Daß sich Philosophie, Politik und Jurisprudenz bei dieser Thematik des Gemeinwoglbegriffs mischen, muß zunächst verdeutlicht werden. Meine Absicht ist also, die rein theoretischen Ideengebäude von der Antike bis 1800 chronologisch abzuhandeln; zu diesem Zeitpunkt setzt allmählich die Industrialisierung ein. Meine Arbeit endet bereits um 1800, weil nicht nur intellektuell- theoretisch, sondern auch im gesellschaftlichen Alltag das Aufziehen einer industriellen Revolution ab dann sichtbar wird. Vor allem England ist dabei Vorreiter.
Die zeitliche Abfolge unterbreche ich in im 10. bis 12. Jahrhundert, indem ich die Rezeption "Die lateinische Patristik" (4. - 7. Jahrhundert) ins Mittelalter einfüge. Das Wiederaufleben frühchristlicher Autoren, beispielsweise Augustinus, bildet nämlich für den Zeitraum vom 10. bis 12. Jahrhundert die breite konzeptionelle Grundlage für die Gemeinwohlterminologie. Außerdem fallen eigenständige Denkansätze in dieser Zeit so dürftig aus, daß im Groben nur die Patristik eine echte Konzeption darstellt. Gegensätzlich zur rein abstrakten Behandlung des Sozialwohlbegriffs habe ich den Exkurs über die Insel Utopia von Thomas Morus (1516) einfließen lassen, um ein praktisches, wenn auch imaginäres Beispiel für realisierte Gemeinnutzvorstellungen geben zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Begriffserklärung
- II. Antike Gemeinwohlbegriffe
- 1.) In Griechenland
- a) Platon
- b) Aristoteles
- 2.) In Rom
- a) Cicero
- b) Seneca
- 1.) In Griechenland
- III. Gemeinwohlbegriffe im Mittelalter
- 1.) Im 9. Jahrhundert
- 2.) 10. bis 12. Jahrhundert
- a) Rezeption: Die lateinische Patristik
- b) Gemeinwohltheorie
- 3.) Der Gemeinwohlbegriff zwischen 13. und 15. Jahrhundert
- IV. Gemeinwohlbegriffe zwischen 1500 und 1800
- 1.) Theoretische Stellung des Gemeinwohlbegriffs
- 2.) Exkurs: "Utopia" von Thomas Morus
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Gemeinwohlbegriffs von der Antike bis zum Beginn der Industrialisierung um 1800. Es wird die rein theoretische Entwicklung des Begriffs verfolgt, wobei der Fokus auf den staatstheoretischen Aspekt liegt und der soziale Lebensstandard weniger im Vordergrund steht. Die Arbeit verbindet philosophische, politische und juristische Aspekte der Gemeinwohldebatte.
- Entwicklung des Gemeinwohlbegriffs in der Antike (Griechenland und Rom)
- Gemeinwohlvorstellungen im Mittelalter und die Rezeption der lateinischen Patristik
- Theoretische Auseinandersetzung mit dem Gemeinwohlbegriff in der frühen Neuzeit (1500-1800)
- Das praktische Beispiel Utopias als Gegenstück zur theoretischen Betrachtung
- Der Wandel des Gemeinwohlverständnisses im Laufe der behandelten Zeiträume.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Zielsetzung der Arbeit und den gewählten methodischen Ansatz. Kapitel I definiert den Begriff „Gemeinwohl“ anhand einschlägiger Lexika. Kapitel II analysiert antike Gemeinwohlbegriffe in Griechenland (Platon, mit Fokus auf dessen politische Philosophie und die Verbindung von Gerechtigkeit und Glückseligkeit; und Aristoteles wird erwähnt), und Rom (Cicero und Seneca werden erwähnt). Kapitel III behandelt die Entwicklung des Gemeinwohlbegriffs im Mittelalter, inklusive der Rezeption der lateinischen Patristik und der Gemeinwohltheorie im 10. bis 15. Jahrhundert. Kapitel IV beleuchtet die theoretische Stellung des Gemeinwohlbegriffs zwischen 1500 und 1800, mit einem Exkurs zu Thomas Morus' Utopia als praktisches Beispiel.
Schlüsselwörter
Gemeinwohl, Gemeinwohlbegriff, Utilitas Publica, Antike, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Platon, Aristoteles, Cicero, Seneca, Thomas Morus, Utopia, Staatslehre, politische Philosophie, Gerechtigkeit, Glückseligkeit.
- Quote paper
- Adrian Arnold (Author), 2001, Gemeinwohlvorstellungen in der vorindustriellen Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105497