Die Eltern- Kindbeziehung in der modernen Familie


Trabajo de Seminario, 2001

18 Páginas, Calificación: 1


Extracto


1. Hinführung zum Thema

Unser Referat behandelt das Thema „ Die Eltern- Kindbeziehung in der modernen Familie“. Im folgenden möchten wir zunächst den Begriff der Familie näher erläutern und deren Entwicklung aus geschichtlicher Sicht darstellen.

Anschließend gehen wir gezielter auf die Beziehungen im einzelnen ein. Hierzu erläutern wir die Entwicklung der Eltern- Kindbeziehung anhand der Entwicklungsstufen des heranwachsenden Kindes, also von der Geburt bis zum Erwachsenenalter.

Obgleich es heutzutage verschiedenste Formen der Eltern- Kindbeziehung gibt, beispielsweise geschiedene Eltern, unverheiratete Eltern, Pflegeeltern beschränken wir uns aufgrund des umfassenden Themas in unserer Ausführung auf das klassische Familienbild, bestehend aus verheirateten Eltern und ihrem Kind, beziehungsweise ihren Kindern. Allerdings gehen wir auch noch kurz auf die Beziehungen in einer Einelternfamilie ein, da diese Familienkonstellation immer häufiger vorzufinden ist.

Im Bezug auf dieses Thema ist noch zu sagen, dass wir es für erachtenswert halten, neben den soziologischen Aspekten auch pädagogische und psychologische Elemente zu berücksichtigen, weil diese ebenfalls Einfluss auf die Eltern- Kindbeziehung haben.

2. Die Familie

Viele Paare sehen es als Erfüllung ihrer Wünsche, Kinder zu bekommen, ein Heim zu besitzen und dort ihr Kind oder die Kinder aufwachsen zu sehen. Die Familie ist, obgleich sich auch die Familienstrukturen erheblich geändert haben, immer noch die tragende Säule der Gesellschaft.

Die Familienstruktur variiert nach Kultur und Lebensbedingungen und verändert sich mit der Gesellschaft, in der die Familie lebt.

2.1. Mutter - Vater - Kind?

Was eine Familie ist und wer eine Familie darstellt, wird heute mehr den je diskutiert. Die einen sind der Meinung, eine Familie seien nur die, die verheiratet sind und Kinder haben. Andere sind der Meinung, eine Familie sei, wenn ein Paar zusammenlebt und Kinder hat. Eine Familie ist unserer Meinung nach aber auch, wenn die Eltern geschieden sind und das Kind, beziehungsweise die Kinder bei einem Elternteil leben.

Zur Klärung, was eine Familie denn nun ist, haben wir in unserem Referat verschiedene Meinungen, beziehungsweise Definitionen zu Rate gezogen.

- „ Eine Familie liegt dann vor, wenn die Ehepartner zu Eltern werden, indem sie, die von der Frau geborenen oder von ihnen adoptierten Kinder, als eigene anerkennen und bei sich aufnehmen.“1
-C. H. Cooley definiert die Familie als eine Primärgruppe, deren Mitglieder wechselseitige persönliche Beziehungen haben und als eine differenzierte soziale Einheit, in der jeder das Gefühl eines Ganzen erlebt, was im „Wir“ seinen Ausdruck findet.2
-Für Durkheim war die Familie eine Gruppe von Individuen, die sich miteinander verwandt fühlen und untereinander gesellschaftliche, sanktionierte, wechselseitige Rechte und Pflichten haben.3
-Papst Leo XIII war der Meinung, dass die Familie die Quelle und der Ursprung der gesamten menschlichen Gesellschaft ist. Der ergiebigste Quell des Guten und des Gemeinwohls.4

2.2. Die Familie und ihre Beziehungen im Wandel der Zeit

Bei unserer Darstellung, wie sich die Familienbeziehungen im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, möchten wir mit dem Mittelalter beginnen. ♦ Zur Bearbeitung dieses Punktes haben wir das Buch: Das Kind in der Familie, 1987,S. 11-14 zu rate gezogen.

Im Mittelalter entwickelten die Eltern kaum Gefühle gegenüber ihrem Kind, wenn es noch klein war. Dies lässt sich auf die hohe Sterblichkeitsrate im ersten Kindheitsalter zurückführen, welche zwischen 20 und 30% lag. Die Kinder unterlagen der Unterernährung und den schlechten hygienischen Verhältnissen. Im 17. Jahrhundert bedurfte es sogar sechs bis sieben Schwangerschaften, damit ein Haushalt zwei Kinder aufweisen konnte.

Die Eltern nahmen den Tod ihres Kindes, beziehungsweise ihrer Kinder, relativ gelassen hin, weil das Verstorbene schnell durch ein neugeborenes Kind ersetzt wurde. Dies führte sogar soweit, dass der Taufname des vorherigen Kindes übernommen wurde.

Hatte das Kind das erste Lebensjahr vollendet, wurde es in die Familie aufgenommen. Diese Phase der Familienzugehörigkeit war allerdings nicht von langer Dauer, mit ungefähr sieben Jahren (das Vernunftalter) wurden die Kinder in andere Familien geschickt, um dort als Lehrling oder Dienstbote zu arbeiten.

Aus den oben genannten Punkten lässt sich schließen, dass das Eltern- Kindverhältnis nicht sehr intim und gefühlsbetont war. Nicht nur weil die Sterberate im ersten Lebensjahr enorm hoch war und somit keine Bindung zu dem Kind aufgebaut werden sollte, weil ansonsten die psychische Belastung für die Eltern zu hoch war, sondern auch weil die Kinder schon früh von zu Hause weggeschickt wurden, um in anderen Familien Geld zu verdienen. Wenn man bedenkt, mit sieben Jahren ein Kind von zu Hause wegzugeben, um zu arbeiten, kann das Verhältnis Eltern- Kind nicht sehr eng gewesen sein und nicht annähernd so liebesbezogen wie es heute der Fall ist.

-Zur Bearbeitung dieses Punktes haben wird das Buch Formen der Familie, 1993, S. 239 zu Hilfe genommen.

Zur Zeit der Industrialisierung, also im 18./ 19. Jahrhundert strebten die Familien nach einer möglichst hohen Kinderzahl, weil dies das Leben der Familien vereinfachte. Man muss allerdings noch dazu sagen, dass es einfacher war mehr Kinder zu bekommen, weil die Sterblichkeitsrate stark gesunken war, was sich auf die besseren hygienischen Verhältnisse zurückführen lässt.5 Die Kinder konnten anfallende Arbeiten, wie beispielsweise Reinigung des Hauses, vornehmen. Allerdings war das Beispiel noch eine recht milde Arbeit, die die Kinder zu verrichten hatten. Die Kinderarbeit boomte in der damaligen Zeit. Man sah die Kinder als billige Arbeitskräfte, durch die die Produktionsfähigkeit und Überlebensfähigkeit der Familie gesichert wurde.

Aufgrund der vorher genannten Gründe, war die Beziehung zwischen den Eltern und Kindern eher auf einer zweckmäßigen Basis gerichtet war. Denn wenn man davon ausgeht, dass die Kinder mehr zum Zwecke des Geldverdienens benutzt wurden und das unter den schlimmsten Bedingungen, so kann man daraus schließen, dass die Eltern weniger mit Liebe, Zuneigung und Sorge um das kindliche Wohlergehen, ihr Kind, beziehungsweise ihre Kinder, aufgezogen haben.

3. Familie in der Moderne

Unser dritter Referatspunkt behandelt das Thema Familien in der Moderne. Hier möchten wir aufzeigen, wie das Familienbild und die Beziehung heute sind. Als ersten Punkt behandeln wir das Thema die Kernfamilie und als zweiten Unterpunkt die alleinerziehenden Eltern. Wir denken der zweite Punkt ist aufgrund der momentanen Aktualität des Themas wichtig und zusätzlich finden wir es für erachtenswert auch die Beziehung der Eltern und dem Kind nach einer Trennung darzustellen.

3.1. Die Kernfamilie

Die Kernfamilie wird heute von einem immer kleiner werdenden Familienkreis gebildet. Sie besteht aus Vater- Mutter und den noch nicht verheirateten Kindern. Das Kind steht im Mittelpunkt der Familie, die familiären Beziehungen stehen in einer Art Abhängigkeit mit ihm. Das Familienleben ist in erster Linie Kommunikation und Interaktion, was soviel bedeutet, wie Austausch von Botschaften, aufeinander reagieren und miteinander handeln. Man hat herausgefunden, dass in den Familien ein unterschiedliches Maß an Kommunikation stattfindet, so ist die Kommunikation in einer Ehebeziehung anderster, als in einer Eltern- Kindbeziehung. Der Unterschied beläuft sich darin, dass mit den Kindern am häufigsten über Schule, Hausaufgaben, Freunde und Freizeitaktivitäten gesprochen wird, jedoch seltener über Verwandte oder Konsumentscheidungen, was meist von den Eltern besprochen wird.6

Betrachtet man die Familie aus systemtheoretischer Sicht, so wird die Familie als ein System konzeptualisiert, was soviel bedeutet, dass sie aus einem Komplex von kleineren und größeren Einheiten besteht, also aus der Partnerbeziehung, der Eltern- Kindbeziehung und der Geschwisterbeziehung. Man bezeichnet die Beziehung in der Familie als selbstregulierend, es wird versucht ein bestimmtes Gleichgewicht zu erhalten. So werden die Beziehungen hinsichtlich der Art und Intensität von Gefühlen, der Aufteilung von Aufgaben und des Austausches von Gütern ausbalanciert.7

Das Eltern- Kindverhältnis steht in den meisten Familien, solange die Kinder noch relativ klein sind, im Mittelpunkt des Geschehens. Die Beziehung zwischen den Eltern und ihren Kindern basiert auf einer starken emotionalen Bindung, eine hohe Kommunikationsdichte sowie vielen unbewussten Prozessen. So stellte man bei eine Studie fest (Jugendwerk der deutschen Shell 1985b), dass nicht nur die Kinder von ihren Eltern beeinflusst und verändert werden, sondern dass auch die Eltern feststellten, das Änderungen durch ihre Kinder vorgenommen wurden. So sagten beispielsweise einige Eltern, dass sich das Verhältnis zu der jüngeren Generation oder das Weltbild verändert hat.8

Eine andere Studie vom Sinus Institut 1985 fand heraus, dass trotz vieler negativ Berichte über die Eltern- Kindbeziehung, diese weitaus positiver ist, als zuvor angenommen. Das unten angeführte Diagramm zeigt die Beziehungsstruktur der Kinder zu ihren Eltern. Der äußere Ring beschreibt die Eltern- Kindbeziehung der Mädchen und der innere Ring, die der Jungen.9

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abschließend lässt sich noch sagen, dass die Hauptaufgabe der Eltern darin besteht, die Kinder zu pflegen, zu unterstützen, ihnen Zuwendung und Fürsorge zu geben sowie diese zu stimulieren, zu beeinflussen und zu lenken, als auch die motorische, sprachliche, kognitive, affektive und soziale Entwicklung des Kindes zu fördern und somit deren Persönlichkeitsstruktur zu prägen und ihre interpersonalen Beziehungen zu bestimmen.10

3.2. Die alleinerziehenden Eltern

In Zukunft wird jedes dritte Kind mit nur einem Elternteil zusammen leben. Obgleich es auch alleinerziehende Väter gibt, überwiegt jedoch die Zahl der alleinerziehenden Mütter, welche meist schon bei Beginn der Schwangerschaft verlassen werden. Folgen daraus können sein, dass die Mutter das Kind extrem an sich bindet oder es sogar ablehnt. Dies kann unter anderem zum Verlassen des Kindes führen. Langfristig gesehen kann dies bedauerliche Folgen für das Kind haben. Oft wird das Kind verwöhnt und besonders verehrt, durch die ihnen alleingehörende Mutter, was zur Folge haben kann, dass insbesondere bei Jungen eine schwere Abnabelung von der Mutter möglich ist.

Eine Spätfolge kann unter anderem sein, dass durch die Einseitigkeit der mütterlichen Erziehung ein gestörtes Verhältnis zum männlichen Geschlecht entstehen kann.

4. Wie das Kind das Leben der Eltern verändert

Bei unserem vierten Gliederungspunkt behandeln wir das Thema Wie das Kind das Leben der Eltern verändert. Hier möchten wir darstellen in welche Entwicklungsstufen dies aufgeteilt ist und wie sich die Beziehung zwischen den Eltern und Kindern mit der Zeit verändert.

Beginnen werden wir bei der Schwangerschaft und als letzter Punkt wird die Adoleszenz behandelt.

4.1. Die Schwangerschaft

Bis vor wenigen Jahren trat der Vater während der Schwangerschaft , die als Frauensache galt, fast vollkommen in den Hintergrund. Der Vater verlor nach dem befruchtenden Koitus an Bedeutung. Diese zurückhaltende Geste des Vaters bezüglich der Schwangerschaft hat sich im Laufe der Jahre verändert. Nicht nur die Mutter, sondern auch der Vater verfolgen heute gemeinsam mit großem Interesse die Entwicklung ihres Kindes im Mutterleib. Diese Bejahung der Vaterrolle wirkt sich bereits ganz entscheidend auf die Vater-Kind- Beziehung aus. Die Anwesenheit des ungeborenen Kindes wird heute also stärker erlebt als früher, und zwar von beiden Elternteilen. Dies bewirkt eine frühzeitige Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehung und eine Bindung des Kindes an die Eltern. Das Kind bekommt von außen das Gefühl, erwartet zu werden. Jedoch gibt es auch ungewollte Schwangerschaften. Die ablehnende Haltung der Eltern gegenüber dem Fötus können für die Entwicklung des Kindes schwerwiegende Folgen mit sich bringen.11

4.2. Die Geburt

Der Verlauf der Entbindung ist für die Mutter-Kind-Beziehung von großer Bedeutung. Eine sehr schmerzhafte und langwierige Geburt kann bei der Mutter zur Ablehnung ihres Kindes führen, welche oft vom Vater geteilt wird. Die Geburt des Kindes findet heute meist in Anwesenheit das Vaters statt. Dieser wird durch seine Anwesenheit in seiner Mitverantwortlichkeit bekräftigt und die Vater-Kind-Beziehung wird bereits durch das Miterleben der Geburt gefestigt. Somit stellt die Geburt ein gemeinsames Fest der Familie dar, beide Elternteile haben von Anfang an Teilnahme am Leben ihres Kindes. Dies wurde noch vor wenigen Jahren als nicht empfehlenswert erachtet. Der Vater galt als „störendes Element“ während der Geburt. Auch führte man das Kind nur wenige Augenblicke der Mutter vor, und zwar nach hinreichender Reinigung. Heute wird hingegen das noch ungewaschene Kind der Mutter übergeben, um somit schon so früh wie möglich eine Beziehung zwischen dem Baby, seinem Vater und seiner Mutter herzustellen. Das Kind soll so angenommen und geliebt werden wie es ist, auch hingegen aller Wunscherwartungen und -Vorstellungen.12

4.3. Die ersten drei Lebensjahre

Das Kind ist aufgrund seiner motorischen Unzulänglichkeit zunächst hilflos. Es bedarf der Hilfe seiner Eltern. Dieses Abhängigkeitsverhältnis ist prägend für die Entwicklung des Kindes und dessen Verhältnis zu den Eltern. Es liegt an den Eltern, die Nähe und Verbundenheit zu ihrem Kinde herzustellen. Die Eltern haben nun die Aufgabe, ein bestimmtes Pflegeverhalten zu zeigen. Die „ausgeprägte Abhängigkeit in Verbindung mit dem Bedarf an Zuwendung führt zu einer ausgesprochen ‚exzentrischen’ Konstellation von Eltern-Kind- Beziehung. Ohne extreme Abhängigkeit gibt es kein ungewöhnliches Maß an sozialer Formulierung, bzw. individueller Entwicklung“.13

Der erste Austausch zwischen Mutter und Kind findet beim Stillen statt. Das Stillen stellt für das Kind nach der Psychoanalyse (S. Freud) einen ersten Lustgewinn dar, da es die Befriedigung seiner oralen Bedürfnisse innehat. Hiernach ist diese orale Befriedigung durch das Stillen der Grundstein für die Sexualität des späteren Erwachsenen. Während der Nahrungsaufnahme kommt es zu einem sehr innigen Kontakt zwischen der Mutter und ihrem Kind. Das Füttern ist ein günstiger Moment für Kommunikation. Hierbei entsteht ein festes Band , eine innige Vertrautheit zwischen beiden.14 Die Flaschenernährung hingegen ist nur ein unzulänglicher Ersatz für das Stillen durch die Mutterbrust. Es entsteht ein geringerer Haut- und Körperkontakt. Diese Art des Füttern kann durch den Vater geschehen. Aufgrund des großen Unterschiedes zwischen Brust und Flasche erlebt der Vater und auch das Kind die Fütterung anders und nicht so intensiv wie die Mutter. Hier baut das Kind bereits eine ganz eigene Beziehung und Bindung zur Mutter auf.15

Die ersten Beziehungen zur Mutter sind bedeutsam. Das Kind kann bereits mit zwei Monaten seine Eltern am Geruch erkennen und differenziert somit, von welcher Person es beispielsweise Nahrung oder Aufmerksamkeit bekommt. Hierbei ist es jedoch wichtig, die extreme Bindung zur Mutter nicht auf Dauer bestehen zu lassen. Das Kind muss die Möglichkeit haben, diese Symbiose zu durchbrechen und die Mutter darf nicht ständig den Bedürfnissen ihres Kindes zuvorkommen.16

Hierbei ist es ebenso bedeutsam, dass das Paar miteinander harmoniert. Ein gewolltes, erwünschtes Kind kann die Verbindung der Eltern verstärken und damit auch die Beziehung zum Kind intensivieren. Die Einstellung des Vaters gegenüber dem Kind wirkt sich auf die Gefühlssituation der Mutter und damit auch auf die des Kindes aus. Ein Vater, der sich nicht für den Säugling interessiert, bewirkt eine engere Bindung zwischen Mutter und Kind. Das Kind kann in diesem Fall auch bildlich zwischen Mutter und Vater gestellt werden und eine harmonische Dreierbeziehung verhindern. Der Vater sollte also in das Geschehen und die Entwicklung des Kindes mit einbezogen werden, denn nur so kann das Kind die Beziehung zum Vater intensivieren und auch deren Vorteile registrieren.17

Die ersten drei Lebensjahre des Kindes werden also hauptsächlich durch die Beziehung zur Mutter geprägt. Trotz des Wandels der traditionellen Vorstellungen von Familie, herrscht auch heute noch die klassische Rollenverteilung in der Familie vor: die Mutter gilt als erste Bezugsperson, da sie die meiste Zeit des Tages mit ihrem Kind gemeinsam verbringt, während der Vater beruflich tätig ist. In dieser klassischen Rollenverteilung baut das Kind ein inniges Verhältnis zum Vater auf, welches durch seine Besonderheit geprägt ist. Die vertraute, ständige Anwesenheit der Mutter wird so zur Selbstverständlichkeit, während die Beziehung zum Vater noch nicht ausgefeilt ist. Das Kind nutzt die kurze Zeit, die es beispielsweise an den Wochenenden mit dem Vater teilt, um ihn quasi „besser kennen zu lernen“. Heutzutage finden wir diese klassische Rollenverteilung auch umgekehrt vor. Immer mehr Frauen möchten nicht auf ihre berufliche Karriere verzichten und bleiben trotz Kind berufstätig. Meist werden hier die Aufgaben der Kindesbetreuung geteilt bewältigt. In diesem Fall baut das Kind eine eigene Beziehung zu dem jeweiligen Elternteil auf, welche zeitlich bestimmt wird. Seltener übernimmt auch der Vater die Rolle des Hausmannes, während die Mutter für den Unterhalt sorgt. Dann übernimmt der Vater die Rolle der ersten Bezugsperson.18

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Übergang zur Elternschaft, unabhängig der herrschenden Rollenverteilung, nicht nur die Addition instrumenteller Kompetenzen verlangt, wie Füttern, Wickeln, Waschen, sondern dass dabei vor allem eine Beziehung zum Kind entwickelt werden muss, zudem ein entsprechendes Selbstbild gehört.19

Die Entwicklung der Beziehung erfordert eine längere Zeit, sie bildet eine Reihe von Übergangsphasen und ist in dieser Konstellation krisenträchtig, da sie zur Destabilisierung des sozialen Gleichgewichts der Identität führen kann. Sie wirkt sich somit auch auf die Beziehung der Eltern aus, besonders auf die Primärkontakte. In die zuvor ausdifferenzierte Paarbeziehung mischt sich nun ein/e Dritte/r, und dies in ganz erheblichen Maß. Die Hilflosigkeit des Kindes kann sich unter Umständen auch in Macht umwandeln, nämlich dort, wo sie andere zwingt, sich auf sie einzulassen. Zwar sind die Erwachsenen körperlich und geistig überlegen, jedoch tragen sie die gesamte Verantwortung für das Leben und Überleben des Neugeborenen. Durch dieses „Abhängigkeits-Macht-Verhältnis“ wird die Beziehung zum Neugeborenen und auch die Beziehung der Eltern neu definiert und somit zugleich deren Veränderung provoziert. Die Geburt eines Kindes hat nicht nur Auswirkungen auf die Beziehung der Beteiligten untereinander, sondern auch auf deren Beziehung zur Umwelt. Die Bedeutung, die das Kind einnimmt und die Zeit, die es (ver-)braucht, verändern die Einstellung und den Austausch mit der Umwelt. Besonders in den ersten Lebensjahren ist es nicht immer einfach, ein Kind bei Einkäufen oder Erledigungen, wie z.B. Arztbesuchen, mitzunehmen, dies erfordert somit eine gut organisierte Aufgabenteilung in Haushalt und bezüglich außerhäuslichen Aktivitäten.20

4.3. Sozialisation des Kindes

Zur Bearbeitung dieses Punktes haben wir das Buch Das Kind in der Familie, 1987, S. 77/ 78 zu Hilfe genommen.

Nach und nach übernimmt die Gesellschaft Erziehungsaufgaben, die früher traditionell von der Familie geleistet wurden. So beschäftigen sich bereits ab dem dritten Lebensjahr des Kindes, also mit dem Eintritt in den Kindergarten, zahlreiche Fachleute mit dem Kind und seiner Entwicklung: Pädagogen, Sozialpädagogen, Erzieher, etc Der Prozess der Sozialisation des Kindes beginnt also sehr frühzeitig, während dessen es sich immer mehr dem Einfluss der Familie entzieht.

Der Eintritt in den Kindergarten ist ein schwerer Schritt, sowohl für das Kind als auch für die Eltern. Dieses erste Getrenntsein wird zunächst als schmerzlich empfunden, doch in der Regel gewöhnt sich das Kind schnell an die neue Umgebung. Die KindergärtnerIn übernimmt nun - zumindest vormittags- die Rolle der Mutter (bzw. Vater), das Kind muss sie jedoch mit anderen Kindern teilen, was bei Einzelkindern eine neue Erfahrung darstellt. Die Abnabelung von der häuslichen Umgebung ist ein wichtiges Erlebnis für das Kind. Es beginnt nach und nach, sein eigenes Leben zu entwickeln, erlebt außerhäusliche Ereignisse und wird mit neuen Charakteren konfrontiert. Der Einfluss der Eltern wird begrenzter, sie vertrauen ihr Kind nun anderen Personen an. Diese erste Loslösung ist für die Eltern-Kind- Beziehung von großer Bedeutung. Die Eltern müssen akzeptieren, dass auch Außenstehende an dem Leben ihres Kindes teilhaben und dass ihr Kind mit neuen, für es aufregenden Situationen konfrontiert wird. Die neue Begebenheit kann die Beziehung intensivieren, aber auch lockern. Dies kommt auf das Interesse der Eltern und deren Anteilnahme am Geschehen im Kindergarten an. Interessieren sich die Eltern für die Belange ihres Kindes, wird ihr Kind sie an seinem Leben im Kindergarten teilhaben lassen; sollte jedoch der Eindruck auf das Kind vermittelt werden, der Kindergarten sei eine willkommene Möglichkeit, das Kind eine Weile los zu sein, so kann es sein, dass sich das Kind zurückzieht und seine Eltern nicht an den Geschehnissen des Vormittages teilhaben lässt. Die nun etwas gelockerte Beziehung kann durch intensivere Beschäftigungen und gemeinsame Aktivitäten an den Nachmittagen wieder gestärkt werden. Somit erlebt das Kind an den Vormittagen erste Schritte der Selbständigkeit und erfährt nachmittags die Geborgenheit und den Schutz der Eltern, welche es auch weiterhin benötigt.

4.4. Latenzperiode ( 6-14 Jahre)

Wie auch bei dem vorherigen Punkt haben wir das Buch Das Kind in der Familie, 1987, S. 78- 88 zur Bearbeitung hinzugezogen.

Mit dem Eintritt in die Schule im Alter von sechs Jahren kommen auf die Eltern und ihr Kind neue Anforderungen zu. Das Kind wird nun erstmals gefordert, schulische Leistungen zu erbringen. Der schulische Erfolg ist in den Augen der Eltern von großer Bedeutung. Diese Haltung ist entscheidend für die Beziehung des Kindes zu seinen Eltern, da das Kind oft den Schulerfolg für notwendig hält, um sich die Liebe der Eltern zu sichern. Das Kind bedarf Ermutigungen und sollte in seinem Tun stimuliert werden. Sollte es dies nicht erfahren, unter dem Leistungsdruck, den die Eltern auf es ausüben, leiden und seine Anstrengungen nicht gewürdigt werden, neigt das Kind dazu, sich gehen zulassen. Jedoch darf die Familie auch nicht zu hohe Ansprüche an ihren Sprössling stellen, da das Kind sonst unter dem Druck zu ersticken droht, sich schuldig fühlt und schließlich aufgibt. Es bedarf also einem gewissen Interesse an der Schule, welches sich nicht nur auf die schulischen Leistungen beziehen sollte, sondern auch auf die Geschehnisse in den Pausen und auf den Hin- und Rückweg eingehen sollte. Die Schule bietet dem Heranwachsenden nun eine ganz neue Möglichkeit, sich zu beweisen und zu profilieren. Das Kind erlebt noch intensiver (im Vergleich mit den Erfahrungen aus dem Kindergarten), sich mit seiner Umwelt auseinander zusetzen und ein eigenes Leben aufzubauen. Es knüpft neue Kontakte und erlebt außerhäusliche Konflikte. Die Sozialisation und Abnabelung schreitet weiter fort, das Kind entzieht sich immer mehr dem Einfluss der Eltern. Man sollte das Kind in dieser Hinsicht gewähren lassen, ihm aber jederzeit ermöglichen, den Austausch mit den Eltern aufrechtzuerhalten und auch die nötige Geborgenheit nicht reduzieren. So pendelt sich langsam ein Gleichgewicht ein, welches gemeinsames und eigenständiges Erleben und Bewältigen ermöglicht und die Beziehungen untereinander aufrechterhält.

In dieser Phase der Kindheit sollte auch speziell auf die gemeinsame Freizeitgestaltung Wert gelegt werden. Somit können Wochenenden und gemeinsame Mahlzeiten dazu dienen, die Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern aufrecht zu erhalten. Die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Ereignissen der einzelnen Personen ist von großer Bedeutung, um die gute Beziehung und das Vertrauen untereinander aufrechtzuerhalten. In dieser Zeit treten bei den Kindern auch die Fragen nach der Sexualität, der Schwangerschaft und dem Entstehen eines Kindes auf. Die Eltern sollten versuchen, mir dem Kind relativ offen und ungehemmt darüber zu reden, und hierbei nur Fragen beantworten, die auch tatsächlich gestellt wurden. Hierbei ist es wichtig, dem Kind auf keinen Fall Schuldgefühle oder generelle Fragen anzukreiden, es ist ganz natürlich, dass sich ein gewisses Interesse in ihnen hegt und das Kind neugierig ist. Es ist in jedem Fall nicht von Nutzen, ein besonderes Geheimnis aus dem Thema der Sexualität zu machen, denn dass lässt das Kind nicht ruhen, bis es eine geeignete Antwort erhält und bestärkt seine Neugier und Phantasie.

4.5. Die Adoleszenz

Wie auch bei den vorhergehenden Punkten habe wir das Buch Das Kind in der Familie, 1987, S. 89- 98 hinzugezogen.

Die Adoleszenz, das Jugendalter, lässt sich als die Periode definieren, in welcher der Heranwachsende einerseits nicht mehr Kind, und andererseits noch kein Erwachsener ist. Die Pubertät bezeichnet eine bestimmte physiologische Entwicklung: bei den Mädchen ist es das Einsetzten der Menstruation, bei den Jungen der erste Samenerguss. In dieser Zeit wird der Heranwachsende versuchen, sich auf mehr oder weniger brutale Weise von seiner Familie zu lösen. Dieser Bruch der Familie wird unterschiedlich erlebt. Zum einen kann das Lösen eine selbstverständliche Nebenerscheinung sein, sie vollzieht sich langsam und bedacht. Hierbei erleichtern es die Eltern dem Kind enorm, wenn sie ihm die nötige Freiheit geben und ihn in seiner Eigenständigkeit gewähren lassen. Dies sollte jedoch mit gewissen Grenzen abgesteckt sein, um das Kind nicht völlig auf sich zu stellen. Das radikale Herauslösen aus dem Bund der Familie ist meist die Folge familiärer Streitigkeiten. Der Heranwachsende fühlt sich in der Familie eingeengt, in seiner freien Entfaltung begrenzt. Dieses überstürzte Flüchten vom Elternhaus zu beispielsweise Freunden, kann sich auf die Beziehung negativ auswirken. Die Eltern fühlen sich verlassen und unverstanden, sie können den Schritten ihres Kindes nicht mehr folgen. Somit verlieren die Eltern immer mehr den Einfluss auf ihr Kind, diese Erkenntnis ist meist nicht leicht zu verarbeiten. Doch je eher die Eltern ihr Kind in dieser Zeit gewähren lassen, ihm die Möglichkeit geben, selbständiger zu handeln und auch eigene Fehler zu machen, desto leichter wird ihnen die bevorstehende komplette Abnabelung fallen. Trotz der tiefgreifenden Umwandlung, die die Eltern-Kind- Beziehung in dieser Zeit erfährt, bleibt die Familie als Fixpunkt erhalten, die immer wieder gerne, besonders nach Missgeschicken, aufgesucht wird. Nach und nach funktionieren die Eltern nicht mehr als Vorbilder, denn der Jugendliche hat durch seine fortgeschrittene Sozialisation nun die Möglichkeit, andere Autoritäten hinzuzuziehen und diese mit den Eltern zu vergleichen. In dieser Zeit kommt es sehr häufig zu Streit zwischen den Kindern und den Eltern, da die Kinder durch ihre Vergleichsmöglichkeiten das häusliche Familienleben in Frage stellen und andere Familienformen, beispielsweise die der Freunde, bevorzugen. Jedoch werden sie sehr schnell einschätzen können, welche Vorteile die eigene Familie bietet und wieder auf diese zurückgreifen.

5. Drei Theorien zur Eltern- Kindbeziehung

Unser letzter Referatspunkt zeigt drei verschiedene Theorien einer ElternKindbeziehung auf. Geteilt wurden die drei Theorien in das traditionelle, moderne und avantgardistische Modell.

Was diese einzelnen Punkte bedeuten, darauf werden wir auf den nächsten Seiten näher eingehen.

5.1. Das traditionelle Modell

Zur Bearbeitung dieses Punktes haben wir das Buch die Geburt der Eltern, 1990, S.124-133124-133 zu Hilfe genommen.

Einführend zu dieser Erklärung möchten wir ein kleines Zitat von Wylie, 1969, S. 153f aus dem Buch: Die Geburt der Eltern, 1990, S. 124 einbringen.

„ Nach wenigen Tagen nahmen beide Frauen ihr gewohntes Leben wieder auf. Madame Boneradi hatte Glück, meinten die Leute. Sie lebte mit ihrer Mutter zusammen, die ihr half das Baby zu versorgen. Obwohl Madame Vidal eine staatliche Unterstützung erhielt, fühlte sie sich verpflichtet, so schnell wie möglich wieder zu arbeiten. Nach wenigen Tagen reinigte sie wieder jeden Morgen die Böden im Rathaus. Sie bat eine ihrer Schwestern, während ihrer Arbeitszeit das Baby zu versorgen “

Dieser kleine Ausschnitt des gesamten Zitates soll zeigen, wie sich das Leben der beiden (Studienobjekte) nach der Geburt ihrer Kinder verändert hatte. Nämlich fast gar nicht. Wie folgerichtig aus dem obigen Zitat ersehbar ist, gehen die Frauen wieder sehr schnell zu ihrer Tagesordnung über. Hierzu gehört ebenfalls, dass die Mutter- Kindbeziehung nicht besonders betont wird, was allerdings nicht heißen soll, dass das Kind keine zärtliche Behandlung erfährt. So wird mit dem Kleinkind, wenn es aufgenommen wird, auch gesprochen und es liebgehalten. Im Umgang mit dem Kind lässt sich erkennen, dass es sich um einen traditionsgeleiteten Stil handelt. Das bedeutet, dass das Baby so versorgt wird, wie es schon immer gemacht wurde, ein Beispiel hierfür ist, dass die Säuglinge straff gewickelt wurden, das heißt, von der Hüfte abwärts völlig eingebunden.

Wie sich aus den oben angeführten Absätzen unschwer erkennen lässt, spielt der Vater keine große Rolle bei der Erziehung des Kindes, er ist sozusagen eine Randerscheinung. Bei diesem Modell ist die Säuglingsbetreuung reine Frauensache, abgesehen von den Männertreffen in der Dorfkneipe, wo sich der Vater mit dem Baby brüstet.

Aus dem oben genannten Buch lässt sich jedoch erkennen, das Vermutungen angestellt werden, welche zeigen, dass die ersten Ansätze einer VaterKindbeziehung aus dem Elsaß kamen. Dieser Gedankengang wird deutlicher, wenn man sich folgendes Zitat durchließt:

„ Aber es ist nicht seine Sache, für (Kinder) zu sorgen. Nur unter ungewöhnlichen Umständen bittet man ihn, ein Auge auf sie zu haben. Es gab einen Vater im Dorf, dem es offensichtlich Spaß machte, für sein Baby zu sorgen, aber man war der Meinung, er benähme sich nicht normal, und schrieb es dem Umstand zu, dass er und seine Frau aus dem Elsaß stammen.“21

Es lässt sich somit vermuten, dass für die traditionellen Lebenswelten folgende Punkte typisch sind: kaum Thematisierung der Geburt des Kindes und die Tendenz, das Kind dem eigenen Lebensrhythmus anzupassen. Des weiteren lässt sich zum traditionalistischen Modell sagen, dass der Säugling Zucht zu empfangen hat. Diese besteht nicht in erster Linie aus Belehrung, sondern ist reine Tat, bestehend aus Machtäußerung, Beugung des sich entwickelnden Willens. Der Willen des Kindes muss gebrochen werden. Dies war eine Maxime aus einem pädagogischen Handbuch von 1887.

Das enzyklopädische Handbuch der Pädagogik vom 1908 argumentiert weitaus differenzierter. Es weist ausdrücklich daraufhin, dass das Baby kein kleiner Erwachsener sei und aus diesem Grunde nur begrenzt wie sie (die Erwachsenen) behandelt werden dürfe. Ebenso dürfe der Säugling nicht häufiger angelegt werden als vorgeschrieben, die Pausen sind streng einzuhalten. Sogar die Länge der Stillzeit wurde der Mutter vorgeschrieben und zwar sollte diese nur eine viertel bis halbe Stunde dauern. Des weitern heißt es, das Kind solle außer zum Trinken möglichst nicht aufgenommen werden und vor allem dann nicht, wenn man es beruhigen will. Die Gefahr sei angeblich zu groß, das Kind zu verwöhnen und den Schaden hieraus haben das Kind und die Mutter. Welchen Schaden dies sein könnte wird in dem Buch nicht näher erläutert.

Man war damals der Meinung, ein Kind braucht keine Beschäftigung, die Mutter sollte gebührenden Abstand von ihrem Kind halten. Eine Konsequenz hieraus, dass die emotionale Beziehung zwischen Mutter und Kind desavouiert.

Aber nicht nur für das Kind, sondern auch für die Mutter gestalteten strenge Regeln ihren Alltag. Ein Modelltag könnte wie folgt aussehen:

6.00 Uhr Trockenlegen, stillen oder erste Flasche geben. Aufstoßen lassen, Bettchen machen, saubere Speiwindel unterlegen. Dann schläft das Kind weiter

6.45 Uhr Frühstück für die Familie vorbereiten, wenn die Zeit reicht, darf man sich vor oder nach dem Frühstück noch ein halbes Stündchen ins Bett zurückziehen

8.00 Uhr Nach dem Frühstück wird zunächst die Wohnung versorgt

9.20 Uhr Vorbereitung des täglichen Reinigungsbades; Badetuch, Pflegemittel, Windeln (bereits gefaltet und zurechtgelegt), Hemdchen und Jäckchen bereitlegen. Wasser einlassen und die Temperatur prüfen

9.40 Uhr Baden, aber so kurz wie möglich, Kind abtrocknen, schnell anziehen

10.00 Uhr Zweite Mahlzeit, aufstoßen lassen, Windeln wechseln

10.30 Uhr Nun ist das Kind sehr müde, bei schönem Wetter schläft es am besten bei offenem Fenster. Nun bleibt Zeit für die Wohnung, für notwendige Besorgungen und die Betreibung des Mittagessens

14.00 Uhr 3. Mahlzeit, trockenlegen, aufstoßen lassen. Das Kind schläft weiter

14.30 Uhr Kleine Mittagspause für die Mutter

17.00 Uhr Das Kind hat meist ausgeschlafen. Trockenlegen bei Bedarf. Die Mutter kann ein wenig mit dem Kind spielen

18.00 Uhr 4. Mahlzeit, aufstoßen lassen, trockenlegen. Das Kind schläft meist weiter

Man unterstellte den Müttern, die sich mit ihrem Kind beschäftigten, sie wären zu faul etwas Produktives zu leisten, außerdem verderbe dies das Kind, hieß es.

Die frühe Eltern- Kindbeziehung war geprägt durch strikte Einteilungen und wenig emotionale Differenzierung. Hieraus läßt sich vermuten, dass das Elternwerden in gewisser Weise sowohl eine Last für die Eltern, als auch für die Kinder war. Die tradierten Schablonen nahmen zwar der einzelnen Mutter Entscheidungen ab, grenzten allerdings die autonome Beziehung zwischen Mutter und Kind, beziehungsweise Eltern und Kind ein.

5.2. Das moderne Modell

Nach dem Punkt das traditionelle Modell behandeln wir nun das moderne Modell. Wie auch bei dem obigen Punkt haben wir das Buch Die Geburt der Eltern, 1990, S. 133-138 zur Bearbeitung hinzugezogen.

Eingangs sollte die Frage geklärt werden, was sind überhaupt moderne Eltern? Einige grundlegende Merkmale sind:

- Kinder sind nicht länger das Material für elterliche Verfügungen, sondern sind als eigenständige Wesen anerkannt, denen Unterstützung und Zuneigung zukommt.
- Eltern grenzen sich nicht länger gegen ihre Kinder ab, sondern identifizieren sich mit ihnen, wobei die Beziehung zwischen Eltern und Kinder sehr viel „durchlässiger“ nach beiden Seiten geworden ist. ♦ An die Stelle des Erziehens ist nun eine Art Philosophie des Wachsenlassens getreten. Hierbei ist in den Vordergrund getreten, den Kindern eine optimale Entwicklungsbedingung zu geben.
- Die Eltern- Kindbeziehung hat sich erheblich ausgedehnt und differenziert, wobei vielmehr Reflexivität verlangt und entwickelt wird. Wie sich schon aus den einleitenden Punkten erkennen läßt, hat sich das Kinderbild erheblich geändert. Es geht nicht mehr darum, dem Säugling Zucht und Willensbrechung zu kommen zu lassen, sondern dem Baby Liebe und emotionale Unterstützung entgegenzubringen. Zur Verdeutlichung hierzu ein Zitat aus der Zeitschrift Eltern, 1985/87, S. 35 aus dem Buch: Die Geburt der Eltern, 1990, S. 134 .

„Was soll denn ein Kind im ersten Lebensjahr eigentlich schon alles lernen? Nachts durchschlafen? Nicht soviel schreien? Sich willig zur rechten Zeit wickeln und füttern lassen? Das alles könnte man durchaus durch Erziehung oder besser durch „Dressur“ erreichen Alle namhaften Psychologen und Pädagogen sagen immer wieder: je mehr ein Kind im ersten Lebensjahr die Erfahrung macht, dass unsere Welt freundlich ist, desto mehr wird es das Leben lieben lernen. Und dann wird es auch warten und verzichten lernen.“

Wie sich erkennen läßt, wird das Kind nicht länger als ein „zu bändigendes Tier“ gesehen, sondern als ein zu liebendes, zu schmusendes Baby gesehen. Es ist nicht länger so, dass sich das Kind an den Bedürfnissen seiner Umwelt orientieren muß, sondern die Umwelt, also die Eltern, orientieren sich an den Bedürfnissen des Kindes. Hieraus läßt sich ein ganz wesentliches Leitbild erkennen:

„ Moderne Eltern wünschen sich glückliche, zufriedene und selbstbewußte, selbstsichere Kinder. Praktisch alle Ratschläge und Anweisungen, die eine optimale kindliche Entwicklung gewährleisten sollen, zielen darauf, dass der Erwachsene ein autonomer, intelligenter Mensch ist, der in seinem Handeln unabhängig und einfühlend zu gleich ist.“22

Aber nicht nur dies kennzeichnet eine moderne Eltern- Kindbeziehung, sondern auch, dass die Kinder nicht nur in eine für sie gerechte Zone integriert werden, sondern auch, dass die Eltern sie in das Leben der Erwachsenen integrieren, so werden beispielsweise die Kinder zu den Freizeitaktivitäten der Eltern mitgenommen.

Abschließend lässt sich hierzu noch folgendes sagen: Das Kind ist ein wichtiger und wertvoller Bezugspunkt für die Eltern geworden. Es ist ein gleichberechtigter Interaktionspartner geworden, die Beziehung ist nun mehr kindzentrierter, als es zuvor der Fall war. Von den Eltern wird heute Empathie und interaktives Engagement gefordert.

5.3. Das avantgardistische Modell

Unser letzter Gliederungspunkt der drei Theorien zur Eltern- Kindbeziehung bezieht sich auf das avantgardistische Modell. Ebenso wie bei den vorherigen Punkten haben wir das Buch Die Geburt der Eltern, 1990, S.138- 142 zur Bearbeitung hinzugezogen.

Zuvor einige Anmerkungen zum Begriff Avantgarde. Der Name soll in diesem Zusammenhang die Vorhut der Moderne darstellen, das heißt, hier werden Konzepte entwickelt und ausprobiert, die auch für spätere Bevölkerungsgruppen wichtig und kennzeichnend werden. Hier konzentrieren sich bestimmte Kompetenzen, interaktive Ressourcen, aber auch Distanzen zur Normalität in einem Ausmaß, welches geradezu dazu drängt, Dinge die betrieben werden, sozusagen hauptberuflich und intensiv anzugehen. Das bedeutet, dass wir unser gesamtes Leben, wenn ein Kind in unser Leben tritt, umkrempeln und unsere bisher geschmiedeten Pläne vergessen sollen. Hiermit verbunden ist die bedingungslose Hingabe zum Kind.

„Je künstlicher, separater die Babywelt, je weiter entfernt die Gefühle und Aktivitäten, die die Erwachsenen für ein Kind aufbringen, von ihrem sonstigen Leben sind, desto lückenloser ist zugleich die Kontrolle, die die Erwachsenen über das Kind auszuüben.“23

Bei diesem Modell werden ebenfalls die gängigen Stilregeln abgelehnt, so gilt zum Beispiel, dass das Kind bei den Eltern im Bett schläft. Das klassische Kinderbett wird wegen den Gitterstäben als Kindergefängnis gesehen, ebenso gilt das Kinderzimmer für Neugeborene als Abstellraum. Die moderne Säuglingspflege, mit ihrem hohen Hygieneniveau, gilt als Isolationswall zwischen den Eltern und dem Kind.

Avantgardistische Eltern- Kindbeziehungen sind im wesentlichen dadurch geprägt, dass in einer Industriekultur ein natürliches Verhältnis von Eltern und Kind hergestellt werden soll. Das Autoritätsverhältnis hat sich komplett gewandelt, das Kind allein bestimmt was zu geschehen hat, seine Bedürfnisse sind der Mittelpunkt der Interaktion.

Bei diesem Modell schrumpft die Bedeutung der übrigen Welt. Die Eltern- Kindbeziehung ist ein Thema, was nur im äußersten Notfall von anderen beeinträchtigt werden darf. Bedeutsam sind nur die Primärgruppen, also die Mitwirkung der Partner oder Personen, die Lebensweise und Einstellungen teilen, wie beispielsweise die Mitbewohner einer Wohngemeinschaft, enge Freundinnen und Freunde.

6. Risikofaktoren für die Eltern- Kindbeziehung

Unseren letzten Referatespunkt haben wir anhand des Buches Entwicklungspsychologie, 1998, S.159/ 160 erarbeitet.

Man sollte nicht außer Acht lassen, dass die Eltern- Kindbeziehung von einigen Faktoren abhängig ist. Hierzu möchten wir nun einige Forschungserkenntnisse beifügen.

- So stellte man fest, dass die Temperamentsmerkmale eines Kindes Einfluss auf die Eltern- Kindbeziehung haben. Ein „schwieriges“ Temperament beispielsweise, erschwert den Eltern ihre Durchsetzung der Erziehungsaufgaben. Allerdings sollte man sich die Frage stellen, woher das Temperament kommt. Kann man nun so auf den ersten Blick sagen, wer denn nun „Schuld“ an den vorhandenen Problemen hat. ♦ Es hat sich ebenso herausgestellt, dass die Beziehungserfahrungen der Herkunftsfamilie eine Rolle spielt. So ist bei Negativerfahrungen der Eltern die Erziehungskompetenz geschwächt.

- Ein weiteres Kriterium ist die Ehebeziehung der Eltern. Eine belastende Paarbeziehung und mangelnde Übereinstimmung der Erziehenden wirkt sich negativ auf das Erzieherverhalten aus. Dies wiederum schlägt sich auch auf die Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind nieder. ♦ Genauso wichtig für eine gute Eltern- Kindbeziehung, ist nach der Forschung, die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz. Belastende, unbefriedigende und energie- absorbierende Arbeit wirkt sich auf die Beziehung negativ aus.

All diese Faktoren, dürfen nicht als unabhängige Determinanten verstanden werden, sie stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander. Das nachfolgende Diagramm zeigt eine Studie von Hannan und Luster (1991), die die Qualität der häuslichen Umwelt, gemessen mit dem HOME (= Home Observation for Measurement of the Enviroment) überprüften. An dieser Studie nahmen 602 Mütter mit ihren Kindern im Alter zwischen ein und zwei Jahren teil. Folgende Risikofaktoren wurden untersucht:

a) geringes Alter der Mutter bei der Geburt des ersten Kindes
b) niedriges Bildungsniveau
c) geringes Selbstwertgefühl
d) niedrige Intelligenz
e) niedriges Einkommen
f) nicht vorhandener Partner
g) große Kinderzahl
h) schwieriges Temperament des Kindes

Die nun folgende Grafik zeigt die Wahrscheinlichkeit, wenn eine Mutter eine bestimmte Anzahl an Risikofaktoren „erfüllt“, in wie weit sie nun das Kind in einer wenig anregenden Entwicklungsumwelt aufwachsen lässt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

7. Fazit

Abschließend zu unserem Referat lässt sich noch folgendes sagen:

Wenn man sich vor Augen hält, wie früher die Eltern- Kindbeziehungen aussahen, dann lässt sich feststellen, dass sich schon viel geändert hat. Die Eltern respektieren ihre Kinder mehr als früher und bringen ihnen in den meisten Fällen auch mehr Liebe und Zuneigung entgegen. Dies beginnt nicht erst wenn das Kind geboren ist, sondern schon vor der Geburt. Ein Grund außer den dargestellten könnte sein, dass es durch den Fortschritt der Technik schon im frühen Stadium der Geburt, das Kind auf dem Ultraschall zu sehen ist.

Das Einzige was sich nur hoffen lässt, ist, dass durch die immer weiter fortschreitenden Technisierung und Arbeiterwelt die Kinder nicht in einer Welt aufwachsen in der sie ihre Beziehung zu ihren Eltern via Internet oder durch Bildtelefone pflegen müssen.

Ebenso ein beängstigender Punkt ist die zunehmende Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches, welcher zunehmend als Verhütungsmethode verwendet wird, aber auch in vielen Fällen aus „Schönheitsidealen“ heraus missbraucht wird. Um dies zu verdeutlichen: Ein Embryo kann heute schon abgetrieben werden, wenn es nur eine Gaumenspaltung hat, was heute operativ wieder in Ordnung gebracht werden kann und kein großes Problem mehr darstellt.

Man kann nur hoffen, dass diese Entwicklung nicht noch weiter schreitet, sondern die Menschheit zur Vernunft kommt und die Kinder an sich im Vordergrund stehen, nicht wie sie aussehen oder welchen Charakter sie haben.

Aber wer weiß?

8. Literaturliste

- Duche Didier- Jacques: Das Kind in der Familie. 1987, Klett- Cotta, Stuttgart
- http://people.freenet.de/Textor/teil2.htm
- Montada Leo (Hrsg.), Oerter Rolf: Entwicklungspsychologie. 1998, 4. Korrigierte Auflage, Psychologie Verlags Union, Weinheim
- Rosenbaum Heidi: Formen der Familie.1993, 6. Auflage, Suhrkamp, Frankfurt am Main
- Schülein Johann August: Die Geburt der Eltern. 1990, Westdeutsche Verlag GmbH, Opladen
- Szepan E., Teichmann W.: Einführung in die Soziologie. 3. Auflage, Stam, Köln 1993

[...]


1 Einführung in die Soziologie,1993, S. 55

2 Vgl.: Das Kind in der Familie, 1987, S. 9

3 Vgl.: Das Kind in der Familie, 1987, S. 10

4 Vgl.: Das Kind in der Familie, 1987, S. 10

5 Einführung in die Soziologie, 1993, S. 107

6 http://people.freenet.de/Textor/teil2.htm, S.3

7 http://people.freenet.de/Textor/teil2.htm, S.6

8 http://people.freenet.de/Textor/teil2.htm, S. 9

9 http://people.freenet.de/Textor/teil2.htm, S. 9

10 http://people.freenet.de/Textor/teil2.htm, S. 16/17

11 Das Kind in der Familie, 1987, S. 25-28

12 Das Kind in der Familie, 1987, S. 25-28

13 Die Geburt der Eltern, 1990, S. 119

14 Das Kind in der Familie, 1987, S. 44

15 Das Kind in der Familie, 1987, S. 44/45

16 Das Kind in der Familie, 1987, S. 45

17 Das Kind in der Familie, 1987, S. 46

18 Die Geburt der Eltern, 1990, S. 120

19 Die Geburt der Eltern, 1990, S. 120

20 Die Geburt der Eltern, 1990, S. 120/121

21 Wylie, 1969, S. 44 aus dem Buch: Die Geburt der Eltern, 1990, S. 127 12

22 Die Geburt der Eltern, 1990, S. 135

23 Leben mit einem Neugeborenen, 1980, S.16f aus dem Buch. Die Geburt der Eltern, 1990, S. 139 15

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Die Eltern- Kindbeziehung in der modernen Familie
Calificación
1
Autor
Año
2001
Páginas
18
No. de catálogo
V105297
ISBN (Ebook)
9783640035946
Tamaño de fichero
488 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Eltern-, Kindbeziehung, Familie
Citar trabajo
Yvonne Zepp (Autor), 2001, Die Eltern- Kindbeziehung in der modernen Familie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105297

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