Eine Auseinandersetzung mit der Personalprälatur Opus Dei


Facharbeit (Schule), 2002

19 Seiten


Leseprobe


Das Opus Dei

Autor: Christopher Kuhlmann

1. Einleitung

Die päpstliche Anerkennung eines Wunders im 21. Jahrhundert und eine Heiligsprechung im Jahr 2002 sind Anlass für die Beschäftigung mit Josemaria Escrivà und der von ihm im Jahre 1928 begründeten Personalprälatur vom Heiligen Kreuz und Opus Dei. Die Personalprälatur ist eine recht neue kirchliche Rechtsform. Vergleichbar mit einem Bistum ohne Land. Der Begriff geht zurück auf ein Dokument welches am 7.12.1965 von Paul VI., anlässlich des Zweiten Vatikanischen Konzils, veröffentlicht wurde. In diesem ist in Artikel 10 (,, Dekret über Dienst und Leben der Priester"[1]) festgehalten: ,, Wo das Apostolat es aber erfordert, sollen Erleichterungen gegeben werden, nicht nur für eine angemessene Verteilung der Priester, sondern auch für spezielle pastorale Aufgaben bei verschiedenen sozialen Schichten, die in einer bestimmten Gegend oder Nation oder in irgendeinem Teil der Welt durchgeführt werden müssen. Zu diesem Zweck können deshalb mit Nutzen internationaler Seminare, besondere Diözesen oder Personalprälaturen und andere derartige Institutionen geschaffen werden. Diesen können zum Gemeinwohl der Kirche Priester zugeteilt oder inkardiniert werden. (...) die Rechte der Ortsordinarien müssen stets unangetastet bleiben."

Seit ihrer Entstehung (1928) wird die Personalprälatur Opus Dei öffentlich kontrovers diskutiert. So wurde sie zum Beispiel in Belgien offiziell als ,, sektenähnlich" [2] eingestuft. Durch die päpstliche Anerkennung eines Wunders und die damit bevorstehende Heiligsprechung ihres Gründers Josemaria Escrivà ist das Opus Dei derzeit wieder mehr in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt worden. Eine Entwicklung, die man im Opus für wenig opportun hält. Innerhalb wie außerhalb der Kirche ist die Meinung über diese Organisation gespalten. Während meiner Recherchen stieß ich immer wieder auf Tatsachen, die mich davon überzeugten, wie wichtig es ist, sich mit diesem Phänomen auseinander zu setzen: Wieso z.B. trifft man überall, also in Wirtschaft, Politik und auch in der Kirche, besonders in hohen Positionen auf Mitglieder oder zumindest starke Unterstützer des Opus Dei? Wie kommt es, dass grade das Opus, trotz seiner erst so kurzen Existenz, schon so groß

(ca. 80000 Mitglieder) und vor allem einflussreich in der Kirche werden konnte? Ich habe mich ausgiebig mit den Positionen beider Parteien auseinandergesetzt und mir zum Ziel gemacht, eine möglichst objektive Darstellung des Opus Dei zu erstellen.

2. Das Opus Dei.

Das Opus Dei ist eins der umstrittensten und gleichzeitig der einflussreichsten Organisationen innerhalb der Kirche. Was ist das Opus Dei überhaupt? Was tun sie? Wie kommt es zu diesem Einfluss? Diese und ähnliche Fragen auf den nächsten 15 Seiten zu beantworten habe ich mir zur Aufgabe gemacht.

2.1. Biographie des Gründers und Geschichte des Opus Dei

Der Gründer des Opus Dei war Josemaria Escrivà de Balaguer y Albas. Escrivà wurde am 09.01.1902 in dem Ort Baebastro in Spanien geboren. Er wuchs in einer armen und streng gläubigen Familie auf, was ihn mit Sicherheit prägte. Verschiedenen Quellen zu Folge soll Escrivà schon mit 16 Jahren vermutet haben von Gott zu einer besonderen Mission auserwählt worden zu sein, wusste aber noch nicht, wie diese aussehen sollte. So entschied er sich Priester zu werden und trat 1920 in das königliche Priesterseminar San Carlos in Saragossa ein. Während dieser Zeit soll Escrivà schon konsequent und ohne sich von seiner Umwelt abbringen zu lassen der Selbstgeißelung nachgegangen sein.

Er studierte gleichzeitig zu seinen kirchlichen Studien (Philosophie und Theologie) Rechtswissenschaft und wurde am 28.3.1925 zum Priester geweiht. Nachdem sein Vater 1924 gestorben war, musste der 23 Jährige Escrivà nun seine Familie ernähren; dennoch promovierte er 1927 in Madrid. Nach erfolgreichem Abschluss seines Jurastudiums unterrichtete er römisches und kanonisches Recht an der Universität von Madrid.

Dann kam der Legende nach, am 2.10.1928, das, was Escrivà schon im Alter von 16 vermutet hatte: Gott offenbarte sich ihm und wies ihn an das Opus Dei (der Name wurde später festgelegt) zu gründen, dessen Aufgabe es sein sollte, die gewöhnliche Arbeit im Alltag zu heiligen. Auf diesen Tag datiert man heute die Gründung des Opus Dei. Seit dieser Zeit begann. Escrivà damit ,,Apostel" um sich zu sammeln. Das Opus wuchs nur langsam, das Geld war knapp, und man hatte alle Mühe, auch nur einen Platz zum Beichten zu finden.

Doch 1930 offenbarte sich Gott noch einmal und verfügte, dass auch Frauen dem Opus angehören sollten (Ob er das beim erstenmal vergessen hatte?).

Im Jahr 1936 brach in Spanien der Bürgerkrieg aus. Escrivà verschwand mit einigen seiner ersten Schüler im Untergrund. Über sein Handeln unter diesen Bedingungen gibt es

bemerkenswert unterschiedliche Darstellungen. Während Quellen aus dem Umfeld des Opus Dei behaupten, Escrivà habe in dieser Zeit ohne Rücksicht auf Gefahren in Madrid weiter seine Überzeugung gelehrt, bis er dann 1937 ins Ausland (Andorra) fliehen musste, behaupten Quellen von Seiten der Kritiker des Opus Dei, Escrivà habe sich einige Jahre in einer psychiatrischen Anstalt versteckt.

Nach dem Bürgerkrieg kehrte Escrivà 1939 nach Madrid zurück, dort baute er ungehindert unter Generalissimo Franco, der jetzt als Diktator über Spanien herrschte, das Opus Dei wieder auf. Schnell breitet es sich nun in vielen spanischen Städten aus, doch der II. Weltkrieg verhinderte eine Ausbreitung auf andere Nationen. In dieser Zeit engagiert sich das Opus Dei vor allem in der Seelsorge und führt apostolische Arbeiten aus. 1941 erhält das Opus seine erste Appropriation durch den Bischof von Madrid. Damit hat es einen offiziellen Rechtsstatus.

Wiederum durch eine Eingebung Gottes kommt Escrivà auf die juristische Lösung für das Problem, eigene Priester zu weihen. Er gründet die Priestergemeinschaft vom Heiligen Kreuz. Dies ermöglicht ihm nun einen eigenen Klerus aufzubauen und öffnet die Organisation auch gleichzeitig für Weltpriester. Kritiker sehen hier deutliche Tendenzen, die dafür sprechen, dass Escrivà eine ,,Kirche in der Kirche" etablieren wollte. Mit welchem Ziel, bleibe vorerst dahingestellt. In den folgenden Jahren schafft es Escrivà, dass sein Opus die Appropriation als Säkularinstitut durch den Papst erhält und verlagert seinen Wohnort nach Rom. Durch das Zweite vatikanische Konzil wird das Opus noch einmal deutlich aufgewertet, da dort beschlossen wird, dass auch jeder Laie nach Heiligkeit streben könne und solle. Diese neue offizielle Richtung der Kirche trifft eben genau auf die Arbeit und Überzeugung des Opus zu. Dass dieser für das Opus Dei so wichtige Beschluss überhaupt getroffen wurde, ist für die Kritiker nur dadurch zu erklären, dass Alvaro del Portillo, Generalsekretär des Opus Dei und später erster Nachfolger Escrivás, am Konzil Präsident der Vorbereitungskommission "De laicis" und Sekretär der Kommission "De disciplina cleri et populi christiani" war, sowie als Konsultor weiterer Kommissionen agierte.

Escrivà begibt sich seit dieser Zeit viel auf Reisen, vor allem nach Süd- und Mittelamerika, um dort seine christliche Botschaft zu predigen. Am 26.6.1975, unmittelbar nach der Rückkehr von einer Pilgerreise, stirbt Josemaria Escrivà de Balaguer an einem Herzstillstand. Am 17.5.1992 wurde Escrivà dann, nach Fürsprache von über einem Drittel aller Bischöfe und Kardinäle, vom Papst selig gesprochen. Diese immense Fürsprache, die Escrivà hier zuteil wurde, und die Geschwindigkeit, mit der er selig gesprochen wurde, machen deutlich, wie bedeutend dieser Mann und sein Lebenswerk offenbar für die Kirche waren und sind. Wie

umstritten seine Person und das von ihm gegründete Opus Dei ist, verdeutlicht die folgende Stellungnahme des Beirats der Konferenz der deutschsprachigen Pastoraltheologen zur Seligsprechung Escrivàs: ,, Wir halten es für eine beunruhigende und kirchenpolitisch sowie seelsorglich gefährliche Entscheidung, eine derart polarisierende undausgrenzende Denk- und Handlungsrichtung durch die Seligsprechung ihres Initiators gutzuheissen und zu sakralisieren. (...) Unserem Eindruck nach wird durch die Seligsprechung des Gründers von Opus Dei eine dubiose und undurchsichtige Macht in der Kirche gefördert und die Hirtensorge für die Einheit in Vielfalt vernachlässigt." [3]

2.1.1. Heiligsprechung von Josemaria Escrivà

Wie schon in der Einleitung angesprochen ist das Opus Dei auch aktuell wieder ins Rampenlicht der Medien gerückt. Grund dafür ist die Anerkennung eines Wunders, das Escrivà 1992, also 17 Jahre nach seinem Tod bewirkt haben soll. Mit Anerkennung dieses Wunders wurde der in der Kirche lange geforderte Heiligsprechungsprozess für Escrivà initiiert.

Geschehen ist Folgendes, ein spanischer Chirurg, der seit 1962 an einer unheilbaren Krankheit litt, die durch übermäßigen Kontakt mit Röntgenstrahlen ausgelöst wird und zu Hautkrebs führt, und der sich keiner Behandlung unterzog, bekam 1992 von einem Bekannten den Hinweis, er solle sich im Gebet an den seligen Josemaria Escrivà wenden und um dessen Fürsprache bei Gott bitten. Der Chirurg Dr. Manuel Nevado, bei dem die Krankheit schon Metastasen an den Händen gebildet hatte, weswegen er auch die Chirurgie aufgeben musste, tat dies in seiner Verzweiflung und sein Zustand besserte sich schlagartig. Kaum zwei Wochen später soll die Krankheit völlig verschwunden gewesen sein und ein Jahr später konnte er sogar wieder als Chirurg arbeiten.

Eine medizinische Kommission des Vatikans überprüfte das Geschehene und kam 1994 zu dem Ergebnis, dass die spontane Genesung Nevados wissenschaftlich nicht zu erklären sei. Es folgten weitere Untersuchungen, die bestätigten, dass die Genesung tatsächlich vollständig und nachhaltig war.

Ende des Jahres 2001 bestätigte eine Versammlung der Bischöfe und Kardinäle, dass es sich hierbei um ein Wunder handele und nur der Fürsprache durch Josemaria Escrivà de Balaguer zuzuschreiben sei. Infolgedessen wird Papst Johannes Paul II. am 6.10.2002 den Gründer des Opus Dei im Jahr seines 100. Geburtstags auf dem Petersplatz in Rom heiligsprechen.

2.2. Zielsetzung des Opus Dei

Die ,, Prälatur vom heiligen Kreuz und Opus Dei"[4] ist seit dem 28.11.1982 eine

,, internationale Personalprälatur der katholischen Kirche " [5] . Die Zielsetzung ist, nach dem Vorbild von Jesus auch dem Alltag eine christliche Bedeutung beizumessen. Gemeint ist, die Spaltung zwischen der Bedeutung Christi in der Kirche und im Alltag aufzuheben. Gott soll beim Gläubigen auch den Alltag, das Berufsleben, prägen. Eine Unterteilung dieser Bereiche ist nicht nur unnatürlich, sie widerspricht auch dem christlichen Gottesbild, in dem Gott ja nicht nur in der Kirche gegenwärtig ist. Glauben und tatsächliches Leben sollen miteinander übereinstimmen.

Die Aufgabe der Opus Dei Mitglieder ist es, dieses nicht nur zu erfüllen, sondern auch zu versuchen, es in ihrer sozialen Umgebung zu verbreiten und zu verwirklichen. Dies geschieht unter der Prämisse, dass jeder Getaufte zur Geistlichkeit berufen sei, was aber keinesfalls die hierarchischen Strukturen, die innerhalb der Kirche gelten, außer Kraft setzt. Es ist äußerst wichtig, dass das Opus sich nicht aus dem Alltagsleben zurück zieht, sondern grade dort den Evangelisierungsauftrag in vollem Maße erfüllt. Durch die Organisation sollen Christen in ihrem Glauben gestärkt und in ihrer Glaubenseinheit gefördert werden.

Überraschenderweise bleibt diese Zielsetzung des Opus auch bei den zahlreichen Kritikern der Organisation meist unangetastet. Genaugenommen passt sie auch genau in die offizielle päpstliche Lehrmeinung. Fraglich bleibt dennoch, in wie weit das Opus Dei zumindest in seiner ,,Führungsetage" tatsächlich nur das verfolgt, was nach außen hin verkündet wird, oder ob es einen Unterschied zwischen Programmatik und Alltagsleben im Opus Dei gibt. Wenn ja, , wie groß ist er und ist er gewollt oder nicht?

Die Prälatur legt größten Wert darauf, Teil der Kirche zu sein und sich nicht wie Kritiker immer wieder behaupten, von der Kirche abzusondern und sogar die Kirche von innen heraus

,,übernehmen" zu wollen. Das Opus Dei betont aber, keine eigene Lehre zu besitzen, ,,weder auf religiös-theologischem noch auf philosophischem und politischem Gebiet: Seine Lehre ist identisch mit derjenigen der katholischen Kirche" [6] . Seltsam erscheint aber dennoch die Tatsache, dass eine so junge Gruppierung es geschafft hat, sich so schnell in einer Organisation wie der kath. Kirche zu behaupten, die nicht gerade für ihre Progressivität und Offenheit neuem gegenüber bekannt ist, und führende Positionen einzunehmen, umso mehr, als diese Gruppierung gar nicht das Ziel haben will, führende Positionen zu besetzen.

Was die Prälatur mit Hinblick auf ihre Ziele lieber verschweigt, ist die Tatsache, dass Escrivà selbst und mit Sicherheit auch viele im Opus Dei heute noch glauben, dass die Kirche von innen her von Ungläubigen bedroht sei. ,, Die Situation ist ernst, meine Söhne und Töchter.(...)das Böse kommt von innen und von hoch oben.

[...]


[1] Das Zweite Vatikanische Konzil. Bd. III, S 127-239. Freiburg, Basel, Wien 1968.

[2] http://privat.schlund.de/b/bornefeld/opus/1.htm

[3] zitiert nach: Fundamentalismus ,,ex cathedra"? von Matthias Mettner. Opus Dei - Stosstrupp Gottes oder ,,Heilige Mafia"?. NZN Buchverlag. S.20

[4] Offizieller Name des Opus Dei. www.relinfo.ch/opusdei/info.html Opus Dei von Barbara Bleisch und Georg Schmid 1998. 2002-03-03 15.30 Uhr

[5] Weiterführende Informationen und Literaturhinweise in: INFORMATIONSBÜRO DER PRÄLATUR OPUS DEI IN DER SCHWEIZ (HG). Die Personalprälatur Opus Dei im Überblick, Zürich 1996. Desgleichen im Internet unter der Adresse www.opusdei.org.

[6] Das Opus Dei. http://www.relinfo.ch/opusdei/info.html 2002-03-09. 22.11 Uhr

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Eine Auseinandersetzung mit der Personalprälatur Opus Dei
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V106075
ISBN (eBook)
9783640043545
Dateigröße
377 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Opus
Arbeit zitieren
Christopher Kuhlmann (Autor:in), 2002, Eine Auseinandersetzung mit der Personalprälatur Opus Dei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106075

Kommentare

  • Gast am 29.6.2002

    Über das Opus Dei.

    Der Vorwurf,daß das Opus Dei
    "fundamentalistische Strömungen"
    unterstütze,trifft nicht zu.
    Es ist eine große Hoffnung für die
    Kirche und Welt.
    Nur im Leiden,d.h. in der
    Kreuzesnachfolge,erhält das menschliche
    Leben seinen Sinn!

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Titel: Eine Auseinandersetzung mit der Personalprälatur Opus Dei



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