Stellen Sie sich eine Welt vor, in der individuelle Freiheit über allem steht, der Staat minimal ist und Selbstbestimmung das höchste Gut darstellt. Dieses Buch taucht tief ein in die faszinierende und oft missverstandene Welt des libertären Anarchismus, einer politischen Philosophie, die radikale Freiheit fordert. Ausgehend von den Wurzeln der Bewegung in den USA, beleuchtet diese Analyse die Entstehung der Libertarian Party und ihre ideologischen Grundlagen, von den Einflüssen John Lockes und Ludwig von Mises' bis hin zur Ablehnung staatlicher Autorität durch Vordenker wie Murray Rothbard. Die Kernelemente des libertären Anarchismus, wie das Non-Aggressions-Prinzip, die Österreichische Schule der Nationalökonomie und der unerschütterliche Individualismus, werden detailliert untersucht, um ein umfassendes Verständnis dieser Denkrichtung zu ermöglichen. Jenseits der Theorie wirft das Buch einen kritischen Blick auf die Herausforderungen und Widersprüche, mit denen der Libertarianismus konfrontiert ist, insbesondere im Hinblick auf die politische Praxis und die Rolle einer libertären Partei. Es ist eine Reise durch die Ideenwelt einer Bewegung, die das politische Spektrum herausfordert und nach einer Gesellschaft strebt, in der das Individuum wirklich souverän ist. Entdecken Sie die Prinzipien, die Visionen und die Kontroversen rund um eine der radikalsten politischen Philosophien unserer Zeit: den libertären Anarchismus, eine Strömung, die herkömmliche Vorstellungen von Staat, Gesellschaft und individueller Verantwortung in Frage stellt und neue Perspektiven auf die Gestaltung einer freien und selbstbestimmten Zukunft eröffnet. Es geht um mehr als nur Politik; es ist eine Philosophie für alle, die nachdenken und die Grenzen des Möglichen erweitern wollen, ein Kompass für eine Welt im Umbruch, der Orientierung und Inspiration bietet, um die eigene Rolle in der Gestaltung einer besseren Zukunft zu finden und aktiv mitzugestalten. Die Analyse der Libertarian Party, ihrer Erfolge und internen Debatten, bietet wertvolle Einblicke in die praktische Umsetzung libertärer Ideen und die Kompromisse, die auf dem Weg zu einer freieren Gesellschaft eingegangen werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung – Einordnung des libertären Anarchismus
2. Die Libertarian Party in den USA
2.1 Entstehung
2.2 Programm
2.3 Erfolge
3. Die Prinzipien des libertären Anarchismus
3.1 Axiom der Non-Aggression
3.2 Austrian School
3.3 Invididualismus und marktwirtschaftlicher Konservativismus
4. Zusammenfassung
5. Bibliographie
6. Anhang
6.1 Nolan Chart
6.2 Wahlergebnisse der Libertarian Party
Abstract
Libertarianism seeks a consistent position in the name of freedom. The new libertarian movement arose in the USA in the early 70s; politically, it is represented by the Libertarian Party. It is placed in the tradition of thinkers of freedom like John Locke, liberal economics like Ludwig von Mises and the founding fathers of the United States. As an anarchistic direction, it is to be classified as individualistic anarchy. Fundamental aspects are the support of self determination, private property and the strong request for the abolishment or at least a severe limitation of the power of government, which may be at best but a way to assure indivual freedom and defend nonaggression.
1. Einleitung – Einordnung des libertären Anarchismus
In der Mitte des 20. Jahrhundert setzte – besonders in den USA – eine Rückbesinnung auf klassische liberale Vorstellungen ein. Diese wurden recht schnell mit dem Begriff „Neoliberalismus“ belegt. Bouillon (1998) stellte in seiner „kritischen Würdigung“ des libertären Anarchismus1 fest, dass „hierzulande [...] der Neoliberalismus lange Zeit mit dem Ordoliberalismus (Freiburger Schule) gleichgesetzt“ wurde. Diese Abwandlung des Laissez-faire Kapitalismus, die den ordnungspolitischen Kern der Sozialen Marktwirtschaft bildet, sollte durch staatliche Kontrolle eine „menschenwürdige Wirtschaftsordnung“ (ebenda) aufbauen, in der der reinen Marktwirtschaft zugeschriebene Nachteile vermieden würden. Dieser in Deutschland vertretene Ordoliberalismus ließ die libertäre Strömung in keiner Weise auf sich einwirken; Bouillon sieht darin den Grund dafür, dass der Libertarianismus in Deutschland „keine akademischen Reaktionen auslöste“. Die Entstehung der libertarianistischen Bewegung in den Vereinigten Staaten und die Ideen, die diese propagierte, sind hierzulande somit kaum erforscht.
Neben dem monopolistischen Anspruch des Ordoliberalismus als Vertreter liberaler Ideen mag auch die geringe Anerkennung, die die US-amerikanische Libertarian Party als vermutlich politisch aktivste Gruppierung des Libertarianismus seit ihrer Gründung 1971 erfährt, erklären, warum die libertäre Bewegung nur selten zur Kenntnis genommen wurde.
Die Entstehung des Libertarianismus in den USA begann Anfang der 70er Jahre; er ging aus einer Gegenreaktion zur studentischen Linken hervor. Im Unterschied zu John Locke und
Ludwig von Mises, deren Philosophie der Freiheit sie prinzipiell teilen, lehnen libertäre Denker wie David Friedman, Murray Rothbard und Hans-Herman Hoppe deren „Auffassung von der Notwendigkeit des Staates für die Erhaltung der individuellen Freiheit“ (Bouillon 1998) ab. Schon früh spalteten sich Vertreter der anarchistischen Auffassung des Libertarianismus von der Bewegung ab; ihre Forderung nach völliger Freiheit des Individuums führt konsequenterweise zur Forderung nach Abschaffung des Staates. Sie sind dementsprechend auch nicht der kollektivistischen oder kommunistischen Strömung des Anarchismus zuzuordnen; sie selbst verstehen sich als „property-rights anarchists“ (Bouillon 1998), „individual anarchists“ (ebenda) oder verwenden Neologismen wie „anarcho-capitalists“ (Whitten 1995).
Häufig wird die wirtschaftsliberale Position des Libertarianismus mit dem Begriff ‚konservativ’ belegt; ein Begriff, den Friedman (1962, 6) als „nicht befriedigenden Alternative“ bezeichnet und dessen Verwendung er mit der „Korruption des Begriffes Liberalismus“ begründet. Seiner Auffassung nach hat der Begriff ‚Liberalismus’ in den USA eine völlig andere Bedeutung erlangt, als er im 19. Jahrhundert oder noch heute in Europa hat. Auch Joseph Schumpeter wirft anti-kapitalistisch eingestellten Liberalen vor, den Begriff unangemessen zu verwenden, indem er schreibt:
Die Feinde des privaten Unternehmertums haben sich dessen Bezeichnung geschickterweise angeeignet.2
Logischerweise sind libertarianistische Anarchisten wenig bereit, sich politisch zu engagieren, da Beteiligungen an politischen Entscheidungsprozessen, zumindest für die Konsequentesten unter ihnen, eine Mitwirkung an einem System darstellen, das sie selbst ablehnen. Laut Whitten (1995) neigen sie eher dazu, langfristig angelegte Überzeugungsarbeit bei der Bevölkerung zu leisten.
Die Libertarian Party stellt insofern eine Ausnahme dar, als sie versucht, durch aktive Beteiligung an Wahlkämpfen politischen Einfluss zu gewinnen. Dieser Widerspruch zur eigenen
Auffassung war Anlass zu mehreren Diskussionen unter den Gründungsmitgliedern der Partei; insbesondere Rothbard vertrat die Meinung, dass eine libertäre Partei dem eigentlichen Gedanken des Libertarianismus nicht gerecht würde (siehe 2.1).
2. Die Libertarian Party in den USA
2.1 Entstehung
Die Libertarian Party wurde am 11. Dezember 1971 In Westminster, Colorado, von acht Personen gegründet: David Nolan; John Hospers, Professor für Philosophie an der University of Southern California; Edward Crane, Finanzberater aus Kalifornien, Manuel Klausner, Chefredakteur der Zeitschrift Reason, Murray Rothbard, Wirtschaftswissenschaftler; R.A. Childs, Schriftsteller; Theodore Nathan, Geschäftsmann; und Jim Dean, Redakteur der Santa Ana Register.
Unter den Gründern gab es Auseinandersetzungen über die Frage, ob eine Partei den Ansprüchen des Libertarianismus überhaupt gerecht werden könne. So vertrat Rothbard die Ansicht, dass durch die Integration der Aktivisten im System der politischen Parteien niemals libertäre Prinzipien eingeführt werden könnten. Ein wichtiger Anstoß für die Gründung war jedoch die vorausgegangene Einführung von Lohnund Preiskontrollen durch Präsident Nixon. Nach Aussage von David Nolan sahen die Aktivisten eine Abkehr der Demokratischen und der Republikanischen Partei von den libertären Prinzipien der amerikanischen Gründungsväter, und die Maßnahmen der Nixon-Administration erschienen ihnen als autoritär (vgl. Ness 2000, 339).
Eine der wichtigsten Rollen neben den Gründungsmitgliedern nahm David Koch ein. Seine Geldspenden waren von entscheidender Bedeutung für die junge Partei, da sie sich bis heute beharrlich weigert, staatliche Unterstützung zur Finanzierung des Wahlkampes anzunehmen. Als Kandidat für das Amt des Vize-Präsidenten trat Koch zusammen mit dem Kalifornischen Rechtsanwalt Edward Clark bei der Präsidentschaftswahl 1980 an. Seine Zahlung von mehr als 2 Millionen Dollar ermöglichten der Partei, in allen 50 Staaten anzutreten. Mark Paul, Redakteur der Zeitschrift Mother Jones, schrieb über die Partei:
Bis Koch sein Portemonnaie öffnete, bestand die Bewegung aus einer pöbelhaften An-sammlung von obskuren Akademikern, Abenteurern, Science Fiction-Vernarrten, und völ-lig Verrückten, die nur durch ihren Hass gegen den Staat und den Spaß, den sie bei ihren Streitereien hatten, zusammengehalten wurde. Sein Geld verwandelte die libertäre Bewe-gung von einem tapferen Team wahrer Gläubiger in eine politische Kraft, die auf dem bes-ten Weg ist, die erste Partei seit den Sozialisten zu sein, die eine ernsthafte Herausforde-rung für das ‚Republikanische’ Monopol darstellt.3
Die Partei verdankte die Teilnahme Kochs ihrem ersten Vorsitzenden, Edward Crane. Der Aufbau der Partei ist Crane ebenfalls zuzuschreiben. Gemeinsam verließen sie 1983 die Partei, nachdem sie einen Vorstoß hin zu pragmatischerer Politik gewagt hatten, welcher auf dem Kongress zur Wahl des Präsidentschaftskandidaten abgelehnt wurde (vgl. Ness 2000, 340).
2.2 Programm
Die Libertarian Party politisch in ein Rechts-Links-Schema einzuordnen, fällt schwer, da sie in verschiedenen Bereichen entweder am links-liberalen oder am rechts-konservativen Ende zu finden ist.
Sie unterstützt das Recht von Frauen auf Abtreibung, lehnt Wehrpflicht, militärische Interven-tionen im Ausland und Verteidigungsbündnisse wie zum Beispiel die NATO ab, tritt für eine Legalisierung von Drogen ein, wendet sich gegen Einwanderungsbeschränkungen, und for-dert die völlige Pressefreiheit ohne jegliche staatliche Zensur.
[...]
1 Hardy Bouillons Verwendung des Ausdruckes „Libertärer Anarchismus“ mag etwas irritierend erscheinen, da „libertär“ und „anarchistisch“ häufig analog verwendet werden. Dennoch übernehme ich Bouillons Begriffswahl; dies erscheint mir sinnvoll, da im weiteren Verlauf der Arbeit auch kurz von „pragmatischen“ Richtungen des Libertarianismus die Rede ist (siehe 2.1), deren Vertreter den Staat keineswegs ablehnen. Der Ausdruck „Libertärer Anarchismus“ erweist sich zur Unterscheidung der radikal-staatsfeindlichen von gemäßigten Libertären durchaus als zweckmäßig.
2 „The enemies of the system of private Enterprise have thought wise to appropiate its label.” (Schumpeter 1954, 394) – Übersetzung J.H.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema dieses Textes?
Der Text behandelt den libertären Anarchismus, insbesondere im Kontext der Vereinigten Staaten, und seine Beziehung zur Libertarian Party.
Was sind die Hauptprinzipien des libertären Anarchismus laut diesem Text?
Die Hauptprinzipien umfassen das Axiom der Non-Aggression, die Austrian School der Ökonomie, Individualismus und marktwirtschaftlichen Konservativismus.
Wer sind einige wichtige Figuren, die mit dem libertären Anarchismus in Verbindung gebracht werden?
Figuren wie David Friedman, Murray Rothbard und Hans-Herman Hoppe werden als wichtige Denker des libertären Anarchismus genannt.
Was ist die Libertarian Party und wann wurde sie gegründet?
Die Libertarian Party ist eine politische Partei in den USA, die am 11. Dezember 1971 gegründet wurde. Sie versucht, libertäre Prinzipien durch aktive Teilnahme an Wahlkämpfen zu fördern.
Was waren die Gründe für die Gründung der Libertarian Party?
Ein wichtiger Anstoß war die Abkehr der Demokratischen und Republikanischen Partei von libertären Prinzipien sowie die Einführung von Lohn- und Preiskontrollen durch Präsident Nixon.
Wer war David Koch und welche Rolle spielte er in der Libertarian Party?
David Koch war ein wichtiger Geldgeber der Libertarian Party. Seine Spenden ermöglichten es der Partei, in allen 50 Staaten bei der Präsidentschaftswahl 1980 anzutreten.
Was sind einige programmatische Punkte der Libertarian Party?
Die Partei unterstützt das Recht von Frauen auf Abtreibung, lehnt Wehrpflicht und militärische Interventionen im Ausland ab, tritt für eine Legalisierung von Drogen ein, wendet sich gegen Einwanderungsbeschränkungen und fordert die völlige Pressefreiheit.
Was ist das Nolan Chart?
Das Nolan Chart wird im Inhaltsverzeichnis erwähnt, jedoch nicht näher im Text erläutert. Es scheint ein Thema im Anhang zu sein.
Warum wird der Begriff "Neoliberalismus" im Text erwähnt?
Der Begriff "Neoliberalismus" wird erwähnt, um den Kontext der Rückbesinnung auf klassische liberale Vorstellungen im 20. Jahrhundert, insbesondere in den USA, zu erläutern. Es wird auch darauf hingewiesen, dass in Deutschland "Neoliberalismus" lange Zeit mit dem Ordoliberalismus gleichgesetzt wurde.
Was kritisiert Joseph Schumpeter bezüglich der Verwendung des Begriffs "Liberalismus"?
Joseph Schumpeter kritisiert, dass anti-kapitalistisch eingestellte Liberale den Begriff "Liberalismus" unangemessen verwenden.
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- Jan Heufer (Author), 2002, Libertarianismus: Konservative Antistaatlichkeit in den USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105979