Ovids Verbannung. Das Leben im Augustinischen Zeitalter


Hausarbeit, 2016

20 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Inhalt

1. Einleitung

2. Ovid - sein Leben , Wirken und seine Werke

3. Das Leben im Augustinischen Zeitalter
3.1. Leben in der Kaiserzeit und neue Gesetze
3.2. Die neuen Ehe- und Moralgesetze bezüglich Ovid

4. Ovids Verbannung
4.1. Allgemeines
4.2. Carmen
4.3. Error
4.3.1. Mehrere Spekulationen
4.3.2. Der Sittenskandal um Iulia
4.3.3. Die Nachfolgeschaft bezüglich Ovids Verbannung

5. Ovids Stellungnahme zu seiner Verbannung in seinen Werken

6. Der (un)schuldige Dichter?

7. Quellen

8. Literatur

9. Internetquellen

1. Einleitung

„Das Meer - immer wieder das Meer“ diese Worte stammen aus dem Munde Ovids, die er während seiner Verbannung äußerte und in Worten festhielt. Das Zitat scheint auf Anhieb sehr melancholisch und trist. Eventuell beleuchtet Ovid hier sein Leiden, seinen Kummer und seine Reue. Der bedeutende römische Dichter und Schriftsteller Publius Ovidus Naso wurde im Jahr 8. n. Chr. ins Exil nach Tomis geschickt1, was keine Seltenheit im Augustinischen Zeitalter war. Allerdings ist die Verbannung des Künstlers ein sehr umstrittenes Thema, denn es existieren mehrere mögliche Gründe, warum Ovid nach Tomis gehen musste.

Doch was war Ovid für ein Mensch? Was an seinem Auftreten, seiner Persönlichkeit und seinem künstlerischen Schaffen war für die Verbannung verantwortlich? Wie verlief sein Leben nach der Ausweisung? Diese Fragen werde ich in dieser Arbeit erörtern und analysieren. Zu Beginn möchte ich Ovids Leben beschreiben, damit man sich ein Bild davon kreieren kann, was Ovid für ein Mensch war, wie sein Dichterleben verlief und was für eine Lebensphilosophie er in seinen Werken verarbeitete. Ich werde darstellen, welche Beweggründe zu seiner Verbannung führten. Außerdem werde ich darauf eingehen, in welchem Zusammenhang seine Persönlichkeit, die in seinen Werken deutlich wird, mit der Verbannung steht.

Im darauffolgenden Punkt wird das Leben im Zeitalter des Augustus erläutert. Denn der Kaiser führte neue Regelungen und Gesetze ein, darunter Ehe- und Moralgesetze, die das Leben der Gesellschaft beeinträchtigten und einschränkten. Im vierten Part dieser Arbeit stehen Ovids Verbannung und deren Gründe im Mittelpunkt, wobei ich die beiden Hauptursachen „carmen et error“ näher beleuchten werde. Der darauffolgende Punkt beleuchtet die Stellungnahme des Dichters zu seiner eigenen Verbannung. Seine beiden Hauptwerke Tristia und Epistulae ex Ponto, welche er im Exil verfasste, nutze ich als Hauptquellen und sollen der Veranschaulichung dienen.

Zum Schluss erörtere und diskutiere ich die These, ob Ovid unschuldig oder schuldig ist und ob seine Verbannung zu Recht erfolgte, um letztendlich ein eigenes Fazit zu ziehen.

2. Ovid - sein Leben , Wirken und seine Werke

Der Dichter Publius Ovidius Naso wird 43. v. Chr. in Sulmo, einer Kleinstadt Italiens geboren.2 Er stammt einem reichen Rittertum ab und wächst in adligen Verhältnissen auf,3 somit hat er das Privileg eine gute schulische Ausbildung in Rom zu erhalten. Sein Interesse gilt der Literatur sowie der Rhetorik und er beginnt ein Rhetorikstudium.4 Kurz darauf schreibt Ovid seine ersten Liebeselegien.5 Etwa 20 v. Chr. werden erstmals Werke im elegischen Versmaß von ihm veröffentlicht.6 Anschließend erscheinen die Heroinenbriefe, in denen Ovid sich mit der Lebenssituation von Frauen auseinandersetzte, deren Männer selten zu Hause und untreu waren.7 Schon bald verfasst Ovid sogenannte Lehrgedichte und die Ars amatoria, die eine Liebeskunst darstellt und als Anleitung eines kultivierten Lebensstils gedeutet wird.8

Sein Leben und Wirken als Dichter stehen in enger Verbindung mit dem römischen, kulturreichen Großstadtleben sowie der Herrschaft des Kaisers Augustus. Aufgrund politischer Neuerungen sind Redefreiheit und das individuelle Denken der Bevölkerung eingeschränkt.9 Um das Jahr Null beginnt Ovid sich der Epik zuzuwenden und verfasst sein größtes Werk, die Metamorphosen.10 Ebenfalls schreibt er in 6 Bänden sein zweites großes Sammelgedicht Fasti.11 Im Jahr 8 n. Chr. wird Ovid aus Rom verbannt und verweilt dann in Tomi,12 einer Stadt am Schwarzen Meer. Da in Rom das gesellschaftliche Leben zu dieser Zeit als fortschrittlich gilt und Ovid mit dem Alltagsleben und der römischen Kultur sehr verbunden ist, fällt es dem Dichter schwer, sich an die weniger kultivierte Lebensweise der Bevölkerung am Schwarzen Meer anzupassen und dort zu leben.13 Hier kreiert Ovid die sogenannten Tristen als Trauerbriefe eines Verbannten und später folgen die Epistulae ex Ponto, in denen er Bitten, Schmeicheleien, Klagen und seine Reue einarbeitete.14 Ein Erbarmen des Kaisers hatte dies jedoch nicht zur Folge. Publius Ovidius Naso starb allein und trist im Jahre 18. n. Chr. in Tomis.15

3. Das Leben im Augustinischen Zeitalter

3.1. Leben in der Kaiserzeit und neue Gesetze

Als der später als Augustus bezeichnete Octavian an die Macht kommt16 reformiert er den römischen Staat, ändert Politische Strukturen, fördert die Wirtschaft und das kulturelle und das gesellschaftliche Leben. Die römischen Bürger lassen sich auf diesen Wandel ein, da sie sich nach Sicherheit und Beständigkeit nach den Bürgerkriegen sehnen.17 Augustus übt seine Macht aus, indem er das Prinzipat schafft,18 und erlangt nach und nach immer weitere wichtige politische Ämter, so wie das Konsulat und die Amtsgewalten eines Volkstribuns.19 Schlussendlich kann der Caesar alle Bereiche des Imperiums kontrollieren und besitzt eine enorme Machtfülle.20

Weiterhin unterscheidet man im Reich zwischen Leuten mit Bürgerrecht und Nichtrömern. Das römische Bürgerrecht wird während des Augustinischen Zeitalters ausgedehnt.

Augustus reformiert das Gesetz und führt unter anderem neue Ehe- und Moralgesetze ein.21 Der Prinzeps legt Wert auf ein bodenständiges, geregeltes und gesichertes Familienleben als kleinste Einheit des Römischen Reiches.

Unter anderem existieren drei Gesetze bezüglich der Ehe, welche Augustus zugeschrieben werden: Die lex Iulia de maritandis ordinibus, die lex Iulia de adulteriis coercendis sowie die lex Papi Poppaea 22. Mit lex Iulia möchte Augustus alle Bürger verpflichten eine Ehe einzugehen. Augustus beabsichtigt einen Anstieg der Geburtenraten und möchte für mehr Nachkommen von römischen Bürgern sorgen.23 Ebenso fördert der Prinzeps Geburten ehelicher Kinder, vor allem von Familien, deren Namen bedeutend und nobel im römischen Staat sind. Außerdem wird die freie Wahl des Ehepartners durch das Gesetz eingeschränkt.24 Dieses Gesetz steht möglicherweise in Verbindung mit der Verbannung Ovids, wie ich später noch aufzeigen werde.

Die lex Iulia de adulteriis coercendis stellt eine Reform des Ehebruchgesetzes dar:25 „Die Strafen, die die lex Iulia de adulteriis für Ehebruch vorsah, waren wieder geschlechterspezifisch: ein Mann musste mit lebenslanger Relegation und Konfiskation der Hälfte seines Besitzes rechnen, eine Frau ebenfalls mit Verbannung, der Konfiskation eines Drittels ihres Besitzes und der Hälfte der Mitgift und der Infamie, die ein Eheverbot nach sich zog.“26

Außerdem wird in dem Gesetz zwischen verheirateten und nicht verheiratenden Ehebruchspartnern differenziert, worin sich die Straftat nochmals unterscheidet.27 Zusammenfassend begrenzen die neuen Ehe- und Moralgesetze von Augustus die sexuelle Freizügigkeit der Gesellschaft. Beziehungen zwischen Mann und Frau werden in Richtung einer Ehe dirigiert. Die augustinischen Gesetze lassen nur noch sexuelle Beziehungen außerhalb der Ehe mit Prostituierten, Sklavinnen und Frauen, denen die Ehe verboten wurde, zu.28 Im Folgenden werde ich darlegen, in welcher Verbindung diese Gesetze zu Ovid und dessen Verbannung stehen.

[...]


1 Holzberg, Niklas (Hrsg, Übers.): P. Ovidius Naso. Gedichte aus der Verbannung. Eine Auswahl aus „Tristia“ und „Epistulae ex Ponto“, Lateinisch /Deutsch, Stuttgart 2013, S.161.

2 Holzberg (2013), S.161.

3 Ov. trist. 4,10, 8.

4 Ov. trist. 4,10, 15/16.

5 Henneböhl, Rudolf (Hrsg.): Latein Kreativ. Lateinische Lektürebände mit kreativer Ausrichtung. Metarmorphosen, Band 1, Bad Driburg 2011, S. 10.

6 Ebd. S.10/11, (Amoris (Erstlingswerk), Medea).

7 Ebd.

8 Von Albrecht, Michael/ Clade, Rodolf: Ovid Metamorphosen, In: Hans- Joachim Glücklich (Hrsg.), EXEMPLA. Lateinische Texte, Heft 7, Göttingen 1994, S.5/6.

9 Henneböhl (2011), S.9.

10 Ebd. S.12.

11 Krefeld, Heinrich/ Funke, Peter uw. (Hrsg.): Res Romanae, 2. Auflage, Berlin (2008). S.107.

12 Henneböhl (2011), S.9.

13 Leitner, Philipp: Nasonis Relegatio. Zu den Hintergründen der Verbannung Ovids, in: Kaiser, Wolfgang / Schermaier, Martin Josef / Thür, Gerhard (Hrsg.): Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Romanistische Abteilung, Bd. 122, Graz (2005), S.150.

14 Henneböhl (2011), S.12.

15 Krefeld (2008), S. 107.

16 Ebd. S.196.

17 Klingner, Friedrich: Römische Geisteswelt, München 1956. S.163.

18 Piepenbrink, Karen: Das Altertum. Grundkurs Geschichte, Stuttgart 2006, S. 196.

19 Ebd. S.196-200.

20 Aufzeichnungen Basismodul 1, Alte Geschichte, Dr. Reinhold Scholl.

21 Mette-Dittmann, Angelika: Die Ehegesetze des Augustus: eine Untersuchung im Rahmen der Gesellschaftspolitik des Princeps, in: Historia, Zeitschrift für Alte Geschichte, Heft 67, Stuttgart 1991, S. 14.

22 Mette-Dittmann (1991), S.16.

23 Mette-Dittmann (1991), S. 131.

24 Ebd.

25 Mette-Dittmann (1991), S.14.

26 Friedl, Raimund: Der Konkubinat im kaiserzeitlichen Rom: von Augustus bis Septimius Severus, in: Historia, Zeitschrift für Alte Geschichte, Heft 98, Stuttgart 1996, S.65.

27 Friedl (1996), S. 65/66.

28 Friedl (1996), S. 74.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Ovids Verbannung. Das Leben im Augustinischen Zeitalter
Hochschule
Universität Leipzig
Autor
Jahr
2016
Seiten
20
Katalognummer
V1059577
ISBN (eBook)
9783346470270
ISBN (Buch)
9783346470287
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ovids, verbannung, leben, augustinischen, zeitalter
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Sophie Krause (Autor:in), 2016, Ovids Verbannung. Das Leben im Augustinischen Zeitalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1059577

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Ovids Verbannung. Das Leben im Augustinischen Zeitalter



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden