Lessing, G. E. - Nathan der Weise - Die Aufklärung


Presentation / Essay (Pre-University), 2000

5 Pages, Grade: 2


Excerpt


Die Aufklärung und Gotthold Ephraim Lessing

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gliederung:

- Die Aufklärung

- Gotthold Ephraim Lessing

mit Bezug auf „Nathan der Weise“

Die Aufklärungist die vorherrschende geistige Bewegung der europäischen Intelligenz im 18. Jahrhundert. Ihr Kennzeichen ist das Vertrauen in die Vernunft als entscheidende Quelle aller Erkenntnis, als Richtschnur menschlichen Handelns und als Maßstab aller Werte. Im vernünftigen Denken und in einem durch die Vernunft bestimmten Handeln sahen die Aufklärer die Garantie für ein ständiges Fortschreiten der Menschheit in der Beherrschung der Naturkräfte ebenso wie in der Herbeiführung einer gerechten sozialen Ordnung. Der sozial geschichtliche Hintergrund der Aufklärung ist der wirtschaftliche und soziale Aufstieg des Bürgertums, dessen Emanzipationsbestrebung von der Aufklärung wiederum wichtige Impulse enthielten. Die Aufklärung war die geistige Wegbereiterin der Französischen Revolution. Die ideengeschichtlichen Wurzeln der Aufklärung liegen im Humanismus, in der Reformation und in den rationalistischen philosophischen Systemen des 16. und 17. Jahrhunderts.

Die Aufklärung war eine gesamteuropäische Erscheinung, die bis nach Nordamerika griff. Sie erfuhr ihre erste Ausprägung in den Niederlanden und England, wo Philosophen und Staatsrechtslehrer wie H. Grotius, T. Hobbes und J. Locke die Idee des dem Menschen eingeborenen Naturrechts, der natürlichen Religion, des Gesellschaftsvertrags und der angeborenen Menschenrechte entwickelten. Sie stellten damit die Position des Königtums „von Gottes Gnaden“ ebenso in Frage wie den Anspruch der Kirche, höchste Entscheidungsinstanz in Fragen der Moral, im Bereich der Wissenschaft, der Literatur, der Kunst und des Erziehungswesens zu sein. Die Aufklärung entfaltete ihre größte intellektuelle, gesellschaftliche und politische Wirksamkeit in Frankreich, welches zum klassischen Land der Aufklärung wurde. Wohlverstandene persönliche Interessen und nicht göttliche Gebote waren die Grundlage aller Moral. Statt reglementierend in das Wirtschaftsleben einzugreifen und die Luxusindustrie und den Außenhandel zu fördern, sollte der Staat sich in ihrer „natürlichen Ordnung“ entfalten lassen und die Landwirtschaft als die eigentliche Quelle des nationalen Reichtums wieder anerkennen. Die französische Aufklärung machte Volkswirtschaftslehre, Statistik, Soziologie und empirische Psychologie zu Wissenschaften. Ihre Prinzipien und Ideen wurden zusammengefaßt und verarbeitet durch die „Encyclopédie ou Dictionaire raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers“ (Enzyklopädie der Wissenschaften, der Künste und Gewerbe). Die staats- und bürgerrechtlichen Vorstellungen der französischen Aufklärung und ihre Forderung nach den Menschenrechten: religiöse Freiheit, Recht auf Leben, auf Freiheit der Person und auf Erfüllung des Glücksstrebens, hatten über Frankreich hinaus zunächst großen Einfluß auf die Führer der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung.

Der Philosoph Immanuel Kant antwortet auf die Frage „Was ist Aufklärung?“ :

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit; Unmündigkeit ist das Unvermögen sich seines Verstandes ohne Leitung eines andern zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache der selben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung des Mutes liegt sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ Im politisch zersplitterten Deutschland, dessen Bürgertum vergleichsweise schwach entwickelt war, machte sich der Einfluß der Aufklärung ab Mitte des 18. Jahrhunderts vor allem in der Philosophie und in der Literatur bemerkbar. Von besonderer Bedeutung für die Vorbereitung und Durchsetzung der Aufklärung in der deutschen Philosophie war C. Wolff, denn er leitete die Lösung der Philosophie und der Sittenlehre von der Theologie ein und entwickelte in seiner Staatslehre den Typus des aufgeklärten Despotismus*.

Auch der Sturm und Drang wird in Teilaspekten noch zur Aufklärung gerechnet. Ihren Höhepunkt erreichte die deutsche Aufklärung in der Literatur mit C. M. Wieland, F. G. Klopstock und G. E. Lessing.

Gotthold Ephraim Lessing, Dichter und Kritiker, wurde am 22.01.1729 in Kamenz (Sachsen) geboren und starb am 15.02.1781 in Braunschweig. Er war Sohn eines Pfarrers und besuchte die Fürstenschule in Meißen. Außerdem studierte er in Leipzig, wo die Theater- truppe der Neuberin 1784 sein Lustspiel „Der junge Gelehrte“ erfolgreich aufführte. Später arbeitete er in Berlin für die „Vossische Zeitung“ als Journalist. 1751 erwarb Lessing die Magisterwürde in Wittenberg. Von 1760 bis 1765 war er Privatsekretär des Gouverneurs von Schlesien, Graf Tauentzien in Breslau. 1767 bis 1770 lebte er in Hamburg, wo aus seiner kritischen Mitarbeit für das neue, aber kurzlebige

Nationaltheater die „Hamburgische Dramaturgie“ (1767-1769) hervorging.

Schließlich wurde Lessing herzoglicher Bibliothekar in Wolfenbüttel, wo er 1776 Eva König heiratete. 1778 starb seine Frau bei der Geburt seines Kindes. Lessing war Vollender und Überwinder der deutschen Aufklärung; mit den Mitteln der Vernunft und einer kampfkräftigen Sprache erstrebte er die Läuterung der christlichen Glaubenswelt und eine sittlich humane „Erziehung des Menschengeschlechts“ (1780), was ihn in schwere Fehden mit der theologischen Orthodoxie brachte. Seine eigene Dichtung besteht vorwiegend aus Dramen: 1755 brachte er das bürgerliche Trauerspiel „Miß Sara Sampson“ von England nach Deutschland, 1758 schrieb er unter den Einfluß von Sophokles der heroisch-patriotischen Einakter

„Philotas“ und schließlich folgten seine drei Meisterdramen: 1776 „Minna von Barnhelm“, 1772 „Emilia Galotti“ und 1779 „Nathan der Weise“. „Einen Sohn seines eintretenden Alters, den die Polemik* habe entbinden helfen“ - so nennt Lessing selbst sein letztes Drama „Nathan der Weise“.

Es entsprang aus den theologischen Kämpfen, die Lessing gegen die seichte Aufklärung begonnen hatte. Wesentlich sind Haltung und Tat und eine Humanität, die sich auf vernünftige Einsicht stützt. Als bürgerlicher Aufklärer stand Lessing der lutherischen Orthodoxie sicherlich schroff gegenüber.

In einer schlaflosen Nacht hatte Lessing einen „närrischen Einfall“. Er möchte versuchen, ob man ihn „auf seiner alten Kanzel, auf dem Theater, wenigstens noch ungestört will predigen lassen“. So steigt der Gedanke des Nathan in ihm auf. „Es wird nichts weniger als ein satirisches Stück, um den Kampfplatz mit Hohngelächter zu verlassen. Es wird ein so rührendes Stück, als ich nur immer gemacht habe“, schreibt er an seinen Bruder. Er will damit „dem Feinde auf einer anderen Seite in die Flanke fallen“, aber er sagt auch: „Mein Stück hat mit unseren jetzigen Schwarzröcken nichts zu tun ... Die Theologen aller geoffenbarten Religionen werden freilich darauf schimpfen, aber dawider sich öffentlich zu erklären, werden sie wohl bleiben lassen.“ Man sieht daraus, wie wenig Lessing daran dachte, in seinem Drama eine Satire auf die lutherische Orthodoxie zu schreiben.

Ich möchte nun kurz den Inhalt zusammenfassen.

Die wichtigsten Personen in Lessings Werk sind der Sultan Saladin, Sittah (seine Schwester), Nathan (ein reicher Jude), Recha (dessen angenommene Tochter), Daja (eine Christin und Gesellschafterin der Recha), ein junger Tempelherr, ein Derwisch, der Patriarch von Jerusalem, ein Klosterbruder u. a.

Recha ist im Haus des reichen und edlen Juden Nathan aufgewachsen. Sie ahnt nicht, dass sie nicht seine Tochter, sondern eine Christin ist, die Nathan nach Verlust seiner sieben von den Christen ermordeten Söhne an Kindesstatt angenommen hatte. Von einer Reise zurückgekehrt, erfährt Nathan, dass Recha bei einem Feuer fast umgekommen wäre, hätte sie nicht ein junger Tempelherr, welcher ein christlicher Kreuzfahrer - Ritter war, gerettet. Nathan sucht die Bekanntschaft des Tempelherrn, um ihn seinen Dank auszusprechen. Doch dieser weicht ihm aus, bis eine spätere Begegnung sie einander näher bringt. Die aufkeimende Liebe des Tempelherrn zu Recha findet zuletzt ihre Lösung und Erklärung in der Tatsache, dass er ihr Bruder ist, den seltsame Schicksale nach Jerusalem verschlagen hatten.

Mit dieser Handlung verknüpft ist eine zweite, die an dem Hof des freigiebigen Sultans Saladin und seiner klugen Schwester Sittah führt. Saladin ist in Geldschwierigkeiten, sucht und findet schließlich die Hilfe Nathans. Ausschlaggebend für die Freundschaft ist die von Nathan erzählte Ringparabel. Der Sultan fragte Nathan, welche Religion denn die wahre sei - das Christentum, das Judentum oder der Islam. Er beantwortete diese Frage mit der Parabel von den drei Ringen, die einander so sehr gleichen, dass sie in ihrem Wert nicht mehr zu unterscheiden sind. Keiner der drei Religionen ist der Vorzug zu geben. Vor Gott sind sie alle gleich, und diejenige ist die Beste, die am meisten mit den anderen in vorurteilsloser freien Liebe wetteifert. Zum Schluß des Werkes werden die Handlungen kunstvoll zusammen geführt. Neben der Enthüllung der Geschwisterschaft Rechas mit dem Tempelherrn stellt sich außerdem heraus, dass die beiden auch mit Sultan Saladin verwandt sind. Sie sind die Kinder des verstorbenen Bruders Saladin. Wiewohl in drei Religionen aufgewachsen, gehören sie alle einer Familie an.

Lessing versucht damit zu zeigen, dass es wichtig ist, was man aus seinen Glauben macht, wie mit ihm lebt und das man auch andere Glaubensrichtungen akzeptieren soll.

Lessing ist für die verfolgten Juden eingetreten, aber nur wie er auch für die verfolgten Jesuiten eingetreten ist. Das Drama Lessing spielt in der Zeit der Kreuzzüge. Es geht dabei nicht ohne mancherlei Verstöße gegen das historische Kostüm ab, aber Lessing meinte mit Recht, daß der Nachteil, den die geoffenbarten Religionen dem menschlichen Geschlecht bringen, zu keiner Zeit einem vernünftigen Mann auffallender gewesen sein müsse als in den Tagen der Kreuzzüge. Er sah nicht nur die Nachteile, sondern auch die Vorteile der geoffenbarten Religionen. „Er faßte Judentum, Christentum und Mohammedanismus als historische, das heißt zwarvergängliche, aber auchunumgängliche Entwicklungsstufen des menschlichen Geistes auf. Dem Kernstück seines Gedichtes, der Parabel von den drei Ringen, die schon seit den Tagen der Kreuzzüge durch die Weltliteratur lief, gab er die bezeichnende Wendung: Kein Ring ist der echte, der echte Ring vermutlich ging verloren, aber wer seinen Ring den echten glaubt, der eifre, die Kraft des Steins in seinem Ring mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun an den Tag zu legen . . . Immer bleibt seine kürzeste und treffendste Kritik, was Herder an Lessing schrieb: ‚Ich sag Ihnen kein Lob über das Stück; das Werk lobt den Meister, und dies ist Manneswerk.‘ “

Ich denke, daß der religiöse Glaube die private Sache jedes einzelnen Menschen ist. Aber eben deshalb darf auch kein Mensch mit seinem religiösen Glauben andere Menschen beeinflussen.

Der Satz, daß Religion Privatsache sei, schließt somit auch den Satz ein, daß jede Religion bekämpft werden müsse, sobald sie ein Kappzaum der wissenschaftlichen Forschung oder eine „Waffe“ der sozialen Unterdrückung sein will. Obgleich das Drama Lessings in einer bestimmten historischen Zeit spielt, ist es doch kein historisches Drama. Die Fabel des Dramas ist von Lessing frei erfunden, eine recht romantische, und nicht eben wahrscheinliche Verwicklung, die dem Hörer und Leser nur eine mäßige Spannung erregt.

Mit „Emilia Galotti“ ist die dramatische Komposition des „Nathan“ nicht entfernt zu vergleichen. Man spürt sofort, daß Lessing andere Ziele verfolgte, als ein Meisterwerk auf die Bühne zu schaffen.

Es sind keine blassen Schemen, von deren Lippen weise Sprüche fallen, es sind wirkliche Menschen, die Lessing geschaffen hat. Unter den neun Personen des Stücks ist nur ein schlechter Charakter, und zwar der Sultan Saladin. Alle anderen Gestalten sind gute Menschen. Sie sind nicht fehlerlose Ungeheuer der Tugend, sondern jeder hat seine großen oder kleinen Schwächen, und eben deshalb wirken sie so lebenswahr.

Begriffsklärung:

Despotismus:System der Gewaltherrschaft

Despot ist ein Herrscher, der seinen Staat und seine Untertanen wie sein Eigentum, d.h. willkürlich und ohne gesetzliche Einschränkung, beherrscht.

Im Gegensatz zur Monarchie ist der Despotismus an keine ethischen und gewohnheitsrechtlichen Schranken gebunden und entbehrt vor allem jeder Achtung vor dem Recht und der Würde des Menschen

Polemik:in der Theologie ist es die apologetische Konfessionskunde ältere

Zeiten

Quellen:

Franz Mehring „Die Lessing Legende“ Bertelsmann Lexikon

Otto Bantel/Dieter Schaefer „Grundbegriffe der Literatur“

Reclam (Universal Bibliothek) „Lessing - Nathan der Weise“

Wörter: 1870

Excerpt out of 5 pages

Details

Title
Lessing, G. E. - Nathan der Weise - Die Aufklärung
Grade
2
Author
Year
2000
Pages
5
Catalog Number
V105440
ISBN (eBook)
9783640037346
File size
425 KB
Language
German
Notes
Ich hoffe, ich konnte damit einigen weiterhelfen . . .
Keywords
Die Zeitepoche, Lessing als Vertreter und Nathan der Weise als sein Werk . . ., Thema Nathan der Weise
Quote paper
Katja Schußmann (Author), 2000, Lessing, G. E. - Nathan der Weise - Die Aufklärung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105440

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