahrgänge: 2 "Flexklassen" 8 und 9
4.1 Kurzbericht
Organisation:
- Äußere Differenzierung nach Klassenstufe 7: Aus zwei Hauptschulklassen und einer Förderschulklasse entstehen:
- Hauptschulklasse
- Förderschulklasse
- "Flex-Klasse" (stärkere Förderschüler/schwächere Hauptschüler)
- Inhaltliche und strukturelle Ausrichtung der "Flex-Klasse":
Streckung des Hauptschullehrplans von zwei auf drei Jahre. Innere Differenzierung zur Bewältigung von Lern- und Leistungsunterschieden
Berufsrelevante Wahlpflichtkurse
Zusätzliche Berufsorientierungsmaßnahmen (Werkstattage/ Langzeitpraktika)
Modullernen in Deutsch, Mathematik, Englisch, Informatik Durch Leistungsstandart überprüfter Hauptschulabschluss
Auf den folgenden Seiten habe ich das Projekt an der Thorsbergschule Tabellarisch dargestellt.
4.2 Projektbeschreibung
Die Phase der äußeren Differenzierung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Äußere Differenzierung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Klassenstufe 9
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Klasse „9z“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kooperationspartner:
- Werkstatt für Behinderte Kappeln
- „BIBER“ - Beruf, Information, Bildung, Erfahrung, Reintegration -- in
Süderbrarup
- Wirtschaftsverein Süderbrarup
- „FÖN“ - Fördernetzwerke zur Integration Benachteiligter in die
Berufliche Bildung
- Betriebe in und um Süderbrarup (vgl. www.flexipass.org)
4.3 Ziele des Projektes
- Basisfertigkeiten/schulische Inhalte durch langsames und intensives Lernen erfassen;
- kognitive Grundlagen fördern und festigen;
- Kenntnisse über Berufs- und Arbeitswelt erweitern; Vernetzung Schule/Wirtschaft
- Berufswahlreife fördern;
- angeeignete Kompetenzen im Berufswahlpass darstellen;
- Schlüsselqualifikationen trainieren und ausbilden; soziale Fähigkeiten, persönliche Kompetenzen;
- Hauptschulabschluss durch Leistungsstandards überprüfen;
- Hauptschulabschluss auch für Förderschüler ermöglichen;
- Gesamtarbeitsverhalten verbessern; · Projektmethoden anwenden
- Stärkung der Persönlichkeit
(zumindest teilweise)
Meines Erachtens stellt die Umsetzung des Projektes an der Thorsberschule ein gelungenes Beispiel für das Programm "Schule - Wirtschaft/Arbeitsleben dar. Leider konnte ich noch keine Erkenntnisse über den Erfolg des Projektes finden, würde mir jedoch trotzdem wünschen, dass es mehr Schulen und Lehrer gibt, die den Mut haben, neue Wege zu gehen.
Ein nicht ganz so neuer Weg des Unterrichtens ist der Projektunterricht. Auch wenn diese Form des Unterrichts nicht überall gleichermassen anerkannt ist, so ist doch so ein Programm wie das hier dargestellte ohne die Projektmethode kaum sinnvoll durchzuführen. Deshalb möchte ich ergänzend zu meinen Darstellungen zum Programm "Schule - Wirtschaft/Arbeitsleben" im folgenden auf die Projektmethode eingehen.
5. Die Projektmethode
„Die Projektmethode ist ein Weg zur Bildung. Sie ist eine Form der lernenden Betätigung” (Frey, S. 13). Aus meiner persönlichen Erfahrung verbinde ich Schule stets mit viel Theorie (Lesen, Schreiben, Rechnen) und wenig Praxis. Auch die einzelnen Stunden wollten nie so richtig schnell vorbei gehen und es wurde stets auf das Läuten der Pausenklingel gewartet. Und wenn eine Stunde interessant war, wurde sie eben durch diese Klingel viel zu früh beendet.
Die Erziehungswissenschaft befasst sich seit Jahrzenten mit der Frage wie die Schule den Bedürfnissen der Schüler gerecht werden kann. Die Schule in der heutigen Zeit isoliert nur als „Unterrichtsanstalt” zu sehen ist ein Fehler, der behoben werden muss. Der gesellschaftliche Wandel, die dritte industrieelle Revolution und der damit verbundene Systemwandel der Arbeitsgesellschaft bringen Veränderungen mit sich, die vor der Tür der Schule kein Halt machen (vgl. Hiller S.59).
Die Schule als Erziehungseinrichtung, Sozialisationsinstanz, als Ort des sozialen Lernens zu thematisieren und damit Lernprozesse in Gang zu setzen, die weg von der reinen Vermittlung von Lernstoff zu sehen sind, darum sollte es in der Zukunft gehen (vgl. Tillmann S. 133).
Die Kinder und Jugendlichen, die per Gesetz verpflichtet sind, tagtäglich eine bestimmte Institution zu besuchen und ihr mit allen Macht- und Sanktionosinstrumenten gegenüber stehen, sollen ein Recht auf Schülerorientiertes Lernen und pädagogische Konzepte haben, die ihren Ansprüchen gerecht werden
(ebd. S. 134f).
Die Projektmethode kann diesem Anspruch meines Erachtens in weiten Teilen gerecht werden. Grundvorraussetzung ist das handlungsorientierte Lernen. Es umfasst die Partizipation an Planungen und Entscheidungen von Unterrichtsinhalten, Selbständigkeit, Aktivität, Kooperation, Kommunikation, Produktivität und Verantwortung für sich und andere (vgl. Gudjons S.35). Das sind hochgesteckte Ziele, die nur schwer von der Schule allein erreicht werden können. Hierzu bedarf es einer Kooperation von Schülern, Lehrern, Eltern und anderen (betrieblichen) Fachkräften. Diese Kooperation wird von der Projektmethode berücksichtigt.
Die Aufhebung der Trennung von Theorie und Praxis stellt eine Grundvorraussetzung dar. Das Lernen durch "selber machen" steht im Vordergrund. „Lernen findet immer dadurch statt, dass man gewissermaßen probeweise Situationen bewältigen muß, in denen das, was erlernt werden soll, bereits praktiziert wird ...” (Brater S. 166).
Wenn die Schüler z.B. den Preis eines Kubickmeters Kiefernholz berechnen sollen, aber noch nie einen Kubickmeter gesehen oder angefasst haben, wird es schwer sein zu begreifen was denn da genau berechnet wird. Der sogenannte „Curriculumprozeß” soll dem Abhilfe schaffen. Die Theorie dieses Prozesses besagt, dass alles Bildung sein kann. Die Arbeitsplanung, die Interaktion der Gruppenmitglieder, das Setzen von Zielen und die Durchfürung, alles wird als bildenes Handeln verstanden (Frey S. 24 ff). Es ist bei der Projektmethode von großer Bedeutung, daß die Lernenden an den Planungs- und Durchführungsprozessen unmittelbar beteiligt werden. Sie sollen ihre Lernsituationen selbst entwickeln und treten somit für ihre Bildung in Verantwortung ein (vgl. Frey S. 26).
Die Kunst der Balance zwischen Einmischung und Distanzierung in den Gruppenprozess beinhaltet die Schwierigkeit dieser Methode seitens der Pädagogen. Hierzu bedarf es einer entsprechenden Ausbildung.
5.1 Ziele und Merkmale von Projektarbeit
Ziele wie Selbständigkeit, Aktivität, Kooperation usw., sind wünschens- und erstrebenswert. Darüber hinaus soll die Schülerpartizipation folgende Merkmale mit sich bringen:
- Schülerorientierung auf der Sachebene (stärkere Beteiligung)
- Kooperation auf der Ebene des Arbeitsvorhabens (Übernahme unterschiedlicher Arbeitsfunktionen)
- Kommunikation auf der Ebene sozialer Beziehungen (Interaktion)
(vgl. Gudjons S. 34).
Das Sich-Erfahren in sozialen Rollen und in der Kommunikation umfaßt den Prozeß der Identitätsbildung. Die Bildung der eigenen Ich-Identität wird somit gefördert und lässt Raum zur Bildung von Selbstwertgefühl und Selbstbewustsein (vgl. Tillmann S. 137).
Weitere Hauptmerkmale und Zielsetzungen wären:
- Lehren und Lernen mit Freude und Eigeninitiative
- Förderung der Spontanität
- Ausleben und Befriedigung der Neugier
- Förderung von von Gerechtigkeit und Chancengleichheit
- Handlungsorientiertes Lernen
- Berücksichtigung von Vorraussetzungen des Lernens
- Praxisorientierung des Lernes (vgl. Gudjons S.37)
6. Fazit und Schlußbemerkung
Wenn schon die Bundesregierung anfängt sich Gedanken über die Übergangsphase von der Schule in den Beruf zu machen, wird es nur allzu deutlich, dass die Schule als Institution Schwierigkeiten hat die Schüler auf diese Phase vorzubereiten.
Das hier vorgestellte Programm und das Beispiel der Thorsberschule hat mich bestärkt, dass projektorientierter und vor allem Lernortübergreifender Unterricht hier in gewissen Maße Abhilfe schaffen kann und besser auf gesellschaftliche und individuelle Veränderungen reagieren kann. „Schule muß unter Individualisierungsbedingungen Echterfahrungen vermitteln und verarbeiten helfen“ (Brater S. 171). Handlungsorientierter Unterricht trägt dazu bei und ermöglicht intergratives Lernen. Es befähigt Kompetenzen in Sach- und Sozialbereichen zu erlangen und steigert das Selbstwertgefühl. Benachteiligte Jugendliche partizipieren am Unterricht und werden nicht von der gesellschaftlichen Bildung ausgeschlossen.
Es soll aber nicht an der zeitintensiven und arbeitsreiche Vorbereitung vorbeigeschaut werden. Auch die internen Guppenkonflikte heißt es auszutragen und nicht autoritär, wie im klassischen Frontalunterricht, oberflächlich zu unterdrücken. Dies bedarf Mühe und Zeit.
Zu dem hier vorgestellten Programm möchte ich abschliessend auch noch kritisch bemerken, dass Berufsvorbereitung heute leider allzuleicht als ein Bündel von Fertigkeiten und Einstellungen interpretiert wird, welches dem gegenwärtigen bzw. sich abzeichnenden Entwicklungsstand der Produktionsverhältnisse entspricht, also eine Zurichtung des Individuums auf die "Bedürfnisse" des ökonomischen Systems bedeutet. Kann das aber alles sein? Wo bleibt in dieser Hinsicht das Subjekt? Muß man Ausbildungsfähigkeit nicht im breiteren Kontext einer Lebensfähigkeit interpretieren, die nicht nur einseitig auf das Systemfunktionieren, sondern vor allem auf die Verwirklichung von Fähigkeiten des Individuums abzielen muß.
Auch hier bietet das Programm eine Vielfalt von Möglichkeiten, doch muss man abwarten, wie diese umgesetzt werden.
7. Literaturverzeichnis
BUNDESMINISTERIUM FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG: Berufliche Qualifizierung benachteiligter Jugendlicher, Bonn 2001
BRATER, M.: Schule und Ausbildung im Zeichen der Individualisierung. In: Beck, Ulrich: Kinder der Freiheit, S. 149-174 Frankfurt am Main 1997
EBERLE, H.-J.: Unterstützen und Integrieren: Sozialpädagogik in der Schule, Bad Heilbrunn 1985
FREY, K.: Die Projektmethode, Weinheim/ Basel 1993
GUDJONS, H.: Handlungsorientiert Lehren und Lernen, Bad Heilbrunn 2001
HILLER, G.: Ausbruch aus den Bildungskeller. Pädagogische Provokation, Kempten 1997
TILLMANN, K.-J.: Sozialisation - soziales Lernen - Erziehung oder Schule ist mehr als Fachunterricht. In: Frommelt, Bernd, Klemm, Klaus, Rösner, Ernst, Tillmann, Klaus-Jürgen (Hrsg): Schule am Ausgang des 20. Jahrhunderts. Gesellschaftliche Ungleichheit, Modernisierung und Steuerungsprobleme im Prozeß der Schulentwicklung. S. 113-132 Weinheim/ München, 2000
TILLMANN, K.-J.: Sozialisationstheorien. Eine Einführung in den Zusammenhang von Gesellschaft, Institution und Subjektwerdung, Reinbeck bei Hamburg 1997
Onlinequellen
http://www.swa-programm.de/, geladen am 01.08.2001.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema dieses Dokuments?
Dieses Dokument befasst sich mit dem Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) "Schule - Wirtschaft/Arbeitsleben" und der Umsetzung der Ziele dieses Programms, exemplarisch dargestellt am Beispiel der Thorsbergschule in Süderbrarup (Schleswig-Holstein). Es geht auch auf die Projektmethode ein, die im Kontext dieses Programms und insbesondere im Umgang mit benachteiligten Jugendlichen als sinnvoll erachtet wird.
Was sind die Hauptziele des Programms "Schule - Wirtschaft/Arbeitsleben"?
Das Hauptziel des Programms ist es, Schülerinnen und Schüler besser auf ihre Berufswahl vorzubereiten. Dies soll durch innovative Projekte geschehen, die im Rahmen direkter Kooperationen von Betrieben mit Schulen die Jugendlichen praxisnah auf die Anforderungen der Berufs- und Arbeitswelt vorbereiten und sie an ökonomisches Denken und Handeln heranführen.
Welche Schulen nehmen an dem Programm teil?
Zur Zeit nehmen ca. 360 Schulen in 15 verschiedenen Bundesländern an dem Programm teil.
Was ist der "Berufswahlpass" des Nordverbundes?
Der "Berufswahlpass" ist eine Art "Berufsentscheidungsbewertungs- und Tagebuch" und ist eine Besonderheit des Nordverbundes (Schleswig-Holstein, Berlin, Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern). Er dient zur Flexibilisierung der Übergangsphase in den Beruf.
Was ist die Thorsbergschule und welche Rolle spielt sie in diesem Programm?
Die Thorsbergschule in Süderbrarup ist ein Beispiel für die Umsetzung des Programms "Schule - Wirtschaft/Arbeitsleben". Sie ist eine Haupt- und Förderschule, die ein Projekt zur besseren Berufsvorbereitung von Schülern, insbesondere benachteiligten Schülern, durchführt. Das Projekt umfasst u.a. die Bildung von "Flexklassen", berufsorientierte Wahlpflichtkurse und zusätzliche Berufsorientierungsmaßnahmen.
Was sind die Ziele des Projekts an der Thorsbergschule?
Zu den Zielen des Projekts gehören das Erfassen von Basisfertigkeiten und schulischen Inhalten, die Förderung kognitiver Grundlagen, die Erweiterung von Kenntnissen über die Berufs- und Arbeitswelt, die Förderung der Berufswahlreife, das Training von Schlüsselqualifikationen, die Ermöglichung des Hauptschulabschlusses auch für Förderschüler und die Stärkung der Persönlichkeit.
Was ist die Projektmethode und warum ist sie wichtig?
Die Projektmethode ist ein handlungsorientierter Ansatz, der die Partizipation an Planungen und Entscheidungen von Unterrichtsinhalten, Selbständigkeit, Aktivität, Kooperation, Kommunikation, Produktivität und Verantwortung fördert. Sie ist wichtig, um Theorie und Praxis zu verbinden und den Schülern ein aktives und selbstgesteuertes Lernen zu ermöglichen.
Welche Kritikpunkte werden am Programm und an der Berufsvorbereitung geäußert?
Kritisiert wird, dass Berufsvorbereitung leicht als eine reine Zurichtung des Individuums auf die "Bedürfnisse" des ökonomischen Systems interpretiert werden kann, wobei die Verwirklichung der Fähigkeiten des Individuums in den Hintergrund gerät.
- Quote paper
- Henrik Pünner (Author), 2001, BMBF-Programm Schule.Wirtschaft/Arbeitsleben, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104449