Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, die Entstehung von Policy-Netzwerken theoretisch zu erklären. Der Schwerpunkt soll dabei auf der Untersuchung von Bedingungen und Ursachen dieser Genese liegen. Es soll gezeigt werden, dass mit der fortschreitenden funktionalen Differenzierung der Gesellschaft die Entwicklung und Durchsetzung von konkreten Politikinhalten immer besser durch diese Netzwerke geleistet werden kann. Dabei wird folgender Weg beschrieben: Am Anfang steht die Skizzierung eines akteurtheoretischen Steuerungsverständnisses, wie es bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts vorherrschend war und im Alltagsbewusstsein auch heute noch oft anzutreffen ist. Jenes soll durch eine systemtheoretische Kritik geläutert werden, wobei vorher deren Grundlagen, basierend auf den Überlegungen Luhmanns, dargestellt werden. Dabei soll aber der systemtheoretische Standpunkt eines grundsätzlich extrem eng begrenzten Möglichkeitsraums erfolgreicher politischer Steuerung nicht gänzlich übernommen werden, sondern als Ergebnis eine revidierte akteurtheoretische, institutionalistische Sichtweise politischer Steuerung stehen, in der politische Steuerung hauptsächlich durch Policy-Netzwerke, in denen politische und gesellschaftliche Organisationen eingebunden sind, stattfindet.
Dabei bietet nicht nur diese akteurtheoretische Sichtweise Netzwerke als Steuerungsmöglichkeit an. Aber die Gründe, warum sich diese Arbeit eng an jenen Ansatz anlehnen wird, ist zum einen der Rahmen der Hausarbeit, nämlich Policy - Netzwerke als Phänomen politischer Steuerung und da deren Ausarbeitung hauptsächlich durch Renate Mayntz und Fritz W. Scharpf erfolgt ist und beide einen akteurtheoretischen Standpunkt vertreten. Und zum anderen die theoretische Grundannahme, die von der revidierten akteurtheoretischen Sichtweise vertreten wird, nämlich die Vorstellung einer Dialektik zwischen Handeln und systemischer Struktur.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Wandel des theoretischen Verständnisses von politischer Steuerung und der gesellschaftlichen Bedingungen dafür
- Die „einfache“ akteurtheoretische Sichtweise
- Von der Planung zur Steuerung
- Der „einfache“ akteurtheoretische Steuerungsbegriff
- Die systemtheoretische Kritik
- Grundlagen der Systemtheorie Luhmanns
- Die allgemeine Systemtheorie
- Der frühe Luhmann
- Der späte Luhmann und die autopoietische Wende
- Kritik des akteurtheoretischen Verständnisses politischer Steuerung
- Die Kritik des frühen Luhmann
- Der Kritik des späten Luhmann
- Grundlagen der Systemtheorie Luhmanns
- Die revidierte akteurtheoretische Sichtweise
- Die Kritik der Kritik - Einwände gegen den Steuerungspessimismus und die Systemtheorie
- Organisationen als zentrale Akteure
- Der Steuerungsbedarf in der Gesellschaft
- Gesellschaftliche Koordinationsformen
- Koordination durch den Markt
- Koordination durch die Hierarchie
- Die „einfache“ akteurtheoretische Sichtweise
- Policy - Netzwerke als Ausdruck des Wandels des steuerungstheoretischen Verständnisses und der gesellschaftlichen Bedingungen
- Teilsysteme als Akteurkonstellationen
- Rolle und Binnenstruktur des politischen Systems
- Policy – Netzwerke als eine angemessene Koordinationsform für die funktional differenzierte Gesellschaft
- Steuerung durch Omnipräsenz des Staates in Netzwerken der Selbstorganisation
- Steuerung durch Policy - Netzwerke
- Schlusswort-Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entstehung von Policy-Netzwerken und untersucht die Bedingungen und Ursachen ihrer Genese. Der Fokus liegt auf der Darstellung, dass die fortschreitende funktionale Differenzierung der Gesellschaft die Entwicklung und Durchsetzung von konkreten Politikinhalten durch Policy-Netzwerke effizienter ermöglicht.
- Wandel des theoretischen Verständnisses von politischer Steuerung
- Systemtheorie als Kritik des akteurtheoretischen Steuerungsverständnisses
- Revidierte akteurtheoretische Sichtweise auf politische Steuerung
- Policy-Netzwerke als Koordinationsform in der funktional differenzierten Gesellschaft
- Rolle und Bedeutung von Organisationen in Policy-Netzwerken
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Entstehung von Policy-Netzwerken und zeigt auf, wie diese Netzwerke die Entwicklung und Durchsetzung von konkreten Politikinhalten in einer funktional differenzierten Gesellschaft effizienter ermöglichen.
- Der Wandel des theoretischen Verständnisses von politischer Steuerung: Das Kapitel skizziert die akteurtheoretische Sichtweise auf politische Steuerung, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts vorherrschend war. Es wird gezeigt, wie diese Sichtweise durch die systemtheoretische Kritik Luhmanns in Frage gestellt wurde.
- Die „einfache“ akteurtheoretische Sichtweise: Dieses Kapitel beleuchtet die klassische Vorstellung von politischer Steuerung, die den Staat als Steuerzentrum der Gesellschaft betrachtet. Es wird gezeigt, wie sich diese Sichtweise aufgrund der Komplexität der Gesellschaft und der Grenzen der staatlichen Planungsfähigkeit wandelte.
- Die systemtheoretische Kritik: Der Abschnitt stellt die Grundlagen der Systemtheorie Luhmanns dar und zeigt, wie sie die Grenzen des traditionellen Steuerungsverständnisses aufzeigt. Die Kritik Luhmanns an der Akteurstheorie wird detailliert erläutert.
- Die revidierte akteurtheoretische Sichtweise: Dieses Kapitel präsentiert eine revidierte akteurtheoretische Sichtweise auf politische Steuerung, die die Bedeutung von Organisationen und Policy-Netzwerken betont. Die Kritik der Kritik an der Systemtheorie wird erläutert.
- Policy - Netzwerke als Ausdruck des Wandels des steuerungstheoretischen Verständnisses und der gesellschaftlichen Bedingungen: Dieses Kapitel behandelt Policy-Netzwerke als eine effiziente Koordinationsform in der modernen Gesellschaft. Es wird erläutert, wie der Staat durch Policy-Netzwerke die Selbstorganisation und Steuerung von Prozessen fördert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Politikwissenschaft, wie der politischen Steuerung, der Systemtheorie Luhmanns, Policy-Netzwerken, der funktionalen Differenzierung der Gesellschaft und der Rolle von Organisationen. Die Arbeit beleuchtet die Entstehung und die Bedeutung von Policy-Netzwerken in einem gesellschaftlichen Kontext, der von komplexen Interaktionen zwischen Staat und Gesellschaft geprägt ist.
- Arbeit zitieren
- Lars Vogel (Autor:in), 2002, Policy-Netzwerke und ihr Zusammenhang mit dem Wandel des Verständnisses von politischer Steuerung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10505