Hitler, Adolf - Biographie vor 1933


Presentation / Essay (Pre-University), 2000

6 Pages, Grade: 15 Punkte


Excerpt


Vorbemerkung

Ungeachtet der Tatsache, daßüber Adolf Hitlers Leben bis heute Hunderte von Biogra- phien verfasst wurden, herrscht erst seit etwa Anfang der siebziger Jahre Klarheit über Hitlers gesamte Weltanschauung und die Planmäßigkeit, mit der er seine Ziele stets ver- folgt hat. Noch in den sechziger Jahren war man der festen Meinung, daßder Nationalso- zialismus seinerzeit dazu bereit gewesen wäre, jegliche Ziele, die man sich einmal ge- steckt hatte, für die Erlangung von totaler Macht aufzugeben. Und selbst bis zum heuti- gen Zeitpunkt herrscht Uneinigkeit in verschiedenen Punkten bezüglich der ideologischen Entwicklung Hitlers. Viele Biographien widersprechen sich z. B. in der Frage, woraus ge- nau Hitlers Antisemitismus entstand und wann dieser letztlich zur vollen Ausprägung kam. Folglich können einige Aussagen zur Person Hitlers je nach verwendeter Quelle deutlich schwanken.

a) Hitlers Geburt

Adolf(us) Hitler kam am 20. April 1889 als Kind von Alois Hitler (eigentlich Schicklgru- ber) und dem Dienstmädchen Klara Pölzl in Braunau (Österreich) in keineswegs ärmli- chen Verhältnissen zur Welt, und das, obwohl seine Eltern eigentlich entfernt miteinander verwandt waren. Beide durften erst auf besondere Genehmigung der katholischen Kirche hin heiraten. Der Vater war Zollbeamter und ein „ Herrschertyp “ (H. Steffhan, Hitler, S.20), sehr streng in der Erziehung seiner Kinder, wogegen Hitlers Mutter ihren Sohn regelrecht verwöhnte. Alle seine Geschwister starben bereits in jungen Jahren, mit Aus- nahme von Paula Hitler (diese starb erst 1960). Die Familie zog später zunächst nach Passau, dann nach Leonding bei Linz.

Die Tatsache, daßBraunau Grenzstadt zu Deutschland war, macht klar, warum Hitler seit seinen Jugendtagen für die Vereinigung von Deutschland und Österreich, einer großdeutsche Lösung, eintrat.

b) Die Jugend

Hitler besuchte zunächst die Volksschule und später dann eine Klosterschule, er war zu- nächst ein überdurchschnittlich guter Schüler. Auf der Realschule wurde er aber schon früh mit den überzogenen Erwartungen seines Vaters konfrontiert, der davon ausging, daßAdolf die Beamtenlaufbahn einschlagen würde. Er selbst hatte jedoch den Wunsch, Kunstmaler werden, woraus schließlich ein unüberwindlicher Konflikt entstand, der dazu führte, daßseine Zensuren immer schlechter wurden (jedenfalls schrieb Hitler dies in „Mein Kampf“) und er Zeit seines Lebens seinen Vater regelrecht haßte, was auch daran lag, daßAlois Hitler seinen Sohn oft brutal verprügelte. Hitlers Vorliebe für die Malerei zeigt sich auch daran, daßer seinem späteren Architekten Speer oft Entwürfe und Skiz- zen für imposante Bauwerke zukommen ließ. Eine prägende Figur in seinem Leben war zu dieser Zeit aber eher sein Geschichtslehrer, der Antisemit und Nationalist war und diese Ansichten auch bewußt in seinem Unterricht äußerte.

1905 schloßAdolf Hitler die Realschule ab, konnte wegen seinen Noten und einer Krankheit, einem Lungenleiden, keine weiterführende Schule besuchen. Bei einer Feier im Kreise seiner Mitschüler verlor Hitler jedoch, vollkommen betrunken, sein Zeugnis, scheinbar ein einschneidendes Erlebnis, denn später lehnte er Alkohol vollkommen ab. Einige Quellen führen an, Hitler habe das Halbjahreszeugnis des Jahres 1905 mit Toilettenpapier verwechselt, was aber eher als Anekdote gelten muß, deren Wahrheitsgehalt zweifelhaft ist. Die Abstinenz des „Führers“ verwendete man nach 1933 dann u. a. auch zu Propagandazwecken. Bei einer Reise nach Wien im Jahr 1906 lernte der siebzehn Jahre alte spätere „Führer“ dann die Opern Wagners kennen (welche die Inszenierungen der NSDAP, wie z. B. die Fackelzüge, inspiriert haben dürften).

Im September 1907 zog Hitler zusammen mit einem Freund, August Kubizek, schließlich endgültig nach Wien (sein Vater war zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben). Der Tod seiner Mutter (Brustkrebs) am 21. Dezember erschütterte ihn schwer, hatte er doch ein sehr inniges Verhältnis zu ihr.

c) In Wien

Hitler bewarb sich zunächst an der Wiener Kunstakademie, wurde jedoch zweimal, zu- letzt im Herbst 1908, abgelehnt, was bei ihm stets zu heftigen Wutausbrüchen führte und zu einer großen Abneigung gegenüber allen staatlichen Institutionen. Tatsächlich hatte er lediglich Talent beim Malen von Gebäuden, jedoch nicht beim Zeichen von Ge- sichtern oder Menschen, wie auch aus der Bewertung seiner Probezeichnungen für die Akademie deutlich wird, es heißt wörtlich: „ Probez. Ungenügend, wenig Köpfe “ (zitiert nach H. Steffhan, Hitler, S. 29) . Hitler lebte in dieser Zeit hauptsächlich von einer Wai- senrente und dem Zeichnen von Postkarten, für deren Verkauf er von Tür zu Tür zog, folglich also mehr schlecht als recht, zeitweise übernachtete er sogar im Obdachlosenasyl oder im Männerwohnheim.

Das Stadtbild Wiens war damals dominiert von vielen verschieden Kulturen, vor allem aber von Slawen oder Ungarn (Doppelmonarchie Österreich-Ungarn). Dies machte ebenso wie der unglaubliche Reichtum der damaligen Oberschicht eher einen schlechten Eindruck auf den in ärmlichen Verhältnissen wohnenden Hitler. Sehr bewunderte er Karl Lueger, den Führer der antisemitischen Christlich-Sozialen Partei und Bürgermeister von Wien und oft las er auch rechtsradikale Hetzblätter wie „Ostara“, einer Zeitschrift, in der die fast generelle Judenfeindlichkeit der Wiener Bevölkerung zum Ausdruck kam; es gehörte damals schon fast zum guten Ton, Antisemit zu sein.

Es gibt verschieden Ansichten darüber, ob sich bei Hitler bereits in dieser Zeit seine Ein- stellung gegenüber den Juden vollkommen manifestiert hatte. Tatsache ist jedoch, daßer z. B. mit einem jüdischen Schlosser oder dem Juden Josef Neumann befreundet war.

Seine rhetorischen Fähigkeiten waren in jedem Falle damals schon sehr ausgeprägt, oft hielt er Bekannten und Freunden Vorträge über die Schlechtigkeit der Wiener Gesellschaft; er war angewidert von dem Rotlichtmillieu Wiens.

Nach und nach hatte er mehr Erfolg als Maler, träumte aber stets davon, für immer nach Deutschland zu ziehen, was er im Mai 1913 verwirklichte, er fuhr nämlich mit dem Zug nach München, wahrscheinlich flüchtete er aber eher vor dem Wehrdienst in Österreich, seit 1909 stand er nämlich auf der Fahndungsliste des Militärs, nach ihm wurde in Wien jedoch nie mit wirklichem Elan gefahndet.

d) München und der erste Weltkrieg

Hitler mietete sich in Schwabing, damals Künstlerviertel, ein Zimmer und begann sogleich, wieder zu malen. Eigentlich wollte er auch hier die Kunstakademie besuchen, doch war die Konkurrenz definitiv zu groß, zumal München gerade von vielen osteuropäischen Künstlern regelrecht überschwemmt wurde.

Als der erste Weltkrieg ausbrach, meldete er sich unverzögerlich als Freiwilliger in einem bayerischen Regiment, obwohl er wenige Monate zuvor als Wehrpflichtiger Österreichs ausgemustert worden war. Hitler hoffte, daßsich nun seine Wünsche von einem Großdeutschland endlich erfüllen würden. Berühmt geworden ist in diesem Zusammenhang jenes Photo, das ihn am 1. August 1914 inmitten einer jubelnden Menschenmasse auf dem Odeonsplatz zeigt, direkt nach der deutschen Kriegserklärung.

Nachdem er mehrmals an der Front mit dem Leben davon gekommen war, kam er offen- sichtlich zu dem Glauben, die „ Vorhersehung habe ihn zum Retter seines Volkes auserse- hen “ (J. Toland, Adolf Hitler, S. 93). Bemerkenswert ist die Tatsache, daßHitler es nie weiter als bis zum Gefreiten brachte, seine Vorgesetzten waren der Ansicht, er habe kei- nerlei Führungsqualitäten. Entkräftet wird dies aber dadurch, daßer wahrscheinlich nur unwillig war, Karriere beim Militär zu machen, war für ihn Krieg doch eher heldenhafte Selbstaufopferung.

Durch eine Granate verletzt, kehrte er schon bald nach München zurück. Seiner Meinung nach waren die Juden schuld am schlechten Verlauf des Krieges. 1917 bat er deshalb darum, wieder an die Front versetzt zu werden und gab bald darauf auch das Malen auf. Als die deutsche Arbeiterschaft gegen Kriegsende in den Generalstreik trat, erwuchs in Hitler ein unermesslicher Haßauf die „Verräter“ in der Heimat, nämlich die Sozialdemokraten und Kommunisten (Dolchstoßlegende).

Auf Vorschlag eines jüdischen Offiziers hin erhielt er 1918 das Eiserne Kreuz für beson- dere Verdienste an der Front, bevor er eine Gasvergiftung erlitt und in ein preußisches Lazarett (Pasewalk) verbracht wurde. Als er vom Ende des Kaiserreichs erfuhr, kamen ihm (nach eigener Aussage) die Tränen und nach einiger Überlegung beschloßer, in die Politik zu gehen.

e) Der politische Aufstieg

Die Wirren der bayerischen Räterepublik erlebte Hitler, noch Soldat und in einer Münch- ner Kaserne stationiert, sehr bewußt mit, bestärkten sie ihn doch nur in seiner bereits gefestigten Meinung über die Linken. Er soll sogar seine Kameraden des 2. Infanterie- Regiments durch eine Ansprache daran gehindert haben, auf seiten der „Roten“ in die Revolution des Ernst Toller mit einzugreifen. Bald wurde er in seinem Regiment als Aus- bilder eingesetzt und bekam u. a. die Aufgabe, extremistische Organisationen in München zu überwachen. So kam er (mittlerweile dreißig Jahre alt) im Herbst 1919 auch zu einer Versammlung der Deutschen Arbeiterpartei, einer Gruppe rechtsextremer Nationalis- ten, wenige Monate zuvor von Anton Drexler, einem Werkzeugschlosser gegründet. Hitler mischte sich in eine laufende Diskussion ein, alle Anwesenden waren von seiner Redega- be begeistert und Tage darauf erhielt er eine Postkarte, auf der ihm mitgeteilt wurde, daßer in die DAP, damals kaum mehr als ein kleines Häuflein von Antisemiten, aufgenommen worden war.

Hitler führte die Partei schon bald aus der politischen Bedeutungslosigkeit ins Münchner Rampenlicht, immer mehr Menschen interessierten sich für die Versammlungen der DAP; Hitler hatte das Amt des Werbeobmanns inne, welches er glänzend ausfüllte. Er nahm sogar Sprechunterricht bei einem Opernsänger und entwickelte sich mehr und mehr zum Hauptredner der Partei und zur Attraktion auf den zahlreichen Versammlungen.

Im Februar 1920 veröffentlichte die DAP ihr Programm, wichtige Punkte waren dabei die Forderungen nach Aufhebung des Versailler „Schandfriedens“ und der Schaffung einer Zentralgewalt ebenso wie die Gleichschaltung der Presse. Ungeklärt ist die Rolle Adolf Hitlers bei Aufstellung dieser Punkte, so mancher Historiker schreibt ihm die Hauptrolle zu (J. Toland), anderer zweifelt gar ganz an seiner Beteiligung (H. Steffhan), sicher ist jedoch, daßdiese Punkte in etwa Hitlers Vorstellungen eines zu schaffenden deutschen Nationalstaats entsprachen. Bald darauf wurde die Partei in NSDAP (Nationalsozialis- tische Deutsche Arbeiterpartei) umbenannt, sie blühte in der in Bayern generell eher rechtslastigen Atmosphäre (infolge des Chaos der Räterepublik) regelrecht auf. Hitler, der seine Auftritte stets sehr martialisch gestaltete, oft nur mit einer Hundepeitsche in der Hand und einem Revolver im Mantel das Haus verließ, erhielt Unterstützung durch den homosexuellen Hauptmann der Reichswehr Ernst Röhm und den intellektuellen Lite- raten Dietrich Eckart, mit dem er sich während des Kapp-Putsches auch in Berlin auf- hielt. Unter Ritter Gustav von Kahr näherte sich dann die offizielle Politik des bayerischen Staat schließlich immer mehr der der NSDAP an, die im Winter 1920 die Wochenzeitung „Völkischen Beobachter“ aufkaufte und sie zur Parteizeitung umfunktionierte. Wenig spä- ter (22 Monate nach seinem Eintritt in die DAP) hatte Hitler endgültig die Macht in der rechten Partei inne und rief am 3. August 1921 zur Gründung der SA (Sturmabteilung) auf, die eigentlich als Turn- und Sportabteilung der NSDAP ins Leben gerufen wurde, a- ber schon früh zum Saalschutz eingesetzt wurde. Dabei beteiligten sich vor allem entlas- senen Soldaten aus dem Heer oder den vielen Freikorps, die „ Krawalle liebten oder Kommunisten ha ßten “ (H. Steffhan, Hitler, S. 66).

f) Der Putsch und „Mein Kampf“

Hitler dachte gar nicht daran, mit seiner Partei für den Landtag zu kandidieren, denn er war der Meinung, daß„ Parlamente [...] dem deutschen Volk nicht helfen... “ (zitiert nach H. Steffhan, Hitler, S. 67). Bestätigt wurde er in seiner Ansicht durch das Verhalten der bayerischen Regierung in diesen Tagen, die sich offen Berlin widersetzte (Angriff des „Völkischen Beobachters“ auf General v. Seeckt). Durch den Ruhrkampf angestachelt, planten im Herbst 1923 dann fast alle Nationalisten in Bayern auf irgendeine Weise den „Marsch auf Berlin“.

In dieser Situation sieht Hitler sich, um nicht ins Hintertreffen zu geraten, zum Handeln genötigt und stürmt zusammen mit Männern der SA in Stahlhelmen am 8. November eine Versammlung im Bürgerbräukeller, die vom „Generalstaatskommissar“ von Kahr zum Jahrestag der Revolution von 1918 abgehalten wird. Er zwingt, das Eiserne Kreuz angelegt, die Nationalisten v. Kahr, Lossow und Seißer, führende Rechtsextreme in Bay- ern, zur Zusammenarbeit mit seiner Partei und der SA (unter der Führung von Hermann Göring) und befiehlt, den völlig überraschten Ludendorff, seinen politischen Mentor, her- beiholen.

Während Hitler bereits auf Plakaten die „Regierung der Novemberverbrecher“ für abge- setzt erklärt, ruft v. Kahr in der Nacht zum 9. November die Reichswehr aus der Provinz zur Hilfe, worauf sich am nächsten Morgen ein Demonstrationszug der NSDAP in die Münchner Innenstadt formiert. Vor der Feldherrenhalle kommt es dann zu einem Schuß- wechsel mit Polizeikräften und Reichswehr, Göring wird schwer verwundet, Hitler flieht in einem Sanitätswagen der SA.

Es kam sogleich zur Anklage Hitlers wegen Hochverrats und im Februar/März 1924 wurde ihm der Prozeßgemacht. Das Verfahren ist wohl eher als Farce zu bewerten, Hitler kam mit der Mindeststrafe von fünf Jahren davon, durfte während der Sitzungen des Ge- richts sogar stundenlange Propagandareden halten und wurde schließlich in Landsberg am Lech inhaftiert. Trotz seines österreichischen Passes lehnte man es ab, ihn auszuwei- sen.

Während die -mittlerweile verbotene- NSDAP ohne ihren Führer im Chaos versank, wid- mete sich Hitler im Gefängnis der programmatischen Weiterentwicklung der Nationalsozi- alisten, er perfektionierte seine Rassenvorstellung und war bald davon überzeugt, es sei eine „Menscheitspflicht“ (H. Steffhan, Hitler, S. 74), die Juden zu bekämpfen, deren Wer- ke Demokratie, Parlamentarismus, Pazifismus und Marxismus waren, die Hitler doch so sehr verachtete. All dies findet sich dann auch im ersten Buch von „Mein Kampf“ wieder, das er in Landsberg vollendete, wobei Rudolf Heß, zusammen mit ihm inhaftiert, die Schreibarbeiten übernahm. Für Hitler sind dabei die Juden einfach nur „Parasiten“, die schlichtweg ausgerottet gehören; solche Vergleiche ziehen sich quer durch „Mein Kampf“, welches von seinem Verfasser durch stetiges Wiederholen der immer gleichen Parolen eher den Eindruck eines von seiner eigenen Ideologie völlig gefangenen Menschen er- weckt, so daßes -auch wegen des in ihm propagierten abstrusen, fast schon von Wahn- vorstellungen geprägten Weltbild- einer der am wenigsten gelesenen Bestseller der Lite- raturgeschichte wurde.

Schon am 20. Dezember 1924 wurde Hitler wegen guter Führung freigelassen, nachdem sich sogar der damalige Ministerpräsident Bayerns, Held, für ihn eingesetzt hatte. Im Frühjahr 1925 schon konnte er die Neugründung der NSDAP bekanntgeben. In der Folge kam es immer wieder zu innerparteilichen Auseinandersetzungen zwischen dem „Führer“ und Gregor Strasser, der eher als linker Nationalsozialist einzuordnen ist. Doch Hitler hatte schnell die Zügel wieder in der Hand und reorganisierte die SA, machte sie vom Schlägertrupp zur straffen Parteimiliz.

g) Der Weg zum Reichskanzler

Da die bayerische ebenso wie die Reichsregierung die scharfen rhetorischen und oft auch physischen Angriffe der NSDAP auf ihre Gegner immer weniger tolerierte, besann sich Hitler nun doch darauf, die legalen Möglichkeiten zur Machtergreifung auszunutzen, obwohl er den Parlamentarismus weiterhin verabscheute.

Zunächst waren jedoch deutschlandweit nur wenige Wähler dazu zu begeistern, der NSDAP ihre Stimme zu geben; als jedoch im Oktober 1929 die Weltwirtschaftskrise ein- setzte, konnte die Partei Hitlers die Unzufriedenen und Arbeitslosen auf ihre Seite bringen und erhielt schon in der Reichstagswahl 1930 18,3 Prozent der Stimmen. Die wirt- schaftliche Bedrohung Deutschlands durch die alliierten Reparationsforderungen tat dann ihr Übriges und verhalf der Stimme des „Führers“ zu Gewicht, der zusammen mit dem Unternehmer Hugenberg und der DNVP Stimmung gegen den gerade erst beschlossenen Young-Plan machte.

In dieser Zeit lernte Hitler, der im Umgang mit Frauen recht unbeholfen war, auch die junge Eva Braun kennen, nachdem er lange Zeit für seine Nichte Geli Raubal geschwärmt hatte, die sich 1931 mit Hitlers Pistole erschoß.

Je größer das Elend der Bevölkerung wurde, desto größer waren die Erfolge der NSDAP. Am 31. Juli 1932 wurde sie schließlich zur stärksten Fraktion in Weimar. Hitler setzte in der Folge seine Gefolgsleute (der drogensüchtige Göring, Heß, Röhm und Goebbels als Chefpropagandist) verstärkt in wichtigen Parteipositionen ein und machte in den Jahren 1932/33 ununterbrochen Wahlkampf mit modernsten Mitteln, z. B. dem Flugzeug („Hitler über Deutschland“). Im April 1932 bei der Wahl zum Reichspräsidenten war er Hinden- burg jedoch klar unterlegen und mußdiesen mit seiner Partei widerwillig auf sieben Jahre bestätigen.

Zu dieser Zeit regierte Brüning Deutschland ohne Mehrheit im Reichstag; nachdem er die NSDAP, die SA und die 1928 als persönliche Schutzstaffel Hitlers gegründete SS verbieten ließ, mußte er, auch wegen einer Intrige des Generals von Schleicher, zurücktreten, woraufhin der frühere Generalstabsoffizier von Papen Reichskanzler wurde und das Verbot von Hitlers Partei bald aufhob. Bei einer zweiten Reichstagswahl 1932 erlitt die NSDAP leichte Verluste, was aber Hitlers Einflußnicht schmälerte.

Nach dem Rücktritt der Regierung v. Papen zögerte Hindenburg, Hitler zum Reichskanzler zu machen, hatte er sich doch sogar lange Zeit geweigert, den „Führer“ überhaupt zu empfangen, so daßKurt von Schleicher in dieses Amt berufen wurde. Er sollte die rechten Kräfte spalten und den Einflußder Nationalsozialisten schmälern.

Nachdem Pläne Schleichers zur Errichtung einer Diktatur bekannt wurden, kündigten ihm sämtliche Parteien die Zusammenarbeit auf und auch er trat zurück.

Am 30. Januar 1933 schließlich mußte sich Hindenburg den realen Begebenheiten stel- len und ernannte Hitler zum Reichskanzler, womit der Beamtensohn aus Braunau vorläu- fig sein größtes Ziel erreicht hatte. Die Mitglieder und Wähler der NSDAP waren schlicht- weg begeistert.

Schon in einer ersten Ansprache aber machte Hitler klar, worum es ihm ging, nämlich um die Wiederaufrüstung, die Eroberung neuen Lebensraums im Osten (Germanisierung) und die Vernichtung des Marxismus. Und auch die schon im Programm der DAP geforder- te Gleichschaltung der Presse erfolgte schon 1933 in einer Verordnung „zum Schutze des deutschen Volks“.

Nachdem der Machtmensch Hitler endlich in eine Führungsposition gelangt war, zögerte er nicht, seine radikalen Vorstellungen, die er auch schon zuvor unverhohlen geäußert hatte, durchzusetzen. Schon bald bot ihm der Reichstagsbrand, welchen er den Kommu- nisten zuschrieb, einen geeigneten Anlaß, seine geplante Diktatur zu untermauern, die er durch das „Ermächtigungsgesetz“ im selben Jahr auch endlich in die Tat umsetzen konn- te.

Anmerkung

Hitler wird wohl für immer eine undurchschaubare Persönlichkeit bleiben, wie schon Al- bert Speer in seinen Tagebüchern bemerkt. Er war stets geprägt von vielen Gegensätzen und dürfte definitiv in all seinen Auftritten auch seinen Hang zum Theatralischen, zur Schauspielerei Ausdruck verliehen haben. Seine Pläne verfolgte er doch sehr zielstrebig, weshalb ihm auch der Aufstieg zum Alleinherrscher Deutschlands gelang. Doch weshalb er einen solch unglaublichen Haßauf alles Fremde entwickelte, kann letztlich nicht ge- klärt werden. Sicherlich dürften dabei seine Kriegserfahrungen und die Jugend in Wien eine Rolle spielen, doch diese Faktoren alleine können keinesfalls klären, warum er Juden und Marxisten regelrecht verabscheute.

Quellen

John Toland, Adolf Hitler, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1977

Joachim Fest, Hitler - Eine Biographie, Berlin/Frankfurt/Wien 1973

Alan Bullock, Hitler - Eine Studieüber die Tyrannei, Droste Verlag, Düsseldorf 1957

H. Steffhan, Hitler, Rowohlt Verlag (rororo Monographien), Hamburg 1983

Hitlers Leben bis 1933 in der Übersicht

1889 Geburt am 20. April in Braunau

1892 Umzug nach Passau

1895-1898 Volksschule in Fischlham / Klosterschule Lambach

1898-1905 Realschule in Leonding bei Linz, 1903 stirbt der Vater

1906 Herbst: Erster Aufenthalt in Wien

1907/1908 Aufnahmeprüfungen an der Kunstakademie, Hitler fällt durch; Tod der Mutter im Dezember 1907

1908-1913 Hitler lebt ständig in Wien

1913 24. Mai: Umzug nach Wien

1914 Ausmusterung in Salzburg, Eintritt in die bay. Armee als Freiwilliger

1915 5. Oktober: Verwundung am linken Bein, Lazarett in Berlin, dann bis 1917 in München

1918 Gasvergiftung; nach Kriegsende: Versetzung nach München

1919 12. September: Hitler kommt zur DAP (als fünfundfünfzigstes Mit- glied)

1920 Verkündigung der „25 Punkte“ der DAP, Umbenennung in NSDAP; am 31. März verläßt Hitler die Reichswehr und wird hauptberuflicher Politiker

1921 Hitler 1. Vorsitzender der NSDAP; 3. August: Gründung der SA

1922 Inhaftierung wg. Landfriedensbruch (drei Monate)

1923 27.-29. Januar: Reichsparteitag der NSDAP; 8./9. November: Hit- lerputsch

1924 ab dem 26. Februar: Prozeßin München, Haft in Landsberg; 20. Dezember: Entlassung auf Bewährung

1925 ab 9. März: Redeverbot in Bayern; 30. April: Niederlegung der ös- terreichischen Staatsbürgerschaft; 18. Juli: „Mein Kampf“, Teil Eins, erscheint; 9. November: Gründung der SS

1926 3. Juli: Gründung der HJ als Jugendorganisation der NSDAP

1928 Reichstagswahlen: 2,6 Prozent für die NSDAP

1930 Reichstagswahlen: 18,3 Prozent für die NSDAP

1931 Gründung der „Harzburger Front“ gegen Reichskanzler Brüning, Ko- operation mit Hugenberg und der DNVP sowie mit der Frontkämpfervereinigung „Der Stahlhelm“

1932 Hitler unterliegt Hindenburg, dieser wird Reichspräsident (13,4 Milli- onen gegen 19,4 Millionen Stimmen); 31. Juli: 37,4 Prozent für die NSDAP, bei erneuten Wahlen im November nur 33,1 Prozent der Stimmen

1933 Rücktritt des Reichskanzlers v. Schleicher, Hitler wird Kanzler; 27. Februar: Reichstagsbrand, März: Gründung des ersten Konzentrati- onslagers; 5. März: 43,9 Prozent für die NSDAP; 24.März: „Ermäch- tigungsgesetz“, Juni: Verbot der SPD, 14. Juli: Deutschland wird zum Einparteienstaat, 19. Oktober: Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund

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Details

Title
Hitler, Adolf - Biographie vor 1933
Course
LK Geschichte
Grade
15 Punkte
Author
Year
2000
Pages
6
Catalog Number
V104541
ISBN (eBook)
9783640028672
File size
354 KB
Language
German
Notes
Dies ist das Handout zu einem meiner Referate im LK Geschichte - sechs DIN A4 Seiten, was zugegebenermaßen etwas umfangreich ist...
Keywords
Hitler, Adolf, Biographie, Geschichte
Quote paper
Andreas Sichelstiel (Author), 2000, Hitler, Adolf - Biographie vor 1933, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104541

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