Beziehungen zwischen den Maku und Tukano in Amazonien


Seminar Paper, 2001

10 Pages, Grade: 1


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

VERZEICHNIS DER TABELLEN

1. Einleitung:

Das Vaupes-Gebiet in Nordwest-Amazonien

2. Hauptteil:
Beziehung zwischen Maku und Tukano
2.1 Sozialordnungen der Maku und Tukano
2.2 Soziale Beziehung zwischen Maku und Tukano
2.3 Wirtschaftsformen der Maku und Tukano
2.4 Wirtschaftliche Beziehung zwischen Maku u. Tukano

3. Schluss:

Frage der wirtschaftlichen Abhängigkeit oder Symbiose

LITERATURVERZEICHNIS

VERZEICHNIS DER TABELLEN

1. Vergleich der Wirtschaftsformen 8

1. Einleitung: Das Vaupes-Gebiet in Nordwest-Amazonien

Geographisch lässt sich das Gebiet Nordwest-Amazoniens in Südamerika im Süden durch den Amazonas und im Norden durch den Guaviare begrenzen. Im Westen endet es mit den Anden und im Osten wird es durch den Rio Negro eingegrenzt. (Fisser 1988: 4)

Das Vaupes-Gebiet, das unter anderem von den Maku und Tukano, welche Thema dieser Arbeit sind, besiedelt wird, liegt im Stromgebiet des Rio Vaupes in Nordwest-Amazonien. Die ökologisch ungünstigen Bedingungen machen das Vaupes-Gebiet nur bedingt für menschliche Besiedlung geeignet.

Der extrem nährstoffarme Boden beispielsweise macht weite Teile des Gebietes unfruchtbar. Die Pflanzen müssen die benötigten Nährstoffe direkt aus dem Regen aufnehmen. Aus den alten, ausgewaschenen Böden entspringen nur Klar- und Schwarzwasserflüsse, die nur wenig der düngenden Schwefelstoffe enthalten.

Die Flora und Fauna ist zwar durch großen Artenreichtum geprägt, jedoch herrscht eine geringe Individuendichte, und insgesamt gesehen ist das Vaupes-Gebiet arm an Säugetieren. Es kann zwischen zwei natürlichen Lebensräumen unterschieden werden. Zum einen das Gelände um die größeren Flüsse und die Flussunterläufe, welches durch hohe Fischvorkommen und produktive Überschwemmungsböden gekennzeichnet ist. Zum anderen die Zwischenflussgebiete und Oberflussläufe, in denen es geringeres Fischvorkommen gibt und die Böden meist unfruchtbar sind. (Fisser 1988: 5/6)

Diesen harten Bedingungen sind nicht viele Menschen gewachsen - die Populationsdichte liegt bei circa 0,2 Einwohner pro km². Die Bevölkerung Nordwest-Amazoniens setzt sich aus den indianischen Sprachfamilien der Tukano, Maku, Aruak, Kariben und den Tupi-Guarani zusammen.

Im Vaupes-Gebiet leben hauptsächlich Zugehörige der Maku und Tukano, wobei die Tukano mit ungefähr 10.000 Anhänger die Maku (circa 2000) zahlenmäßig übertrumpfen. Einen kleinen, jedoch einflussreichen Teil der Bevölkerung macht eine weiße Mischbevölkerung aus. Im Wesentlichen besiedeln jedoch zwei kulturell und sprachlich getrennte indianische Gruppen, nämlich die Maku und Tukano, dieses ökologisch schwierige Gebiet um den Rio Vaupes. Die zuletzt in dieses Gebiet eingewanderten Tukano sind Bodenbauern und nehmen als siegreiche Eroberer die höchste Stellung ein, während die Maku, welche zu den Jägern und Sammlern gehören die unterste Schicht bilden (Lindig 1985: 494).

In meiner Arbeit möchte ich auf diese beiden Stämme eingehen und ihre Beziehung zueinander, sowohl wirtschaftlich als auch sozial, beschreiben. Ich werde jeweils die Gruppen zuerst getrennt skizzieren, und anschließend miteinander Vergleichen und ihre Beziehung zueinander herausarbeiten.

2. Hauptteil: Beziehungen zwischen Maku und Tukano

2.1 Sozialordnungen der Maku und Tukano

Es gibt Quellen, die besagen, dass das Wort ´Maku` ursprünglich ein Schimpfwort der Aruak für nicht-sesshafte Indianer war oder undifferenziert zur Benennung aller Indianer diente (Müller1995: 90). Überwiegend wird der Begriff jedoch in der Literatur - und auch in meiner Arbeit - als neutrale Bezeichnung für eine Volksgruppe gebraucht. Es wird zwischen drei verschiedenen Maku-Ethnien unterschieden: die Maku am mittleren Auari in Brasilien, die Maku zwischen dem Ventuari und dem Orinoco, und die Maku im Vaupes-Gebiet, auf die ich mich in dieser Arbeit beziehe.Die Maku organisieren sich in patrilinearen, exogamen Clans, wobei sowohl die Männer als auch die Frauen ein Leben lang Mitglied ihres Geburtsclanes bleiben. Die bis zu 200 Mitglieder eines exogamen Clanes führen sich auf einen gemeinsamen männlichen Vorfahren zurück. Obwohl eine Hierarchie unter den Clans besteht, ist diese für die Maku nicht von wesentlicher Bedeutung. Die Clans der Maku werden grundsätzlich zwei unterschiedlichen exogamen Gruppen zugeordnet, welche jedoch vom einzelnen Clan unter Umständen gewechselt werden können. Die Clanmitglieder sind auf mehrere Lokal- und Regionalgruppen aufgeteilt, die jeweils gemeinsam ein Gebiet besiedeln. (Fisser 1988: 68/69)

Die Tukano sind in Ost- und Westtukano aufgeteilt. Die Osttukano, um die es in dieser Arbeit geht und die ich einfacherhalber mit dem Begriff Tukano bezeichnen werde, besiedeln das Vaupes-Gebiet, während die Westtukano südlich davon leben.

Die Tukano besitzen ein äusserst komplexes Sozialsystem, bei dem das wichtigste Kriterium zur Identifikation eines Tukano die Zugehörigkeit zur patrilinearen Sippe ist. Mehrere Sippen schließen sich jeweils zu einer Exogamous Group zusammen, deren herausragendes Merkmal die gemeinsame Sprache ist (Fisser 1988: 61). Da sprachliche Exogamie vorgeschrieben ist, darf nicht aus der eigenen Exogamous Group geheiratet werden, d.h. zwei Ehepartner unterscheiden sich immer in der Sprache. Die nächstgrößte Einheit nach der Exogamous Group ist die Phratrie, die oft bis zu 3000 Mitglieder zählt.Trotz der Komplexität dieses sozialen Netzes ist eine Integration fremder Gruppen in eben dieses soziale System der Tukano möglich. In die unterste Stufe der sozialen Hierarchie können sowohl Tukano-Sippen anderer Exogamous Groups, als auch zum Beispiel Aruaken oder Maku eingegliedert werden. Fremde Gruppen übernehmen die Sprache und Tradition der Gruppe, in die sie sich integrieren möchten. (Fisser 1988: 67)

Die Gemeinsamkeit der Sozialordnungen von Maku und Tukano liegt in der Idee von großen, exogamen und patrilinearen Gruppen, die sich aus hierarchisch geordneten Clans bzw. Sippen zusammensetzen (Fisser 1988: 76).

Jedoch spielt bei den Maku die Hierarchie im Gegensatz zu den Tukano nur eine untergeordnete Rolle. Die Tukano besitzen ein weitaus komplizierteres soziales System als die Maku, bei dem die größte Gruppe, die Phratrie, circa 3000 Mitglieder zählt, wobei die größte Gruppe der Maku, die exogame Gruppe nur aus circa 250 Mitglieder besteht.

Im folgenden Abschnitt wird die soziale Beziehung zwischen den Maku und Tukano aufgezeigt. Insbesondere wird die Einstellung der Maku gegenüber den Tukano - und umgekehrt - beschrieben.

2.2 Soziale Beziehung zwischen Maku und Tukano

Die Tukano haben eine ambivalente Einstellung gegenüber den Maku (Fisser 1988: 79). Einerseits werden die Maku von ihnen nicht als Menschen, sondern eher als Tiere angesehen. So ist es sogar den Tukano-Kindern verboten mit dem Nachwuchs der Maku zu spielen. Die Gründe dafür liegen in der Kultur und Verhaltensweise der Maku. Diese benutzen keine Kanus, um die Flüsse zu befahren, sondern laufen nach Ansicht der Tukano wie wilde Tiere durch den Wald. Ausserdem liegt der Schwerpunkt ihrer Wirtschaft nicht im Bodenbau, also im kultiviertem Anbau von Nutzpflanzen, sondern die Maku sind hauptsächlich Jäger. Des weiteren legen die Maku im Gegensatz zu den Tukano wenig Wert auf Kleidung und Bemalung, oder sonstigen Körperschmuck. (Fisser 1988: 81)

Andererseits werden die Maku häufig mit der eigenen Dienersippe der Tukano verglichen, da sie in etwa dieselben Arbeiten, wie zum Beispiel Hausbau oder Roden, für die Tukano verrichten (Fisser 1988: 79). Dieser Vergleich stellt die Maku folglich zumindest auf die Stufe der Menschen und nicht die der Tiere, auch wenn sie die unterste soziale Schicht darstellen. Diese Einschätzung der Maku ist wohl die richtigere, da sie ja sogar von den Tukano in ihre Sozialordnung integriert werden können, was kaum möglich wäre, wenn die Maku von den Tukano wirklich als Tiere angesehen werden würden. Ausserdem wird auch von Heiraten zwischen Tukano-Männern und Maku-Frauen berichtet (Fisser 1988: 82). Weshalb jedoch keine Aufzeichnungen über die Heirat von Maku-Männern und Tukano-Frauen existieren ist mir nicht bekannt.

Genau wie die Tukano zählen auch die Maku ihre Nachbarn nicht eindeutig zur Kategorie Mensch. Die Tukano werden von den Maku als ´baktup` bezeichnet, was die Bedeutung eines bösen Geistes hat, der eine Gefahr für die Menschen darstellt (Fisser 1988: 84). Mythen beschreiben den einstigen Zustand der Überlegenheit der Maku über die Tukano, der jedoch durch die eigene Entscheidung der Maku umgekehrt wurde. Die Idee der einstigen Überlegenheit der Maku greift Mark Münzel in seinem Aufsatz ´Zwischen den Steinen` (Münzel 1974: 287-308) wieder auf. Er spricht von einer Sekundären Primitivität der Maku, was bedeutet, dass die Maku einst wirklich eine mächtige Volksgruppe war, die sich im Laufe der Zeit zurückentwickelt hat. Laut Münzel (1974: 288) kann angenommen werden,

“dass dieser niedrige Kulturstand Folge rezenter Entwicklung zu sein scheint beziehungsweise teilweise auch auf der verzerrten Perspektive eines Teils der älteren Literatur beruht. Die Maku sollen hier also als einstmals mächtigere, kulturell höher stehende indianische Nation verstanden werden, die seit dem 19. Jh. einen Abstieg erlebte.”

Auch andere Quellen berichten, dass die Maku um das Jahr 10.000 v. Chr. bereits das Vaupes- Gebiet besiedelten, während andere Gruppen, wie die Tukano und die Aruak erst Jahrhunderte oder Jahrtausende später folgten. Bis ins 19. Jahrhundert gibt es keine eindeutigen Quellen, die auf einen Kontakt der Maku mit den Tukano hinweisen. Erst Koch-Grünberg beschrieb Anfang des 20. Jahrhunderts ein differenzierteres Bild über eine Beziehung zwischen den beiden Ethnien, wobei die Maku jedoch als untergeordnete Sklaven genannt werden. (Fisser 1988: 103/104)

Die Maku selbst erkennen ihre Unterlegenheit gegenüber den Tukano an, was stark in ihrem schüchternen und unterwürfigen Verhalten gegenüber den Tukano sichtbar wird (Fisser 1988: 86). Beispiesweise werden Unterhaltungen zwischen den beiden Ethnien stets in der Sprache der Tukano geführt, da diese die Sprache der Maku für lächerlich halten. Ausserdem widersprechen die Maku den Tukano kaum. Trotz dieser Unterwürfigkeit fühlen sich die Maku weder

Minderwertig, noch wollen die meisten ihren Status verändern, obwohl die Möglichkeit ja durch eine Integration in die Tukano Gruppe gegeben wäre. Tatsächlich jedoch gibt es sehr wenige bekannte Fälle, in denen ein Maku zu den Tukano übergewechselt hat. (Fisser 1988: 86)

Die soziale Beziehung zwischen den beiden Ethnien ist klar. Die Überlegenheit der Tukano wird von beiden Völkern anerkannt, dennoch sehen die Maku anscheinend keinen Nutzen darin sich in die Sozialordnung der Tukano einzufügen. Sie erklären die Überlegenheit der Tukano sogar mit ihrer eigenen Einsicht sie freiwillig den Tukano überlassen zu haben.

Im nächsten Kapitel werden die Wirtschaftsformen der Maku und Tukano verglichen und die daraus entstehende Abhängigkeit voneinander erklärt.

2.3 Wirtschaftsformen der Maku und Tukano

Die Wirtschaftsformen der Maku und Tukano in der Gegenüberstellung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es wird angenommen, dass die Maku den Brandrodungsfeldbau von den Tukano übernommen haben, da bis 1923 kein Anbau bei den Maku erwähnt wird (Fisser 1988: 25). Bei dieser Bewirtschaftungsart sind die Nährstoffe des Bodens nach 2 - 4 Jahre aufgebraucht, danach müssen die Felder brach liegen und neue Anbaugebiete gesucht werden (Fisser 1988: 17). Während die Maku ihre Felder in den nährstoffarmen Zwischenflussgebieten bewirtschaften, bauen die Tukano ihre Pflanzen in den nährstoffreicheren Gebieten in Flussnähe an (Fisser 1988: 17/30).

Auch gibt es bei beiden Ethnien eine Arbeitsteilung gemäß der Geschlechter, wobei die Männer das Roden der Felder übernehmen, und die Frauen sich um andere Arbeiten, wie beispielsweise die Aussat und Ernte kümmern.

Maniok ist sowohl bei den Tukano, als auch bei den Maku die wichtigste Anbaupflanze, die nicht nur das Grundnahrungsmittel stellt, sondern auch eine wichtige kulturelle Rolle spielt (Fisser 1988: 21). Im Jahresdurchschnitt erntet jede Tukano-Frau circa 20 kg Maniok pro Tag, während das durchschnittliche Maniokeinkommen einer Maku-Frau pro Tag nur 10 kg beträgt. Da der tägliche Maniokverbrauch bei ungefähr 18 kg liegt herrscht bei den Maku ständiger Maniokmangel. Neben Maniok kennen die Tukano noch über 30 weitere Pflanzen, die regelmäßig ausgesät werden. Die Maku hingegen pflanzen nur in geringem Maße neben dem Maniok noch Bananen, Platanen und Mais.

Während die Tukano geschickte Bootsbauer sind und bei ihnen der Fischfang eine hohe Tradition besitzt, spezialisierten sich die Maku vor allem auf die Jagd. Bei ihnen spielt der Fischfang nur eine untergeordnete Rolle, da sie zumal keine Kanus besitzen und an den fischarmen Oberflussläufen wohnen (Fisser 1988: 36). In der Jagd hingegen haben sie herausragende Kenntnisse gesammelt und Fähigkeiten entwickelt, wie zum Beispiel das Nachahmen von Tierlauten, um ihre Beute anzulocken (Fisser 1988: 32/33). Der Jagdanteil bei den Maku beträgt 83 %, während der Fischfang nur circa 17 % ausmacht. Somit liegt die Ausbeute der Maku in 4,6 Stunden Arbeit bei 2,3 kg Fleisch.

Die Tukano hingegen beschränken sich fast ausschließlich auf den Fischfang - in dem sie viele verschiedene Methoden des Fangens entwickelt haben -, da sie sich vor den Waldgeistern fürchten, die ihnen während der Jagd im Wald auflauern (Fisser 1988: 23). Folglich setzt sich bei den Tukano die Ausbeute von 0,7 kg in 2,5 Arbeitsstunden aus 77 % Fischfang und nur 23 % Jagd zusammen. Insgesamt gesehen erbeuten infolgedessen die Maku täglich die doppelt bis dreifache Menge an Fleisch der Tukano. (Fisser 1988: 39/40)

Die Sammeltätigkeit hat bei beiden Ethnien eine wichtige Bedeutung. Es werden meist Kleintiere, Honig und Beeren gesammelt (Fisser 1988: 24/36/37).

Im nächsten Abschnitt soll die wirtschaftliche Beziehung zwischen den Maku und den Tukano verdeutlicht werden.

2.4 Wirtschaftliche Beziehung zwischen Maku und Tukano

Die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Ethnien bestehen aus dem Austausch von Waren und Arbeitskraft (Fisser 1988: 48).

Während den kurzen Handelsbesuchen zwischen den Maku und Tukano werden Handelsgüter ausgetauscht. Laut Fisser (1988: 48) kann die Initiative für diese Besuche sowohl von den Tukano als auch von den Maku ausgehen, je nachdem wer was benötigt. Das wichtigste Handelsgut der Tukano ist der Maniok. Daneben handeln sie auch mit anderen Kulturpflanzen, wie Tabak, Koka und Pfeffer. Sehr beliebt bei den Maku sind auch die Zivilisationsgüter der Tukano, welche diese von der weißen Bevölkerung erhalten. Es handelt sich hierbei zum Beispiel um Blechtöpfe oder Eisenbeile.

Die Tauschgüter der Maku bestehen größtenteils aus frischem oder geräuchertem Fleisch, und aus gesammelten und verarbeiteten Waldprodukten, wie Baumharz oder aus Palmblättern geflochtenen Körben. Ausserdem tauschen sie auch Dinge, wie Jaguarzähne und Federn, die von den Tukano für rituelle Handlungen benutzt werden.

Die Maku kennen oft mehrere Tukano-Gruppen mit denen sie regelmäßig Handel betreiben. Jedoch kommt es auch vor, dass zwei sich völlig unbekannte Gruppen miteinander handeln. Die Bezahlung bei Geschäften mit bekannten Handelspartnern wird meist von den Tukano festgelegt und von den Maku vordergründig akzeptiert. Falls diese aber die Bezahlung als zu gering empfinden, kehren sie nachts in das Tukano-Dorf zurück und stehlen sich ihren Anteil, den sie für gerecht erachten. Bei fremden Handelspartnern nehmen die Maku direkten Einfluss auf die Höhe der Bezahlung. (Fisser 1988:48/49)

Neben den kurzen Handelsbesuchen gibt es auch noch längere Arbeitsaufenthalte der Maku bei den Tukano, bei denen meist eine ganze Maku-Familie in den Dienst der Tukano tritt und während ihres Aufenthaltes im Dorf der Tukano wohnt.

Die Initiative für diese Aufenthalte kann wiederum von beiden Seiten ausgehen. Meistens jedoch finden die Arbeitsaufenthalte in der Regenzeit statt. Die Gründe dafür sind eindeutig. Während der Regenzeit sind die Maniokvorräte der Maku durch das Feiern von Festen in der Trockenzeit erschöpft. Obendrein sind die Maku während dieser Zeit wenig erfolgreich in der Jagd, da große Gebiete wegen des Regens überschwemmt sind. Ausserdem benötigen die Tukano Hilfe für die neuen Anpflanzungen, die während der Regenzeit gemacht werden müssen. (Fisser 1988: 49)

In den Arbeitsaufenthalten übernehmen die Maku die Feldarbeit und andere anfallenden Arbeiten für die Tukano, die sich während der Anwesenheit der Maku aufs Anordnen und Kontrollieren der Arbeiten beschränken (Fisser 1988: 50).

Die Maku-Familie erhält für ihre Bemühungen Maniok und andere Handelsgüter der Tukano. Laut Fisser (1988: 51) wird, anders als bei den kurzen Handelsbesuchen, hier jedoch die Bezahlung ausschließlich von den Tukano festgelegt.

Es stellt sich nun die Frage, ob zwischen den beiden Völkern eine Abhängigkeit oder Symbiose herrscht. Damit werde ich mich in meiner Schlussbemerkung befassen.

Schluss: Die Frage der wirtschaftlichen Abhängigkeit oder Symbiose

Die Wirtschaft der Maku ist von den Gütern der Tukano abhängig, da ihre eigenen

Maniokvorräte nicht zum Überleben ausreichen. Laut Fisser (1988: 54) ist diese Abhängigkeit jedoch selbst gewählt, da sie die Möglichkeit hätten mehr Maniok und andere Pflanzen anzubauen, und somit ihre Vorräte vergrößern könnten. Die Maku jedoch betonen, dass sie ihr Leben im Wald dem der Tukano vorziehen, und deshalb auch die Abhängigkeit von den Tukano akzeptieren (Fisser 1988: 56).

Die Wirtschaft der Tukano hingegen wird nur wenig von den Maku beeinflusst, da die Tukano selbst neben dem Bodenbau auch zur Jagd gehen. Die Bereicherung an Fleisch durch die Maku und die Arbeitserleichterung dienen lediglich der Bequemlichkeit. Dass für die Tukano die Handelsbeziehungen nicht unbedingt nötig sind, kann man daran sehen, dass nicht alle TukanoGruppen in Kontakt mit den Maku stehen (Fisser 1988: 56/57).

Da jedoch keiner der Handelspartner die Möglichkeit zur vollständigen Kontrolle des Handels besitzt, sollte man nicht von einer wirtschaftlichen Abhängigkeit der Maku von den Tukano sprechen, sondern es eher als eine Symbiose zwischen den beiden Völkern sehen. Beide Gruppen profitieren von dem gemeinsamen Handel.

In früher Literatur wurde dieser beidseitige Nutzen meist nicht erkannt, weshalb die Maku oft fälschlicherweise als Sklaven bezeichnet wurden. Die erstmalige Erwähnung einer symbiotischen Beziehung zwischen den Maku und Tukano geht auf Goldmann im Jahre1963 zurück:

“It would seem that far from being slaves there was a symbiotic relationship between this very crude non-farming people (Maku - Anm. d. Verf.), who had no houses and settlements of their own, and the Cubeo (Tukano - Anm. d. Verf.)” (Fisser 1988: 105)

Durch die Forschungsergebnisse von Reichel-Dolmatoff 30 Jahre später gewinnt diese These mehr an Bedeutung (Fisser 1988: 105). Weitere Forschungen festigten die Behauptung, dass es sich bei den Maku und Tukano um gleichberechtigte Handelspartner handelt.

LITERATURVERZEICHNIS

Bücher

- Fisser, Anne: Wirtschaftliche und soziale Beziehungen zwischen den Tukano und Maku Nordwest Amazoniens. Hohenschäftlarn 1988.

- Lindig, Wolfgang und Mark Münzel: Die Indianer, Band 2: Mittel- und S ü damerika. München (dtv) 1985.

- Müller, Wolfgang: Die Indianer Amazoniens. München 1995.

Aufsatz

- Münzel, Mark: Zwischen den Steinen. Die Übergangsriten einer Maku Gruppe in Nordwest Brasilien. In: Ethnologische Zeitschrift Z ü rich 1, 1974: 287-308.

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Details

Title
Beziehungen zwischen den Maku und Tukano in Amazonien
College
LMU Munich
Course
Proseminar "Indianer Amazoniens"
Grade
1
Author
Year
2001
Pages
10
Catalog Number
V106379
ISBN (eBook)
9783640046584
File size
459 KB
Language
German
Keywords
Beziehungen, Maku, Tukano, Amazonien, Proseminar, Indianer, Amazoniens
Quote paper
Kathrin Onyiaorah (Author), 2001, Beziehungen zwischen den Maku und Tukano in Amazonien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106379

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