Stell dir vor, du könntest die verborgenen Mechanismen des Lernens entschlüsseln und verstehen, wie Wissen wirklich entsteht. Dieses Buch nimmt dich mit auf eine faszinierende Reise in die Welt der psychologischen Lerntheorien, jenseits von Behaviorismus und bloßer Anpassung. Im Zentrum steht A.N. Leontjews bahnbrechende Theorie der Tätigkeit, die das Lernen als einen gesellschaftlich geprägten, aktiven Prozess begreift. Entdecke, wie die Aneignung historisch gewachsener Fähigkeiten und Verhaltensweisen durch bewusste Widerspiegelung der Realität – vermittelt durch das Werkzeug der Sprache – unser Denken formt. Leontjew zeigt auf, wie die Sprache nicht nur die Abbildung der Wirklichkeit ermöglicht, sondern auch die Vergegenständlichung von Lebensprozessen und die Entstehung von Bewusstsein bedingt. Erfahre, wie Bedeutung einem Objekt durch soziale Interaktion zugeschrieben wird und wie sich dadurch die gesellschaftliche Sichtweise verinnerlicht. Doch was geschieht, wenn ein Gegenstand keine persönliche Bedeutung hat? Das Buch beleuchtet die entscheidende Rolle von Motiven und Zielen im Lernprozess und wie deren Zusammenspiel sinnvolle Tätigkeiten entstehen lässt. Lerne, wie Interiorisierung – der Übergang von äußerer zu innerer Tätigkeit – durch Verkürzung, Verbalisierung und Verallgemeinerung unser Verständnis transformiert. Verstehe, warum passives Lernen eine Illusion ist und wie die bewusste Reflexion des Verhältnisses von Motiv und Ziel Lernprozesse optimiert und vor Stagnation bewahrt. Galperins Konzept der etappenweisen Ausbildung geistiger Handlungen wird detailliert erläutert, von der Orientierungsphase bis zur Verinnerlichung des Wissens. Dieses Buch ist ein absolutes Muss für alle, die sich mit Bildung, Psychologie und der menschlichen Entwicklung beschäftigen und einen tiefen Einblick in die komplexen Zusammenhänge des Lernens gewinnen möchten. Es eröffnet neue Perspektiven auf die Gestaltung von Lernumgebungen und die Förderung individueller Lernprozesse, indem es die Bedeutung von Tätigkeit, Bewusstsein und gesellschaftlicher Prägung hervorhebt. Lass dich inspirieren und entdecke die revolutionären Ideen Leontjews, die bis heute nichts von ihrer Relevanz verloren haben.
STEPHAN PLATT
(Bei Verwendung des Textes - auch in Teilen - bitte ich um einen entsprechenden Hinweis in der Quellenangabe. Danke.)
A. N. Leontjew: Lernen als gesellschaftlich-historischer Determinismus UdK Berlin, 2002
Auf der Suche nach Prinzipien und Funktionen der menschlichen Psyche grenzt sich Leontjew einerseits ab von den Arbeiten der behavioristischen Schulen von beispielsweise Thorndike und Skinner, anderseits auch von der soziologischen Richtung, wie sie Piaget vertrat1 [1 ]: Erstgenannten wirft er vor, daß sie den Menschen lediglich als Geschichte seiner Anpassung sehen, deren Lernprozesse ausschließlich der Lebenserhaltung dienen; Piaget empfindet im argumentativen Dilemma, da dort sowohl auf die Relevanz von Akkomodation und Assimilation als auch auf die beeinflussende Wirkung von Mitmenschen hingewiesen wird, die die Strukturen der Erkenntnisprozesse umgestalten.
Statt dessen geht Leontjew von der gesellschaftlich-historischen Determiniertheit der Psyche aus, die nicht nur die objektive Realität widerspiegelt, sondern dabei auch von der Gesellschaft wesentlich geprägt wird. Er erklärt dies letztendlich über die Phylo- und Ontogenese des Menschen und den damit verbundenen Lernleistungen Anpassung und Aneignung.
Leontjew definiert Anpassung als biologisches Lernen, das durch die Umwelt hervorgerufen wird und in dessen Verlauf über Generationen hinweg sich sowohl die Arteigenschaften als auch die Fähigkeiten und angeborenen Verhaltensmuster des Subjekts ändern. Basis dafür ist die Wechselwirkung, über die jedes Lebewesen mit seiner Umwelt verbunden und im Austausch ist: Die Fähigkeit zur Selbsterneuerung2 [2 ] setzt zwingend voraus, daß Außenreize vom Individuum wahrgenommen und als richtungführend erkannt werden. Dafür nötig ist Sensibilität, also die grundlegende Fähigkeit, nicht nur diffus zu empfinden, sondern Reize und Reaktionen konkret unterscheiden und damit die Umwelt intraorganismisch widerspiegeln zu können3 [3 ].
Bei der Aneignung dagegen werden die historisch gewachsenen Eigenschaften, Fähigkeiten und Verhaltensweisen vom jeweiligen Menschen reproduziert4 [4 ]. Voraussetzung dafür ist eine neue Qualität der Wahrnehmung und Widerspiegelung, und zwar Bewußtsein, dessen Entstehung mit der Vergegenständlichung von Lebensprozessen begann5 [5 ].
Zwei zentrale Merkmale zeichnen Bewußtsein aus: Erstens fallen darin die Abbildung der Wirklichkeit und das Erleben nicht mehr zusammen, sondern es kann die Widerspiegelung dem tatsächliche Erleben vorangestellt und davon losgelöst betrachten werden. Und zweitens ist dafür ein Werkzeug nötig.
Leontjew verweist auf Wygotski, wenn er die Sprache als das Werkzeug benennt, das Bewußtsein und Denken erst ermöglicht6 [6 ]: Sie ist Träger der bewußten Widerspieglung der Wirklichkeit7 [7 ]; in ihr löst sich das Objekt von seiner Gegenständlichkeit und wird zum Begriff, der Bedeutung hat8 [8 ]; die sprachlich benannte, kommunizierbare Bedeutung schließlich braucht nur noch als abstrakte Idee zu existieren, die vom Individuum gedanklich modelliert werden kann9 [9 ].
Zugleich macht Leontjew deutlich, daß in der Sprache auch die Begründung für die Determiniertheit des Menschen liegt: Der Individuum begegnet einem ursprünglich neutralen Objekt. Über den Umgang, über die Kommunikation mit andere Menschen wird dem Objekt Bedeutung zugeschrieben, es wird »vergegenständlicht«. Die Bedeutung, die sich das Individuum aneignet, ist die von der Gesellschaft gewonnene Kenntnis und Vorstellung des Objekts; mit dem Begriff, der dabei gelernt wird, wird zugleich die historische gewachsene Sicht der Gesellschaft auf den Gegenstand und ihr Verständnis über ihn verinnerlicht10 [10 ].
Nur weil ein Gegenstand gesellschaftlich zugewiesene Bedeutung hat, an dem der einzelne Mensch qua Bewußtsein Anteil hat, muß dieser Gegenstand für den Betroffenen noch lange keinen persönlichen Sinn besitzen11 [11 ]. Sinn aber erhält ein Gegenstand dadurch, daß er nicht nur das Ziel einer Handlung ist, sondern daß darüber hinaus auch ein Motiv vorhanden ist, das direkt oder indirekt mit der Handlung in Bezug steht (wobei das Motiv durchaus auf einen anderen Gegenstand bezogen sein kann12 [12 ]).
Sind Motiv und Ziel verschieden, so ist die Widerspiegelung der Wirklichkeit nicht nur Handlung, sondern sie ist bewußte und für das Subjekt sinnvolle Tätigkeit13 [13 ]. Und genau dieser individuelle Sinn ist es, der - wie Leontjews Arbeiten mit Schülern zeigen - Lernprozesse optimiert. Er ist nicht in de Bedeutung enthalten, sondern entsteht durch Leben resp. Im Unterricht durch Lebensnähe und Konkretheit14 [14 ].
Den Übergang vom Materiellen zum Gedanklichen, von der äußeren, konkreten zur inneren, geistigen Tätigkeit bezeichnet Leontjew mit Galperin als Interiorisierung15 [15 ]. Interiorisierung ist kein passiver Vorgang, sondern stets eine aktive Tätigkeit: Über Verkürzung, Verbalisierung und Verallgemeinerung wird der Gegenstand nicht mehr konkret, sprachlich und schließlich rein abstrakt faßbar und kann dann als weiterentwickelbarer Gedanke genutzt werden16 [16 ] (er wird sozusagen ausgedehnt). Passives Lernen, Lernen ohne Tätigkeit, ist folglich mit Leontjew nicht zu denken: Wäre der Rezipient passiv, würde im Bewußtsein schlichtweg nichts geschehen - ein Lernen fände nicht statt17 [17 ].
Leontjew stellt fest, daß Bewußtsein bzw. die bewußte Widerspiegelung gekennzeichnet ist durch das innere, wahrgenommene Verhältnis von Motiv und Ziel18 [18 ]. Eine solche Reflexion ist Grundvoraussetzung, damit Lerntätigkeiten nicht zu erliegen kommen bzw. zu selbstbezweckten Handlungen erstarren:
Lernt der Mensch, sind Motiv und Ziel zunächst verschieden - unter Einwirkung eines Motivs M wird ein Ziel Z angepeilt, und die Person ist »tätig«. Nun kann die Tätigkeit im Laufe der Zeit zum Selbstzweck werden (beispielsweise, weil es eine überaus angenehme Tätigkeit ist). Dadurch nähert sich das Ziel immer mehr an das Motiv an, daß sie schließlich deckungsgleich sind - aus der Tätigkeit wird eine bloße Handlung. Diese Stagnation muß dem Individuum bewußt werden, damit es erneut tätig werden und sich entwickeln kann. Und dazu muß sich der Mensch aktiv das Verhältnis zwischen Ziel, aktuell noch bzw. nicht mehr wirksamem Motiv und von hier aus erkennbarem neuen, nächsthöheren Motiv verdeutlichen und dieses anpeilen19 [19 ].
Nun kann und soll nicht jede Handlung zur Tätigkeit befördert werden; ganz im Gegenteil ist auch die »Gegenrichtung« sinnvoll: Je länger Handlungen laufen, desto mehr werden sie eingeschliffen und automatisiert. Und bereichern schließlich als Operationen das Repertoire des Individuums20 [20 ]. Nur über ein solches Repertoire wiederum kann sichergestellt werden, daß auch bei sich verändernde Rahmenbedingungen gleiche Tätigkeiten ausgeführt werden können: Es kommen »einfach« andere Operationen zum Einsatz21 [21 ].
Die Phasen, in denen sich lernen vollzieht, klangen schon in der Wegbeschreibung der Interiorisierung an (»vom Konkreten zum Abstrakten«); Leontjew referiert nochmals Galperin, wenn er die unterschiedlichen Prozeßstufen beschreibt22 [22 ]: An erster Stelle steht eine Orientierungsphase, in der es um die Klärung der Bedingungen und Forderungen geht, denen die Handlung bzw. Tätigkeit genügen muß; es folgt die Handlung mit Gegenständen mit unter Kontrolle der Gegenstände, der sich die Handlung auf sprachlicher Eben anschließt. Ist die Handlung gelernt, braucht sie nur noch auf innerer, geistiger Eben stattzufinden.
Galperin selbst überschreibt den Lernprozeß mit der »etappenweisen Ausbildung geistiger Handlungen« und vertieft die Niveaustufen entsprechend23 [23 ]: Auf der Stufe der Orientierungsgrundlage wird die Aufgaben geklärt und die für ein sinnvolles lernen nötigen Operationen ausgebildet. Es schließt sich an die Etappe der Handlung in materieller oder materialisierter Form, also der Umgang mit dem Ding an sich oder einem die Charakteristika tragenden Abbild / Substitut. Auf der nun folgenden Sprachebene manifestiert sich Handlungen in »äußerer Sprache an sich« (Kommunikationsmittel) und als »äußere Sprache für sich« (Denkmittel), bis sie schließlich als »innere Sprache« auftreten (Denken). Der Übergang zur nächsthöheren Etappe kann erfolgen, wenn das vorgängige Niveau beherrscht wird24 [24 ].
Fazit
Leontjew stellt überzeugend dar, daß Lernen eine aktive Vorgang darstellt, in der der Rezipient durch den Umgang mit andere Menschen über das Werkzeug der Sprache als Bewußtseinsträger Gegenstände und Handlungen verinnerlicht. Eine besondere Rolle kommt dabei die Unterscheidung von Zielen und Motiven zu, deren Verhältnis zueinander qualitative Unterschieden von Aktivitäten markiert.
Als Schaubild stellt sich der Ansatz aus meiner Sicht wie folgt dar:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
1 [1 ] Vgl. Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin 1967, S. 216 ff
2 [2 ] Das Individuum ist darauf angewiesen, dann andauernden Energieverlust (Dissimilation) möglichst effizient durch Energiegewinn auszugleichen (Assimilation) und darüber seine positive Energiebilanz (Leben) zu sichern. Vgl. Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin 1967, S. 20 ff
3 [3 ] Vgl. Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin 1967, S. 32 ff
4 [4 ] Vgl. Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin 1967, S. 369 ff
5 [5 ] Vgl. Leontjew, A. N.: Tätigkeit, Bewußtsein, Persönlichkeit. Berlin 1979, S. 83 ff
6 [6 ] Vgl. Leontjew, A. N.: Tätigkeit, Bewußtsein, Persönlichkeit. Berlin 1979, S. 96
7 [7 ] Vgl. Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin 1967, S. 172 ff
8 [8 ] Vgl. Leontjew, A. N.: Das Lernen als Problem der Psychologie. In: Galperin, P. J., Leontjew, A. N. et al.: Probleme der Lerntheorie. Berlin 1972, S. 20 ff
9 [9 ] Vgl. Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin 1967, S. 172 ff
10 10 Vgl. Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin 1967, S. 180 ff
11 11 Vgl. Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin 1967, S. 183 ff
12 12 Anmerkung: Motive könne auch aus der phylogenetischen Schicht stammen: Ein Bedarf (Dehydrierung) löst ein Bedürfnis aus (Durst), das sich in einem entsprechend Motiv (Durststillung) äußert, das mit dem Ziel (Limonade) zur Tätigkeit erweitert wird. Vgl. v. Knebel, Frauke: Zur Struktur der Tätigkeit. In: Arbeitsgemeinschaft der kritischen Praxis, 1999, http://taetigkeit.virtualave.net/24.html
13 13 Vgl. Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin 1967, S. 170
14 14 Vgl. Leontjew, A. N.: Tätigkeit, Bewußtsein, Persönlichkeit. Berlin 1979, S. 261 ff
15 15 Vgl. Leontjew, A. N.: Das Lernen als Problem der Psychologie. In: Galperin, P. J., Leontjew, A. N. et al.: Probleme der Lerntheorie. Berlin 1972, S. 33 ff
16 16 Vgl. Leontjew, A. N.: Tätigkeit, Bewußtsein, Persönlichkeit. Berlin 1979, S. 95 ff
17 17 Vgl. Leontjew, A. N.: Tätigkeit, Bewußtsein, Persönlichkeit. Berlin 1979, S. 239 ff
18 18 Vgl. Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin 1967, S. 170
19 19 Galperin, Forschungskollege von Leontjew, unterstreicht die Bedeutung der Aufmerksamkeit für Tätigkeitsprozesse: Sie taucht nicht als eigenständiger Prozeß auf, sondern unterstützt die Gerichtetheit, Einstimmung und Konzentration jeder beliebigen Tätigkeit. Vgl. P. J. Galperin: Das Problem der Aufmerksamkeit. In: Lompscher. J. [Hg.]: Sowjetische Beiträge zur Lerntheorie, Berlin 1972, S. 15 ff
20 20 Vgl. Leontjew, A. N.: Tätigkeit, Bewußtsein, Persönlichkeit. Berlin 1979, S. 250 ff
21 21 Vgl. Leontjew, A. N.: Tätigkeit, Bewußtsein, Persönlichkeit. Berlin 1979, S. 106 ff
22 22 Vgl. Leontjew, A. N.: Das Lernen als Problem der Psychologie. In: Galperin, P. J., Leontjew, A. N. et al.: Probleme der Lerntheorie. Berlin 1972, S. 26 ff
23 23 Vgl. Galperin, P. J.: Die Psychologie des Denkens und die Lehre von der Etappenweisen Ausbildung geistiger Handlungen. In: Neumann, Helga: Untersuchungen des Denkens in der sowjetischen Psychologie, Berlin 1976, S. 81 ff
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Hauptthema des Textes "A. N. Leontjew: Lernen als gesellschaftlich-historischer Determinismus UdK Berlin, 2002"?
Der Text behandelt das Lernen aus einer gesellschaftlich-historischen Perspektive, wie sie von A.N. Leontjew entwickelt wurde. Er grenzt sich von behavioristischen und soziologischen Ansätzen ab und betont die Bedeutung von Anpassung und Aneignung in der psychischen Entwicklung des Menschen.
Wie definiert Leontjew Anpassung und Aneignung?
Anpassung wird als biologisches Lernen definiert, das durch die Umwelt hervorgerufen wird und zu Veränderungen der Arteigenschaften und Verhaltensmuster führt. Aneignung hingegen ist die Reproduktion historisch gewachsener Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Bewusstsein voraussetzt.
Welche Rolle spielt Bewusstsein laut Leontjew?
Bewusstsein ermöglicht eine neue Qualität der Wahrnehmung und Widerspiegelung der Realität. Es ermöglicht, die Widerspiegelung vom tatsächlichen Erleben zu trennen und erfordert ein Werkzeug, insbesondere die Sprache.
Welche Bedeutung hat Sprache in Leontjews Theorie?
Sprache ist das Werkzeug, das Bewusstsein und Denken erst ermöglicht. Sie ist Träger der bewussten Widerspiegelung der Wirklichkeit und ermöglicht die Abstraktion von Objekten zu Begriffen.
Wie erklärt Leontjew die gesellschaftliche Determiniertheit des Menschen?
Die Bedeutung von Objekten wird durch die Kommunikation und den Umgang mit anderen Menschen zugeschrieben ("Vergegenständlichung"). Das Individuum eignet sich die gesellschaftlich gewonnene Kenntnis und Vorstellung des Objekts an.
Was ist der Unterschied zwischen Bedeutung und Sinn laut Leontjew?
Ein Gegenstand hat eine gesellschaftlich zugewiesene Bedeutung, aber er erhält einen persönlichen Sinn, wenn ein Motiv vorhanden ist, das direkt oder indirekt mit der Handlung in Bezug steht.
Was versteht Leontjew unter Interiorisierung?
Interiorisierung ist der Übergang von der äußeren, konkreten zur inneren, geistigen Tätigkeit. Sie ist ein aktiver Vorgang, der Verkürzung, Verbalisierung und Verallgemeinerung beinhaltet.
Wie optimiert individueller Sinn Lernprozesse?
Individueller Sinn, der nicht in der Bedeutung enthalten ist, sondern durch Lebensnähe und Konkretheit entsteht, optimiert Lernprozesse.
Welche Rolle spielen Motive und Ziele in Leontjews Theorie des Lernens?
Die Beziehung zwischen Motiven und Zielen ist entscheidend für die Qualität der Tätigkeit. Wenn Motiv und Ziel verschieden sind, ist die Widerspiegelung der Wirklichkeit nicht nur Handlung, sondern bewusste und sinnvolle Tätigkeit.
Was sind Operationen in Leontjews Theorie?
Operationen sind automatisierte Handlungen, die das Repertoire des Individuums bereichern und es ermöglichen, gleiche Tätigkeiten auch bei sich verändernden Rahmenbedingungen auszuführen.
Welche Phasen durchläuft ein Lernprozess nach Galperin und Leontjew?
Der Lernprozess durchläuft verschiedene Stufen: Orientierungsphase (Klärung der Bedingungen), Handlung mit Gegenständen, Handlung auf sprachlicher Ebene und schließlich Handlung auf innerer, geistiger Ebene.
Was ist die "etappenweise Ausbildung geistiger Handlungen" nach Galperin?
Galperins Konzept beschreibt die Niveaustufen des Lernprozesses: Orientierungsgrundlage (Aufgabenklärung), Handlung in materieller Form, Sprachebene (äußere Sprache für Kommunikation und Denken) und schließlich innere Sprache (Denken).
- Citar trabajo
- Stephan Platt (Autor), 2002, A. N. Leontjew: Lernen als gesellschaftlich-historischer Determinismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107025