Inhaltsverzeichnis
1 Virtuelles Lernen – propagierte Zukunft
2 Methode
3 Unterscheidung von virtuellem und Fernstudium
4 Fernstudium oder Präsenz – Vergleich der Angebote
4.1 Lehrverfahren
4.2 Studieninhalte
4.2.1 Inhalte im Grundstudium
4.2.2 Hauptstudium
4.3 Prüfungsformen im Vergleich
5 Vorteile – Nachteile der Lehrform „Lehrbrief“
6 Resümee
Literaturverzeichnis
Tabellen
Anhang
I. FeU-Studienplan für das Hauptstudium
II. Wahlpflichtfächer FeU Hagen
III. Wahlpflichfächer der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg
IV. Diplomprüfungsordnung für den Studiengang Wirtschaftswissenschaft an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg
V. Diplomprüfungsordnung für den integrierten Studiengang Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen
1 Virtuelles Lernen – propagierte Zukunft
Seit einigen Jahren propagieren Politiker, Bildungsforscher und Universitäten das virtuelle Lernen als Möglichkeit, vielen Menschen eine Bildungschance zu eröffnen. Zugleich erwarten sie, dass sich bereits im Jahr 2005 die Hälfte aller Studierenden nur noch per Internet in ihre Alma Mater begeben. Das ermit- telte eine Regierungskommission unter dem Vorsitz des SPD-Politikers Peter Glotz bereits im Jahr 2000 [Asendorpf 2001: 67]. Die Hochschulen bauen diese Systeme momentan mit Hochdruck aus, beinahe jede Universität und Fachhochschule betreibt entsprechende Projekte. Vorreiter ist hier die Fernuniversi- tät in Hagen (FeU), die einen virtuellen Campus betreibt1.
Neben diesen neuen, technisch aufwändigen Angeboten gibt es zudem den „klassischen“ weg über Lehrbriefe, die von der Bildungseinrichtung versendet und von den Studierenden bearbeitet werden. Mit diesem System haben sowohl staatliche Hochschulen als auch private Bildungsträger seit Jahrzehnten Er- folge. Gemein ist beiden Systemen dabei, dass die Studierenen nur wenig bis gar keinen Kontakt zu ihren Kommilitonen bekommen, diese sogar in ganz Deutschland oder darüber hinaus verteilt leben können. Somit stellt sich generell die Frage, ob ein Fernstudium ein geeignetes Mittel ist, einen berufsqualifizieren- den akademischen Abschluss zu erwerben. Dieses soll in dieser Arbeit anhand eines Vergleichs zwischen zwei Studiengängen – zum einen den Diplom-Studiengang Wirtschaftswissenschaften in Ausrichtung Volkswirt an der FeU, am anderen der Diplom-Studiengang Wirtschaftswissenschaften an der Carl-von- Ossietzky-Universität Oldenburg – untersucht werden, wie sich Inhalte und Lernmethoden in den beiden Systemen Fernstudium und Präsenzstudium unterscheiden. Besonderes Augenmerk soll dabei sowohl auf die Inhalte, den Zeitaufwand als auch auf die Prüfungsformen gelegt werden.
Ausgehend von der Überlegung, dass im Fernstudium Arbeitstechniken in wissenschaftlichen Arbeiten kaum bis gar nicht direkt vermittelt werden, soll diese Untersuchung auch die These überprüfen, dass sich ein Fernstudium eher an Aufbaustudenten richtet als an Studienanfänger. Dies soll an der Überprü- fung des Studienverlaufs und dem Angebot für Erstsemester der beiden ausgewählten Hochschulen er- folgen.
Beide Vergleichangebote wurden ausgewählt, da sie ihre entsprechenden Angebote bereits seit mehre- ren Jahren bzw. Jahrzehnten unterhalten. Anfangsschwächen und Schwierigkeiten während des Aufbaus des Studienganges sind damit ausgeglichen und können nicht mehr zu einer verminderten Vergleichbar- keit beider Angebot führen.
2 Methode
Um einen Vergleich der Qualifikation der Absolventen beider Studienangebote vornehmen zu können, werden die Inhalte der Ausbildung sowie die Prüfungsformen, die von der jeweiligen Diplomprüfungs- ordnung vorgesehen sind, miteinander verglichen. Dabei kommen sowohl die Themen in den Vergleich als auch die vorgesehene SWS-Zahl. Anhand dieser Daten kann ermittelt werden, welche Qualifikation die Absolventen erwerben.
3 Unterscheidung von virtuellem und Fernstudium
In der aktuellen Diskussion um virtuelles Lernen werden oft zwei Begriffe durcheinander gemischt: vir- tuelles Lernen und Fernstudium. Das virtuelle Lernen wird dabei in der Bedeutung von Online-Studium verwendet, also dem Studium per Computer und Internet mittels spezieller Webseiten und multimedial aufbereiteter Systeme. Ein Fernstudium dagegen bezeichnet die klassische Form von Fernunterricht mit- tels Lehrbrief und Rücklauf, der inzwischen allerdings auch online möglich ist.
Die Online-Studiengänge haben den Nachteil, dass sie teure Investitionen von bis zu 2.000 Euro und mehr von den Studierenden fordern [Miener 2002]. Sie ersetzen auch den persönlichen Kontakt nicht, können aber per Videokonferenz zumindest visuelle Kontakte ermöglichen. Auch Wissenschaftler haben Bedenken: Rüdiger Lautmann hat in der „Zeit“ den Verdacht geäußert, dass die Qualität der Lehre absin- ken könnte [Asendorpf 2001: 67].
Die Fernuniversität baut momentan ebenfalls einen virtuellen Campus auf. Das Projekt steckt aber noch in den Kinderschuhen und arbeitet noch nicht vollständig. Der Fachbereich Wirtschaftswissen- schaften ist noch nicht beteiligt und verbreitet seine Fernstudienunterlagen „klassisch“ per Lehrbrief. Aus diesem Grund wird in dieser Arbeit auch nur das Thema Fernstudium, nicht aber das PC-gestützte On- line-Studium betrachtet.
4 Fernstudium oder Präsenz – Vergleich der Angebote
Um die Angebote miteinander zu vergleichen, werden in dieser Arbeit die Methode des Unterrichts (z.B. per Lehrbrief, Vorlesungen, Übungen und Seminaren), die Inhalte der Ausbildung und der Umfang der Ausbildung untersucht. Dabei wird von einem Vollzeitstudium bei allen Anbietern vorausgesetzt. Die Fernuniversität Hagen bietet darüber hinaus auch ein Teilzeitstudium an, das je nach Zeitaufwand dann auch die doppelte Länge eines Vollzeitstudiums beträgt. Für das Vollzeitstudium sind bei der Fernuniver- sität ca. 40 – 50 SWS angesetzt. Dies entspricht auch der Studienordnung der Carl-von-Ossietzky-Univer- sität Oldenburg.
4.1 Lehrverfahren
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Lehrmethoden der Universitäten auf Basis der Selbstdarstellung der Universitäten, der Diplomprüfungsordnung und dem Internetangebot 2
Die Fernuniversität Hagen bieten ihren Studierenden den Unterricht über Kursmodule an. Diese wer- den zu Beginn des Semester anhand eines Kursplanes durch die eingeschriebenen Teilnehmer bestellt und in Form von mehreren Lehrbriefen und Kontrollaufgaben pro Kurs ausgewählt und bearbeitet.3 Dazu werden an verschiedenen Fernstudienzentren an Universitäten in ganz Deutschland Arbeitshilfen angeboten. Die FeU empfiehlt zudem, sich mit örtlich nahen Kommilitonen in Arbeitsgruppen zusam- menzuschließen. Eine Nutzung der Universitätsbibliothek in Hagen ist dabei faktisch nur den Studieren- den möglich, die in der Nähe der Universität leben. Andere Studierende sind auf die Nutzung der Univer- sitätsbibliotheken und öffentlichen Bibliotheken in der Nähe ihres Wohnortes angewiesen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg hat für die Studierenden „das volle Programm“ des Hochschulstudiums im Angebot. Dazu gehören Vorlesungen, Seminare, Proseminare und Übungen. Die- se werden an der Universität abgehalten. Hinzu kommt die eigene Bibliothek der Einrichtung und die
Staats- und Universitätsbibliothek an der Universität Bremen als örtlich nahe liegende zusätzliche Ein- richtung.
4.2 Studieninhalte
4.2.1 Inhalte im Grundztudium
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten4 5 6
Tabelle 2: Grundstudium im Vergleich.
Das Grundstudium in den Wirtschaftswissenschaften ist an beiden Universitäten vier Semester lang und schließt mit einer Diplomvorprüfung ab. Diese wird in Oldenburg studienbegleitend gefordert, auch in Hagen legen die Studierenden die Prüfungen während des Grundstudiums ab. Im Gegensatz zum Prä- senzstudium kommen dabei in Hagen nur Klausuren zum Einsatz, in Oldenburg haben Studierende die Wahl zwischen Klausuren, Hausarbeiten und mündlichen Prüfungen. Als Klausurziel definieren beide Hochschulen:
„In den Klausurarbeiten sollen die Kandidatin /der Kandidat nachweisen, dass sie/er in begrenzter Zeit und mit begrenzten Hilfsmitteln ein Problem mit den geläufigen Methoden ihres/seines Faches er- kennen und Wege zu einer Lösung finden kann.“ [FeU DPO 1997, §12]
In Hagen sind von den Studenten bis zur Vordiplomprüfung 70 SWS zu absolvieren, 28 SWS mehr als in Oldenburg. Zusätzlich haben die Studierenden nicht die Wahl zwischen einigen Schwerpunkten, wie dies die DPO Oldenburgs zulässt [Uni Oldenburg 2002: 2]. Allerdings muss einschränkend gesagt wer- den, dass in den SWS-Zahlen der Fernuniversität die Vor- und Nachbereitungszeiten mit eingerechnet sind und diese in der DPO der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg fehlen. Somit sind für beide Studiengänge in etwa gleiche Daten anzunehmen.
[...]
1 Im Internet unter www.fernuni-hagen.de zu finden
2 Fernuniversität Hagen: http://www.fernuni-hagen.de/FBWIWI/, Universität Oldenburg: http: //www.uni-oldenburg.de/zsb/studien/studgang/wirtwiss.html
3 Vgl. Informationsschrift 3 der FeU [FeU 2001]
4 Inkl. Vorprüfungsphase, Summen addiert. Quelle: Anhang zur DPO [Uni Oldenburg 2002: 2]
5 Fernuniversität Hagen: die SWS-Angaben sind Bruttoangaben inkl. Vor- und Nachbereitungszeiten. Diese werden an Präsenzuniversitäten nicht angegeben, sind aber vorausgesetzt als eigenständige Leistungen außerhalb der Vorlesungen, Übungen und Seminare.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Dokument "Virtuelles Lernen – propagierte Zukunft"?
Das Dokument vergleicht das virtuelle Lernen und das Fernstudium mit einem Präsenzstudium. Es untersucht die Unterschiede in Bezug auf Lernmethoden, Studieninhalte und Prüfungsformen, insbesondere am Beispiel des Diplom-Studiengangs Wirtschaftswissenschaften an der FernUniversität Hagen (FeU) und der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. Es wird untersucht, ob ein Fernstudium für Studienanfänger oder eher für Aufbaustudenten geeignet ist.
Was sind die Hauptunterschiede zwischen virtuellem Lernen und Fernstudium, wie sie in diesem Dokument dargestellt werden?
Virtuelles Lernen wird als Online-Studium per Computer und Internet definiert, während Fernstudium die klassische Form mit Lehrbriefen und Rücklauf bezeichnet, die aber auch online erfolgen kann. Das Dokument konzentriert sich auf das Fernstudium und schließt PC-gestütztes Online-Studium aus dem Betrachtungsbereich aus.
Welche Lehrmethoden werden an der FernUniversität Hagen (FeU) und der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg eingesetzt?
Die FernUniversität Hagen setzt auf Kursmodule mit Lehrbriefen und Kontrollaufgaben, Arbeitshilfen an Fernstudienzentren und empfiehlt die Bildung von Arbeitsgruppen mit Kommilitonen. Die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg bietet Vorlesungen, Seminare, Proseminare und Übungen an der Universität.
Wie unterscheidet sich das Grundstudium in Wirtschaftswissenschaften an den beiden Universitäten?
Das Grundstudium dauert an beiden Universitäten vier Semester und schließt mit einer Diplomvorprüfung ab. In Hagen sind 70 SWS zu absolvieren, in Oldenburg weniger (allerdings inkludieren die SWS Zahlen der Fernuni Vor- und Nachbereitungszeit). In Oldenburg gibt es Wahlmöglichkeiten zwischen Schwerpunkten, was in Hagen nicht der Fall ist. Die Prüfungen in Hagen bestehen ausschließlich aus Klausuren, während in Oldenburg auch Hausarbeiten und mündliche Prüfungen möglich sind.
Welche These wird in Bezug auf Fernstudium und Studienanfänger untersucht?
Das Dokument untersucht die These, dass sich ein Fernstudium eher an Aufbaustudenten richtet als an Studienanfänger, da Arbeitstechniken in wissenschaftlichen Arbeiten im Fernstudium kaum direkt vermittelt werden. Dies wird anhand des Studienverlaufs und des Angebots für Erstsemester der beiden Hochschulen geprüft.
Welche Themen werden verglichen, um die Qualifikation der Absolventen beider Studienangebote zu beurteilen?
Es werden die Inhalte der Ausbildung (Themen und SWS-Zahl) sowie die Prüfungsformen verglichen, die in den Diplomprüfungsordnungen festgelegt sind.
Warum wurden gerade die FernUniversität Hagen und die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg für den Vergleich ausgewählt?
Beide Universitäten haben ihre jeweiligen Studienangebote bereits seit mehreren Jahren bzw. Jahrzehnten etabliert, so dass Anfangsschwächen und Schwierigkeiten beim Aufbau des Studiengangs ausgeglichen sind und die Vergleichbarkeit der Angebote gewährleistet ist.
Was ist die Bedeutung der SWS (Semesterwochenstunden) im Vergleich der Studienangebote?
Die SWS-Zahl wird als Maßstab für den Umfang der Ausbildung verwendet. Dabei wird berücksichtigt, dass die SWS-Zahlen der Fernuniversität die Vor- und Nachbereitungszeiten beinhalten, die in den Angaben der Präsenzuniversität nicht enthalten sind.
- Citation du texte
- Frank Miener (Auteur), 2002, Virtuelles Lernen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106773