Ein junger Mann aus den Neuen Bundesländern hatte vor der Wende in der ehemaligen DDR keine einzige Berührung mit dem Christentum. Nach der Wende lernt er den christlichen Glauben kennen und wird Christ. Er glaubt die Vergebung der Sünden „sola fide“ und „sola gratia“. Von einer christlichen Gemeinde wird ihm nun angetragen, sich taufen zu lassen. Aufgrund seiner Biographie ist ihm dieser Brauch jedoch fremd und er fragt sich, wozu das nötig sei. „Genügt es denn etwa doch nicht, wenn ich einfach ,nur‘ glaube? In Röm. 3,28 heißt es doch, daß man allein durch den Glauben gerecht wird! Wozu dieses Ritual der Taufe? Werden mir meine Sünden etwa nur dann vergeben, wenn ich getauft bin?“
Hinter diesem Problemfall steckt die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Vergebung der Sünden und der Taufe: Braucht es die Taufe, um Vergebung der Sünden zu erlangen oder „gibt es“ Vergebung der Sünden auch für ungetaufte Gläubige? Letztendlich führt das zu der Frage: Ist die Taufe heilsnotwendig?
In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, inwiefern Sündenvergebung und Taufe in Zusammenhang stehen. Dabei wird die Taufe im Vordergrund der Überlegungen stehen, allerdings stets im Hinblick auf ihren Zusammenhang mit der Sündenvergebung. Andere Aspekte der Taufe (Eingliederung in den Leib Christi, Verleihung des Heiligen Geistes) werden darum außen vor gelassen, was jedoch nicht bedeutet, daß die Taufe hier auf den Aspekt der Sündenvergebung reduziert werden soll. Außerdem soll auf die Debatte um Säuglings- oder Erwachsenentaufe nicht eingegangen werden. Die Frage nach dem Zusammenhang der Taufe mit der Sündenvergebung läßt sich davon unabhängig beantworten, da dieser Zusammenhang vom Taufalter abgesehen für jeden Menschen gleich relevant ist.
Es geht also um die Taufe in soteriologischer Perspektive.
Als erkenntnisleitende Frage ist deshalb zu formulieren: Wozu braucht es im Hinblick auf die Sündenvergebung die Taufe?
Inhaltsverzeichnis
- Problembestimmung
- Genügt der Glaube etwa doch nicht?
- Begriffsbestimmungen
- Problembearbeitung
- Was sagt die Schrift?
- Apg. 2,38
- Apg. 22,16
- 1.Kor. 6,11
- Hebr. 10,22
- 1.Petr. 3,21
- Mk. 16,16
- Röm. 6,3f
- Zusammenfassung
- Was sagt die Tradition?
- Alte Kirche
- Augustin
- Scholastische Theologie
- Martin LUTHER
- SCHLEIERMACHER
- Karl BARTH
- Zusammenfassung
- Das gegenwärtige Verständnis der Taufe
- Zusammenschau der Ergebnisse und dogmatische Begründung des Zusammenhangs von Sündenvergebung und Taufe
- Abschließende Stellungnahme
- Dogmatischer Ertrag
- Praktischer Nutzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Sündenvergebung und Taufe. Der Fokus liegt auf der Taufe und ihrer Beziehung zur Vergebung der Sünden, wobei andere Aspekte der Taufe, wie die Eingliederung in den Leib Christi oder die Verleihung des Heiligen Geistes, außen vor bleiben. Die Debatte um Säuglings- oder Erwachsenentaufe wird ebenfalls nicht behandelt. Die erkenntnisleitende Frage ist: Wozu braucht es im Hinblick auf die Sündenvergebung die Taufe?
- Die Bedeutung der Vergebung der Sünden als Kern der Rechtfertigungslehre
- Die Rolle der Taufe als Sakrament im Protestantismus
- Die Verbindung der Taufe mit der Umkehr und der Reinigung von Sünden
- Die Interpretation verschiedener Bibelstellen, die Taufe und Sündenvergebung in Beziehung setzen
- Der historische Wandel des Verständnisses von Taufe und Sündenvergebung in der christlichen Tradition
Zusammenfassung der Kapitel
- Problembestimmung: Die Arbeit stellt die Frage nach der Notwendigkeit der Taufe für die Vergebung der Sünden anhand eines Beispiels eines neu zum christlichen Glauben konvertierten Mannes.
- Genügt der Glaube etwa doch nicht?: Die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Taufe wird im Kontext des sola fide-Prinzips und des konkreten Falls des jungen Mannes aus den neuen Bundesländern beleuchtet.
- Begriffsbestimmungen: Die Arbeit definiert wichtige Begriffe wie "Vergebung der Sünden", "Taufe", "Sakrament", "Erbsünde" und setzt diese in den Kontext des protestantischen Glaubens.
- Was sagt die Schrift?: Anhand von ausgewählten Bibelstellen (Apg. 2,38; 22,16; 1.Kor. 6,11; Hebr. 10,22; 1.Petr. 3,21; Mk. 16,16; Röm. 6,3f) wird die Verbindung von Taufe und Sündenvergebung in der Heiligen Schrift untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen theologischen Begriffen wie Sündenvergebung, Taufe, Sakrament, Erbsünde und Rechtfertigung im Kontext des protestantischen Glaubens. Die Untersuchung der relevanten Bibelstellen und die Analyse der historischen Entwicklung des Verständnisses von Taufe und Sündenvergebung in der christlichen Tradition stehen im Fokus. Die Arbeit analysiert auch die Bedeutung von Umkehr und Reinigung im Zusammenhang mit der Taufe und thematisiert die Frage nach der Heilsnotwendigkeit der Taufe.
- Quote paper
- Mario Ertel (Author), 2001, Der Zusammenhang zwischen Taufe und Sündenvergebeung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10537