Antisemitismus im Kaiserreich


Term Paper (Advanced seminar), 2001

20 Pages


Excerpt


1 Inhalt

2 EINLEITUNG

3 HISTORISCHE AUSGANGSSITUATION

4 ANTISEMITISMUS IN DEUTSCHLAND IM 19. JAHRHUNDERT
4.1 INDUSTRIELLE REVOLUTION UND WIRTSCHAFTSKRISE
4.2 ANTISEMITISCHE SCHRIFTEN
4.3 DER MODERNE ANTISEMITISMUS
4.4 WIDERSTAND GEGEN DEN ANTISEMITISMUS IM KAISERREICH

5 ANTISEMITISCHE PARTEIEN UND VERBÄNDE IM KAISERREICH
5.1 DIE CHRISTLICHSOZIALE ARBEITERPARTEI
5.2 DIE CHRISTLICHSOZIALE PARTEI
5.3 DIE DEUTSCHKONSERVATIVE PARTEI (DIE KONSERVATIVEN)
5.4 DIE DEUTSCHSOZIALE PARTEI
5.5 DER BUND DER LANDWIRTE

6 FAZIT

7 ZEITTAFEL

8 LITERATUR

2 Einleitung

Mit dem Begriff Antisemitismus assoziiert wahrscheinlich der Großteil der deutschen Bevöl- kerung vorrangig die Zeit des Nationalsozialismus und den Holocaust. Landläufig bekannt sind die antijüdischen Hetzkampagnen von Hitler und Goebbels, die auf jahrhundertealten Vorurteilen aufbauten. Der Inhalt dieser Arbeit ist die Betrachtung der Entwicklung des Anti- semitismus vor der Zeit der Herrschaft der Nationalsozialisten. Dabei stellt die Arbeit nicht den Anspruch durch das Aufzeigen der historischen Entwicklung des Antisemitismus etwa die Nicht- Reaktion des Großteils der Bevölkerung im 3. Reich auf die Judenvernichtung besser zu verstehen. Es soll lediglich die historische Tradition der antijüdischen Stereotypen und Agitationen aufgezeigt werden, die zum erstmaligen Auftreten eines politischen Antisemitis- mus im Kaiserreich führten.

Nach einem knappen Rückblick auf die Entwicklung der Judenfeindlichkeit bis zum 19. Jahrhundert stellt das Thema „Antisemitismus im Kaiserreich“ den Hauptteil dieser Arbeit dar. Neben der Betrachtung der geschichtlichen und politischen Entwicklung in dieser Zeit werden die antisemitischen Parteien genauer beschrieben. Durch diese Betrachtungsweise soll die Veränderung hin zum politisch-rassischen Antisemitismus, welcher eine Grundlage der nationalsozialistischen Ideologie bildet, nachgezeichnet werden.

Einleitend muss darauf hingewiesen werden, dass der Begriff des Antisemitismus trotz seiner Missverständlichkeit in dieser Arbeit verwendet wird. Antisemitismus im wörtlichen Sinne bedeutet eigentlich Semitengegnerschaft. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird jedoch lediglich die Abneigung oder Feindseligkeit gegen Juden beschrieben. Andere Angehörige der semitischen Sprachgruppe, wie etwa Araber sind dabei nicht eingeschlossen.1 Im folgenden Text soll Antisemitismus, sofern er nicht durch zugehörige Adjektive präziser definiert wird also im Sinne einer Judenfeindlichkeit verstanden werden.

3 Historische Ausgangssituation

In der Literatur herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass ein politischer Antisemitismus erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung, der damaligen politischen Veränderungen und des sozialen Wandels2 im Kaiserreich aufkam. Die Wurzeln der Juden- feindlichkeit lassen sich jedoch viel weiter zurückverfolgen und sollen im Folgenden kurz beleuchtet werden.

Bosch behauptet, Juden erhielten in der Vergangenheit immer wieder die Rolle der „Sünden- böcke mit einer uralten Geschichte“3. Die Judenfeindschaft sei „schon so alt wie die jüdische Diaspora selbst“4. Die ältesten antijüdischen Stereotypen, die über zwei Jahrtausende beste- hen blieben, sind auf die Ablehnung und Verhöhnung von Jesus von Nazareth als Messias und den unterstellten Gottesmord zurückzuführen. Im Laufe der Jahrhunderte verdichtete sich das negative Bild durch weitere negative Attribute und Stigmatisierungen, die auf das jüdische Volk projiziert wurden.

Nach Vetter ist die Ablehnung der jüdischen Völker auf diesem Hintergrund als „antisemiti- scher Missbrauch“ der hebräischen Bibel, des Alten Testaments, zu sehen. In seiner Arbeit über die Wurzeln des Antisemitismus widerlegt er zahlreiche antijüdische Argumentationen, die sich auf die Bibel stützen. Er stellt vielmehr die These auf, dass „die hebräische Bibel eine Fülle von Anstößen, die der präjudizierte Leser leicht in ein Belastungsmaterial gegen das jüdische Volk und seine Religion verwenden kann“ biete. Bei diesen Anstößen handle es sich oft um gezielt eingesetzte Elemente und Stilmittel, wie einer sinnentfremdenden bzw. sinn- verdrehenden Übersetzung. Eine wertfreie Übersetzung der Texte entkräfte dagegen jegliche aufgestellte Vorhaltung.5

Im Laufe der Geschichte entwickelte sich die Judenfeindlichkeit in den unterschiedlichen Tei- len Europas. Beachtenswert in diesem Zusammenhang ist das mehrbändige Werk von Polia- kov zur Geschichte des Antisemitismus, in dem unter anderem die Entwicklungen in Deutsch- land, Frankreich und Russland verglichen werden. Thema dieser Arbeit soll jedoch der Anti- semitismus in Deutschland bleiben, was eine weitere Betrachtung der Prozesse in den anderen

Staaten ausschließt6 und den Fokus unsere Betrachtung wieder auf die historische Entwicklung vor der Zeit des Kaiserreichs zurückführen sollte.

Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurden bereits erste Beschränkungen, die den Ausschluss von Juden aus öffentlichen Ämtern zur Folge hatten, erlassen.7 Ziel war es, eine Belehrung der Christen unmöglich zu machen. Diese Entwicklung hatte zur Folge, dass Juden im Laufe der Zeit aus einer stetig steigenden Zahl von „ehrbaren Berufen“ ausgeschlossen wurden. Es blieben ihnen Geld- Hausierer- oder Trödlergeschäfte, die in der Paradoxie der Ereignisse die Stigmatisie- rung als Parasiten, die auf Kosten der (nichtjüdischen) Gemeinschaft leben, mit sich brachten. Antijüdische Bilder, wie das der „Judensau“8 bauten darauf auf und überdauerten die Jahr- hunderte bis in die heutige Zeit.

Der christliche Antisemitismus erlebte ab dem 12 Jh. n. Chr. seine Renaissance. Existierten in den vergangenen Zeiten Juden und Christen friedlich und produktiv nebeneinander, arbeiteten nun „katholische Kirchenführer und ihre Geistlichkeit... an der Verwirklichung ihrer Vorstellung von den Juden als einem minderwertigen und zu erniedrigenden Volk“9. In diesem Zusammenhang wurden erste jüdische Ghettos errichtet.

Einen unrühmlichen Höhepunkt erfuhr der christliche Antisemitismus im Jahre 1543 durch die antijüdischen Haßtriaden Martin Luthers. In einer seiner letzten Schriften „Von Ju- den und Lügen“ gab er folgenden „treuen Rat“, wie man mit dem „verworfenen, verdammten Volk der Juden“ umgehen solle: „Erstlich, dass man ihre Synagogen mit Feuer anstecke ... zum anderen, dass man ihre Häuser dergleichen zerbreche und zerstöre ... dass man ihnen nehme all ihre Betbüchlein ... dass man ihnen den Wucher verbiete ... nehme ihnen alle Bar- schaften ... alles was sie haben, haben sie uns gestohlen und geraubt ... man müsste ihnen das faule Schelmenbein aus dem Rücken treiben.“10 Auffallend ist hier, dass Luther sich wieder- um der altbekannten Stigmatisierungen bedient, die auch bei der Betrachtung des Antisemi- tismus im Kaiserreich im folgenden Kapitel eine zentrale Rolle spielen.11

4 Antisemitismus in Deutschland im 19. Jahrhundert

Nachdem im vorigen Kapitel die historische Entwicklung des Antisemitismus bis zum 16. Jahrhundert skizziert wurde, soll nun der Antisemitismus des 19. Jahrhunderts im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem die Epoche des Kaiserreiches, also Mitte des 19. Jh. bis zum Beginn des 1. Weltkrieges 1914. Der Antisemi- tismus, vor allem der durch diverse Parteien propagierte politische Antisemitismus wuchs bis Ende des 19. Jh. an, um dann in den Jahren vor der Mobilmachung wieder an gesellschaftli- cher und politischer Bedeutung zu verlieren. Aus diesem Grunde wird in diesem und im fol- genden Kapitel, das die antisemitischen Parteien im Kaiserreich beschreibt, vor allem die zweite Hälfte des 19. Jh. relevant für die Betrachtung sein. Vorweg stelle ich jedoch eine kur- ze Beschreibung der Voraussetzungen, die im 19 Jh. zur Entwicklung des politischen Antise- mitismus führten.

Wie im vorigen Kapitel beschrieben, wurden den Juden im Laufe der Geschichte durch ver- schiedene Verordnungen und Bestimmungen die Ausübung einer stetig ansteigenden Zahl von „ehrbaren“ Berufen untersagt. Die jüdische Oberschicht, die sich vor allem in den Bank- und Handelsberufen etablieren konnte führte weiterhin die jahrhundertlange Form der Exis- tenz als Minderheit in einer fremden Gesellschaft fort. Eine Assimilation in die deutsche Ge- sellschaft war nicht festzustellen, obwohl von Entscheidungsträgern eine Gleichstellung der Juden durch verschiedene Gesetze angestrebt wurde. Vielmehr entwickelte sich eine jüdische Gemeinschaft, die parallel zu der deutschen bestand, ohne sich zu emanzipieren oder gar von Mitgliedern der deutschen Gesellschaft als gleichwertig angesehen zu werden.12 Durch die Gleichstellungsgesetze wurde vielmehr ein Konkurrenzdruck erzeugt, da die jüdische Bevöl- kerung nun auch Berufe ausüben konnte, die ihr bisher verschlossen blieb. August Bebel hat dafür in seiner berühmten Rede „Sozialdemokratie und Antisemitismus“ einige plastische Beispiele angeführt.13

Der religiös begründete Antisemitismus dieser Jahre wurde angefächert durch den herrschen- den Kulturkampf. Die katholische Kirche, die zu dieser Zeit eine kleine Minderheit im Ver- gleich zu den Protestanten repräsentierte, sah sich auf mehreren Fronten angegriffen. Zum einen organisierte sich die protestantische Arbeiterschaft in Gewerkschaften und Parteien.

Zum anderen sah sie sich der Bedrohung gegenüber, dass „die Reichstagsmehrheit nicht nur die Position der katholischen Kirche in Frage stellte, sondern den christlichen Einfluss in der Gesellschaft grundsätzlich eindämmen wollte“. Ihre Reaktion darauf war einerseits die Politisierung in Form der späteren Mitwirkung bei der Zentrumspartei, andererseits die Stigmatisierung des Kulturkampfes als „Krieg des Judentums gegen das Christentum“14.

4.1 Industrielle Revolution und Wirtschaftskrise

Deutschland befindet sich Mitte des 19. Jahrhunderts in einer weitreichenden Umbruchspha- se. Die einsetzende Industrielle Revolution begründet den Wandel von der traditionellen in die bürgerliche Gesellschaft. Die nachhaltigste Veränderung zu dieser Zeit stellte die neue Produktionsform dar. „Sie diente nicht mehr vorwiegend dem Eigenbedarf, sondern zielte auf immer weiter expandierende Märkte, entsprechend kam es zur Massenproduktion standardi- sierter Güter“15. Die Ballung der Produktionsstätten hatte eine Landflucht bzw. Verstädterung zur Folge. Das Industrieproletariat löste das Handwerkerproletariat ab. Für die Arbeiter, die in der industriellen Produktion beschäftigt waren galten 18- Stunden Tag und Löhne am Rande des Existenzminimums. Kinderarbeit war an der Tagesordnung. „Das soziale Elend der Arbei- ter ... <war> unbeschreiblich“16. Mit Beginn der Wirtschaftskrise in den 1870er Jahren ver- schlimmerte sich die Lage der Arbeiter zusehends. Zeitgleich war das erstmalige Aufkommen eines politischen Antisemitismus zu beobachten. War die Judenfeindschaft früher religiös und später auch nach Darwins Lehre rassistisch begründet, kam nun erstmals eine politische Komponente auf. Wie im folgenden Kapitel genauer beschrieben wird, bildeten sich antisemi- tische Parteien, die das wirtschaftliche Elend voll und ganz den Juden anlasteten. Dabei ging es nicht mehr nur um bloße Abneigung gegen die Juden, es wurde eine „jüdische Verschwö- rung“17. Die negativen Entwicklungen der Wirtschaftskrise wie Massenarbeitslosigkeit, Ver- elendung und soziale Ungleichheit wurden von den antisemitischen Agitatoren auf die Juden projiziert um somit ein eindeutiges Feindbild zu schaffen. Der „moderne Antisemitismus“ wurde in den Jahren der „großen Depression“ zum „Hauptventil zur Äußerung sozialer und politischer Unzufriedenheit“18. Dass eine rassistische antijüdische Propaganda in Krisenzeiten auf einen fruchtbaren Nährboden in der Gesellschaft treffen kann zeigte sich bekanntlich knapp ein Jahrhundert später in vernichtendem Ausmaße wieder. Willms bezeichnet das jüdi-sche Volk in diesem Zusammenhang als „traditionelle Sündenböcke in Zeiten wirtschaftlicher Miseren“19.

4.2 Antisemitische Schriften

Parallel zur Verbreitung des antijüdischen Gedankenguts durch das Aufkommen der ersten antisemitischen Parteien und deren Agitatoren, allen voran Adolf Stoecker, wurden in diesen Jahren eine Reihe antisemitischer Schriften verfasst.

Im Jahr 1879 entfachte der Historiker Heinrich von Treischke mit dem judenfeindlichen Aufsatz in den „Preußischen Jahrbüchern“ den „Berliner Antisemitismusstreit“, der „nicht wenig zur Verbreitung des Antisemitismus in Akademikerkreisen beitrug“. Der Aufsatz enthielt übrigens den Satz „Die Juden sind unser Unglück“, welcher später eine zentrale Bedeutung für den nationalsozialistischen Antisemitismus erhalten sollte.20

Im selben Jahr verfasste Wilhelm Marr die Schrift „Der Sieg des Judentums über das Germa- nentum“, indem er versuchte, den Judenhass als Folge persönlicher Lebenserfahrung darzu- stellen und damit an die Emotionen der Leser appellierte. Auf Grund des reißerischen Absat- zes erlebte diese Schrift im selben Jahr noch 12 Auflagen. Erst in diesem Aufsatz tauchte der bis dahin unbekannte Begriff Antisemitismus auf, was Marr den „zweifelhaften Titel als Er- finder des Antisemitismus“ einbrachte. Der propagierte Antisemitismus war hier nicht mehr religiös motiviert, sondern „organisierte sich politisch und wurde rassistisch begründet“21. Marr gewann insofern an Bedeutung, dass er von Adolf Stoecker in seinen Reden zitiert wur- de.22

1898 lieferte Houston Steward Chamberlain einen entscheidenden Beitrag zur Verbreitung der antisemitischen Theorien durch sein Buch „Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts“. In je- nem stellte er die gesamte Weltgeschichte als einen Kampf zwischen den „minderwertigen, lasterhaften Semiten“ und den „tugendreichen Ariern“ dar. Das Werk erlebte mehrere Aufla- gen und Hitler bezeichnete sich später als einen Schüler Chamberlains.23 Chamberlain spricht unter anderem davon, dass „die jüdische Rasse versuche, die Europäer mit jüdischem Blut zuinfizieren und sie zu einer Herde pseudohebräischer Mestize zu machen, einem physisch, geistig und moralisch degenerierten Volk, das der Herrschaft der Juden keinen Widerstand mehr würde entgegensetzten können“24.

4.3 Der moderne Antisemitismus

Der Antisemitismus, der anfänglich ein Produkt der wirtschaftlichen Krise war, etablierte sich so sehr in der Gesellschaft, dass er in den Zeiten wirtschaftlicher Erfolge nicht mehr ver- schwand. Er wurde vielmehr in einem Maße allgemeingültig, dass er keiner besonderen Rechtfertigung mehr bedurfte und selbst Politiker liberaler Parteien Mitglieder in Verbänden25 waren, die keine Juden aufnahmen. Der moderne Antisemitismus richtete sich jetzt nicht mehr gegen die außerhalb der Mehrheitsgesellschaft lebenden Juden, sondern gegen das fortschrei- tende assimilierte und emanzipierte Judentum, das sich seine Rolle in der Gesellschaft er- kämpft zu haben schien. Neu war auch, dass nicht mehr die religiöse, sondern vielmehr die ethnische Abstammung ausschlaggebend waren.26 Erst durch den rassischen Antisemitismus konnten die Juden zu jener universalen, heimtückischen Bedrohung gemacht werden, die man nur noch durch einen „chirurgischen Eingriff“ beseitigen zu können glaubte.27

Folglich ist der moderne Antisemitismus „erstens- politischer Antisemitismus, er ist - zweitens- rassistischer Antisemitismus und er entwickelt sich -drittens - zu einer selbständi- gen Ideologie. Der Antisemitismus wurde zum politischen Antisemitismus einmal dadurch, dass er sich jetzt politisch organisierte, zum anderen weil er jetzt bewusst für politische Ziele eingesetzt und zu einer Ideologie mit politischen Funktionen ausgebaut wurde.“28 Die Verbreitung des politischen Antisemitismus geschah in erster Linie durch die antisemitischen Parteien und Verbände, die im folgenden Kapitel genauer betrachtet werden. Vor allem durch den Niedergang der antisemitischen Parteien Ende des 19. Jahrhunderts spielte der rassische Antisemitismus eine zunehmend wichtige Rolle, die im verheerenden nationalsozialistischen Antisemitismus seinen Höhepunkt erfahren sollte.29

4.4 Widerstand gegen den Antisemitismus im Kaiserreich

Wie reagierte zu dieser Zeit die Regierung auf die zunehmenden antisemitischen Strömungen? Gab es im Kaiserreich ohne den geschichtlichen Hintergrund des Holocaust einen „Aufschrei der Anständigen“, wie er in jüngster Vergangenheit in Zusammenhang mit den rechtsradikalen Gewalttaten von Teilen der Öffentlichkeit gefordert wird?

In der mir vorliegenden Literatur sind diesbezüglich nicht viele Quellen auszumachen. Es wird lediglich davon berichtet, dass Bismarck sich anfänglich wohlwollend gegenüber dem antijüdischen Agitator Stoecker verhält. Dies ist aber wohl weniger auf seinen Antisemitismus als vielmehr auf das gemeinsame Ziel der Bekämpfung des Sozialismus zurückzuführen. Nach der späteren Abkehr Bismarcks von Stoecker um 1880 werden sogar Überlegungen zum Verbot seiner Christlichsozialen Partei angestellt. Dies ist nicht als Protest gegen Stoeckers antijüdische Propaganda zu werten. Ausschlaggebend war vielmehr die öffentliche Kritik Stoeckers an der Regierung Bismarcks.30

Im August 1880 begannen der Gymnasiallehrer Bernhards Förster und der ehemalige preußi- sche Oberstleutnant Max Liebermann von Sonnenberg für eine im Wesentlichen auf Stoe- ckers antijüdischen Argumentationen aufbauenden Petition, Unterschriften zu sammeln. Als deren Text an Honoratioren im ganzen Land verschickt und in einigen Zeitungen veröffent- licht wurde, “protestierten nicht nur eine Reihe liberaler Gelehrter, an ihrer Spitze Althistori- ker Theodor Mommsen , sondern gleichzeitig brachte die Fortschrittspartei im preußischen Abgeordnetenhaus ... <eine> Interpellation“ in das Parlament ein. Eine darauf folgende zwei- tägige Debatte offenbarte jedoch, dass „die Mehrheit der Abgeordneten zu einer entschiede- nen Verurteilung des Antisemitismus nicht bereit war“.31 Folgenlos blieb auch ein Aufruf des politisch engagierten Mediziners Rudolf Virchow während dieser Debatte an die Regierung. Virchow klagte an, dass „in dem Augenblick, wo die Presse oder eine Person gegen eine Kon- fession, Nationalität oder Kreise des Landes hetze, es das gesetzliche Recht und die Pflicht der Regierung sei, dergleichen Agitationen entweder zu verhindern oder mit der Wucht des Strafgesetzes zu treffen“32.

Einzelne Versuche, dem aufkeimenden Antisemitismus entgegenzuwirken blieben also fol- genlos. Der deutschen Gesellschaft im Kaiserreich fehlten die Kräfte um das plötzlich ent- standene antisemitische Potenzial wieder abzubauen- im Gegenteil: „Die Vorurteile konnten sich verfestigen und wurden in zunehmendem Maße durch andere Positionen imperialisti- scher, nationalistischer, militaristischer und sozialdarwinistischer Art weiter abgestützt und verstärkt.“33

5 Antisemitische Parteien und Verbände im Kaiserreich

Seit 1879 hatten sich in Deutschland verschiedene antisemitische Gruppen und Gruppierungen herausgebildet, die sich im Laufe der folgenden Jahre als Parteien manifestierten. Die wichtigsten Parteien werden im Folgenden kurz beschrieben. Die nachfolgend wiedergegebenen Fakten sind, sofern sie nicht besonders gekennzeichnet sind aus Frickes Handbuch über „Die bürgerlichen Parteien in Deutschland“34 übernommen.

5.1 Die Christlichsoziale Arbeiterpartei

Die wichtigste antisemitische Partei im Kaiserreich war zweifelsohne die von dem evangeli- schen Hofprediger Adolf Stoecker gegründete Christlichsoziale Partei. Die CSP war eine von Stoecker wesentlich geprägte Partei, die „neben kirchenpolitischen Zielen zunächst den Kampf gegen die sozialistische Arbeiterbewegung“ zum Ziel hatte. “Mit antisemitischen, an- tiliberalen und antisozialistischen Losungen sowie antikapitalistischen Phrasen suchten sie dann Arbeiter und Kleinbürger für sich zu gewinnen.“35 Stoecker verfolgte dadurch das Ziel, die protestantische Kirche mit Hilfe dieser Partei politisch wirksam zu machen, um der an- wachsenden sozialdemokratischen Bewegung mit einer christlichsozialen entgegenzuwirken.

Gemeinsam mit Emil Grüneberg wollte Stoecker am 3. Januar 1978 im Berliner Eiskeller seine Partei gründen, was jedoch in einer bitteren persönlichen Niederlage für ihn endete. Mit nur 17 Gegenstimmen verabschiedeten die knapp 1000 Anwesenden eine Resolution für die Sozialdemokratie, stimmten Hochrufe auf diese an und sangen die Arbeitermarseillaise.

Nach diesem Erlebnis gründete Stoecker wenige Tage später in einem kleinen Kreis von An- hängern unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Christlichsoziale Arbeiterpartei (CSAP). In den Grundsätzen der Partei tritt der christliche Glaube, die Liebe zu König und Vaterland, der Kampf gegen die gegenwärtige Sozialdemokratie und die Verringerung sozialer Ungleichheit in den Vordergrund. Es sollten in erster Linie Arbeiter, ferner protestantische Handwerker und kleinere Kaufleute angesprochen werden. Antisemitische Inhalte sind im Programm der Christlichsozialen Arbeiterpartei noch nicht auszumachen. Schon das Ergebnis der Reichstagswahlen vom 30. Juli 1878 endete für Stoecker und seine Partei mit einer vernich-tenden Niederlage. Die CSAP erhielt „in Berlin 1422 und insgesamt 2310 Stimmen“36. Stoecker gelang es weder das Vertrauen der Arbeiter noch das Wohlwollen der Regierenden zu gewinnen. Auch einige Vertreter der evangelischen Kirche distanzierten sich öffentlich von Stoeckers Partei und Ideologie. Im Frühjahr 1878 gab es Bestrebungen, die CSAP mit Hilfe des Sozialistengesetztes zu verbieten.

5.2 Die Christlichsoziale Partei

Die Christlichsozialen zogen am 3. Januar 1881 die Konsequenzen aus dem Fiasko ihres Kampfes gegen die Sozialdemokratie. Eine Bezirksversammlung beschloss, das Wort Arbei- ter aus dem Namen der Partei zu streichen und sie in Christlichsoziale Partei (CSP) umzube- nennen. Die politische Ausrichtung der Partei wurde grundsätzlich geändert. Stoecker erkann- te in diesem Zusammenhang die mobilisierende Wirkung einer propagandistischen Nutzung antisemitischer Agitationen.

Bei den Reichstagswahlen spielte die neugegründete CSP weiterhin eine unbedeutende Rolle und muss somit als Splitterpartei angesehen werden. Das politische Geschehen unter Reichs- kanzler Bismarck wurde bis dato durch ein annäherndes „Fünfparteiensystem“37 aus Sozialis- ten (Sozialdemokraten), Links- und Rechtsliberalen (Nationalliberale), politischem Katholi- zismus (Zentrum) und Konservativen. Die Misserfolge der CSAP hatten bereits zuvor dazu geführt, dass sie sich immer stärker bemühten, kleinbürgerliche Elemente zu gewinnen, wel- che die CSP jetzt vor allem mit antisemitischen Agitationen anzulocken versuchte. Je aus- sichtsloser der Antisozialismus nach den Wahlerfolgen der Sozialdemokraten wurde, desto mehr wuchs der Antisemitismus, deutlich sichtbar geworden durch die Rede Stoeckers bei der Parteiversammlung am 19. September 1879: „Unsere Forderungen an das moderne Juden- tum“.

In dieser Hetzrede wird ein durch die Biografie Stoeckers geprägter christlicher Antisemitis- mus deutlich, der sich anfangs größtenteils auf die „irreligiöse Macht“38 der Juden bezieht, wobei er sich historischer Argumentationen bedient, die bereits im Kapitel über die Vorge- schichte des Antisemitismus angesprochen wurden. Auf diese Argumente aufbauend behaup- tet er: „In der Tat erscheint mir das moderne Judentum als eine große Gefahr für das deutsche

Volksleben“39. Stoecker bezieht sich weiterhin auf die Broschüre „Der Sieg des Judentums über das Germanentum“, in der W. Marr ruft: „Wählt keine Juden“40 und malt ein Szenario der Weltverschwörung des Judentums, die bereits heute große Teile der Presse beherrschen, was als großer Schritt auf dem Weg zur Weltherrschaft gedeutet wird.

Interessant ist hier Stoeckers Wortwahl. Im Zusammenhang mit der Warnung vor dem Unter- gang der Herrlichkeit Deutschlands in den Juden spricht er von „Entdeutschung“, „Entch- ristlichung“ und „Verjudung“41. In seiner Rede zeichnet er deutlich ein Bild der Juden als weltbeherrschende, arbeitsscheue Parasiten, die sich als erstes Ziel die Unterdrückung christ- lichen Glaubens gesetzt haben, was als „Krebsschaden an welchem das deutsche Volk leidet, bezeichnet wird. Abschließend fordert Stoecker, dem „jüdischen Kapital den Zaum anzule- gen“, Feststellung des „Missverhältnisses zwischen jüdischem Vermögen und christlicher Arbeit“, „Anstellung jüdischer Richter auf die Verhältniszahl der Bevölkerung“ “42.

Obschon Stoecker für sich und seine Partei in Anspruch nahm, die Judenfrage aus dem litera- rischen Gebiet ... in die politische Praxis eingeführt zu haben spielte in seinem Antisemitis- mus der Rassismus keine Rolle. Dieses neue Auftreten der CSP schaffte eine Annäherung zu der Deutschkonservativen Partei, der sich die CSP 1881 formal anschloss. Im selben Jahr gründete sich der Kyffhäuserverband der Vereine Deutscher Studenten, in welchem sich Stoecker stark engagierte. Bis 1884/85 erfuhr die Partei einen relativ großen Aufschwung, infolgedessen Stoecker als Vertreter der Deutschkonservativen als Abgeordneter im Reichstag saß. Durch die Gründung der Berliner Bewegung, die, durch Förderer aus der Regierung un- terstützt, größere antisemitische Versammlungen organisierte, konnte der Wählerstimmenan- teil in Berlin bedeutend gesteigert werden. Bereits 1886/87 sank die Bedeutung der CSP im Zusammenhang mit Differenzen zwischen den Deutschkonservativen und Bismarck immer mehr. Die Gründung des Bundes der Landwirte, der vermehrt antisemitische Positionen be- setzte, schwächte die Position Stoeckers in der Partei zusätzlich. In den politischen Ereignis- sen spielte von nun an weder Stoecker noch die CSP eine erwähnenswerte Rolle.

5.3 Die Deutschkonservative Partei (Die Konservativen)

Die Deutschkonservative Partei spielt in der Betrachtung der antisemitischen Parteien im Kai- serreich nur eine untergeordnete Rolle. Erwähnenswert ist die im vorigen Kapitel geschilderte Tatsache, dass sich Stoeckers Christlichsoziale Partei der Deutschkonservativen Partei an- schloss und somit antijüdische Inhalte in das Parteiprogramm transportiert wurden. Aus einem innerparteilichen Machtkampf des christlichsozialen mit dem agrarischen Flügel folgte 1890 ein parteipolitischer Schwenk in die antisemitische Richtung. Parteiführer Helldorff-Breda bediente sich der Agitationen des an Einfluss verlierenden Stoeckers und forderte „ein christ- liches Volk ... christliche Volksschulen ... <den> Kampf gegen den zersetzenden jüdischen Einfluss auf unser Volksleben“43. Als neue Wählerschaft sollten städtische Handwerker und königstreue Arbeiter angesprochen werden. Durch die Mitwirkung bei der Verabschiedung des Tivoli- Programms wurde voll auf die Mittelstandspolitik gesetzt „und das hieß auch An- tisemitismus, der jetzt erstmalig programmatisch in der Parteisatzung verankert war“44.

5.4 Die Deutschsoziale Partei

Der Versuch der Gründung einer großen antisemitischen Partei auf dem „Ersten internationa- len antijüdischen Kongress“ 1882 in Dresden scheiterte schon im Ansatz an der Uneinigkeit der Akteure45. Aus diesem Vorhaben ging jedoch die Deutschsoziale Partei (DSP) hervor. Ihre Gründerväter waren Max Liebermann von Sonnenberg, Theodor Fritsch und Paul Förs- ter.

Obwohl die DSP auf Grund ihrer geringen Wählerschaft als Splitterpartei anzusehen war, erregten ihre Wahlerfolge im Jahr 1893 Aufsehen. Im Jahre 1898 erhielt die Partei bei den Reichstagswahlen 284.000 Stimmen, was jedoch prozentual einen verschwindend geringen Anteil bedeutete.

Im Gegensatz zu den CSP oder der Deutschkonservativen Partei wurde bewusst mit antijüdi- schen Agitationen gearbeitet, die in der Forderung der „Vernichtung des Judenvolkes“46 gip- felten. Die Verantwortung aller sozialen Missstände wurde den Juden als „Träger des kapita- listischen System mit übermäßigem öffentlichem Einfluss“ aufgebürdet. Daraus ergebe sich die „Notwendigkeit der Befreiung des deutschen Volkes von einer ihm fremden Rasse“. Ver- breitet wurden die Agitationen in starkem Masse durch den neugegründeten Bund der Land- wirte (BdL).47

Am 07.10.1894 vereinigte sich die DSP mit der kleineren Deutschen Reformpartei in Eisenach zur Deutschsozialen Reformpartei (DSRP). Die politischen Gegensätze waren jedoch so groß, dass die Mitglieder der neugegründeten Partei sich zunächst auf kein gemeinsames Programm einigen konnten. Es folgte eine baldige Aufsplitterung in kleinere Parteien, die in dieser Auflistung zu vernachlässigen sind.

5.5 Der Bund der Landwirte

Der Bund der Landwirte setzte sich mit seiner völkisch-rassistischen Verbandspolitik für die Interessen der Landwirte als Gegengewicht zu den mächtiger werdenden Gewerkschaften und Industrieverbänden ein. Für die Mitglieder des BDL galt „der Agrarier als eigentlicher Vertreter der germanischen Rasse“. Werte wie die „deutsche Art, deutsche Ehre und deutsches Bauerntum“ wurden propagiert. Sie setzten sich „gegen eine Neuverteilung der Mächte im Deutschen Reich“48 ein. Im Verband wurden nur christliche Landwirte aufgenommen. Der Verband fungierte unter anderem als Sprachrohr für die Deutschsoziale Partei, die durch ihn Appelle an judenfeindliche Vorurteile verbreitete.

Der Bund der Landwirte galt zeitweise als der mitgliedsstärkste Verband nach den freien Gewerkschaften. Im Jahr 1893 zählte er 153.000 Mitglieder, 1900 waren dies bereits 206.000, bis 1913/14 mit 328.000 Mitgliedern ein Höchststand erreicht wurde.49

6 Fazit

Antisemitische Strömungen gibt es in der Gesellschaft seit der Entstehung des Christentums. In der hier behandelten Epoche waren die Strömungen noch nicht gesellschaftsprägend, aber auch nicht unbedeutend. Sie bereiteten den Nährboden für den nationalsozialistischen Antisemitismus und damit für den Holocaust. Die Entwicklung im Kaiserreich festigte die Passivität der Gesellschaft gegenüber dem Schicksal ihrer jüdischen Mitbürger.

Mit Blick auf die damaligen antisemitischen Parteien ist zusammenfassend zu bemerken, dass es ihnen trotz kleinerer Wahlerfolge zu keinem Zeitpunkt gelang, eines ihrer Ziele zu erreichen oder irgendeine ihrer Forderungen parlamentarisch durchzusetzen. Durch ihre Uneinigkeit schafften es die Antisemiten nie, eine Massenbewegung zu werden.

Ihr geringer politischer Einfluss sollte aber nicht auf die Auswirkung auf den folgenden Antisemitismus hinwegtäuschen. Durch das Öffentlichmachen des Antisemitismus wurde das Thema salon- bzw. gesellschaftsfähig. Zu keiner Zeit formierte sich ein nennenswerter Widerstand gegen die antijüdischen Agitationen. Es wurde geschafft, den Antisemitismus in das Bewusstsein weiter Teile der Bevölkerung zu rücken. Die gezeichneten antijüdischen Stereotypen und Stigmatisierungen wurden von vielen aufgenommen und fanden sich in der nationalsozialistischen Propaganda der NSDAP wieder. Der Antisemitismus und die Judenvernichtung im Dritten Reich ist also keineswegs dem wirren Kopf Hitlers entsprungen, sondern war schon gut 50 Jahre zuvor vorgezeichnet und vorgedacht.

Deutlich wurde durch die vorigen Schilderungen auch, dass der Antisemitismus in einer Zeit tiefgreifender wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Krise entstanden ist. Die Wiederholung der Geschichte zeigt auf, dass in solchen Zeiten die Suche nach einem Sündenbock nahe liegt. Die Rolle des Sündenbocks wurde auf historischem Hintergrund den Juden zugeschoben. In diesem Zusammenhang wäre es interessant, einen Vergleich anzustellen, der die Sündenbock- rolle in Krisenzeiten der jüngsten Vergangenheit untersucht. So scheint es aufzufallen, dass beispielsweise der Ruf nach einem Einwanderungsstopp besonders in Zeiten hoher Arbeitslo- sigkeit laut wird. Die Frage, die sich mir hier stellt, aber leider im Rahmen dieser Arbeit nicht geklärt werden kann, lautet: Wie wird unsere Gesellschaft, die sich doch durch die Aufarbei- tung der eigenen Geschichte immun gegen eine Wiederholung der Ereignisse des 3. Reichs fühlt, in Zeiten wirklich tiefgreifender Krisen mit Schuldzuweisungen umgehen?

7 Zeittafel

Überblick über die wichtigsten Ereignisse in Deutschland im Zusammenhang mit dem Thema Antisemitismus in den Jahren 1850 - 191450.

um 1850 Beginn der industriellen Revolution

24.09.1862 Berufung Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten

1867 Gründung des Norddeutschen Bundes

19.07.1870 - Deutsch- Französischer Krieg

10.05.1871

18.01.1871 Kaiserproklamation im Versailler Spiegelsaal

03.01.1871 Wahl zum ersten Reichstag

1871 Reichsgesetz zur Gleichstellung der Juden

1873 Beginnende Wirtschaftkrise

Wilhelm Marr veröffentlicht seine Schmähschrift „Der Sieg des Juden-

tums über das Germanentum“ und verwendet erstmalig den Begriff An-

tisemitismus51

1878 Adolf Stoecker gründet die Christlichsoziale Arbeiterpartei

11.05.1878 Erstes Kaiserattentat

11.06.1878 Auflösung des dritten Reichstages

14.07.1880 Erstes Milderungsgesetz zum Abbau des deutschen Kulturkampfes

10.09.1882 „Erster internationaler antijüdischer Kongress“ in Dresden

09.03.1888 Tod Wilhelm I, Thronfolger Friedrich III

15.06.1888 Tod Friedrich III, Thronfolger Wilhelm II

Mai 1889 Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet als erster großer Arbeiteraufstand

20.03.1890 Entlassung Bismarcks als Reichskanzler und preußischer Ministerpräsi-

dent, Nachfolger General Leo von Caprivi

1898 Verbreitung antisemitischer Theorien durch die Veröffentlichung des

Buches „Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts“ von Houston Steward Chamberlain52

8 Literatur

Benz, Wolfgang: Antisemitismus in Deutschland: Zur Aktualität eines Vorurteils. München 1995. Benz, Wolfgang: Vorurteile und Völkermord. Entwicklungslinien des Antisemitismus. Bonn 1997. Blaschke, Olaf: Katholizismus und Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich. Göttingen 1997. Bosch, Michael (Hrsg.): Antisemitismus, Nationalsozialismus und Neonazismus. Düsseldorf 1979. Brakelmann, Günter/Rosowski, Martin (Hrsg.): Antisemitismus. Göttingen 1989.

Deutscher Bundestag (Hrsg.): Fragen an die deutsche Geschichte. Wege zur parlamentarischen Demokratie. Bonn 1996.

Deutscher Taschenbuch Verlag (Hrsg.): Lexikon in 20 Bänden. München 1999.

Ehrlich, Ernst Ludwig: Luther und die Juden. In: Strauss, Herbert A./Kampe, Norbert (Hrsg.): Antisemitismus. Von der Judenfeindschaft zum Holocaust. Frankfurt am Main/New York 1985.

Fricke, Dieter (Hrsg.): Die bürgerlichen Parteien in Deutschland. Band I. Leipzig 1968.

Heuer, Renate: Antisemitismus - Zionismus - Antizionismus 1850 - 1940. Frankfurt am Main 1997.

Hertz-Eichenrode, Dieter: Deutsche Geschichte 1890 - 1918. Das Kaiserreich in der wilhelminischen Zeit. Stuttgart 1996.

Hildebrand, Klaus: Deutsche Außenpolitik 1871 - 1918. München 1989.

Kiessel, Doron: Der Aufklärung zum Trotz: Antisemitismus und politische Kultur in Deutschland. Frankfurt am Main 1998.

Loth, Wilfried: Das Kaiserreich. Obrigkeitsstaat und politische Mobilisierung. München 1997, 2. Auflage. Massing, Paul W.: Vorgeschichte des politischen Antisemitismus. Frankfurt am Main 1986.

Mohrmann, Walter: Antisemitismus, Ideologie und Geschichte im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Berlin 1972.

Poliakov, Léon: Geschichte des Antisemitismus. Band VII; Zwischen Assimilation und „Jüdischer Weltver- schwörung“. Frankfurt am Main 1988.

Ritter, Gerhard A.: Die deutschen Parteien 1830 - 1914. Parteien und Gesellschaft im konstitutionellen Regie- rungssystem. Göttingen 1985.

Schoeps, Julius H.: Antisemitismus: Vorurteile und Mythen. München 1995. Sidler, Nikolaus: Zur Entstehung der modernen Gesellschaft. Freiburg 1997. Simmel, Ernst: Antisemitismus. Frankfurt am Main 1993. Stegmann, Dirk: Die Erben Bismarcks. Köln/Berlin 1970.

Strauss, Herbert A./Kampe, Norbert: Antisemitismus. Von der Judenfeindschaft zum Holocaust. Frankfurt am Main/New York 1985.

Wende, Peter (Hrsg.): Politische Reden II 1869 - 1914. Frankfurt am Main 1990.

Willms, Johannes: Nationalismus ohne Nation. Deutsche Geschichte von 1789 bis 1914. Düsseldorf 1983.

[...]


1 Vgl.: Deutscher Taschenbuchverlag1999, S. 220

2 Angesprochen sei in diesem Zusammenhang nur der Umbruch von der traditionellen über die bürgerliche in die moderne Gesellschaft.

3 Bosch 1979, S. 25

4 Ebd., S. 27

5 Vgl.: Brakelmann/Rosowski 1989, S. 9 - 26

6 Vgl.: Poliakov 1988

7 Vgl.: Bosch 1979, S. 27

8 Schoeps/Schlör 1995, S. 22

9 Strauss1985, S. 17f

10 Bosch 1979, S. 29

11 Vgl. auch Ehrlich 1985, S.47 - 65

12 Vgl.: Strauss 1997, S. 31 ff

13 Vgl. Bosch 1979, S. 32

14 Strauss 1985, S. 103

15 Sidler 1997, S. 10

16 Deutscher Bundestag 1996, S. 145

17 Vgl.: Strauss 1985, S. 10

18 Bosch 1979, S. 33

19 Willms 1983, S. 73

20 Vgl.: Bosch 1979, S. 33

21 Strauss 1985, S. 94

22 Vgl. Wende 1990, S. 216

23 Vgl.: Mohrmann 1972, S. 58

24 Bosch 1979, S. 37

25 Vgl. hierzu auch das Kapitel über den verbandlichen Antisemitismus im Bund der Landwirte

26 Vgl.: Strauss 1985, S. 95ff

27 Vgl.: Bosch 1979

28 Bosch 1985, S. 33

29 Vgl.: Strauss 1985, S. 96f

30 Vgl.: Fricke 1968, S. 246 ff

31 Wende 1990, S. 793

32 Ebd.: S. 234

33 Strauss 1985, S. 96

34 Fricke 1968

35 Ebd., S. 245

36 Fricke 1968, S. 246

37 Ritter 1985, S. 6

38 Wende 1990, S. 225

39 Wende 1990, S. 218

40 Ebd., S. 216

41 Vgl.: Wende 1990, S. 228 f

42 Wende 1990, S. 232

43 Hertz-Eichenrode 1996, S. 30

44 Stegmann 1985, S. 20

45 Vgl.: Wende 1990, S. 37

46 Hertz-Eichenrode 1996, S. 33

47 Vgl.: ebd., S. 32 ff

48 Stegmann 1970, S. 38

49 Vgl.: Hertz-Eichenrode 1996, S. 56

50 Vlg. : Loth 1997, S. 227 ff oder Deutscher Bundestag (Hrsg.) 1996, S.479 - 498

51 Mohrmann 1972, S. 34 f

52 Mohrmann 1972, S. 58

Excerpt out of 20 pages

Details

Title
Antisemitismus im Kaiserreich
College
University of Education Freiburg im Breisgau
Author
Year
2001
Pages
20
Catalog Number
V105352
ISBN (eBook)
9783640036462
File size
468 KB
Language
German
Keywords
Antisemitismus, Kaiserreich
Quote paper
Chris Keim (Author), 2001, Antisemitismus im Kaiserreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105352

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