Dürrenmatt, Friedrich - Die Physiker


Pre-University Paper, 2001

12 Pages


Excerpt


Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker

Elisabeth Bachmann N4b,

1 Das Stück

„Die Physiker“ wurde 1961 geschrieben und ist neben „der Besuch der alten Dame“ Dürrenmatts berühmtestes Werk. Es erreichte Welterfolg und wurde zum meistgespielten Werk der Jahre 1962/63 und 1982/83 auf den deutschsprachigen Bühnen. 1980 entstand eine Endfassung.

1.1 Inhalt des Stückes

„Die Physiker“ spielt im Salon des Sanatoriums „Les Cerisiers“ in der Schweiz. Dort leben zufälligerweise Physiker, oder doch nicht ganz zufälligerweise,...(S.12). Einer von ihnen hält sich für Newton, der andere für Einstein und der dritte behauptet mit König Salomo in Verbindung zu stehen. Alle drei haben innert kurzer Zeit eine Kran- kenschwester umgebracht. Deshalb erscheint Inspektor Voss zweimal zur Untersu- chung der Fälle.

Gegen Ende des Stücks stellt sich heraus, dass die Physiker gar nicht verrückt sind. Einstein und Newton sind Agenten, die Möbius entführen wollen, weil dieser die Weltformel, das System aller möglichen Erfindungen (S.69) entdeckt hat. Möbius gelingt es nach langer Diskussion die beiden für sich zu gewinnen, denn die Veröffentlichung der Formel hätte für die Welt verheerende Folgen. So beschliessen sie, für immer im Irrenhaus zu bleiben.

Doch da erscheint die Irrenärztin und Leiterin der Anstalt, die schon lange die wahre Identität der Drei durchschaut hat. Sie hat Kopien von Möbius’ Notizen gemacht und alles vorbereitet die Welt zu erobern. Dazu kann Einstein nur noch sagen: Die Welt ist in die Hände einer verrückten Irrenärztin gefallen (S.85).

1.2 Thema und Botschaft des Stückes

Die zentrale Frage des Stückes ist, ob ein Wissenschafter noch über seine eigenen Forschungsergebnisse eine verantwortungsvolle Entscheidungsfreiheit hat, vor al- lem wenn es um Erfindungen geht, die der Menschheit schaden könnten. Mit der Figur Möbius möchte Dürrenmatt auf diese Fragen antworten. Jener möchte seine Ergebnisse geheimhalten, aus Verantwortung gegenüber der Welt. Doch Möbius scheitert. Dürrenmatt mein dazu: Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen, Elisabeth Bachmann N4b, Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker was alle angeht, muss scheitern.1Er sieht düster in die Zukunft, es gibt für ihn keine Lösung. Hätte Möbius diese Erfindung nicht gemacht, hätte es etwas später ein an- derer gemacht. Der Lauf der Zeit ist also nicht aufzuhalten, neue Erfindungen wer- den laufend gemacht. Aber mit den Auswirkungen der Wissenschaft müssen wir uns alle befassen.

1.3 Die Entstehungszeit

Das Stück „die Physiker“ entstand 1961 vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. Die USA und die Sowjetunion verfügten über riesige Waffenbestände, mit denen sie die ganze Menschheit auszulöschen fähig gewesen wären. Über Sinn und Unsinn des Aufrüsten war überall die Rede, so ist es nicht verwunderlich, dass auch Dürrenmatt diesen Stoff in einem seiner Stücke verarbeitet.

2 Figuren

Die wahren Identitäten und Charakteren der Personen erkennt man erst am Schluss ganz. Die Verhältnisse untereinander ändern sich mehrmals während des Stückes (siehe Kap. 5.1).

Dürrenmatt meint, wie auch Brecht, dass die Personen in einem Stück einen Typus Mensch darstellen sollen. Die Charakteren werden mit Hilfe der Parodie, der Klischees und der Übertreibung so überzeichnet, dass man sie als Beispiel für einen Menschentypus oder schematisch für eine Weltanschauung stehen sieht.

2.1 Frl. Dr.h.c.Dr.med. Mathilde von Zahnd

Die bucklige Leiterin des Sanatoriums ist eine der letzten Nachkommen einer alten, mächtigen Industriellen- und Adelsfamilie. Ein grosser Teil der Familie ist schon in ihrem Sanatorium gestorben. Sie selbst sagt: Meine Familie ist so alt, dass es bei- nahe einem kleinen medizinischen Wunder gleichkommt, wenn ich für relativ normal gelten darf,... (S.29). Im ersten Akt scheint sie eine verständnisvolle und gütige, aber bestimmte Leiterin des Sanatoriums zu sein. So versichert sie Frau Rose, dass Mö- bius, auch ohne Bezahlung im Sanatorium bleiben kann. Doch auch schon früh Elisabeth Bachmann N4b, Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker werden Andeutungen auf ihren wahren Charakter gemacht, zum Beispiel, als sie skrupellos den Befehl für die Verdoppelung der Dosis (Beruhigungsmittel) für ihre Tante Selma gibt (S.30). Zu Beginn des zweiten Aktes ist sie völlig aufgelöst über den dritten Mord. Das aber nur , weil sie Angst um den Ruf ihres Sanatoriums hat.

Am Ende erkennt man dann aber ihren wahren Charakter. Die vorerst sympathische und freundliche Ärztin entpuppt sich als machtbesessene Irre. Sie ist die einzig wirk- lich geisteskranke, ist aber trotzdem sehr intelligent, denn sie hat von Anfang an al- les durchschaut und sich alles so organisiert, dass sie schlussendlich ihren Hunger nach der Weltmacht stillen kann. Sie glaubt ernsthaft von König Salomo Befehle für ihr Handeln erhalten zu haben. Mein Trust wird herrschen, die Länder, die Kontinen- te erobern, das Sonnensystem ausbeuten, nach dem Andromedanebel fahren (S.85).

2.2 Johann Wilhelm Möbius

Möbius ist der Gegenpol zu Frl. von Zahnd; ein vierzigjähriger, etwas unbeholfener Mensch (S.35) und die zentrale Person der drei Physiker. Vom armen Waisenknaben wurde er mit Ehrgeiz und Zielstrebigkeit zu einem genialen Physiker und hat die weit gesuchte Weltformel gefunden. Er hat aber die verheerenden Folgen, die seine Entdeckung haben werden, eingesehen. So verzichtet er aus Verantwortung auf Ruhm und Ehre, stellt sich geisteskrank, verlässt seine Familie und zieht sich ins Sanatorium zurück. Er scheint ein verantworungsbewussster Held für die Menschheit zu sein, doch seine Flucht weg von der Familie, die ihn immer unterstützte, war eigentlich verantwortungslos und unmoralisch.

Schwester Monika liebte er, doch weil er nicht will, dass sie hinter sein Geheimnis kommt, bleibt ihm Mord als einzige Lösung.

Am Ende scheitert er doch, weil sein Spiel, ein Verrückter zu sein, durchschaut wurde, die Realität und die Zeit ihn einholten.

Möbius steht im Stück stellvertretend für den wirklichen Albert Eistein. Dieser ermöglichte mit seinen Erkenntnissen den Bau der Atombombe. Als überzeugter Pazifist konnte er deren Herstellung aber nicht mehr verhindern.

2.3 Newton: Alec Jasper Kilton / Einstein: Joseph Eisler

Newton ist selber auch ein Physiker und arbeitet als Agent für eine westliche Grossmacht (USA). Ebenso ist Einstein Physiker. Er arbeitet für den rivalisierenden Geheimdienst (UdSSR). Sie spionieren beide Möbius aus und haben als gleiches Ziel die Beschaffung der Weltformel für ihre unterschiedlichen Nationen. Beide gehen über Leichen, wenn es um die Ausführung ihrer Aufträge geht. Sie ha- ben die Krankenschwestern nur aus Angst vor der Entlarvung getötet. Newton: Be- fehl ist Befehl (S.63).

Newton argumentiert, als er Möbius für sich gewinnen will, mit freiem Forschen und Lehren, verbunden mit dem Dienst am Staat. Einstein gibt immerhin zu, dass es nur darum geht, mit dem neuen Wissen die Macht des Staates auszubauen. Sie sind Konkurrenten, verbrüdern sich aber schliesslich durch das gleiche Schicksal. Sie können weder die Weltformel nutzbar machen, noch die Menschheit mit Möbius ret- ten.

2.4 Frau Lina Rose, geschiedene Möbius (und ihre Familie)

Frau Rose hat sich ihr ganzes Leben lang für ihren Mann aufgeopfert. Sie ermöglichte ihm das Studium und dann den Aufenthalt im Sanatorium. Auch ihrem neuen Gatten, Missionar Rose, ordnet sie sich unter, stimmt ihm in allem zu und folgt ihm bis auf die Marianen. Sie hat ein schlechtes Gewissen wegen der Scheidung, weil sie ihr Glück in einer neuen Beziehung sucht.

Sie steht mit ihrer Familie als Symbol für diejenigen, welche an eine heile Welt glauben und völlig blind sind vor der Realität (siehe Kap. 6).

2.5 Inspektor Richard Voss

Der Inspektor ist völlig entnervt und urlaubsreif. Wo er sich im ersten Akt noch über alles aufregt, gibt er sich im zweiten Akt keine grosse Mühe mehr um Dinge zu verändern. Er beginnt sogar Witze zu machen Ich bin ein Beamter vierzehnter Klasse ,...(S.57) und zu philosophieren.

2.6 Übrige Personen

Weitere auftretende Personen sind die ermordeten Krankenschwestern, Die Polizisten, und die gegen Ende eingestellten Pfleger, die alle keinen wichtigen Beitrag zur Handlung leisten.

2.7 Beziehungen der Personen

Diese beiden Darstellungen2zeigen sehr gut die Verhältnisse und Beziehungen der Personen.

3 Formaler Aufbau

Dürrenmatt ist kein Vertreter einer bestimmten Dramaturgie. Er möchte es weder sein noch sonst irgendwie eingeteilt werden. Dann möchte ich bitten, in mir nicht ei- nen Vertreter einer bestimmten dramatischen Richtung, einer bestimmten dramati- schen Technik zu erblicken,...3Für ihn ist das Theater ein Feld für Experimente4. Man könnte also höchstens von einer Dramaturgie des Experiments5sprechen,

denn er sagt, dass jedes Theaterstück den Autor vor neue Aufgaben, vor neue Stil- fragen stellt.6Das bedeutet also, dass jedes seiner Stücke eine andere Form und Struktur haben kann. Er unterscheidet sich in dieser Hinsicht von Brecht, der immer mehr oder weniger nach dem selben Dramenkonzept arbeitete. Natürlich schrieb auch Dürrenmatt Stücke unter dem Einfluss Brechts. „Die Physiker“ ist aber sicher kein Beispiel dafür.

Dürrenmatt sagt: ,haben wir uns doch vorgenommen, die Einheit von Raum, Zeit und Handlung streng einzuhalten;...(S12). Er hat sich also bei diesem Stück formal für die klassische, geschlossene Form des Dramas entschieden. Konkret heisst das zur Einheit des Raumes: Nie wird der Ort, der Salon des Irrenhauses verlassen. Die Einheit der Zeit wird eingehalten, indem die Handlung genau so lange dauert wie sie es auch in Wirklichkeit würde. Es gibt keine Zeitsprünge oder -dehnungen. Sogar die Pause zwischen den beiden Akten, die etwa 15 Minuten dauert, passt genau hinein. Auch die Einheit der Handlung ist gewährt: Es gibt nur die eine Geschichte ohne Nebenhandlungen oder Episoden. Diese klassische Form des Dramas recht- fertigt Dürrenmatt so: einer Handlung, die unter Verrückten spielt, kommt nur die klassische Form bei (S.12).

Ein weiterer Punkt, der die „Physiker“ scheinbar zu einem klassischen Drama macht, ist das Menschenbild des Protagonisten zu Beginn. Möbius sieht als autonomes In- dividuum seine Verantwortung ein und handelt danach, er ist also ein Held. Doch das nimmt Dürrenmatt nicht ganz ernst, denn zum Schluss wird Möbius zum Opfer der Verhältnisse und Umstände. Er begründet dieses Ende damit: Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern.7Für ihn gibt es in der heutigen Welt keine Helden im klassischen Sinn. Jeder ist von der Umgebung in ein Schema gepresst und kann nicht mehr nach eigenem Willen handeln.

Welche Absicht verfolgt Dürrenmatt mit dieser strikten Einhaltung der Regeln der klassischen Dramas? Die Antwort gibt er uns selber: Je planmässiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen.8Am Anfang orientiert er sich so strikte am klassischen Drama, um das Publikum am Ende möglichst stark schockieren zu können.

4 Wichtige Begriffe

Wie schon gesagt, ist Dürrenmatt kein Vertreter einer bestimmten Dramaturgie. Trotzdem gibt es einige Begriffe, die er immer wieder aufgreift und für alle seine Stücke wichtig sind. Diese möchte ich am Beispiel der Physiker erklären.

4.1 Einfall

Bei allen seinen Stücken geht Dürrenmatt von einem Einfall aus. Doch damit meint er nicht nur eine ungewöhnliche Idee für eine Geschichte, sondern viel mehr: Es sind Einfälle, die in die Welt wie Geschosse einfallen, welche, indem sie einen Trich- ter aufwerfen, die Gegenwart ins Komische umgestalten9(siehe vor allem Kap. 5). Und so verarbeitet Dürrenmatt seinen unglaublichen Einfall eine Geschichte über einen verantwortungsbewussten Physiker zu schreiben: Zuerst, in der Einleitung, werden Ort, Zeit, Personen und Geschehen vorgestellt, findet also die Exposition statt. Die Handlung spitzt sich zu, und der Akt endet mit dem Mord an Schwester Monika. Der zweite Akt beginnt fast identisch wie der erste, nämlich mit den Ermitt- lungen an einem Mordfall. Als dann die drei Physiker gemeinsam einen vernünftigen Entschluss fassen und sich für die Welt opfern wollen, scheint der klassische Wen- depunkt, die Peripetie gekommen zu sein.

4.2 Zufall

Doch Dürrenmatt lässt es nicht darauf beruhen: Eine Geschichte ist erst dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat.10Die Wendung ist die Enthüllung Frl. von Zahnds, die den ganzen Plan der Physiker zu- nichte macht. Diese Wendung tritt allen doch puren Zufall ein. Die Zufälle beginnen schon vor der Komödienhandlung: Newton und Einstein entdecken zufällig Notizen von Möbius und dieser gerät zufällig ins Sanatorium, deren Leiterin verrückt ist. Somit ist schon zu Beginn des Stückes das Scheitern Möbius’ bestimmt.

4.3 Paradoxes und Groteskes

Eine solche Geschichte ist zwar grotesk, aber nicht absurd (sinnwidrig).11Sie ist pa- radox.12Dürrenmatt erzählt uns bewusst eine paradoxe Geschichte, denn: Im Para- doxen erscheint die Wirklichkeit.13Damit möchte er sagen, dass das Leben, der Lauf der Welt eine Kette von Zufällen und Pannen, also paradox ist. Bewusst zeigt er Extremfälle, zieht sie dem Normalfall vor, um dem Zuschauer die Wirklichkeit na- he zu bringen und ihn zu schockieren (siehe Kap. 3). Um diese paradoxen Situatio- nen zu erreichen, setzt er als Mittel das Groteske ein, was auch komisch, verzerrt, übersteigert, wunderlich und närrisch heisst. Es ist eigentlich dasselbe, wie für Brech der Verfremdungs-Effekt. Dieses Groteske kommt in der Sprache (siehe Kap. 6) und in den Personen zum Ausdruck.

5 Dürrenmatts Komödie

Dürrenmatt meint, in der heutigen Welt, wo die einheitlichen Werte und Mythen ver- lorengegangen sind, sei es unmöglich eine Tragödie zu schreiben. Die Tragödie setzt Schuld, Mass und Übersicht voraus. In der Wurstelei unseres Jahrhunderts, in diesem Kehraus der weissen Rasse, gibt keine Schuldigen und auch keine Verant- wortlichen mehr.14

Ausserdem ist er der Meinung, dass man heute nur mit der Parodie Kritik an den Mächtigen unserer Zeit üben kann: Die Tyrannen dieses Planeten werden durch die Werke der Dichter nicht gerührt,..., nur eines fürchten sie: ihren Spott.15Genauso wie Brecht möchte Dürrenmatt nur ein Modell einer Handlung darstellen. Er möchte Distanz schaffen, denn nur so beginnt das Publikum über die Realität nachzudenken. Distanz aber entsteht, nach Dürrenmatt, nur bei der Komödie. Das

Mittel nun, mit dem die Komödie Distanz schafft, ist der Einfall.16Wie schon gesagt braucht Dürrenmatt das Wort „Einfall“ auch in Sinne von Invasion, gewaltsamer Ein- bruch (siehe Kap. 4.1). Diese Komödien sind Eingriffe in die Wirklichkeit.17„Die Physiker“ ist keine konsequente Komödie. Das ist für Dürrenmatt aber kein Wi- derspruch: Wir können das Tragische aus der Komödie heraus erzielen, hervorbrin- gen als einen schrecklichen Moment.18In diesem Fall ist dieser Moment das Ende, die Katastrophe, das Scheitern des „Helden“. Darum ist es richtig hier von einer Tragikomödie zu sprechen.

5.1 Komische Elemente

Um das zu erreichen nutz er verschiedene Elemente der Komik.

Einerseits wird die Handlung durch das Verwirrspiel der Namen und Identitäten der Physiker komisch. Gegen Ende wird es immer schwieriger den Überblick zu behalten. Dazu trägt auch bei, dass sich die Machtpositionen um die Physiker und Frl. von Zahnd immer wieder verändern. Am Anfang ist zum Beispiel Inspektor Voss am Verzweifeln, nach dem dritten Mord ist Frl. von Zahnd völlig niedergeschlagen während der Inspektor die Situation unter Kontrolle hat.

Vor allem machen die Ausdrucksweise der Personen (siehe Kap. 6), die daraus entstehende Verunsicherung des Publikums und die grotesken Charakteren (siehe Kap. 2) das Stück komisch.

6 Sprache

Die Einleitung und oftmals die Regieanweisungen sind ironisch. Dazu beruhigt überflüssigerweise auch noch die Landschaft die Nerven...(S.11), daraus erkennt man, dass der Schriftsteller die Situation nicht ganz ernst nimmt.

Die Sprache der einzelnen Personen ist einfach und nicht aussergewöhnlich.

Besonders auffallend ist aber die Redeweise des Ehepaars Rose. Die pathetische Sprache des Missionar Rose widerspiegelt seinen Glauben: Gott wird uns helfen, nach dem Psalmwort: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln (S. 38). Zu sammen mit den kitschigen Verkleinerungsformen, die seine Frau ihrem Exmann gibt: Johann Wilhelmlein (38), den Namen ihrer Söhne (Jörg-Lukas, Wilfried-Kaspar etc.) und dem Blockflötenspiel zeichnen sie das klischeehafte Bild einer heilen Welt.

6.1 Situationsangepasste Sprache

Die Ausdrucksweise der Charakteren ändert sich nach verschiedenen Situationen. Nach ihrer Einigung werden die Physiker pathetisch,: Dorothea! Ich musste dich op- fern. Ich gab dir den Tod für deine Liebe! Nun will ich mich deiner würdig erweisen (S.77). Dann versuchen sie sich lyrisch: Eine geheimnisvolle Nacht. Unendlich und erhaben. Durch das Gitter meines Fensters funkeln Jupiter und Saturn,... (S.79).

Sie diskutieren auch gerne untereinander in wissenschaftlicher Weise, ganz ihrem Beruf entsprechend: Die Entscheidung, die wir zu fällen haben, ist eine Entscheidung unter Physikern. Wir müssen wissenschaftlich vorgehen (S.72).

6.2 Sprachliche Verunsicherung

Dürrenmatt möchte das Publikum verunsichern und verwirren. Auf die Sprache ist kein Verlass mehr, sie ist nicht mehr immer logisch. Dadurch entsteht auch eine komische Wirkung. Um dies zu erreichen werden verschiedene Sprechweisen eingesetzt. Oft sagen die Physiker widersinnige Sätze, wie zum Beispiel Möbius: Nehmen sie Vernunft an. Sehen sie ein, dass sie verrückt sind (S.83). Oder sie argumentieren nur scheinbar logisch. Newton: Sie liebte mich, und ich liebte sie. Das Dilemma war nur durch eine Vorhangkordel zu lösen (S.20).

Auch Wortspiele kommen vor, Einstein: Es ist zum Wahnsinnigwerden. Newton: Offiziell sind wir es ja schon (S.71).

Es gibt auch Andeutungen auf die wahren Identitäten der Physiker und den Charakter von Frl. von Zahnd, die man erst im nachträglich versteht. Einstein: Dabei geige ich gar nicht gern, und die Pfeife liebe ich auch nicht (S.48).

6.3 Nonverbales

Neben der langen Einleitung sind die Regieanweisungen nicht sehr ausführlich und somit gibt es auch nicht viele Hinweise auf Nonverbales.

Ein ganz aussergewöhliches Element ist aber das Geigenspiel von Einstein. Ich stel- le mir vor, dass es musikalisch nicht besonders schön tönt, denn Einstein spielt ja eigentlich nicht gerne Geige. Ich habe versucht herauszubringen nach welchen Ge- sichtspunkten Dürrenmatt das Geigespiel eingesetzt hat. Es kommt viermal vor: Ganz am Anfang, nach dem Mord an Schwester Monika, als Newton Möbius seine wahre Identität eröffnet und schliesslich ganz am Ende. Es ist also keine Regelmäs- sigkeit zu erkennen und ich kann mir vorstellen, dass man deren Wirkung auf das Publikum nur erkennt, wenn man das Stück aus einer Bühne gespielt sieht.

7 Persönliches Urteil

Die Komödie „Die Physiker“ gefällt mir sehr gut. Besonders finde ich die klischeehaften Personen, die ich meine schon lange zu kennen weil mir gewisse Züge sehr bekannt vorkommen.

Die Handlung ist eigentlich einfach zu verstehen, hat aber trotzdem eine unheimliche Schlagkraft. Dürrenmatt hat es wirklich geschafft mich am Ende zu schockieren, seine Rechnung geht auf. Ich hätte nicht gedacht, dass die Geschichte eine so schreckliche Wendung nimmt. Und trotzdem lachte ich auch am Schluss noch, über die irre Irrenärztin, wo man eigentlich nur noch weinen dürfte.

8 Quellenverzeichnis

- Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker; Diogenes 1998

- Friedrch Dürrenmatt: „Theaterprobleme“ und „Anmerkung zur Komödie“ aus F. Dürrenmatt: Theaterschriften und Reden, Arche1966

- Lektüre Durchblick: F. Dürrenmatt: Die Physiker; Mentor 1996

- Verschiedene Aufsätze und Arbeiten aus dem Internet

[...]


121 Punkte zu den Physikern; Punkt 18

2aus „Lektüre Durchblick“: F. Dürrenmatt, Die Physiker; Mentor Verlag

3Theaterprobleme S.92

4Theaterprobleme S.102

5Theaterprobleme S.103

6Theaterprobleme S.102

721 Punkte zu den Physikern; Punkt 18

821 Punkte zu den Physikern; Punkt 8

9Anmerkung zur Komödie; S.133

1021 Punkte zu den Physikern; Punkt 3

1121 Punkte zu den Physikern; Punkt 10

1221 Punkte zu den Physikern; Punkt 11

1321 Punkte zu den Physikern; Punkt 19

14Theaterprobleme S.122

15Theaterprobleme S.128

16Theaterprobleme S.121

17Anmerkung zur Komödie S.133

18Theaterprobleme S.122

Excerpt out of 12 pages

Details

Title
Dürrenmatt, Friedrich - Die Physiker
Author
Year
2001
Pages
12
Catalog Number
V105001
ISBN (eBook)
9783640032983
File size
448 KB
Language
German
Keywords
Dürrenmatt, Friedrich, Physiker, Thema Die Physiker
Quote paper
Elisabeth Bachmann (Author), 2001, Dürrenmatt, Friedrich - Die Physiker, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105001

Comments

  • guest on 11/17/2008

    Dickes Lob.

    Der Aufsatz ist echt gut geworden, ich habe lange nach passenden Erläuterungen im Internet gesucht, um mich auf meine Deutschklausur vorzubereiten
    (wir schreiben über Dürrenmatts Physiker...) und habe nun endlich was passendes gefunden ! Vielen Dank!!!

    Durchblick pur =)

  • guest on 6/21/2002

    Echt gut gelungen!.

    Ich find deine Facharbeit echt gut gelungen!
    Sowie die Textbezüge und einzelnen Auflistungen!
    Ich hoffe sie werden mir bei meiner Klausur helfen!

  • guest on 3/20/2002

    ?.

    Ausführlich,detailliert&gelungen!

  • guest on 12/17/2001

    nicht schlecht!.

    das mit den begriffen find ich echt gut! hat mir geholfen! hoffe hilft mir auch in meiner klausur!

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Title: Dürrenmatt, Friedrich - Die Physiker



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