Extrait
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. WAS IST EIN TRAUMA?
2.1. EINE ALLGEMEINE DEFINITION
2.2. CHRONISCHE TRAUMATISIERUNGEN
3. FOLGEN TRAUMATISCHER EREIGNISSE
3.1. DIE POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG
3.2. SYMPTOME DER POSTTRAUMATISCHEN BELASTUNGSSTÖRUNG
3.3. FOLGEN EINER CHRONISCHEN TRAUMATISIERUNG
3.3.1. FOLGEN CHRONISCHER TRAUMATISIERUNG FÜR DIE KINDLICHE ENTWICKLUNG
4. FAZIT
1. Einleitung
Der folgenden Textverlauf handelt von traumatischen Ereignissen und dessen möglichen Folgen. Zunächst erfolgt eine allgemeine Definition des Traumabegriffs, inklusive einer grundlegenden Schilderung, wie sich letztendlich aus demjeweiligen Ereignis eine Traumatisierung entwickelt. Darauf folgt eine Differenzierung des akuten (Typ I) und des chronischen (Typ II) Traumas. Im dritten Kapitel werden die Folgen eines traumatischen Ereignisses angeführt. Zuerst wird hier die posttraumatische Belastungsstörung vorgestellt und anschließend ihre drei Symptome, Intrusion, Konstriktion und Hyperarousal, erläutert. Zuletzt erfolgt ein Einblick in die Folgen einer chronischen Traumatisierung und inwiefern diese eine kindliche Entwicklung beeinflussen können.
2. Was ist ein Trauma?
2.1. Eine allgemeine Definition
Ein Trauma (griech.: Wunde) ist ein „belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fastjedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.“1 Diese „tiefe Verzweiflung“, oder wie der Ursprung des Begriffes andeutet „seelische Wunde“, entsteht speziell dadurch, dass betroffene Personen in der jeweiligen Situation derart von einem Geschehnis überwältigt werden. Sie erkennen keinerlei Reaktions- oder Handlungsmöglichkeiten mehr. Jegliches Wehren oder Fliehen erscheint ihnen während des Geschehnisses sinnlos.
Eine solche Reaktion ist keineswegs ein Indiz für persönliche Schwäche oder emotionale Labilität. Vor Traumatisierungen ist niemand ohne weiteres geschützt, da sie teilweise durch Unberechenbarkeiten ausgelöst werden und nicht nur die psychischen, sondern ebenso die biologischen Bewältigungsmechanismen der Opfer überfordern.2
Während eines traumatischen Ereignisses findet häufig eine „Dissoziation“ statt, welche die Betroffenen auch nach dem Geschehen noch belasten kann.
Unter einer Dissoziation ist gemeint, „dass die Verbindung zum Neokortex heruntergefahren oder unterbrochen und das bewusste Denken seiner Zugriffsmöglichkeit beraubt wird. Folglich kann das Erlebte zwar gespeichert, aber nicht eingeordnet und verarbeitet werden.“3 Es erfolgt also eine Trennung von bewusster Wahrnehmung und Körpergeschehen: „Wenn der Körper nicht gerettet werden kann, entfernt sich das Bewusstsein“.4 Als eine Art „Schutzmechanismus“ versetzen sich Betroffene während des traumatisierenden Geschehens in einen Lähmungszustand. Dieser Zustand reicht von emotionaler Taubheit, über fehlendes Schmerzempfinden, bis hin zur Reduktion sämtlicher Körperfunktionen und schließlich zur Ohnmacht. Ein solcher „Freeze“-Zustand führt dazu, dass Traumatisierte ihre Erinnerungen oftmals als zusammenhangslos und chaotisch erleben. Bei früh traumatisierten Menschen kann dies soweit führen, dass sie keine integrierte Persönlichkeit entwickeln.
Aufgrund unterschiedlicher Definitionen des Traumabegriffes, sind Zahlen zu Betroffenen generell unklar. Denn auch wenn ein Ereignis objektiv als traumatisierend gilt, sind die Reaktionsweisen darauf subjektiv. Somit ist eine allgemeingültige und gleichzeitig detaillierte Definition einer Traumatisierung inklusive ihrer Folgen nicht möglich.
2.2. Chronische Traumatisierungen
„Nach Maerecker (1997) lassen sich Traumata [...] nach verschiedenen Kriterien unterscheiden, wie: menschlich verursachte Traumata (z.B. Vergewaltigung, Kriegserlebnisse) versus zufällige Traumata (z.B. Katastrophen, berufsbedingte oder unfallbedingte Traumata) oder kurzdauernde traumatische Erlebnisse (sog. Typ-1- Trauma; z.B. Naturkatastrophen, Unfälle) versus länger andauernde, wiederholte Traumata (sog. Typ- II- Trauma; z.B. Geiselhaft, Kriegsgefangenschaft).“5
„Länger andauernde, wiederholte Traumata“, wie sie auch die Definition nach ICD-10 andeutet: „ein belastendes Ereignis [...] längerer Dauer“, werden als „chronische Traumatisierungen“ bezeichnet. Hier leben Betroffene regelrecht unter traumatisierenden Umständen. Furchtbare Ereignisse wiederholen sich stetig. Unter furchtbaren Ereignissen sind generell „schwere Unfälle, Erkrankungen und Naturkatastrophen, aber auch Erfahrungen erheblicher psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt sowie schwere Verlust- und Vemachlässigungserfahrungen“6 zu verstehen.
Besonders zerstörerisch wirken sich chronische Traumatisierungen auf Kinder aus. Werden Kindern intentional (chronische) Traumatisierungen zugefügt, tragen diese meist entwicklungshemmende Schäden davon. Wenn dabei sogar Bezugspersonen als Auslöser für die Traumatisierung identifiziert werden, hat das Kind kaum eine Chance vor schwerwiegenden Folgeschäden zu entkommen. Die Entwicklung wird hier auf eine andere Weise beeinflusst, als hätte das Kind eine einmalige Traumatisierung, durch zum Beispiel eine Naturkatastrophe, erfahren.
An dieser Stelle wird der Unterschied einer posttraumatischen Belastungsstörung und einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung deutlich.
3. Folgen traumatischer Ereignisse
Grundsätzlich kann ein traumatisches Ereignis „tiefgreifende und langfristige Veränderungen in der physiologischen Erregung, bei Gefühlen, Wahrnehmungen und Gedächtnis“7 hervorrufen.
Es zeigen nicht alle Betroffenen zwingend Symptome aufgrund eines traumatisierenden Ereignisses. Es gelingt einigen Menschen besser als anderen, mit den schrecklichen Erfahrungen umzugehen. Um herauszufmden weshalb es individuelle Unterschiede im Umgang mit Traumatisierungen gibt, richtet sich die Forschung zum einen auf die Ressourcen einer Person und zum anderen auf die Art des Geschehnisses.
Die verbreitetsten Symptome, aufgrund einer Traumatisierung, werden in der „posttraumatischen Belastungsstörung“ zusammengefasst.
3.1 Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Die PTBS ist eine Art Verbindung zwischen dem Erleben eines traumatischen Ereignisses und den damit zusammenhängenden Symptomen.
Sie ist somit eine „Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes.“8 Die Störung äußert sich in drei Symptomen: Intrusives Wiedererleben, emotionale Taubheit und physiologische Übererregung. Lassen diese drei sich als Folgereaktionen auf ein traumatisches Ereignis feststellen und sind länger als einen Monat beobachtbar, kann eine PTBS diagnostiziert werden. Allgemein müssen die Symptome dabei nicht unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis auftreten und können durchaus Wochen bis Monate danach entwickelt werden. Die PTBS zeigt sich, innerhalb der typischen Symptomatik, in unterschiedlichen Ausprägungen, abhängig von zum Beispiel individueller Wahrnehmung, Schwere des Ereignisses oder von der Häufigkeit eine psychische und/oder physische Verletzung erlebt zu haben. Generell ist eine Heilung hier keineswegs ausgeschlossen. Meist kann eine Erholung bzw. Genesung erwartet werden.9
3.2. Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung
Intrusion (Herman):
Unter einer Intrusion versteht man das ungewollte Eindringen von Erinnerung an das traumatische Ereignis in das Bewusstsein des (der) Betroffenen. Durch dissoziative Prozesse werden traumatische Erinnerungen anders als „normale“ Erinnerungen gespeichert. Sie sind teilweise lückenhaft und können nicht regulär in dem Bewusstsein der Person verarbeitet werden. Aufgrund dessen kann eine Traumatisierung einen normalen Entwicklungsverlauf stark beeinflussen. Die Erinnerungen an das traumatische Ereignis kön- nenjederzeit, ggf. zusammenhangslos, in das gegenwärtige Leben des (der) Betroffenen eindringen und diese(n) überwältigen. In solchen Situationen wird das Trauma derart präsent, dass bei Betroffenen das Gefühl ausgelöst wird, das Trauma erneut „mit allen Sin- nesqualitäten und allen Affekten, so als ob es gerade in der Gegenwart geschähe“ erneut zu erleben.10
Extremzustände dieser Art können durch sogenannte „Trigger“ ausgelöst werden. Durch scheinbar unbedeutende Reize, beispielsweise Gerüche, Geräusche, oder Gegenstände, wird das Trauma entweder als Rückblende im Wachzustand oder als Alptraum im Schlaf ungewollt nochmal erlebt. So werden traumatisierte Menschen von ihren Erinnerungen in Form von Emotionen und Bildern überwältigt, anstatt sie in verbalen, linearen Erzählungen wiedergeben zu können. Gerade bei Kleinkindern ist dies eine häufig beobachtbare Umgangsweise mit traumatischen Ereignissen. Da sie, aufgrund ihres Entwicklungsstandes, einer verbalen Erzählung nicht befähigt sind, dominieren Bilder und Emotionen an das Ereignis, die ständig in ihre Gegenwart eindringen.
Eine Intrusion kann zusätzlich in bewusster Form auftreten. Dabei müssen Betroffene „zwanghaft den Schreckensmoment in offener oder verschleierter Form wiederholen.“11 Der „Wiederholungszwang“, wie Freud das Phänomen betitelte12, äußert sich bei Kindern meist in spielerischer Form, indem sie Szenen oder Handlungen, die aus einem Trauma hervorgehen, nachspielen. Erwachsene entschließen sich bewusst dazu die Situation, in welcher die Traumatisierung entstand, neu zu inszenieren und mit vollem Bewusstsein kontrolliert wieder zu erleben. Eine bewusste Intrusion kann also als Versuch betrachtet werden, das Trauma in die persönliche Lebensgeschichte zu integrieren und es so zu bewältigen. Eine ungewollte Intrusion löst dahingegen andauernde Ängste aus, spontan von den eigenen Gefühlen und Erinnerungen überwältigt zu werden. Daher meidet der Großteil traumatisierter Menschen ein Wiedererleben des Traumas, können diesjedoch kaum verhindern.
Konstriktion oder Dissoziation:
Eine Art Gegenstück zur Intrusion bildet die Konstriktion. Betroffene zeigen hier eine Bewusstseinsveränderung auf, die sich in „emotionaler Distanz und völliger Passivität“13 äußert. Um sich selbst vor den schmerzhaften Erinnerungen zu schützen, erstarren die Personen regelrecht. Sie sind wie gelähmt, wie versteinert.
[...]
1 Wagner, 2019: 217
2 Streeck- Fischer, 2019: 548
3 Hantke, Görges, 2012: 78
4 Hantke, Görges, 2012: 62
5 Freyberger, Glaesmer, Stieglitz, 2019:188
6 Homepage der DeGPT, aufgerufen am 15.01.2020
7 Herman, 1994: 55
8, WHO, ICD- 10, 2009: 183
9 WHO, 2009: 183
10 Wagner,2O19: 184
11 Herman, 2018: 51
12 Herman, 2018:53
13 Herman, 2018: 55
- Citation du texte
- Lena Graefer (Auteur), 2020, Traumatisierungen und ihre Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1045041
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