Finanzierungsmöglichkeiten junger technologieorientierter Unternehmen


Hausarbeit, 2000

29 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Begriffliche und konzeptionelle Abgrenzung der Thematik
2.1 Definition des Begriffs Innovation
2.2 Merkmale junger technologieorientierter Unternehmen
2.3 Kapitalbedarf junger technologieorientierter Unternehmen

3. Finanzierungsmöglichkeiten junger technologieorientierter Unternehmen.
3.1 Finanztheoretische Einordnung der Finanzierungsquellen
3.1.1 Eigenfinanzierung
3.1.2 Fremdfinanzierung.

4. Finanzierung junger technologieorientierter Unternehmen durch Venture Capital
4.1 Begriff und Funktion des Venture Capitals
4.2 Der Venture Capital-Zyklus
4.2.1 Early Stage Finanzierung
4.2.2 Expansion Stage Finanzierung
4.2.3 Desinvestition der Beteiligung

5. Finanzierung junger technologieorientierter Unternehmen durch öffentliche Mittel
5.1 Förderprogramme der DtA
5.1.1 Förderprogramme mit direkter Beteiligung der DtA
5.1.2 Förderprogramme mit direkter Beteiligung der DtA und einem Leadinvestor
5.2 Förderprogramme der KfW
5.3 Das ERP-Innovationsprogramm der KfW
5.4 Zuschüsse

6. Fazit

7. Anhang - Konditionsübersicht der DtA

8. Literaturverzeichnis

9. Internetverzeichnis

1. Einleitung

Die Fähigkeit zur Innovation beeinflußt in hohem Maße die positive langfristige Entwicklung einer Volkswirtschaft. Gerade in einer Zeit, in der sich auch die deutsche Industriegesellschaft großen politischen und wirtschaftlichen Veränderungen gegenüber sieht, wie der Integration Europas mit dem Ziel des "Gemeinsamen Marktes", der Öffnung Osteuropas für westliche Technologien und Marktwirtschaft sowie der Intensivierung des weltweiten Wettbewerbs, muß Deutschland als exportorientiertes Industrieland ein besonderes Interesse an einem ständigen Innovationsprozeß haben, um seine Stellung im internationalen Wettbewerb erhalten bzw. ausbauen zu können. Junge technologieorientierte Unternehmen (JTU) nehmen eine Schlüsselrolle bei der Steigerung des Innovationspotentials und der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft ein. Demgegenüber stehen erhebliche wirtschaftliche Risiken, die hauptsächlich aus der langen und kapitalintensiven Entwicklungsphase sowie der unsicheren Produktions- und Vermarktungsfähigkeit von innovativen Produkten entstehen.

Daher resultieren die Schwierigkeiten JTU zur Finanzierung ihrer Entwicklung geeignete Kapitalquellen zu erschließen.

Thema dieser Hausarbeit soll es sein, verschiedene speziell auf die Bedürfnisse JTU zugeschnittene Finanzierungsmöglichkeiten auf ihre Bedeutung und Realisierungsmöglichkeiten zu überprüfen. Nach einer grundlegenden Einordnung verschiedener Finanzierungsarten, werden diese im Einzelnen näher auf ihre Anwendbarkeit und Bedeutung analysiert. Aufgrund der Vielzahl vorhandener Finanzierungsmöglichkeiten liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit auf der Betrachtung von öffentlichen Finanzierungs- möglichkeiten und der Bereitstellung von Kapital durch Beteiligungsgesellschaften.

Dabei sollen der Ablauf, die Konditionen und spezifischen Bedingungen der einzelnen Finanzierungsvarianten dargestellt werden.

2. Begriffliche und konzeptionelle Abgrenzung der Thematik

Der Hauptteil dieser Arbeit soll Betrachtung von Finanzierungsmöglichkeiten vorbehalten sein, die aufgrund ihrer Produktspezifikation fast ausschließlich zur Finanzierung JTU eingesetzt werden können. Auf die Erläuterung von originären Begriffsdefinitionen wie Betrieb, Unternehmen bzw. Unternehmung soll an dieser Stelle verzichtet werden, vielmehr soll konzentriert und nach einer grundlegenden Einordnung des Begriffs Innovation, des betriebswirtschaftlichen Finanzierungsbegriffes sowie den Merkmalen von JTU sofort mit der eigentlichen Thematik begonnen werden.

2.1. Innovation

Die Definition des Begriffes Innovation erfolgt in der Literatur sehr unterschiedlich. Etymologisch gesehen ist der Begriff der Innovation aus dem Lateinischen „novus“ und

„innovatio“ entlehnt und kann daher mit neu sowie Erneuerung bzw. Neuerung übersetzt werden.1 Wirtschaftswissenschaftliche Definitionen erfolgten u.a. von Barnett, Gutenberg, Knight und Schumpeter. Bei allen Innovationsdefinitionen ist der Begriff

„Neu, Neuigkeit oder Novität“ das konstitutive Merkmal. Abweichungen in der Begriffsdefinition treten bezüglich der Auffassung auf, ob eine Innovation erst mit ihrer Durchsetzung zu eben dieser wird bzw. ob Innovation den Prozeß von der Idee bis zur Durchsetzung der Neuerung oder nur eine Phase dieses Prozesses beschreibt.2 Innovation soll hier verstanden werden als „erstmalige Durchsetzung von Neuerungen in der betrachteten Unternehmung und/oder deren relevanten Umwelt, wobei die Neuheit aus der Perspektive der relevanten Umwelt, also der Konkurrenz und der Nachfrager – der Branche – des Standortlandes gesehen wird“.3

Zusätzlich kann ein Innovation verschiedene Änderungs- bzw. Ausprägungsgrade besitzen,

d.h. die Innovation an sich kann verschiedene Stufen der Neuerung umfassen. Weiterentwicklungen bisherigen Innovationen werden unter dem Begriff Verbesserungsinnovationen zusammen gefaßt, wozu Rationalisierungseffekte und Verbesserungen von Produkten, Produkteigenschaften oder Fertigungverfahren gehören. Diese Form der Innovation ist für JTU jedoch meist uninteressant, da Verbesserungsinnovationen meist nicht über die erforderlichen Vermarktungschancen verfügen. Daher bilden Major- bzw. Basisinnovationen die Grundlage JTU, da nur die richtungsweisende Abweichung von existierenden Produkten oder Dienstleistungen in Form von Basisinnovationen über das erforderliche Wachstumspotential besitzt, das diese Unternehmen benötigen.4

2.2. Merkmale junge technologieorientierter Unternehmen

Junge Technologieunternehmen sind neu gegründete oder am Anfang ihres Lebenszyklus befindliche Unternehmen, deren Geschäftsfelder vor allem durch neue Produkte, neue Verfahren oder innovative Dienstleistungen gekennzeichnet sind. Ihr Leistungsangebot weist gegenüber vergleichbaren Lösungen ein höheres Innovationsniveau auf, erfordert den Aufbau

einer entsprechenden Fertigung und verlangt umfangreiche Marketingaktivitäten.5 Für diese Unternehmen ist ein hoher materieller und personeller Aufwand für Forschung und Entwicklung (der letztlich zum Wettbewerbsvorsprung führt) bis zum Erreichen der Fertigungs- und der Marktreife der neuen Produkte charakteristisch.

Typischerweise verfügt das Management JTU über ein umfangreiches technisches Know- how, es fehlt ihnen aber meist am erforderlichen Kapital- und Managementwissen.

Hinzu kommt, daß die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren ganz objektiv risikobehaftet ist. Technisches Risiko tritt auf, weil die den technischen Lösungen zugrunde gelegten Prinzipien und Effekte theoretisch teilweise noch nicht erforscht sowie praktisch nicht erprobt sind. Daneben existieren Marktrisiken, weil weder das Verhalten der Wettbewerber noch der Kunden genau voraussagbar sind. Diese Unsicherheiten führen letztlich auch zu Finanzierungsrisiken.6

Bei technischer und wirtschaftlicher Bewährung der neuen Produkte und Verfahren auf dem Markt erschließen sich für ein Technologieunternehmen Möglichkeiten, in die Wachstumsphase überzugehen. Breite Vermarktung, Erschließen neuer Marktsegmente, Kapazitätsausbau in der Fertigung und beim Vertrieb, Ausprägung der inneren Organisation, Wachstum des Umsatzes und der Anzahl der Beschäftigten, sind typische Wachstumsmerkmale. Schließlich festigen sich die wirtschaftliche Situation und die Beziehungen zu den Kapitalgebern so, daß das Unternehmen als konsolidiert betrachtet werden kann und die Eigenschaft „jung" nicht mehr zutreffend ist.

2.3. Kapitalbedarf junger technologieorientierter Unternehmen

Grundlage der Kapitalbedarfsermittlung ist das Produktlebenszykluskonzept, daß die idealtypischen Umsatz- und Ertragsentwicklungen prognostiziert.7

Der genaue Kapitalbedarf kann so zwar nicht unmittelbar genau bestimmt werden, doch das Produktlebenszyklusmodell bietet einen guten Überblick über die zeitraumbezogene Kapitalbedarfsentwicklung.

Anfangs resultiert der Kapitalbedarf der JTU aus den während der Gründungsphase entstehenden Gründungskosten, Kosten für erste Marktanalysen sowie unternehmerische und rechtliche Beratung usw. In der FuE-Phase kommen zusätzlich hohe Aufwendungen z.B. für FuE-Tätigkeiten, Finanzierung der Forschungseinrichtung und Bau von Prototypen bzw.

Pilotanlagen hinzu, ohne das in dieser Phase bereits erste Gewinne aus der Vermarktung der Innovation entstehen. 8 Aufgrund der zeitlichen Diskrepanz zwischen getätigten Aufwendungen und erwarteten Erträgen verfügen die JTU in den ersten Entwicklungsphasen des Unternehmens über keine Selbstfinanzierungskraft. Erste nennenswerte Gewinne entstehen nach Abschluß des Fertigungsaufbaus und der Markteinführung, diese Rückflüsse reichen oftmals nicht zur Eigenfinanzierung aus, so daß JTU gezwungen sind, die Unternehmensfinanzierung über einen mehrjährigen Zeitraum im Voraus zu berechnen.9

In der Gründungsphase geschieht dies durch einen sorgfältig erarbeiteten Business Plan, aus dem sich ein Finanzierungsbedarf ableiten läßt. In der FuE- und der Markteinführungsphase ist ein zeitpunkt- und betragsgenauer Finanzplan notwendig.10

3. Finanzierungsmöglickeiten junger technologieorientierter Unternehmen

Untersuchungen zeigen, daß sich im ersten Jahr ihres Bestehen 20% der in der Untersuchung betrachteten JTU durch Bankdarlehen, 28% durch eine Venture Capital Gesellschaften und 22% durch Eigenmittel finanzieren.11 Dies zeigt die bevorzugten Finanzierungsquellen JTU, deren Betrachtung folgend im Vordergrund stehen soll.

Der Kapitalbedarf JTU ist kaum reduzier- oder zeitlich streckbar, da hierdurch die Gefahr entsteht, daß das Innovationsvorhaben nicht umsetzbar ist oder komparative Wettbewerbsvorteile verlorengehen, die aufgrund des Zeitvorsprungs bestehen. Demzufolge ist eine langfristig gesicherte Finanzierung die oberste Planungsprämisse.

3.1. Finanztheoretische Einordnung der Finanzierungsquellen

Die theoretischen Grundlagen der Finanzierung sind in der Literatur hinreichend behandelt, so daß hier darauf verzichtet werden soll, die Finanzierungsarten hinsichtlich ihrer Aufteilung in Innen- und Außenfinanzierung zu untergliedern und die Eigenkapitalbeschaffung bezüglich

der jeweiligen Rechtsform zu erläutern. Die folgende Differenzierung und finanztheoretische Einordnung der Finanzierungsmöglichkeiten der Außenfinanzierung nach Fremdkapital und Eigenkapital ist jedoch sinnvoll, um die spezifischen Charakteristika der betrachteten Finanzierungsvarianten heraus zuarbeiten.

Da JTU aus bereits erläuterten Gründen in der Entstehungsphase und der FuE-Phase eine schwache Eigenmittelausstattung besitzen, bietet die Selbstfinanzierung nur geringen

Finanzierungsspielraum. Somit stehen JTU charakteristischerweise nur folgende externe Finanzierungsmittel zu Verfügung:12

- die Erhöhung des Eigenkapitals
- die Aufnahme von Fremdkapital.

3.1.1. Eigenfinanzierung

Prinzipiell kann das benötigte Kapital durch interne und externe Finanzierungsquellen bereitgestellt werden. Eine Außenfinanzierung liegt vor, wenn dem Unternehmen durch den Eigentümer, Mitgesellschafter oder Anteilseigener (z.B. Venture Capital Gesellschaften) Eigenkapital zugeführt wird. Eine Innenfinanzierung durch Rücklagen, Rückstellungen oder aus Abschreibungen (insbesonders bilanzpolitisch nutzbare Sonderabschreibungen) ist aufgrund der geringen Selbstfinanzierungskraft Unternehmens nicht möglich. 13

Das Eigenkapital steht dem Unternehmen langfristig oder unbefristet zur Verfügung. An die Stelle des Rückzahlungsanspruch von Fremdkapital tritt ein Anspruch auf Teilhabe am Liquidationserlös, d.h. der Gläubiger hat kein gesondertes Befriedigungsrecht.

Vorteile der Eigenfinanzierung für das Unternehmen sind die Entlastung der Liquiditätslage, da keine Zins- und Tilgungsbelastungen anfallen und eine Erweiterung des Haftkapitals, was die Bonität und damit den Spielraum für die Fremdfinanzierung erhöht.14

Eigenkapitalgeber tragen ein höheres Risiko als Fremdkapitalgeber, weil Verluste zunächst durch Eigenkapitalminderung kompensiert werden.

Die finanziellen Mittel können in unterschiedlicher Form bereitgestellt werden:

- direkte Beteiligung am Stammkapital des Portfoliounternehmens, die meisten Beteiligungsgesellschaften bevorzugen Anteile zwischen 25 und 49 Prozent,
- typische und atypische stille Beteiligungen, 15
- eigenkapitalähnliche Darlehen (z.B. Gesellschafterdarlehen, langfristige Darlehen mit Rangrücktritt im Konkursfall).16

Bei der Beteiligungsfinanzierung werden Unternehmensanteile nicht-emissionsfähiger Unternehmen an einen Investor verkauft.

sind am Gewinn und Verlust beteiligt, wobei letzteres auch ausgeschlossen werden kann. Sie haben bei der typischen Stillen Gesellschaft Anspruch auf Rückzahlung der Einlage zum Nominalwert, bei der atypischen Stillen Gesellschaft sind sie auch an den stillen Reserven und den Vermögenszuwächsen des JTU beteiligt.

Der Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften definiert Beteiligungskapital als „Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Mittel ..., die von außerhalb des organisierten Kapitalmarktes in Unternehmen eingebracht werden. Diese Kapitaleinlage ist mit Kontroll-, Informations-, und Mitentscheidungsrechten sowie zum Teil mit einer Managementunterstützung durch den Investor verbunden.“17

Diese Definition umfaßt teilweise schon folgende grundlegende Merkmale einer

Beteiligungsfinanzierung: .18

- Der Kapitalgebers ist am Unternehmen und somit Beteiligung am Gewinn, Vermögen und Liquidationserlös beteiligt.
- Je nach Beteiligungsform stehen ihm unterschiedlich starke Informations-, Mitsprache- oder Mitentscheidungsrechte zu.
- Die Beteiligung erfolgt unter strategischen Gesichtspunkten mit langfristiger Gewinnerzielungsabsicht.

Eine Beteiligung unter renditeorientierten Investitionsentscheidungen wird typischerweise von Privatpersonen, Unternehmensbeteiligungsgesellschaften und Venture Capital Gesellschaften. eingegangen. Da Unternehmensbeteiligungsgesellschaften sich meist an etablierten mittelständischen Unternehmen beteiligen und für Privatpersonen im Allgemeinen das Verhältnis von Risiko und Ertrag viel zu hoch ist, um das Kapital ohne Diversifikation in ein einziges Unternehmen zu investieren, eignen sich zur Finanzierung JTU meist nur Venture Capital Gesellschaften.19

3.1.2. Fremdfinanzierung

Fremdkapital wir dem Unternehmen von externen Dritten zur Verfügung gestellt. Es wird mit einem fest vereinbarten Zinssatz bedient, ist nur begrenzt mit Kontroll- und Mitbestimmungsrechten ausgestattet und unterliegt dem vollen unternehmerischem Risiko.20 Dem Fremdkapital werden üblicherweise Bankkredite und Anleihen zugerechnet. Eine Plazierung von Anleihen am Kapitalmarkt ist aufgrund fehlender Bonität der JTU nicht realisierbar.

Die Aufnahme von Fremdkapital geschieht durch JTU meist in der Gründungsphase durch persönliche Kreditaufnahme der Gründer. Jedoch wird spätestens beim Übergang in die FuE- Phase neues Kapital benötigt, das langfristig und liquiditätsschonend zur Verfügung steht.

Dies kann nicht durch Fremdkapitalmittel gewährleistet werden.

Außerdem wiesen JTU für den Kapitalgeber ein schwer zu beurteilendes Innovations- und Unternehmensrisiko auf, was zusammen mit dem Fehlen bewertbarer (insbesondere dinglicher) Sicherheiten zu einer Zurückhaltung von Kreditinstituten bei der Finanzierung JTU führt. Zusätzlich sind asymmetrische Informationsverteilung (Informationsvorsprung und die Handlungen des Managements, die von extern Beteiligten nicht erkennbar bzw. kontrollierbar sind) und der Effekt der Kreditrationierung ein Haupthindernis der Finanzierung JTU durch Kreditinstitute.21

Eine Ausnahme bilden die Förderprogramme der öffentlichen Kreditinstitute, der Landesbanken sowie spezielle Zuschüsse oder landesspezifische Förderprogramme. Unter bestimmten Voraussetzungen werden Darlehen aus öffentlichen Förderprogrammen dem Eigenkapital zugerechnet, was eine Erhöhung des Haftkapitals zur Folge hat und die

weitere Kreditaufnahme bei privaten Kreditinstituten erleichtert. Häufig wird eine Förderung durch Inanspruchnahme öffentlicher Mittel von Venture Capital Gesellschaften als Argument für ein Investment verwendet bzw. die Beteiligung eines Leadinvestors ist Voraussetzung für die Gewährung der Fördermittel (vergl.5).22

4. Finanzierung durch Venture Capital

Venture Capital – im deutschsprachigem Raum auch als Risiko-, Wagnis- oder Chancenkapital bezeichnet – ist Kapital, das in Form von Beteiligungskapital in wachstumsträchtigen Unternehmen und Brachen angelegt wird, bei denen es sich meist um innovative Neugründungen oder High Tech Unternehmen handelt. 23

Die Bereitstellung des Venture Capital kann über zwei grundsätzliche Konzeptionen erfolgen

– im Wege einer direkten oder indirekten Beteiligung. Da eine direkte Bereitstellung von Venture Capital, d.h. die Investition eines Unternehmens oder einer Einzelperson ohne Risikodiversifikation in ein JTU, wenig verbreitet und nicht transparent ist, soll nur die indirekten Beteiligung im Folgenden kurz erläutert werden.

Prinzipiell existieren innerhalb dieser Konzeption zwei weitere Ansätze. Als erste

Möglichkeit kommt der projektorientierte Ansatz in Betracht. Dabei wird für jedes Projekt ein gesondertes Finanzierungskonzept erstellt und die Kapitalvergabe erfolgt lediglich an ein Unternehmen, womit keine Risikodiversifikation für die Investoren möglich ist. Dieses ist

zugleich der schwerwiegende Nachteil der Konzeption und ist die Ursache dafür, daß sich seit Ende der achtziger Jahre in Deutschland fondsorientierte Ansätze durchsetzten.24 Mit der Auflage eines Venture Capital Fonds nach dem Prinzip des fondsorientierten Ansatzes ist der Aufbau eines Portfolios möglich, das aufgrund des breiteren Anlagehorizontes ein geringeres Risiko erfährt.25

Dabei obliegt dem Management der Venture Capital Gesellschaft (als Finanzintermediär) die Auswahl der im Rahmen der Zielsetzungen dieser Risikokapitalgesellschaft liegenden und zu finanzierenden Unternehmen. Die Venture Capital Gesellschaften können Tochtergesellschaften von Banken und Versicherungen sowie eigenständige Beteiligungsgesellschaften sein.

4.1. Begriff und Funktion des Venture Capitals

Dem JTU wird von einer Venture Capital Gesellschaft einmalig oder in einem mehrstufigen Prozess haftendes Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Mittel über einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren zur Verfügung gestellt.26 Im Rahmen der Desinvestition fließen die Mittel an die Venture Capital Gesellschaft zurück

Die Definition des Begriffes variiert je nach verwendeter Literatur stark, das ist insofern verständlich, daß der Begriff „Venture Capital“ aus der Finanzierungspraxis heraus und nicht wirtschaftswissenschaftlich entstand.

Folgende Definition, die die wesentlichen Merkmale einer Venture-Capital-Finanzierung beinhaltet, soll Grundlage dieser Arbeit sein:

Venture Capital umfaßt die Finanzierung und Managementunterstützung von innovativen kleinen und mittleren Unternehmen durch die Bereitstellung von haftendem Eigenkapital in bestimmten Momenten ihrer Lebenszyklen, das keinen rechtlich fixierten Rück- und Zinszahlungsanspruch beinhaltet, dessen zeitliche Bereitstellung von vornherein nicht bestimmt, aber insgesamt zeitlich befristet ist. Ziel dabei ist es hohe Innovationsrisiken und Wachstumspotentiale ohne zusätzliche Konkursgefahr durch die Behebung der

Eigenkapitalknappheit zu ermöglichen und den entstehenden Wertzuwachs der Beteiligung (capital gain – Kapitalwertzuwachs) über Exitvarianten zu realisieren.27

[...]


1 Vgl. Dietz, Jobst-Walter (1989), S.40.

2 Ebenda, S. 43.

3 Dietz, Jobst-Walter (1989), S. 46.

4 Vgl. Dietz, Jobst-Walter (1989), S. 49.

5 Vgl. Baier, Wolfgang und Pleschak, Franz (1996), S.11.

6 Vgl. Berens, Wolfgang; Hoffijan, Andreas und Regina Pakulla (2000), S. 287 ff.

7 Vgl. Grisebach, Rolf (1989), S. 28

8 Vgl. Behr, Giorgio (Hersg.)/ Kupper, Christian (1999), S. 26.

9 Vgl. Kußmaul, Heinz und Kunker, Andy (2000), S. 531 ff.

10 Vgl. Behr, Giorgio (Hersg.)/ Kupper, Christian (1999), S. 26.

11 Vgl. Behr, Giorio (Hersg.)/Solbach, Manuel (1999), S. 238.

12 Vgl. Berens, Wolfgang; Hoffijan, Andreas und Regina Pakulla (2000), S. 287 ff.

13 Vgl. Wöhe, Günther (1996), S. 867 ff.

14 Vgl. Wöhe, Günther (1996), S. 867 ff.

15 Bei der Stillen Gesellschaft geht die Kapitaleinlage in das Vermögen des JTU über. Es handelt sich um eine reine Innengesellschaft, da nach außen nur die Rechtsform des JTU in Erscheinung tritt. Stille Gesellschafter

16 Vgl. Baier, Wolfgang und Pleschak, Franz (1996), S. 117.

17 Vgl. Ebenda, S. 116.

18 Vgl. Ebenda, S. 105.

19 Vgl. Wöhe, Günther (1996), S. 822 ff.

20 vergl.Behr, Giorgio (Hersg.)/ Kupper, Christian (1999), S. 33.

21 Vgl. Behr, Giorio (Hersg.)/Archilles, Wolfgang (1999), S. 6.

22 Vgl. Dietz, Jobst-Walter (1989), S. 410.

23 Vgl. Wöhe, Günther (1996), S. 823.

24 Vgl. Grisebach, Rolf (1989), S. 8.

25 Vgl. Weiss 1991, S. 101 ff.

26 Vgl. Dietz, Jobst-Walter (1989), S. 412.

27 Vgl. Schmidke, Axel (1985), S. 41 ff.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Finanzierungsmöglichkeiten junger technologieorientierter Unternehmen
Hochschule
Berufsakademie Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
29
Katalognummer
V106723
ISBN (eBook)
9783640049981
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Finanzierungsmöglichkeiten, Unternehmen
Arbeit zitieren
Tobias Lukas (Autor:in), 2000, Finanzierungsmöglichkeiten junger technologieorientierter Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106723

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