1: Die Zeit als Kronprinz
Als am 25. 09. 1744 Friedrich Wilhelm II. ( siehe Bild 1 ) zur Welt kommt, ist ein Mann geboren, der nichts so sehr zu mögen scheint wie das Leben und die Frauen, eine Vorliebe die seine Zeit als Kronprinz, die mit dem Tod seines Vaters Prinz August Wilhelm 1758 begann, mehr prägte als alles andere. So kannte man ihn in Berlin meist nur an der Spitze lautstarker Offiziere auf dem Weg ins nächste Bordell, in denen er mehr als 600 000 Taler umsetzte. Ein Leben das sein Onkel Friedrich II. nie akzeptieren konnte, was in einem Zitat über seinen Nachfolger mehr als deutlich wird „Ich werde ihm sagen, wie es nach meinem Tode gehen wird. Es wird ein lustiges Leben bei Hofe werden. Mein Neffe wird den Schatz verschwenden, die Armee ausarten lassen. Die Weiber werden regieren, und der Staat wird zugrunde gehen“1.) . Eine Voraussage die sich bestätigen sollte.
1765 heiratete der damals 21 jährige Prinz die erst 19 jährige Lieblingsnichte des Königs Prinzessin Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig - Wolfenbüttel. Doch die Prinzessin war eine sehr selbstbewusste junge Frau und machte dem Prinzen die Eskapaden mit anderen Frauen nach, indem sie sich mit Gardeoffiziere vergnügte. Als sie 1769 ein Kind bekam und zugab dass es nicht von Friedrich Wilhelm II. war, wurde die Ehe geschieden und die Prinzessin kurzerhand nach Küstrin verband. Dort war sie eine sehr geachtete und bekannte Persönlichkeit. In Stettin das ihr später noch als Aufenthaltsort gestattet worden war, starb sie 1840 mit 94 Jahren.
Friedrich der Große liebte seine Nichte und war dementsprechend erbost über die Ehescheidung. Darum wandte er sich an die charmante Karoline Henriette von Hessen - Darmstadt, die in Goethes „Dichtung und Wahrheit“ nur als „Große Landgräfin“ bezeichnet wird. Sie hatte fünf Töchter die allesamt den Charme ihrer Mutter geerbt hatten, außer Frederike Luise, eine nicht schöne aber ansehnlich und humorlose Persönlichkeit, genau das richtige um den Prinzen etwas Solidität beizubringen. So wurde Friedrich Wilhelm II. die Ehe mehr be- als empfohlen.
Die Rechnung ging nicht auf, denn Friedrich Wilhelm nahm sich ein Beispiel an seinem Onkel. Er hielt sich seine Gemahlin vom Leib und führte das fröhliche Leben fort. Frederike Luise hingegen, tolerierte der Ruhe wegen den Kontakt des Prinzen mit seiner bürgerlichen Geliebten Wilhelmine Enke. Die Prinzessin gebar dem Kronprinzen sechs Kinder, darunter im Jahre 1770 den von Friedrich II. verlangten Thronfolger Friedrich Wilhelm III. von dem der König oft sagte, dass nur er imstande währe ihn und seine Leistungen zu Wiederholen.
Doch seine wahre Liebe lernte er bereits während seiner ersten Ehe mit 22 Jahren kennen, die erst 14 jährige Wilhelmine Enke ( siehe Bild 2 ), die später zur Gräfin Lichtenau erhoben, seine eigentliche Gemahlin wurde, mit ihr hatte er seine richtige Familie. Sie war die Tochter eines Militärtrompeters, der nach seiner Entlassung aus dem Dienst eine Gastwirtschaft betrieb, aufgrund seines Talentes für die Musik spielte er nebenher oft Waldhorn für Friedrich II. im Schloss Sanssouci. Wilhelmine aber wurde von einer Schwester aufgezogen, die das Kind nach der Meinung Friedrich Wilhelms II. stark misshandelte. Daher nahm er es ihr weg und gab es in eine Art Pension. Eine Schule hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht besucht, und so ließ er sie in Französisch, gutem Benehmen und Musik unterweisen. Inzwischen hatte er sie als Gräfin Lichtenau in den Adelsstand erhoben. Mit der Zeit begannen sie sich zu lieben, was ein Leben lang anhalten sollte. Oft saßen sie stundenlang am Ufer des Heiligen Sees in Potsdam und unterhielten sich, lasen Bücher oder sie Schauten sich Bilder von jungen Künstlern an. An dieser Stelle errichtete Friedrich Wilhelm II. ihr zu Ehren nach seiner Thronbesteigung 1786, das Marmorpalais.
Als Wilhelmine vor Abschluss ihrer Ausbildung in Paris stand schwor der Kronprinz einen heiligen Eid, er nahm ein Messer und stach sich damit tief in den linken Handballen, dann nahm er ein Blatt Papier und schrieb mit seinem Blut folgende Zeilen: „Bei meinem fürstlichen Ehrenwort, ich werde dich nie verlassen. Fr. W. Prinz von Preußen.“2.) . Anschließend verlangte er dasselbe von ihr. Noch Jahre später zeigte sie die Narbe mit Stolz vor.
Als sie aus Paris zurückkam, bemerkte der König die geheime Beziehung, doch emotional angetan zeigte er Herz. Er ließ der Gräfin 30000 Taler jährlich zukommen und gab ihr eine Unterkunft zum wohnen. Als Bedingung musste sie den Kammerdiener Friedrich Wilhelms II. Rietz heiraten. Friedrich II war damit einverstanden das der Prinz die Madam Rietz, wie sie nun genannt wurde, weiter in ihrem Haus besuchen dürfte, der Angetraute Kammerdiener aber sollte das Haus nie betreten. Bei Hofe war man zufrieden, dass das kommen und gehen all der Damen des Thronfolgers endlich ein Ende nahm, da jede dieser Frauen eine Potenzielle Spionin hätte sein können. Mit Wilhelmine hatte Friedrich Wilhelm insgesamt fünf Kinder, darunter sein 1770 geborener Lieblingssohn Graf Alexander von der Mark, der allerdings bereits mit neun Jahren an einem rätselhaften Fieber starb.