Schiller, Friedrich - Wilhelm Tell


Exposé / Rédaction (Scolaire), 2000

6 Pages, Note: 14 Punkte

Anonyme


Extrait


Friedrich Schiller - Wilhelm Tell

In meinem heutigen Vortrag möchte ich euch das berühmte Drama „Wilhelm Tell“ von Friedrich Schiller vorstellen.

Der strahlende Schriftsteller Johann Christoph Friedrich Schiller gilt noch bis heute als der deutsche Klassiker zusammen mit Goethe. Er wurde am 10. November 1759 im schwäbischen Marbach in ärmlichen Verhältnissen geboren, als Sohn eines Wundarztes. Nach Besuch der Lateinschule studierte er Jura und später Medizin, worauf er als Regimentsmedikus am Hof des Herzogs Karl Eugen in Stuttgart tätig war. Dort konnte er unmittelbar die absolutistische Herrschaft miterleben. Dies veranlasste ihn zu seinem Drama „Die Räuber“, einem revolutionärem Aufschrei gegen die Staatsgewalt. Karl Eugen verbot Schiller, solche Theaterstücke zu verfassen und deshalb floh er nach Thüringen. Kurz darauf nahm er eine Stelle als Theaterdichter in Mannheim an, die er aber schon nach einem Jahr aufgeben musste wegen gesundheitlicher und vor allem finanziellen Problemen. Das ist ein Punkt, an den man nie denkt, wenn man von Schiller spricht: Er war Zeit seines Lebens in arger Geldnot und auch seine Gesundheit wurde schwerstens geplagt. Diese Geldknappheit brachte ihn dazu, 1785 zu einem Verehrer namens Christian Gottfried Körner nach Leipzig zu ziehen. Die Nähe zu den grossen Persönlichkeiten Herder, Wieland und Goethe zog ihn schließlich nach Weimar. Die erste Begegnung mit Goethe aber verlief nicht nach Wunsch: Goethe sagte, Schiller sein ihm verhasst. 1789 zog Schiller nach Jena, um dort an der Universität Geschichte zu dozieren, nachdem er sich in Weimar mit Geschichtsstudien befasst hatte. Ein Jahr später heiratete er die Tochter der befreundeten Familie von Lengefeld, Charlotte. Im August 1791 kam dann ein folgenreicher Einschnitt in sein Leben: Schiller erkrankte an einem Magen- und Darmleiden, von dem er sich nie wieder ganz erholen sollte. Seine Vorlesungen an der Universität musste er aufgeben. Dennoch zwang er sich zu Studien und literarischer Betätigung. In dieser schweren Zeit konnte er nur durch ein fünfjähriges Stipendium des Erbprinzen von Schleswig-Holstein-Augustenburg und des dänischen Finanzministers überleben. Er widmete sich nun intensiv der Philosophie von Aristoteles und Kant, wie wir ja auch schon im Unterricht behandelt haben. Sein wichtigstes philosophisches Werk war „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“. Ab 1794 begann die Schriftstellerfreundschaft mit Goethe, zuerst auf rein sachlicher, später auf personeller Ebene. Beide führten einen regen Briefwechsel und inspirierten sich somit gegenseitig. Man bezeichnet die Zeit zwischen 1795 und 1805 deshalb auch als das klassische Jahrzehnt der deutschen Literatur. 1799 zog Schiller erneut nach Weimar, um seinem Freund noch näher zu sein. Hier entstanden unter Einfluss von Goethe viele berühmte Balladen und Dramen wie die Wallenstein-Trilogie, Maria Stuart oder die Jungfrau von Orleans. Aufgrund seiner Verdienste wurde Schiller sogar geadelt. Sein letztes vollständiges Werk war Wilhelm Tell, bevor er am 9. Mai 1805 in Weimar seinem langen Magenleiden erlag.

Dieses letzte Drama um den schweizerischen Unabhängigkeitskampf besteht aus fünf Akten. Die Handlung spitzt sich Akt für Akt immer weiter zu und klingt schließlich im 5. Akt versöhnlich aus. Den Anfang setzt eine idyllische Szene am Vierwaldstätter See, der eine wichtige Rolle spielt. Ein Fischer, Hirte und Jäger unterhalten sich gemütlich. Doch wie das Wetter ändert sich die Lage schlagartig: Der Schwyzer Baumgarten eilt herbei und bittet den Fischer um seine Hilfe: Er soll ihn über den See setzen, denn er muss vor den Wachen des Vogtes fliehen. Der Vogt nämlich wollte

seine Frau vergewaltigen, so hat er ihn erschlagen. Dem Fischer aber ist es zu stürmisch, so dass selbst er um sein Leben Angst hat. Baumgarten ist am Rande der Verzweiflung, da tritt Wilhelm Tell auf. Er erkundigt sich nach der Lage mit den Worten „Wer ist der Mann, der hier um Hilfe fleht?“ Kurz entschlossen bringt Tell selbst mit mutiger Hand den Verfolgten an das rettende Ufer. Dem Fischer, Jäger und Hirten aber werden von den Wachen Haus und Tiere niedergebrannt. Nach dieser Szene sieht man den Schwyzer Stauffacher, der sich im Dialog mit seiner Frau dazu entschließt, trotz allen Nachteilen einen Aufstand gegen den Landvogt zu beginnen. Im ganzen Land nämlich wird die Herrschaft der Vögte, die vom österreichischen Kaiser eingesetzt worden sind, als brutal und ungerecht angesehen. Der Vogt lässt sogar seinen Hut am öffentlichen Platz in Altdorf aufstellen und jeder, der daran vorbeigeht, muss den Hut grüssen als ob es der Vogt wäre. In der gleichen Szene noch fordert Baumgarten seinen Retter Tell dazu auf, auch am Aufstand gegen den Vogt mitzumachen. Tell aber lehnt ab und mahnt zu Geduld: „Die einzge Tat ist jetzt Geduld und Schweigen. Die schnellen Herrscher sinds, die kurz regieren.“ Tells Schwiegervater hingegen, Walter Fürst aus Uri, verbündet sich mit dem Schwyzer Stauffacher und Arnold vom Melchthal aus Unterwalden. Letzterer wird gesucht, weil er einem Boten des Vogtes den Finger gebrochen hat. Daraufhin wurden seinem Vater beide Augen ausgestochen, was Melchthals Wut noch steigert: „Auf nichts als blutige Vergeltung will ich denken - hinüber will ich - Keiner soll mich halten.“ Die drei verabreden sich an einer geheimen Wiese, zwischen den Bergen am Vierwaldstätter See gelegen, dem Rütli. So endet der erste Akt der den Zuseher in das gesamte Geschehen einführt, also die Exposition darstellt. Dieser Handlungsstrang steigert sich nun weiter und gelangt im 2. Akt zu einem zwischenzeitlichen Höhepunkt: In der Nacht treffen sich nun die drei Anführer der drei Länder zusammen mit einigen Landsleuten auf dem Rütli,wobei Tell nicht dabei ist. Dort schwören sie auf ihren Zusammenhalt und ihr Bündnis gegen die Fremdherrschaft: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr.“ Sie vereinbaren auch einen Termin, an dem sie gemeinsam die Burgen des Vogtes erobern wollen. Danach verlassen sie das Rütli wieder. Das ist gleichzeitig das Ende des 2. Aktes.

Im dritten Akt kommt es dann zum eigentlichen Höhepunkt des Dramas: Tell macht sich mit seinem Sohn Walter gegen den Willen seiner Frau nach Altdorf auf, denn er will dort seinen Schwiegervater, Walter Fürst besuchen. In Altdorf angekommen achtet er ohne Absicht nicht auf den Hut des Landvogtes und wird von dessen Wachen aufgehalten. Melchthal und Stauffacher wollen ihm helfen, als plötzlich der Vogt höchstpersönlich, Hermann Geßler, mit Gefolge daherreitet. Obwohl Tell sich entschuldigt und seine Unachtsamkeit bereut, lässt sich der Vogt, der Tells Fähigkeiten mit der Armbrust kennt, eine schwere Prüfung einfallen. Es kommt zur berühmten Apfelschussszene: Tell bringt es nicht übers Herz, auf seinen Sohn zu schießen und bietet sogar sein Leben: „Erlasset mir den Schuß. Hier ist mein Herz! Ruft Eure Reisigen und stoßt mich nieder." Aber der Vogt besteht darauf. In einem Moment, da die umherstehenden Leute auf Geßler einreden, er solle nicht mit den Gefühlen eines Vaters spielen kommt plötzlich die Meldung: „Der Apfel ist gefallen! Der Knabe lebt!“ Doch Geßler fragt Tell, warum er sich noch einen zweiten Pfeil zugesteckt hat. Dieser verhehlt nicht, dass er mit diesem Pfeil auf den Vogt geschossen hätte, wenn er seinen Sohn getötet hätte. Obwohl ihm Geßler das Leben schon versprochen hatte, lässt er darauf Tell festnehmen und will ihn ins Gefängnis bringen. Das Ganze geschieht unter heftigem Protest der Bevölkerung. Mit dieser Schreckensbotschaft schließt der 3. Akt.

Doch Tell kann sich schneller befreien als erwartet: Bei der Überfahrt über den Vierwaldstätter See kommt das Schiff des Vogtes in Bedrängnis, weil erneut ein Unwetter aufgezogen ist. Deshalb wird Tell losgebunden, da man sich von ihm Hilfe in der Not erhofft. Diesem aber gelingt es, an einer günstigen Stelle vom Schiff zu springen und so zu entkommen. Sein einziger Gedanke gilt jetzt der Rache an Geßler, das heißt seiner Tötung. Er lauert ihm an einem schmalen Hohlweg auf, an dem der Vogt ohne seine Wachen vorbeikommen muss, da der Weg für eine Hochzeit gesperrt ist. Doch zuvor rechtfertigt er seine Tat im Voraus durch einen langen Monolog: „Ich lebte still und harmlos - Das Geschoß war auf des Waldes Tiere nur gerichtet, meine Gedanken waren rein von Mord - Du hast aus meinem Frieden mich heraus geschreckt, (...) zum Ungeheuren hast du mich gewöhnt. - Wer sich des Kindes Haupt zum Ziele setzte, der kann auch treffen in das Herz des Feinds.“ Auch im Gespräch mit einem Flurschütz, der mit dem Hochzeitszug vorbeikommt, verteidigt er sein Vorhaben: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.“ Schließlich kommt es dann zur Vollstreckung seines Planes: Der Vogt kommt des Weges und eine arme Frau blockiert ihm den Weg, weil sie um die Freilassung ihres Mannes bittet. Der Vogt aber ignoriert sie und stösst sie zur Seite. Da auf einmal wird er von einem Pfeil durchbohrt. Die Leute der Hochzeit strömen herbei, aber keiner will dem ungeliebten Landvogt helfen. Der Landvogt sinkt herab und stirbt noch an Ort und Stelle. Seine letzten Worte sind: „Das ist Tells Geschoß.“

Der Mord an Geßler wirkt wie ein Befreiungsschlag. So wird anfangs des fünften Aktes die Burg in Altdorf und somit das Symbol der Unterdrückung niedergerissen. Als dann die Nachricht eintrifft, dass der Kaiser von Österreich durch seinen Neffen ermordet worden ist, sind sich die Schweizer ihrer Freiheit sicher. Sie hatten nämlich einen Rachefeldzug des Kaisers erwartet. „Wir aber brechen mit der reinen Hand des blutgen Frevels segenvolle Frucht. Denn einer großen Furcht sind wir entledigt, gefallen ist der Freiheit größter Feind“.

Der Königsmörder, der bezeichnenderweise Johannes Parricada (Parricada heisst Vatermörder) genannt wird, tritt im 5. Akt noch auf. Als Mönch verkleidet irrt er durch die Alpen und trifft zufällig auf Tells Hütte. Dort führt er mit Tell ein Gespräch und erhofft sich von Ihm Unterstützung, weil sie ja sozusagen das gleiche Schicksal ereilt hat. Doch Tell distanziert sich von ihm aus dem Grund, dass Parricada nur aus subjektiven Gründen diese Tat vollbracht hat. Parricada hat seinen Onkel nämlich getötet, weil der ihm sein Erbe versagt hat. Das sieht Tell als keinen äquivalenten Grund: „Darfst du der Ehrsucht blutge Schuld vermengen mit der gerechten Notwehr eines Vaters? (...) [ich] verfluche dich und deine Tat (...), gemordet hast du, ich hab mein Teuerstes verteidigt.“ Doch schließlich hat Tell Mitleid mit Parricada und rät ihm, nach Italien zu wandern, um seine Sünden dem Papst zu beichten. Er lässt ihn auch mit Nahrungsmitteln ausstatten und wünscht ihm eine gute Reise. Den Abschluss bildet eine feierlich Versammlung vor Tells Haus, bei dem das Volk ihren Erretter Wilhelm Tell bejubelt. Hier wird das neue Gemeinschaftsgefühl und die Solidarität unter den Schweizern deutlich, das bis heute ja als eine typisch schweizerische Eigenschaft gilt.

Dieser Zusammenhalt war auch ein wichtiger Faktor, dass ein so kleines Land wie die Schweiz im Mittelalter nicht von einem grösserem Land vereinnahmt wurde. Insgesamt basiert dieses Werk nämlich auf recht authentischen geschichtlichen Gegebenheiten. Es gibt zwar keine absolut sicheren Quellen aus dieser Zeit, aber die markanten Ereignisse um Tells Apfelschuss und den Rütlischwur tauchen bereits sehr früh in Schweizer Chroniken auf. Basis des Werkes ist der Zusammenschluss der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden im Jahre 1291, der den Unabhängigkeitskampf gegen die habsburgischen Besetzer einleitete. Der Rütlischwur soll im Jahre 1307 stattgefunden haben und soll eine Erneuerung des Bündnisses von 1291 gewesen sein. Dazu passt auch, dass 1308 König Albrecht durch seinen Neffen Johann von Schwaben ermordet worden ist. Schon während des Mittelalters wurden diese Begebenheiten zum Mythos in der Schweiz und dienten zum Andenken an den Zusammenhalt der Eidgenossen, die sich ja immer als kleines Volk sehen, das gemeinsam gegen einen stärkeren Gegner anzutreten hat, um sich seine Freiheit zu sichern.

Schiller hatte sich ab 1803 mit dieser Thematik beschäftigt. Es gehörte allerdings vermutlich im 18. Jahrhundert ohnehin zum allgemeinen Bildungsgut. Als Anhaltspunkte dienten Schiller das Chronicon Helveticum von Aegidius Tschudi aus dem 16. Jahrhundert wie auch das Urner Tellenspiel aus der gleichen Zeit. Eine weitere Quelle war „Geschichte schweizerischer Eidgenossenschaft“ von Johannes Müller.

Jedoch ist es Schiller wahrscheinlich nicht so sehr auf den geschichtlichen Hintergrund angekommen. Er legt in dieses Drama seine Vorstellungen von Moral und Zusammenhalt, was auch sehr erkennbar an der Hauptperson Wilhelm Tell dargestellt wird.

Tell ist im ganzen Land bekannt und gilt als Ehrenmann, der sich nie einer bösen Sache verschreiben würde. Als Familienvater kennt er die Rechte und Pflichten eines guten Bürgers. Er scheint auch ein eher zurückhaltender und abwartender Typ zu sein. Das wird erkennbar, als er es ablehnt, beim Aufstand gegen den Vogt mitzuwirken, sondern seine Schreckensherrschaft abwarten will. Tell steht nicht als Mann der grossen Worte, sondern der grossen Taten da. Zum einen hilft er dem fliehenden Baumgarten über den stürmischen See ohne lange Zeit zu verlieren. Zum anderen macht er sich sofort nachdem ihm die Flucht aus dem Schiff des Vogtes gelungen ist auf den Weg, diesen zu töten. Er lässt ausrichten: „Der Tell sei frei und seines Armes mächtig, bald werden sie ein Weitres von mir hören.“ Seine Position im Stück ist die eines Einzelgängers, der eigentlich im Gegensatz zu seinen Mitbürgern steht. Seine Auffassung: „Der Starke ist am mächtigsten allein“ ändert sich, als der Landvogt mit seinen Vatergefühlen spielt. Es ist zugleich eine Legitimation seiner Tat: „Als ich ohnmächtig flehend rang vor dir, damals gelobt ich mir in meinem Innern (...), daß meines nächsten Schusses erstes Ziel dein Herz sein sollte.“ Erst jetzt greift auch Tell durch seine Tötung in die öffentlich Angelegenheit ein. Zuvor stand sein Handeln als Privatsache da. Für diese Privatsache steht der Apfelschuss, während der Rütlischwur das Symbol der öffentlichen Angelegenheit ist. Nun realisiert auch Tell, dass es das Beste für ihn und sein Land sei, den Vogt zu stürzen. Dadurch wird er zum Retter, der sein Volk in ein neues Zeitalter geleitet, aus dessen Handeln die Freiheit aller entsteht. Deshalb wird seine Tat nicht mit der von Parricada gleichgestellt, da sie zum Wohl aller vollbracht wird. Das bedeutet, dass Tell seine Stellung als Ehrenmann behält.

Im Gegensatz dazu steht der Landvogt Hermann Geßler. Ihm werden eigentlich nur schlechte Eigenschaften zugeschrieben. Ein unerbärmlicher, herzloser Herrscher, der keine Rücksicht auf seine Untertanen nimmt. Selbst eine arme Frau mit kleinen Kindern, die um die Freilassung ihres Mannes bittet und vor ihm auf die Knie fällt wird einfach übersehen. Er kann es nicht erdulden, wenn sich ein einfacher Mann etwas aufgebaut hat und will diesem irgendwie schaden. „[er] sieht jedes Biedermanns Glück mit scheelen Augen giftiger Mißgunst an.“ Auch dem flehenden Tell erlässt er die schwere Prüfung des Apfelschusses nicht.

In seiner Gewaltherrschaft gibt es keine Gerechtigkeit, wie man nach der Apfelschussszene sehen kann: Obwohl Geßler Tell seine Freiheit bereits versprochen hatte, lässt er ihn doch festnehmen, als er weiß, dass Tell auf ihn geschossen hätte. Und dazu will er seine Untertanen noch mehr in die Mangel nehmen: „Ein allzu milder Herrscher bin ich noch gegen dieses Volk (...), es ist noch nicht ganz (...) gebändigt.“ Daher ist es nur verständlich, dass der Landvogt beim Volk verhasst ist, denn er nimmt den Schweizern all ihre Freiheiten. Als der Vogt dann schließlich vom Pfeil durchbohrt vom Pferd sinkt, hilft ihm keiner der anwesenden Untertanen.

Damit steht Geßler gegen Harmonie, Humanität und Freiheit. Diese Bereiche waren Schiller sehr wichtig und tauchen immer wieder in seinen klassischen Werken auf.

Diese typischen Merkmale des klassischen Geschichtsdramas werden auch an der Sprache sichtbar: alle Personen verwenden Hochsprache. Selbst die einfachen Hirten, Bauern, Fischer und Jäger wie Tell sprechen in höchst durchdachten und vollkommenen Sätzen, also keine Alltagssprache. Dadurch werden die oft komplexen Gedanken entsprechend formuliert. Auch bei längeren Aussagen herrscht meistens Parataxe vor, kombiniert mit bildhaften Ausdrücken. Das macht den Text recht gut verständlich. Ganz besonders fallen die vielen Inversionen auf, wodurch einzelne Satzteile hervorgehoben werden.

Ein Satz aus dem Monolog Tells enthält diese Merkmale: „Mein ganzes Leben lang hab ich den Bogen gehandhabt, mich geübt nach Schützenregel, ich habe oft geschossen in das Schwarze und manchen schönen Preis mir heimgebracht vom Freudenschießen - Aber heute will ich den Meisterschuß tun und das Beste mir im ganzen Umkreis des Gebirgs gewinnen.“

Die sprachliche Darstellung bildet immer eine Einheit mit dem Inhalt des Textes.

In diesen geistigen Inhalt bringt Schiller mehrere Gedanken mit ein. Zum einen zeigt er seine Auffassung des Tyrannenmords: Darf ein Volk, das von einem unertragbarem Herrscher regiert wird, sich gegen ihn auflehnen und ihn sogar ermorden? Darf die Menschenwürde eines solchen Diktators als nichtig angesehen werden? Schiller meint ja. Wenn es aus derartigen Gründen keinen Ausweg aus dieser unzumutbaren Situation gibt und noch dazu das Volk wie Tell erniedrigt und hintergangen wird, ist es erlaubt, den Tyrannen aus dem Weg zu räumen. Und zwar ohne negativen Konsequenzen. Tell wird nicht etwa des Mordes angeklagt, sondern steht freilich als Retter da. Der Tyrannenmord scheint für Schiller allerdings nur gerechtfertigt zu sein, wenn es wirklich um des Wohls der Gemeinschaft willen, um der Freiheit willen geschieht. Der Mord von Parricada nämlich wird zu Tells Tat in Kontrast gestellt.

Zum anderen wollte Schiller mit diesem Stück kein geschichtstreues Werk mit genau authentischen Ereignissen schaffen. Die geschichtlichen Hintergründe dienten ihm nur als Basis. Denn seine eigentliche Absicht war es, durch diese Schweizer Bürger den idealen Staat auf der Bühne zu zeigen. Es sind die Eigenschaften der Schweizer, der Zusammenhalt und die Solidarität, die für ihn viel bedeuten. Ein Volk, das sich durch Moral und Freiheitswillen auszeichnet, befreit sich selbst von einer schlechten Herrschaft und tritt in einen Staat der Einheit und Gleichheit. Das ist das Gedankengut, das Schiller schon in seinem philosophischen Werk „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ beschreibt, das ja behandelt wurde. In diesem utopischen Staat befinden sich die einzelnen Leute in einer harmonischen Ordnung, bilden eine Gemeinschaft und behalten dennoch ihre Individualität. So auch die Schweizer im Drama: Sie bilden eine verschworene Gemeinschaft, eine Einheit, die sich durch Freiheitsliebe, Friedfertigkeit und Solidarität heraushebt.

Diese Ideen Schillers vom idyllischen, aber utopischen Zusammenleben der Menschheit und der bekannten Heldensage um Wilhelm Tell machten das Drama zu einem absoluten Erfolg. Schon nach der Uraufführung im März 1804, die von Goethe geleitet wurde, war das Publikum begeistert. Es wurde zu einem der meistgespielten Dramen in Deutschland, besonders im 19. Jahrhundert. Ein solch erfolgreiches Werk verhalf ihm zu noch mehr Ruhm, als er ohnehin schon hatte. Schiller wurde nämlich bereits zu Lebzeiten sehr verehrt wegen seiner grandiosen Stücke. Besonders Wilhelm Tell, sein letztes vollendetes Drama, bezauberte die Menschen, weil es die märchenhaften Züge beinhaltet, dass sich alle Probleme schließlich in Luft auflösen. Es spiegelte wohl auch die Sehnsucht der Menschen nach einem freien Staat wieder.

Heute wird das Drama zwar noch relativ häufig gespielt, es findet jedoch nicht mehr den Anklang wie noch vor 150 Jahren.

Mir ganz persönlich hat dieses Stück allerdings sehr zugesagt. Es ist mitreißend, weil die Spannung immer weiter aufgebaut wird. Man fühlt sich regelrecht hineinversetzt in die schwierige Lage der Schweizer und kann ihre Wut und ihren Hass sehr schön nachvollziehen. Dazu enthält dieses Drama wie bereits angesprochen einen wirklich sehr aktuellen Bezug. Die Frage nach dem Tyrannenmord wird auch noch in unserer Zeit diskutiert, beispielsweise bei Saddam Hussein.

Ich finde es auch lobenswert, dass Schiller mit einem solchen Drama den Menschen eine ideale Staatsform aufzeigt, ohne Streit und großer Feindschaft. Er hat versucht, den Publikum klarzumachen, wie schön das Leben in der Gemeinschaft eigentlich sein könnte. Das Stück erschien ja gerade zu der Zeit, als Napoleon nach den Wirren der französischen Revolution ganz Europa zu unterwerfen wollte. Mit diesem Stück hat sich Friedrich Schiller wirklich als ein Meister des klassischen Dramas ausgezeichnet. „Wilhelm Tell“ wurde auf der ganzen Welt bekannt. Meiner Meinung nach absolut zurecht.

Fin de l'extrait de 6 pages

Résumé des informations

Titre
Schiller, Friedrich - Wilhelm Tell
Note
14 Punkte
Année
2000
Pages
6
N° de catalogue
V104497
ISBN (ebook)
9783640028276
Taille d'un fichier
341 KB
Langue
allemand
Mots clés
Tell; Schiller
Citation du texte
Anonyme, 2000, Schiller, Friedrich - Wilhelm Tell, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104497

Commentaires

  • invité le 27/3/2006

    Wilhel tell.

    warum lässt der Landvogt den ,,Hut" in altdorf aufstellen

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