Gründung der USA


Exposé / Rédaction (Scolaire), 2000

13 Pages, Note: 14 Punkte


Extrait


Die Gründung der USA

Wenn man unzuverlässigen Quellen Glauben schenkt, könnte mein Vortrag über die Gründung der USA bereits im Jahr 1000 vor Christus beginnen. Es wird behauptet, dass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt die Wikinger, ein kriegerisches Seefahrervolk aus Skandinavien, die Nordküste Amerikas erreicht haben soll. Ich jedoch stütze mich auf bewiesene Tatsachen, und so beginnt mein Vortrag erst gute 2500 Jahre später, im Jahr 1492. Ein erfahrener Seefahrer aus dem italienischen Genua, der bald als Christoph Columbus (1451-1506), der Entdecker Amerikas, in die Geschichte eingehen würde, bat zehn Jahre lang bei verschiedenen Königshäusern Europas um finanzielle Unterstützung für eine Seeexpedition, mit deren Hilfe er beweisen wollte, dass die Erde rund ist, indem er den westlichen, den angeblich kürzesten Seeweg nach Indien wählt (siehe Bild l) . Dieser Weg sollte wesentlich wirtschaftlicher sein als der zum damaligen Zeitpunkt vorhandene Landweg, welcher noch aus der Zeit der Kreuzritter und der Marco Polos (1254- 1320) stammte. Als 1487 der portugiesische Kapitän Bartolomeu Diaz (1450-1500) über die südlichste Spitze Afrikas in den Orient segelte, sah sich die spanische Königin gezwungen, in Columbus' Projekt zu investieren. Diese Investition wird auf etwa 14000 Dollar geschätzt.

Columbus hat also Amerika entdeckt, doch er hielt es für Indien, da nicht bekannt war, dass der amerikanische Kontinent existierte. Deshalb nannte er die heutigen Bahamas Westindische Inseln (s. Bild l), und die Bewohner natürlich nicht Amerikaner, sondern Indianer.

Im 16. Jahrhundert war Spanien das Land, das am meisten von den Entdeckungen Columbus' profitierte. Es entsandte bewaffnete Expeditionen nach Mexiko, Zentral- und Südamerika, wo diese auf die blühenden Zivilisationen der Azteken, Mayas und Inkas stießen. Außerdem stießen sie auf Gold, Silber und Edelsteine, deren Mengen ihre kühnsten Erwartungen übertrafen. Da die Spanier mehr Interesse am Erobern als am Kolonisieren hatten, besiegten und versklavten sie die Einwohner dank ihrer überlegenen Waffentechnologie und bauten einen regelrechten Pendelverkehr auf um die Schätze nach Spanien zu schaffen.

Seltsamerweise erregte Nordamerika in dieser Zeit äußerst wenig Aufmerksamkeit. Nur die Engländer, Franzosen und Holländer schickten kleine Erkundungstrupps los, die auf der Suche nach einer Nordwestpassage nach Indien waren. Außer der spanischen Siedlung St. Augustine in Florida unternahm keine europäische Großmacht den Versuch, Nordamerika zu besiedeln. Im Gegenteil, die Engländer hielten es für effizienter, spanische Schatzgaleonen und spanische Häfen in der Neuen Welt zu kapern. Außerdem verspürten nicht viele Europäer den Reiz, das heimische Wohl gegen ein Leben in Ungewissheit, gegen ein Leben in der Wildnis einzutauschen. „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht."

Roanoke Island, North Carolina

Die ersten Versuche für die englische Seite unternahm Sir Walter Raleigh (1554-1618), Soldat, Entdecker und Privatier. Er organisierte 1584 eine Expedition, welche die Küste Nordamerikas vom heutigen Staat North Carolina bis nach Florida erkunden sollte. Zu Ehren von Queen Virginia nannte er dieses Gebiet „Virginia". Ein Jahr später entsandte er eine weitere Expedition, die aus über 100 Männern (nur Männer!) bestand und eine feste Siedlung auf Roanoke Island errichten sollte. Aber deren Unvermögen, in der Wildnis zurechtzukommen, Krankheiten und Angst forderten große Opfer und zwangen die Kolonisten nach weniger als einem Jahr, den Aufbau der Siedlung abzubrechen und auf den Schiffen von Sir Francis Drake, der gerade die Kolonie inspizierte, wieder nach Hause zu fahren.

Von diesem Rückschlag erholte sich Sir Walter offenbar schnell, denn 1587 entsandte er bereits eine weitere Gruppe von Kolonisten, bestehend aus 91 Männern, 17 Frauen und 9 Kindern, die von John White angeführt wurde. Kurz darauf musste White wieder nach England zurück, um dringend benötigte Nahrungsmittel zu beschaffen. Unglücklicherweise hatte Philip von Spanien 1588 seine Armada zur Eroberung Englands losgeschickt (womit er natürlich scheiterte), sodass White erst 1591 mit den Rohstoffen zurückkehren konnte. Doch diese waren nun überflüssig, denn die Siedlung war völlig menschenleer; es gab keine Lebenszeichen der Kolonisten. Lediglich einen einzigen Hinweis fanden sie: ein eingeritztes Wort in einen Baumstamm. Es lautete „Croatan".

Den einzigen Nutzen konnte man offenbar aus den dort wachsenden Weißen Kartoffeln und dem Tabak ziehen, den Sir Walter durch dessen Rauchen bekannt machte.

Obwohl diese beiden Versuche, Kolonien auf einem fremden Kontinent zu errichten, gescheitert waren, hatte sich der Gedanke durchgesetzt, englische Siedlungen in Amerika aufzubauen. Man musste jedoch einsehen, dass solche Unternehmen die finanziellen Möglichkeiten eines Einzelnen übersteigen. Notwendig war die Unterstützung entweder der Krone oder einer finanzkräftigen Organisation, etwa einer Kapitalgesellschaft.

Als James I. König von England wurde, erteilte er an zwei Handelsgruppen Konzessionen zur Erschließung von zwei Siedlungsgebieten, jedes 25900 km³ groß. Der London Company sprach er das Gebiet zwischen dem 34. und dem 41, Breitengrad (etwa von der Südgrenze North Carolinas bis zur Südgrenze Connecticuts) und der Plymouth Company das Gebiet zwischen dem 38. und dem 45. Breitengrad zu (etwa vom südlichsten Zipfel Atlantikküste von Maryland bis zum nördlichsten Zipfel der Atlantikküste von Maine). In den Konzessionen war festgelegt, dass ein Rat, der vom König ernannt wird und in England tagt, die Beaufsichtigung der Gesamtleitung jeder Kolonie oblag. Dieser würde einen Lokalrat ernennen, der die alltäglichen Geschäfte und Angelegenheiten in Amerika regeln sollte. Dieser Kolonialrat sollte selbstständig arbeiten, sich jedoch an englische Gesetze halten und keine eigenen Gesetze, die Leben und Wohlergehen betrafen, verabschieden.

Jamestown, Virginia

Daraufhin bot die London Company Aktien an, die von der Bevölkerung mit großem Interesse angenommen wurden. Mehrere Hundert Engländer investierten in die Idee, um, so dachten sie, schnelle Gewinne machen zu können. Mit dem Geld wurde eine kleine Flotte ausgerüstet. An Bord befanden sich 104 Auswanderer (wieder nur männlichen Geschlechts), deren Hauptinteresse die Suche nach Gold und anderen Schätzen war. Am 20. Dezember 1606 stachen 3 kleine Segelschiffe, die „Susan Constant", die „Godspeed" und die „Discovery", unter dem Kommando von Kapitän Christopher Newport, in See.

Knapp fünf Monate später erreichten die Schiffe Chesapeake Bay (s. Virginia-Karte) und segelten noch ungefähr 60 Meilen einen Fluss stromaufwärts, um Kontakte mit den Spaniern zu vermeiden. Am 14. Mai versenkten sie ihren Anker im Wasser vor der Insel, auf der man heute den Colonial National Historical Park findet. Dort gingen die Kolonisten an Land und bauten eine Siedlung auf, die sie Jamestown tauften (den Fluss nannten sie James River, beide zu Ehren James I. von England). Unglücklicherweise befand sich die Siedlung auf sumpfartigem Gelände mit Wasser von sehr schlechter Qualität. Die Folgen zeichneten sich bald ab: Malaria, Ruhr (Infektionskrankheit des Dickdarms) und Lungenentzündungen führten zu hohen Verlusten und löschten die noch junge Kolonie beinahe aus. Die zweite schlechte Nachricht zeigte sich erst im Laufe der Zeit, denn es gab keine Schätze wie Gold und Silber, die nur darauf warteten, eingesammelt zu werden. Statt dessen gab es Krankheiten und Seuchen, mit denen nur die Stärksten fertig wurden. Ohne die Entschlossenheit ihres Obersten, John Smith, hätte die Kolonie den ersten Winter nicht überstanden.

Smith hielt sie an, Unterkünfte zu bauen und betrieb mit den Indianern regen Tauschhandel, um Mais und andere Nahrungsmittel zu bekommen. Er überlebte auch die Gefangenschaft durch Powhatan (1550-1618), den Häuptling des 30 Stämme umfassenden Indianerbündnisses in Virginia. Die Tochter des Häuptlings, Pocahontas (1595-1617), rettete ihn vor der Hinrichtung. Einige Jahre später heiratete sie John Rolfe, einen der Kolonisten, was zu einem vorübergehenden Frieden zwischen Indianern und Siedlern rührte.

Als Smith zeitweilig nach England zurückkehren musste, um einige Verletzungen behandeln zu lassen, sank der Zustand der Kolonie auf einen Tiefpunkt. Da man für den Winter 1609/10 nicht mehr ausreichend Vorräte hatte, aßman alles: Schlangen, Mäuse, Wurzeln, Ratten, einfach alles, was man finden konnte. Und aus Angst vor Angriffen oder Hinterhalten der Indianer gingen sie nicht das Risiko ein, im Wald nach Brennmaterial zu suchen, sie verbrannten statt dessen die Balken ihrer Hütten.

Als im Mai 1610 ein Rettungstrupp eintraf, bestand die Kolonie nur aus einer Handvoll Überlebender, die sich nach nichts mehr sehnten, als nach England zurückzukehren. Mit dem Rettungstrupp trafen auch irische Vorräte und eine Gruppe neuer Siedler und ein neuer Gouverneur, Thomas West, ein, der Anteile der neu gegründeten Virginia Company anbot, die die Kolonisten durch Arbeit erwerben konnten, d.h. sie mussten Landwirtschaft betreiben und einheimische Techniken und Produkte studieren und verwenden. Die erzeugten Produkte tauschten sie bei der Virginia Company gegen Land ein, das die wiederum von der Regierung zugesprochen bekommen hatte. Die Handvoll Überlebende änderte schnell ihre Meinung. Die erste Folge war, dass John Rolfe aus Trinidad, einer Insel vor Venezuela, Tabaksamen einführte, der mit dem Tabak aus Virginia gekreuzt wurde und sich so wesentlich besser verkaufte. Innerhalb von zwei Jahren blühte der Tabakanbau derart, dass Jamestown Ernteerträge im Wert von 8 Mio. Dollar nach England exportieren konnte. Um das auszunutzen und weiteren potenziellen Auswanderern Geschmack auf Amerika zu machen, wurden die Konzessionen der drei Companys dahingehend ergänzt, dass man diesen Leuten als Anreiz zum Auswandern Land anbieten durfte. Dies wurde ein großen Erfolg, und bald schossen um Jamestown neue Siedlungen wie Pilze aus dem Boden.

Besonders bedeutend war für Jamestown das Jahr 1619, denn innerhalb dieser 12 Monate fanden drei äußerst wichtige Ereignisse statt. Am 9. August tagte in der Kirche von Jamestown die erste Versammlung von Repräsentanten. Diese Versammlung , genannt „House of Burgesses" (etwa Abgeordnetenhaus), setzte sich aus Gouverneur George Yardley, dessen Rat, und 22 Abgeordneten („buggesses"), von denen je zwei aus den umliegenden Siedlungen gewählt wurden, zusammen. Sinn und Zweck dieser Versammlung war es, eigene Gesetze zu beschließen (was laut König James I. von England verboten war und auch so in den Konzessionen festgehalten wurde). Von diesem Tag an war Virginia praktisch selbstverwaltet, obwohl die englische Regierung ein Vetorecht gegen Gesetze besaß, welche sie als unvorteilhaft ansah. Dies war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Demokratie.

Das nächste folgenreiche Ereignis war die Ankunft eines holländischen Schiffes in Jamestown, das zwanzig Farbige mitbrachte (das Wort „Neger" ist einer von Kolonialherren geprägter Begriff für Angehörige der negriden Rassengruppe in Afrika südlich der Sahara, der etwa 160 Mio. Menschen angehören; seit dem 18. Jh. auch eine in Deutschland aufkommende Bezeichnung für farbige Menschen), die als Leibeigene verkauft wurden. Damit begann im amerikanischen Süden die Zeit der Sklaverei.

Das dritte Ereignis war die Ankunft einer ganzen Schiffsladung junger, hübscher und aufrecht erzogenen Jungfern", die von der Virginia Company geschickt worden waren, damit die Junggesellen in Jamestown Ehefrauen bekommen würden. Das eigentliche Ziel der Company bestand darin, die Entwicklung einer festen Gemeinschaft in den Siedlungen und das Gefühl der Beständigkeit in der Kolonie zu fördern. Drei Jahre später, nach dem Tod von Häuptling Powhatan, beendete dessen Nachfolger am Karfreitag den bestehenden Frieden und tötete einige hundert Kolonisten. Die Kolonie aber war zu diesem Zeitpunkt bereits so gefestigt, dass diese oder nachfolgende Angriffe der Indianer sie nicht mehr zerstören konnte. Von diesem Zeitpunkt an herrschte zwischen den Indianern und den Kolonisten Kriegszustand.

Im Jahre 1624 übernahm die Krone Virginia als Königliche Kolonie. Im Jahre 1676 wurde Jamestown niedergebrannt, nachdem einige Bauern einen Aufstand gegen den königlichen Gouverneur anzettelten. Danach wurde Jamestown wieder aufgebaut, doch im Jahr 1698 wurde die Stadt wieder niedergebrannt, und so entschloss man sich, die Hauptstadt nach Williamsburg zu verlegen.

Neuengland: Maine, New Hampshire, Vermont, Massachusetts, Connecticut, Rhode Island

Die Pilgrims

Wir machen einen kleinen Zeitsprung zurück ins Jahr 1614, als Kapitän John Smith (1579/80- 1631) sich von seinen Verletzungen erholt hatte. Denn Smith war nicht nur dafür verantwortlich, die Jamestown-Kolonie durch die ersten Winter zu führen, er spielte auch eine wichtige Rolle bei der Errichtung der zweiten ständigen englischen Siedlung in Amerika.

Als er sich von seinen Verletzungen erholt hatte, wurde er von einigen Londoner Händlern angeheuert, eine Walfangexpedition entlang der Küste Nordamerikas zu führen. Das gab ihm die Möglichkeit, dieses Gebiet zu erkunden, was er später in seinem Buch „A Description of New England" (1616) beschrieb (John Smith war damit der erste, der den Begriff „Neuengland" verwendete).

Das Buch verkaufte sich in England so gut, das man es als einen Bestseller des 17. Jh. bezeichnen könnte. Das Interesse für die Neue Welt war geweckt. Die Handelsmitglieder der London Company reagierten schnell und beschlossen, eine zweite feste Kolonie auf amerikanischem Boden zu errichten. Daraufhin wurde für sie ein königliches Patent für das Gebiet zwischen den 40. und dem 48. Breitengrad (etwa von der Südküste New Yorks bis zur Nordgrenze New Brunswicks, Kanada) von Atlantik bis Pazifik ausgestellt. Der nächste Schritt war die Anwerbung zukünftiger Kolonisten. Nach Leyden, Holland, war eine Gruppe Dissidenten (Konfessionslose, Andersdenkende) geflüchtet, um der Verfolgung als Abtrünnige durch die englische Kirche zu entgehen. Diese Gruppe war heilfroh, als sie von dem Angebot hörte, da für sie das Leben in Holland sehr gewöhnungsbedürftig war. Sie kehrte nach England zurück, wo bereits die „Mayflower" und eine andere Gruppe Kolonisten auf sie wartete. Diese andere Gruppe bestand hauptsächlich aus Angehörigen der Kirche von England, die in Amerika einen Ort sahen, wo sie eigenes Land besitzen und ihr Leben allgemein verbessern könnten. Am 16. September 1620 lichtete die „Mayflower" ihren Anker und stach in See, mit einer Besatzung, bestehend aus 40 Separatisten und 62 Kirchgänger, deren Zusammensetzung schon im Voraus Konflikte erahnen ließ. Unterwegs entstanden gewaltige Spannungen zwischen den beiden Parteien, die auch beinahe zum Ausbruch von Gewalttätigkeiten führten. Dann, am 65. Tag, versenkte die „Mayflower" im heutigen Provincetown Harbor auf Cape Cod ihren Anker. Schnell erkannten die Kolonisten, dass sie weit nördlicher gestrandet sind, als sie sollten. Doch es war der 21. November und die Auswanderer waren zu erschöpft um noch einmal in die raue See zu stechen, und so beschlossen die Siedler in diesem Gebiet zu bleiben.

Um die Einheit der gerade entstehenden Kolonie zu erhalten, entwarfen die Führer der Pilgrims den „Mayflower Compact", den ersten Plan für eine selbstbestimmte Regierung, der je in Amerika erarbeitet und in Kraft gesetzt wurde. In diesem Dokument, das von allen 41 Männern der beiden Gruppen unterzeichnet wurde, wurde vereinbart, eine Regierung zu gründen und sich von „gerechten und gleichen Gesetzen", welche von dieser Regierung festgelegt werden würden, leiten zu lassen. Dann wurde der Diakon (kirchlicher Gemeindehelfer) John Carver zum ersten Kolonialgouverneur der Neuen Welt.

Erkundungstrupps brauchten wegen des schlechten Wetters bis zum 21. Dezember, um einen geeigneten Platz für die Siedlung zu finden. Fünf Tage später kamen die restlichen Siedler dann nach und gingen an dem Ort an Land, der heute unter dem Namen Plymouth (damals noch Plimoth geschrieben, jedoch genauso gesprochen, Bild 7) bekannt ist. Sofort begann man, primitive Hütten und Unterstände zu bauen, um sich vor den kalten Temperaturen des Winters zu schützen. Doch auch hier waren Krankheiten, Mangel an geeigneten Nahrungsmitteln und schlechtes Wetter der Grund dafür, dass den Winter nur die Hälfte von ihnen überlebte. Den Aufschwung brachten jedoch die Mohican-Indianer, die den Siedlern zeigten, wie sie die Ernteerträge ihrer Felder steigern konnten, wie man fischte und jagte.

Im späten Frühjahr unterzeichneten die Kolonisten mit den Indianern dann einen Friedensvertrag und begannen mit dem Pelzhandel. Im Herbst des gleichen Jahres ging es Plymouth schon so gut, das William Bradfort (1590-1657), der nach dem Tod von John Carver Gouverneur geworden war, ein dreitägiges Fest veranstaltete, zu dem er auch die Indianer einlud, dem „Thanksgiving" (vergleichbar mit dem Erntedankfest am l. Oktober), dass von da an jedes Jahr am 23. November gefeiert wird.

Obwohl der erste Winter der Kolonie große Schwierigkeiten bereitete, gab es in den darauffolgenden Jahren eine große Anzahl weiterer Städtegründungen:

- Dover und Little Harbor, New Hampshire (l 623)
- Salem und Boston (beide Bild 9), Massachusetts (1630)
- Windsor (1633, Bild 12, 10 km nord-nordöstlich von Hardfort), Saybrook (1635, Bild 11, 48 km östlich von New Haven) und New Haven (1638, Bild 12), Connecticut
- Providence (1636, Bild 13), Rhode Island

Einen besonders wichtigen Vorschub leisteten die Holländer der englischen Kolonisation. Nachdem sie 1609 Henry Hudson (1550-1611) damit beauftragten, den nach ihm benannten Hudson River stromaufwärts zu erkunden (bis zur Mündung des Mohawk, etwa 260 km Luftlinie), kauften sie von den Mohican-Indianem die Strömungsinsel Manhattan, um darauf Neu Amsterdam zu gründen, jene „Stadt", die heute den Nachruf „Die Stadt, die niemals schläft" hat, New York. Doch den Holländern lag es nicht nur daran. Pelzhandel zu betreiben, vielmehr sollte Manhattan als Anlaufpunkt für die Besiedlung und Herrschaft über das Land mit einem Radius von etwa 100 km, ausgehend von Manhattan, dienen. Aus diesem Grund wurden am Hudson Fort Drange (heutiges Albany), am Connecticut Hartfort und Fort Nassau am Delaware (gegenüber des heutigen Philadelphia; alle drei siehe Bild 14 (umrahmt)) angelegt. Es ist leicht zu erkennen, dass es an den Grenzgebieten oft zu Zwistigkeiten mit den angelsächsischen Siedlern sowohl aus Neuengland als auch aus Virginia kam. Da die holländische Kolonie kaum Unterstützung vom Mutterland erhielt, ging sie kurz nach Mitte des 17. Jh. in englischen Besitz über, nachdem der holländische Stadthalter Peter Stuyvesant (1610-1672) 1664 in unrühmlichster Weise vor dem englischen Ansturm kapitulieren musste. Neuamsterdam wurde kurzerhand in New York umgetauft. 1673 konnten die Holländer New York zurückerobern, doch kurze Zeit später holte es sich der alte „Besitzer" wieder zurück.

Ähnlich wie der Holländischen Kolonie erging es auch der schwedischen Kolonisation am Delaware. Dort hatte die schwedische Krone 1638 ihr Fort Christina, heutiges Wilmington, errichtet. Damit lag es ziemlich genau im Grenzgebiet zwischen der holländischen Kolonie und der angelsächsischen Siedlungen in Virginia und war dort natürlich höchst unwillkommen. Das ist auch der Grund, weshalb „Neuschweden" nie richtig gedieh.

Französische Kolonien in Nordamerika

Die französische Krone ließ1608 und 1642 am St.-Lorenz-Strom die Pelzhandelsposten Québec bzw. Montreal gründen. Da im darauffolgenden Jahrhundert nur etwa 10000 Franzosen in das unwirtliche Land auswanderten, das zudem von einem katholischen Bischof und einem königlichen Intendanten regiert wurde, war die Unterwerfung vor den unaufhörlich wachsenden britischen Kolonien nur eine Frage der Zeit, schien es. Zum Vergleich: Die 75000 Bewohner der französischen Kolonie standen 1754 1,2 Millionen Kolonisten der britischen Kolonien gegenüber. Allem Widerstand zum Trotz sicherten sich die Franzosen ein etwa 2 Mio. km² ± 300000 km² großes Gebiet, über das bis heute keine genauen Karten existieren (daher der große Toleranzbereich). Das Gebiet umfasste den kompletten Einzugsbereich von Mississippi und Missouri und all ihrer Nebenflüsse, also auch das Ohiotal bis zum Westhang der Appalachen. 1682 wurde dieses Gebiet vom französischen Entdecker Robert de la Salle „Louisiana", getauft, zu Ehren König Ludwig XIV (1638-1715). In den Jahren davor bzw. danach wurden an strategisch wichtigen Stellen Städte und Militärposten errichtet, so zum Beispiel Sault de Ste. Marie (Sault Ste. Marie, Kanada, 1668), Mont Royal (Montreal, Kanada, 1642), Fort Frontenac (Kingston, Kanada, 1673), Fort Crevecoeur (Chicago), Fort Brudhomme (Memphis), La Nouvelle Orleans (New Orleans, alle Bild 18). Diese Forts, welche hauptsächlich an strategisch wichtigen Flussgabelungen (St. Louis, Memphis, Montreal) und Flussmündungen (Kingston, Sault Ste. Marie, Chicago, New Orleans) angelegt wurden, bestärkten die Befürchtungen der Kolonialengländer, „umzingelt" und vom Innern des Kontinents entgültig abgeschnitten zu werden. Doch statt einer Aufteilung des Kontinents am Verhandlungstisch brachten erst 4 Kolonialkriege in 70 Jahren (1690-1759) unter Beteiligung verbündeter Indianerstämme auf beiden Seiten die Lösung. Nach der Niederlage 1759 vor Quebec "verzichtete" die französische Krone im Friedensschluss von 1763 auf ihr Kolonialmachtstreben in Nordamerika, (mehr im Abschnitt „Der steinige Weg zur Unabhängigkeit'"')

Rhode Island, Bild 19

Heute der kleinste Bundesstaat der USA (nur etwas größer als das Saarland), wurde Rhode Island vor 350 Jahren das erste echte Beispiel einer funktionierenden Demokratie.

Im Jahr 1630 war der englische Geistliche Roger Williams (1603-1683) gezwungen, wegen gewisser Meinungsdifferenzen gegenüber der Anglikanischen Kirche aus England zu fliehen und nach Amerika auszuwandern. Als er Anfang 1631 in Boston eintraf, lehnte er die Stelle eines Geistlichen in einer Kirche in Boston ab, statt dessen wurde er Pfarrer einer Kirche in Salem. Doch schon nach wenigen Jahren gab es auch hier Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und der Kirchengemeinde, sodass das oberste Gericht von Massachusetts wegen seiner „neuen und gefährlichen Meinungen gegen die Autorität des Magistrats (lat. Stadtverwaltung)" am 13. September 1635 anordnete, Roger Williams zu verbannen. Williams, völlig unbeeindruckt, wanderte mit einigen nach Freiheit suchenden Siedlern ins heutige Rhode Island aus und gründete dort eine Gemeinde, die er Providence nannte (siehe auch Bild 13).

Williams setzte ein Regierungssystem ein, das auf der Zustimmung der Bürgerschaft fundierte, indem häufig Wahlen abgehalten wurden und örtliche Selbstverwaltung praktiziert wurde. Er schuf auch eine anpassungsfähige Verfassung. Bald zogen gleichgesinnte Kolonisten nach und gründeten die Siedlungen Newport, Warwick und Portsmouth (alle Bild 19). Um die Rechtmäßigkeit seiner Kolonie herzustellen, erlangte Williams im Jahre 1644 eine Konzession von der Englischen Parlamentarischen Kommission und vereinigte die vier Siedlungen. Gemäßder Vereinbarungen dieser Konzession wurden die Kolonie von Rhode Island und deren demokratisches Regierungssystem formell anerkannt.

Pennsylvania, Bild 20

1644 wurde William Penn (1718) als einziger Sohn von Admiral Sir William Penn (1621- 1670), einem britischen Helden der Kriegsmarine, geboren, im gleichen Jahr, in dem Roger Williams nach England reiste, um sich seine Konzession für Rhode Island zu besorgen. William Penn wurde als Aristokrat (Mensch von vornehm-zurückhaltender Lebensart) erzogen und ausgebildet und schrieb sich mit 16 Jahren, 1660, in Oxford ein, im selben Jahr, in dem nach dem Tod von Oliver Cromwell (1599-1658) die Familie Stewart auf den britischen Thron zurückkehrte. Jedoch sagte ihm das Universitätsleben nicht sehr zu. Das hatte zur Folge, daßer, nachdem er mit einigen anderen Studenten gegen den Mangel an religiöser Freiheit protestierte, von der Universität verwiesen wurde. Mehrere Jahre verbrachte er daraufhin mit Reisen und ging 1667 nach Irland, um dort die Ländereien seines Vaters zu verwalten. Dort traf er auf Thomas Loe, einem Prediger der Quäker, einer religiösen Gemeinschaft in England, der sein Leben von Grund auf veränderte und Penn dazu bewegte, den Quäkern beizutreten.

Im Jahr 1681 beglich Charles II. eine schon lange ausstehende Schuld gegenüber Penns Vater, indem er seinem Sohn eine Konzession für das Territorium in Amerika erteilte, das westlich des Delaware River zwischen New York und Maryland lag. Zu Ehren des verstorbenen Admiral wurde das Land Pennsylvania (Penns Wälder) genannt. Im Jahr darauf übertrug der Duke of York, Bruder von Charles II. und spätere James II. (1633-1701), ihm das heute unter dem Name Delaware bekannte Territorium. Nun gab es für William Penn einen Ort, an dem er seine Überzeugungen in die Tat umsetzen konnte.

Penn schwebte eine Gesellschaft vor, die aus Landedelmännem mit großen Besitzungen, wie er selbst, bestand, umgeben von freien und selbständigen Bauern, die ihr eigenes Land bewirtschafteten. Er sah auch vor, daßMenschen jeder Religion die Möglichkeit haben würden, in Frieden ihren Glauben auszuüben. Eine konkrete Form gab er diesen Garantien fundamentaler Freiheiten durch eine Verfassung oder „Rahmen einer Regierung", von der er sich erhoffte, daßsie ein Vorbild für eine liberale und demokratische Lebensweise sein würde.

Daraufhin strömten Tausende Kolonisten aus England, Deutschland, Holland und Wales, viele von ihnen Quäker, nach Pennsylvania und dessen Territorium Delaware. Penn selber überquerte den Atlantik schon 1682 und blieb für etwa zwei Jahre. In dieser Zeit schloßer mit den Indianern einen Friedensvertrag und regte die Planung für die Stadt Philadelphia an.

Die Regierung seiner Kolonien bestand, wie in der Verfassung von Penn vorgeschrieben, aus einem Gouverneur (er selbst), einem stellvertretenden Gouverneur und einer gewählten gesetzgebenden Versammlung, zusammengesetzt aus einem Provinzrat (Oberhaus) und einer Generalversammlung (Unterhaus). Zuerst hatte allein das Oberhaus, welches durch ernannte Delegierte den Landadel vertrat, ein Gesetzgebungsrecht, wahrend das Unterhaus, von den Bürgern gewählt, nur ein Recht auf Zustimmung hatte. Als sich diese Gewaltenteilung als unausführbar erwies, schrieb Penn eine neue Verfassung, in der die Generalversammlung der Hauptgesetzgeber war, dem Provinzrat erteilte er nur eine beratende Rolle.

Im Jahr 1701 kehrte Penn für immer nach England zurück. Obwohl er insgesamt nur etwa vier Jahre in Amerika zugebracht hatte, hatte er einen unschätzbaren Beitrag für die zukünftigen Vereinigten Staaten von Amerika geleistet. Er hinterließein Vermächtnis Demokratie wurde. Darüber hinaus schlug er in seinem „Essay für Gegenwart und Zukunft" aus dem Jahre 1693 eine Organisation wie die Vereinten Nationen vor, die internationale Konflikte schlichten sollte, ehe sie zu offenen Feindseligkeiten führen konnten. Vier Jahre später unterbreitete er in seinem „Plan einer Union" den Vorschlag, daßdie englischen Kolonien sich für ein gemeinsames Ziel zusammenschließen sollten - ein Plan, der im darauffolgenden Jahrhundert Realität wurde. William Penn, ein Mann von ungewöhnlicher Überzeugung und Hingabe, verdient für seine Beiträge zur Geburt dieses Landes genausoviel Ruhm wie die Gründerväter.

Maryland, Bild 20

Maryland wurde nach Königin Henrietta Maria (1609-1669), Ehefrau von Charles I. von England, benannt. Maryland war auch die erste Kolonie, die nach dem fehlgeschlagenen Versuch von Sir Walter Raleigh Roanoke Island zu besiedeln, als Einzelunternehmung gegründet wurde. Der König erteilte George Calvert (1580-1632), dem ersten Lord Baltimore, die Konzession über einen 40000 km² großen Feudalbesitz. Da aber Calvert starb, bevor er die Konzession unterzeichnete, wurde der Besitz und der Titel auf dessen ältesten Sohn Cecelius (1605-1675) übertragen.

Lord Baltimore war Katholik und wünschte sich eine Kolonie, in der seine Glaubensgenossen wie auch alle Andersgläubigen ihre Religion frei ausüben konnten. Das führte dazu, daßdie Regierungsversammlung von Maryland zum ersten Mal (unter den Kolonien) ein Gesetz auf Glaubensfreiheit verabschiedete.

Da Lord Baltimore auch Geschäftsmann war, war er mehr daran interessiert, die Kolonie zu kommerziellen Erfolg zu führen, als ihm zustehende autokratische Rechte auszuüben (durch den Titel ,Lord Baltimore' wurden ihm „königliche" Rechte eingeräumt). Um seine Kolonie aufzubauen, finanzierte er die Überfahrt zweier Schiffe mit Siedlern, die 1634 die Stadt St. Mary's City gründeten. Weitere Kolonisten wurden durch die Aussicht auf Glaubensfreiheit und das Versprechen, Land erwerben zu können, angelockt (und kamen auch).

Die Kolonie blieb bis zur Amerikanischen Revolution in den Händen der Lords Baltimore und erklärte 1776 ihre Unabhängigkeit. Die Regierung, anfangs noch eine Gouverneursregierung, wurde langsam immer liberaler und entwickelte sich zu einer eher parlamentarischen Verwaltungsform.

Carolina, Bild 20

Als Charles I. im Jahre 1629 seinem Ersten Kronanwalt Sir Robert Heath (1575-1649) das Gebiet von Carolina (,Land von Charles', heutiges North Carolina, South Carolina und Georgia zusammen) als Eigenbesitz zusprach, war es das größte zusammenhängende, unbesetzte Territorium zwischen Virginia und Spanisch-Florida (etwa 354978 km²). Da Heath aber keinen Versuch unternahm, es zu kolonisieren, übertrug es Charles II. im Jahr 1663 auf acht seiner favorisierenden Edelmänner und machte sie zu „Lords Proprietors". Diese versuchten jedoch, in Carolina die englische Gesellschaft mittels eines Kl assensystems nachzuempfinden. Da aber die meisten Menschen, die nach Amerika auswandern, einem solchen System entkommen wollen, hielt sich der Andrang sehr in Grenzen. 1721 kaufte König George I. (1660-1727) das Land von den „Konzessionären" zurück und genehmigte den Siedlern mehr Kontrolle über ihre Regierung. 1729 teilte er Carolina in zwei kömgliche Provinzen, Norm Carolina und South Carolina (bestehend aus dem heutigen South Carolina und Georgia).

Georgia, Bild 20

Georgia ist von der Entstehung her betrachtet die kurioseste und zugleich auch jüngste der 13 Gründerkolonien. Ursprünglich sollte Georgia als Pufferzone gegen Angriffe aus Spanisch- Florida dienen. Doch im Jahre 1732 erteilte König George II. (1683-1760) James Oglethorpe (1696-1785) und dessen Teilhabern eine Konzession, mit der diese eine Gesellschaft (Company) namens „Trustees for Establishing the Colony of Georgia in America" (etwa „Verwalter für die Errichtung der Kolonie Georgia in Amerika") gründeten. In der Konzession war festgelegt, daßdie „Verwalter" bzw. Treuhändler bei dieser Unternehmung keinen persönlichen Gewinn einstreichen durften, daßdie Kolonie unter strenger Aufsicht der Krone stehen würde und nach 21 Jahren eine königliche Provinz werden würde. Für Oglethorpe waren diese Bedingungen durchaus annehmbar, da er aus gutem Hause kam und Parlamentsabgeordneter war, außerdem hatte er mit Georgia etwas besonderes vor.

Er wollte die Kolonie nutzen, um eingesperrten und gerade entlassenen Schuldnern eine Chance zu geben, sich in der Gesellschaft wieder einzuordnen. Doch obwohl das Projekt durch private Spenden und die Krone gestützt wurde, wurde es aus unerfindlichen Gründen nie richtig in die Tat umgesetzt. Trotzdem wurde die Kolonie 1733 gegründet, indem Oglethorpe ein erstes Kontingent von Siedlern herüber begleitete und die erste Gemeinde nahe dem heutigen Savannah errichtete. Über neun Jahre lang regierte er die Kolonie gut und schlug sogar eine spanische Invasionstruppe zurück. Als die Konzession nach 21 Jahren auslief, hatte sich Georgia mit über 4000 Einwohnern bereits fest etabliert. Oglethorpes humanitäre Vorhaben mögen zwar gescheitert sein, doch die von ihm aufgebaute Kolonie nicht.

Connecticut, New York, beide Bild 20, New Hampshire, Bild 23

Um die Liste der 13 Gründerkolonien zu vervollständigen, jetzt noch einige wenige Sätze über Connecticut, New York und New Hampshire.

Der Name Connecticut ist aus dem indianischen Wort Quinnehtukqut (an der Mündung des langen, den Gezeiten ausgesetzten Flusses) abgeleitet. Der Bundesstaat selbst wurde von Auswanderern aus Massachusetts gegründet, die mehr Glaubensfreiheit suchten. Später erhielt es eine eigene Konzession von England.

New Hampshire erlebte anfangs eine unruhige Geschichte, da große Gebiete zuerst Einzelpersonen zugeteilt wurden. Eine von ihnen bekam John Mason, der sie nach seiner Heimatstadt Hampshire in England benannte. Später wurde die Kolonie zu einem Teil von Massachusetts gemacht, schließlich jedoch zu einer königlichen Kolonie.

New York, von den Holländern als Neu Amsterdam gegründet, wurde 1664 von den Engländern übernommen und von Charles II. an dessen Bruder, dem Duke of York, weitergegeben.

Der steinige Weg zur Unabhängigkeit

Als die Kolonien nun fest etabliert waren, hätte das koloniale Amerika eigentlich einige der Vorteile des Lebensstils genießen können, um den die Siedler so lange gekämpft hatten. Doch dieser Kampf war noch lange nicht vorbei. Vor allem die mittleren und die nördlichen Kolonien bekamen 70 Jahre lang (1690-1760) die Bemühungen der Engländer und Franzosen zu spüren, besiedelte wie auch unbesiedelte Gebiete der Neuen Welt zu beherrschen.

Die Kämpfe begannen mit dem Massaker an englischen Kolonisten in Schenectady, New York, durch französische und indianische Angreifer und endeten erst, als die Engländer Quebec und Montreal eingenommen hatten. Sie führten zu vier Kriegen - dem King William's Krieg, dem Queen Anne's Krieg, dem King George's Krieg und dem Französischen und Indianischen Krieg - und zerstörten Frankreichs Kolonialträume.

Der Vertrag von Paris (1763) sprach Kanada und alle französischen Besitzungen östlich des Mississippi England zu. Spanien, das während des Krieges ein Verbündeter Frankreichs war, mußte Florida an England abtreten, erhielt aber im Gegenzug von Frankreich alle Gebiete westlich des Mississippi, einschließlich der Isle of Orleans, auf der New Orleans liegt. Frankreich durfte eine kleine Inselgruppe nahe Neufundland als militärisch unbefestigte Fischereihäfen und die Karibikinseln Guadeloupe und Martinique (beide Bild 26) behalten.

Nachdem die Kolonialrivalen beseitigt worden waren, verlangte England von seinen Kolonien, einen Teil der Kriegskosten zu tragen. Als die Kolonisten dagegen protestierten, erhob das englische Parlament eine Stempelsteuer, die vorschrieb, daßauf amtlichen Dokumenten, Zeitungen, Spielkarten, Kalendern und anderen Dingen Steuermarken anzubringen waren. Außerdem erhoben die Engländer eine Tonnagensteuer für alle Schiffe, die Kolonialhäfen anliefen, sowie Zoll für Produkte wie Glas, Papier und Tee.

Außerdem verabschiedeten die Engländer das Einquartierungsgesetz, das die Kolonisten dazu zwang, englischen Truppen Nahrung und Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Obendrein wurde es den Siedlern untersagt, westwärts in die Wildnisgebiete zu ziehen.

Was die Engländer vergessen hatten, war die Tatsache, daßdie Suche nach Freiheit und Gleichberechtigung seit etwa 150 Jahren die treibende Kraft der Kolonialisierung Amerikas war. Aus der Mischung der vielen ethnischen und nationalen Gruppen, die die schweren Bedingungen überlebt hatten unter denen eine neue Umgebung und ein neues Leben aufgebaut werden mußten, entstand ein unabhängiges, freiheitsliebendes, autarkes Volk: die Amerikaner. Obwohl sich viele der Kolonisten noch dem Mutterland verpflichtet fühlten, akzeptierten sie aber die Rolle als Untertan nicht mehr.

Die Engländer aber ignorierten diese immer stärker werdenden Warnsignale. Überall in den Kolonien begannen Amerikaner offen, zum Handeln aufzurufen: Patrick Henry und Thomas Jefferson (1743-1826) in Virginia, Samuel Adams (1722-1803) in Massachusetts und John Dickinson in Pennsylvania. Die Folgen waren immer häufiger auftretende Gewalttaten: Englische Truppen schossen blind in eine sie verspottende Menschenmenge, in Rhode Island verbrannten Einheimische einen auf Grund gelaufenen Zollschoner, in Boston warf eine als Indianer verkleidete Gruppe Kolonisten etwa 7 Tonnen Tee von einem englischen Handelsschiff aus in den Hafen (Boston Tea Party).

Als Vergeltung für die Boston Tea Party verabschiedete das englische Parlament im Jahr 1774 fünf Gesetze, auch die „Five Intolerable Acts" (die „Fünf Unerträglichen Gesetze") genannt, vier davon speziell zur Bestrafung der Bürger von Massachusetts:

1. Schließung des Hafens von Boston
2. Englische Zivil- oder Militärbedienstete, die beschuldigt werden, in Ausübung ihres Berufes eine Straftat begangen zu haben, werden zum Prozeßnach England geschickt
3. Widerruf der Konzession der Kolonie, d.h. direkter Aufsicht des Königs unterstellt, und Verbot von Ortsversammlungen, es sei denn, sie dienen der Wahl von Beamten
4. Erweiterung des Einquartierungsgesetz (besetzte Häuser können beschlagnahmt werden)
5. Ausdehnung der Südgrenze von Quebec bis zum Ohio (auf Gebiete, auf die sowohl Massachusetts als auch Connecticut Ansprüche haben)

Zum Inkrafttreten der Gesetze soll George III. (1738-1820) gesagt haben: „Die Würfel sind gefallen; die Kolonien müssen sich entweder unterwerfen oder siegen."

Die erlassenen Gesetze des Parlaments verärgerten die Kolonisten derart, daßim September 1774 alle Kolonien außer Georgia einen Repräsentanten nach Philadelphia zum Ersten Kontinentalkongreß(Tagungsort: Independence Hall, Bild 30) schickten. Dort beschlossen sie

1. den „Unerträglichen Gesetzen" zu widerstehen,
2. englische Waren zu boykottieren und
3. eine allerletzte freundliche Petition (Bitte) an den König zu schicken, in der Hoffnung, daßihren Beschwerden abgeholfen werde.
4. Sie verpflichteten sich, im kommenden Mai, für den Fall, daßihren Beschwerden nicht abgeholfen würde, wieder zusammenzutreten.

Doch es geschah nichts in die gewünschte Richtung. Im Gegenteil, Generalleutnant Thomas Gage (1721-1787), Kommandeur der englischen Truppen in Boston, schickte am 18. April 1775 eine Abteilung Soldaten aus, um ein Versorgungsdepot zu zerstören, das die Patrioten (alle Kolonisten, die gegen die Engländer waren) in Concord, Massachusetts eingerichtet hatten. In dieser Nacht kam es zum legendären Ritt von Paul Revere (1735-1818) von Boston nach Lexington, das auf dem Weg der Soldaten lag, um die Patrioten zu warnen und John Hancock (1737-1797) und Samuel Adams zur Flucht zu verhelfen, da diese von den Engländern gesucht wurden. Am folgenden Tag kam es dann zum Kampf zwischen einigen Minutemen (Name der amerikanischen Soldaten, da diese innerhalb von einer Minute einsatzbereit waren) unter dem Befehl von Milizhauptmann John Parker und einigen Rotröcken (die Engländer). Doch auf Grund der überlegenen Waffentechnologie, sie benutzten Bajonetts (Gewehr mit aufgesteckter Dolchspitze), und der schlechten Ausbildung der Minutemen „gewannen die Rotröcke die Schlacht, den Krieg aber werden sie verlieren". Auf Seiten der Minutemen gab es acht Tote und zehn Verletzte, bei den Rotröcken lediglich einen Verletzten.

Doch wegen diesem verlorenen Kampf dachte man nicht an Aufgabe, zu nahe war die Erfüllung des Traumes von Freiheit, um jetzt zurückgewiesen zu werden. Angespornt durch die forschen Stimmen von John Adams (1735-1826, der spätere zweite Präsident der USA), John Hancock und Patrick Henry sowie durch die geschickte Feder des Engländers Thomas Paine (1737-1809) und dessen Schrift „Common Sense" (Gesunder Menschenverstand) mobilisierten die Kolonisten unter Führung von George Washington (1732-1799) ihre Truppen, um gegen die Engländer anzutreten. Am 4. Juli 1776 nahm dann der zweite Kontinentalkongreßdie Unabhängigkeitserklärung an.

Der erste Erfolg war im Herbst 1777 die Kapitulation englischer Truppen bei Saratoga, New York, die unter dem Befehl von General John Burgoyne standen. Daraufhin bekamen die Patrioten unerwartete Hilfe von Frankreich.

Als Reaktion auf die Niederlage bei Saratoga schickte England eine Kommission nach Amerika, die den Patrioten den Status als Dominion, d.h. den eines selbstständig regierten Landes innerhalb des britischen Staatenbundes, anbot. Doch das lehnten sie ab, denn Frankreich bot ihnen ein wesentlich besseres Angebot an, den Status einer unabhängigen Nation und ein Militärbündnis mit Frankreich.

Die Unterstützung Frankreichs mit Truppen und Kriegsschiffen zwang die Engländer erstmals in die Defensive, und so griffen sie hauptsächlich die Südstaaten (South Carolina, Georgia) an und stellten ihre Angriffe auf die nördlichen Staaten ein. Doch das Blatt wendete sich zu Gunsten der Patrioten. Am 18. Oktober 1781, nach dreiwöchiger Belagerung der letzten englischen Streitmacht durch Truppen von George Washington bei Yorktown, Virginia, nachdem die französische Flotte die Chesapeake Bay abgeriegelt hatte, warf der englische Kommandeur General Charles Cornwallis sein Schwert und übergab seine Truppen den Amerikanern. George Washington meldete dem Kontinentalkongreß, daß„eine Reduzierung der britischen Armee ... äußerst erfreulich realisiert sei".

Als die Nachricht von Cornwallis' Kapitulation England erreichte, trat der Premierminister Lord North zurück, er sagte: „Oh, Gott! Es ist alles vorbei!" Das neue britische Kabinett beschloß, so bald wie möglich Friedensverhandlungen mit den Patrioten aufzunehmen. Diese Verhandlungen, bei denen Benjamin Franklin (1706-1790), John Adams, John Jay (1745-1829) und Henry Laurens die Vereinigten Staaten vertraten, begannen im April 1782 in Paris und endeten mit der Vertragsunterzeichnung am 3. September 1783. Gemäßdiesem Vertrag bekamen die Vereinigten Staaten alle Gebiete zwischen dem Atlantik und dem Mississippi und den Großen Seen und dem 49. Breitengrad im Norden und dem 31. Breitengrad im Süden zugesprochen. Die Amerikaner erhielten auch das Recht, auf den Grand Banks vor Neufundland Fischfang zu betreiben. Am 25. November verließen die letzten Rotröcke die Staaten via New York.

Doch den Krieg zu gewinnen, war nur der erste Schritt auf dem steinigen Weg zur Gründung der Vereinigten Staaten. Der zweite, ebenso wichtige Schritt war die Vereinigung der 13 Kolonien, obwohl jede von ihnen einer mächtigen Zentralregierung mißtrauisch gegenüberstand. Doch glücklicherweise verfügten die USA über eine große Anzahl verantwortungsvoller, mutiger und intelligenter Menschen, die sich dieser Aufgabe annahmen.

Der erste Versuch war bereits 1776 durch die Einsetzung eines Komitees durch den zweiten Kontinentalkongreßunternommen worden, das den Plan für eine Union entwickeln sollte. Dieser Plan, bekannt als „Articles of Confederation", wurde ein Jahr später vom Kongreßangenommen. Doch um Gesetz zu werden, mußten noch alle Kolonien zustimmen, was sie auch taten, bis auf Maryland, das zögerte, bis alle Staaten, die westliche Gebiete an die USA abtreten mußten, dies taten. Schließlich konnten die Gesetze am l. März 1781 in Kraft treten.

Bald wurde jedoch deutlich, daßdie vielen Einschränkungen, die dem Kongreßin den Gesetzen auferlegt waren, die Zentralregierung fast handlungsunfähig machten. Einerseits konnte der Kongreßden Krieg erklären und Frieden schließen, eine Armee und eine Flotte aufbauen, Geld ausgeben und leihen, Außenpolitik betreiben und Indianerangelegenheiten verwalten. Andererseits konnte er keine Steuern verlangen, den Handel zwischen den Staaten oder mit dem Ausland regeln, und er durfte nicht die Souveränität der Einzelstaaten oder deren Bürger beeinträchtigen. Jeder Staat, unabhängig von Größe oder Bevölkerungszahl, hatte im Kongreßeine Stimme, und um eine Verfassungsänderung herbeizuführen, müssen alle Einzelstaaten zustimmen.

Die drei wichtigsten Leistungen des Kongresses unter diesen Bedingungen waren die erfolgreiche Beendigung des Krieges, das Aushandeln eines Friedensvertrages und die Annahme der „Northwest Ordinance" im Jahre 1787.

Diese Verfügung betraf die Verwaltung des Nordwest-Territoriums, eines großen unbesiedelten Gebietes begrenzt durch Ohio River, Mississippi und dem 49. Breitengrad (etwa 790000 km² groß, Bild 31). Das war das Territorium, das von den verschiedenen Staaten abgetreten werden mußte, ehe Maryland die Gesetze ratifizierte.

Der Kongreßbeschloß, da er dringend Geld brauchte, Teile dieses Territoriums an Siedler zu verkaufen. Doch vorher verabschiedete der Kongreßeine Verfügung, die aus drei Stufen bestand, ehe ein Territorium Staat werden konnte. Zuerst ernannte der Kongreßeinen Gouverneur, einen Staatssekretär und drei Richter. Der zweite Schritt war, nachdem die Zahl der erwachsenen Männer des Territoriums 5000 erreicht hatte, konnte es eine gesetzgebende Versammlung wählen und einen Delegierten in den Kongreßschicken, der zwar das Wort ergreifen konnte, aber kein Stimmrecht besaß. Wenn nun die Gesamtbevölkerung 60000 erreicht hatte, konnte das Gebiet die Aufnahme in die Union als ein völlig gleichberechtigter Staat beantragen. Die Verfügung untersagte die Sklaverei im Nordwest-Territorium, garantierte allen Personen das Recht auf Gerichtsverfahren mit Jury, Glaubensfreiheit und versprach Indianern eine faire Behandlung.

Tausende von Pionieren ließen sich von der Aussicht auf neues Land und neue Möglichkeiten anlocken, und schließlich entstanden aus dem Nordwest-Territorium fünf neue Staaten und Teil eines sechsten. Die Staaten in der Reihenfolge ihrer Zulassung zur Union: Ohio (1803), Indiana (1816), Illinois (1818), Michigan (1837), Wisconsin (1848). Der sechste Staat war Minnesota (1858).

1786 stand die Konföderation kurz vor dem Zusammenbruch und der Gefahr, sich in 13 unabhängige Länder aufzuteilen. Einige Staaten gaben Währungen heraus, die so inflationär waren, daßsie praktisch wertlos waren. Sie errichteten wahre Zollbarrieren gegeneinander und zahlten ihre Schulden nicht. Doch das schlimmste war, daßsie sich wenig oder gar nicht um den Erhalt der so schwer errungenen Republik kümmerten. Schließlich waren es Personen wie George Washington und Alexander Hamilton (1755-1804), die deutlich machten, daßder einzige Weg, daßLand vor der Auflösung zu bewahren, die Bildung einer Regierung war. Um diese Aufgabe anzugehen, wurde im Mai 1787 eine konstitutionelle Versammlung in die Independence Hall nach Philadelphia einberufen, dort, wo schon 1774 der Erste Kontinentalkongress tagte.

Dort erarbeiteten die 55 Delegierten, die von 12 Staaten (außer Rhode Island) abgesandt worden waren, ein System, bestehend aus Legislative, Exekutive und Judikative, bei dem kein Teil die überhand ergreifen konnte, da er stets vom Anderen kontrolliert wurde. Außerdem wurde beschlossen, daßdie Verfassung in Kraft treten konnte wenn nur neun der 13 Kolonien zustimmten. Zwischen Dezember 1787 und Juni 1788 stimmten 11 der 13 Kolonien stimmten der Verfassung zu. Die restlichen zwei (Rhode Island und North Carolina) stimmten erst zu, als ihnen versichert wurde, daßVerfassungszusätze in die Schrift aufgenommen werden, die die individuellen Rechte eines jeden schützten. Diese Zusätze, die „Bill of Rights", traten 1791 als Gesetz in Kraft.

Am 4. Februar wurde George Washington einstimmig von „Electoral College" (Wahlmännerkollegium) zum ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Am 30. April wurde er in sein Amt eingeführt.

Quellenverzeichnis:

Bibliographisches Institut Leipzig und Wien

United States Information Agency

Nebel Bildband

Brockhaus

Bundeszentrale für politische Bildung

Lingen Verlag

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Gründung der USA
Note
14 Punkte
Auteur
Année
2000
Pages
13
N° de catalogue
V106178
ISBN (ebook)
9783640044573
Taille d'un fichier
413 KB
Langue
allemand
Annotations
Vortrag über die Gründung der USA, von den ersten Siedlern bis 1791
Mots clés
Gründung, USA, Kolonie, Washington
Citation du texte
Toni Klemm (Auteur), 2000, Gründung der USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106178

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