Spezielle Pflege bei Anämie


Seminararbeit, 2002

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung

I) Chronische Anämien
1.Begriff
2.Pathophysiologie
3.Arten
3.1.Hyperchrom
3.2.Hypochrom
4.Symptome
5.Diagnostik
5.1.Vitamin-B12-Mangel Anämie
5.2.Eisenmangelanämie
6.Therapie
6.1.Vitamin-B12-Mangel Anämie
6.2.Eisenmangelanämie
7.Pflege
7.1. Ernährung

II) Akute Anämien
1.Begriff
2.Symptome
3.Therapie
4.Pflege

III) Literaturnachweis

I) Chronische Anämien

1.Begriff

Unter Blutarmut (Anämie) versteht man einen Mangel an roten Blutkörperchen oder rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin). Das Hämoglobin ermöglicht den Transport von Sauerstoff (O2) aus der Lunge in die verschiedenen Gewebe des Körpers. Die Körperzellen benötigen den Sauerstoff für die Energiegewinnung. Dabei wird Kohlendioxyd (CO2) freigesetzt, das vom Blut zur Lunge transportiert wird, wo es abgeatmet werden kann.

2. Pathophysiologie

Blutarmut entsteht entweder durch mangelhafte Produktion oder größeren Verlust von roten Blutkörperchen.

Die roten Blutkörperchen werden im Knochenmark gebildet und haben eine Lebensdauer von ca. 4 Monaten. Zur Bildung von roten Blutkörperchen benötigt der Körper unter anderem Eisen, Vitamin B12 und Folsäure. Besteht ein Mangel an einem oder mehreren dieser Stoffe, so beeinträchtigt dies mit der Zeit die Produktion von roten Blutkörperchen. Die Folge: es kommt zur Blutarmut.

2.Arten

2.1 Hyperchrome Anämien:

Vitamin-B12-Mangel Anämie

Zahlreiche Mangelzustände und Allgemeinerkrankungen führen dazu, dass die roten Blutkörperchen im Knochenmark nicht regelrecht ausreifen. Die Erythrozyten sind typischerweise zu groß und enthalten sehr viel Hämoglobin, d.h. es handelt sich um makrozytäre, hyperchrome Anämien. Von besonderer Bedeutung ist die perniziöse Anämie durch Vitamin-B12-Mangel. „perniziös“ bedeutet verderblich: Die perniziöse Anämie führt unbehandelt zum Tode.

Vitamin B12 ist ein wichtiger Baustoff in der

Blutbildung. Es wird durch die Nahrung aufgenommen und im Ileum resorbiert. Diese Resorption ist allerdings nur dann möglich, wenn dem von außen kommenden Vitamin B12 (Extrinsic Faktor) ein passender Stoff - aus der Magenschleimhaut gebildet - hinzugefügt wird, der Intrinsic Faktor genannt wird. Nur in Form einer solchen Einheit ist die Aufnahme in den Blutkreislauf möglich.

Ursachen des Intrinsic Faktor Mangels sind:

- eine Atrophie der Magenschleimhaut mit fehlender Säure und Enzymproduktion.
- Sowie eine Bildung von Autoantikörpern gegen den Intrinsic Faktor selbst, aber auch gegen die Belegzellen.

Das Fehlen von Vitamin B12 führt zu einer Verzögerung der Zellteilung bei sonst normalem Zellwachstum, so dass besonders große, nicht ausgereifte Zellen entstehen. Nicht nur die blutbildenden Zellen im Knochenmark und die Zellen der Schleimhäute, sondern auch das Nervengewebe sind betroffen.

2.2 Hypochrome Anämien

Eisenmangelanämie

Die Eisenmangelanämie ist die häufigste Anämieform. Da nicht genügend Eisen zum Einbau zur Verfügung steht, ist die Hämoglobinsynthese gestört.

Der Eisenmangel kann:

- Ernährungsbedingt sein, so z.B. bei Vegetariern, Säuglingen oder Kleinkindern.
- Durch mangelhafte Resorption des Eisens aus der Nahrung bestehen, z.B. bei Patienten nach Magenresektion oder bei anderen chronischen Darmerkrankungen.
- Durch erhöhten Eisenbedarf während des Wachstums, bei Schwangerschaften oder beim Stillen entstehen. Wird er nicht ausgeglichen (z.B. durch Tabletten) kommt es zu einer relativen Eisenmangelanämie.
- durch chronischen Blutverlust hervorgerufen werden.

Dies ist auch die häufigste Ursache einer Eisenmangelanämie. Hierbei handelt es sich um geringe Blutungen, z. b. bei Frauen während der Menstruation oder um Blutverluste meist aus dem Magen Darmtrakt, so z.B. bei Magengeschwüren, Hämorrhoiden oder Tumoren.

3.Symptome

Die Symptome bei chronischen Anämien sind prinzipiell gleich:

Menschen, die anämisch sind, fühlen sich müde, und ihre Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt. Sie sehen blass aus, ihre Schleim- und Bindehäute sind heller als beim Gesunden. Häufig sind sie kälteempfindlicher als Gesunde. Um trotz der Anämie genug Sauerstoff zu transportieren, schlägt das Herz schneller (Tachykardie).

Eine symptomlose koronare Herzkrankheit kann sich infolge der anämiebedingten schlechteren Sauerstoffversorgung erstmals durch Herzschmerzen zeigen. Bei vielen älteren anämischen Patienten mit einer Arteriossklerose der hirnversorgenden Blutgefäße sinkt die Sauerstoffversorgung des Gehirns so weit ab, dass neurologische Störungen wie Verwirrtheit auftreten. Je nach Ursache der Anämie bestehen weitere Symptome, die auf die Grunderkrankung hinweisen, z.B. Blut im Stuhl bei Rektum Ca. oder Teerstuhl bei Magenulcus.

- Weitere Symptome sind Atemnot, Schwindelgefühle, und gelbliche Verfärbung der Haut.
- Darüber hinaus sind eine Reihe von Symptomen kennzeichnend für einen Vitamin-B12-Mangel: eine entzündlich gerötete, "glatte" Zunge, Verdauungsstörungen, Magendruck, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Durchfall oder Verstopfung.
- Als Folge des Vitamin-B12-Mangels kann es auch zu neurologischen Symptomen wie Missempfindungen oder Taubheitsgefühl der Haut kommen. Auch der Vibrationssinn kann geschädigt sein (man kann die Schwingungen einer Stimmgabel nicht mehr wahrnehmen). Mit der Zeit kann dieser Zustand in Geh- und Koordinationsstörungen und spastische Lähmungen übergehen.
- Auch psychische Symptome, wie mangelhafte Merkfähigkeit, Depressionen und Demenz können vorkommen.
- Zusätzlich zu den allgemeinen Symptomen einer Anämie klagen die Patienten mit einer Eisenmangelanämie oft über Hohlnägel, Haarausfall, trockene, rissige Haut mit Mundwinkelrhagaden sowie Zungenbrennen.

4.Diagnostik

4.1. Vitamin-B12-Mangel Anämie

- Die Blutarmut wird durch Entnahme und Untersuchung von Blut diagnostiziert (Blutbild).
- In der Regel sind die roten Blutkörperchen bei Vitamin-B12-Mangel vergrößert. Oft sind auch Blutplättchen und weiße Blutkörperchen vermindert.
- Im Fall einer perniziösen Anämie sind z. T. Antikörper gegen den Intrinsic Faktor nachweisbar.
- Der Vitamin-B12-Gehalt des Blutes ist verringert.
- Anschließend muss die Ursache des Vitamin-B12- Mangels ermittelt werden. Die wichtigste Frage hierbei ist, ob es sich um eine perniziöse Anämie handelt oder nicht. Hierfür ist u. U eine Magenspiegelung (Gastroskopie) notwendig.

4.2.Eisenmangelanämie

Die Labordiagnostik ist wegweisend, um eine Eisenmangelanämie sicher feststellen zu können. Man unterscheidet dabei drei Fälle:

Beim sogenannten prälatenten Eisenmangel sind sowohl Eisen als auch Ferritin im Knochenmark erniedrigt. Die Eisenspeicher sind bereits weitgehend leer. Das Transferrin, welches ein Transportprotein für Eisen darstellt, ist erhöht und besitzt daher freie Kapazität. Die Erythrozytenzahl und -größe sind jedoch noch nicht verändert.

Beim latenten Eisenmangel ist zusätzlich zum erniedrigtem Ferritin und erniedrigten Knochenmark-Eisengehalt auch das Serum-Eisen erniedrigt. Das Transferrin ist weiterhin erhöht.

Der manifeste Eisenmangel ist charakterisiert durch Vorliegen der Laborparameter wie beim latenten Eisenmangel und zusätzlich durch eine Erniedrigung von Hämoglobin, der Erythrozytenzahl und des Hämatokrit.

Unter dem Mikroskop erscheinen die Erythrozyten mikrozytär (klein) und hypochrom, sie enthalten wenig Blutfarbstoff, also Hämoglobin.

Zur Abklärung einer Eisenmangelanämie sind neben Anamnese und körperlicher Untersuchung o.g. Laborparameter erforderlich. Weiterhin ist das Auffinden einer möglichen Blutungsquelle notwendig, z.B. durch Tests auf verstecktes Blut im Stuhl, weiterhin Magen- und/oder Darmspiegelung und auch gynäkologische Untersuchungen.

5. Therapie

5.1 Vitamin-B12-Mangel Anämie

- i.m. Gabe von Vitamin B12
- außerdem Gabe von Eisenpräparaten

Menschen, die unter einer perniziösen Anämie leiden müssen die Vitamininjektionen lebenslang erhalten, da sich der Mangel an Intrinsic Faktor nicht bessern wird. Die Injektionen werden als Depot Präparate alle drei Monate i.m. gegeben.

5.2 Eisenmangelanämie

Wichtig ist zunächst die Erkennung und Beseitigung der Blutungsquelle, z.B. die Behandlung von Magengeschwüren. Bei nicht ausreichend behandelbaren Ursachen, wie z.B. sehr starken Periodenblutungen bei Frauen, ist eine Zuführung (Substitution) von Eisen erforderlich.

Üblicherweise werden Eisentabletten verabreicht, die am besten nüchtern eingenommen werden. Oral kann nur zweiwertiges Eisen gegeben werden, da dreiwertiges Eisen kaum resorbiert wird. Es werden üblicherweise 100- 200mg/Tag gegeben. Es sollte mindestens 3 Monate lang Eisen eingenommen werden, um die Eisenspeicher wieder aufzufüllen.

Zur Kontrolle der Therapie sollten nach einer Woche bereits die Retikulozyten („junge Erythrozyten“) und das Hämoglobin ansteigen. Nur bei Patienten mit unzureichender Resorption (Magenoperation etc.) kann im Einzelfall auch eine Eisengabe intravenös erfolgen. Bei Infekt- und Tumoranämien ist eine Eisensubstitution jedoch nicht indiziert.

6.Pflege

Pflegerische Schwerpunkte ergeben sich aus den Symptomen:

- Bei schweren Anämien mit Kreislaufsymptomen regelmäßig RR und Puls kontrollieren, sowie Atmung, Haut und Temperatur.
- Verlaufsbeobachtung
- Beobachtung auf Ohrensausen/Schwindel/Kopfschmerzen
- Wegen des Sauerstoffmangels im Gehirn, Motorik, Gang und Haltung beobachten.
- Herz-Kreislauf: Herzklopfen, Tachycardie (Herz kompensiert durch Erhöhung der Pumpleistung.)
- Bei Tachypnoe und Atemnot ➔ Atemerleichternde Lagerung
- Bei Müdigkeit, Mattigkeit, Antriebslosigkeit ➔ für Ruhe sorgen.
- Erhöhte Kälteempfindlichkeit ➔ Wärmende Kleidung, ggf. 2. Bettdecke.
- Bei Verdauungsstörungen und Durchfällen ➔ spezielle Pflege bei Durchfallerkrankungen, KBO Stuhl.
- Bei Zungenbrennen ➔ KBO Mundschleimhaut.
- Durch intensive Hautpflege trockene, rissige Haut, Mundwinkelrhagaden und brüchige Nägel lindern.
- Dekubitusprophylaxe sorgfältig durchführen, besondere Gefahr durch die verminderte Sauerstoffversorgung des Gewebes.
- Evtl. Bettgitter zur Sicherheit des Patienten anbringen, falls die älteren Patienten infolge der Verminderung der Sauerstofftransportkapazität neurologische Störungen mit Verwirrtheit entwickeln.
- Eisentabletten stets zwischen den Mahlzeiten nehmen lassen. Als Getränk vorzugsweise Wasser reichen und keine Milch, da Kalzium die Eisenresorption vermindert, deshalb auch keine anderen Tabletten gleichzeitig geben.
- Retikulozytenkontrolle im Blut ungefähr eine Woche nach Behandlungsbeginn einplanen, da ein Retikulozytenanstieg das Ansprechen auf die Eisengabe zeigt.

Stuhlverfärbung bei Eisenmangelanämie: Den Patienten darüber aufklären, dass sich der Stuhl durch die Eisentabletten schwarz verfärbt.

7.1.Ernährung

Eine wichtige Komponente bei der Ernährung von Anämiepatienten ist der Eisengehalt der Nahrungsmittel. Was für die Ernährung bei Eisenmangelanämie gilt, gilt grundsätzlich auch bei vielen anderen Anämieformen.

Für die Erythrozytenneubildung muss in ausreichendem Maße Eisen zur Verfügung gestellt werden. Dabei ist zu beachten, dass tierisches Eisen (Fleisch, Eier) besser vom menschlichen Körper resorbiert wird als pflanzliches Eisen (Getreide und Kartoffeln). Vitamin C fördert zudem die Eisenaufnahme in den Körper. Daher gehört neben Fleisch auch genügend Obst und Gemüse auf den Speiseplan. Bei der Neubildung von Erythrozyten auch der Kaliumverbrauch ansteigt (besonders bei einer hyperchromen Anämie), ist auf eine vermehrte Kaliumzufuhr zu achten (z.B. durch Bananen).

Leidet der Patient wegen Defekten an der Mundschleimhaut unter Kau- und Schluckbeschwerden, sollte auf eine besonders weiche Kost zurückgegriffen werden.

II) Akute Anämie

1.Begriff

Die häufigsten starken akuten Blutungen nach innen oder/und außen treten bei Ösophagusvarizen, Magenulcus, Tubenschwangerschaft und Unfällen auf. Gefährlich ist auch die Nachblutung z.B. nach Tonsillektomie, die vom Patienten völlig unbemerkt verlaufen kann. Die Gesamtmenge des verlorenen Blutes ist vorerst nicht messbar, erst später, wenn zum Ausgleich des Blutvolumens Gewebeflüssigkeit in das Gefäßsystem einfließt, ist eine Anämie auch diagnostisch erfassbar. Wichtiger sind vorerst die klinischen Zeichen des Volumenmangelkollaps.

2.Symptome

- Tachycardie, der Puls wird immer schneller und kleiner.
- Blässe und Schweißausbruch.
- Schwäche, Unruhe, Durst
- Der Blutdruck sinkt nach Vorübergehen der Gefäßverengung mit Druckanstieg rasch ab.
- Schließlich kommt es zum lebensbedrohlichen Schockzustand.

3.Therapie:

- Volumengabe
- Kausale Therapie, Blutstillung
- Bluttransfusion

4.Pflege

- Blutstillung, Schockbekämpfung, Lagerung und Überwachung der Infusionstherapie (Volumenzufuhr)

- Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion.

- Gute Überwachung des Allgemeinzustandes und der Blutungsquelle ➔ regelmäßig RR und Puls kontrollieren, sowie Atmung, Haut und Temperatur

- Verlaufskontrolle.

- Vitalzeichenkontrolle, Urinausscheidung kontrollieren.

- Für Ruhe und Sicherheit sorgen.

- Sorgfältige Mobilisation. Pat ist besonders kollapsgefährdet:

- Erst RR-Kontrolle, Puls, Atmung überprüfen
- Schrittweise vorgehen
- Pat erst auf die Bettkante setzen
- Befindlichkeit erfragen
- Stuhl in Reichweite stellen

- Prophylaxen durchführen. Dekubitusprophylaxe (lagern), Thromboseprophylaxe (aktivieren der Muskelpumpe), Pneumonieprophylaxe (atemunterstützende Maßnahmen)

- Hektik vermeiden

- Zuversicht vermitteln. Bei Angst:

- Pat nicht alleine lassen
- Regelmäßig nach Pat sehen
- Ruhige Vorgehensweise, die Sicherheit vermittelt
- Gesprächsbereitschaft signalisieren.

Literaturnachweis:

1) Gerlach, U., H.Wagner, W.Wirth: Innere Medizin für Pflegeberufe Thieme Verlag, Stuttgart 2000
2) Schäffler, A., N.Menche, U.Bazlen, T.Kommerell Pflege heute Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1998
3) Altenpflege heute Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1998
4) http://www.labor-nordhorn.de
5) http://www.netdoctor.at
6) http://www.medizininfo.de
7) http://www.uni-hannover.de

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Spezielle Pflege bei Anämie
Note
2
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V106358
ISBN (eBook)
9783640046379
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Gut zur Vorbereitung aufs mündliche Krankenpflege Examen
Schlagworte
Spezielle, Pflege, Anämie
Arbeit zitieren
Nina Bahlmann (Autor:in), 2002, Spezielle Pflege bei Anämie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106358

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