1. Seine Kindheit
Erich Fried wurde am als Kind jüdischer Eltern in Wien geboren.
Die Eltern schrieben beide Gedichte, der Vater (Hugo Fried) wollte sogar Dichter werden, hatten aber nie Erfolg. Fried wurde von Familienlesungen des Vaters zwar literarisch angeregt, aber seine Abneigung gegen den Vater und dessen Misserfolg haben ihn jahrelang davon abgehalten, Schriftsteller zu werden. Der Vater ist oft sehr ungerecht zu seinem Sohn, schimpft ihn wegen seiner Gehbehinderung einen Krüppel oder droht, ihn sogar umzubringen. Doch der Gerechtigskeitssinn Frieds lässt ihm Jahre später dem Verhältnis zu seinem Vater noch etwas positives abgewinnen: „ Mein Vater hat meinen Wiederstandsgeist geweckt, weil ich mit seiner Art, mich zu erziehen, nicht einverstanden war.“
Seine Mutter (Nellie Fried geb. Stein) beschreibt Fried als mutige und fleißige Frau, die keine harte Arbeit scheute, um die Familie aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig war sie aber auch übertrieben ehrgeizig, besitzergreifend und eifersüchtig und erschwerte ihrem Sohn so das Leben.
Er sah die Situation schon als kleines Kind so klar, dass er mit 6 ½ Jahren (!) folgendes schrieb:
Ein Kind
ist kein Rind Ein Kind
ist geschwind wie der Wind Es hört
was euch stört Es denkt
was euch kränkt Es fragt
was euch nicht behagt Es schreit
was ihr wirklich seid Was es weiß
macht euch heiß
Und ihr sagt es sekkiert*, wenn es Euch irritiert.
- sekkiert
- *sekkieren = österreichischer Ausdruck für „auf die Nerven gehen“
Lieber als die Eltern hatte Erich Fried seine Großmutter Malvine (wurde in Auschwitz umgebracht) und sein Kindermädchen Fini, beide kümmerten sich liebevoll um ihn. In „Mitunter sogar Lachen“ hat er den beiden Frauen ein literarisches Denkmal gesetzt und ihnen jeweils ein Kapitel gewidmet.