Psychologie der Jahrhundertwende


Trabajo de Investigación (Colegio), 1999

18 Páginas


Extracto


INHALT

1 MOTIVATION
ALLGEMEINES
ZUR GESCHICHTE
INHALTLICHES

2 GESCHICHTE DER PSYCHIATRIE
ZUSAMMENFASSUNG DES GESCHICHTSBILDES

3 SIGMUND FREUD
DER ANFANG
DIE PSYCHOANALYSE
DAS NEUE
ZUKUNFTSWEISENDES

4 ABSCHLUSS

5 GESCHICHTLICHER ANHANG

6 QUELLENNACHWEIS

1 MOTIVATION

ALLGEMEINES

Was unsere menschliche Sprache von der tierischen unterscheidet, ist ihre Unbedeutung dem existentiellen Leben gegenüber. Diejenige der Tiere ist der Art- und Lebenserhaltung untergeordnet. Die heutige Sprache hat den Überlebenscharakter weitgehend verloren und ist zum Ausdruck eigener Befindlichkeit geworden. (Die Sprache als Ausdruck unseres Denkens / eigenen Denkens / meines Denkens.) - Mit dem ersten gesprochenen Menschenwort begann ein Wesen zu existieren, das sich als Individuum fühlte, als Ich. Dieses Ich, erst einmal „angeknipst“, wuchs vom kleinen, schwach flackernden Flämmlein zu einem lodernden Feuer und mit ihm sein Bewusstsein von der Welt. So sind seine Willensäusserungen (=Geschichte) blosser Ausdruck des Verhältnisses dieses sich verändernden Ichs zur Umwelt, die Beziehung zu Geistigem/Gott miteingeschlossen.

Mein allgemeines Interesse ist in vielen Dingen geschichtlich begründet. Geschichte ist für mich ein Fluss von Geschehnissen, manchmal schäumend und tobend, ein anderes Mal still und ruhig vor sich hin fliessend. Historische Begebenheiten scheinen mir ein Aufwälzen dieses Stromes zu sein: Ein Ringen eben dieses Menschen-Ich um einen neuen Standpunkt.

ZUR GESCHICHTE

Ein weiteres Anliegen, das zu verfolgen ich beabsichtige, drückt sich in folgendem Zitat besser aus als ich es könnte. Der Zusammenhang, in dem es steht, ist ein etwas anderer als der äusserliche Inhalt dieser Arbeit. Er bezieht sich auf das Aufeinandertreffen zweier grosser und sehr verschiedener Feldherren, Kutusow und Napoleon zu Beginn des 19.Jahrhunderts:„Bei geschichtlichen Ereignissen, wo die Kämpfe der Mensehen untereinander den Gegenstand der Beobachtung bilden, ist das, worauf der Mensch zuerst verfällt und was ihm am nächsten liegt, der Wille Gottes und dann die Willensäußerungen aller der Personen, die auf dem sichtbarsten Platz bei den Ereignissen stehen: der Helden der Weltgeschichte. Aber man braucht nur in das Wesen jedes geschichtlichen Ereignisses einzudringen, das heißt in die Tätigkeit der gesamten Masse der Menschen, die an den betreffenden Ereignissen teilgenommen haben, um überzeugt zu sein, daß der Wille eines Helden der Weltgeschichte nicht etwa die Handlungen der Massen lenkt, sondern ständig selber von ihnen geleitet wird. [...]

Für ein historisches Ereignis gibt es keine Ursache und kann es keine geben außer der einzigen Ursache aller Ursachen. Aber es gibt Gesetze, die die Ereignisse lenken. Zum Teil sind sie uns unbekannt, zum Teil können wir sie fühlen. Ein Erkennen dieser Gesetze ist aber erst dann möglich, wenn wir uns abgewöhnt haben, die Ursache geschichtlicher Ereignisse im Willen eines einzelnen Menschen zu suchen, ebenso wie das Erkennen der Planetenbewegungen erst dann möglich wurde, als sich die Menschen von der Vorstellung losgemacht hatten, daß die Erde feststehe“ (Tolstoi 1993, 1340f).

INHALTLICHES

Worum geht es mir nun bei dieser „Schriftlichen, längerfristigen Arbeit“, deren schriftlicher Anteil dem nächtlichen Studium gegenüber recht knapp ausfällt? - In der „Psychologie der Jahrhundertwende“ möchte ich versuchen, das Eintreten der Psychologie in ein neues Menschenverständnis - wie es unser heutiges prägt - zu dokumentieren. Entgegen meiner eigenen Wünsche schien es mir dann doch sinnvoll, dies anhand Sigmunds Freuds Schaffen aufzuzeigen, das unbestreitbar einen Markstein gesetzt hat. („Sie(die Psychoanalyse: der Verf.)hat – in Widerspruch und Zustimmung – fast alle Gebiete des geistigen, kulturellen und naturwissenschaftlichen Lebens durchdrungen und dort wichtige Veränderungen hervorgerufen.Das biologische Bild vom Menschen hat sich gewandelt; mit der psychosomatischen Medizin haben wir gelernt, die seelische Komponente der Krankheit zu erkennen und zu berücksichtigen“ (Glaser 1959, 117f).)

Ursprünglich hatte ich gedacht, eine Darstellung der Klinik Bellevue in Kreuzlingen von 1857 bis 1956, geleitet von drei Generationen „Binswanger“, würde mir einen guten Zeitspiegel verschaffen, gewissermassen ein Aufwälzen des (obengenannten) Flusses dokumentieren. Doch fand ich nicht, was ich suchte, auch wenn sich insbesondere Ludwig Binswanger (1881-1966) als sehr interessante Person ausnimmt, und seine therapeutischen und klinischen Ansätze weit in die Zukunft zu verweisen scheinen. Für ihn sprach auch, dass er zwar regen Briefkontakt mit Freud unterhielt (der ihn ihn Kreuzlingen auch einmal besucht hatte), er selbst jedoch, trotz grossem Interesse, kein bedingungsloser Freudianer geworden war. Binswanger verlebte seine Lehrzeit als Assistenzarzt bei Bleuler im Burghölzli, wo er bei C.G.Jung seine Doktorarbeit über Assoziationsexperimente (die den frühen Einstieg der „Zürcher“ in die Psychoanalyse bildeten) verfasste. Sein Lebenswerk umfasst, nebst der praktischen Tätigkeit in Kreuzlingen, mehrere Bände, davon seien genannt:„Der Mensch in der Psychiatrie“und„Grundformen und Erkenntnis menschlichen Daseins“.

2 GESCHICHTE DER PSYCHIATRIE

Geisteskrankheiten waren schon in der Antike bekannt. Vor dem Hintergrund der „Viersäftelehre“ (Blut, schwarze Galle, gelbe Galle und Schleim) galten sie als Folge einer Strömung im Gleichgewicht der Körpersäfte, wurden also als körperliche Krankheiten aufgefaßt. Noch das ganze Mittelalter hindurch war diese Hypothese anerkannt, erst im 17./18. Jahrhundert verlor sie ihre Bedeutung. Zu Beginn der Neuzeit unterschied der seinerzeit berühmte und bis heute als Arzt und Philosoph gewürdigte Theophrastus Bombastus von Hohenheim, besser bekannt als Paracelsus (1493- 1541), die Besessenheit von den Geisteskrankheiten. In seiner „Philosophia Magna“ (1529-1532) wandte er sich gegen die bis dahin gültige Sicht der Besessenheit (und des dazu gehörigen Exorzismus) als einer Inbesitznahme des Menschen durch den Teufel oder Dämonen. Die Ursachen geistiger Krankheiten, auch der seinerzeitigen Tanzepidemien, sah Paracelsus im Bewußtsein des Menschen angesiedelt, in einem Überwiegen des tierischen Triebanteils gegenüber dem von Gott kommenden geistigen Anteil.

In einem weiteren Schritt wurden die leibseelischen Ganzheitsvorstellungen durch den Philosophen René Descartes (1596-1650) angezweifelt. Er unterschied eine „res cogitans“ (den menschlichen, erkennenden Geist) von einer „res extensa“ (der dinglichen Welt) und legte damit den Grundstein für eine Unterscheidung rein körperlicher und rein seelischer Erkrankungen. Die wechselseitige Bedingtheit körperlicher und seelischer Faktoren bei einem erkrankten Menschen wurde in der Folgezeit vernachlässigt, und sie zu erkennen war eine der Hauptaufgaben der Medizin unseres Jahrhunderts.

Die Bezeichnung „Psychiatrie“ wurde von Johann Christian Reil (1759-1813) geprägt; er war es auch, der als Professor der Medizin in Halle für die Psychiatrie als selbständige medizinische Disziplin eintrat. Psychiatrische Krankenhäuser gab es zu jener Zeit in Deutschland nicht, die Patienten waren in Abteilungen einzelner Armen-, Zucht-, Waisen-, Arbeits- oder Siechenhäuser untergebracht. (Erste Gründungen von „Irrenhäusern“ fanden Ende 18.Jh. statt, beispeilsweise der Narrenturm in Wien 1884 oder die Psychiatrische Universitätsklinik in Tübingen 1894.(www))

Verwirklicht wurde die Verselbständigung des Fachgebietes Psychiatrie erst durch Johann Christian Heinroth (1773-1843), der 1811 den ersten Lehrstuhl für Psychiatrie an der Universität Leipzig erhielt. (1879 wurde in Leipzig das erste psychiatrische Laboratorium durch Wilhelm Wundt (1832- 1920) eröffnet, jedoch unter dem „Dache“ der Philosophie.(Fürst 1991, 9)) Nach seinem (Heinroths) Dafürhalten rührten die Seelenstörungen von der »freiwilligen Hingabe an das Böse» her. In seinen Hauptwerken »Lehrbuch der Störungen des Seelenlebens» (1818) und »Lehrbuch der Seelengesundheitskunde» (1823) vertrat Heinroth die Auffassung, daß Geistesstörungen die Folge menschlicher, persönlicher Schuld seien:„Aus ihr entspringen alle Übel, auch die Störungen des Seelenlebens. In dem Kampfe zwischen der natürlichen Selbstsucht des Menschen und der die Offenbarung des Höchsten vermittelnden Vernunft leitet uns die Stimme des Gewissens wie ein Kompaß, dem wir folgen können oder nicht. Lebt der Mensch für die Welt und für das Ich, so verfällt er in Sünde und stört seine Entwicklung, die durch ihn zur Wirklichwerdung bestimmte Lebensoffenbarung, kurz, die Ordnung und Gesetzlichkeit des Seins und Lebens selbst, und sein Vergehen gegen das höchste Leben ist in Beziehung auf ihn Lebensstörung, Hemmung und Beschränkung, d.h. menschlich krankhafter Zustand.“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

J.A.Schilling (1829-1884) nutzte ein in seiner Zeit weit verbreitetes Bild von Wilhelm von Kaulbach (1805-1874) aus den Jahren 1826/31, um daran dieses Verständnis voll Geistes-krankheit aufzuzeigen. Als Beispiel sei hier lediglich Schillings Deutung des „Religionsreformators“ wiedergegeben. Es handelt sich um den im rechten oberen Quadranten nahe der Mitte stehenden Mann, der ein Kreuz in seiner linken Hand hält. Vor seiner Erkrankung soll dieser Mann, so Schilling (1863) ein atheistischer Staatsbeamter gewesen sein, nun aber beschäftige ihn eine neu gestiftete Religion, in der das Unterste zu oberst gekehrt sei und das Heilige in den Schmutz gezerrt werde. Diesen Ideen verleihe er auch körperlichen Ausdruck durch stundenlanges Kopfstehen, das er als Protest gegen die Herrschaft des Kopfes über den Körper verstehe. Schilling stellt „seinen gottesleugnerischen Pantheismus“ (Pantheismus: dass Gott und die Welt eins seien) als Wahnsystem dar und spricht ihm moralische Eigenschaften ab. Die Verteufelung dieses Kranken gipfelt in dem Satz: „In den Augen glüht ein unheimliches Feuer, das Wollust und Grausamkeit bedeuten könnte".

Im Rahmen dieser für die damalige Zeit weitgehend allgemeingültigen Auffassungen von den „Geisteskrankheiten“ verwundert es nicht, wenn die Erkrankten wie Schwerverbrecher behandelt wurden. Ketten und Peitschen waren bei der «Behandlung« der Patienten bis Mitte des vorigen Jahrhunderts überall üblich, wie der Psychiater Emil Kraepelin in seinem Abriß „Hundert Jahre Psychiatrie“ (1918) beschreibt.

[...]

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Psychologie der Jahrhundertwende
Autor
Año
1999
Páginas
18
No. de catálogo
V105510
ISBN (Ebook)
9783640038022
Tamaño de fichero
991 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Freud, Bleuler, Jung, Binswanger
Citar trabajo
Claude Sturzenegger (Autor), 1999, Psychologie der Jahrhundertwende, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105510

Comentarios

  • visitante el 10/7/2002

    thanks.

    gute Hintergrundinformation

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