Das Panel als Sonderform der Befragung und seine Bedeutung in der Marktforschung


Trabajo Escrito, 2001

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Extracto


Das Panel als Sonderform der Befragung und seine Bedeutung in der Markt- forschung

1. Was ist ein Panel ?

Im zunehmenden Verdrängungswettbewerb ist die konsequent marktgerechte Ausrichtung sowie ein qualitativ hochentwickeltes Marketing für jedes Unter- nehmen erfolgsentscheidend. Es entspricht der Philosophie des Marketing, daß die Probleme, Wünsche und Bedürfnisse bereits bestehender und potentieller Kunden am Anfang aller Überlegungen stehen (vgl. Meffert 1999, 93). Als Folge der an- wachsenden Globalisierung ist es für ein Unternehmen daher wichtig, seine Akti- vitäten auf den Markt auszurichten, um Kundenbedürfnisse zu befriedigen. Kun- denzufriedenheit ist ein ganz entscheidender Vorteil für zukünftigen Erfolg im Hinblick auf die nötige Etablierung von Markentreue, denn eine Substituierbarkeit durch „me-too-Produkte“ ist immer leicht möglich.

Jedoch ist die Aufmerksamkeit nicht nur den Käufern mit ihren individuellen Kaufentscheidungen zu widmen. Auch die am Markt agierenden Wettbewerber und deren Marketinganstrengungen müssen genau verfolgt werden, d.h. das ge- samte Marketingumfeld ist zu analysieren (vgl. Schwedler 2000, 57). Dies ge- schieht nun besonders mit Hilfe der Marktforschung. Auf Basis wissenschaftlicher Methoden (Erhebung, Analyse, Interpretation und Präsentation) werden In- formationen für Marketingentscheidungen systematisch erzeugt, um Gestaltungs- alternativen und Entscheidungen für das Management zu erleichtern (vgl. Kamenz 1997, 6). HERRMANN/HOMBURG unterscheiden eine systematische Markt- forschung von der unsystematischen Markterkundung durch wissenschaftliche Untersuchungsmethoden und einen geplanten Untersuchungsprozeß (Herrmann/ Homburg 2000, 15).

„Generell kann nach Art des Untersuchungsobjektes zwischen ökoskopischer und demoskopischer Marketingforschung unterschieden werden. Die demoskopische Marktforschung ermittelt die mit den Marktteilnehmern untrennbar verbundenen Tatbestände objektiver Art wie Alter, Geschlecht, Beruf und subjektiver Art wie Einstellungen, Meinungen und Bedürfnisse. Die ökoskopische Marketingfor- schung erfaßt dagegen die objektiven, von den Marktteilnehmern losgelösten Marktgrößen wie Umsätze und Distributionsquoten. Diese Größen stellen das Resultat der Handlungen beziehungsweise der Verhaltensweisen der Marktteilnehmer dar.“ (Meffert 2000, 145) Die Methoden der Informationsgewinnung werden differenziert in Sekundär- und Primärforschung. Während bei der Sekundärforschung bereits auf bestehende interne und/oder externe Daten zurückgegriffen wird, steht bei der Primärforschung die Informationsgewinnung durch Erhebungen im Markt im Vordergrund. Zu den wichtigsten Erhebungsverfahren der Primärforschung gehören die Befragung, die Beobachtung und das Experiment.

Befragung und Beobachtung dienen jeweils einer Momentaufnahme und damit Querschnittsanalysen, die jedoch in ihrer einmaligen Durchführung eher als Mo- mentaufnahme zu verstehen sind und weniger geeignet sind, Entwicklungen und Trends festzustellen. „Untersuchungsdesigns der Marktforschung, die die Zeit- struktur von Populationen und zeitlichen Interdependenzen der Wirkung von Marketinginstrumenten explizit zum Gegenstand haben, sind eher die Ausnahme als die Regel.“ (Hüttner u.a. 1999, 58) Dazu gehört vor allem dasPanel.

Das in den 20er und 30er Jahren in den USA entwickelte Panel hat in der Markt- forschung eine besondere Rolle, da es keine eigenständige Erhebungstechnik dar- stellt. Die Erhebung der (Primär-)Daten kann sowohl mittels Befragung als auch Beobachtung erfolgen. Es kann sogar als Experiment angesehen werden (als spe- zielle Variante des „before-after-Designs“) (vgl. Hüttner 1997, 183). „Unter Pane- lerhebungen versteht man Untersuchungen, die bei einem bestimmten, gleich bleibenden Kreis von Untersuchungseinheiten, z.B. Personen, Haushalte, Han- delsgeschäfte, Unternehmen, in regelmäßigen zeitlichen Abständen wiederholt zum gleichen Untersuchungsgegenstand vorgenommen werden.“ (Pepels 2000, 311)

PREIßNER/ENGEL bezeichnen das Panel auch als Sonderfall der Befragung. Man erhält meistens Daten über die Marktentwicklung sowohl der eigenen als auch der konkurrierenden Produkte. Daher gehören für sie Panelumfragen im Bereich der Konsumgüter/Markenartikel zu den wichtigsten Informationsquellen für das Marketing (vgl. Preißner/Engel 1999, 32).

Das Ziel von Panelerhebungen ist die Erforschung von Markt- bzw. Verhaltens- änderungen im Zeitablauf, sowie Kausal-Analysen, warum und wie es zu diesen Änderungen kam. Außerdem bilden sie die Basis für Analysen von Erst- und Wiederkaufsdaten, Markenloyalität, Parallelverwendung und Käuferwanderungen. Je besser die Repräsentanz und Genauigkeit der Datenerhebung ist, desto genauer sind Reliabilität und Validität der Ergebnisse und somit die Schlüsse auf die Ge- samtheit (vgl. Weis/Steinmetz 1998, 165). Panelstudien können auch als Früh- warnsystem eingesetzt werden, mit deren Hilfe auf Datenänderungen frühzeitig reagiert werden kann. Panelerhebungen werden meistens von großen Markforschungsinstituten gemacht, da die organisatorischen Maßnahmen meist erheblich sind und ein hoher Kostenaufwand entsteht (vgl. Pepels 2001, 311).

Ziel der Hausarbeit ist es zum einen verschiedene Panel-Arten vorzustellen und abzugrenzen, die Vorgehensweise einer Panelstudie zu beleuchten sowie Proble- me von Panel aufzuzeigen. Zudem soll die Bedeutung und Aussagekraft für die Marktforschung näher betrachtet werden und auch die zukünftige Entwicklung von Panelerhebungen.

2. Panel-Arten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Scharf/Schubert 2001, 401

2.1 Verbraucherpanel

Als Verbraucherpanel werden diejenigen Panel bezeichnet, welche sich an den Endverbraucher wenden. Dabei kann zwischenHaushaltspanel, die sich auf Ein- käufe für den gesamten Haushalt beziehen undIndividualpanel, welche die Ein- käufe von persönlichen, innerhalb der Haushalte unterschiedlich präferierten Güter betrachten, unterschieden werden (vgl. Bruhn 2001, 109). Charakteristikum beider Formen ist die jeweils aktive Beteiligung der Panelteilnehmer. „Diese müs- sen, da die Datengewinnung meist durch eine schriftliche Befragung erfolgt, peri- odisch Fragebögen ausfüllen oder Ausgabenlisten führen“. (Meffert 2000, 162)

Abhängig davon, welche Warengruppen durch das Panel erfaßt werden sollen, kann man auch noch zwischen dem Gebrauchsgüterpanel und dem Verbrauchsgüterpanel unterscheiden. Gebrauchsgüter werden aufgrund der größeren Anschaffungsintervalle nur in längeren Zeitabschnitten erhoben. Verbrauchsgüter hingegen müssen wegen des limitierten Erinnerungsvermögens der Käufer in kurzen Zeitabständen erhoben werden (vgl. Pepels 2000, 312).

Zwar ist beimHaushaltspanelder gesamte Haushalt Untersuchungsgegenstand, doch werden die Einkäufe vor allem von der Person erfaßt, die in der Regel ein- kauft (vgl. Günther u.a. 1998, 15). Diese Art ist generell prädestiniert für alle Wa- ren, die gemeinsam vom Haushalt (und nicht so sehr von einzelnen Mitgliedern desselben) verbraucht werden. „Diese Panelart stellt somit ein Spiegelbild der Informationen aus dem Einzelhandelspanel dar.“ (Scharf/Schubert 2001, 402) Erfaßt wird allerdings im Grunde genommen nicht explizit der Verbrauch, son- dern vielmehr der Einkauf (vgl. Hüttner 1997, 185). Für die Marktforschung ist die Erkenntnis wichtig, was bei dem Verbraucher den Kaufimpuls für ein be- stimmtes Produkt aktiviert hat. Jedoch kann bei einem Panel auch festgestellt werden, ob es sich bei dem individuellen Konsumentenverhalten um einen Im- pulskauf gehandelt hat oder ob ein habituelles bzw. gewohnheitsmäßiges Kauf- verhalten gerade im Hinblick auf Markenprodukte vorliegt. Dafür wäre dann eine nähere Befragung bzw. Beobachtung notwendig (vgl. Kroeber-Riel/Weinberg 1996, 398).

Individualpanelsollten dann angewendet werden, wenn der Gegenstand des Ver- brauchs nicht primär den gesamten Haushalt betrifft, sondern jedes Haushalts- mitglied weitgehend selbst als Käufer aktiv ist. Dabei können die Probanden ihre Einkäufe hinsichtlich einer ganzen Reihe von gewöhnlich nicht im Gesamtver- band des Haushalts verbrauchten Waren festhalten, somit also eher in einer allge- meinen Art. Andererseits ist auch eine mehr spezielle Durchführung möglich, indem bereits im Vorfeld eine Selektion der Verbraucher von bestimmten Gütern erfolgt (vgl. Hüttner, 1997, 186).

„Moderne Konsumentenpanel basieren auf dem Single-Source-Ansatz. Dabei werden Einkäufe der Haushalte mit Sondererhebungen verknüpft, die z.B. das Media-, Umwelt- oder Ernährungsverhalten betreffen. Einen Schwerpunkt bildet die Einbeziehung von Daten über Verkaufsförderungsmaßnahmen in den von Haushaltsmitgliedern besuchten Einkaufsstätten sowie Daten des Kontaktes mit Fernsehwerbung, die durch spezielle Hilfsmittel in den Panelhaushalten gemessen werden. Diese Verknüpfung von Maßnahmen- und Wirkungsdaten auf der Basis identischer Erhebungseinheiten (Single-Source) führt zu einem höheren Informationsgehalt der Panel.“ (Bruhn 2001, 110)

2.2 Handelspanel

„Bis in die späten 60iger Jahre galt das Handelspanel als die klassische Art der außerbetrieblichen Informationsgewinnung über die Absatzentwicklung der Unternehmen“. (Günter u.a. 1998, 60).

Im Unterschied zu den Haushaltspanel werden beim Handelspanel Bewegungen auf der Handelsebene recherchiert. Sie dienen zur Ermittlung der Entwicklung von Warenbewegungen und Lagerbeständen der einbezogenen Handelsgeschäfte. Diese verpflichten sich gegenüber dem durchführenden Marktforschungsinstitut zur Mitarbeit, was die Zulassung einer periodischen Inventur und den Einblick in Liefereingangspapiere impliziert. Im Gegenzug erhalten die übergeordneten Han- delsketten der Panelläden Marktinformationen und es wird eine Erhebungsgebühr bezahlt (vgl. Pepels 2000, 315).

Das Handelspanel kann auch in einzelne Bereiche segmentiert werden. Üblich ist eine Einteilung in Einzelhandel und Großhandel, jedoch besteht auch die Mög- lichkeit einer Differenzierung in Verbrauchs- und Gebrauchsgüter, bzw. Food/ Non food. Die erhobenen Daten beinhalten i.d.R. die Ein- und Verkäufe, Lager- bestände von Warengruppen bzw. der einzelnen Artikeln. Zudem werden die Ver- kaufspreise, die Plazierung und bei Sonderanalysen die Verkaufsförderungsmaß- nahmen im Geschäft erfaßt. AusStandardanalysenwerden Informationen über Umsätze, Bestände, Durchschnittspreise, Distributionsgrade etc. für verschiedene Produkte ermittelt und nach Merkmalen wie Geschäftsgrößen und -typen sowie Gebieten aufgegliedert. Durch Sonderanalysen können Preisklassen und - elastizitäten, Distributionsüberschneidungen und -wanderungen, Konzentrationen, Kontaktstrecken, Bevorratungen sowie die Wirkung von Verkaufsförderungsmaßnahmen gewonnen werden (vgl. Bruhn 2001, 108).

Gerade die Bewertung von Promotionaktionen und somit die Chance der Lenkung oder Korrektur von Marketingmaßnahmen sowie eine Optimierung der Preispoli- tik machen das Handelspanel zu einem wichtigen Instrument der Marktforschung.

2.3 Spezialpanel

Neben dem Handelspanel und dem Verbraucherpanel sind im Laufe der Jahre auch eine Vielzahl von sogenannten Spezialpanel mit den unterschiedlichsten Zielsetzungen entstanden. Diese werden von den Marktforschungsinstituten für diverse Branchen entwickelt und betreut, z.B. Pharmapanel, Ärztepanel u.a.. Eines der bekanntesten Spezialpanel ist der Geschäftsklimaindex des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. Das Konjunkurbarometer beobachtet und bewertet sowie erstellt Prognosen über die Stimmung in der gewerblichen Wirtschaft. Ein weite- res Spezialpanel ist das Fernsehpanel, mit dem die TV-Gewohnheiten der Be- völkerung kontinuierlich untersucht werden sollen. Interessant ist die Erkenntnis, welche Haushalte wann, wie lange, welche Sender nutzen, um so die Sehbeteili- gung der einzelnen Sender und Sendungen zu messen. Zudem sollen Leistungs- werte für die Mediaplanung zur Verfügung gestellt werden, mit denen dargelegt wird, wie spezifische Zielgruppen über das Medium Fernsehen erreicht werden können (vgl. Koch 2001, 130).

2.4 Mini-Testmarkt-Panel

„Mikrotestmärkte dienen nicht der kontinuierlichen Marktbeobachtung. Sie sind vielmehr ein hervorragendes System zum Testen verschiedener Aspekte des Mar- ketingmix.“ (Günther u.a.1998, 88) Dieses Verfahren besteht aus einer Kombina- tion aus Verbraucher- und Handelsdaten, die über vor Ort installierte Panel bereit- gestellt werden. In Deutschland haben sich zwei Verfahren etabliert: der elektro- nische Minitestmarkt „Telerim“ von der Firma A.C. Nielsen, der in den Städten Bad Kreuznach und Buxtehude installiert ist sowie das „GfK-Behavior-Scan“ in Haßloch/Pfalz von der Firma GfK-Nürnberg (vgl. Koch 2001, 145).

Das umfangreichere Angebot betreibt die GfK in Haßloch, was u.a. aufgrund der Bevölkerungsstruktur und Kaufkraft als repräsentativ für Deutschland gilt. Die Testhaushalte bekommen eigene Werbeeinspielungen, d.h. regulär ausgestrahlte Werbespots werden durch Testspots überblendet. Außerdem spezielle präparierte Printmedien und ein spezielles Angebot in den Supermärkten. Via Scanner der Einzelhandelgeschäfte in Verbindung mit einer Haushalts-Identifikationskarte werden alle Käufe pro Haushalt genau erfaßt. Ein sogenannter „Telemeter“ erfaßt, welche Werbeinsel von den Probanden gesehen wurde. Ergänzende begleitende Befragungen runden dann den vollständigen Test ab (vgl. Kamenz 1997, 100).

Ein nicht unerhebliches Risiko ist das bewußte aktive Lenken des Absatzes der Unternehmen durch die Konkurrenz und somit Beeinflussung des Mini- Testmarkt-Panel. Der verstärkte Kauf von Konkurrenzprodukten kann dem An- bieter eine höhere Nachfrage suggerieren, die jedoch nicht der realen Marktsitua- tion entspricht. Aufgrund dieser manipulierten Annahme des Absatzvolumens können dann teure falsche unternehmenspolitische Entscheidungen wie z.B. In- vestitionen getroffen werden.

3. Panelstudie

3.1 Vorbereitung und Aufbau

Der Ablauf einer Panelstudie sollte genau geplant werden, um einerseits das Aufgabengebiet klar zu definieren und andererseits die Forschungsziele zu formulieren. Um dies zu gewährleisten, müssen Marketingmanager und Marktforschung eng zusammenarbeiten, und es muß Einigkeit über die Ziele der Panelstudie bestehen. „Der Marketingmanager kennt die Aufgabe, für die Information gebraucht wird; der Marktforscher kennt die Methode und weiß, auf welche Weise die Informationen beschafft werden können.“ (Kotler 1999, 239) Jede Marktforschungsstudie ist als ein Prozeß der Problemlösung gekennzeichnet, die aus einer idealtypischen Abfolge von Phasen besteht. In derDefinitionsphase wird angestrebt, die von einem Marketingmanager formulierte Fragestellung in ein Forschungsproblem umzusetzen und mögliche Marktforschungsziele zu defi- nieren. In der anschließendenDesignphasewird nun ein detaillierter Erhebungs- plan erstellt, der die einzelnen Schrittfolgen der Felduntersuchung und auch der Datenauswertung aufzeigt. DieFeldphaseder Panelstudie besteht aus der Pla- nung, Organisation und Kontrolle der Datenerfassung. Wichtig hierbei ist haupt- sächlich, daß die nötigen Daten ohne Verzerrungen oder Verfälschungen erhoben werden, welche die Qualität des Datenmaterials beeinträchtigen. In der nachfol- gendenAnalysephaseerfolgt dann die Auswertung der erhobenen Daten. Die ab- schließendeKommunikationsphaseimpliziert die Erstellung des Forschungsbe- richts sowie die Präsentation der Ergebnisse relevanter Bestandteile einer Studie (vgl. Hermann/Homburg 2000, 18).

Es ist für ein funktionierendes Panel notwendig, daß eine exakte Definition der Grundgesamtheit erfolgt, d.h. von der Menge der Elemente, über die eine Aussage getroffen werden soll. Für das Handelspanel bedeutet das konkret, „... daß von jedem existierenden Geschäft gesagt werden kann, ob es zu der Grundgesamtheit gehört oder nicht.“ (Günther u.a. 1998, 7) Die Grundgesamtheit eines Haus- haltspanel wird gebildet von den privaten, deutschen und selbständig wirtschaf- tenden Haushalten. Die Definition und Bestimmung der Grundgesamtheit hängt in erster Linie von dem Untersuchungsgegenstand ab. Will man z.B. die Waren- gruppe Videorecorder untersuchen, dann gehen in die Grundgesamtheit alle mög- lichen Absatzkanäle ein, über die solche Geräte vertrieben werden können (vgl. Koch 2001, 119).

Das untersuchende Marktforschungsinstitut kann nur selten jedes einzelne Ele- ment hinsichtlich der interessierenden Merkmale untersuchen, d.h. eine Vollerhe- bung machen. Sowohl aus finanziellen, zeitlichen oder organisatorischen Gründen ist eine Vollerhebung kaum möglich. Daher muß in der Regel eine Beschränkung der Untersuchung auf einen Teil der Grundgesamtheit vorgenommen werden, d.h. eine Stichprobe. Deshalb muß die Auswahl der Stichprobe so erfolgen, daß aus dem Resultat der Teilerhebung möglichst exakt und sicher auf die Verhältnisse in der Gesamtmasse geschlossen werden kann. Eine Ableitung von Aussagen aus der Panelstudie ist dann gegeben, wenn die Stichprobe die Grundgesamtheit in allen untersuchten Merkmalen repräsentiert (vgl. Hermann/Homburg 2000, 20).

Es muß also bereits im Vorfeld eine Einschränkung der Probanden stattfinden. Dies erfolgt dann bei dem Verbraucherpanel mit dem 3-stufigen Auswahlverfah- ren. Auf der ersten Stufe erfolgt die Auswahl der Gemeinden, wozu die Gemein- den nach regionalen Einheiten und Gemeindegrößen geschichtet werden. An- schließend erfolgt eine weitere Schichtung nach Gemeindemerkmalen. Auf der zweiten Stufe erfolgt dann die Auswahl der sampling points (Stimmbezirke). Je- dem nach einer systematischer Zufallsauswahl ermittelten Stimmbezirk werden zwei Nachbarstimmbezirke zugeordnet. Somit besteht ein sampling point aus drei Stimmbezirken. Unter Anwendung des Random Route Verfahrens werden auf der dritten Stufe pro Stimmbezirk zwei Adressklumpen bestimmt. In diesen Adress- klumpen erfolgt die Auswahl und Anwerbung der Panelhaushalte nach den Quo- tierungsmerkmalen Haushaltsgröße, Haushaltsnettoeinkommen, Alter der haus- haltsführenden Person und Zahl der Kinder unter 15 Jahren (vgl. Koch 2001, 104).

Die Quotenauswahl ist erforderlich, da bei der Anwerbung von Personen bzw. Haushalten zur laufenden Teilnahme an einem Panel mit extremen Verweige- rungsraten gerechnet werden muß. Eine reine Zufallsauswahl ist praktisch nicht durchführbar und der Anwerber hat dank der Quotierung auch mehr Spielraum. Es kann aber als Kritikpunkt gewertet werden, daß die so in die Stichprobe gelan- genden Personen bzw. Haushalte somit doch eine bestimmte Spezies innerhalb der Grundgesamtheit darstellen (vgl. Berekoven u.a. 2001, 127).

3.2 Erhebung des Materials

3.2.1 Datenerhebung im Verbraucherpanel

Den Panelteilnehmern wird durch laufend geforderte Auskünfte über die getätig- ten Einkäufe Korrektheit und Ausdauer abverlangt. Die Datenerhebung hat sich im Laufe der letzten Jahre durch den technischen Fortschritt verändert. Während früher die Erhebung nur schriftlich erfolgte, wird diese nun durch den zunehmen- den Einsatz von Scanning vereinfacht. Ein Wunsch der untersuchenden Marktfor- schungsinstituten war und ist es, die Vorgänge möglichst einfach und bequem zu gestalten, ohne jedoch die nötige Vollständigkeit und Genauigkeit zu gefährden (vgl. Berekoven u.a. 2001, 130).

Bei der schriftlichen Befragung tragen die Panelteilnehmer ihre Einkäufe regel- mäßig in einem Berichtsbogen der im Panel geführten Warengruppen ein. Diesen senden diese dann in bestimmten Zeitabständen an das Marktforschungsinstitut (vgl. Scharf/Schubert 2001, 402). Erhoben werden in der Regel u.a. Einzelheiten über Verpackungen, Einkaufsstätten, Packungsgrößen, Preise, Einkaufsdatum und bevorzugte Geschmacksrichtungen (vgl. Rose 2000a, 25). Diese Methode hat den großen Vorteil, daß wirklich alle Produkte - ob sie EAN-codiert sind oder nicht - problemlos ausgewiesen werden können (vgl. Koch 2001, 109). Nur so ist es auch möglich, z.B. Frischware zu erfassen. „Ein weiterer Vorteil ist, daß die Methode auch von nicht „technik-affinen“ Zielgruppen, wie z.B. vielen alten Menschen akzeptiert wird.“ (Günther u.a. 1997, 32)

Als Nachteil ist zum einen der hohe Zeitaufwand bei dem Probanden und Kostenaufwand bei dem Marktforschungsinstitut für die Erfassung zu sehen. Die Gefahr einer fehlerhaften Eintragung ist ebenfalls gegeben und die Daten stehen dem Institut erst nach einigen Tagen zur Verfügung.

Seit 1992 verwendet die Firma AC Nielsen in Deutschland einen mobilen, elekt- ronischen Scanner, den sogenannten „Inhome-Scanner“. Die eingekauften Pro- dukte werden mit einem EAN-Lesestift eingescannt. Bei Produkten ohne Code wird der entsprechende Code aus einem Codebuch ermittelt und eingelesen. Zu- sätzliche Daten werden über die Eingabetastatur erfaßt. Die immer noch sehr zeit- aufwendige Prozedur ist dann beendet, wenn die eingegeben Daten über ein Tele- fonmodem dem Marktforschungsinstitut zugespielt werden (vgl. Koch 2001, 109).

Eine weitere Möglichkeit ergibt sich durch die Erfassung der eingekauften Pro- dukte über Scannerkassen direkt am Einkaufsort („point of sale“). Beim „POS- Scanning“ erfolgt eine Verbindung des Scanning-Einzelhandelspanel mit einem Verbraucherpanel, indem ausgewählte Kunden Identifikationskarten - mit einigen sozio-demographischen Merkmalen - erhalten und beim Einkauf vorlegen (vgl. Hüttner 1997, 187). Die so gewonnenen Daten werden anschließend dem Markt- forschungsinstitut übermittelt und haushaltsbezogen ausgewertet. Der Aufwand für den Panelteilnehmer ist somit recht gering und verringert den Berichtszeit- raum. „Zudem erlaubt die Erfassung an computergestützten Kassen eine Trennung des Absatzes in Basisabsatz und Zusatzabsatz, der durch Verkaufsförderungs- maßnahmen am Point-of-Purchase generiert wurde.“ (Bruhn 2001, 109)

Zwar verfügen noch nicht alle Einkaufsstätten über Scannerkassen und es sind nicht alle Produkte codiert, jedoch ist es gewiß nur eine Frage der Zeit bis eine nahezu vollständige Abdeckung gewährleistet ist.

Um diese Probleme zu vermeiden hat die Firma GfK daher den „Inhome- Scanner“ so in der Form weiterentwickelt, daß auf ein Codebuch verzichtet wer- den kann, das sogenannte „Electronic Diary“. Das mobile Gerät mit Display und alphanumerischer Eingabetastatur ermöglicht schnell und unkompliziert auch un- vercodete Produkte einzugeben (vgl. Koch 2001, 110). Vorteilhaft für den Panel- teilnehmer ist nicht nur die leichte Eingabe der nicht EAN-codierten Artikel, son- dern auch die einfache Aktualisierung der Artikelstämme. Bei dem „Inhome- Scanning“ ist dafür der Druck sowie Versand eines Codebuches an alle Panel- haushalte notwendig. Bei dem „Electronic Diary“ hingegen erfolgt dies durch eine Änderung des im Gerät vorhandenen Artikelstamms via Telefonleitung und Mo- dem (vgl. Günther 1997, 39).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Hüttner 1997, 188

3.2.2 Erfassungssysteme im Handelspanel

Die Datenerhebung im Handelspanel erfolgt auf zwei Wegen. Erfaßt werden Standardauswertungen wie Abverkaufs- und Lagerbestandszahlen sowie Preise. Darüber hinaus können auch Sondererhebungen vorgenommen werden wie Sonderplazierungen, Kontaktstreckenanalysen, Teilnahme an Aktionen und verwendetes Display-Material (vgl. Scheuch 1996, 204).

Die klassische Erhebungsart erfolgt durch den Außendienst des Marktforschungs- instituts nach der Inventurmethode. Hierbei werden gegen Ende des Berichtzeit- raums die Bestände im Geschäft sowie die Preise durch körperliche Erhebung erfaßt. Die Einkäufe werden zusätzlich über die Rechnungsbelege des Geschäfts ermittelt. Mittels der beim letzten Besuch gezählten Bestände kann dann über die Inventurgleichung die Abverkäufe jedes einzelnen Artikels errechnet werden (vgl. Günther 1997, 27).

Der Arbeits- und Kostenaufwand dieser Methode ist erheblich. Deshalb werden, wie auch beim Verbraucherpanel, immer mehr Scannerkassen in der Datenerhe- bung eingesetzt. Die Handelsorganisation erfaßt dabei die Daten auf Datenträgern und leiten diese auf dem Wege des Datenträgeraustausches dem Marktforschungs- instituts zu (vgl. Koch 2001, 121). Diese Erhebungsart ist wesentlich kostengüns- tiger als die Inventurmethode, da somit die personal- und kostenintensive Be- standserhebung in den Stichprobengeschäften entfällt. Es wird eine höhere Genau- igkeit der Daten erreicht und diese sind tagesaktuell verfügbar. Es ist damit mög- lich, Marketingmaßnahmen unmittelbar auf ihre kausale Wirkung im Markt zu erfassen (vgl. Pepels 2000, 317). Zusätzlich erhält man durch den täglichen oder wöchentlichen Abruf der Daten via Datenfernübertragung oder durch Datenträ- geraustausch von Magnetbändern längere Zeitreihen und damit eine optimale Grundlage für quantitative Analysen (vgl. Berekoven u.a. 2001, 143).

3.3 Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse

Die Ergebnisse der Panelstudie werden normalerweise ca. 4 Wochen nach Abschluss der jeweiligen Erhebungsperiode in einem schriftlichen Bericht veröffentlicht. Dieser wird dem Auftraggeber der Studie zugesandt und auf Wunsch werden die Daten dann präsentiert und interpretiert. Aufgrund des technischen Fortschritts senden die Institute den Kunden die aktuellen Daten via Datenleitung (online) oder über das Internet zu. Diese können die Daten in ihrer Datenbank speichern und somit auch modifizieren (vgl. Koch 2001, 128).

Es wurde bei den Erfassungssystemen bereits erwähnt, daß man in der Praxis zwischen Standardauswertungen, die jeder Auftraggeber automatisch erhält und Sonderanalysen, die gesondert bestellt und bezahlt werden müssen, unterscheidet (vgl. Berekoven u.a. 2001, 135). Als dritte Berichtsart ist noch der Running Report zu nennen der Daten im Zeitablauf enthält, d.h. alle erfassten Perioden innerhalb des laufenden Jahres (=Zeitreihenanalyse) (vgl. Koch 2001, 128).

Die in der Standardberichterstattung der Institute beim Handelspanel ausgewiese- nen Informationen werden als „Basisfakts“ bezeichnet. Alle originär erhobenen Daten, wie z.B. Informationen über Umsätze, Bestände, Durchschnittspreise, Dist- ributionsgrade etc., werden in der Berichterstattung nach den Dimensionen Perio- den, Gebieten, Betriebstypen, Organisationsformen und Verkaufsflächen geglie- dert (vgl. Koch 2001, 122). Die auf Wunsch des Auftraggebers durchgeführte und dargestellte Sonderanalyse zielt primär auf die Wirkung der Verkaufsförderungs- maßnahmen ab. Dabei können Preisklassen- und elastizitäten, Distributionsüber- schneidungen und -wanderungen, Konzentrationen, Kontaktstrecken und Bevor- ratungen analysiert werden (vgl. Bruhn 2001, 108).

„Die Daten des Verbraucherpanels sind fester Bestandteil der Planungs- und Controllingarbeit der meisten Markenartikler. Es ist deshalb von Bedeutung zu wissen, welche Daten durch ein Verbraucherpanel standardmäßig zur Verfügung gestellt werden. Man bezeichnet diese Erhebungsdaten als „Fakts“.“ (Koch 2001, 112). Im Rahmen der Standardauswertung beim Verbraucherpanel werden haupt- sächlich die Absatzmengen, Umsätze, Marktanteile, die Summe der Einkäufe in einer Periode sowie Menge pro Einkauf erfaßt und ausgewertet. Diese können dann nach den einzelnen Artikeln, aber auch nach Absatzgebieten, Handelsfor- men, Käufermerkmalen gegliedert werden (vgl. Bruhn 2001, 109). „Gelegentlich wird die Standardbefragung auch mit gesonderten sog. Paneleinfragen verbunden, d.h., die Panelteilnehmer werden gebeten, zu bestimmten Themen wie etwa Um- welteinstellung, Ernährungsverhalten usw. einen gesonderten Fragebogen auszu- füllen.“ (Berekoven u.a. 2001, 134) Dies ermöglicht dann bei Spezialuntersu- chungen, solche Informationen mit dem realen Kaufverhalten in Beziehung zu setzen.

Auch bei dem Verbraucherpanel sind Sonderanalysen auf Kundenwunsch mög- lich. Diese können sich dann z.B. auf Einkaufsintensität, Markentreue, Wieder- kaufsverhalten, Käuferwanderungen, Motive, Einstellungen, Preisklassenakzep- tanz von Testprodukten beziehen (vgl. Bruhn 2001, 109). KOCH führt in diesem Zusammenhang auch die „Gain and loss-Analyse“ auf. Dabei wird in Bezug auf verschiedene Marken untersucht, in welchem Maße sie im Zeitablauf Mengenein- heiten an andere Marken abgegeben oder von diesen hinzugewonnen haben (vgl. Koch 2001, 117).

4. Panel-Probleme

4.1 Marktabdeckung (Coverage)

In dem Punkt „Aufbau und Vorbereitung“ wurde bereits auf die Notwendigkeit einer exakten Definition der Grundgesamtheit hingewiesen und auch auf die Schwierigkeiten bei einer Vollerhebung. Die Ergebnisse einer Panelstudie können daher meistens nicht für alle Haushalte bzw. Handelsbetriebe als repräsentativ gelten, da sich ein Teil von ihnen der Erfassung entzieht. Bei der Erhebung des Haushaltspanel fehlen z.B. Ausländerhaushalte, Behörden, Firmen und Haushalte, die häufig auf Reisen sind. In Handelspanel sind z.B. Kleinbetriebe aus Wirtschaftlichkeitsgründen, Lebensmittelabteilungen von Warenhäusern sowie ALDIVerkaufsstätten aufgrund von Geheimhaltungsinteressen und fehlender Scannerkassen nicht vertreten (vgl. Scharf/Schubert 2001, 403).

Infolge der Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Panelteilnehmern und vor allem ihres laufenden Ausscheidens ist zu berücksichtigen, daß eine Zufallsauswahl auf die Dauer nur sehr schwer aufrechtzuerhalten ist. Im Grunde könnte somit auch die Errichtung eines Panel nach dem Randomverfahren als nicht notwendig erscheinen (vgl. Hüttner 1997, 191).

Die Verweigerung von potentiellen Teilnehmern stellt daher ein elementares Pro- blem für die nötige Repräsentanz dar. Bei dem Konsumentenpanel gibt es eine Verweigerung der Panelteilnehmer, da viele Personen nicht bereit sind, derart ausführliche Angaben über ihr Konsumverhalten zu machen (vgl. Preißner/Engel 1999, 33). KOCH empfiehlt daher, die fehlende Abdeckung entweder zu schätzen oder sie in einem Abgleich mit Daten aus dem Handelspanel zu errechnen (vgl. Koch 2001, 106). Dem widerspricht hingegen BEREKOVEN u.a., da sich die Einkäufe aus dem Haushaltspanel nicht mit den Verkäufen des Einzelhandels de- cken könnten, denn dort kaufen nicht nur die oben erwähnten, ausgegrenzten Haushalte und Personen ein, sondern u.a. Gastronome, Ausländer etc. Eine De- ckungsgleichheit besteht in der Praxis auch deshalb nicht, weil i.d.R. auch die Handelspanel nur eine beschränkte Coverage haben, da meistens nicht alle Ein- zelhandelsbetriebe (einer Branche) in der Grundgesamtheit und somit auch in die Stichprobe einbezogen werden können (vgl. Berekoven u.a. 2001, 130).

4.2 Panelsterblichkeit

Laut Definition ist ein Panel zwar ein dynamischer Prozeß, in der eine gleichbleibende Gruppe in regelmäßigen zeitlichen Intervallen auf ihr Kaufverhalten befragt oder beobachtet wird. Doch im Laufe eines Panel kann es zu verschiedenen praktischen methodischen Problemen kommen, welche die Forderung einer „gleichbleibenden Panelmasse“ in Frage stellen.

Ein solches Problem besteht in der Praxis aus der sogenannten Panelsterblichkeit. „Man versteht darunter nicht nur die „Mortalität“ im wörtlichen Sinne, also das Auflösen des Haushaltes durch Tod oder aus anderen Ursachen, sondern auch die Einstellung der Teilnahme aus sonstigen Gründen (nachlassendes Interesse, Fort- zug usw.).“ (Hüttner 1997, 192) Die Ausfallquote von Panelteilnehmern liegt in der Praxis bei ungefähr 15% im Jahr, so daß nach ca. 3 Jahren nur noch 60% der ursprünglichen Stichprobe („durchgehende Masse“) vorhanden sind (vgl. Koch 2001, 106). Um die Ausfallquoten zu minimieren, werden Maßnahmen der Pa- nelpflege zur motivierten Mitarbeit angewendet, d.h. die Panelteilnehmer erhalten Prämien, Geschenke, Sachpreise, usw. Dies kann allerdings zu Verhaltensverän- derungen führen in Form von einem Gefühl der Dankbarkeit oder durch vermehr- te Kaufkraft. Daher sind immaterielle Zuwendungen (z.B. Verlosungungen etc.) zu bevorzugen (vgl. Pepels 2000, 315).

Als „natürliche Panelsterblichkeit“ werden die Ausfälle und die demographischen Veränderungen bezeichnet. Die Marktforschungsinstitute verändern die Repräsen- tanz ihrer Stichproben ihrerseits dadurch, indem sie bewußt Panelteilnehmer austauschen („künstliche Panelsterblichkeit“) (vgl. Koch 2001, 106). Der Aus- tausch erfolgt, indem bei jeder Welle 30 - 50% der Probanden strukturgleich aus- gewechselt werden, um damit das Panel konsumrelevant zu halten. Das Problem bei dieser sogenannten Panelrotation ist die Aufrechterhaltung der Repräsentanz des Panel sowie der Reliabilität (Zuverlässigkeit) der Untersuchungsergebnisse (vgl. Poth/Poth 1999, 311). Das „... führt zu einer Panelerstarrung, d.h., die sozio- demographischen Merkmale des Panel entsprechen insgesamt immer weniger der Grundgesamtheit und erfüllen damit nicht mehr die Voraussetzungen der Reprä- sentanz.“ (Pepels 2000, 314) Eine weitere Möglichkeit die („natürliche“) Panelsterblichkeit zu minimieren, ist das Führen einer gewissen Reserve, d.h. es wird zusätzlich ein Kreis von Haushal- ten bzw. Personen in exakt der gleichen Weise befragt, aus dem heraus dann ent- sprechende Lücken gefüllt werden können (vgl. Berekoven u.a. 2001, 127).

„Eine geringe Panelsterblichkeit ist ein wichtiges Qualitätsmaß für jedes Panel.“ (Günther u.a. 1998, 3)

4.3 Paneleffekt

Die Panelrotation kann auch von Vorteil sein hinsichtlich des sogenannten PanelEffekts, welcher die interne Validität eines Panel beeinträchtigen kann. Hierunter versteht man die Erscheinung, daß hauptsächlich beim Haushaltspanel die Teilnehmer mehr oder weniger unbewußt unter dem Einfluß der Teilnahme am Panel ihr Verhalten ändern und somit die Paneldaten verzerren (vgl. Hüttner 1997, 192). Das läßt sich daraus erklären, daß die Panelteilnehmer bei Führung eines Verbraucherpanel über einen längeren Zeitraum einem bestimmten Lern- und Bewußtseinsprozesses ausgesetzt sind (vgl. Koch 2001, 106).

Außerdem kann es bei einer langen Panelzugehörigkeit nicht nur zur Lerneffekten kommen, sondern auch zu Nachlässigkeiten infolge von Ermüdungserscheinungen (vgl. Scharf/Schubert 2001, 404). HÜTTNER behauptet jedoch, daß sich empirisch betrachtet dieser sicher theoretisch zweifellos begründete Verdacht indessen nicht bestätigt zu haben scheint (vgl. Hüttner 1997, 192).

Aus Gründen wie Eitelkeit, Scham, schlechtem Gewissen oder Prestige werden bewußt falsche Angaben gemacht. Das kann dann dazu führen, daß bei bestimm- ten Produktarten mehr Konsum (ökologische Produkte, gesundes Obst und Gemü- se) oder auch weniger Konsum (Alkohol, Zigaretten, Einweg-Verpackungen) an- gegeben werden, als es tatsächlich der Fall war (vgl. Scharf/Schubert 2001, 404). Als Folge werden Besorgungen vielleicht besser vorbereitet und Spontaneinkäufe unterlassen. Die Panelteilnehmer kaufen zudem verstärkt neue Artikel, was gewiß ganz entscheidend aufgrund entsprechender Anregungen in dem Berichtsbogen zurückzuführen ist („Checklisten-Effekt“) (vgl. Nieschlag u.a. 1991, 731).

Darüber hinaus kommt es zu zwei Paneleffekten, die als „Overreporting“ und „Underreporting“ bezeichnet werden. Unter „Overreporting“ versteht man dabei die Neigung von Panelteilnehmern, Einkäufe anzugeben, die überhaupt nicht getä- tigt wurden (vgl. Weis/Steinmetz 1998, 167). „Ausschlaggebend dafür können die soziale Erwünschtheit solcher Käufe, z.B. Körperpflegeprodukte, oder auch Pres- tigegründe sein (z.B. demonstrativer Konsum).“ (Pepels 2000, 314) Umgekehrt können aufgrund von Ermüdungserscheinungen, bewußtem Verschweigen und Nachlässigkeiten auch Einkäufe vergessen oder nicht eingetragen werden. Die Berichtsbögen sind damit nicht vollständig ausgefüllt, was zu einem „Underrepor- ting“ führt. Auch bei der Nutzung eines „Electronic Diarys“ können Probleme auftreten, wenn z.B. die gekauften Produkte keine EAN-Nummer haben und die manuelle Eingabe als zu lästig empfunden wird (vgl. Koch 2001, 107). „Overre- porting und Underreporting treten bei verschiedenen Produktkategorien auf und kompensieren sich daher nicht gegenseitig.“ (Preißner/Engel 1999, 33)

Außerdem muß man zu den Paneleffekten Verhaltensweisen zählen, die sich aus der sogenannten Panelroutine von Mitgliedern ergeben. Diese kann speziell zu Nachlässigkeiten beim Ausfüllen der Berichtshefte bzw. dem Scannern der Einkäufe führen (vgl. Bruhn 2001, 110).

Mit Hilfe der bereits genannten Panelrotation und insbesondere durch das Scan- nerpanel können die Paneleffekte reduziert werden (vgl. Poth/Poth 1999, 311). An die Panelhaushalte werden computerlesbare Ausweise ausgegeben, die bei jedem Einkauf lediglich an der Kasse vorgelegt werden müssen. Die Einkaufsdaten werden per Scannerkasse registriert, so daß keine Berichtsbögen mehr geführt werden müssen und somit die Gefahr von unbeabsichtigten oder beabsichtigten verzerren von Paneldaten kaum besteht (vgl. Rose 2000b, 18). Jedoch ist eine Erfassung nur möglich, wenn die Panelteilnehmer ihre Identifikationskarte tatsächlich beim Einkauf mit sich führen. Auch kann eine „Anlernphase“ vorgesehen werden, in der Hoffnung, daß sich die erwähnten verzerrenden Effekte zwischenzeitlich legen. Es wird auf ein Wiedereinkehren des Alltagstrotts nach einer mehr oder minder langen Bewußtseinsphase gesetzt und erst danach werden die Ergebnisse tatsächlich verwertet (vgl. Pepels 2000, 315).

5. Zusammenfassung und Ausblick

Die marktgerechte Ausrichtung eines Unternehmens ist in Zeiten eines verschär- fenden internationalen Wettbewerbs bei stagnierender Nachfrage eminent wichtig. In der Marktforschung gibt es unterschiedliche Methoden zur Informationsgewin- nung. Eine herausragende Rolle als Informationsquelle für Marketingentschei- dungen stellen Panelerhebungen dar. Die Hersteller von Markenartikeln geben oft bis zu 50% ihres Marktforschungsetats für Paneldaten aus (vgl. Scharf/Schubert 2001, 400). Nach einer Untersuchung bei den Instituten des ADM (Arbeitskreis Deutscher Marktforschungsinstitute) entfielen 1998 ca. 42 % des gesamten Um- satzes dieser Institute auf Panelerhebungen. Dies dokumentiert die überragende Bedeutung der Panelforschung für die Praxis (vgl. Koch 2001, 101) !

Das Panel stellt eine Besonderheit unter den Erhebungsarten dar, da die (Primär-) Daten hierbei durch wiederholte Befragung und Beobachtung derselben Personen, Haushalte oder Unternehmen über einen längeren Zeitraum hinweg über den glei- chen Untersuchungsgegenstand erhoben werden. Das Ziel von Panelerhebungen ist die Erforschung von Markt- bzw. Verhaltensänderungen im Zeitablauf sowie Kausal-Analysen, um zu erfahren, was die Änderungen induziert hat. Mit Hilfe von Paneldaten ist es zum einen möglich, die Strukturen relevanter Märkte detail- liert zu beschreiben (Querschnittsanalyse), zum anderen Marktveränderungen im Zeitablauf zu erfassen (Längsschnittanalyse) und somit Informationen für Progno- sen zu gewinnen (vgl. Scharf/Schubert 2001, 400).

Grundsätzlich lassen nach Abhängigkeit vom Informationsbedarf auf jeder Stufe des Absatzweges verschiedene Arten der Untersuchungseinheiten unterscheiden: das Verbraucherpanel, das Handelspanel und diverse Spezialpanel. Das Verbrau- cherpanel läßt sich nach der untersuchten Zielgruppe differenzieren. Besteht das Verbraucherpanel nur aus Einzelpersonen, so wird von einem Individualpanel gesprochen. Bezieht sich der Untersuchungsgegenstand hingegen auf einen Haus- halt, dann spricht man von einem Haushaltspanel. Erhoben werden dabei Informa- tionen über Haushaltseinkäufe. Das Handelspanel kann differenziert werden in das Großhandelspanel und das wichtigere Einzelhandelspanel. Erhoben werden die Verkäufe, der Lagerbestand, die Umschlagshäufigkeit und die Artikelpräsenz in den Regalen. Daneben entstanden zunehmend spezielle Panelarten für interes- sante Ziel- bzw. Warengruppen.

Die Datenerhebung erfolgte in der Vergangenheit hauptsächlich mit Hilfe einer schriftlichen Befragung durch einen Berichtsbogen. Mittlerweile wird jedoch durch den zunehmenden Einsatz von Scannerkassen im Einzelhandel („POSScanning“) sowie mobiler elektronischer Scanner („Inhome-Scanner“) der Zeitund Kostenaufwand einer Panelstudie verringert.

Jedoch gibt es auch methodische Probleme bei der Führung eines Panel. So ist die Übertragbarkeit der Paneldaten auf die Grundgesamtheit („Coverage“) kaum machbar. Die erhobenen Daten können nicht alle Haushalte bzw. Handelsbetriebe als repräsentieren, da sich ein Teil von ihnen der Erfassung entzieht. Die fehlen- den Daten müssen daher geschätzt werden. Ein zentrales Problem gerade bei der Erhebung des Haushaltspanel ist die Panelsterblichkeit. Zu unterscheiden ist hier- bei die natürliche Panelsterblichkeit, bedingt durch Umzug, Tod, Desinteresse, Verweigerung etc., und die künstliche Panelsterblichkeit, verursacht durch das bewußte Austauschen von Panelteilnehmern. Diesen Vorgang nennt man Panelro- tation, um auch eine sogenannte Panelerstarrung zu vermeiden. Der Paneleffekt verursacht eine Verzerrung der Panelinformationen durch eine mehr oder minder unbewußte Verhaltensveränderung aufgrund von Lerneffekten oder Nachlässig- keiten der Panelteilnehmer. Darüber hinaus kann es noch zu einem „Overrepor- ting“ kommen, bei dem nicht stattgefundene Einkäufe angegeben werden. Auch ein „Underreporting“ ist möglich, wobei hier Einkäufe entweder vergessen oder Berichtsbögen nicht vollständig ausgefüllt werden.

Die Zukunft gehört mit Sicherheit neben der zunehmenden Erhebung von Panel- daten via Scanning dem Online-Marktforschungspanel. Zur Erhebung ist jedoch ein Internet-Zugang Voraussetzung und die Teilnehmer sollten am besten von dem Marktforschungsinstitut vor-rekrutiert werden. Außerdem sollten sie zur Teilnahme eingeladen werden, um damit auch eine bewußte Mehrfach- Anmeldung zu vermeiden. Mit Registrierung der Teilnehmer können die Institute eine Reihe von sozio-demographischen Informationen erhalten mit denen speziel- le Zielgruppen für einzelne Befragungen vorselektiert werden können. Den Panel- teilnehmern wird ein Kennwort für die Untersuchung zugeteilt und sie werden regelmäßig aufgefordert, die entsprechende Internet-Seite zu besuchen und den Fragebogen auszufüllen.

Der größte Vorteil besteht vor allem in der hohen Aktualität der erhobenen Daten, da diese bereits digitalisiert sind (vgl. Decker 2001, 56). „Gerade bei häufiger Durchführung von Untersuchungen scheint das Online-Panel die einzige Alterna- tive zu sein, den immensen immer wieder anfallenden Anwerbungskosten entge- genzuwirken.“ (Theobald u.a. 2001, 72) Als Nachteil ist anzumerken, daß das Internet zwar beachtliche Zuwachsraten in den letzten Jahren aufzuweisen hat, doch eine genaue Definition der Grundgesamtheit fällt noch schwer zumal be- stimmte Gruppen, z.B. einkommensschwache Schichten oder ältere Mitmenschen, unterrepräsentiert sind. THEOBALD u.a. merkt daher an, daß ein für die Allge- meinbevölkerung repräsentatives Online-Panel im Wettbewerb mit traditionellen Methoden daher erst dann konkurrenzfähig wird, wenn der Großteil der Bevölke- rung online ist (Theobald u.a. 2001, 72).

Literatur- und Quellenverzeichnis

Berekoven, Ludwig/Eckert, Werner/Ellenrieder, Peter (2001): Marktforschung. Wiesbaden: Gabler Verlag

Bruhn, Manfred (2001): Marketing. Wiesbaden: Gabler Verlag

Decker, Dominik (2001): Marktforschung mit dem Internet, Marburg: Tectum Verlag

Günther, Martin/Vossebein, Ulrich/Wildner, Raimund (1998): Markforschung mit Panels: Arten - Erhebung - Analyse - Anwendung. Wiesbaden: Gabler Verlag

Herrmann, Andreas/Homburg, Christian (2000): Marktforschung. Wiesbaden: Gabler Verlag

Hüttner, Manfred (1997): Grundzüge der Markforschung. München:

R. Oldenbourg Verlag

Hüttner, Manfred/von Ahsen, Anette/Schwarting, Ulf (1999): MarketingManagement. München: R. Oldenbourg Verlag

Kamenz, Uwe (1997): Marktforschung. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag Koch, Jörg (2001): Marktforschung. München: R. Oldenbourg Verlag Kotler, Philip (1999): Grundlagen des Marketing. München: Prentice Hall

Kroeber-Riel, Werner/Weinberg, Peter (1996): Konsumentenverhalten. München: Verlag Vahlen

Meffert, Heribert (1999): Marktorientierte Unternehmensführung im Wandel. Wiesbaden: Gabler Verlag

Meffert, Heribert (2000): Marketing. Wiesbaden: Gabler Verlag

Nieschlag, Robert/Dichtl, Erwin/Hörschgen, Hans (1991): Marketing. Berlin: Dunker & Humblot

Pepels, Werner (2000): Marketing. München: R. Oldenbourg Verlag

Poth, Ludwig/Poth, Gudrun (1999): Marketing Begriffe von A - Z. Wiesbaden: Gabler Verlag

Preißner, Andreas/Engel, Stefan (1999): Marketing. München: R. Oldenbourg Verlag

Rose, Peter M. (2000): Personal. Studienbrief 1.06: Erhebungsmethoden der Marktforschung - Studienbrief der Fern-Fachhochschule Hamburg

Rose, Peter M. (2000): Personal. Studienbrief 3.01: Handelsmarketing I: Informationsgrundlagen für das Handelsmarketing - Studienbrief der Fern- Fachhochschule Hamburg

Scharf, Andreas/Schubert, Bernd (2001): Marketing. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag

Scheuch, Fritz (1996): Marketing. München: Verlag Vahlen

Steffenhagen, Hartwig (2000): Marketing. Stuttgart: W. Kohlhammer

Schwedler, Erhard (2000): Kompaktwissen Marketing, Wiesbaden: Gabler Verlag

Theobald, Axel/Dreyer, Marcus/Starsetzki, Thomas (2001): Online-Markt- forschung. Wiesbaden: Gabler Verlag

Weis, Hans/ Steinmetz, Peter (1998): Marktforschung. Ludwigshafen: Friedrich Kiehl Verlag

Final del extracto de 23 páginas

Detalles

Título
Das Panel als Sonderform der Befragung und seine Bedeutung in der Marktforschung
Universidad
University of Applied Sciences Hamburg
Calificación
2,0
Autor
Año
2001
Páginas
23
No. de catálogo
V105717
ISBN (Ebook)
9783640040018
Tamaño de fichero
487 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Panel, Sonderform, Befragung, Bedeutung, Marktforschung
Citar trabajo
Patrick Hölper (Autor), 2001, Das Panel als Sonderform der Befragung und seine Bedeutung in der Marktforschung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105717

Comentarios

  • visitante el 28/10/2002

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    zu mir:

    ehem. Student der FH-Worms /BWL Handelsmanagement (Handelsmarketing Prof. Theiß / MARBURG / Marktforschungsinstitut)

    z.Zt.:
    - an der Uni Wuppertal WiWi "Marketing / Medienökonomie & neue Medien)
    - Administrativer Berater bei www.asia-economy.de
    - Admin in Düsseldorf bei einem nahmhaften Handelskonzerns

    Ich habe Mal gratis die Website für das damals (~2000) "fiktive" Verbraucherpanel (Unternehmenssimulation / Fallbeispiel) in MARBURG im Rahmen einer Seminararbeit konzipiert.

    Bei Interesse bitte unter philw@web.de melden.

    C U

    Phil

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