Der Pazifische Krieg und sein Vorspiel


Term Paper, 2002

27 Pages, Grade: 2+


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

DER PAZIFISCHE KRIEG - VERSUCH DER DEFINITION UND ERLÄUTERUNG DES BEGRIFFS

DER WEG NACH PEARL HARBOUR
„ Das Problem der Jungen Offiziere “
Verselbständigung der Armee
Der Mandschurische Zwischenfall
Radikalisierung der Außenpolitik
Die Armee als Keimzelle der Rebellion
Der Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke und die Eskalation
Spannungen mit den USA
„ A day that will live in infamy “

BLITZKRIEG IN FERNOST
Angriff auf die europäischen Kolonien
Die Arcadia Konferenz - „ Germany first! “
Java
Bataan
Der „ Doolittle Raid “

DIE ZERSCHLAGUNG DER JAPANISCHEN WEHRKRAFT
Die Schlacht im Korallenmeer
Midway
Die Guadalcanal Kampagne
Die Salomonen Kampagne
Die Schlacht in der Bismarck See
Tod einer lebenden Legende
Die Schlacht in der Kaiserin-Auguste-Bucht
Tarawa
Die Schlacht in der Philippinensee
Der Kampf um Leyte
„ Sink the Yamato! “
Coup de Grace
Varianten des Schlusspunktes
„ Little Boy “ und „ Fat Man “
Zusammenfassung der Kriegsfolgen seit 1937

SCHLUSSBEMERKUNGEN
Das japanische Geschichtsverständnis
Die Groß-Ostasiatische Wohlstandssphäre
Der Einsatz atomarer Mittel

QUELLENVERZEICHNIS

Der Pazifische Krieg - Versuch der Definition und Erläuterung des Begriffs

Die Diskussionen über einen Begriff für die hier zu behandelnden Auseinandersetzungen zwischen 1931 und 1945 verlaufen sehr kontrovers. „Großostasiatischer Krieg“ war die offizielle Bezeichnung in Japan während des Krieges, nach dem Beschluss der Konferenz des Generalstabs und der Fünf Minister am 10. Dezember 1941. Man wollte mit diesem und ähnlichen Begriffen, wie „Großostasiatische Wohlstandssphäre“, ausdrücken, dass die asiatischen Staaten von den imperialistischen Westmächten befreit werden sollten und Japan die führende Rolle unter den asiatischen Staaten einnehmen müsse.

Der 1989 verstorbene Tenno Hirohito versuchte, den neutralen Ausdruck „Vorheriger Krieg“ zu prägen, wobei dieser Begriff ein deutliches Zeichen dafür ist, wie schwer es Japanern fällt, (öffentlich) über diesen Krieg zu reden.1

In eine ähnliche Richtung geht der Begriff „Der Krieg“, der von dem konservativen Politikwissenschaftler Satô Seizaburô verwendet wird. Er will damit ausdrücken, dass es keinen allgemein akzeptierten Begriff gibt, weil die Ansichten über die Ereignisse zu weit auseinander driften.2

Besonders in der amerikanischen Literatur wird der Begriff „ Pazifischer Krieg “ („ Pacific War “ oder „ War in the Pacific “) verwendet. Hierunter wird jedoch nicht immer nur die Zeit nach dem 7. Dezember 1941 verstanden, sondern oftmals auch der gesamte Zeitraum vom sogenannten Mandschurischen Zwischenfall am 18. September 1931 bis zur bedingungslosen Kapitulation Japans am 14. August 1945. Rein sprachlich bezieht sich der Begriff nur auf den asiatisch-pazifischen Raum und lässt dabei scheinbar China außer Acht, aber in der Literatur wird unter „Pazifischer Krieg“ immer auch die Kampfhandlungen auf dem chinesischen Festland mitbehandelt.

Der Weg nach Pearl Harbour

„ Das Problem der Jungen Offiziere “

Die frühen Zwanziger brachten eine Liberalisierung des öffentlichen Lebens mit sich, was manchen dazu verleitet, von einer „ TaishôDemokratie “ zu sprechen, obwohl die Struktur der Parteien Japans und ihre Rolle in der Regierungsführung zeigt, dass sie kaum liberale Kräfte repräsentierten und nicht angemessen als Interessenvertreter in der politischen Arena auftraten.3 Politiker galten als korrupt und die Parteienpolitik überhaupt enttäuschte vor allem viele Offiziere, die dagegen, in ihrer Aura als moderne Samurai, als besorgt um Wohlfahrt und Sicherheit des Staates angesehen waren, Männer „frei von Selbstsucht“, die „über der Politik standen“.4 Sie organisierten sich in z.T. radikalen Geheimbünden, die ebenso euphemistische wie nationalistische Bezeichnungen wie „Kirschblütenbund“ (桜会), „Partei des Himmlischen Schwertes“ (天剣党), „Blutsbrüderschaft“ (血盟団) und ähnliche trugen.5 Ziel dieser Bünde war zum Beispiel, den Kaiser mittels einer „ Shôwa Revolution “ von seinen „schwachen Ratgebern“ zu befreien, die Verfassung außer Kraft zu setzen und ein neues Parlament ins Leben zu rufen. Bereits 1919 hatte Kita Ikki (1885 - 1937) in seinem Buch „Ein Entwurf für die Nationale Neuorganisation Japans“ (日本改造邦安大綱) den militärischen coup d ’é tat gefordert, „um die wahren Ziele der Meiji Restauration umzusetzen, die von den inkompetenten Männern um den Kaiser verraten würden“.6 Das Buch wurde verboten, zirkulierte aber insgeheim in militärischen Kreisen. Ende der Zwanziger Jahre existierte eine Grundlage für diese Shôwa-Revolution, deren Kerngedanken im wesentlichen antiparlamentarisch, hypernational und antikapitalistisch waren - und somit im krassen Gegensatz zu den bestehenden Interessen standen. Sie wurden niemals in ihrer Gesamtheit verwirklicht, beeinflussten aber maßgeblich die Politik der Dreißiger Jahre.7

Verselbständigung der Armee

Nach dem Russisch-Japanischen Krieg (1904 - 1905) wurde im Vertrag von Portsmouth vereinbart, dass Japan die Kontrolle über die Liao-tung Halbinsel, Port Arthur und die südmandschurische Eisenbahn erhalten solle. Der Vertrag erlaubte Japan darüber hinaus, so viele Truppen in dem Gebiet zu stationieren, wie für Sicherungsaufgaben an den Bahnanlagen und der Strecke notwendig waren.8

1915 forderte Japan unter Androhung von Waffengewalt von China die Unterzeichnung eines 21-Punkte-Abkommens, das nach Änderung einiger Punkte (auf Druck der Regierungen der USA und Großbritanniens) auch unterzeichnet wurde. Die Mandschurei und Teile der Mongolei wurden darin als japanisches Territorium anerkannt.9

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise sank Japans Handel mit dem Westen bedenklich und es wurden Stimmen laut, die eine stärkere Zuwendung an China, bzw. die Schaffung eines eigenen Wirtschaftsraumes forderten. Insbesondere in der Armee trat der Wunsch nach einer militärischen Lösung dieser Angelegenheit immer deutlicher zu Tage.

Der Mandschurische Zwischenfall

Am 18.09.1931 kam es zu dem sogenannten „Mandschurischen Zwischenfall“. Eine Gruppe junger Offiziere der Kwantung Armee unter der Führung von Itagaki Seishirô sprengte einen Abschnitt der Südmandschurischen Eisenbahnlinie bei Mukden. Die offizielle Verlautbarung in der Presse sprach von einem Akt „chinesischer Soldaten“. Ein Artikel, der lediglich von „chinesischen Banditen“ sprach, fiel der Zensur zum Opfer. Das Ereignis lieferte den Vorwand für den Einmarsch der „Koreanischen Armee“ unter Hayashi Senjûrô, dessen Vorgehen offen gegen den Nichtaggressionsvertrag sowie den Neun-Mächte-Vertrag verstieß, aber dennoch von Tôkyô geduldet wurde.10

Die Sprengung ging allein auf die Initiative dieser kleinen Gruppe von Extremisten zurück (unter ihnen nachweislich ein Mitglied des Kirschblütenbundes) und war von der oberen Führungsebene keineswegs geplant worden - obwohl nicht auszuschließen ist, dass höchste Kreise von dem Vorhaben wussten. Nichts wurde unternommen, um den sich anbahnenden Kampfhandlungen entgegenzuwirken, man betrachtete die Angelegenheit mit wohlwollender Toleranz.11

Natürlich gab es zu dem Thema kontroverse Meinungen an der Spitze der japanischen Regierung. Während Premierminister Inukai Tsuyoshi für eine Kompromisslösung plädierte, forderte Kriegsminister Araki Sadô die Ausrufung eines „unabhängigen“ Staates Manchukuo. Der zunehmende öffentliche Druck bewegte den Premierminister schließlich zum Nachgeben, und so stand der Staatsgründung im März 1932 nichts mehr entgegen.

Hiernach handelte die Kwantung Armee ein weiteres Mal eigenmächtig und setzte Henry Pu Yi, den letzten Kaiser Chinas, an die Spitze der mandschurischen Marionettenregierung.12

Radikalisierung der Außenpolitik

Der Mandschurische Zwischenfall hinterließ sehr deutliche Spuren in der japanischen Außenpolitik. Besonders Großbritannien und die USA klagten das Vorgehen in China an, sahen aber sich außerstande, etwas zu unternehmen, was über eine Verurteilung Japans im Völkerbund hinausging. Es folgten keinerlei Sanktionen. Den Japanern wurde mehr und mehr bewusst, dass sie sich über den „Zaun der Verträge“, der sie umgab13, in aller Öffentlichkeit hinwegsetzen konnten. In Steigerung dessen trat Japan 1933 aus dem Völkerbund aus, und das Außenministerium gab im folgenden Jahr die „ Amau-Erklärung “ heraus. Darin garantierte Japan den Frieden in Ostasien und machte sich zur Schutzmacht über die Beziehungen Chinas zu den Westmächten.14

Die Armee als Keimzelle der Rebellion

Ende des Jahres 1931 wurden zwei Terroranschläge von Mitgliedern der Geheimbünde noch vor der Durchführung aufgedeckt, im folgenden Februar wurde der Wahlkampfleiter der Minseitô (民生党) und im März der Aufsichtsratsvorsitzende des Mitsui Konzerns in einem symbolischen Angriff auf Parteien und zaibatsu ermordet.

Am 15. Mai 1932 wurde von Offizieren des Heeres und der Marine der erste großangelegte Versuch eines Staatsstreichs unternommen. Obwohl es den Rebellen u.a. gelang, Premierminister Inukai zu ermorden, schafften sie es nicht, eine Krise herbeizuführen, die zur Verhängung des Kriegsrechts (also zur Regierungsübernahme durch das Militär) geführt hätte. Auch wenn die Rebellion vom 15. Mai nicht den gewünschten Erfolg hatte, waren die Folgen nachhaltig. Die Parteien hatten das Vertrauen der Bevölkerung endgültig verloren. Es kam zur Bildung eines überparlamentarischen „ Nationalen Einheitskabinetts “ unter Admiral Saitô - und so ging die Zeit der Parteienregierung zu Ende. Von nun an konnten Heer und Marine, da ihnen das Kriegs-, sowie das Marineministerium übertragen worden war, großen Einfluss auf die Wahl des Premierministers nehmen.15 Aber noch war die Stimmung innerhalb der Armee nicht befriedet. Im November 1934 wurde eine Verschwörung enttarnt, unter den Verschwörern General Mazaki, der Generalinspekteur der Truppenausbildung. In aller Eile wurde eine Säuberung vorangetrieben, die über 3000 Befehlshaber in ungefährlichere Positionen setzen oder aus der Armee entfernen sollte.

Im August 1935 jedoch wurde General Nagata, der für die Ablösung General Mazakis verantwortlich war, von Oberstleutnant Aizawa ermordet. Die folgenden Verhandlungen konnten von dem Angeklagten als propagandistisches Forum genutzt werden. Im darauffolgenden Februar, als der Prozess seinen Höhepunkt erreichte, erging der Befehl an die traditionell in der Nähe von Tôkyô stationierte 1. Division, in die Mandschurei zu verlegen, um die Lage zu entspannen. Stattdessen meuterte die Division, besetzte mehrere Ministerien und ermordete einige Kabinettsmitglieder in der erklärten Absicht, „das Vaterland zu schützen und die Verantwortlichen für die Prestigeminderung des Kaisers zu töten.“ Schließlich veranlasste eine Erklärung des Kaisers die Meuterer zur Kapitulation. Die nun folgenden Prozesse wurden äußerst unauffällig durchgeführt. Dieser Februarzwischenfall von 1936 war der letzte Versuch, die Shôwa Revolution mit Gewalt herbeizuführen.16

Der Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke und die Eskalation

Forschungen in neuerer Zeit lassen es fraglich erscheinen, ob die Meuterei der 1. Division nicht nur ein Glied in einer Kette von Ereignissen sein könnte, die Japan geplant in einen Krieg mit China stürzen sollte. Der Ausbruch der Feindseligkeiten im Juli 1937 war möglicherweise vorhersehbar gewesen, aber er war nicht wie der Mandschurische Zwischenfall vorsätzlich herbeigeführt worden. Allerdings führte die allgemeine Stimmung in Japan dazu, dass das Land in den Krieg bereitwillig hineinschlitterte. Nachdem der Kampf einmal begonnen hatte, hielt ihn nichts mehr auf. Sowohl die zivile als auch die militärische Führung wollten gewahrt sehen, was sie als legitime Interessen Japans in China erachteten. Die Chinesen andererseits waren dazu entschlossen, einem Vormarsch der Japaner unterhalb der Großen Mauer militärisch zu begegnen.17

In der Umgebung von Peking fand im Juli 1937 der „Vorfall an der Marco-Polo-Brücke“ statt. Die japanische Armee veranstaltete ein Nachtmanöver, und mit der Begründung, einen Deserteur aufspüren zu wollen, verlangten die Japaner von den chinesischen Truppen, die Stadt Wanping durchsuchen zu dürfen. Die Chinesen weigerten sich - und irgendwann im weiteren Verlaufe der Nacht fiel ein Schuss, dem schnell ausufernde Gefechte folgten. Nachher beschuldigte man sich gegenseitig, zuerst geschossen zu haben, aber es war bereits zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr nachvollziehbar, und aus heutiger Sicht ist es auch unbedeutend. Viel wichtiger ist, dass die japanische Armee diesen Vorfall nutzte, um in Nordchina einzufallen.18 Von Juli bis Dezember finden in diesem Gebiet rasche Vorstöße statt. Der Konflikt mit China mit all seinen Nebenwirkungen wurde oft mit äußerster Brutalität geführt und kostete schätzungsweise 19 Millionen Chinesen das Leben.19

Spannungen mit den USA

Die USA standen dem japanischen Expansionsdrang immer sehr kritisch gegenüber, hatten aber bislang nichts bedeutendes dagegen unternommen. 1940 verweigerte man schließlich die Verlängerung des Amerikanisch-Japanischen Handelsvertrags. Die Siege Deutschlands hielten den USA die möglichen Gefahren eines zu starken Japan vor Augen, daher arbeiteten sie fortan mit wirtschaftlichem Druck. Zunächst wurde ein Exportverbot für Schrott und Petroleum verhängt, später auch für Eisen, Stahl, Messing, Kupfer und Zink. Dass es sich hierbei um Importgüter von strategischer Bedeutung für die Kriegsführung handelt, muss nicht extra hervorgehoben werden.

Um den Verlust dieser Güter zu kompensieren, entschloss Japan sich Ende 1940, den südpazifischen Raum mit seinen reichen Rohstoffvorkommen unter Kontrolle zu bekommen. Um sich einen Begriff von der wirtschaftlichen Bedeutung der dort gelegenen großen Inseln zu machen, seien an dieser Stelle ein paar Tatsachen genannt:

- Malaysia besaß 38 % der Weltproduktion an Kautschuk und stellte 58 % der globalen Zinnproduktion.20
- Niederländisch-Ostindien war nicht nur der zweitgrößte Zinnproduzent der Welt (nur übertroffen von Malaysia) und verfügte über ein Erdölfördervolumen von 60 Millionen Barrel, es gab auch bedeutende Vorkommen an Kohle, Bauxit, Kautschuk, Copra, Nickel, Holz und Chinin, des weiteren Nahrungsgrundstoffe wie Zucker, Reis, Tee und Kaffee.21

Zuerst wurden Verhandlungen mit der französischen Vichy Regierung geführt, in denen man Zugeständnisse in Indochina erzwang - die Stationierung japanischer Truppen. Darüber hinaus sollte Frankreich die japanische Hegemonie in Asien anerkennen. Das Französisch- Japanische Abkommen wurde am 30. August unterzeichnet, durch ein Zusatzabkommen am 22. September wurden den Japanern drei französische Flughäfen übergeben und die Stationierung von 6000 Mann genehmigt, ebenso ein Durchmarschrecht für 25.000 weitere durch Indochina bis zur chinesischen Grenze. Bereits am 23. September wurden die japanischen Forderungen auf die Stationierung von 32.000 Soldaten angehoben. Es kam trotz des friedlichen Nachgebens der Franzosen vereinzelt zu Gefechten mit den französischen Truppen, weil sich die kaiserliche Armee nicht an alle Punkte hielt, die Tôkyô vorgegeben hatte.22 Die USA, die Niederlande und Großbritannien mischten sich in keiner Weise in die anti-französische Aggression in Indochina ein, wohl im Hinblick auf die sehr achsenfreundliche Politik des Vichy-Regimes in Europa, und man darf nicht vergessen, dass Großbritannien gerade erst die „ Luftschlacht um England “ am 15. September überstanden hatte.23 Am 27. September unterzeichnete Japan mit Italien und Deutschland den sogenannten Dreimächtepakt, dem am Ende des Jahres noch Ungarn beitrat.

Anfang 1941, am 13. April - und somit nur zwei Monate vor dem Beginn der „ Operation Barbarossa “ der Deutschen Wehrmacht (man erkennt hier deutlich den Mangel an Absprachen zwischen den Bündnispartnern) -, schließt Japan einen Nichtangriffspakt mit der UdSSR. Auch wurden Verhandlungen mit den Niederlanden aufgenommen, um so an Erdöl aus Niederländisch-Ostindien zu gelangen. Die Verhandlungen wurden von den Europäern jedoch abgebrochen, nachdem die Japaner unter einem Vorwand eine unangekündigte militärische Inspektion der Anlagen durchgeführt hatten.

Von der Öleinfuhr weitgehend abgeschnitten (somit unter starkem Zeitdruck), marschierte die japanische Armee am 27. Juli auch in das südliche Indochina ein, mit der Konsequenz, dass die Niederlande, die USA und Großbritannien die japanischen Auslandskonten einfroren - das Kaiserreich sah sich von einem Tag zum nächsten des größten Teils (etwa 90 %) seiner Devisen beraubt.24 Darüber hinaus verhängten die USA ein absolutes Exportverbot für Erdöl, was die japanische Einfuhr um 55 % reduzierte.25 Im Zusammenhang mit dem Handelsembargo sprach man in Japan von der sogenannten „ABCD-Einkreisung“, durch „ A merican- B ritish- C hinese- D utch opponents“.

Erschreckt von der Vehemenz des amerikanischen Einschreitens versuchte man nun, das Embargo auf dem Verhandlungsweg wieder zu lockern. Die USA jedoch forderten unnachgiebig den Rückzug aller japanischer Truppen aus China - eine Forderung, auf die Japan nicht eingehen konnte. Die japanische Industrie hatte in Manchukuo bereits umgerechnet 2,5 Mrd. US Dollar investiert26, eine Anlage, die man nicht einfach abschreiben konnte. Militärführung und Regierung beschlossen daraufhin in Anwesenheit des Tenno, den USA und Großbritannien den Krieg zu erklären, falls bis zum Oktober kein zufriedenstellendes Ergebnis bei den Verhandlungen erreicht sei.

Im Oktober lag immer noch kein Ergebnis vor. Heeresminister Tôjô forderte die sofortige Eröffnung der Kampfhandlungen, Premierminister Konoe sträubte sich und wollte weiter verhandeln. Er war der Meinung, dass es unklug sei, einen Krieg mit den USA zu beginnen, bevor die Angelegenheit in China beendet sei. Er beugte sich aber letztendlich dem Druck und reichte seinen Rücktritt ein. Der Tenno ernannte dann am 18. Oktober Tôjô zum neuen Premierminister.27 Tôjôs Wunschkandidat für das Außenministerium, Tôgô Shigenori, stimmte erst zu, in das Kabinett einzutreten, nachdem Tôjô ihm zugesichert hatte, die oberste Priorität läge darin, die Verhandlungen erfolgreich zu beenden. Der neue Außenminister führte also noch einige Gespräche mit amerikanischen Gegenstellen, doch nach Erhalt der sogenannten „ Hull-Note “ wurden die Verhandlungen am 26. November endgültig abgebrochen.28

Diese Hull-Note forderte über den Abzug aus China hinaus noch den Rückzug aus Indochina und den Verzicht auf alle exterritorialen Rechte. Da dies gleichzusetzen war mit dem Ergebnis, das eine Kriegsniederlage gebracht hätte, bereitete man sich auf den Krieg mit den USA vor.29

Aus den aufgeführten politischen Maßnahmen kann man nun versuchen, den Grund für den Kriegsausbruch herauszufiltern. Zweifelsohne ist wahr, dass allein das völkerrechtswidrige Vorgehen Japans einen Grund gegeben hätte, zu intervenieren und Einhalt zu gebieten. Aber ganz so einfach ist es nicht. Es ist nicht die reine Wahrheit, dass Japan als Aggressor die Geduld der Westmächte durch Hochmut und Unnachgiebigkeit überstrapaziert hatte und somit die Region in einen fürchterlichen Krieg stürzte. Man vertrat in Japan auch die irrige Annahme, dass die USA niemals für Großbritannien eintreten würden, und Oberst Tsuji Masanobu verglich die Amerikaner mit Kaufleuten, die wohl keinen unprofitablen Krieg führen würden.30

Aber auch auf Seiten der USA schätzte man ein paar Dinge falsch ein. So hatte man geglaubt, das Embargo und das Sperren der japanischen Auslandskonten würden ausreichen, um Japan zu einem Abbruch der Kriegshandlungen zu zwingen.

Im Gegenteil muss man sogar davon ausgehen, dass gerade das Embargo Japan zu den drastischen Schritten zwang, bzw. seine militärischen und politischen Führer davon überzeugte, die ihm entzogenen Rohstoffe aus anderen Quellen zu beziehen.

„ A day that will live in infamy “

Um die Operationen in Niederländisch-Ostindien gegen eine Intervention der USA abzuschirmen, musste man zu einem radikalen und gewagten Mittel greifen: Die präventive Vernichtung der US Pazifikflotte im Hafen von Honolulu, Hawaii. Der Angriff wurde von Admiral Yamamoto Isoroku ausgearbeitet und am 07. bzw. 08. Dezember 1941 ausgeführt - es gibt Differenzen bei der Angabe des Datums, weil die globale Datumsgrenze die Teilnehmerstaaten trennt. Sechs Flugzeugträger mit Geleitschutz waren für die Aktion abkommandiert. Jagd- und Bombermaschinen versenkten in den Morgenstunden in zwei Angriffswellen fünf Schlachtschiffe (Arizona, Oklahoma, California, West Virginia und Nevada). 188 US Flugzeuge wurden vernichtet und 159 weitere beschädigt, bei 29 japanischen Verlusten. Die Amerikaner hatten an jenem Tag 3581 Verluste, davon 2403 Tote.31

Obwohl er einen schweren Schlag für die US Streitkräfte darstellte, war der Sieg kein vollkommener. Wichtige Treibstofflager und Werftanlagen waren unbeschädigt geblieben, weil Admiral Nagumo die dritte Angriffswelle zurückhielt. Die amerikanischen Flugzeugträger waren wider Erwarten weder im Hafen, und auch sonst nirgendwo gesichtet worden - drei befanden sich auf einer Übung und ein weiterer war zu Instandsetzungsarbeiten an der Westküste der USA - und Nagumo befürchtete, von den US Trägern überrascht zu werden. Diese beiden Faktoren - die Unversehrtheit der Dockanlagen und der Trägerschiffe - erwiesen sich für den Verlauf des Krieges als entscheidend.

Vor allem die Abwesenheit der US Flugzeugträger sorgte im Nachhinein für Diskussionsstoff. Der Stabschef der Marine in Pearl Harbour versuchte zu beweisen, dass die Angriffsabsichten der Japaner dem amerikanischen Geheimdienst bekannt gewesen seien - man hatte den Funkcode der Japaner einige Zeit zuvor entschlüsselt - und dass Präsident Roosevelt den Tod von US Bürgern in Kauf genommen habe, um die (bis zu diesem Zeitpunkt recht pazifistische und isolationistisch eingestellte) Bevölkerung dahingehend zu beeinflussen, dass sie einen Kriegseintritt der Vereinigten Staaten befürworten würde.32

Nach dem Angriff auf Pearl Harbour vollzog sich ein vollkommener Wandel in dieser Meinung. Geschürt wurde diese neue Stimmung durch eine gut geölte Propagandamaschine, die Japan nun dämonisierte und dabei gerne auf das (zumindest angeblich) weitverzweigte japanische Spionagenetz verwies.33 Typisch in vielen Abbildungen auch die Darstellung der Japaner als durchgehend kleinwüchsige „Schlitzaugen“ mit kurzem Schnurrbart, Anzug und kleiner, runder Brille.

Blitzkrieg in Fernost

Angriff auf die europäischen Kolonien

Gleichzeitig mit dem Angriff auf Pearl Harbour erfolgten am 08. Dezember Angriffe in Malaya, Thailand wurde komplett besetzt. Am 10. Dezember landeten japanische Truppen auf den Philippinen. Am selben Tag wurde am Beispiel der britischen „ Taskforce Z “ demonstriert, was passiert, wenn man sich ohne Luftunterstützung aufs Meer wagte. Die genannte Einsatzgruppe um das Schlachtschiff Prince of Wales und den Schlachtkreuzer Repulse war ausgelaufen, um der japanischen Invasion von Malaya entgegenzuwirken. Die Flotte wurde jedoch bald aufgeklärt und ohne Beteiligung von Seestreitkräften auf japanischer Seite von einem Luftgeschwader angegriffen. Unter dem Verlust von drei Flugzeugen versenkten die Japaner die beiden Kampfschiffe und ebneten so ein weiteres Stück Weg nach Singapur. Am 14. Dezember erfolgte dann die Invasion Burmas, am 17. Dezember der Einmarsch in Britisch-Borneo, am 20. Dezember in Niederländisch-Ostindien. Am 24. Dezember wurden die Wake Inseln besetzt, am 25. Dezember Hongkong.34

Die Arcadia Konferenz - „ Germany first! “

Am 14. Januar 1942 trafen sich Churchill und Roosevelt in Washington. Auf dieser sogenannten „ Arcadia Konferenz “ wurde der Beschluss gefasst, zuerst Deutschland und danach erst Japan zu besiegen. Zum Zwecke der besseren Koordinierung der Schauplätze wurde die Institution des „ Combined Chief of Staffs “ geschaffen.35

Java

Am 27. Februar fand die Schlacht in der Java See statt. Alarmiert durch die Entdeckung eines japanischen Geleitzuges hatten die Alliierten in aller Eile ein Kommando zusammengestellt, das die Feindflotte verzögern und so für die Vorbereitung der Verteidigung zu Land Zeit schinden sollte. Das Unternehmen verschob Landung um 24 Stunden, kostete aber die Kreuzer Exeter, Java, De Ruyter, Houston und Perth und einen Zerstörer auf Seiten der Verteidiger, während die Japaner mit einem nur beschädigten Zerstörer aus der Auseinandersetzung hervorgingen und am 28. Februar 1942 dennoch auf Java landeten.36

Bataan

Am 09. März 1942 kapitulierten die letzten US Truppen auf der stark bedrängten Halbinsel Bataan auf den Philippinen. Ungefähr 78.000 Soldaten amerikanischer und philippinischer Herkunft wurden anschließend zu Fuß über eine Strecke von 105 km durch den Dschungel nach San Fernando getrieben. Dieses Ereignis ist als „ Todesmarsch von Bataan “ in die Geschichte eingegangen.37 Die Verluste durch Misshandlungen, aber vor allem durch Unterernährung, Krankheiten und Wassermangel waren hoch. Die Entbehrungen steigerten den individuellen Überlebenstrieb bis auf das Äußerste - gegenseitige Hilfe unter den Gefangenen war selten, Fußkranke und Verletzte wurden oft im Stich gelassen, japanische Soldaten töteten diejenigen, die nicht weiter konnten. Die US Truppen verloren allein auf dem Marsch 600 von 11.000 Mann, während des Aufenthalts im Gefangenenlager weitere 1.500. Die einheimischen Soldaten hatten ein noch härteres Los: Der Marsch kostete zwischen 5.000 und 12.000 Philippinos das Leben, im Lager kamen weitere 25.000 um.38

Der „ Doolittle Raid “

Am 18. April 1942 kam es zu einem Gegenschlag. Er war nur symbolischer Natur, aber er traf die Japaner tief. 18 B-25 Mitchell Bomber der USAAF flogen einen Angriff auf Tôkyô. Die Absicht dieser Aktion war nicht, materiellen Schaden anzurichten. Inmitten dieser dunkelsten Zeit für die Alliierte Kriegführung auf der ganzen Welt sollte der Angriff ein Schub für die Moral der Truppe sein. Zumindest die Auswirkungen auf die Moral und das Verhalten der Japaner, bzw. des japanischen Oberkommandos, waren deutlich zu spüren. Admiral Yamamoto sah sich in Zugzwang. Wenn die Amerikaner in der Lage waren, Tôkyô anzugreifen, dann wären sie folglich in der Lage, den Tenno zu töten.39 Für Yamamoto war dies jedoch nicht der einzige Grund, der ihn dazu bewog, die Entscheidungsschlacht zu suchen. Ihm war wohl bewusst, dass die Kraft und Fähigkeit der Armee, schnell und hart zuzuschlagen, nicht mehr von langer Dauer sein würde, und die Zeit arbeitete für den Gegner, nicht für Japan. Die USA mussten also schnellstmöglich vernichtend geschlagen werden, bevor sie ihr Kampfpotential voll entfalten konnten, um eine weitere Bedrohung des japanischen Mutterlandes auszuschließen. Die Wahl des Ortes fiel auf die Inseln von Midway.40

Die Zerschlagung der japanischen Wehrkraft

Die Schlacht im Korallenmeer

Am 07. Mai 1942 begann die Schlacht im Korallenmeer. Dabei handelte es sich um die erste Trägerschlacht der Weltgeschichte - die Flotten bekamen sich nie direkt zu Gesicht, die Handlungen wurden ausschließlich mit Flugzeugen ausgetragen.

Auf den ersten Blick kam die japanische Marine mit einem verkraftbaren Unentschieden davon: Sie verlor den leichten Flugzeugträger Shôho, ein weiterer, der schwere Träger Shokaku, wurde schwer beschädigt, während auch auf amerikanischer Seite der Flugzeugträger Lexington versenkt und der Träger Yorktown schwer beschädigt wurde, doch in der kommenden Schlacht bei Midway machten sich die japanischen Verluste und die durch notwendige Reparaturen bedingte Abwesenheit der Shokaku schmerzhaft bemerkbar.41

Midway

Der Zeitraum vom 03. bis zum 07. Juni 1942 hat einen besonderen Platz in der Geschichte. Die Seeschlacht bei Midway sollte das Blatt endgültig wenden, auch wenn man die Hoffnung im japanischen Generalstab noch nicht aufgeben wollte.

Die Idee Admiral Yamamotos war, die US Flotte entscheidend zu schlagen und damit für jede beliebige Landungsoperation im pazifischen Raum den Rücken frei zu haben. Dieser Plan sollte in Midway mit der geballten Macht von vier schweren Flugzeugträgern in die Tat umgesetzt werden, während in den Kurilen ein Ablenkungsmanöver in Form von Angriffen auf die Inseln Attu und Kiska steigen sollte.42

Kritisch betrachtet könnte man sagen, dass die Wahl des Ortes für die Entscheidungsschlacht zu weit fernab der heimatlichen Basen und ihrer Versorgungsmöglichkeiten lag. Was aber die Schlacht bereits vor dem Start des ersten Flugzeuges für die USA entschied, war die Funkaufklärung der US Marine.43 Bereits kurz nachdem der Schlachtplan ausgearbeitet worden war, hatten amerikanische Abhörstationen davon erfahren. Das heißt, sie wussten, dass ihr Gegner die Entscheidung suchte, aber sie wussten nicht gleich, wo. Man hatte den japanischen Chiffriercode zwar entschlüsselt, konnte aber nicht gegen die Verwendung von Codebezeichnungen gewappnet sein - und der japanische Funkverkehr nannte den gewählten Ort einfach „das Objekt“.

Um das Geheimnis zu lüften, ersann Commodore Rochefort, der Chef des „ Combat Intelligence Office “, das auch an dem japanischen Funkcode gearbeitet hatte, einen brillanten Plan. In Absprache mit dem Oberkommando ließ er die Stützpunkte jeweils eine Falschmeldung an das Hauptquartier senden, in einem Funkcode, von dem er wusste, dass er den Japanern bereits bekannt war.

Midway meldete einen Defekt in der Meerwasserentsalzungsanlage - das Mithören eines entsprechenden japanischen Funkspruchs kurze Zeit darauf beseitigte alle Zweifel.44 Alle verfügbaren Kräfte, darunter die drei Flugzeugträger Yorktown, Hornet und Enterprise, gingen in Position und warteten auf die Kido Butai, die japanische Trägerflotte. Nachdem diese gesichtet worden war, begannen die Amerikaner die Luftangriffe. Drei Träger, die Kaga, die Akagi und die Sôryu, wurden am Morgen in schneller Reihenfolge getroffen und versenkt. Die Hiryu griff zwar noch ein und versenkte, nun endgültig, die angeschlagene Yorktown, wurde aber selbst entdeckt und vernichtet.45

Die gefürchtete Trägerflotte des Großjapanischen Kaiserreiches, die scheinbar unbesiegbar einen Erfolg nach dem anderen eingefahren hatte, war innerhalb von vier Tagen geschlagen und entscheidend dezimiert worden. Mehr noch als der Verlust an Material wog jedoch der Verlust an Menschen, an erfahrenem und ausgebildetem Personal, darunter drei erfahrene Trägerkapitäne und Ingenieure aller Art, waren für immer verloren. Darüber hinaus fiel dem Feind in den Kurilen ein notgelandetes Jagdflugzeug vom Typ Zero in die Hände. Die amerikanischen Ingenieure entwickelten auf Basis der Zero die F-6F Hellcat, die die japanische Luftüberlegenheit beenden sollte.46

Eine Sieg hätte Japan den Pazifik voll und ganz geöffnet. Die drei verbliebenen US Flugzeugträger, die nicht bei Midway mitgewirkt hatten, die Saratoga, die Wasp und die Ranger, waren keine besonders guten Schiffe und hätten einer intakten japanischen Trägerflotte nichts nennenswertes entgegenzusetzen gewusst. Die nächste Schlacht nach Midway hätte sie ausradiert. Aber der tatsächliche Ausgang der Seeschlacht machte einen Strich durch sämtliche japanischen Angriffspläne, wie die Errichtung von Flugplätzen auf Guadalcanal, die Invasion von Port Moresby und New Caledonia, usw. Jeglicher strategischen Offensivkraft beraubt, sahen sich die Japaner nun in die Defensive gedrängt - eine Tatsache, die man vor der Öffentlichkeit vorsorglich verbarg. Nach und nach ersetzte man zwar das verlorene Material, zum Teil auch die Flugzeugträger, aber nie wieder wurde die „kritische Masse“ von großen Trägern im Verbund mit gut ausgebildetem Flugpersonal erreicht.47

Die Guadalcanal Kampagne

Die Landung der US Marines auf Guadalcanal am 07. August war die längste Schlacht in der gesamten pazifischen Auseinandersetzung. Sie zog sich bis zum 08. Februar 1943 hin. Die japanischen Verluste auf dem Land durch Feindeinwirkung beliefen sich auf 14.000 Mann, weitere 9.000 starben an Seuchen. Die amerikanischen Verluste lagen bei 1.600 Toten und 4.200 Verwundeten.48

Am 13. November fand die erste große Seeschlacht vor Guadalcanal statt. Die Japaner hatten inzwischen bemerkt, dass die US Streitkräfte in diesem Gebiet weit stärker waren, als ursprünglich angenommen, und dass sie den Flughafen Henderson Field zerstören mussten, wollten sie weiterhin um die Insel operieren und die Landstreitkräfte entsprechend unterstützen können. Eine große Flotte von Nachschubschiffen, Zerstörern und Kreuzern wurde um die Schlachtschiffe Hiei und Kirishima formiert und lief in den Iron Bottom Sound ein. Dort traf sie auf eine nicht minder große, aber an Feuerkraft unterlegene Kampfeinheit der US Navy. Das Gefecht endete mit der Versenkung der Hiei und zwei Zerstörern auf der japanischen Seite und mit der Versenkung von vier Zerstörern und des Kreuzers Atlanta auf Seiten der Amerikaner.49

Die Nacht vom 14. auf den 15. November sah die zweite große Seeschlacht um Guadalcanal. Das entkommene Schlachtschiff Kirishima operierte zusammen mit den Kreuzern Atago und Takao nördlich der Insel und sollte einen weiteren Nachschubzug heranführen. Die US Navy, praktisch ohne einen Kreuzer als Offensivpotential und nur noch mit einer Anzahl Zerstörer in dem Gebiet ausgestattet, beorderte die Schlachtschiffe South Dakota und Washington vom Geleitschutz der Enterprise auf Abfangmission. Die South Dakota wurde gleich zu Beginn des Gefechts von sämtlichen japanischen Schiffen unter Feuer genommen und schwer beschädigt, die Washington jedoch näherte sich der gegnerischen Flotte auf etwa acht Kilometer und eröffnete um fünf Minuten nach Mitternacht das Feuer auf die Kirishima, die innerhalb von wenigen Minuten nur noch ein brennendes Wrack war. Die Washington versenkte noch den Zerstörer Ayanami, während der Rest der US Flotte sich auf die Nachschubschiffe stürzte, und sich anschließend zurückzog. Der Ausgang dieser Schlacht vernichtete jede japanische Hoffnung, den Amerikanern Guadalcanal jemals wieder abringen zu können. Sie hatten in den letzten Tagen zwei Schlachtschiffe, einen schweren Kreuzer, drei Zerstörer und elf Nachschubschiffe verloren, mit denen etwa 5.000 Infanteristen und mehrere Tausend Matrosen auf den Meeresgrund gesunken waren.50

Nach der Wende zur See durch die Schlacht bei Midway trat hier nun auch die Wende zu Lande ein.51 Durch die japanische Truppenkonzentration auf der Insel ging mangels Nachschub die strategisch wichtige Offensive auf Neu Guinea verloren. Das alliierte Oberkommando hatte die Marines auf Guadalcanal weitgehend sich selbst überlassen und sich Neu Guinea konzentriert, was die Landschlacht zu einem großangelegten Ablenkungsmanöver machte. Fakt ist, dass Guadalcanal, mit oder ohne lokalen Sieg, der japanischen Offensive das Rückgrat brach.

Die Salomonen Kampagne

Nach der Landung auf Guadalcanal kam es nicht nur in der direkten Umgebung der Insel zu heftigen Kämpfen. Die Hauptgefechte fanden bei den Salomonen statt, wo die Reste der Kido Butai vom Angesicht der Erde verschwanden.

Das erste Treffen fand statt in den Tagen vom 23. bis zum 25. August 1942. Yamamoto hatte alles aufgeboten, was zu diesem Zeitpunkt in dem Gebiet an Kampfeinheiten zur Verfügung stand, darunter die Flugzeugträger Shokaku, Zuikaku und Ryojo, und ein Schlachtschiff. Die Amerikaner hätten ebenfalls drei Träger in dem Gebiet haben sollen, aber die Wasp war zum Auftanken abwesend. So blieben die Enterprise und die Saratoga.

Trotz dieses theoretischen Vorteils kostete Yamamotos übliches Vorgehen, die Flotte in kleinere Gruppen aufzuspalten, den Sieg. Amerikanische Beobachter spürten den abseits fahrenden Geleitzug der Ryojo auf, und Bomber schlugen zu dem Zeitpunkt zu, als die japanischen Maschinen gerade Ziele auf Guadalcanal angriffen. In kürzester Zeit brannte der Träger und versank. Die beiden anderen Träger hatten im Gegenzug die Enterprise aufgeklärt und beschädigt, aber sie konnte aus dem Gefecht entkommen.

Trotz des Vorteils, der aus dem Ausscheiden eines der beiden US Träger entstanden war, zogen sich die Japaner nach Truk zurück.52

Am 25. August hatte sich die japanische Flotte regruppiert, die Träger Shokaku, Zuikaku und Zuiho trafen in der Schlacht von Santa Cruz wieder auf die US Navy. Und wieder hatte Yamamoto seine Kräfte aufgeteilt und die Schlagkraft somit entscheidend geschwächt. Gleich zu Beginn musste die Zuiho einen Treffer hinnehmen, der ein 12 Meter großes Loch in ihr Flugdeck riss und sie zwang, nach Truk zurückzukehren. Aber die Luftstreitkräfte der anderen Träger versenkten den hinzugezogenen US Träger Hornet, auch die Enterprise und die South Dakota wurden weiter beschädigt. Ein Gegenangriff beschädigte die Shokaku, und auch sie musste sich nach Truk zurückziehen. Die Schlacht war eine Spur härter für die USA ausgegangen, aber man hatte ein weiteres Mal erfolgreich verhindert, dass die Japaner Henderson Field zerstörten.53

Die Schlacht in der Bismarck See

Es war keine große Auseinandersetzung, die da am 03. und 04. März 1943 stattgefunden hat, aber ihre Folgen waren für die Japaner auf Neu Guinea weitreichend. Ein Nachschubkonvoi, bestehend aus acht Transportschiffen, unter dem Schutz von acht Zerstörern, wurde von amerikanischen und australischen Luftwaffeneinheiten aufgeklärt und angegriffen. Alle acht Transportschiffe, mit ihnen wichtige Nachschubgüter und Verstärkungen für die Truppen auf Neu Guinea, wurden zusammen mit vier Zerstörern versenkt, während nur eine geringe Zahl alliierter Flugzeuge abgeschossen wurde. In der Folge stiegen die Japaner völlig auf den TôkyôExpress, die schnellen Nachttransporte, um.54

Tod einer lebenden Legende

Das Wissen der Amerikaner um den japanischen Funkcode sollte am 18. April 1943 ein prominentes Opfer fordern. Admiral Yamamoto hatte sich für eine Inspektion der Einheiten bei den Salomonen angekündigt - den Amerikanern war sein Flugplan bis auf die Minute genau bekannt. Amerikanische Maschinen vom Typ Mustang und Lightning fanden sich pünktlich in dem entsprechenden Gebiet ein. Die Lightnings beschäftigten die Eskorte aus Zero Jägern, während die Mustangs die Betty Bomber angriffen und mit Geschossen durchlöcherten, bis sie im Urwald verschwunden waren. Yamamoto und sein Stabschef kamen ums Leben und Japan verlor seinen bedeutendsten militärischen Führer.55

Die Schlacht in der Kaiserin-Auguste-Bucht

Am 01. November landeten US Truppen auf der Insel Bougainville, nordwestlich von Guadalcanal gelegen. Die Antwort kam am 02. November, als eine japanische Flotte aus vier Kreuzern und sechs Zerstörern in die Bucht einlief, um den Landungskopf zu dezimieren. Die Amerikaner boten vier Kreuzer und acht Zerstörer auf. Das recht einseitige Gefecht endete mit der Versenkung des Kreuzers Sendai und des Zerstörers Hatsukaze, ohne amerikanische Verluste. Die Beschädigungen, die japanische Schiffe erlitten hatten, waren sogar weitgehend selbst verschuldet, weil man nach Sichtung der amerikanischen Einheiten wegen der Gefahr von Torpedoangriffen unkoordinierte Ausweichmanöver ausgeführt und sich dabei gegenseitig gerammt und beschossen hatte.56

Tarawa

Am 20. November 1943 erfolgte die Landung auf Betio im Atoll Tarawa. Das Atoll war der südöstlichste Außenposten des Japanischen Reiches und schwer befestigt. Die zweite Division der Marines zählte in den Kämpfen ca. 1.000 Tote und 2.100 Verletzte, wohingegen von den 4.800 Verteidigern nur 17 überlebten57 - ein Ergebnis der Überzeugung, dass es schmachvoller sei, sich zu ergeben als zu sterben. Tarawa wurde in der Folgezeit zum Ausgangspunkt für den Angriff auf die Marshall Inseln.

Die Schlacht in der Philippinensee

Es sollte nun bis zum Juni 1944 dauern, bis wieder eine größere Schlacht zur See ausgetragen würde. Zu Lande hatte es eine ganze Reihe von Sturmlandungen und Gefechten gegeben. Am 20. Juni 1943 hatten die USA eine Offensive in New Georgia eingeleitet, in deren Verlauf am 23. November die Insel Tarawa gefallen war, einige Tage darauf fand eine Landung auf den Marshall Inseln statt. Am 15. März versuchte die japanische Armee erneut, von Burma aus die Kontrolle über das indische Imphal zu erlangen, und am 15. Juni hatte die strategische Bomberoffensive gegen das japanische Kernland begonnen. Am selben Tag waren auch US Einheiten auf Saipan gelandet. Die Eroberung der Marianen war für die USA von großer Bedeutung, da man von hier weitaus effektiver die japanischen Inseln bombardieren konnte. In diesem Wissen befahl das japanische Oberkommando, die amerikanische Flotte in der Philippinensee anzugreifen und die Marianen zu sichern. Bei dieser Operation am 19. und 20. Juni kamen drei schwere und sechs leichte Flugzeugträger, sowie fünf Schlachtschiffe, begleitet von 13 Kreuzern und etlichen Zerstörern und U-Booten zum Einsatz. Man hielt zwar die Trägerschiffe vorsorglich aus der Reichweite der amerikanischen Maschinen heraus, doch der Einsatz von U-Booten machte den Japanern schwer zu schaffen. Der Flugzeugträger Taiho erhielt einen Treffer, der an sich nicht sehr bedeutend war, aber Fehler bei der Schadenskontrolle lösten eine Explosion im Treibstofflager aus, die das Schiff völlig zerstörte. Am selben Nachmittag wurde die bewährte Shokaku ebenfalls von einem U-Boot versenkt, während der Leichte Träger Hiyo einem Luftangriff zum Opfer fiel. Die Träger Zuikaku, Chiyoda und Junyo, sowie das Schlachtschiff Haruna wurden schwer getroffen. Von den etwa 1.660 eingesetzten Flugzeugen gingen ca. 750 verloren. Die Amerikaner kamen mit knapp mehr als einem blauen Auge davon. Die South Dakota wurde beschädigt und nur 130 Flugzeuge wurden zerstört.58

Die Kido Butai hatte als effektives Kampfmittel endgültig aufgehört zu existieren, und die wenigen verbliebenen Reste würden bald im Golf von Leyte regelrecht verheizt werden.

Der Kampf um Leyte

Die Gewässer um die Philippinen sollten die größte Seeschlacht des Krieges erleben, in der die Japaner versuchten, die Invasion der Insel Leyte zu verhindern. Ihr Einsatzplan war wie üblich sehr kompliziert und erforderte den Einsatz von Truppen, die über verschiedene Orte in Japan und den Philippinen verteilt waren. Die Reste der Kido Butai, inzwischen fast ohne Flugzeuge, unter dem Kommando von Admiral Ozawa Jisaburô kamen vom Mutterland herunter, um die amerikanische Seestreitmacht nach Norden zu locken. Gleichzeitig sollten zwei Schlachtschiffgruppen den Versuch unternehmen, die US Landungsköpfe je von Norden und von Süden her anzugreifen. Auf diese Art und Weise versuchten die Japaner, die Situation mit den bisher relativ unbehelligten Schlachtschiffen zu retten.59

Es kam zu mehreren Gefechten zwischen dem 23. Oktober und dem 11. November 1944, in deren Verlauf die ersten Selbstmordangriffe von japanischen Piloten auf US Schiffe durchgeführt wurden - das Verfahren ging als Kamikaze in die Geschichte ein. Nachdem der „ Götterwind “ Anfang des 13. Jahrhunderts die Mongolen vernichtet und Japan gerettet hatte, sollte er dies nun wieder tun - mit technischer Unterstützung von Mitsubishi. Aber die Schlachten bei Leyte sollten trotzdem fatal für das Kaiserreich enden. In der Palawan Passage versenkten zwei U-Boote am 23.10.1944 die Kreuzer Maya und Atago, am 24.10. attackierten ca. 260 US Flugzeuge die (nördliche) Schlachtgruppe von Admiral Kurita, dabei wurde das Schlachtschiff Musashi versenkt, die berühmt-berüchtigte Yamato beschädigt, zusammen mit einer Reihe weiterer Kampfeinheiten. Am gleichen und am folgenden Tag wurde auch die südliche Schlachtgruppe unter dem Kommando von Admiral Nishimura in ein Gefecht verwickelt. Die beiden Schlachtschiffe Fuso und Yamashiro gingen dabei verloren, ebenso der Kreuzer Mogami und mehrere Zerstörer, weitere Schiffe wurden Teils schwer beschädigt. Eben an diesem 25. Oktober fand auch die Kido Butai ihr Ende. Die Amerikaner schluckten den ausgelegten Köder und stellten Ozawas vier Trägern (mit zwei Schlachtschiffen und leichtem Geleitschutz) insgesamt 17 Flugzeugträger, sechs Schlachtschiffe, 13 Kreuzer und 57 Zerstörer entgegen. Gegen die 108 eingesetzten japanischen Flugzeuge standen etwa 1100 amerikanische. Die Kaiserliche Flotte wurde vernichtend geschlagen und der letzte der Flugzeugträger, die an dem Angriff auf Pearl Harbour teilgenommen hatten, war zerstört.

In der gesamten Kampagne um Leyte hatten die USA nur ein U-Boot, einen leichten Träger und eine im Vergleich unerhebliche Anzahl von Flugzeugen verloren. Nach den Kämpfen um die Philippinen besaß Japan keine Kriegsflotte mehr, die diese Bezeichnung verdient hätte. Von den Einheiten, die noch übrig waren, hatten viele große Schäden und alle litten unter extremem Treibstoffmangel.60

In dem gleichen Zeitraum tobten die Kämpfe auf der Insel selbst. Der Sumpf machte den US Einheiten dabei beinahe mehr Sorgen als sie Japaner selbst - während der ersten zehn Tage nach der Invasion am 20.10. werden die japanischen Verluste auf etwa 30.000 geschätzt (ca. 80.000 bis Ende Dezember), die amerikanischen dagegen nur auf etwa 4.000 Mann.61

Die USA waren nun an den Toren des Kernlandes angelangt. Okinawa lag nur noch einen Steinwurf entfernt, und knapp dahinter lag Japan selbst.

„ Sink the Yamato! “

Am 09. Februar 1945 waren amerikanische62 Truppen von Leyte aus auf Luzon gelandet, am 19. Februar erreichte ein weiterer Stoßkeil Iwojima. Von den 22.000 Verteidigern überleben nur eine Handvoll - wieder eine Folge der Idee, dass es eine Schande sei, dem Feind lebend in die Hände zu fallen. Nach dem „ TôkyôFire Raid “ am 10. März, der große Teile Tôkyôs in Schutt und Asche legte, landeten US Einheiten am 1. April auf Okinawa. Erbitterte Gefechte folgten, in dessen Verlauf etwa 35.800 US Soldaten verwundet und 12.500 getötet werden, mehr als 100.000 Japaner und noch einmal so viele ortsansässige Zivilisten ihr Leben verloren.

Das von den Amerikanern wegen seiner 46 cm starken Artillerie am meisten gefürchtete Kampfschiff der Nihon Kaigun, die Yamato, war mit Treibstoff nur für den Hinweg und dem Befehl ausgelaufen, in Okinawa auf den Strand aufzusetzen und die Landgefechte mit ihren Kanonen zu unterstützen. Sie sollte des weiteren Luftstreitkräfte auf sich ziehen, um landgestützten Kamikaze-Flieger ungestörte Einsätze zu ermöglichen. Die Yamato wurde am 07. April 1945 durch starke Luftangriffe der US Streitkräfte zusammen mit ihrem Geleitschutz vernichtet. Etwa 3.700 japanische Seeleute fanden den Tod, 12 angreifende Flugzeuge wurden abgeschossen.63

Coup de Grace

Die japanische Restflotte, beschädigt und ohne nennenswerte Mengen an Treibstoff, wurde am 24. und 28. Juli 1945 ausradiert. Die meisten Schiffe konnten noch nicht einmal aus dem Hafen auslaufen, was dem Kampf mehr den Charakter eines Jahrmarktschießens als den einer Schlacht verlieh. Die Träger Amagi und Kaiyo wurden zusammen mit dem Schlachtschiff Hyuga am 24. versenkt, der Träger Katsuragi derart beschädigt, dass er aufgegeben werden musste; am 28. folgten die Schlachtschiffe Haruna und Ise. Die Kämpfe zur See hatten ein Ende gefunden.64

Varianten des Schlusspunktes

Nachdem sich die verantwortlichen Militärs noch im Juli strikt geweigert hatten, das Ultimatum des Potsdamer Abkommens anzuerkennen, wurden auf Seiten der Alliierten die letzten Vorbereitungen getroffen, den Krieg zu beenden. Diese waren von zweierlei Natur: Einmal wurde die Operation „ Downfall “ vorbereitet, ein Landungsunternehmen, das „ Overlord “, die Landung in der Normandie, noch in den Schatten stellen sollte. Die Landung auf den japanischen Hauptinseln sollte etwa 5.000.000 Soldaten involvieren. Dem entgegen stand der japanische Notfallplan „ Ketsu-Go “. Dieser sah die totale Mobilisierung des Heimatlandes vor, der Einsatz aller Personen im Alter von 14 bis 70 Jahren, insgesamt mehrere Millionen Japaner.65

Der zweite Plan der Amerikaner war das seit 1942 laufende „ Manhattan Project “, das am 16. Juli 1945 mit der Zündung der ersten Atombombe die Welt in das Atomzeitalter einführte. Aus verschiedenen Gründen wählte man die letztgenannte Methode, um Japan zur bedingungslosen Kapitulation zu zwingen.

„ Little Boy “ und „ Fat Man “

Am 06. August 1945 wurde der erste Atomangriff der Weltgeschichte ausgeführt und zerstörte die Stadt Hiroshima. Die japanische Führung zögerte jedoch immer noch, die Kapitulation zu unterzeichnen - zu lange. Am 09. August traf ein weiterer Atomschlag die Stadt Nagasaki, nachdem die UdSSR am 08. August das Neutralitätsabkommen von 1941 aufgekündigt hatte und in die Mandschurei einmarschiert war. Erst dann entschied sich Tôkyô zur bedingungslosen Kapitulation. Die Atomschläge hatten insgesamt etwa 210.000 Menschenleben gefordert. Am 14. August unterzeichnete auch Japan das Potsdamer Abkommen - der Zweite Weltkrieg war beendet.66

Das Ende traf das Volk vor allem moralisch sehr tief, hatte doch die Propaganda ständig die großen Erfolge und den baldigen Sieg versprochen, und auch der Zusammenbruch der ideologischen Indoktrination wirkte wie ein Schock.

Zusammenfassung der Kriegsfolgen seit 1937

Die japanische Wirtschaft war auf 25 % ihres Vorkriegswertes reduziert worden, der Yen besaß noch etwa 1 % seines alten Wertes. 3.100.000 Japaner waren getötet worden, 800.000 davon Zivilisten, davon 668.000 durch Bombenangriffe, 30 % der Bevölkerung hatten kein Obdach.67

Schlussbemerkungen

Das japanische Geschichtsverständnis

Die Kriegsschuld wurde dem japanischen Volk lange nicht so intensiv nahe gebracht, wie es das in Deutschland der Fall war. Dies lag zum Teil an den beiden chinesischen Staaten, die Ende der Vierziger Jahre entstanden waren und in der Welt um Anerkennung buhlten. Es bildete sich keine Lobby wie in Europa, die auf Entschädigungen pochte und als Gewissen für die Deutschen fungierte, die Stimmen der kriegsgeschädigten Chinesen in den von Japan besetzten Gebieten wurden unterdrückt. Daher ist das Schuldverständnis in Japan entsprechend gering. Es ist äußerst populär, Kriegsverbrechen generell zu leugnen, und auch der Inhalt der Geschichtsbücher wurde „angepasst“, während in Deutschland die Leugnung des Holocaust ein Vergehen ist und dieser nicht von den Lehrplänen gestrichen werden darf. Ausländische Professoren trafen an japanischen Universitäten einheimische Studenten an, denen der Ausgang des Zweiten Weltkrieges völlig fremd war!68

Wer nicht aus der Geschichte lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen “, heißt es. „ Die Geschichte hat noch nie etwas anderes gelehrt, als dass die Menschen aus ihr nichts gelernt haben “, hält Hegel dagegen.

Die Groß-Ostasiatische Wohlstandssphäre

Die Schaffung dieses japanisch dominierten Wirtschaftsraumes war eines der erklärten Ziele, mit denen die japanische Armee ausgezogen war, sie mit militärischer Gewalt zu verwirklichen. Es scheint zumindest so, als ob die Kriegsniederlage diesen Plan vereitelt hätte. Aber betrachtet man die globalen Verhältnisse, bemerkt man sehr schnell, dass diese Groß- Ostasiatische Wohlstandssphäre sehr wohl existiert - sehr wohl unter japanischer Führung, aber auf andere Art und Weise erreicht, und das unter der Aufsicht der USA, die, nach dem Eintreten des Kalten Krieges, nichts unversucht gelassen haben, Japan als Bollwerk gegen den Kommunismus in Ostasien zu etablieren. Die USA haben zwar auch dafür gesorgt, dass die japanische Wirtschaft unter indirekter Kontrolle bleibt (Japan ist immer noch weitgehend von Ölimporten aus den USA abhängig), aber auch ohne den durch die Geschichte belastenden Namen existiert der Yen-Wirtschaftsraum dennoch. Es ist eine wahre Ironie des Schicksals, dass sich die Verlierer des Zweiten Weltkrieges, Deutschland und Japan, unter der „gütigen Hegemonie“ der Vereinigten Staaten zu dominierenden Faktoren in ihrer jeweiligen Region entwickelt haben.69

Aber an dieser Stelle soll nicht über die Verfahrensweisen der Außenpolitik der USA gesprochen werden.

Der Einsatz atomarer Mittel

Vergleicht man die Menschenverluste in Hiroshima und Nagasaki durch die Atombomben mit denen in Nanking durch das Wüten der japanischen Soldateska (210.000 Japaner gegen ca. 350.000 Chinesen), erscheint die Zerstörung der beiden Städte mehr als ein Akt von mangelhaft ausgleichender Gerechtigkeit. Trotzdem sind Hiroshima und Nagasaki zu Symbolen der Weltgeschichte geworden, sehr umstrittene Symbole. Es gibt viele Hinweise aus japanischen und amerikanischen Quellen darauf, dass die Angriffe ungerechtfertigt vollzogen worden sind, da Japan auch ohne die Atombomben und ohne den Überfall der Sowjetarmee binnen der zweiten Jahreshälfte kapituliert hätte. Aber die Befürworter weisen immer wieder darauf hin, dass die Landung in Japan einen viel zu hohen Blutzoll gefordert hätte. Der Kritiker unterstellt hier zynisch, dass man wohl versucht habe, auf Kosten von mehr als 200.000 Zivilisten das Leben amerikanischer Soldaten zu schonen. Aber das ist nicht ganz war. Die japanische Abwehr bestand nicht nur aus zu allem entschlossenen Armeeverbänden, sondern auch aus einer Art japanischem „Volkssturm“ in Stärke von mehr als 16 Millionen Milizionären, vom Jugendlichen bis zum Greis. Die Kämpfe vor allem auf Okinawa haben deutlich gezeigt, wie das Ergebnis auf Honshu und Kyushu, auf den größeren Maßstab umgerechnet, ausgesehen hätte. In der Tat hat der Einsatz der Nuklearwaffen ein Blutbad verhindert - an amerikanischen Soldaten, aber auch an Millionen völlig kampfunerfahrener und zumeist zwangsrekrutierter japanischer Zivilisten.70

Quellenverzeichnis

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http://www.yale.edu/lawweb/avalon/wwii/tripart.htm

http://www.yale.edu/lawweb/avalon/wwii/triparti.htm

[...]


1 Seifert, W.: Zur aktuellen Diskussionüber den Pazifischen Krieg in Japan.

Jahrbuch für außereuropäische Geschichte. Münster: LIT Verlag, 1995. S.54/55.

2 Satô Seizaburô und Ito Takashi: Die Bewältigung des Krieges. JAPANECHO 22. Jahrgang 1/1995 S.59.

3 Hall, John W. Das Japanische Kaiserreich. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Verlag, 1968. 307.

4 Hall, S. 324.

5 Bei den Kanji-Umschreibungen der Geheimbünde handelt es sich um Transkriptionsideen meinerseits

6 Hall, S. 322 - 324.

7 Hall, S. 322 - 324.

8 Dettmer, Hans A.: Grundzüge der Geschichte Japans.

Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1970. S. 125.

9 Kiyoshi Inoue: Geschichte Japans. Frankfurt/New York: Campus Verlag, 1993. S.510.

10 Ienaga, Saburo: The Pacific War, 1931-1945. New York: Pantheon Books, 1978. S.59-62.

11 Hall, S. 325.

12 Beasley, W.G.: Japanese Imperialism 1894-1945. Oxford: Clarendon Press, 1992. S. 193-200.

13 Hall, S. 328.

14 Hall, S. 328.

15 Hall, S. 326.

16 Hall, S. 329.

17 Hall, S. 331.

18 Hata, Ikuhiko: Continental expansion, 1905-1941. In: Duus, Peter (Hrsg.): The Cambridge History of Japan: Volume 6 The Twentieth Century. Cambridge: Cambridge University Press, 1988. S.303/304

19 Chang, Iris. The Rape of Nanking. London, New York, etc.: Penguin Books, 1997. S. 216f.

20 Dear, I.C.B. The Oxford Companion to the Second World War. Oxford, New York: Oxford University Press, 1995. S. 710.

21 Dear, S. 786.

22 Dear, S. 417 f.

23 Dear, S. 158 ff.

24 Ienaga, S.130-132

25 Beasley, S.212

26 Beasley, S.214

27 Kiyoshi, S.583

28 Togo, Shigenori. Japan im 2.Weltkrieg. Bonn: Athenäum-Verlag, 1958. S.51/52

29 Togo, S.154 - 170

30 Beasley, S.226

31 Piekalkiewicz, J. Der Zweite Weltkrieg. Düsseldorf: ECON Verlag GmbH, 1985. S. 553.

32 Kiyoshi, S.585

33 Das Jahrhundert der Kriege. Erz. Marc Tibout. Videoserie. TIME LIFE Video. 1995.

34 Piekalkiewicz, S.554

35 Der Britische Bestandteil dieser Idee war das „ British Chiefs of Staff Committee “, der amerikanische die „ US Joint Chiefs of Staff “. Die Konferenz definierte die Begriffe „ Joint as involving two or more Services of the same nation, and Combined as applying to organisations, plans, and operations of two or more nations.“ (siehe: http://www.dtic.mil/jcs/core/history_js.html, „History of the Joint Staff“)

36 http://www.combinedfleet.com/map.htm

37 Dear, S. 114.

38 http://home.pacbell.net/fbaldie/In_Retrospect.html

39 http://www.sunwest-emb.com/wiseman/bmidway.htm

40 http://www.sunwest-emb.com/wiseman/bmidway.htm

41 http://www.combinedfleet.com/map.htm

42 http://www.combinedfleet.com/map.htm

43 http://www.sunwest-emb.com/wiseman/bmidway.htm

44 Bei den folgenden Vorbereitungen ist die schier atemberaubende Instandsetzung der im Korallenmeer beschädigten Yorktown hervorzuheben. Die Ingenieure in Pearl Harbour machten den Flugzeugträger innerhalb eines Monats wieder einsatzfähig.

45 http://www.combinedfleet.com/map.htm

46 http://www.aviation-history.com/grumman/f6f.html

47 http://www.combinedfleet.com/map.htm

48 Dear, S. 511 ff.

49 http://www.combinedfleet.com/map.htm

50 http://www.combinedfleet.com/map.htm

51 Dear, S. 511 ff.

52 http://www.combinedfleet.com/map.htm

53 http://www.combinedfleet.com/map.htm

54 http://www.combinedfleet.com/map.htm

55 Piekalkiewicz, S.860.

56 http://www.combinedfleet.com/map.htm

57 Piekalkiewicz, S.866.

58 http://www.combinedfleet.com/map.htm

59 http://www.combinedfleet.com/map.htm

60 http://www.combinedfleet.com/map.htm

61 Dear, S. 880 ff.

62 Es handelt sich hierbei um einen damals populären Kampfspruch auf alliierter Seite, dessen Quelle - ebenso wie „ Sink the Bismarck! “, unmöglich zu rekonstruieren ist. Der Ausspruch fand allerdings eine konkrete, nachvollziehbare Verwendung als Name eines Szenarios in der U-Boot-Simulation „ Silent Service II “ der Softwarefirma Microprose.

63 http://www.combinedfleet.com/map.htm

64 http://www.combinedfleet.com/map.htm

65 http://www.danford.net/olympic.htm

66 Piekalkiewicz, S.1086f.

67 Hall, S.343

68 Chang, S.199ff.

69 Chomsky, N. What Uncle Sam really wants. Odonian Press, 1992.

70 http://www.danford.net/olympic.htm

Excerpt out of 27 pages

Details

Title
Der Pazifische Krieg und sein Vorspiel
College
University of Trier
Course
Japanische Kultur/Geschichte II
Grade
2+
Author
Year
2002
Pages
27
Catalog Number
V107434
ISBN (eBook)
9783640057078
File size
547 KB
Language
German
Notes
Wurde gelobt für Übersichtlichkeit und Sachwissen. Negative Auffälligkeiten im Bereich der Zitierweise und der als gering eingestuften Zahl der Fußnoten.
Keywords
Pazifische, Krieg, Vorspiel, Japanische, Kultur/Geschichte
Quote paper
Dominik Schwarz (Author), 2002, Der Pazifische Krieg und sein Vorspiel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107434

Comments

  • guest on 5/29/2003

    Schönheitsfehler.

    Versenkt die Bismarck! ist sehr wohl der Herkunft nach zu rekonstruieren.
    Es war ein Ausspruch spontaner Art vom guten Winston Churchill.

  • guest on 5/29/2003

    nicht schlecht.

    Ein kleiner Nachgeschmack bleibt aber.

    Die Schlacht in der Korallensee war kein Unentschieden, sondern ein taktischer Sieg der Japaner. Der leichte Träger Shoho war keine echtes Gegengewicht für die viel stärkere Lexington. Jedoch unterlief dem japan. Oberkommando eine folgenreiche Fehleinschätzung.
    Man nahm an, die Yorktown sei reparaturunfähig, könne also bei Midway nicht mehr operieren. Daher sah man es auch nicht so tragisch, daß die 2 besten jap. Träger - Shokaku und Zuikaku - außer Aktion waren, da man sich selbstherrlich dachte, Hiryo, Soryu, Akagi und Kaga würden noch deutlich stärker sein.
    Was im Text unbeantwortet bleibt, warum war der Verlust des menschl. Personals viel schlimmer als die Versenkung der mächtigsten Trägerkampfgruppe der Welt?
    Die Begründung "erfahrene Ingenieure und Piloten" reicht nicht aus. Die Luftwaffe bildete ja auch während der Zeit der Battle of Britain ca. 800 neue Piloten monatlich aus (sehr gute Piloten!).
    Die Antwort ist das Ausbildungsverfahren.
    Nur 100 Piloten absolvierten die Ausbildung pro JAHR. Die Schulung war lang und teuer und man wollte den höchstmöglichen Standard erreichen, so daß die Rekruten bereits eine im Alter von 6 Jahren ausgewählte Elite waren.

    Es wurden also viel zu wenig neue Piloten ausgebildet, um den konstanten Anforderung an die japanischen Trägerverbände gerecht zu werden.

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Title: Der Pazifische Krieg und sein Vorspiel



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