Was bleibt, wenn Konventionen zerbrechen und der Ruf nach Wahrheit lauter wird als das Echo der Gesellschaft? Tauchen Sie ein in das Leben und Werk von Lew Nikolajewitsch Tolstoi, einem Giganten der russischen Literatur, dessen Schriften bis heute nichts von ihrer Brisanz verloren haben. Diese umfassende Analyse beleuchtet Tolstois Entwicklung von einem jungen Adligen, geplagt von moralischen Zweifeln, zu einem der einflussreichsten Denker seiner Zeit. Verfolgen Sie seinen Weg durch Krieg und Frieden, von den Schlachtfeldern des Krimkriegs bis zur inneren Einkehr auf seinem Familiengut Jasnaja Poljana. Ergründen Sie die tiefgreifenden Einflüsse, die ihn zu einem unerbittlichen Kritiker des Zarismus, des Kapitalismus und der orthodoxen Kirche werden ließen. Entdecken Sie, wie Tolstois Suche nach einem reinen, undogmatischen Christentum ihn zu einer radikalen Lehre der Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe führte, die Generationen von Aktivisten, darunter Mahatma Gandhi, inspirierte. Erfahren Sie mehr über die Entstehung seiner Meisterwerke wie "Krieg und Frieden" und "Anna Karenina", die nicht nur epische Schlachten und tragische Liebesgeschichten erzählen, sondern auch die tiefgreifenden sozialen und moralischen Konflikte des 19. Jahrhunderts widerspiegeln. Analysieren Sie die vielschichtigen Charaktere und die innovative Erzähltechnik, die Tolstoi zu einem Vorreiter des modernen Romans machten. Begleiten Sie Tolstoi auf seiner spirituellen Reise, von seiner ausschweifenden Jugend bis zu seinem asketischen Lebensstil, und verstehen Sie die inneren Zerrissenheit, die ihn bis zu seiner heimlichen Flucht und seinem Tod auf einem abgelegenen Bahnhof begleiteten. Dieses Buch ist eine fesselnde Erkundung von Tolstois Leben, Werk und Lehre, die seine Bedeutung für die russische Literatur des Realismus und seinen anhaltenden Einfluss auf die Welt verdeutlicht. Es enthüllt einen Mann, der sein Leben der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit widmete und dessen Botschaft der Gewaltlosigkeit und des sozialen Wandels aktueller ist denn je. Eine tiefgründige Auseinandersetzung mit einem der größten Denker und Dichter der Weltliteratur, der die Grenzen zwischen Leben und Kunst auf einzigartige Weise verschwimmen ließ.
Leo (Lew) Tolstoj und sein Einfluss auf die dt. Literatur des Realismus
Zitat: Alles ist bedeutungslos, außer dem, was wir in diesem Augenblick tun.
Gliederg: Lebenslauf; Werke; Lehre; ein Mächen; Anna Karenina; Quellen Lebenslauf v. Lew Nikolajetsch Tolstoj
9.9.1828 Tula (ca. 100 km südl. v. Moskau) - Familiengut: Jasnaja Poljana (helle Waldwiese bzw. Lichtung) Vater: Graf ; Mutter: Fürstin --- früher Tod der Eltern
Studium: oriental. Sprachen ; Jura
Austritt aus Uni; heftige moral. Selbstvorwürfe; beginnt Schreiben von Tagebuch
1851 Erste Erzählg. "Die Geschichte des gestrigen Tages" (fand große Beachtung)
Eintritt in Armee mit Bruder Nikolai
1852 erster großer Erfolg mit Erzählg. "Kindheit"; schreibt für "Sowreminnik" (Zeitgenosse) → Kriegszeitg.
1854 Teilnahme an Krimkrieg (Soldat); schreibt ersten Kriegsbericht "Sewastopol im Dezember" geschockt über eine Hinrichtung und den Tod seines Bruders
→ Eindrücke führen zur Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen und der Überzeugung vom Antimilitarismus
- später: Austritt aus der Armee
1855 konzipiert Idee neues Christentums "gereinigt von Dogmen und Mystik"
→ später: Zuwendg. zu relig. Problemen "Rückkehr zum reinen Urchristentum"
→ greift mit "Worin besteht mein Glaube?" offiziell Kirche an
→ Ausschluss aus griechisch - orthodoxer Kirche
- nach ziemlich ausschweifendem Leben -- Identifiktion mit den Ärmsten (z.B.: Bauern)
→ gab rauchen und trinken auf; wurde strenger Vegetarier
→ Gründung einer Schule für Bauernkinder
1858 Reise durch Westeuropa
erbittert über westl. Materialismus → Rückzug auf Familiengut Jasnaja Poljana; schreibt Romane 1860/61 zweite Reise ins Ausland (Dt., It., Fr., Belg., Engl.) → studiert dort Schul - u. Bildg.wesen 1862 heiratet 18jährige Sofia, Arztstochter (13 Kinder)
arbeitete als Lehrer, Redakteur seiner Zeitg. "Jasnaja Poljana", Schriftsteller
seit ca. 1880 auch europaweit bekannt --- kritische Werke finden immer größeren Anklang
1879 Beginn mit Niederschrift seines relig. Bekenntnis "Meine Beichte" → ideol. Umschwg. völlige Neugestaltg.d. ges. Weltanschaug.; schreibt sozialkritische und religiöse Schriften sog. Traktate
→ klagt furchtlos die zaristischen Verhältnisse an
Beschäftigung mit Folgen der Industrialisierung und Stadtarmut --- macht den Kapitalismus dafür Verantwortlich
in vielen Teilen Russlands bilden sich Kolonien m. Tolstoianern → leben nach Tolstoj’s ethischen Grundsätzen →später: Verhaftg. v. Tolstoianern --- T. protestiert beim Zaren
organisiert v. Hilfsmaßnahmen geg. Hungersnöte → schreibt Aufsätze darüber
- Verzicht auf Eigentum → überträgt Vermögen auf Frau --- „ein Leben von seiner Hände Arbeit“ (Adel) (→ Entfremdg. von Frau)
1896 Verhaftg. v. Tolstoianern → T. protestiert beim Zaren
imperialistische Zeit: Einsatz für Frieden → Rede für Friedenskongreß in Stockholm
erhob Stimme gegen den Krieg, gegen gewaltsame Aushebung von Rekruten u. Strafe f. Kriegsdienstverweigerern
→ Gewalt Seite 48 (aktuell)
Okt. 1910. flieht heimlich → reist mit Eisenbahn zum unbekannten Ziel, um Leben in asket. (enthaltsam) Einsamkeit zu beenden →→ stirbt am 20. Nov. auf Bahnstation in Astapovo (ca. 500km süd-östl. v. Moskau) an Lungenentzündg. → Astapovo - Umbenenng. → Lev Tolstoj
Begräbnis im Wald des Fam.gutes Jasnaja Poljana
bedeutenste Werke:
erfolgreichster Roman: "Krieg und Frieden" (beschreibt Kampf Rußl. gegen Napoleon) (1868/69) "Anna Karenina" (bedeutender Gesellschafts - u. Liebesroman) (1875-77)
- krit. Gesellschaftsroman d. 70er Jahre sowie Höhepkt. d. klass. europ. Romanentwicklg.
- Glück u. Unglück Anna Kareninas steht für viele Frauenschicksale dieses Jh. u. dieser Beding.
- ist Opfer ihrer soz. Verhältnisse, die ihr nicht gestatten, Glücksanspruch zu verwirkl.
- durch Widersetzen gegen Gesellschaftsgesetze → trag. schuldig →verletzt nat. Gesetze (Familie, Sohn, Ehe)
- Anna K. als klass. Heldin dieser Kunstperiode → Anstoß für andere
- von Grund auf dem Untergang geweiht→ im ganzen Roman Motive d. Todes zu finden: "Ein Bahnwärter hatte das
Herannahen des entgegenkommenden Zuges nicht gehört und war überfahren worden --- Anna träumt von ihrem Tod Pferd stürzt bei Rennen; muß erschossen werden
solche Elemente z.B.: bei Fontanes „Effie Briest“ zu finden
typ. für T. war mehrschichtige Kompsition --> in "Anna Karenina" drei parallel laufende voneinander unabh. Handlg.
- vieles bleibt offen, nur angezeigt
"Kommt zur Besinnung!" (Pamphlet (Streit -,Schmähschrift) geg. jap.- russ. Krieg) mit Roman „Auferstehung“ (1899) u.a. polemische Schriften
→ Kampf gegen die bestehende Gesellschaftsordnung, falsche Moral, soz. Ungerechtigkeit
schrieb auch schlichte Volkserzählungen: „Die Macht der Finsternis“ (1886) ; „Der Lebende Leichnam“ (1900)
Lehre:
seine Lehre als Konzept eines neuen Christentums oft auch genannt: Tolstojs christl. Anarchismus in Anlehnung an die Bergpredigt: 5 Gebote
(1.) Du sollst nicht zürnen.
(2.) Du sollst nicht ehebrechen.
(3.) Du sollst nicht schwören.
(4.) Du sollst dich dem Bösen nicht mit Gewalt widersetzen.
(5.) Du sollst niemandes Feind sein.
- Leben als Prozess der moralischen Selbstvollkommg. - in Einklang m. den 5 Geboten
- moral. Ideal: einf. asketisches Leben - mögl. wenig abhängig v. Arbeit anderer
- staatliche, kirchliche Gesetze u. Normen werden nicht anerkannt.
- verneinte Eigentum, den Staat, die Kirche, staatl. Justiz
- da Gewalt nur neue Gewalt herausfordert → einzige Mittel, Kreislauf zu durchbrechen -- Verzicht auf Gewalt.
→ moralische Reform.
→→ Beeinflussung vieler Menschen weltweit:
z.B. Gandhi entwickelte seine gewaltfreien Techniken unter anderem nach Theorien v. Tolstoj
Darstellung dieser Überzeugungen in...
Das Märchen von Iwan dem Narren
"(...) Der alte Teufel sah, daß sein Anschlag mißglückt war; da begab er sich zum Kakerlakenzaren und schmeichelte sich bei ihm ein. "Wir wollen dem Zaren Iwan den Krieg erklären und sein Land erobern", riet er ihm. "Er hat zwar kein Geld, aber Getreide und Vieh und sonstiges Gut in Menge."
Da rüstete der Kakerlakenzar zum Kriege. Er stellte eine große Armee auf, ließ Gewehre und Kanonen in Ordnung bringen, zog bis an die Landesgrenze und fiel in Iwans Reich ein.
Die Leute kamen zu Iwan und meldeten: "Der Kakerlakenzar bedroht uns mit Krieg." "Meinetwegen!" sagte Iwan.
Der Kakerlakenzar überschritt mit seinem Heer die Grenze, sandte Kundschafter aus, die Iwans Heer aufspüren sollten. Die Kundschafter suchten und suchten, aber nirgends war ein Heer zu sehen. Sollte man warten, bis es irgendwo auftauchte? Nirgends hörte man auch nur von einem Heere reden, es war niemand da, mit dem man hätte Krieg führen können. Da schickte der Kakerlakenzar seine Soldaten aus, die Dörfer zu besetzen. Die Soldaten zogen in ein Dorf ein: die Narren und Närrinnen kamen aus ihren Häusern gestürzt, sahen die Soldaten an und staunten. Die Soldaten nahmen den Narren ihr Getreide und ihr Vieh weg; die Narren gaben ihnen alles, und keiner wehrte sich. Die Soldaten zogen in ein anderes Dorf, da ging es ebenso. So zogen die Soldaten einen Tag durchs Land und noch einen - überall erlebten sie dasselbe: Die Leute gaben alles her, wehrten sich nicht und forderten die Soldaten auf, bei ihnen wohnen zu bleiben. "Wenn ihr's daheim nicht gut habt", sagten sie, "so kommt zu uns und bleibt bei uns!"
Lange Zeit zogen die Soldaten umher, aber nirgends stießen sie auf eine Armee. Überall wohnten friedliche Leute, die sich und andere durch ihre Arbeit ernährten, sich nicht zur Wehr setzten und die Eindringlinge aufforderten, bei ihnen zu bleiben.
Die Soldaten hatten es bald satt und kehrten zu ihrem Kakerlakenzar zurück. "Wir können keinen Krieg führen", sagten sie, "Führe uns in ein anderes Land! Das hier ist kein Krieg. Es ist, als ob man Brei mit dem Messer schneiden wollte. Wir können hier keinen Krieg führen." Da wurde der Kakerlakenzar böse und befahl den Soldaten, durch das ganze Land zu ziehen, die Dörfer zu verwüsten, die Häuser und das Getreide zu verbrennen, das Vieh abzustechen. "Wenn ihr meinem Befehl nicht gehorcht", sagte er, "lasse ich euch alle hinrichten."
Die Soldaten erschraken und erfüllten den Befehl des Zaren. Sie brannten die Häuser nieder, verbrannten das Getreide, töteten das Vieh. Die Narren aber verteidigten sich nicht, sondern weinten nur. Es weinten die Greise, es weinten die Weiber, es weinten die kleinen Kinder.
"Warum kränkt ihr uns?" sagten die Leute. "Warum zerstört ihr ohne Sinn und Verstand unser Gut? Braucht ihr etwas davon, so nehmt es nur!"
Da faßte die Soldaten der Ekel. Sie zogen nicht weiter, und das ganze Heer lief auseinander."
Häufig gestellte Fragen
Wer war Leo (Lew) Tolstoj?
Leo (Lew) Tolstoj war ein russischer Schriftsteller und Denker des 19. Jahrhunderts, der für seine Romane und seine philosophischen und religiösen Ansichten bekannt ist. Er wurde am 9. September 1828 in Tula geboren und starb am 20. November 1910 in Astapowo. Er beeinflusste die dt. Literatur des Realismus.
Was sind einige von Tolstojs bedeutendsten Werken?
Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Krieg und Frieden" und "Anna Karenina". Er schrieb aber auch sozialkritische und religiöse Schriften, Volkserzählungen und Pamphlete.
Was ist Tolstojs Lehre?
Tolstojs Lehre wird oft als christlicher Anarchismus bezeichnet und basiert auf der Bergpredigt. Er betonte Gewaltlosigkeit, ein einfaches Leben und moralische Selbstvollkommenheit. Er lehnte staatliche und kirchliche Institutionen ab.
Was sind die fünf Gebote nach Tolstoj?
Die fünf Gebote nach Tolstoj sind: (1.) Du sollst nicht zürnen. (2.) Du sollst nicht ehebrechen. (3.) Du sollst nicht schwören. (4.) Du sollst dich dem Bösen nicht mit Gewalt widersetzen. (5.) Du sollst niemandes Feind sein.
Was ist das Märchen von Iwan dem Narren?
Das Märchen von Iwan dem Narren ist eine Volkserzählung von Tolstoj, die seine Prinzipien der Gewaltlosigkeit und des Widerstands gegen das Böse veranschaulicht. Es erzählt die Geschichte eines Zaren, der sich gegen einen Krieg wehrt, indem er sich nicht verteidigt.
Welchen Einfluss hatte Tolstoj auf die deutsche Literatur des Realismus?
Tolstoj beeinflusste durch seine Werke und seine Philosophie die deutsche Literatur des Realismus. Seine Romane mit ihrer detailgenauen Darstellung der Gesellschaft und ihrer psychologischen Tiefe hatten einen großen Einfluss auf die Autoren dieser Zeit.
Was war Tolstojs Haltung zum Krieg?
Tolstoj war ein entschiedener Gegner des Krieges. Er argumentierte, dass Gewalt nur neue Gewalt hervorbringt und dass der einzige Weg, diesen Kreislauf zu durchbrechen, im Verzicht auf Gewalt besteht.
Was war Tolstojs Meinung zur Industrialisierung und zum Kapitalismus?
Tolstoj war kritisch gegenüber der Industrialisierung und dem Kapitalismus. Er machte sie für die Stadtarmut und die sozialen Ungerechtigkeiten verantwortlich.
Was waren Tolstoianer?
Tolstoianer waren Anhänger von Tolstojs Lehren, die in vielen Teilen Russlands Kolonien bildeten und nach seinen ethischen Grundsätzen lebten.
Warum wurde Tolstoj aus der griechisch-orthodoxen Kirche ausgeschlossen?
Tolstoj wurde aus der griechisch-orthodoxen Kirche ausgeschlossen, weil er die Kirche offiziell angriff und ein neues Christentum propagierte, das von Dogmen und Mystik gereinigt war.
- Citation du texte
- Karsten Doherr (Auteur), 2001, Tolstoj, Lew - (Leo Tolstoi) und sein Wirken auf dt. Realisten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105071