Ausarbeitung der Literaturgeschichte Deutschlands - von den Germanen bis heute und Geschichte des Geldes


Pre-University Paper, 2002

84 Pages, Grade: 2


Excerpt


Vorwort

Ich habe im Rahmen unseres Deutschunterrichtes die Aufgabe erhalten, eine komplette Ausarbeitung der deutschen Literaturgeschichte in ihren einzelnen Epochen in Form einer Mappe anzufertigen, ich hatte als Zusatzaufgabe erhalten, mir noch ein Themengebiet auszusuchen und dieses entweder zu jeder Epoche zu behandeln, sprich zu erörtern, was sich in diesem Themengebiet während den einzelnen Epochen der deutschen Dichtung getan hat. Oder aber ich hatte die Möglichkeit mir eine Epoche auszusuchen und zu behandeln, was sich in den verschiedensten Themengebieten während dieser Zeit getan hat.

Ich habe mich allerdings nur für ein zusätzliches Thema entschieden, da es für mich interessanter war, zu beobachten, wie sich durch die Geschichte hindurch, eventuell sogar im Zusammenhang mit der Literatur, ein Bereich des Lebens der Menschen verändert hat.

Wir bekamen im Laufe der Aufgabenstellung von unserer Lehrkraft Beispiele genannt, welche Themen wir behandeln könnten, und die auch schon vor uns von Schülern behandelt worden sind. Aber da mir Themen wie Kleidung oder Bauwesen erstens nicht interessant genug vorkamen und ich zweitens befürchtete mich an den Leistungen meiner Vorgänger messen lassen zu müssen, entschied ich mich dafür ein Themengebiet zu wählen, dass gerade zur Zeit, als die Aufgabe gestellt wurde sehr interessant war, und, wie ich denke, sowieso sehr interessant ist, das Thema Geld.

Ich wählte diesen Bereich, da es mich interessierte, wie es in Deutschland vom Viehhandel der Germanen, über die Münzen des losen Staatenbundes und die Mark zu unserer neuen Währung, dem Euro, kommen konnte.

Ich habe diese Mappe so gegliedert, dass ich zuerst die Epoche behandele und im Anschluss daran aufzeige, was sich im Handel und im Geldwesen auf deutschem Boden abspielte, ab und zu mache ich dabei auch einen Abstecher zu unseren europäischen Nachbarn, da sich die Geschichte des deutschen Geldwesens nicht so einfach ohne den Einfluss der Nachbarstaaten erklären lässt.

Nun bleibt mir nur noch viel Spaß beim Lesen dieser Mappe zu wünschen.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Bischoff

Der Beginn oder Die Dichtung der Germanen (0-800)

Textbeispiel:

Hildebrandslied

„Ich hörte das Sagen, dass sich Streiter allein

begegneten, Hildebrand und Hadubrand,

zwischen zwei Heeren, Vater und Sohn;

Sie richteten ihre Rüstung, bereiteten

ihre Kampfhemden, gürteten sich ihre Schwerter

an, die Helden, über die Panzerringe,

als sie zum Kampf ritten.“

Kennzeichen der germanischen Dichtung:

Die germanische Dichtung zeichnet sich vor allem durch großen Götter und Wunderglauben aus. Leider ist von den Germanen selbst nichts überliefert worden, sondern es waren erst später Mönche die sich der mündlich überlieferten sagen annahmen, und diese in schriftlicher Form festhielten. In den Sagenliedern der Germanen zeigt sich auch, dass es für diese Menschen unvermeidbar war in den Kampf zu ziehen, selbst wenn es ein zweifelhafter war. Dies zeigt sich zum Beispiel im Hildebrandslied, das von zwei Mönchen im Kloster Fulda aufgezeichnet wurde, und das leider nicht mehr vollkommen erhalten ist. Jedoch zeigt sich in diesem Heldengesang, dass der Konflikt, der zwischen Hildebrand und Hadubrand (Vater und Sohn) besteht (Hildebrand versucht noch vor einer Schlacht Hadubrand zu überzeugen, dass er sein verschollener Vater sei, dieser ist aber unbelehrbar, da er denkt dies sei eine List des alten Mannes und zwingt Hildebrand zum Kampf), nicht durch bloße Worte zu beenden ist, sondern nur durch den Kampf auf Leben und Tod. Der Ausgang der Geschichte ist allerdings nicht überliefert, man vermutet jedoch, dass Hildebrand seinen Sohn erschlagen hat.

Generell ist der größte Teil der Sammlung germanischer Sagen leider im religiösen Übereifer von Ludwig dem Frommen zerstört worden, als er alle „heidnischen“ Texte aus der Bibliothek von seinem Vater (Karl der Große) vernichten ließ.

Dichter und Werke dieser Epoche:

Leider sind keine Namen aus dieser Epoche überliefert, bis auf den des Bischofs Ulfila (genannt Wulfila), der die Bibel ins Germanische übersetzte. Daher benannte man die unbekannten Dichter höchstens nach ihren Herkunftsorten, oder beließ es bei der Bezeichnung „unbekannter Dichter“.

Als Beispiel für einen unbekannten Dichter mit Herkunftsbezeichnung kann der unbekannte Dichter aus Island gelten, der das Edda verfasst hat, wobei es sich dabei um eine Sammlung altisländischer Heldenlieder handelt sowie um Opfergesänge, Arbeitsverse, Sprichwörter, Rätsel und Zaubersprüche.

Natürlich darf man auch nicht das oben schon aufgezeigte Hildebrandslied vergessen, dessen Verfasser allerdings auch unbekannt ist.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Finanzpolitisch gesehen ist die Epoche der Germanischen Dichtung sowohl die aufregendste, als auch die uninteressanteste, da man diese Epoche nochmals in zwei Teile zergliedern muss. Und zwar in die Zeit der Römer, die noch in das 5. Jahrhundert hineinreichte und dann eben in die Epoche der germanischen Barbaren.

Zuerst einmal ist zu betrachten, was die Epoche der Germanen für die Geldgeschichte so interessant macht. Verantwortlich dafür waren natürlich nicht die Germanen, sondern die Römer. Zu Beginn des erstem Jahrtausends nach Christus startete Kaiser Augustus (Nachfolger Julius Cäsars) die erste uns bekannte Währungsreform in der Geschichte der Menschheit. Er erkannte, dass die durch die Eroberung anderer Völker in das Römische Reich gelangten verschiedenen Währungen auf Dauer zur Behinderung des Handels und somit auch zur Schwächung der römischen Wirtschaftsmacht führen mussten. Also beschloss er die Währung im Römischen Reich zu vereinheitlichen und schaffte damit das, was nach ihm auf deutschem Boden erst nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 im Jahre 1873 erneut erreicht wurde, eine einheitlich anerkannte und benutzte Währung, und das in einem Reich, dass von Ägypten bis nach Schottland reichte.

Nun kam nach ca. fünfhundert Jahren allerdings der Niedergang des römischen Reiches durch die massiven Völkerwanderungen, infolge derer der römische Kaiser Romulus Augustulus im Jahre 476 n.Chr. von den Germanen zur Aufgabe seines Throns gezwungen wurde. Damit endete das weströmische Reich und vorerst auch die ruhmvolle Geschichte des Geldes in Westeuropa, das ca. 650 v.Chr. bei den Griechen seinen Anfang genommen hatte, denn die Germanen konnten mit dem Geld der Römer, das sie erbeuteten, nicht sehr viel anfangen und verarbeiteten es lieber zu Schmuck oder Rüstungsteilen. Das Paradoxe jedoch war, dass bei Handelsgeschäften der Germanen häufig, wenn nicht mit Vieh oder Getreide bezahlt wurde, Stücke der Rüstung oder Teile von Armreifen, die abgeschlagen wurden, als Währung herhielten, also das Geld zuvor eingeschmolzen wurde, um es dann in anderer Form wieder zu verwenden.

So endete vorerst also die Geschichte des Geldes in Form von Münzen und man kehrte zum Naturalienhandel zurück. Es sollte auch noch ca. 300 Jahre dauern, bis es wieder die ersten selber hergestellten Münzen auf deutschem Boden gab.

Dies geschah zudem fast zeitgleich mit dem Beginn einer neuen dichterischen Epoche…

Die Dichtung der Geistlichen (800-1200)

Textbeispiel:

Heliand

Die Gefangennahme Christi

„Mit den Jüngern stand er da,

der Herr, der hehre, und harrte des Schicksals,

der Stunde der Entscheidung. Da schritt ihm der treulose

Judas entgegen, vor Gottes Sohn

mit dem Haupte sich neigend, seinen Herrn begrüßend,

und küsste den Fürsten und erfüllte sein Wort

und wies ihn der Waffenschar, wie sein Wort es versprochen.

Da brauste im Zorn auf

der kühne Petrus, der kräftige Degen,

wild wallt’ ihm sein Mut, kein Wort konnt’ er sprechen…

und zog sein Schwert…

dem Malchus ward durch des Messers Schneide

die rechte Seite da rot gezeichnet,

das Gehör verhauen. Am Haupt ward er wund,

dass blutig vom Schwert ihm Backen und Ohr

barst im Gebeine. Das Blut sprang nach

und wallte aus der Wunde…“

Kennzeichen der geistlichen Dichtung:

Die geistliche Dichtung zeichnete sich insbesondere dadurch aus, dass an die Stelle des germanischen Sängers der Schriftgelehrte Geistliche trat und sich so auch die Inhalte der Dichtung änderten, von einfachen Heldensagen hin zu ihren eigenen Anschauungen vom gottesfürchtigen Leben. Die Sagen, die von den Mönchen aufgeschrieben wurden, waren häufig auch nur dem Geschmack der Germanen angepasste Bibelerzählungen, damit die Germanen leichter zum christlichen Glauben zu bewegen waren. Das hieß also, dass in den Geschichten, wie oben, viel Heldentum und Blut vorhanden sein musste, da die Germanen sonst nicht verstanden hätten, warum sie zu einer Religion übertreten sollten, die den Kampf nicht als wichtigsten Teil des Lebens ansah.

Die größte Sammlung geistlicher Dichtung befand sich in dem Kloster Fulda, wo eine wertvolle, mit Hand geschriebene Bibliothek angelegt wurde, aus denen die so genannte mittelalterliche Lebensauffassung des Menschen sprach, d.h.:

- Man soll sich in den christlichen Tugenden Demut, Feindesliebe, Selbstbeherrschung und Vergebung üben und somit die heidnischen Untugenden des Schicksalsglaubens, der blinden Gefolgschaftstreue und der grausamen Rachepflicht ablegen;
- Man soll die gottgewollte Ordnung anerkennen, in der es geistliche und weltliche Herrscher gibt, die von Gottes Gnaden eingesetzt sind und denen das Volk – Bauern, Handwerker und Bürger – zu dienen hat;
- Man soll sich immer bewusst sein, dass das irdische Leben nur ein Jammertal ist, ein Übergang zum ewigen Leben. Daher muss jeder dieses Dasein gottwohlgefällig gestalten, um sich ein prächtiges Leben im Jenseits zu verdienen. (Krankheiten und Epidemien z.B. galten als gottgewollt und wurden als Strafe für die Sündhaftigkeit des Einzelnen hingenommen; auch der Tod bei einem der Kreuzzüge war willkommen, weil jedem Gottesstreiter ein ewiges Leben vom Papst zugesichert wurde.)

Dichter und Werke dieser Epoche:

In dieser Epoche gab es, der Schrift sei Dank, zwar schon überlieferte Namen der Verfasser der einzelnen Dichtungen und Erzählungen, jedoch sind gerade die wichtigsten Schriften, das Wesobrunner Gebet (die Schöpfungsgeschichte) und Heliand (Leben und Sterben des Heilands) von unbekannten Verfassern geschrieben worden, das erste Gedicht um 800 und Heliand von einem Mönch aus Sachsen, der dieses 6000 Verse umfassende Werk um 830 verfasste, um den Germanen das Leben Jesu näher zu bringen.

Zu erwähnen wäre noch das Evangelienbuch von Ottfried von Weißenburg (860), welches ein Andachtsbuch darstellte.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Nachdem die Germanen das Römische Reich überrannt hatten und auf seinem ehemaligen Territorium eigene Reiche errichtet hatten, stellte sich nach relativ kurzer Zeit heraus, dass nur das Reich der Franken Bestand haben würde, dieses Reich war so groß, dass schon im Jahre 755 der Frankenkönig Pippin versuchte eine einheitliche Münzordnung in seinem Reich zu schaffen. Er verbot ab sofort den Umlauf des Triens, einer Münze, die seit dem Zusammenbruch des Römerreiches gefertigt wurde und ihren Namen daher hatte, dass sie das Drittel (Triens) des Wertes des alten römischen Solidus darstellte.

Nachdem also der Triens verboten war, sorgte er dafür, dass eine neue Währung, der silberne Pfennig, in Umlauf kam. Karl der Große (768-814) weitete diese Reform noch weiter aus, indem er veranlasste, dass die Münzherstellung ab sofort nur noch Sache des Königs wurde, damit versuchte er den vielen Fälschungen entgegenzuwirken und garantierte damit auch gleich, indem er seinen Kopf und das Siegel der Prägestätte einstanzen ließ, für die Reinheit der Pfennige.

Er ordnete sein Geld aber noch nicht nach dem Zehnersystem, sondern benutzte das Pfundsystem, das bis in die siebziger Jahre auch noch in England Verwendung fand. Grundvoraussetzung war ein Pfund Silber (ca. 400g), aus diesem prägte man 240 Pfennige. Man unterteilte das Pfund zwar auch noch in 20 Schillinge, damit die Händler nicht soviel Kleingeld mit sich führen mussten, aber das wurde erst später getan.

Mit der Entwicklung dieser Währung hatten es die Frankenkönige Pippin und Karl der Große geschafft eine stabile und über die Grenzen ihres Reiches geachtete Währung zu schaffen, die bei allen Kaufläuten sehr beliebt war. Jedoch war diese Währungseinheit nicht von langer Dauer und wird von mir daher auch nur als Versuch gewertet und nicht als vollendete Reform, denn schon kurz nach dem Tode von Karl dem Großen fiel das Karolingerreich auseinander und es war damit auch automatisch mit der Währungsunion zuende. Jeder begann nach eigenem Gutdünken Münzen zu prägen und schon am Ende des 10. Jahrhunderts gab es im neu entstandenen „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ ca. 100 Münzstätten, die alle unterschiedliche Münzen mit unterschiedlichem Silbergehalt und somit unterschiedlichem Wert prägten. Besitzer dieser Münzstätten waren aber bei weitem nicht nur Adlige, sondern auch die Geistlichkeit, Äbte und Bischöfe, beteiligten sich eifrig an der Münzprägerei.

Also war alles wieder so gut wie beim alten. Die Währungen, die im Umlauf waren, waren für die einfachen Leute nicht zu gebrauchen, da sie erstens zu unterschiedlich waren und zweitens durch die Machenschaften der Inhaber der Prägestätten immer mehr an Wert verloren. So besannen sie sich sehr bald auf eine Möglichkeit, die Münzproduktion zu vereinfachen und so mehr Gewinn aus einem zu Münzen geschlagenen Pfund Silber zu holen. Sie ließen erstens die Münzen nur noch von einer Seite beschlagen und machten sie gleichzeitig noch dünner, damit man nicht nur 240, sondern 300 oder mehr Münzen aus einem Pfund Silber gewinnen konnte. Diese Münzen nannte man Brakteaten, vom lateinischen Wort "Bractea" für dünnes Blech.

Die einzige Münze, die sich noch länger durchsetzte, war wegen ihrem garantierten Silbergehalt der Silberpfennig Karls des Großen, aber das auch nur bei den Händlern, die ein leichtes und nicht verderbliches Zahlungsmittel brauchten, um auf ihren langen Reisen zu bezahlen. Allerdings gelangte der Silberpfennig noch einmal ca. 300 Jahre nach dem Tode seines Erfinders Karls des Großen zu einiger Berühmtheit, allerdings nicht in seiner Heimstätte Europa, sondern im Orient, denn im 12. Jahrhundert begannen die Kreuzzüge der christlichen Abendländer, um die Geburtsstätte Jesu Christi von den Arabern zu befreien. Und auch die Kreuzritter brauchten ein Zahlungsmittel, das leicht zu transportieren war und nicht von äußeren Einflüssen, wie Nahrungsmittel-Knappheit oder schlechtem Wetter, abhängig war. So nahmen sie den Silberpfennig mit auf ihre Reisen, der auch bald, nachdem bekannt wurde, dass er aus reinem Silber bestand, gerne von den arabischen Händlern angenommen wurde.

In Europa jedoch waren, wie oben schon erwähnt, die Münzen schlechter und schlechter geworden, daran änderte sich auch nichts unter Friedrich Barbarossa (1152-1190), in dessen Zeit der Brakteat erfunden wurde. Die adligen Münzherren hatten aber eine noch viel bessere Methode entwickelt, um sich an dem Geld, das sie selbst herstellen ließen, zu bereichern. So ließen sie von Zeit zu Zeit die Brakteaten verrufen (daher wohl auch unser heutiger Ausdruck in Verruf geraten), was nichts anderes hieß, dass sie ausrufen ließen, dass die zur Zeit von ihnen in Umlauf gebrachten Münzen von nun an ungültig seien und ab sofort bei ihm in neues Geld umgetauscht werden müssten. Natürlich war es dabei nicht so wie bei unserer Euroumstellung, dass dieser Umtausch kostenlos war, bzw. vom Staat getragen wurde, sondern die Leute mussten einen gewaltigen Aufpreis bezahlen, um das neue Geld zu bekommen, dieser Aufpreis wanderte natürlich direkt in die Taschen vom Münzherren, und so wiederholten sich diese Verrufungen fast regelmäßig.

Mit dem 13. Jahrhundert jedoch begann sowohl in der deutschen Dichtung als auch im Finanzwesen eine neue Zeit.

Die Dichtung der Ritter (1200-1300)

Textbeispiel:

Das Nibelungenlied

Uns ist in alten maeren / wunders vil geseit

Von heleden lobebaeren / von grozer arebeit

Von fröuden, hochgeziten, / von weinen und von klagen,

von kühner recken striten / muget ir nu wunder hoeren sagen.

Kennzeichen der ritterlichen Dichtung:

In der ritterlichen Dichtung stellten nicht mehr die Mönche den Träger der Kultur dar, sondern der Adel, also Ritter, kristallisierte sich immer mehr als neuer Mittelpunkt des Lebens zu dieser Zeit heraus. Als Vorbild hatten die Ritter der damaligen Zeit die höfische Kultur der Französischen Ritter oder aber den Prunk des englischen Königs Artus und versuchten diesem auch mit ihren Gedichten nachzukommen, so erzählt die Nibelungensage eine Geschichte, die eher auf die Dichtung der Germanen und nicht auf die geistliche Dichtung passen würde, denn in ihr geht es nicht um Nächstenliebe und um Gottesfürchtigkeit, sondern die Geschichte verehrt wieder die alten Werte der Germanen, Gefolgschaftstreue, Blutrache, trachten nach Gold und Macht und nicht den Wunsch nach Seeleneinheit.

Um diese Gedichte vortragen zu können fanden häufig große Ritterspiele statt, auf denen die Ritter ihre meist selbstgeschriebenen Texte (diese waren in mittelhochdeutsch verfasst) mit hilfe der Fidel vortrugen.

Die Inhalte der ritterlichen Dichtung waren durch die folgenden Merkmale geprägt:

- Der höfische Mensch strebt nach neuen Idealen, um seinem Leben einen Sinn zu geben, nämlich nach Ritterlichkeit, Treue, Zuverlässigkeit, Lebensfreude (Optimismus) und Maßhalten (Harmonie).
- Jeder Ritter musste anspruchsvolle äußere Tugenden in sich vereinen, nämlich perfekte Waffentechnik, Ausdauer, Stärke, Gewandtheit und List.
- Oberster Lehnsherr der Ritter ist Gott; ihre Leistungen geschehen zunächst zu seinen Ehren.
- Im Minnedienst huldigt der Ritter seiner höfischen Dame. In der Gestalt der Frau verehrt das absolut schöne (= hohe Minne, die vom Marienkult abgeleitet wird); aber auch dem allgemeinen Gefühls- und Liebesleben zu einer jungen Frau ist der Ritter nicht abgeneigt (= niedere Minne).

Die Ritterliche Dichtung stellte in der deutschen Literatur und Dichtung wohl die erste Hochblüte Dar, da sie Dichter hervorbrachte, die durch ihre Wortgewandtheit und ihre Werke die folgenden Epoche nachhaltig beeinflussten. An erster Stelle ist hierbei natürlich Walter von der Vogelweide (ca. 1170-1230) zu nennen, der an die 200 Gedichte verfasste darunter enthalten z.B. „Ich saß auf einem Steine“.

Weiterhin zu nennen wäre noch der Verfasser des „Nibelungenliedes“, aber dieser ist leider nicht überliefert. Weiterhin einen Namen zu dieser Zeit haben sich noch Gottfried von Straßburg (ca. 1160-1250) mit seine Kunstepos Tristan und Isolde und Wolfram von Eschenbach (ca. 1170-1220) mit seinem Entwicklungsepos „Parzival“.

Aber nicht nur die Dichtung erlebte Neuerungen zur Zeit der Ritter, sondern auch das Münzwesen erlebte unter deren Obhut einige Veränderungen.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Im 13. Jahrhundert nahm der Handel in Europa einen gewaltigen Aufschwung, und so brauchte man eine Währung, die stabiler war, als die kleinen Pfennige, die ja durch die ständigen Verrufungen gefährdet waren, nicht überall galten und einen nur so geringen wert darstellten, dass sie in großen Mengen transportiert werden mussten, wenn man mit wertvollen waren handelte.

Also entwickelte man eine Silbermünze, die wohl eine Münze zum Vorbild hatte, die zuerst 1266 in Tours in Frankreich geprägt wurde und eine Gegenwert von 12 Pfennigen darstellte. Die neue Silbermünze nannte man „Denarius grossus“ (in etwa „dicker Pfennig“) und wurde in Böhmen geprägt. Da die Böhmen aber das „s“ wie ein „sch“ aussprachen und sprechen, wurde daraus sehr bald der Groschen. Später prägten auch Münzstädte wie Meißen und Thüringen Groschen nach dem Vorbild aus Prag bzw. Tours. Im 14. Jahrhundert waren der Prager Groschen, und der französische Turnos-Groschen weit verbreitete Münzen, da sie einen sicheren Wert darstellten und auch bald aus genau diesem Grunde überall gern angenommen wurden. Weiterhin verbreiteten die Händler diese Münzen über ganz Europa, da sie diese wegen der Gewichtseinsparungen gegenüber den Pfennigen natürlich gerne auf ihre Reisen mitnahmen.

Jedoch kamen bald neue Probleme auf, denn die Silbermünzen hatten zwar schon einige Vorteile gegenüber den Pfennigen, aber waren sie dennoch noch äußerst unhandlich und so entschloss sich Florenz, eine der wichtigsten Handelsstätten Europas zu dieser Zeit im Jahre 1252 eine Münze aus purem Gold zu prägen, um den Handel weiter zu vereinfachen, was ja auch ihr wiederum zugute kam. Diese Goldmünze benannte man zuerst nach ihrem Herkunftsort „Florenus“, in Deutschland kam sie aber schon kurze Zeit später als, „Gulden“ zu Berühmtheit, was sich vom Namen des Metalls ableitete und diese Münze hatte ein Gewicht von exakt 3.5 Gramm.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Floren aus Florenz

Allerdings war Florenz nicht die einzige Stadt die Goldmünzen prägte, sondern schon im Jahre 1282 also 30 Jahre später prägte Venedig die „Zecchine“ (ausgesprochen: "Zeckine"). Doch auch diese Münze benannte der deutsche Volksmund bald um, und zwar nannte man die Münzen hierzulande schlicht „Dukaten“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenRheinischer Gulden

Die Goldmünzen wurden für den Handel so unentbehrlich, dass sich im 14. Jahrhundert auch deutsche Städte entschlossen Goldmünzen nachzuprägen. Dies war den Städten vor allem möglich, weil ein neuer Stand in den Städten entstanden war.

Der Stand der Bürger, mit dem auch in der Dichtung eine neue Epoche begann…

Die Dichtung der Bürger (1300-1500)

Textbeispiel:

Der Lauf der Welt

Weil das Geld jetzunder

In aller Welt regiert,

so ist es nit ein Wunder,

daß’s länger ärger wird,

End nimmt Zucht, Ehr und Tugend,

Lieb, Treu und Ehrbarkeit

Bei Alter und bei Jugend,

die nur nach Geld umlugent

mit allr Spitzfindigkeit.

Wenn ich ein Händler wäre,

gwänn täglich großes Gut,

braucht allerlei Gefähre,

wie denn jetzt mancher tut,

so wär ich hoch gehalten.

Weil ich nun der nit bin,

tut Freundschaft bald erkalten

bei Jungen und bei Alten:

Nur zu! allweil dahin!…

(Verfasser: Hans Sachs 1494-1576)

Kennzeichen der bürgerlichen Dichtung:

In der Zeit der Bürger, war der ritterliche Minnegesang dem bürgerlichen Meistergesang gewichen, und die Ritterepen waren zu Romanen geworden. Denn die Ritter spielten im allgemeinen Leben nicht mehr die Rolle, die sie noch ca. 50-100 Jahre zuvor gespielt hatten. Als Kampfreserven der Könige hatten sie ausgedient, da es billiger war für jeden Krieg neue Söldnerheere aufzustellen, als die teuren Ritterheere herzubeordern, vor allem war der klassische Ritter in seiner Rüstung bald sowieso nutzlos, denn gegen neue Erfindungen wie das Gewehr oder gar Kanonen war er damit vollkommen falsch gewappnet.

Die Ritter spielten also keine Rolle mehr im öffentlichen leben, außer vielleicht als Raubritter, aber als reiche Mittelschicht, die für die mächtigen im Lande interessant war, kam eine neue Bevölkerungsschicht ins Blickfeld, die Bürger.

Die Bürger hatten sich durch den enormen Boom der Städte innerhalb dieser gebildet, und waren durch verschiedene Tätigkeiten, zumeist Handel zu gewissem Reichtum gekommen. Um diesen Reichtum auszuleben, versuchte das Bürgertum krampfhaft, da sie ja nicht auf adlige Vorgänger zurückblicken konnten, sowohl die Dichtkunst der Ritter nachzuahmen und zu verbessern, als auch durch das Bauen von Domen oder anderen Prunkgebäuden die Ritter in den Schatten zu stellen.

In der Dichtung entwickelten die Bürger starre Versregeln, nach dem jedes Gedicht aufgebaut war, dies war auch der Grund, warum die Bürgerliche Dichtung keine überragende Leistung darstellte. Unter anderem war aber auch das Problem der bürgerlichen Dichtung, dass sie zuviel nachahmte und wiederholte. Beim Wettsingen im Rathaus wurde zum Beispiel einzig und allein darauf geachtet, wie die Verse aufgebaut waren, was den Inhalt der Gedichte anging, war allerdings ziemlich egal.

Eine Ausnahme stellte Hans Sachs dar, dessen oben aufgeführtes Gedicht „Der Lauf der Zeit“ ungefähr so viel aussagte wie: Geld regiert die Welt. In diesem Gedicht machte Hans Sachs auf die negativen Einflüsse, die das Bürgertum mit sich brachte aufmerksam, nämlich, dass alte ritterliche Tugenden wie Gelehrsamkeit, Ritterlichkeit und Heldentum nicht mehr zählen, im Endeffekt zähle aber nur Gottes Lobpreis.

Die wichtigsten Kennzeichen der bürgerlichen Dichtung waren:

- Der bürgerliche Mensch wird durch Seuchen, Kriege und Hungersnöte tief erschüttert (z.B. 1348, dem Jahr der „Schwarzen Pest“). Viele wenden sich von der Kirche ab und kritisieren den Allmachtsanspruch des Klerus, der diesen hohen Blutzoll auch nicht hat verhindern können. Eine breite Bürgerschicht wendet sich den Wissenschaften zu und gerät damit in Konflikt zwischen Glauben und Wissen.
- Ein anderer Teil der Bürgerschaft zieht aus der ständigen Gefährdung des individuellen Lebens (Seuchen, Höllenangst, und Hexenfurcht) den Schluss auf ein göttliches Gericht und strebt nach tiefer Frömmigkeit und persönlichem Gotterleben durch Meditation (Deutsche Mystik).
- Der zunehmende Wohlstand gibt dem Bürgertum die materielle Möglichkeit, zunächst das höfische Rittertum nachzuahmen (z.B. Bau prächtiger Dome sowie prunkvoller Rats- und Bürgerhäuser), um sich dann auch geistigen Reichtum anzueignen (Handwerker als Meistersinger).
- Dichten wird zum bloßen Einüben von Regeln und Einhalten von Versmaßen. Damit wird die Literatur mit wenigen Ausnahmen dilettantisch (=laienhaft) und oberflächlich. Bildung führt zum Standesdünkel der Bürger gegenüber der Landbevölkerung.
- Allerdings entstehen erstmals alle Literaturgattungen, wie derbe Schwänke und Fastnachtsspiele, Legenden, Novellen, Chroniken und Romane, Volkslieder und Volksbücher, aber auch Mysterienspiele, Predigttexte und religiöse Streitschriften.

An Volksbüchern wurden aus dieser Zeit „Till Eulenspiegel“, „Die Schildbürger“ und Doktor Faustus bekannt, der die Vorlage zu Goethes späterem Dramen „Faust I und II“ darstellte. Volkslieder, die heute noch aus dieser Zeit bekannt sind, sind das Kirchenlied es ist ein „Ros entsprungen“ und das (im heutigen Gebrauch), Schlaflied „Guten Abend, gute Nacht“. Die einzige Volksballade von Bedeutung aus dieser Zeit ist das Stück „Zwei Königskinder“, während Hans Sachs (1494-1576) und Meister Eckhart von Hochheim die wohl wichtigsten Vertreter ihrer Zeit sind was die Dichtung anging. Allein Hans Sachs hat zu seinen Lebzeiten über 4000 Meistergesänge, 1600 Schwänke, Fabeln und Erzählungen, sowie rund 200 Schauspiele zustande gebracht, was eindeutig für seine Begabung als Dichter spricht.

Während mit Eckhart von Hochheim die Epoche der bürgerlichen Dichtung begann, so endete sie mit Hans Sachs. Werfen wir aber nun einen Blick auf das was sich zu dieser Zeit der Bereich des Finanzwesens entwickelte.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Man muss zugeben dass die Epoche der Ritter für das Finanzwesen nicht allzu interessant ist, da es kaum Veränderungen gab, die für die Zeit oder die Nachwelt von Bedeutung gewesen wären, denn das im13. Jahrhundert in Umlauf gebrachte Geld stellte sich zu dieser Zeit als relativ stabil heraus und auch das Bürgertum konnte keinen Handlungsbedarf für neue Münzen finden, denn durch die Schaffung des Golddukaten, war es für sie so einfach wie noch nie geworden, Handel zu treiben und so ihren Reichtum zu mehren.

Ein paar Neuerungen gab es aber doch in dieser Epoche, die ich noch benennen möchte.

So wurde am 16.11. 1385 bzw. 8.6.1386 z.B. von allen vier rheinischen Kurfürsten, von Kuno von Trier, Friedrich von Köln, Adolf von Mainz und Ruprecht I. von der Pfalz, der erste rheinische Münzverein geschlossen. In diesem Verein Beschlossen die Münzherren , sich darin auf einheitliche Münzen einigten, um den Handel noch weiter zu vereinfachen. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Lübeck, um 1365 - 70. MONETA-LVBICE Thronender Kaiser. - SIOHANIS-BAPTISTA Heiliger Johannes in Mandorola, links oben ein Adler. Schilling 1365 - 70 . Silber, 3,03 g.

Dieser Verein war für das Münzwesen des Rheinlandes, aber auch des gesamten Deutschlands von größter Bedeutung. Besonders die Gulden, die der wichtigste Bestandteil des Vereins waren, fanden überall als Handelsgeld Anerkennung und wurden vielfach als Rechnungsmünze verwandt; in der Mark Brandenburg wurden 1426 "drey gute rheinische gulden für ein schok Groschen" gerechnet.

Der Goldgulden hatte zu Beginn noch einen Feingehalt also der Anteil Gold in ihm, von 23 Karat, doch sank seine Feinheit später wegen des Fehlens des Goldes erheblich (bis zu 19 Karat 1425 - 1444).

Der Verein wurde 1391 erneuert. Man setzte auf die Gulden einen kleinen Adler zu Füßen des Heiligen Johannes. An die Stelle des Täufer trat auf ihnen 1419 Petrus in ganzer und halber Figur und schließlich Christus (1425 bzw. 1464).

Zudem kam im 15. Jahrhundert zum ersten mal die Mark als Währungseinheit vor, zuvor war sie nur eine Gewichtseinheit gewesen, die schon seit dem 9. Jahrhundert bekannt gewesen war, aber eben nicht im Bezug auf die Währung. Im 13. Jahrhundert war dann zum ersten mal zwischen Gewichts- und Zählmark unterschieden worden, wobei eine Gewichtsmark, ursprünglich Kölner Mark, ein Gewicht von 233,856 g darstellte. Neben der Kölner Mark existierten zu dieser Zeit auch noch die Wiener, die Nürnberger und die Mark von Troye als so genannte Leitmarken des Reiches. 1524 wurde die Kölner Mark als Reichsgrundgewicht eingeführt. Diese wurde fortan zur Festsetzung des Münzfußes zugrundegelegt. Die Troymark wurde zum dominierenden Münzgrundgewicht in Westeuropa.

Der wendische Münzverein versuchte im Zuge der Großsilbermünzen (Taler als Ersatz für Gulden) mit der Ausprägung ihrer bisherigen Rechnungsmark zu 16 Schilling einen eigenen Weg zu gehen. Alle Versuche schlugen jedoch fehl, da sich der Taler in Norddeutschland durchsetzte. Ebenfalls versuchte man in Nordeuropa im Rahmen der Großsilbermünzen die Mark als bedeutende Münze einzuführen.

Auch Norddeutsche Städte begannen mit der Prägung von Markstücken. Darüber hinaus wurde auch in Aachen die Mark ab 1577 geprägt.

Renaissance, Humanismus, Reformation (1500-1600)

Beginn der Neuzeit

Textbeispiel:

Der Ackermann aus Böhmen

Ein Bauer hat seine junge Frau verloren und klagt nun voller Schmerz und mit aller Leidenschaft den Tod an:

„Grimmiger Tilger aller Leute, schädlicher Verfolger aller Welt, schrecklicher Mörder aller Menschen, Ihr Tod, Euch sei geflucht! Gott der euch schuf, hasse Euch; Unglück hause bei euch mit Macht… Himmel, Erde, Sonne, Mond und Gestirne, Meer und Wasser, Berg und Feld, Tal und Au, der Abgrund der Hölle und alles, was Leben hat, fluche euch in Ewigkeit

Der Tod ist überrascht und antwortet überheblich:

„ Du tust, als ob es dir ernst mit der Klage sei und dich gesetzliche Nötigung schwer dazu treibe. Warte, halt an dich und sei nicht so schnell mit schweren Flüchen; glaube nicht, dass du unsere erhabene und gewaltige Macht jemals zu mindern vermögest.“

Die beiden gehen vor den Richterstuhl des allmächtigen und wollen sich dem Urteil Gottes beugen:

„Der Kläger beklagt seinen Verlust, als ob es sein rechtes Erbe wäre; er denkt nicht, dass es von Uns verliehen worden. Der Tod wieder rühmt sich berechtigter Herrschgewalt, die er doch nur von Uns zu Lehen empfangen hat. Jeder beklagt sich, was nicht sein ist; dieser rühmt sich seiner Gewalt, die er nicht aus sich selber hat; jenen zwingt sein Leid zur Klage. Darum Kläger, habe die Ehre, du Tod aber habe den Sieg! Jeder Mensch ist dem Tode sein Leben, den Leib der Erde, die Seele Uns zu geben verpflichtet.“

(von Johann von Tepl aus Saaz in Böhmen)

Geschichte und Kennzeichen der Dichtung zu Beginn der Neuzeit:

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatte man das mittelalterliche Denken endlich und endgültig überwunden, nicht mehr die Kirche und die gottgewollte Ordnung standen im Mittelpunkt des Lebens, sondern es ist das Zeitalter der großen Entdeckungen von Columbus, Galilei und Keppler, und auch die großen Erfindungen wie der Buchdruck, der unter anderem die schnelle Verbreitung der Lutherbibel ermöglichte und Neuerungen in der Landwirtschaft sorgten dafür, das auch die Bauern ein wenig besser leben konnten. So kamen zum Beispiel Grundnahrungsmittel wie Mais und Kartoffeln aus Übersee nach Europa, die das Überleben der schnell wachsenden Bevölkerung ermöglichten. Allerdings war es auch das Jahrhundert der großen Umwälzungen, in denen die Bauern, zwar nicht im direkten Zusammenhang mit Luthers Thesen und seiner Bibelübersetzung, Ihre Rechte einforderten und unter Thomas Münzer einen Aufstand gegen die herrschenden Strukturen begannen, der jedoch kläglich scheiterte und für die Bauern in der Zukunft harte Einschnitte in ihr Leben darstellte.

Zudem entwickelte sich der Stand der Bürger noch weiter und einige Handelsfamilien (Fugger, Welser) waren inzwischen so reich und mächtig geworden, dass sie sogar schon einzelne Herrschaftshäuser (Spanien) beherrschten, indem sie dafür sorgten, dass diese mit dem Geld der Fugger Ihre Expeditionen finanzieren konnten. In der Architektur besann man sich auf die alten Techniken und Werte der Antike und versuchte diese nachzuahmen und noch zu übertreffen. So stellte man auf neuen Gemälden nicht nur Biblische Szenen dar, sondern besann sich auch wieder auf die Schönheiten des irdischen Lebens, ebenso versuchte man den Menschen zu erforschen und nicht leben und Sterben der Menschen als Gottgewollt hinzunehmen. Diese Epoche hatte Ihren Nahmen (Renaissance = Wiedergeburt) eben wegen dieser neuen/alten Werte im Denken der (gebildeten) Menschen.

In der Dichtung bewegte man sich im Sprachgebrauch weg von Latein und Mittelhochdeutsch und benutzte das Neuhochdeutsche für seine Werke.

Durch folgende Merkmale zeichnete sich das literarische wirken zu dieser Zeit aus:

- Renaissance: Der Mensch der Renaissance gelangt durch Wiederentdeckung der antiken Kunstwerke zu einem eigenen Kulturbewusstsein der Neuzeit. Das Einzelwesen wehrt sich gegen die mittelalterliche Gebundenheit (Ständestaat, Zunftwesen) und legt großen Wert auf die Daseinsfreude und auf sein selbständiges Fühlen und Denken (z.B. Festbanketts, Porträt-Malerei der oberen Stände)
- Humanismus: Die Humanisten sind davon überzeugt, dass wahre Menschlichkeit und Bildung nur durch umfassendes Studium der Antike zu erwerben sei. Da sie nur den Gebildeten als einen vollwertigen Menschen ansahen, schrieben sie ihre Werke in Latein und vernachlässigten so die deutsche Sprache. Dies führte zu einer tiefen Kluft zwischen der geistigen Elite und den „ungebildeten“ Volksschichten, die weder Latein noch Griechisch beherrschten, noch die Zeit für Literaturstudien Aufbringen konnten. (Der Bauer muss alle Stände ernähren, der Handwerker alle mit den gewünschten Waren beliefern.)
- Reformation: Martin Luther löste mit seinem Thesenanschlag (1517) eine Religiöse Spaltung aus, weil er ausschließlich den Glauben an die Gnade Gottes anerkannte. Er schuf mit der neuhochdeutschen Schriftsprache ein Instrument zur Verbreitung der Bibel als alleinige Quelle der Wahrheit. Der Reformator verhilft damit der neuhochdeutschen Sprache zum Durchbruch, in der künftig die gesamte deutsche Literatur geschrieben und die von allen Volksschichten und in allen Landen verstanden wird.

Dichter und Werke dieser Epoche:

Zu beginn des 16. Jahrhunderts war es durch die Thesen Martin Luthers, die sich auf die katholische Kirche und ihren Umgang mit den Menschen bezogen, zu einer Spaltung der christlichen Kirche in reformierte und Katholische Kirche gekommen. Zudem übersetzte Martin Luther (1483-1546) noch die Bibel ins neuhochdeutsche, womit er die Religion auch für die einfachen Leute zugänglich machte. Diese konnten nun auch nachlesen, ob es stimmte, wenn der Priester sagte, das einem alle Sünden vergeben werden, wenn man einen Ablassbrief kauft. Leider stand das so nicht in der Bibel und so ging der katholischen Kirche eine Menge Geld verloren, was ihr natürlich überhaupt nicht schmeckte.

Allerdings gab es auch noch Dichter wie Philipp Melanchthon (1497-1560) und Erasmus von Rotterdam (1466-1536), wobei sich erster vor allem durch sein „Augsburger Bekenntnis“ und durch seine Mithilfe an der Bibelübersetzung einen Namen gemacht hat. Erasmus von Rotterdam wurde vor allem durch seine enorme Schaffenskraft, die mit der von Hans Sachs zu vergleichen ist (Er schrieb eine Sammlung von 4000 antiken Sprichwörtern) und durch seine Satire „Lob der Torheit“

Ebenfalls nicht zu vergessen ist natürlich auch Johann von Tepl (um1351-1415), der mit seinem „Ackermann von Böhmen“, der ja auch oben aufgeführt ist, ein typisches Beispiel für den Frühhumanismus darstellt.

Nun wollen wir aber auch einmal schauen, was sich zum Thema Geld in dieser Zeit voller Neuerungen getan hat.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Um das 15. Jahrhundert herum begann für die Münzgeschichte eine neue Zeit. In Böhmen und Sachsen hatte man große Münzvorkommen entdeckt und daher beschlossen die, an sich sehr praktischen, Goldmünzen durch Silbermünzen zu ersetzen, die den gleichen Wert darstellten, und daher viel größer ausfielen. Ein Silbertaler wog 30 Gramm und stellte damit denselben Wert wie der Gulden (3,5 Gramm) dar. Es war also wieder ein Schritt zurück für die Geldgeschichte, denn bevor es den Gulden oder Dukaten gab, hatte man ja auch schon einmal Silbermünzen gehabt. Warum also dieses Handeln der Münzherren?

Ganz einfach: Die Münzherren mussten ihr Gold, das sie zum Produzieren ihrer Münzen brauchten in den meisten Fällen teuer aus fernen Gegenden (Asien oder Indien) einkaufen und liefen dabei auch noch Gefahr, dass ihnen das Gold durch Überfälle auf die Handelskarawanen oder sonstige Widrigkeiten das Gold abhanden kam. Also beschlossen sie, das Silber, das ja praktisch vor ihrer Haustür lagerte, wieder verstärkt für die Münzproduktion zu nutzen und so mehr Kapital daraus zu schlagen, da es ja weniger Risiken gab.

Außerdem hatte im Jahr 1492 Kolumbus Amerika entdeckt und in den Folgenden Jahren kam mit den Flotten der Spanier aus den Bergwerken und Inkas mehr Silber nach Europa als in den 2000 Jahren zuvor auf der ganzen Welt gefördert worden war! Zudem hatte man in dieser Zeit Verfahren entdeckt, womit man zum einen Bergwerke noch besser ausbeuten konnte und zum anderen das gewonnene Silber sogleich von anderen, unedlen Beimischungen reinigen konnte.

Die Silbermünzen nannte man zu Beginn noch wie die Goldmünzen Goldiner, oder Gulden, da sie ja den gleichen Wert darstellten. Später benannte man ihn aber in Taler um, denn man hatte im böhmischen Erzgebirge, im Joachimstal riesige Silbervorkommen entdeckt und ließ sie sogleich an Ort und Stelle vermünzen, um Transportkosten und oben genannte Risiken zu vermeiden. Es wurden so viele Münzen von dieser Sorte geschlagen, dass sie bald über weite Teile Europas bekannt war. Diese Münze hieß ihrem Ort und ihrer Prägung nach Joachimstaler, denn auf ihr war der heilige Joachim dargestellt. Aus dem Joachimstaler wurde schnell einfach nur noch der Taler und später benannte man auch andere Guldengroschen in Taler um. Der Taler war wegen seiner Wertbeständigkeit so gefragt, dass er in der Welt viele Nachahmer fand und auch bei uns bis tief in das 19. Jahrhundert genutzt wurde. In Amerika wurde zum Beispiel aus dem Taler der Dollar, in Italien gab es Münzen mit dem Namen Tallero, in den Niederlanden gab es den Daalder und selbst in Russland nennt man alle Silbermünzen Jefimok, abgeleitet von Joachim.

Das Besondere an den neuen Silbermünzen war auch, das man nicht versuchte die Bilder der antiken oder älteren Münzen nachzuahmen, was ja in der Vorzeit mehr schlecht als Recht gelungen war, sondern man konzentrierte sich darauf, neue Bildnisse zu entwickeln, die den alten überlegen waren. So waren auf den großflächigen Silbertalern häufig auf der Vorderseite die jeweiligen Landesherren zu sehen, während Reichsstädte wie Nürnberg oder Frankfurt das Bildnis des Kaisers trugen, da sie nur diesem untertan waren und sonst niemandem.

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Taler Kaiser Ferdinand I, Bergbau Taler, Harzer Silberbergbau 1558 - 1564 17.Jh.n.Chr

Auf den Münzen der adligen Münzherren war hinter dem Herrschernamen die Inschrift D.G. zu lesen, was „Dei Gratia“ (von Gottes Gnaden) bedeutete und auf die christliche Gesinnung des Münzherren hinweisen sollte. Die Rückseite zierte zumeist das Wappen des Münzherren oder der Besitzungen die diesem gehörten. Wie oben schon erwähnt versuchten die Münzmeister sich gegenseitig in der Schönheit der Münzen zu übertreffen und waren so auch nicht den „Sonderprägungen“ abgeneigt, die zum Beispiel Dinge wie Siege, Friedensverträge, Krönung oder Tod des Landesherren darzustellen. Und bei jedem neuen Auftrag versuchten sie ihre alten Werke noch zu übertreffen und so die Gunst des Münzmeisters zu erlangen oder zu behalten.

Um noch Komplexere Geschehnisse darstellen zu können wurden ab und zu Doppel- (60 Gramm) oder Dreifachtaler (90 Gramm!) geprägt, sehr selten auch noch größere Stücke. Für den Handel waren diese Münzen allerdings ungeeignet, und auch gar nicht bestimmt, sondern man wollte damit nur prunken und protzen. Es gab allerdings auch noch kleinere Münzen, wie halbe Taler, Viertel- und Achteltaler.

Das 17. Jahrhundert Jedoch war von großen Umbrüchen gezeichnet und so gingen die gerade geschaffenen Werte zwar nicht verloren, doch durch Kriege und andere Katastrophen wurden neue Werte geschaffen, dies zeigte sich besonders in der Dichtung…

Dichtung des Barock (1600-1700)

Textbeispiel:

„Der abenteuerliche Simplicissimus“

von Christoph von Grimmelshausen (1622-1676)

Das Findelkind Simplicius (= der Einfältige) wächst in der Einsamkeit des Spessarts auf. Der Bauernhof seiner Pflegeeltern wird von Soldaten im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt. Er selbst flieht zu einem Einsiedler und lernt von ihm wahre Herzensbildung. Nach dessen Tod wird er ebenfalls Soldat, später gewissenloser Räuber, der an Reichtümern hängt und ein ausschweifendes Leben führt. Erst eine schwere entstellende Krankheit (Pocken) lässt ihn umdenken. Er bereut sein schuldhaftes Leben, zieht sich als Einsiedler in den Schwarzwald zurück und legt dort Rechenschaft über sein bisheriges Leben ab:

„Dein Leben ist kein Leben gewesen, sondern ein Tod; deine Tage ein schwerer Schatten, deine Jahre ein schwerer Traum, deine Wollüste schwere Sünden, deine Jugend eine Phantastei und deine Wohlfahrt ein Alchemistenschatz, der zum Schornstein hinausfährt und dich verlässt, eh du dich dessen versiehst! Ich bin arm an Gut, mein Herz ist beschwert mit Sorgen, zu allem guten bin ich faul, träg und verderbt, und was das allerelendste, so ist mein Gewissen ängstig und beschwert. Adieu, Welt! denn auf dich ist nicht zu trauen noch von dir etwas zu hoffen!…“

Geschichte und Kennzeichen der barocken Dichtung:

Im 17. Jahrhundert war Westeuropa, insbesondere aber das Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation von schrecklichen Katastrophen heimgesucht worden.

Aufgrund der Kirchenspaltung in Katholiken und Reformierte, entwickelte sich der „Dreißigjährige Krieg“, infolge dessen ganze Landstriche entvölkert wurden. Auch die Stadtbevölkerung, die zuvor so von der Landflucht profitiert hatte, hatte unter diesem Konflikt zu leiden, denn in der Stadt selbst konnten keine Lebensmittel produziert werden, und die Bauern auf dem Lande wurden regelmäßig von durchziehenden Söldnerheeren ausgeplündert, gebrandschatzt und somit ihrer Existenzen beraubt. So waren es also Die Bauern auf dem Lande und die Bürger der Stadt, die sich den Frieden herbeisehnten, dieser ließ aber auf sich warten, und erst im westfälischen Frieden, konnte man sich darauf einigen, dass das töten sinnlos war und in Zukunft alle Fürsten und Landbesitzer selbst entscheiden sollten, welcher Religion sie angehören wollten, denn darum war es in diesem Konflikt die ganze Zeit gegangen.

Als Folge dieses Friedensvertrages wurde das ehemalige Deutschland politisch macht und wertlos, denn das Land war in über hundert Einzelstaaten zersplittert, die auch gar kein Interesse daran hatten sich zu einem Einzelstaat zu verbünden. So Gewann Frankreich unter dem „Sonnenkönig“ Ludwig dem XIV an Macht und Einfluss, vor allem, weil dieser eine neue Staatsform unter dem Motto „L´etat ce moi“ (der Staat bin ich) aus der Taufe gehoben hatte. Den Absolutismus, der es ihm ermöglichte ein schlagkräftigeres Militär und eine effektivere Bürokratie in seinem Staat zu führen. Dadurch gelang es ihm aus seinem Volk noch mehr Steuern herauszupressen, was ihm ungeheuren Luxus ermöglichte, mit dem er die Kunst und Künstler förderte, um sich noch besser darzustellen. Das Modell des „Sonnenkönigs“ wurde Vorbild für alle Herrscher in Europa, auch wenn sie es nicht so extrem vollendeten wie es Ludwig XIV. getan hatte. Unter der Obhut des Adels gewann die Kunst, vor allem Malerei, Architektur und Musik einen gewaltigen Aufschwung und vor allem die deutsche Barockmusik erlangte Weltruhm durch die Werke von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel.

Die Barockdichtung jedoch entfernte sich von den Bürgern, die zu dieser Zeit mit anderen Dingen, z.B. Überleben, beschäftigt waren als zu dichten, hin zu gelehrten bei Hofe der Fürsten und Könige. Die Bühnendichtung (Dramen) diente zu dieser Zeit daher besonders der Verherrlichung von Kirche und Staat.

Die folgenden Merkmale zeichneten besonders die Barockdichtung aus:

- Die Hofpoeten und Gelehrten wollen belehren und das gesellschaftliche Leben ausschmücken. Daher ist die deutsche Barockdichtung nicht vergleichbar mit der ausländischen Literatur, die im 17. Jahrhundert eine Blütezeit erlebt:

- Englische Klassik: William Shakespeares Dramen, z.B. „Romeo und Julia“, „Hamlet“ und „Othello“;
- Französische Klassik: Jean Baptiste Molières Komödien, z.B. „Der Geizige“, „Der eingebildete Kranke“;
- Spanische Klassik: Miguel de Cervantes Roman „Don Quijote“.

- Die Lebensauffassung der Menschen zur deutschen Barockzeit ist innerhalb der Stände gespalten:

Die HERRSCHER (König, Fürsten, Grafen, Adlige) streben nach Macht und Selbstbestätigung, nach Prunk und Verschwendung bei Hof gemäß französischem Vorbild;

Das VOLK bewahrt seine Religiosität und seine Existenzangst, indem es angesichts von Kriegen und Seuchen die Vergänglichkeit alles irdischen erkennt; es strebt nach Erlösung und glaubt an die göttliche Allmacht – was zum Leitmotiv der religiösen Barockdichtung wird.

- Sog. Sprachgesellschaften pflegen die deutsche Schrift- und Literatursprache und versuchen, das Deutsche den anderen europäischen Sprachen gleichzustellen (man parlierte französisch und verhandelte englisch). Die Barockdichter bemühen sich, die Schriftsprache über die Alltagssprache zu erheben, indem sie schmückende Beiwörter, Vergleiche und Sinnbilder in ihren Texten verwenden. Leider wirkt die Barocksprache dadurch aber künstlich und abstrakt, oft schwülstig und überladen.

Dichter und Werke dieser Epoche:

Zu diesen schweren Zeiten machten sowohl die Tragödie („Catharina von Georgien“) und die Komödie („Horribilicribrifax“) des Andreas Gryphius (1616-1676) von sich reden, aber auch Christoph von Grimmelshausen (1622-1676) schrieb mit „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ einen zeitkritischen Roman, in dem die Probleme dieser Zeit offen dargelegt wurden, wie wir auch dem Textauszug oben entnehmen können.

Auch zu der Zeit in der er lebte äußerte sich Martin Opitz (1597-1639) mit seiner theoretischen Schrift „Buch von der deutschen Poeterey“, in der er festlegte:

Die Tragödie sei den höheren Ständen, die Komödie dem niederen Volk vorbehalten.

Auch das Geld machte zu dieser Zeit natürlich Veränderungen durch, wie es immer ist wenn ein Land oder wie in diesem Fall der halbe Kontinent in einem Krieg versinkt werfen wir einen Blick darauf, wie die Menschen in diesen Zeiten damit umgingen…

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Neben den Münzvereinen, die sich ja schon zu beginn des 16. Jahrhunderts gebildet hatten um das Münzwesen im Heilige Römischen Reich Deutscher Nation zu vereinheitlichen und somit zu vereinfachen, wurden im späten 16. Jahrhundert die Reichskreise bedeutsam; das heutige Hessen gehörte vor allem dem Oberrheinischen und dem Kurrheinischen Kreis an. Sie waren dazu verpflichtet, sog. Kreiswardeine zu bestellen, die die Münzen der Kreisstände, also der beteiligten Landesherren, untersuchten. Auf sogenannten Probationstagen und später auf den Kreistagen wurden die Ergebnisse zusammen mit der Münzpolitik von den Kreisständen diskutiert und verabschiedet.

Alle diese Instrumente versagten immer wieder im Kampf gegen gewinnsüchtige Landesherren, die ihres Gewinns wegen den Edelmetallgehalt der Münzen verschlechterten. In der reichsweiten Geldkrise der sogenannten Kipper- und Wipperzeit" der Jahre 1619 bis 1623 wurde der Edelmetallgehalt vor allem der kleineren Münzen verschlechtert, was bei einer Hortung der größeren Münzen zu einer Edelmetallinflation führte. Vor allem zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges trieben Münzfälscher ihr Unwesen. Sie kauften mit schlechten, verunreinigten Münzen gute Silbermünzen, die sie dann wieder einschmolzen und mit anderen unreinen Metallen vermengten, um mehr Münzen daraus produzieren zu können. Der Name „Kipper und Wippet“ kam vom Wippen der Waagschale, mit dem man die Guten Münzen zum Kippen, wie man das Einschmelzen nannte, aussortierte. Wer zur damaligen Zeit viele Kupferkessel hatte, hatte gute Chancen ein reicher Mann zu werden, denn die konnte man einschmelzen und zu Münzen verarbeiten. Sehr beliebt war auch das „Beschneiden“ von echten Münzen, dabei schnitt man den Rand der Münzen ein wenig ab, was nicht auffiel, da die Münzen eh nicht ganz rund waren.

Im Laufe des 17. Jahrhunderts betrieben kleinere Territorien in Hessen sog. Heckenmünzen, illegale Münzbetriebe. Frankfurt bildete ein Zentrum des spekulativen Geldhandels. Mit der Bildung neuer Münzvereine, der Festsetzung neuer Münzfüße und schließlich Polizeiaktionen gegen illegale Münzstätten versuchte man, der Probleme Herr zu werden. Der Umlauf schlechter und teilweise gefälschter Münzen stellte die Bevölkerung seit jeher und in

Krisenzeiten vor besonders große Probleme. Bei einem Rücklauf des schlechten Geldes in Form von Steuereinnahmen in die staatlichen Kassen wurden auch die Landesherren und damit die Verursacher der Krise geschädigt. Deshalb stand in England auf Münzfälschung auch die Todesstrafe.

Dichtung der Aufklärung (1700-1770)

Textbeispiel:

Ein kostbarer Ring wird seit Generationen jeweils vom Vater seinem liebsten Sohn vererbt; der Ring hat die Kraft den Träger vor Gott und den Menschen angenehm (beliebt) zu machen. Der jetzige Eigentümer kommt in große Bedrängnis, weil er alle drei Söhne gleich schätzt und keinen beim Erbfall bevorzugen möchte. So lässt er neben dem echten Ring zwei weitere Kopien herstellen, die so gut nachgemacht sind, dass selbst der Vater den Original-Ring nicht mehr herausfinden kann. Nach seinem Tode behauptet jeder der Söhne den rechtmäßigen Ring zu besitzen. Der weise Richter gibt ihnen folgenden Rat (RINGPARABEL):

„Hat jeder von euch seinen Ring von seinem Vater,

So glaube jeder sicher seinen Ring

Den echten. – Möglich, dass der Vater nun

Die Tyrannei des einen Rings nicht länger

In seinem Hause hatte dulden wollen! – Und gewiss,

Dass er euch alle drei geliebt, und gleich

Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen,

Um einen zu begünstigen. – Wohlan!

Es eifre jeder seiner unbestochenen,

Von Vorurteilen freien Liebe nach!

Es strebe von euch jeder um die Wette,

Die Kraft des Steins in seinem Ring an Tag

Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,

Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,

Mit innigster Ergebenheit in Gott

Zu Hilf’! Und wenn sich dann der Steine Kräfte

Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern:

So lad’ ich über tausend tausend Jahre

Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird

Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen

Als ich und sprechen

(von Gotthold Ephraim Lessing 1729-1781)

Geschichte und Kennzeichen der aufgeklärten Dichtung:

Im Zuge der Aufklärung waren die am Ende des 18. Jahrhunderts aufkeimenden Revolutionen unausweichlich.

Die Landbevölkerung musste unerträgliche Qualen erleiden, damit sich der Adel die Prunkvolle Hofhaltung überhaupt leisten konnte, die im Zeitalter des Absolutismus an erster Stelle stand. Um Die Bauern noch mehr zu binden, machte man sie kurzerhand zu Leibeigenen, womit ihnen sämtliche Rechte genommen wurden und was sie vollkommen der Willkür der jeweiligen Landesherren auslieferte.

Das Bürgertum in den Städten war seit dem Dreißigjährigen Krieg wieder erstarkt und es hatte sich innerhalb dieser eine Elite gebildet, sich die Prinzipien der Vernunft und der Aufklärung als oberstes Ziel auf ihre Fahnen geschrieben hatte. Denn es fühlte sich durch ihren Reichtum und ihre Macht, die durch Handel und Bankwesen entstanden waren der Landbevölkerung sowieso überlegen und dem Adel zumindest ebenbürtig. So forderten sie mehr Freiheiten und Rechte für ihresgleichen ein. Allerdings überbewertete das Bürgertum die Prinzipien der Vernunft und so musste es zu einem Konflikt mit der Kirche kommen, denn die Lehre der Vernunft sagte, dass alles, was nicht beweisbar war eine Täuschung sei und infolge dessen lösten sich einige Bürger komplett von der Kirche und wurden zu Gottesleugnern, zu „Atheisten“.

In dieser Epoche gab es Folgende Merkmale, die in der Dichtung zu erkennen waren:

- Zur Zeit der Aufklärung gibt es keine besoldeten Hofdichter mehr, sondern freie Schriftsteller, die von ihrer dichterischen Arbeit zu leben versuchen – Allerdings eingeengt durch die Zensur ihres Landesherrn.
- Der aufgeklärte Dichter ist davon überzeugt, mit seinem Denken, seiner Vernunft und seinen Sinnen alles erfassen und durchschauen zu können. Damit wird er zum Feind der Kirche, weil nur wahr sein kann, was beweisbar ist. Glauben aber ist Nicht-Wissen, ist nicht nachweisbar, also hinfällig für aufgeklärte Menschen.
- Der Aufklärer vertritt ein positives Weltbild, verbunden mit Diesseitsbejahung und Fortschrittsglaube.
- Die Vernunft wird Maßstab für das persönliche und gesellschaftliche Handeln. Die Zeitgenossen werden ein den aufgeklärten Schriftstellern angehalten, die Menschenrechte gegenüber ihrem Herrscher (z.B. Gaugraf, Kurfürst oder König und Kaiser) einzuklagen, auf die Gleichheit aller Menschen zu pochen.

Dichter und Werke dieser Epoche:

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) wurde 1729 in Kamenz in der Oberlausitz geboren und wuchs zunächst in einem streng lutherischen Elternhaus auf, bekam später eine hervorragende Ausbildung an der Fürstenschule St. Afra in Meißen. Daraufhin begann er ein Theologiestudium in Leipzig, brach dieses aber ab, da die dort vermittelten Werte nicht zu seiner aufgeklärten Auffassung passten. Daraufhin wendete er sich der Literatur und dem Theater zu und verdiente sein Geld vorerst als Journalist. Er schrieb während seiner Zeit am Hamburger Nationaltheater, an dem er ab 1767 arbeitete, Dramen wie „Minna von Barnhelm“, das als das erste bedeutende deutsche Lustspiel gewertet wird. Und in seinem Drama „Nathan der Weise“ versuchte er aufzuzeigen, das die wahre Humanität sich nur durch „sittliches Handeln“ erweist, denn die handelnden stehen im Zwiespalt zwischen Verstand und Gefühl, und jeder muss erst beweisen, welche Kraft seine Religion besitzt.

Dieses Drama stellt ein Paradebeispiel der aufgeklärten und von den Prinzipien geleiteten Dichterkunst dieser Zeit dar, da es fordert, dass keine Religion der Welt zum jetzigen Zeitpunkt von sich sagen kann, das sie die wahre sei, sondern jede einzelne müsse erst durch tägliche Nächstenliebe beweisen, dass sie es wert ist, die wahre Religion genannt zu werden. Dies wird, in der oben gezeigten, Ringparabel deutlich.

Nach seiner Tätigkeit am Hamburger Nationaltheater arbeitete Lessing noch als Bibliothekar in Wolfenbüttel und verstarb 1781 in Braunschweig.

Auch sehr wichtig für die Deutsche Literatur ist Christoph Martin Wieland (1733-1813), der sich insbesondere einen Namen dadurch gemacht hatte, indem er die Deutschen durch seine Übersetzungen von Shakespeare, Cervantes, Corneille und Moliére mit der Weltliteratur vertraut machte und so auch die deutsche Dichtkunst bereicherte. Für die Deutschen Dichter und Denker stelle er eine solche Persönlichkeit dar, dass Goethe an seinem Grab eine bewegende Abschiedsrede hielt.

Er übersetzte aber nicht nur, sondern schrieb auch selbst. Er verfasste Werke wie den Erziehungsroman „Der goldene Spiegel“ den Entwicklungsroman „Die Geschichte des Agathon“ und das Epos „Oberon“

Werfen wir nun aber einen Blick auf das genaue Gegenteil der Aufklärung, den Pietismus, denn natürlich mussten bei den radikalen Gedanken der Aufklärer unweigerlich Konflikte auftreten, die sich auch in der deutschen Literatur ausdrückten.

Dichtung des Pietismus (1700-1770)

Textbeispiel:

Kirschblüte bei Nacht (Naturlyrik)

Von Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)

Ich sah mit betrachtendem Gemüte

Jüngst einen Kirschbaum, welcher blühte,

In kahler Nacht bei Mondenschein;

Ich glaubt, es könne nichts von größrer Weiße sein.

Es schien als wär ein Schnee gefallen;

Ein jeder, auch der kleinste Ast,

Trug gleichsam eine rechte Last

Von zierlich weißen runden Ballen …

Geschichte und Kennzeichen des Pietismus:

Fast parallel zum nüchternen Vernunftdenken der Aufklärung entwickelt sich im 18. Jahrhundert eine Gegenbewegung, der so genannte Pietismus (lat. Pietas = Frömmigkeit). Die Anhänger dieser Bewegung forderten zwar auch wie die aufgeklärten mehr Rechte und Freiheiten für die Menschen ein, waren aber davon überzeugt, dass das tägliche Leben nicht durch reines Vernunftdenken, sondern Probleme nur durch Gefühl und Glauben zu bewältigen seien.

Der protestantische Geistliche Philipp Jakob Spener (1635-1705) Forderte die Christen in Deutschland zu religiöser Erneuerung und tätiger Nächstenliebe auf, womit er die Religionsflucht der „aufgeklärten“ Menschen zu verhindern suchte.

In der Dichtung der Pietistischen Schriftsteller spielten Gefühle häufig eine große Rolle, was ihnen oft als Wehmütigkeit ausgelegt wird. Allerdings war es für sie wichtig, die Bewährung des Glaubens durch tätige Nächstenliebe unter Beweis zu stellen und so „Gefühlsduselei“ zu verhindern. Durch diese Nächstenliebe wurde das Mitleiden-Können erst wahrhaft möglich.

Die folgenden Merkmale prägten die pietistische Dichtung:

- Der Dichter des Pietismus kämpft gegen die ewigen Zweifler; er stellt dem Verstandesdenken der Aufklärer seine Religiosität entgegen.
- Die Pietisten bemühen sich in ihrem Werk um ein vertieftes Glaubenserleben, das mit tätiger Nächstenliebe untrennbar verbunden ist.
- Das Gemüt und die Ergriffenheit über das Erhabene erhalten in Deutschland wieder eine Bedeutung

Dichter und Werke des Pietismus:

Der 1724 in Quedlinburg geborene Friedrich Gottlieb Klopstock stellte für die Dichtung des Pietismus insofern etwas besonderes dar, indem er zwar einerseits Fromm und Gottesfürchtig war, andererseits aber auch weltoffen und –bejahend. Erlöste sich als einer der Ersten vom, bisher immer noch streng geltenden, Versmaß und greift als erster zu Freien Rhythmen und vermeidet auch krampfhaft Reime. Lieber probierte er neue Dinge und setzt z.B. die Bewegungen eines Eiskunstläufers in Worte um. Damit brach er mit allen bisher geltenden Regeln und definierte die Dichtkunst neu. Seine Pietistische Neigung zeigte sich besonders in seinem, in getragener Sprache geschriebenen, Epos „Messias“, das Christi Leben, Auferstehung und Himmelfahrt behandelt. Er schrieb aber auch Dramen wie „Herrmanns Schlacht“ und „Hermanns Tod“, sowie eine Theoretische Schrift über Poesie „Die deutsche Gelehrtenrepublik“.

Er verstarb nach Langer Krankheit 1803 in Hamburg.

Auch nicht zu vergessen in der Dichtung des Pietismus ist Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769), der im sächsischen Hainichen geborene Dichter war Schüler der Fürstenschule Meißen, wurde daraufhin Professor für Poesie, Rhetorik und Moral in Leipzig und verfasste Werke, die zumeist ins komödienhafte gingen wie, „Die Betschwester“, „Die kranke Frau“ oder schalkhafte Romane wie „Der Blinde und der Lahme“.

Das besondere an Gellert war, dass er versuchte das Weltbild des Pietismus mit den Thesen der Aufklärung zu verbinden. So versuchte er in seinen Geschichten stets mit Witz und Verstand eine Botschaft an den Leser zu bringen, die in ungefähr lautete: Man kann Gläubig sein, und trotzdem vergnügt.

Dies vertrug sich zwar nicht unbedingt mit der damaligen Kirchenlehre, die die Frömmigkeit über alles stellte, aber es traf den Geist vieler Menschen zur damaligen Zeit.

Zudem wurde sein geschliffener und häufig schalkhafter Stil für viele Dichter der nachfolgenden Zeit zum Vorbild.

Nun wollen wir uns aber anschauen, was in der Zeit der absolutistischen Herrscher mit dem Geld in Deutschland und Europa geschah.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Im 18. Jahrhundert war die Geldkrise Trotz des Kampfes gegen Münzfälscher und Betrüger noch nicht überwunden, sie war eher noch schlimmer geworden. Der Handel auf deutschem Boden war fast zum Erliegen gekommen, die Wirtschaft befand sich in einem Abschwung, bzw. es gab kaum noch Wirtschaft. Und trotzdem versuchten die Landesherren immer noch an ihre Finanzen aufzubessern, indem sie immer wieder neue Münzen mit verschiedenen Werteinheiten prägten. So kam es dazu, dass zu Beginn des 18. Jahrhunderts schließlich mindestens 15 000! Münzen im Umlauf waren.

So war es natürlich kein Wunder, dass selbst die Geldwechsler und Banken bald den Überblick verloren und einige Münzen gar nicht erst annahmen, da sie sie nicht kannten. So wurde es insbesondere für die Landbevölkerung und für die ärmeren Bevölkerungsteile in den Städten immer schwieriger mit dem Geld, das sie von ihren Lehnsherren bekamen etwas zu kaufen. Auch die Münzvereine und Reichskreise, die ja angetreten waren das Münzwesen zu vereinfachen, existierten zwar noch ansatzweise, hatten aber ihre Macht über die einzelnen Fürsten völlig verloren.

Hundert Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges waren im Nordosten und im Südosten Deutschlands zwei große Reiche entstanden, Preußen und Österreich. Diese zwei Reiche versuchten nun auf Kosten der anderen Fürstentümer zu expandieren und die Vorherrschaft im Römisch-Deutschen Reich zu bekommen. Um dies zu verdeutlichen wollte der preußische König Friedrich der Große ein einheitliches Münzsystem in den von ihm regierten Gebieten haben. Also beauftragte er seinen Münzmeister J.P. Graumann einen neuen Münzfuß festzulegen. Ein Münzfuß ist die Anzahl von Münzen, die aus einer bestimmten Menge Edelmetall geschlagen werden darf. Graumann entschied sich für die Kölner Mark mit einem Gewicht von 234 Gramm Silber, aus der 14 preußische Taler geprägt werden durften.

Natürlich wollte Österreich seinem Erzfeind in diesem Punkt in nichts nachstehen und ließ wenige Jahre später (1753) einen eigenen Münzfuß für die Österreichischen Gebiete und Bayern, mit dem sie einen „Konventionsvertrag“ geschlossen hatte, erstellen. Nach diesem Münzfuß wurden aus der Kölner Mark Zwanzig Gulden oder Zehn Taler geprägt.

Nach und nach schlossen sich alle anderen deutschen Staaten und Städte einem dieser beiden Münzfüße an, je nachdem wie sie zu Österreich und Preußen standen.

Dichtung der Klassik (1770-1832)

Textbeispiele:

Prometheus (Hymne aus der Sturm und Drang-Zeit)

Von Johann Wolfgang Goethe

Bedecke deinen Himmel Zeus, Ich kenne nichts Ärmer’s

Mit Wolkendunst! Unter der Sonn’ als euch Götter!

Und übe, dem Knaben gleich, Ihr nähret kümmerlich

Der Disteln köpft, Von Opfersteuern

An Eichen Dich und Bergeshöhn! Und Gebetshauch

Mußt mir meine Erde Eure Majestät

Doch lassen stehn. Und darbtet, wären

Und meine Hütte, die du nicht gebaut, Nicht Kinder und Bettler

Und meinen Herd, Hoffnungsvolle Toren…

Um dessen Glut du mich beneidest.

Faust (Drama aus der Zeit der Klassik)

Von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Die Wette mit dem Teufel Mephistopheles (Faust I)

Wird’ ich zum Augenblicke sagen:

Verweile doch! Du bist so schön!

Dann magst du mich in Fesseln schlagen,

Dann will ich gern zugrunde gehen!

Dann mag die Totenglocke schallen,

Dann bist du deines Dienstes frei,

Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,

Es sei die Zeit für mich vorbei!

Der Sturm und Drang (1765-1785) als Wegbereiter der Klassik

Geschichte und Merkmale des Sturm und Drang

Im Zuge der Aufklärung entwickelte sich neben dem Pietismus noch eine zweite Gegenbewegung zur Aufklärung, aus der sich später die Klassik entwickelte. Die Dichtung des Sturm und Drang. Die Dichter der Sturm und Drang Zeit wehrten sich krampfhaft gegen das starre Zweckdenken und die Gefühlskälte der Aufklärer und forderten, dass sich der Mensch mehr von seinen Gefühlen leiten lassen müsse und empfindsamer werden sollte. Dieser Forderung gab Rousseau mit seiner Parole „Gefühl ist mehr als Vernunft“ Nachdruck, womit er versuchte deutlich zu machen, dass der Mensch ein empfindsames Wesen sei, dass, wenn es versucht durch starres Vernunftdenken diese Gefühle zu unterdrücken geistig verkümmern müsse. Zudem war er davon überzeugt, dass Gefühl und Gemüt die Standesgrenzen und Vorurteile aufheben würde, da das Gefühl und empfinden alle Menschen der Welt vereinen würde.

Er forderte gerade die Jugend dazu auf alles gekünstelte und gespielte zu vermeiden, und wieder lieber auf die Regungen des Herzens zu hören. Diese Forderung vereinte er unter der Parole: „Zurück zur Natur“, die noch heute Dichter und Denker beeinflusst, und sogar Filmemacher (gerade des deutschen und französischen Films) der heutigen Zeit nehmen sich ein Beispiel daran.

Aus dieser Lebenseinstellung entwickelten sich zu dieser Zeit zwei völlig gegensätzliche Menschentypen:

- Zum einen den Naturburschen, den kraftstrotzenden, revolutionären Typ; er wird von seinen Kameraden rau mit „Kerl“ begrüßt, er kleidet sich salopp, um so gegen die erstarten Konventionen der höfischen Gesellschaft zu protestieren. Der Sturm und Drang erlangte, bedingt durch die politische Zersplitterung Deutschlands, nie die Bedeutung einer politischen Bewegung, die wie in Frankreich zu einer Revolution (1789) führte, prangerte jedoch bestehende Missstände an.
- Zum anderen den empfindsamen Schwärmer, der innerlich gefährdet ist und wegen seiner Todessehnsucht zum Rausch und Selbstmord neigt. Dieser überaus sensible Typ folgt nur seinem persönlichen Gefühl, fühlt sich als Genie, setzt sich die Maßstäbe seiner Kunst selbst und läuft Gefahr, wegen der zu hoch gesteckten Ziele zu scheitern.

Goethe und Schiller vertreten mit ihren Jugendwerken die literarische Bewegung des Sturm und Drang genialsten. In Götz von Berlichingen“ (J.W. Goethe) oder „Die Räuber“ (F. Schiller) treten uns Charaktere entgegen, die sich absolut schrankenlos und innerlich frei fühlen. Diese Einstellung führt aber bei ihnen zu übersteigerter Leidenschaft (z.B. Fanatismus und Hass, rasende Liebe, tödliche Eifersucht), zu Rohheit und Rebellion gegen die Willkürherrschaft der absolutistischen Fürsten, sowie gegen alles maßvolle, geregelte und geordnete.

Als Merkmale des Sturm und Drang sind festzuhalten:

- Die Gefühlsstärke des Menschen wird höher bewertet als seine Verstandesfähigkeit (gegen Aufklärung). Als Parole gilt: „Gefühl übersteigt die Vernunft!“ Gemüt und Leidenschaft sind in Mode
- Der Glaube an die individuelle Schöpferkraft des Einzelnen (das Genie) tritt in der Dichtung an die Stelle des christlichen Erlöserglaubens (gegen Pietismus).
- Shakespeare gilt als dichterisches Genie und wird zum Vorbild der Vertreter des Sturm und Drang; die französischen Dramatiker und die starren Theaterregeln von Opitz und Gottsched werden abgelehnt.
- Die Sprache der neuerungssüchtigen Naturgenies verzichtet auf den erhabenen Ton, ist regellos und oft mit Kraftausdrücken durchsetzt.

Dichter und Werke des Sturm und Drang als Wegbereiter der Klassik:

Als einer der wichtigsten Denker des Sturm und Drang kann wohl Jean Jacques Rousseau (1712-1778) gelten, der in Paris lebte und als erster den Vernunft- und Fortschrittsglauben überwunden hatte und mit seinen Werken „Über Ursprung und Gründe der Ungleichheit der Menschen“ und dem „Gesellschaftsvertrag“ und seinem Erziehungsrom „Emile“ protestierte er gegen die Gesellschaft, die der Dekadenz verfiel und sich selbst durch die „Vernunft“ zerstörte.

Weiterhin zu erwähnen sind Johann Gottfried Herder (1744-1803), der mit seiner Forderung nach Naturpoesie die schlichte, ungekünstelte Volkslyrik fördern wollte und der sich wünschte, dass Gedichte sein sollten wie Volkslieder, in denen sich die Volksseele unverfälscht ausdrückt. So verfasste er denn auch eine Volksliedersammlung („Stimmen der Völker in Liedern“) und verfasste Theoretische Schriften wie z.B. „Shakespeare“ und „Beförderung der Humanität“.

Und natürlich Wilhelm Freiherr von Humboldt (1752-1835), der mit seinem Humanitätsideal einen großen Einfluss auf Goethe, Schiller und Schlegel hatte, da er mit ihnen über Jahre hinweg intensive geistige Auseinandersetzungen führte. Zudem gründete der Sprachwissenschaftler die Universität in Berlin unter dem Motto einer weltweiten Humanität.

Geschichte und Kennzeichen der klassischen Dichtung:

In der Klassik nahmen sich die Dichter sowohl der Dichtung der übersteigerten Vernunft, als auch der Werke des Sturm und Drang an, die häufig von gewaltigen und unkontrollierten Gefühlsausbrüchen gekennzeichnet waren. Allerdings versuchte man in der Klassik sowohl vom einen als auch vom anderen das beste herauszukristallisieren und in einem eigenen Stil zu vereinen. Dadurch stellt die Dichtung der Klassik die zweite Hochblüte der deutschen Dichtung dar, nach der Dichtung der Ritter. Gerade Dichter wie Goethe, Schiller und Kleist sorgten dafür, dass sich die deutsche Klassik nicht hinter ihren französischen (Moliére), englischen (Shakespeare) und Spanischen (Cervantes) zu verstecken brauchte und diese sogar in einigen Belangen übertraf.

Die Klassik zeichnete sich durch folgende Merkmale aus:

- Die klassische Dichtung ist der Formenstrenge verpflichtet, d.h., im Drama sind Ort und Zeit wieder einheitlich; im Gedicht werden reine Versmaße verwendet, während der freie Rhythmus stark eingeschränkt wird.
- das antike Menschenbild wird zum Ideal hochstilisiert, d.h., die Charaktere z.B. auf der Bühne bemühen sich um Harmonie von Körper und Geist, Gefühl und Verstand, Natur und Zivilisation.
- Der Mensch der klassischen Dichtung strebt als Persönlichkeit nach Vollendung und als Teil der Gesellschaft nach Humanität (Menschlichkeit) gegenüber seinem Nächsten.
- Der neue Wahlspruch lautet: „Lebensbewältigung und Lebensbejahung, nicht Abkehr von der Welt!“ Das lebenslange Streben nach absoluter Vollkommenheit führt oft zum Scheitern.

Dichter und Werke der Klassik:

Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) wurde als Sohn eines Kaiserlichen Rats in Frankfurt am Main geboren und studierte mit schon 16 Jahren in Leipzig Jura.

Nachdem er einige Zeit am Hofe von Herzog Karl August als Geheimrat tätig war (1775) wurde er zuerst zum Minister berufen und später (1782) vom Kaiser geadelt. Um jedoch dem Höfischen Leben zu entfliehen reiste er 1786 heimlich nach Italien, wo er seine „Italienische Reise“ aufschrieb und sich auch zu humanistischen Klassiker wandelte.

Im Alter jedoch vereinsamte Goethe immer mehr, besonders nachdem sein engster Freund Schiller (1805) und seine Frau Christiane (1816) gestorben waren. Nur zwei Jahre nach dem Tod seines Sohnes 1830 verstarb Johan Wolfgang Goethe und hinterließ das umfassendste Werk, das je ein Mensch in der Geschichte verfasst hatte. Es sind 143 Bände bekannt, die von ihm verfasst wurden. Darunter die wichtigsten:

Die Dramen „Götz von Berlichingen“ und „Faust I und II“, der Roman „Die Leiden des jungen Werther“, den er zunächst anonym veröffentlichen musste, da dieser für die Zeit einen solchen Zündstoff barg, dass sich nach dem Lesen dieses Buches viele Menschen das Leben nahmen.

Als bekannteste Balladen sind wohl „Der Erlkönig“ und „Der Zauberlehrling“ bekannt, wobei letzterer sogar von Disney verfilmt wurde und so auch den Kindern unserer Zeit nähergebracht wurde.

An Lyrik verfasste er unter anderem den „Prometheus“, den ich ja schon als Textauszug oben aufgeführt habe.

Neben Goethe darf natürlich auch Friedrich Schiller (1759-1805) nicht unerwähnt bleiben. Der Sohn eines Militärarztes studierte wie Goethe Jura, später aber schlug er den Weg seines Vaters ein und studierte Medizin an der Militärakademie auf Schloss Solitude bei Stuttgart. Schon dort entwickelte Schiller seinen großen Hass auf alle Unterdrücker und widmete diesen sein Stück „Die Räuber“ (Untertitel „in Tyrannos“ = gegen Unterdrücker), wobei er sich an der Diktatur des Herzogs Karl Eugen von Württemberg orientierte. Natürlich blieb dem Herzog, unter dem er als Regimentsarzt diente nicht verborgen, welchen Sinn das Stück hatte, das der junge Schiller da verfasst hatte und verbot es sofort, zudem bekam Schiller Schreibverbot, wodurch ihm nichts anderes übrig blieb, als 1782 nach Mannheim zu fliehen, wo ihm, obwohl er Theaterschreiber war, nur durch die Hilfe von Gönnern das Überleben möglich war.

Für das dichterische Schaffen Schillers war vor allem der Kontakt mit Goethe wichtig, der es ihm auch ermöglichte 1789 nach Weimar überzusiedeln und in Jena eine Geschichtsprofessur anzunehmen. Ein Jahr später heiratete Schiller Charlotte von Lengefeld, aber schon zu Dieser Zeit zeigte sich, das Schiller nicht mehr allzu lange leben würde. Also stürzte er sich in die Arbeit und versuchte noch vor seinem Tode möglichst viele Werke für die Nachwelt zu hinterlassen. So wurde Schiller auch kurz vor seinem Tod wie Goethe auf das Anraten vom Herzog von Weimar geadelt, wurde aber nicht wie Goethe reifer und angepasster mit den Jahren, sondern versuchte stets seiner in seinen jungen Jahren entwickelten Linie des Sturm und Drang treu zu bleiben.

Während Goethe unbestritten der größte Lyriker der deutschen Sprache ist, so kann Schiller wohl als der größte und genialste Dramatiker der jemals deutsch geschrieben hat genannt werden.

So schrieb er das oben schon erwähnte Drama „Die Räuber“ als Anklage an die Unterdrücker des Adels, und auch Stücke wie „Kabale und Liebe“, „Maria Stuart“ und „Wilhelm Tell“, den er in sechswöchiger Tag- und Nachtarbeit fertig stellte und in dem er Den Befreiungskampf des Schweizer Volkes von der Herrschaft der Österreicher darstellte.

Werfen wir nun aber nach dieser ausführlichen Betrachtung der Klassik einen Blick auf das Finanzwesen dieser Zeit, auch wenn es wie ich zugeben muss nicht halb so viele Veränderungen in diesem Bereich gab, wie auf dem Gebiet der Dichtung

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Nun waren also Österreich und Preußen bestrebt ihre Münzen über das ganze Reich zu verteilen, was ihnen auch gut gelang, allerdings muss man sagen, dass Österreich in diesem Bestreben wesentlich erfolgreicher war als Preußen. Dies lag unter anderem daran, dass sie sehr schön gearbeitet war und das Österreich diese Münze auch für den Handel mit dem Orient einsetzte. So kam es, dass dieser Taler sich bis nach Nordafrika verbreitete, wo er noch heute verwendet wird! Wegen seiner Schönheit und seines Silbergehaltes ist die Münze noch heute so beliebt, das sie immer noch in Österreich nachgeprägt wird. Insgesamt sind bis heute 300-400 Millionen Stück des „Maria-Theresien-Talers“ geprägt worden, eine Menge, die von keiner anderen Silbermünze der Welt erreicht wurde.

Die Preußen prägten im Jahr 1786 eine Münze, das auf der Vorderseite das Prägejahr und den Preußischen König in hohem Alter darstellte, auf der Rückseite war der Preußische Adler mit der Umschrift „Reichsthaler“ abgebildet. Die Umschrift sollte symbolisieren, dass die Münze nicht nur in Preußen, sondern im gesamten Römisch-Deutschen Reich gelten sollte. Die Münze erlangte aber anders Ruhm als seine Entwickler es sich gedacht hatten. Denn im selben Jahr wie die Münze geprägt worden war, verstarb Friedrich der Große. Und da die Münze ihn ja schon im hohen Alter zeigte, nannte der Volksmund diese Münze in Zukunft nur noch „Sterbetaler“.

Nachdem jedoch im Jahre 1806 nach der Schlacht bei Königgräz und mit der Abdankung des Österreichischen Kaisers das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ aufgehört hatte zu existieren, war das deutsche Währungssystem noch immer unübersichtlich. Es gab trotz der Preußisch-Österreichischen Bemühungen immer noch 67 verschiedene Währungen auf deutschem Boden, die miteinander konkurrierten und den Handel erschwerten.

Dieses Problem musste in der Zukunft gelöst werden, zumal die Länder um die Deutschen Staaten (Frankreich, England und Russland) schon ein einheitliches Münzwesen entwickelt hatten und so wirtschaftliche Vorteile vor Deutschland hatten. Schon zwei Jahre nach dem Ende der Epoche der Klassik wurde der erste Schritt in die Richtung getan. Doch schauen wir uns erst einmal an, was sich in den folgenden Jahren in der deutschen Dichtkunst tat.

Die Dichtung der Romantik (1800-1848)

Textbeispiel:

Der Verlust (Liebeslyrik)

Von Clemens Brentano

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf den Tod eines Kindes (Spruchlyrik)

Von Ludwig Uhland

Du kamst, du gingest mit leiser Spur,

ein flücht’ger Gast im Erdenland;

woher? wohin? Wir wissen nur:

aus Gottes Hand in Gottes Hand.

Geschichte und Kennzeichen der romantischen Dichtung.

Unter der Herrschaft Napoleons hatte sich in den vielen Einzelstaaten Deutschlands wieder so etwas wie ein Nationalgefühl entwickelt, das dazu führte, dass man gemeinsam gegen den französischen Imperator antrat und ihn vom deutschen Boden verjagte. Infolge dessen entwickelte sich die Studentische Jugend mit ihren liberalen Ansichten für die Herrschenden zu einem nicht zu übersehenden Unruheherd, den es galt auszuschalten. Denn beim Wartburgfest war von den Freidenkern Deutschlands eine neue Ordnung angedacht worden, die dem Adel seine Vormachtstellung genommen hätte. Man dachte dort offen über die Gründung einer demokratischen Republik nach, in der jeder Mensch die gleichen Rechte haben sollte.

Daraufhin versuchten die herrschenden Kräfte in Deutschland mit aller Macht diese Umsturzversuche zu unterbinden. Erst mit der Revolution 1848 endete diese revolutionäre Zeit, und auch die Epoche der Romantik, die sich stark an den Gefühlsausbrüchen des Sturm und Drang orientierte. So begann man wieder sich an der Natürlichkeit des Menschen zu ergötzen und zu schwärmen.

Infolge der vielen Unfreiheiten entwickelte das Bürgertum der Städte einen völlig neuen Stil. Im Biedermeierstil galt es als oberste Tugend sich auf sein Haus und seine Arbeit zu konzentrieren und die Pflichten in diesen Bereichen nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Damit machte man aus den schweren Lebensumständen dieser Zeit (Unfreiheit, Verfolgung aller Liberalen, kein Wahlrecht und Pressezensur) das Beste und versuchte sich anzupassen. Später wurde diese Lebensart häufig als spießig betrachtet, in diesen Zeiten war sie aber wohl das beste was man aus diesen Umständen machen konnte.

Die wichtigsten Kennzeichen der romantischen Dichtung sind wie folgt:

- Die Sehnsucht nach der Vergangenheit führt die Romantiker zur Rückbesinnung auf das Mittelalter, d.h. sie erforschen die mittelalterlichen Lebensgewohnheiten und Denkweisen (Geschichtsforschung, Sammlungen von Liedern, Sagen und Legenden, Literatur und Musik des Mittelalters)

- Ihre Sehnsucht nach der Ferne versuchen die Romantiker auf zwei Arten zu stillen:

- zum einen durch real existierende Ziele, wie z.B. Orte im sonnigen Süden, Wanderungen in der unverfälschten Natur, Studium der Burgruinen und Schlösser (Einfühlen in fremde Kulturkreise, Übersetzungen)
- zum anderen durch geistige Ziele, wie z.B. Sehnsucht nach dem Universalen, Überwindung der irdischen Grenzen, oft krankhafte Übersteigerung ins Irrationale und Religiöse.

- Sie machten die „blaue Blume“ zum Symbol ihrer ständigen Suche nach neuen Wegen und Zielen (Unruhe, Rastlosigkeit, Fortschritt, Weiterentwicklung).

- Sie betonen das romanhafte, das Phantastische, das Erdachte, das Unwirkliche und Abenteuerliche, vernachlässigen dafür die festgelegte klassische Form des Dramas.

- Sie leben von der eigenen Genialität, von den inneren Kräften des Geistes und der Seele; sie glauben an das Unsichtbare, Unbegreifliche, Übersinnliche und Unendliche, wodurch auch das Religiöse eine neue Bedeutung erhält.

- Durch die „romantische Ironie“ erlangt der Dichter Abstand vom eigenen Werk, spottet über sich selbst und sein angeblich unzulängliches Schaffen.

Dichter und Werke der Romantik:

Zu den wohl wichtigsten Romantikern gehören die in Hanau geborenen Brüder Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859), die vor allem durch ihre Märchensammlung von Volkstümlichen Märchen vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert Weltruhm erlangten. Sie hatten die Märchen auf ihren Reisen gesammelt, dichterisch verfeinert und dann gesammelt als „Grimms Märchen“ herausgegeben. Später widmeten sie sich noch an der Universität Berlin der Deutschen Sprache. Ihre Bestandsaufnahme über das neuhochdeutsche gaben sie unter dem Namen „Deutsches Wörterbuch“ heraus und begründeten damit die Germanistik. Beide starben in Berlin.

Ein weiterer wichtiger Vertreter deutscher Dichtkunst war E.T.A. Hoffmann (1776-1822), der in der Romantischen Dichtung das Spukhafte und Phantastische bediente. Er wurde deswegen auch Gespenster-Hoffmann genannt. Er war ein eindeutiger Exzentriker, der sich nicht in das biedere angepasste Leben dieser Zeit einfügen konnte und dies damit kompensierte, indem er sein Dasein in eine spukhafte Geisterwelt verwandelte, hatte aber manchmal auch einen gewissen Hang zum Kitsch, wie man sehr schön an seiner Novelle „Meister Martin der Küfer und seine Gesellen“ sehen kann. Weitere Werke sind unter anderem sein Roman „Die Elixiere des Teufels“ und sein Märchen „Nussknacker und Mäusekönig“.

E.T.A. Hoffmann starb 1822, wie die Gebrüder Grimm, in Berlin.

Als letzten wichtigen Dichter der Romantik möchte ich hier noch Ludwig Uhland aufführen, der mit seinen Balladen voller Heimatliebe und Naturverbundenheit Werke geschaffen hat, die, nicht zuletzt durch das zurückgreifen auf alte Sagen und Geschichten der Deutschen, als schlicht und volkstümlich bezeichnet werden können. Als Balladen wären z.B. aufzuführen: “Des Sängers Fluch“ und „Schwäbische Kunde“, womit er sich auch als Mitglied des Kreises der schwäbischen Romantik auszeichnete, deren Lieder und Balladen gemütvoll und damit auch volkstümlich waren.

1848 wählte man ihn in die Frankfurter Nationalversammlung, um ihm Dank auszusprechen, für das was er für die deutsche Volksdichtung getan hatte.

Weiterhin hatte er sich durch die Biographie von „Walther von der Vogelweide“ einen Namen gemacht.

Ludwig Uhland starb 1862 in Tübingen, wo er auch 1787 geboren worden war.

Wenden wir uns nun wieder dem Geld- und Münzwesen in diesen Tagen zu…

Was Tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Es gab also gewaltige Probleme durch die Zollschranken und verschiedenen Währungssysteme auf deutschem Boden. Wenn diese Probleme nicht in der nahen Zukunft beseitigt würden, dann könnte es sehr Wahrscheinlich werden, dass Deutschland den Anschluss in der gerade jetzt in England und Frankreich aufblühenden Industrialisierung verlieren könnte.

Dies sahen endlich auch die einzelnen Fürstentümer und Stadtstaaten ein, und beschlossen wieder, wie schon fast 200 Jahre zuvor, Münzverträge untereinander zu schließen. Am bedeutendsten für Deutschland wurde der Dresdener Münzvertrag. Die meisten der Einzelstaaten hatten sich 1834 unter der Führung Preußens zum „Deutschen Zollverein“ zusammengeschlossen. Das muss man sich ungefähr so vorstellen, wie den Maastricht-Vertrag, in dem die Europäischen Einzelstaaten beschlossen den Zollverkehr zu erleichtern und längerfristig eine einheitliche Währung einzuführen, die wir mit dem Euro ja jetzt haben.

1838 führten die Mitgliedsstaaten dann eine Münze ein, die sowohl in Nord- als auch in Süddeutschland gelten sollte. Den Vereinstaler. Auf der Grundlage der Kölner Mark wurden in Deutschland 7 Doppeltaler geprägt, in Süddeutschland 7 Dreieinhalb-Gulden-Stücke geprägt.

Diese beiden Währungen (Taler und Gulden) waren sehr gut miteinander zu verrechnen, und man stellte auf größeren Münzen sogar beide Werte dar. Dies stellte natürlich viele Vorteile für die Händler dar, die früher auf ihren Reisen verschiedene Münzen mit sich führen mussten und auch noch an jeder Grenze eines Fürstentums Zölle bezahlen mussten. Und auch die nun in Deutschland aufkeimende Industrie war über die vereinfachten Möglichkeiten, an die für sie nötigen Rohstoffe zu gelangen, hoch erfreut und konnte so besser produzieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenDrei Kreuzer Münze Preußens,1845.

Aber sehen wir uns an was das Land der Dichter und Denker in seiner Königsdisziplin, der Literatur, in den Folgenden Jahren nach der ersten Revolution auf deutschem Boden, zustande brachte…

Die Dichtung des Realismus (1848-1888)

Textbeispiel:

Sonnenuntergang

Von Heinrich Heine

Das Fräulein stand am Meere

Und seufzte lang und bang,

Es rührte sie so sehre

Der Sonnenuntergang.

„Mein Fräulein! seien sie munter,

Das ist ein altes Stück;

Hier vorne geht sie unter

Und kehrt von hinten zurück.“

Kleider mache Leute (Novelle)

von Gottfried Keller

… Da stand er nun, gleich dem Jüngling am Scheidewege, auf einer wirklichen Kreuzstraße; aus dem Lindenkranze, welcher die Stadt umgab, stiegen gastliche Rauchsäulen, die goldenen Turmknöpfe funkelten lockend aus den Baumwipfeln, Glück, Genuss und Verschuldung, ein geheimnisvolles Schicksal winkten dort; von der Feldseite her aber glänzte die freie Ferne; Arbeit, Entbehrung, Armut, Dunkelheit harrten dort, aber auch ein gutes Gewissen und ein ruhiger Wandel; dieses Fühlend, wollte er denn auch entschlossen ins Feld abschwenken. Im gleichen Augenblick rollte ein rasches Fuhrwerk heran; es war das Fräulein…

Geschichte und Kennzeichen der realistischen Dichtung:

Die Revolution von 1848 war fehlgeschlagen und als einzige Folge war die Frankfurter Nationalversammlung gegründet worden, die aber dermaßen in sich verstritten war, dass sie nicht entscheidungsfähig war und so jede Chance auf Einflussnahme auf die Geschäfte des Staatenbundes verspielte. So wurden nach der Revolution alle Menschen enttäuscht, die durch die Traumwelten der Romantik beflügelt, versucht hatten einen neuen Staat zu erschaffen. Nun wollte man plötzlich nichts mehr von den „schwärmerischen Spinnern“ wissen, die die deutsche Nation scheinbar in eine nur noch schlimmere Situation als die vorherige gebracht hatten. Allerdings erschien noch im Jahr der Revolution eine Schrift, die zwar zu beginn nicht allzu viel Interesse weckte, unter verschiedenen Philosophen aber schon begutachtet wurde. Diese Schrift enthielt Ansätze, die im krassen Gegensatz zu den Schwärmereien der Romantiker stand und sich rein auf das Diesseits bezog. Es handelte sich um das „Kommunistische Manifest“, das Karl Marx (1818-1887), ein Philosoph, und sein Freund und Förderer Friedrich Engels (1820-1895), verfassten, um auf die Missstände in der zunehmend industrialisierten Gesellschaft aufmerksam zu machen. Zudem forderten sie die Arbeitende Klasse, das Proletariat, die Herrscherklasse, die Bourgeoisie, durch eine Diktatur des Proletariats hinwegzufegen und so eine Gesellschaft ohne Klassenschranken aufzubauen.

Aber wie gesagt wurde das Werk zu dieser Zeit noch nicht genügend beachtet, als das es für Zündstoff gesorgt hätte. Aber es beeinflusste, mit seiner radikalen Abkehr von der Kirche und allem sonst mystischen, die Dichter und Philosophen dieser Zeit insofern, das man sich Gedanken machte, wie der Mensch sich selbst aus der misslichen Lage in der er steckte (Verelendung der Arbeiterklasse, die Reichen wurden immer reicher, die armen immer ärmer), befreien könnte, ohne auf die Hilfe eines übernatürlichen Wesens zu warten. Auch stark beeinflusst wurde das Denken der damaligen Menschen von Ludwig Feuerbachs (1804-1872) Werk „Das Wesen des Christentums“, in dem er den Glauben des Christentums durch den Glauben an den Menschen und dessen ethisches Selbstbewusstsein ersetzte.

In der Realistischen Dichtung ging es vor allem um Menschen, die „ihre“ Alltagsprobleme zu lösen versuchten und nicht wie in der Romantik immer größere Ziele anstrebten. Ziel der realistischen Dichtung war es die Menschen möglichst wirklichkeitsnah - real – darzustellen.

Die Realistische Dichtung zeichnete sich durch folgende Dinge aus:

- Der realistische Mensch ist besonders diesseitsbezogen und versucht, die Ursachen für politische, wirtschaftliche und soziale Schwierigkeiten zu erkennen.
- In der Dichtung des Realismus spiegelt sich die Enttäuschung des Bürgertums über die politische Ohnmacht wider: Fürstenwillkür, Obrigkeitsdenken, Rückzug auf die „Idylle des trauten Heims“ und der „Kirchturmpolitik“ (wiederbelebtes Biedermeiertum) sind die Themen der Schriftsteller.
- Der Realist ist wissenschaftsgläubig und davon überzeugt, dass mit Hilfe der technischen Erfindungen Lebensprobleme tatkräftig zu bewältigen sind.
- Gegenströmungen leben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf, da das Maschinenzeitalter tiefe Gräben zwischen Bürgertum und Proletariat gezogen hat (Umsturzbestrebungen)

Dichter und Werke des Realismus:

Als wohl bekanntesten Vertreter des Frührealismus kann man wohl Heinrich Heine (1797-1856) bezeichnen. Der in Düsseldorf geborene Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie wurde vorerst selbst Kaufmann und studierte daraufhin Jura und trat zum Protestantismus über. 1831, nach der Juli-Revolution ging er als Zeitungskorrespondent nach Paris und verfeindete sich mit seinem Vaterland, da seine Schriften hier verboten wurden. So gelangte er in finanzielle Not und starb zuletzt nach langer schmerzhafter Krankheit verarmt in Paris. Mit seinen Werken schnitt Heine gerne die gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit an. Aus seiner Feder stammten Balladen wie „Belsazar“ oder das Epos „Deutschland, ein Wintermärchen“

Heine gilt heute als der entscheidende Anreger der modernen Lyrik bis zur Gegenwart, weil er z.B. Verfremdungen und ironische Zeitkritik vorweg nahm.

Auch zu nennen sind als Dichter der Frühromantik Georg Büchner (1813-1837), der sich mit seinen Dramen „Dantons Tod“ und „Woyzek“ und seiner Schrift dem „Hessischen Landboten“ (Friede den Hütten, Krieg den Palästen) einen Namen.

Als Hauptvertreter des Realismus gelten unter Anderen Gottfried Keller (1819-1890), der in seiner Novelle „Kleider machen Leute“ die auf Äußerlichkeiten fixierte Gesellschaft anprangerte.

Weiterhin war noch Theodor Storm (1817-1888) von großer Bedeutung für diese Epoche. Sein Schreibstil zeichnete sich besonders durch eine starke Naturverbundenheit aus und durch eine einfache Sprache, die dem einfachen Volk dinge wie Volkstum, Heimat und Natur nahezubringen. Sein bekanntestes Werk ist wohl der Schimmelreiter in dem es um den Kampf des Deichgrafen Hauke Haien gegen die Naturgewalten und den Aberglauben der Dorfbewohner eines kleinen Ortes an der Nordsee geht. Am Ende des Buches muss Hauke allerdings vor der Natur und ihren Kräften kapitulieren und kommt am Ende in den Fluten der Nordsee um.

Als letzten wichtigen Schriftsteller, vielleicht sogar den wichtigsten des Realismus möchte ich noch Theodor Fontane (1819-1898) erwähnen, der dem Wissenschaftsglauben der damaligen Zeit versuchte entgegenzusetzen, dass der Mensch immer der Natur unterliegen wird, sosehr er sich auch anstrengt. Dieses Thema zeigt er zum Beispiel auf in seiner Ballade „Die Brücke am Tay“.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Die Erleichterungen für Handel und Wirtschaft durch das vereinheitlichte Münzwesen und das wegfallen der Zollschranken waren auch für die restlichen Kleinstaaten und Österreich, die sich bisher geweigert hatten einem Münzverein beizutreten unübersehbar. So entschlossen sich auch diese letzten Staaten, im Wiener Münzvertrag, sich dem Taler anzuschließen. Jedoch beschloss man auch die Kölner Mark mit ihrem ungeraden Gewicht abzuschaffen und dieses durch das Zollpfund (500 Gramm Silber) zu ersetzen.

Auf den Vorderseiten der Vereinstaler waren die Bildnisse der jeweiligen Herrscher zu sehen und in der Umschrift waren ihr Name und ihr Titel zu sehen. Stadtstaaten wie Hamburg und Nürnberg zeigten das Stadtwappen oder eine Stadtansicht auf ihren Münzen. Auf der Rückseite der Münzen waren das Prägejahr und der Wert angegeben. Um die Münzen fälschungssicher zu machen, prägte man sie von nun an in einem Stahlring, der auf dem Rand der Münze eine Inschrift erzeugte. So wollte man auch verhindern, das die münzen abgefeilt wurden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Patrona Bavariae / Maximilian II, Bayern, Taler 1855

1871 wurde mit der Gründung des Deutschen Reiches auch ein neues Münzsystem eingeführt, das die alten Münzverträge beseitigte. Darauf möchte ich aber erst nach der Behandlung der nächsten Epoche eingehen.

Die Dichtung des Naturalismus (1880-1900)

Textbeispiel:

Die Weber (Schauspiel)

On Gerhart Hauptmann (Auszug aus dem 1. Akt)

Dreißiger: … Der Fabrikant muss ran, der Fabrikant ist der Sündenbock. Der Weber wird immer gestreichelt, aber der Fabrikant wird immer geprügelt: das is’n Mensch ohne Herz, ‚n Stein, ‚n gefährlicher Kerl, den jeder Presshund in die Waden beißen darf. Der lebt herrlich und in Freuden und gibt den armen Webern Hungerlöhne… Wie hat sich dieser Kerl, dieser Bursche da, dieser Bäcker hier aufgeführt! Nun wird er gehen und ausposaunen, ich wäre wer weiß wie unbarmherzig. Ich setzte die Weber bei jeder Kleinigkeit mir nichts dir nichts vor die Tür. Ist das wahr? Bin ich so unbarmherzig?

Viele Stimmen: Nee, Herr Dreißiger!

Dreißiger: Na, das scheint mir doch auch so. Und dabei ziehen diese Lümmels umher und singen gemeine Lieder auf uns Fabrikanten, wollen von Hunger reden und haben so viel übrig, um den Fusel quartweise konsumieren zu können…

Geschichte und Merkmale der naturalistischen Dichtung:

Der Naturalismus war eine klare Geburt der zeitlichen Umstände in denen er entstand. Denn zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich das deutsche Reich von einem Agrarstaat in einen Industrie und Städtestaat verwandelt, in dem nun auch die gleichen Probleme auftauchten, wie in England oder Frankreich.

Die satte Oberschicht jedoch übersah diese Probleme gerne und fügte sich lieber in den Fortschrittsglauben und die positiven Zukunftsaussichten der Realisten ein. Es herrschte beim reichen Bürgertum also wieder eine Mentalität, wie schon 100 Jahre zuvor bei den Adligen im absolutistischen Frankreich des Ludwig XVI. und es war ja bekannt, wozu dies geführt hatte.

Jedoch wagten es erst junge Naturalisten wie Gerhart Hauptmann auf das Elend in den Vierteln des Proletariats aufmerksam zu machen.

Vorbilder für die Naturalisten Deutschlands kamen aus dem Ausland, wie zum Beispiel der Russe Leo Tolstoi (1828-1910), der mit seinen Romanen „Anna Karenina“ oder „Die Auferstehung“ zwar Weltruhm erlangte, weil sie wunderbar erzählt waren, aber der trotzdem hoch verschuldet und innerlich gespalten war.

In der Zeit der Naturalisten schlossen sich auch viele Menschen dem Sozialismus an, was allerdings nicht unbedingt daran lag, dass diese Menschen auch politisch etwas verändern wollten, sondern man wollte damit seine Solidarität mit dem gegeißelten Proletariat beweisen.

Die Schriften der Naturalisten zeichneten sich, wie die der Realisten, durch einen übersteigerten Hang zur Wahrheit aus und man versuchte mit diesen Werken den Menschen, die sonst keinen Zugang zum Elend der einfachen Bevölkerung hatten, diesen Einblick zu ermöglichen. Am eindrucksvollsten gelang dies wohl Gerhart Hauptmann (1862-1946) mit seinem Schauspiel „Die Weber“, in dem er die Ursachen und die Umstände des Aufstandes der schlesischen Weber aufdeckte. Dieses Schauspiel war für den gebürtigen Schlesier wohl auch ein Stück Vergangenheitsbewältigung in Bezug auf seine Heimat, und es hatte Erfolg. Nach der zuerst harten Verfolgung der Sozialisten durch Bismarck (Sozialistengesetze 1878-1890) begann nun ein Umdenken in der deutschen Bevölkerung. So trat in Deutschland als erstem Staat in der Welt! eine gesetzliche Krankenversicherung für Arbeitnehmer in Kraft (1883), schon ein Jahr später eine Unfallversicherung und 1889 als letztes Geschenk Bismarcks an die Arbeiterschaft die Rentenversicherung. 1890 wurden dann endlich die Sozialistengesetze aufgehoben, mit denen Das Proletariat daran gehindert werden sollte, mehr Rechte einzufordern als der Staat bereit war zu geben.

Ein weiteres starkes Merkmal der naturalistischen Dichtung war das festhalten an der Vererbungslehre Charles Darwins (1809-1882). Hierbei ging man davon aus, das der Mensch nur ein höher entwickeltes Tier sei, das sich völlig unfrei in seiner Umwelt bewege und das nur von Trieben und Reflexen gesteuert umherirre und somit auch alle Ungerechtigkeiten erdulde, und sein Schicksal ohne die Möglichkeit eines Auswegs erleide.

Als wichtigste Merkmale der naturalistischen Dichtung sind festzuhalten:

- Ursachen: Die technische Revolution und der starke Einfluss der Wissenschaft auf die Dichtung (Psychologie: Entwicklungspsychologie und Vererbungslehre; Soziologie: Milieutheorie) machte die Naturalisten zu sozial engagierten Schriftstellern.
- Ziel: Die Naturalisten prangern die sozialen Missstände um die Jahrhundertwende an, um Mitleid für die „Geknechteten“ zu erregen, um so auf das Schicksal der Proletarier, Heimatlosen und Arbeitsuchenden aufmerksam zu machen.
- Mittel: Der Naturalist stellt an sich die Forderung, nur noch mit „unbedingter Wahrhaftigkeit“ über die Wirklichkeit zu berichten; verpönt sind Deutungen und Idealisierungen. Damit wird die naturalistische Darstellung zur photographisch genauen Wiedergabe des Lebens, zur möglichst mikroskopisch exakten Beschreibung jeder Einzelheit des Geschehens (= Sekundenstil). Um die Lebenswirklichkeit ganz naturgetreu zu erfassen, kommt es oftmals zur poetischen Zergliederung (Sezierung) des Charakters und der Seele des Menschen. Das Wissenschaftliche und die Nachahmung der Natur (Naturtreue) sind wichtiger als die poetische Phantasie, was zu einer Verflachung dieses zu strengen Stils führte.

Dichter und Werke des Naturalismus:

Der eindeutig wichtigste Vertreter des Naturalismus war der 1862 in Bad Salzbrunn in Schlesien geborene Gerhart Hauptmann, der zu Beginn seines Lebens, als Sohn eines Gastwirts und Schüler einer Realschule, nicht gerade die besten Voraussetzungen hatte ein großer Schriftsteller zu werden. Als dann auch noch mit 15 Jahren sein Vater verstarb, musste er, um sich über Wasser zu halten bei Verwandten in der Landwirtschaft arbeiten, bekam allerdings später die Möglichkeit Bildhauerei, Kunst und Geschichte zu studieren. Die Frau die er heiratete, war glücklicherweise sehr vermögend, so dass die es ihm ermöglichte viele Reisen nach Rom, in die Schweiz und nach Amerika zu unternehmen.

Bei den Werken Hauptmanns ist es nur von Vorteil, dass er aus der Mitte der Gesellschaft kam, über die er schrieb, und nicht wie viele andere Schriftsteller, die häufig aus reichen und privilegierten Familien stammten und so Probleme hatten sich in die Alltagssorgen der einfachen Leute hineinzuversetzen.

Allerdings kann man Hauptmann nicht als reinen Naturalisten klassifizieren, denn in seinem Leben vollzog er mehrere Richtungswechsel, was seine Stilrichtung und auch seine politische Gesinnung anging.

So vollzog er 1897 einen Wechsel zur Neuromantik und wurde ab 1910 zum geachteten sozialkritischen Denker der Kaiserzeit, wofür er 1912 auch den Literaturnobelpreis erhielt. Ab 1933 bekannte er sich zum Nationalsozialismus, was wohl einerseits auf sein hohes Alter und auf seine Sympathie für die Heimatverbundenheit und die Unterstützung für die arbeitende deutsche Bevölkerung der NSDAP zurückzuführen war. So kann man sich nur erklären, wie ein Schriftsteller, der Jahrzehntelang die sozialistische Bewegung in Deutschland gestützt hat eine solche Kehrtwende machen konnte. Scheinbar übersah er vollkommen, anders als z.B. Erich Kästner oder Thomas Mann welchen Weg diese neue Führung des neuen deutschen Staates einschlagen würde. Am bekanntesten sind die Dramen „Die Weber“, „Der Biberpelz“, „Die Ratten“ und „Vor Sonnenuntergang“, mit denen er wunderbar sein können unter beweis stellte.

Gerhart Hauptmann verstarb 1946 in Agnetendorf im Riesengebirge.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Noch vor Beginn dieser Epoche war das Deutsche Reich gegründet worden, wie ich zuvor schon erwähnt habe, infolgedessen entstand ein Gesetz, welches ein einheitliches Münz- und Währungssystem für das gesamte Reich festlegte.

Dadurch wurden auch die alten Münzverträge ungültig und Österreich, welches entschieden dagegen gewesen war einem Reich beizutreten, das von Preußen regiert wurde, entschied sich dafür ein eigenes Währungssystem einzusetzen.

Die anderen deutschen Gebiete aber waren damit einverstanden Taler und Gulden, welche 400 Jahre in Deutschland vorgeherrscht hatten durch die neue Reichswährung, die Mark, zu ersetzen.

Eine Mark entsprach fortan einem Drittel des alten Vereinstalers und man entschied sich dafür, das in Frankreich schon lange existierende Zehnersystem einzuführen.

Grundlage dessen war die Goldmark, die noch einmal in 100 Pfennige unterteilt wurde. Dieses System setzte sich nach und nach wegen seiner Einfachheit und Logik in der ganzen Welt durch (Als letztes Land entschied sich Großbritannien 1971! dafür vom Zwölfersystem Abschied zu nehmen).

Aus 500 Gramm Feingold wurden von nun an 139½ Goldstücke im Wert von zehn Reichsmark geprägt, oder 69¾ Goldstücke im Wert von zwanzig Reichsmark. Außer den Goldmünzen gab es natürlich auch noch Silbermünzen im Wert von fünf, zwei und einer Mark und im Wert von fünf und zwanzig Pfennig. Diese Silbermünzen wahren aber keine Währungsmünzen wie die Goldstücke, sondern Scheidemünzen, also Kleingeld.

Auch das Münzrecht wurde nun stark eingeschränkt, es durfte also nicht mehr jeder Fürst in seinen Prägestätten Geld Herstellen und damit eventuell seine Kassen auffüllen. Es gab nur noch wenige Städte, die Münzen prägen durften und diese mussten ihre Münzen durch einen Buchstaben kennzeichnen. Zum Beispiel: F für Stuttgart, G für Karlsruhe, D für München und J für Hamburg. Diese Zeichen werden auch heute noch von den vier Städten Genutzt die unsere Münzen prägen. Es gab aber zur damaligen Zeit noch mehr Städte, die Münzen prägen durften, z.B. Berlin (A), Hannover (B) und Frankfurt (C). Die Münzen aus den verschiedenen Prägestätten hatten alle gemein, dass sie auf der Rückseite den Reichsadler als Symbol der Einheit des Reiches trugen, Die Umschrift lautete „Deutsches Reich“ und es befand sich auf dieser Seite die Wertangabe und das Prägejahr. Auf ihrer Vorderseiten jedoch zeigten die Porträts des Münzherren (z.B. den König von Bayern oder den Großherzog von Hessen) und das Münzzeichen. Die drei freien Hansestädte Hamburg, Lübeck und Bremen prägten auf ihre Münzen das jeweilige Landeswappen. So sollte an die ehemalige Zersplitterung des Reiches erinnert werden.

Die Dichtung des Impressionismus (1880-1910)

Textbeispiel:

Manche Nacht

Von Richard Dehmel

Wenn die Felder sich verdunkeln,

Fühl’ ich, wird mein Auge heller;

Schon versucht ein Stern zu funkeln

Und die Grillen wispern schneller.

Jeder Laut wird bilderreicher,

das Gewohnte sonderbarer,

Hinterm Wald der Himmel bleicher,

Jeder Wipfel hebt sich klarer.

Und du merkst es nicht im Schreiten,

Wie das Licht verhundertfältigt

Sich entringt den Dunkelheiten.

Plötzlich stehst du überwältigt.

Geschichte und Merkmale des Impressionismus:

Man kann den Impressionismus wohl guten Gewissens als Gegenbewegung des Naturalismus bezeichnen, denn zur selben Zeit begannen gerade die Maler Frankreichs und Deutschlands der grauen Tristesse in den Industriebezirken der Großstädte entgegenzuwirken, indem sie in ihren Werken möglichst mit kräftigen Farben experimentierten und so Bilder von neuer bezaubernder Schönheit schufen. All diese Künstler wollten aber nicht wie die Naturalisten objektiv darstellen, sondern nur subjektiv kurz in Erscheinung getretene Eindrücke im Rausch der Farben auf die Leinwand bannen.

Genau dieses Ziel verfolgten auch die Schriftsteller des Impressionismus, die nicht am Elend des Arbeiters interessiert waren und auch nicht eine möglichst wirklichkeitsnahe Darstellung des Lebens des Proletariats erreichen wollten, sondern viel eher an den Empfindungen und den Eindrücken des Bürgertums interessiert waren. Der markanteste Unterschied der Impressionisten zu den Naturalisten war, dass sie keineswegs der Meinung waren, dass der Mensch nur ein Produkt seiner Umgebung war, das keine Möglichkeit hat über sich selbst zu bestimmen, sondern sie sahen es als erwiesen an, dass der Mensch ein Wesen war, das durchaus zur Charakterbildung in der Lage ist, auch wenn dies ein äußerst komplexer Vorgang ist.

Der Impressionismus stellte allerdings nicht nur eine Gegenbewegung des Naturalismus dar, sondern er wurde auch zu dessen Verfeinerung, denn mancher Naturalist sah durchaus ein, dass einige Thesen der Impressionisten Sinn machten, und nahmen sie in ihre Werke mit auf.

Die wichtigsten Merkmale der Dichtung des Impressionismus (= Eindruck) sind:

Impressionismus:

- betont subjektive Wiedergabe persönlicher Eindrücke.
- Augenblicklich wechselnde Stimmungsbilder werden mit Worten eingefangen
- Sprache wird zum Kunstmittel, um Licht, Farbe Töne wiederzugeben (Lautmalerei, Wortrhythmus)
- Mit Hilfe der Tiefenpsychologie wird das komplizierte Seelenleben der einzelnen Charaktere zergliedert (mit Beobachtung, Einführung.
- Der einmalige Ausnahmemensch soll ergründet werden: der sensible, resignierende Bürger ohne Willen und Kraft zur Lebensbewältigung (Dekadenz)

Die Dichter des Impressionismus und ihre Werke:

Der aus einer verarmten Adelsfamilie stammende Detlev von Liliencron wurde 1844 in Kiel geboren und begann eine Karriere bei der Armee, wodurch er an den Kriegen 1866 und 1870/71 als Offizier teilnahm und sich dort durch hervorragende Eigenschaften als Soldat hervortat. Trotz dieser persönlichen Erfolge nahm er Abschied von der Armee und unternahm, durch Stipendien unabhängig, eine Amerikareise um neue Erfahrungen zu sammeln

Erst 1881 begann er seine Karriere als Literat, wobei er einen neuen Stil, durch seine naiv-sinnliche Schreibweise, erfand. Den Stil der Gründerjahre. Dieser zeichnete sich vor allem durch die perfekte Nachahmung der Mentalität der damaligen Zeit aus. Er war soldatisch, lärmend, sinnenfroh und weltoffen. Diese Schreibweise mit seiner Lautmalerei und Klangsymbolik blieb für immer unerreicht. Zu seinen Werken zählen die Ballade „Pidder Lüng“, die Novellen „Unter flatternden Fahnen“ und „Kriegsnovellen“, in die er seine Erfahrungen aus seinen Offiziersjahren einfließen ließ.

Weiterhin schrieb er eine Gedichtsammlung mit dem Namen „Adjutantenritte“, in der sich Gedichte wie „Die Musik kommt“, das ein hervorragendes Beispiel für seine Fähigkeiten als impressionistischer Dichter darstellt, oder „Der Maibaum“ befinden.

Weiterhin zu erwähnen ist noch Richard Dehmel, der 1863 in Wendisch-Hermsdorf/Brandenburg geboren wurde. Dieser widmete sich nicht wie Detlev von Liliencron dem soldatischen und weltoffenen Tun der Gründerjahre, sondern befasste sich eher mit dem Gegensatz im Menschen von Trieb und Verstand. Dies hängt wahrscheinlich auch mit der Vorgeschichte der beiden Dichter zusammen, denn nicht wie von Liliencron startete er seine Karriere beim Militär, sondern studierte Philosophie. Er begann seine Karriere als Dichter noch später als von Liliencron im Jahre 1891 und versuchte häufig die Versöhnung zwischen rauschhaftem Eros und kühler Sachlichkeit zu bewältigen. Zudem war er sozial sehr engagiert und versuchte die Situation der armen und sozial benachteiligten zu verbessern. So wurde er zum Vorbild für junge Arbeiterdichter wie Engelke und Lersch.

Später schrieb er mit seinem Werk „Zwischen Volk und Menschheit“ ein Buch, in dem er seiner Enttäuschung über das grausame, mitleidlose und brutale Wesen des Menschen Ausdruck verlieh. Er hatte sich nämlich im I. Weltkrieg freiwillig als Soldat gemeldet, da er, wie viele andere, dachte, es sei seine Pflicht für „Volk und Vaterland“ in den Krieg zu ziehen. Die Schrecken des Krieges aber ließen den empfindsamen Dehmel vor dem was sich Menschen gegenseitig antun konnten zurückschrecken. Er schrieb aber auch noch Werke wie die Gedichtsammlung „Schöne wilde Welt“ und die Bücher „Erntelied“ und „Vierter Klasse“ in dem sein soziales Engagement zum Ausdruck kam.

Im Jahre 1920 verstarb Richard Dehmel in Hamburg, wohin er sich nach dem I. Weltkrieg zurückgezogen hatte.

Noch zu erwähnen ist der 1867 in Würzburg geborene Psychoanalytiker Arthur Schnitzler, der in seinen Erzählungen die erotischen Beziehungen der Großstadtbürger untereinander ironisch durchleuchtete, z.B. in „Fräulein Else“ und „Leutnant Gustl“, in denen er ein neues Stilmittel, den inneren Monolog verwendet hatte, um das Seelenleben der Charaktere besser darstellen zu können.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

In dieser Zeit hatte das alte Währungssystem, das 1871 begründet worden war noch immer bestand, und es änderte sich auch vorerst nichts daran, bis zum Jahre 1914, da diese Währung endlich einen stabilen und sicheren Wert darstellte. Erst mit dem Beginn des I. Weltkrieges begann für das Geldwesen im Deutschen Reich eine neue Epoche, weshalb ich erst wieder während der Epoche des Expressionismus auf dieses Thema eingehen werde.

Die Dichtung der Neuromantik (1900-1914)

Textbeispiele:

Der Panther

Von Rainer Maria Rilke

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

So müde geworden, dass er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

Und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

in der betäubt ein großer Wille Steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

Sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,

geht durch der Glieder angespannte Stille –

und hört im Herzen auf zu sein.

Palmström

Von Christian Morgenstern

Palmström steht an einem Teiche

und entfaltet ein großes rotes Taschentuch:

Auf dem Tuch ist eine Eiche

dargestellt, sowie ein Mensch mit einem Buch.

Palmström wagt nicht sich hineinzuschneuzen. –

Er gehört zu jenen Käuzen,

die oft unvermittelt – nackt

Ehrfurcht vor dem schönen packt.

Zärtlich faltet er zusammen,

was er eben erst entbreitet.

Und kein fühlender wird ihn verdammen,

weil er ungeschneuzt entschreitet.

Geschichte und Merkmale der Dichtung der Neuromantik:

Zu beginn des 20. Jahrhunderts herrschte im deutschen Volk ein blinder Fortschrittsglaube und man versuchte alle Alltagsprobleme mit Hilfe der Wissenschaft zu lösen. So kam es auch, dass eigenbrötlerische Philosoph Friedrich Nietzsche (1844-1900) sich mit seiner These „Gott ist tot – wir irren in einem unendlichen Nichts“ einiges Gehör verschaffte. Er forderte seine Mitmenschen auf ihr Schicksal in eigene Hände zu nehmen und nicht mehr zu „reagieren“ sondern zu „agieren“, um sich die Welt untertan zu machen. Seine Thesen wurden allerdings von den Neuromantikern missverstanden und sie lehnten diese entschieden ab. Viel mehr forderten sie die Rückbesinnung zum mystischen Denken und zur Anerkennung übernatürlicher Kräfte im Dasein des Menschen.

Die Werke vieler junger Schriftsteller der damaligen Zeit sind also wieder „romantische“ Züge zu entdecken, weshalb man diese Zeit als Epoche der Neuromantik bezeichnet. Die Künstler der Neuromantik stellten sich entschieden gegen den Sekundenstil der Naturalisten, und betonten alles schöne und spielerisch leichte im Leben der Menschen. So bezeichnet man als neuromantisch alle geistigen Strömungen dieser Zeit, die sich mit dem Geheimnisvollen und Wunderbaren, der Einsamkeit und der Schwermut, sowie dem bildhaft schönen und der Geschichte und der Gegenwart befassten.

Die Kennzeichen der neuromantischen Dichtungen waren, wie folgt:

- Symbolismus und Neuromantik gehen ineinander über, da der Dichter seine Umgebung sowohl subjektiv deutet als diese auch als reines Phantasiegebilde gestaltet.
- Die Neuromantik ist eine Gegenbewegung zum Naturalismus, weil es ihr nicht um erkennbare Wirklichkeit geht, sondern um unendlich geheimnisvolles, um den inneren Zusammenhang alles Lebens, um Sinnbilder (= Symbole) als „Geheimzeichen“, die das Schöne und Heitere, aber auch das Schwermütige und Sinnlose im Alltagsleben erst offenkundig machen.
- Diese Epoche ist die Abkehr vom Maschinenzeitalter, eine Absage an die Betonung des Materiellen und des rein Verstandesmäßigen; sie ist eine Hinwendung zum Gefühlsbetonten, Sentimentalen und Hintergründigen. Nicht die Abbildtreue ist wichtig, sondern das Besondere und Wunderbare im geschichtlichen und zeitgenössischen Geschehen.

Die Dichter der Neuromantik und ihre Werke:

Rainer Maria Rilke (1875-1926) wurde in Prag geboren und zeigte schon in der Jugend eine erstaunliche Reimbegabung und sollte eigentlich eine Laufbahn beim Militär beginnen. Brach diesen Versuch aber ab und studierte. Er unternahm viele Auslandsreisen, besonders nach Russland und später auch nach Paris und Italien. Er stellt insofern den wichtigsten Vertreter der Neuromantik dar, als das er sich in seinen Gedichten in jedes „Ding“ und in jedes Wesen hineinversetzen konnte. Zudem ist er der wohl noch in diesen Zeiten bekannteste Vertreter der Neuromantik. Sein Gedicht „Der Panther“ beeinflusst die Kunstwelt bis heute und sogar eine Musikgruppe der heutigen Zeit, die Punkrockband „Rantanplan “ hat sich dieses eindrucksvollen Gedichts angenommen und es mithilfe der Musik in die heutige Zeit transportiert. Das Problem an Rilke war und ist leider, dass er es zwar wie kein Zweiter verstand seine Umwelt in Worte zu fassen, aber in seiner Virtuosität häufig vergaß, dass der Leser sich nur schwer in seine Gedankenwelt hineinversetzen kann. Seine bedeutendsten Werke waren „Der Panther “, „Herbsttag“ und sein Roman „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“.

Rilke verstarb 1926 in Valmont bei Montreux in der Schweiz.

Hugo von Hofmannsthal wurde 1874 in Wien geboren und studierte Jura und Literaturgeschichte. Nach seinem Studium wurde er freier Schriftsteller und schrieb für Richard Strauss den Text für den „Rosenkavalier“. Später machte er sich noch einen Namen als Mitbegründer der Salzburger Festspiele mit seiner Aufführung des Stückes „Jedermann“

Hoffmann versuchte mit seinen Gedichten und Stücken Abstand von der Wirklichkeit zu erhalten, da er sehr unter der Verflachung und Versachlichung des Lebens zu seiner Zeit litt. Vor allem versuchte er Nietzsches Weltbild vom ziellos umherirrenden Menschen zu widerlegen, da er es für sinnlos und fragwürdig hielt.

Zu seinen Werken zählten die Dramen „Das kleine Welttheater“ und „Jedermann“ und unter anderem die Libretti für Richard Strauss Stücke „Elektra“ und „Arabella“.

Er verstarb 1929 an seinem Geburtsort.

Dichtung des Expressionismus (1910-1925):

Textbeispiele:

Der Krieg

von Georg Heym (Auszug, 1911)

Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,

Aufgestanden unten aus Gewölben tief.

In der Dämmerung steht er, groß und unbekannt,

Und den Mund zerdrückt er in der schwarzen Hand…

Eine große Stadt versank in gelbem Rauch,

Warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch.

Aber riesig über den glühnden Trümmern steht,

Der in wilde Himmel dreimal seine Fackel dreht.

Über sturmzerfetzter Wolken Widerschein,

In des toten Dunkels Wüstenschein,

Daß er mit dem Brande weit die Nacht verdorr,

Pech und Feuer träufet unten auf Gomorrh.

Tod im Schacht

Von Gerrit Engelke

Zweihundert Männer sind in den Schacht gefahren.

Mütter drängen sich oben in Scharen.

Rauch steigt aus dem Schacht.

Die Kohlenwälder nachtunten glühen,

Urwilde Sonnenfeuer sprühen.

Rauch steigt aus dem Schacht.

Retter sind herabgestiegen;

Kamen nicht wieder sie blieben liegen.

Rauch steigt aus dem Schacht.

Der Brandschlund frisst seine Opfer – und lauert.

Die brennenden Stollen werden zugemauert.

Rauch steigt aus dem Schacht.

Zweihundert waren in den Schacht gefahren.

Mütter weinen an lehren Bahren.

Rauch steigt aus dem Schacht.

Geschichte und Kennzeichen expressionistischer Dichtung:

In den Jahren vor und nach dem I. Weltkrieg überkam die Künstler in Deutschland und Österreich das dumpfe Gefühl einer drohenden Katastrophe. Dieses Gefühl wurde zum einen Bestätigt durch die schlechte Regierung Wilhelm II., später durch den Ausbruch des I. Weltkrieges nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand (1914). In diesem Krieg, der der erste „modern“ geführte Krieg auf europäischem Boden war, zeigte sich, wie der Mensch durch die Maschinen die er baute und meinte zu beherrschen zerstört und versklavt wurde. Nach dem I. Weltkrieg ging allerdings die Zerstörung des Menschen durch sich selbst weiter, wie die Künstler z.B. am Diktatfrieden von Versailles sahen oder an den schweren Auseinandersetzungen von Kommunisten und Nationalsozialisten in der Weimarer Republik. 1923 kam dann die schwerste Katastrophe auf die noch junge Republik zu. Der Staat war unter der drückenden Schuldenlast und der Neuverschuldung bankrott gegangen und musste seine Währung abwerten. Von nun an galten eine Billion (1 000 000 000 000!) Reichsmark eine Rentenmark. Diese Maßnahme half zwar kurzzeitig und bald wurde auch wieder die Reichsmark eingeführt, doch schon 1929 zog es die deutsche Wirtschaft im Zuge der Weltwirtschaftskrise wieder wegen zu hoher Schulden in eine neue Katastrophe.

Infolge dieser durch und durch negativen Erlebnisse stellten sich die Philosophen, Schriftsteller und auch sonstigen Künstler erneut die Sinnfrage des Lebens.

Friedrich Nietzsche, der ja schon zuvor kurz für Aufsehen gesorgt hatte, bekam wieder Gehör durch seine Werke „Also sprach Zarathustra“ und „Der Wille zur Macht“. Diese Werke, die ja seine Anschauung des Nihilismus darstellten wurden zu dieser Zeit viel diskutiert, und leider nahmen sich nicht nur die Künstler dieser Zeit der Werke an, sondern auch Nationalsozialisten wie Adolf Hitler oder Herrmann Göring, die aus diesen Büchern viel fehlinterpretierten und in ihre Weltanschauung übernahmen.

Es gab allerdings auch noch Philosophen, die andere Ansichten vertraten, bzw. die Ansichten Nietzsches nicht völlig teilten. So gab es zum Beispiel Oswald Spengler, der mit seinem Werk „Der Untergang des Abendlandes“ einen Kulturpessimismus vertrat, der viel diskutiert wurde, aber auch viel Zustimmung bekam. Weiterhin gab es noch Existentialphilosophen wie Sören Kierkegaard („Der Begriff Angst“) oder Martin Heidegger („Holzwege“), die sich mit der wahren Existenz des Menschen und seinem bisher unerforschten innersten Kern befassten. Denn schon zu dieser Zeit war die Technik in alle Lebensbereiche der Menschen vorgedrungen und so befürchtete man eine innere „Verstümmelung“ des Wesens der Menschen. Man erkannte zu dieser Zeit zum ersten mal, dass die Technik nicht dem Menschen untertan ist, wie er es gern hätte, sondern dass die Technik jeden einzelnen versklavt und abhängig macht, bis er nicht mehr ohne sie überleben kann.

Die jungen Dichter dieser Zeit erkannten also diese neue Bedrohung und versuchten gegen sie anzugehen, indem sie den „Aufstand probten“, gegen die verkrusteten und altmodischen Strukturen ihrer Elterngeneration, die noch total am Untertanenglauben des Kaiserreichs hing und sich von diesem auch nicht lösen konnte. Die Künstler jedoch versuchten in ihren Werken und Gedichten das zu bewerkstelligen, was Maler wie Vincent van Gogh oder Paul Klee schon auf der Leinwand bewerkstelligt hatten. Nämlich nicht das exakte oder visuell erfassbare auszudrücken, sondern die Empfindungen und die persönliche Meinung des Künstlers auszudrücken (Expressionismus = Ausdruck).

Die expressionistische Bewegung zeichnete sich auch dadurch aus, dass sie hauptsächlich eine Bewegung von jungen Künstlern war, die zwar nicht viel von Politik verstanden, aber durchaus die Probleme der Welt, manchmal sogar besser, erkannten als die ältere Generation. Und so forderten sie zu einer Gesellschaft auf, die Rücksicht auf die Geknechteten nehmen müsse, ja zu einer Gemeinschaft aller friedvollen Menschen der Welt werden müsse. Diesen Traum meinten sie vollenden zu können, indem sie völlig auf die Macht des Geistes vertrauten, der nie wieder Krieg wolle und das göttliche suche.

Das Problem der expressionistischen Dichtung war jedoch, dass sie wie die Malerei mit ihren Formen und ihrem Ausdruck häufig zu radikal und unverständlich daherkam, und sich so der einfache Volksgeist, der sich nicht eingehend mit dieser Kunst befasste, häufig die einfache Frage beim Betrachten eines Bildes oder Lesen eines Buches stellte: Warum? Und da die Menschen in diesen schweren Zeiten oft auch andere Sorgen hatten als sich mit der Kunst dieser Generation zu befassen, wurde sie nur zu oft als Schund abgetan. So verpuffte leider die Forderung der Expressionisten ungehört. Zwar endet die Epoche des Existentialismus offiziell schon 1925, aber1933 kam es dann zur Machtübernahme der Nationalsozialisten, die dem Expressionismus in Deutschland endgültig ein Ende setzten, indem sie ihn als entartete Kunst verriefen und Bücher existentialistischer und friedensliebender Künstler verbrennen ließen.

Die Merkmale existentialistischer Kunst lassen sich im folgenden zusammenfassen:

- Die Expressionisten protestieren gegen alle Traditionen, gegen alle herkömmlichen Formen der Kunst, gegen das Alltägliche, gegen die Gesellschaftsordnung (Weltuntergangsstimmung).
- Der Dichter entwickelt sich zum radikalen Egozentriker, da er glaubt, seine Seele sei ein Spiegel der Außenwelt. Wesentlich ist nur, was er bekennt, was sein Inneres ausdrückt. Damit stellt er sein subjektives Erleben über jedes äußerlich sichtbare Ereignis.

Zwei Dichtertypen sind erkennbar, der gefühlsbetonte Dichter und der aktivistische, politisch engagierte Schriftsteller.

- Die Ziele der Expressionisten:

1. Aufhebung der Klassenunterschiede und Suche nach menschlicheren Formen des Zusammenlebens;
2. Mitleid und Hilfe für das Proletariat und Kleinbürgertum;
3. Rückführung des Menschen zu Gott, denn der „neue Mensch“ braucht das Göttliche, weil er ein hilfloses verkümmertes Wesen ist voller Angst, Verfall und Gewissensnöten;
4. Ablehnung der Gewaltpolitik der Nationalstaaten (Weltkriegserleben, Katastrophenstimmung);
5. Bedeutsam sind nur menschliche Grenzsituationen, nicht die individuelle Erfahrung von einzelnen Zeitgenossen.

Die Mittel der Expressionisten:

1. Sprache wird zur Waffe, d.h., mit ihr kann man alles ausdrücken, um den Leser bzw. das Publikum zu verletzen, zu schocken, betroffen zu machen, nachdenklich zu stimmen, zum Widerspruch zu reizen.

Mit der Sprache kann der Dichter gefühlvoll bis zum Pathos sein und kann dies bis zur Raserei, zur Ekstase ausweiten.

Die Sprache kann grell, gestaut und rauschhaft sein. Worte werden ins Gesicht geschleudert, ein Aufschrei, barocke Wortkaskaden voller Bilder, Fantasien, Wortfetzen ergießen sich über die Mitmenschen. Die Sprache ist explosiv, radikal, revolutionär.

2. Sprache wird zur Montage. Der Dichter ist der Artist, der sogar Worte aus unterschiedlichen Lebensbereichen in einem Satz zusammenfügt, z.B. aus Wirtschaft, Politik, Natur. Die Sätze werden konstruiert, d.h., jedes überflüssige Wort wird vermieden, z.B. das Verb fällt weg, oder ein Satz besteht nur aus einem Ausruf.

Die Dichter des Expressionismus und ihre Werke:

Als erstes zu nennen im Bezug auf den Expressionismus ist der 1883 in Prag geborene Franz Kafka, der in seiner Jugend sehr unter der Autorität seines Vaters litt. Er arbeitete später zuerst am Strafgericht und später als Versicherungsjurist. Seine Werke drehten sich stets um den einsamen entfremdeten Menschen, der seiner Umwelt völlig ausgeliefert ist und keine Hilfe von seinen Mitmenschen erwarten kann, noch sich selbst aus dieser Existenz befreien kann. Am Ende der Erzählungen Franz Kafkas stand in den meisten Fällen der Tod, als einzigem Ausweg, was Kafka zu einem der Mitbegründer, des fatalistischen Denkens machte. Er vertrat die Ansicht, dass, egal was man tut, sich alles nur zum schlechten drehen würde und man sowieso völlig dem Schicksal ausgeliefert sei. Dies hing auch damit zusammen, dass Kafka schon früh erkrankte und an dieser Krankheit schließlich 1924 in Kierling/Wien verstarb.

Das Problem an Kafkas Erzählungen war nur, wie bei vielen Existentialisten, dass er seine Erzählungen mit Symbolen versehen hat und keine klare Erzählstruktur verfolgte, was den Zugang zu seinen Werken erheblich erschwerte. So wurden seine Werke auch erst spät nach seinem Tod, nach dem II. Weltkrieg gewürdigt.

Zu seinen Werken gehören die Erzählungen „Die Verwandlung“ und „Das Urteil“ und die, leider nie fertiggestellten Romanfragmente „Der Prozess“, „Das Schloss“ und „Amerika“.

Weiterhin zu erwähnen sind Gottfried Benn (1886-1956), der zuerst als Theologe und später als Großstadt- und Militärarzt Karriere machte und in seiner dichterischen Laufbahn mehrere Phasen durchlief.

Zuerst stellte er sich als eindeutiger Existentialist, der in seinem Frühwerk die These vertrat, das „Gott tot ist, und der Mensch erbärmlich schutzlos“. Er sympathisierte also eindeutig mit Nietzsche, was ihn später auch für kurze Zeit zum Anhänger des Nationalsozialismus werden lies. Er erkannte aber glücklicherweise die schrecklichen Machenschaften des Hitlerregimes und brach mit diesem, woraufhin er 1938 Schreibverbot erhielt.

1948 schließlich veröffentlichte er seine „Statischen Gedichte“, worin er seiner Trauer über die Künstler jener Zeit Ausdruck gab, die ihren Mitmenschen keine Sinndeutung mehr geben wollten und konnten. Noch zu erwähnen ist seine Novelle „Gehirne“ und sein Essay „Nach dem Nihilismus“.

Zudem haben sich sowohl Ernst Berlach (1870-1938) mit seinen Werken „Die Sintflut“ und „Der tote Tag“, als auch Alfred Döblin (1878-1957) mit „Berlin Alexanderplatz“ und „Die Ermordung einer Butterblume“ einen Namen in dieser Epoche gemacht.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

1914 brach der I. Weltkrieg in Europa aus und zog nach und nach alle Länder um Deutschland und Österreich mit ins verderben.

Um den Krieg zu finanzieren suchte man im Deutschen Reich nach neuen Wegen der Geldbeschaffung. Dabei kam man auf die Idee, das Geld nicht mehr als Münzen, sondern als Papiergeld auszugeben.

Zwar hatte es schon seit 1909 in Deutschland Papiergeld gegeben, aber dieses war nur für größere Geschäfte gedacht. Die Mark hatte nämlich zu beginn des letzten Jahrhunderts in der ganzen Welt schnell Anerkennung gefunden und so hatte man sich in der Regierung Wilhelm II. entschlossen, das Papiergeld in Umlauf zu bringen, um den Handel in Deutschland und den Handel mit anderen Ländern zu vereinfachen. Die Vorteile des Papiergeldes lagen klar auf der Hand, es war leichter als die Münzen, nahmen also auf Transporten nicht so viel Platz ein und einfacher und günstiger herzustellen als die Hartgeld. Zur damaligen Zeit war es auch nicht schlimm, dass das Geld in Papierform ausgegeben wurde, da es immer nur den Wert des Goldes symbolisierte, der auch wirklich in den Kellern der Reichsbank lagerte. So war das Papiergeld also sehr stabil.

Während des I. Weltkrieges besann man sich also darauf, dass man ja auf Papier nicht nur 100, 500, und 1000 Mark drucken könnte, sondern viel mehr, und somit die Soldaten und Arbeiter in den Waffenfabriken entlöhnen könnte. Die Herrschenden waren sich durchaus bewusst, dass das Geld, das sie nun drucken ließen, nicht mehr durch die Goldvorräte der Reichsbank gesichert waren und sie somit Schulden würden aufnehmen müssen. Und so geschah es dann auch und Deutschland verschuldete sich mehr und mehr. Jedoch war man der Auffassung, dass sich nach dem Krieg alles regeln würde und die Schulden, Deutschland werde natürlich siegen, von den Verlierern getragen werden müssen. Die Rechnung hatte nur einen Haken, Deutschland verlor den Krieg und blieb so auf seinen Schulden sitzen und musste zudem noch „Reparationszahlungen“ an die anderen Staaten bezahlen, insbesondere an Frankreich und England, die natürlich auch viel Geld in diesen Krieg gesteckt hatten.

Durch die hohen Reparationskosten sank der Geldwert immer weiter und zwischen 1919 und 1923 erlitt die deutsche Währung einen bisher nicht gekannten Wertverlust, der 1923 in einer galoppierenden Inflation endete.

Während zum Jahresende 1918 für 1 Dollar 2 Mark gezahlt wurden, waren es 1920 16 Mark und 1922 1600 Mark. Auf dem Höhepunkt der Inflation am 20.11.1923 stand der Dollar bei einer Billion Mark.

Die Preise entwickelten sich entsprechend. Ein Ei kostete auf dem Höhepunkt der Inflation 320 Milliarden Mark.

Irgendwann machte man sich nicht einmal mehr die Mühe neue Geldscheine zu entwerfen und zu drucken, sondern man stempelte ihnen einfach einen neuen Wert auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Geldscheine der 20er Jahre (teilweise überstempelt).

Diese Inflation fing man kurzfristig durch Einführung der Rentenmark auf, die nicht in Gold, sondern durch Grundkapital der Wirtschaft gedeckt war. Eine Billion Papiermark wurden zu einer Rentenmark gerechnet. Durch die dadurch erreichte Geldstabilisierung und eine Neuordnung der Kriegsreparationskosten konnte man schon im August 1924 wieder zu einer goldgedeckten Währung zurückkehren, die nun offiziell Reichsmark hieß.

Dichtung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts:Neue Sachlichkeit (1918-1945)

Neue Innerlichkeit (1918-1945)

Textbeispiele:

Dreigroschenoper

von Bertold Brecht

Denn die einen stehn im Dunkeln,

Und die andern stehn im Licht,

Und man sieht nur die im Lichte,

Die im Dunkeln sieht man nicht. (Song)

Herbsttage

(Betrachtung) von Thomas Mann

Es gibt Herbsttage, die wie Wunder sind. Der Sommer ist vorüber, draußen hat längst das Laub zu vergilben begonnen, und in der Stadt hat tagelang bereits der Wind um alle Ecken gepfiffen, während in den Rinnsteinen unreinliche Bäche sprudelten. Du hast dich darein ergeben, du hast dich sozusagen am Ofen bereitgesetzt, um den Winter über dich ergehen zu lassen…

Der Streber

von Erich Kästner

Vom frühen bis ins späte Alter,

mit Mordsgeduld und Schenkelschluss,

rankt er sich hoch am Federhalter

und klettert, weil er sonst nichts muss.

Die Ahnen kletterten im Urwald.

Er ist der Affe im Kulturwald.

Warnung

von Erich Kästner

Ein Mensch, der Ideale hat,

der hüte sich, sie zu erreichen!

Sonst wird er eines Tags anstatt

sich selber andren Menschen gleichen.

Geschichte und Kennzeichen der Dichtung der ersten Hälfte des 20. Jhds.:

Das Kriegsgeschehen des I. Weltkriegs, die Geschehnisse während der Weimarer Republik und die Machtergreifung Hitlers 1933, der II. Weltkrieg mit seinen 55 Millionen Opfern und 6 Millionen Judenmorden, beeinflusste die Literaten Deutschlands natürlich sehr, insbesondere, da sie persönlich ab 1933 davon betroffen waren und viele von ihnen emigrieren mussten. Während der Hitlerdiktatur entwickelte sich, bedingt durch das kulturelle Ausbluten Deutschlands, die so genannte Exil-Literatur, die sich besonders der Geschehnisse im Deutschen Reich der Nationalsozialisten annahm und versuchte den Machthabern in Deutschland etwas entgegenzusetzen.

Die Schriftsteller erkannten, dass die allumfassende Brüderlichkeit der Expressionisten sich als Wunschtraum herausgestellt hatte und der Mensch sich vielmehr unfrei und durch die rationalen und irrationalen Mächte eingeengt fühlte.

Diese Umstände führte eine Gruppe von Autoren zu mehr „Sachlichkeit“ und Kritik an den bestehenden Verhältnissen, die andere Gruppe zu neuer „Innerlichkeit“ und Selbstbesinnung, um wieder sinnvoll leben zu können.

Dichter der neuen Sachlichkeit und ihre Werke:

Thomas Mann (1875-1955) stellt noch vor Bert Brecht den wohl eindrucksvollsten und bedeutendsten deutschen Erzähler des 20. Jahrhunderts. Seine Karriere begann mit seinem Roman Buddenbrooks, den er 1901 verfasste und in dem er die allgemeine Krise der bürgerlichen Gesellschaft um die Jahrhundertwende anhand einer Lübecker Kaufmannsfamilie, die er perfekt Charakterisieren konnte, wohl auch, da er selbst, als Sohn eines Kaufmanns in Lübeck geboren, aus der Mitte dieses Milieus stammte. Seine Besonderheit war, dass er, obwohl er sich selbst wohl zum Bürgertum zählte, die Dekadenz und Fehlentwicklung dieser Bürgerschicht erkannte und anprangerte. Dies brachte ihm nicht nur Bewunderer ein, und insbesondere sein späteres Engagement für mehr Toleranz und Menschlichkeit brachte ihn nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in starke Bedrängnis, und wurde schließlich verboten.

Weitere Zeugnisse seines Schaffens sind sein Schelmenroman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ und seine Novelle „Der Tod in Venedig“, die Weltruhm erlangte und wie „Buddenbrooks“ verfilmt wurde.

Thomas verbrachte seinen Lebensabend in Zürich, wohin er während der Nazizeit emigriert war und verstarb auch dort.

Bert Brecht (1898 Augsburg-1956 Berlin) war zuerst ein expressionistischer Dichter, der zum Beispiel das Drama „Trommeln in der Nacht“ verfasste und sich danach dem Schicksal der Unterdrückten und Ausgebeuteten zuwandte. Dies führte ihn zwangsläufig zum Kommunismus, weswegen er 1933 zuerst nach Dänemark emigrierte, wo er einige Sozialkritische Stücke über das Leben im Deutschland seiner Tage schrieb, die er auch verfilmen lies. Allerdings musste er bedingt durch die Bedrohung eines Krieges weiter über Österreich, Russland, die Schweiz schließlich in die USA emigrieren, aus denen er aber 1948 wieder nach (Ost-) Deutschland zurückkehrte. In den USA begannen nämlich die Kommunistenverfolgungen, unter denen auch er zu leiden hatte, da ja bekannt war, das er ein Anhänger dieses Systems war. Zurück in Berlin gründete er zusammen mit Helene Weigel das „Berliner Ensemble“ und war Leiter des „Theaters am Schiffbauerdamm“ bis zu seinem Tode.

Bert Brecht war hauptsächlich Dramatiker und deshalb sind die besten Werke seines Schaffens auch durchweg Dramen, wie z.B. die „Dreigroschenoper“, „Mutter Courage und ihre Kinder“, „Der gute Mensch von Sezuan“ und „Der Kaukasische Kreidekreis“.

Weiterhin zu erwähnen sind noch der Bruder von Thomas Mann, Heinrich Mann (1871 Lübeck - 1950 Santa Monica/Kalifornien), der anders als sein Bruder Thomas, sich schon früh von seinem Elternhaus löste und mit gesellschaftskritischen Werken wie „Der Untertan“ und „Professor Unrat“ und seiner Utopie des Realistischen Sozialismus „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ berühmt wurde.

Zudem machte sich der 1899 in Dresden geborene Erich Kästner einen Namen, durch seine einfühlsamen Kinderbücher („Emil und die Detektive“), die er ab 1929 verfasste. Mit der Zeit entwickelte sich Kästner immer mehr zum unbequemen Gesellschaftskritiker, der sich allerdings nicht durch offene Wut in seinen Texten, gegen das System zur Wehr setzte, sondern durch seine Ironie und seinen bestechenden Wortwitz. Natürlich benutzte er auch oft Beleidigungen in seinen Gedichten, um die Menschen aufzurütteln, jedoch benutzte er sie hauptsächlich um den Menschen einen „Zerrspiegel vorzuhalten und sie somit zu entlarven. Zudem war Kästner ein Schriftsteller, der immer darauf bedacht war, dass das was er schrieb auch von jedem verstanden werden konnte. Leider verstanden auch die Nationalsozialisten seine Texte und so ließen sie schon 1933 gegen ihn ein Schreibverbot aussprechen und seine Bücher verbrennen.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Emil und die Detektive“, Das fliegende Klassenzimmer“, „Das doppelte Lottchen“ und sein Roman, „Drei Männer im Schnee“.

Erich Kästner verstarb 1974 in München.

Und natürlich Kurt Tucholsky (1890 Berlin – 1935 bei Göteborg/Schweden), der durch sein politisches Engagement und seine zeitkritischen und satirischen Werke auffiel. Tucholsky war ein typischer Künstler dieser Zeit, der zwar sehr heimatverbunden war, aber wegen der politischen Umstände dieser Zeit das Land verlassen musste. 1935 nahm sich Tucholsky aus Kummer über die Geschehnisse in seinem Heimatland in der Emigration das Leben.

Tucholsky protestierte in seinen Gedichten (z.B. „Deutschland, Deutschland über alles) oder seiner Prosa (z.B. „Lerne Lachen ohne zu weinen“) in sarkastischer Weise gegen die Bürger dieser Zeit, die nur an ihre Brieftasche dachten, und die Welt um sie herum ruhigen Gewissens untergehen ließen.

Die Dichter der neuen Innerlichkeit und ihre Werke:

Herrmann Hesse (1877 Calw – 1962 Montagnola bei Lugano) wurde als Sohn eines Missionspredigers geboren und sollte Theologie studieren. Er floh aber aus dem Seminar im Kloster Maulbronn, weil er den erbarmungslosen Erziehungsprozess nicht mehr ertrug. Ab 1904 wurde er freier Schriftsteller und unternahm reisen nach Italien und Indien, die für seine späteren Werke sehr wichtig wurden. Ab 1912 lebte er abgeschieden in der Schweiz, um, unabhängig von allen äußeren Einflüssen schreiben zu können. Er erhielt 1946 für sein vom Christentum und der ostasiatischen Kultur geprägtes Werk den Literaturnobelpreis. In seinen Werken versuchte Hesse stets seinen Lesern den „Weg nach innen“ zu weisen, sehr gut zu sehen in seiner Erzählung „Siddharta“, in der er, angewidert vom Technikglauben seiner Umwelt, den buddhistischen Läuterungsweg empfiehlt. Weitere Werke seines Schaffens sind der Roman „Steppenwolf“ und die Erzählung „Morgenlandfahrt“.

Noch ein wichtiger Vertreter der neuen Innerlichkeit ist der 1896 in Nackenheim/Rheinhessen geborene Carl Zuckmayer, der zuerst Naturwissenschaften studierte und sich freiwillig als Soldat im I. Weltkrieg meldete. So arbeitete er sich bis zum Offizier hoch und arbeitete später als freier Schriftsteller und musste 1933 wegen der Behinderung durch die Nazis über Österreich und die Schweiz nach Amerika emigrieren, von wo er nach dem Krieg wieder nach Deutschland und schließlich in die Schweiz zog. Zuckmayer wird als der beliebteste und volkstümlichste zeitgenössische Dramatiker bezeichnet, dessen Bühnenstücke von seinem Glauben an das gute im Menschen geprägt sind (siehe „Der Hauptmann von Köpenick “).

Seine Werke waren unter anderem die Dramen „Der Hauptmann von Köpenick“, „Des Teufels General“, „Katharina Knie“ und „Schinderhannes“. Zudem verfasste er eine Autobiographie unter dem Titel „Als wär’s ein Stück von mir“. Er starb 1977 in Saasfee in der Schweiz.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

1924 war man also wieder zu einer goldgedeckten Währung zurückgekehrt und hatte sich auch in der Frage der Höhe der Reparationskosten gütlich mit den Siegermächten geeinigt. So hätte man nun also den noch jungen demokratischen Staat weiter aufbauen können, da nun auch die Wirtschaft gewillt war in Deutschland zu investieren. Für eine kurze Zeit sah es auch so aus, dass, trotz aller Probleme, die unter anderem durch die Machtkämpfe der Nationalsozialisten und Kommunisten auftraten, die Weimarer Republik in eine strahlende Zukunft gehen würde. Doch der schwarze Freitag im Jahre 1929 an der New Yorker Börse, der die ganze Weltwirtschaft in seinen Bann zog, zerstörte jäh alle Hoffnungen und Träume der Menschen zu dieser Zeit. Deutschland hatte unter dieser Krise neben Amerika, am meisten zu leiden, da das meiste Geld, mit dem man den Aufbau finanziert hatte von amerikanischen Banken geliehen war, und diese natürlich nun nicht mehr bereit waren weiter Kredite auszugeben, bzw. ihr Geld nun wieder zurückforderten.

So kamen in Deutschland wieder einmal riesige Schuldenberge zusammen und radikale Kräfte wie Kommunisten und Nationalsozialisten bekamen immer mehr Zulauf von Menschen, die von den gemäßigten Parteien, die sich allenfalls dadurch auszeichneten, dass sie alle zehn Monate den Reichskanzler auswechselten, enttäuscht waren.

So kam Adolf Hitler mit seiner NSDAP 1933 an die Macht und verhalf durch radikale Arbeitsbeschaffungsprogramme den Leuten zu Arbeit und Brot. Diese Programme konnte er natürlich nur finanzieren, indem er Schulden aufnahm.

Das die Banken überhaupt bereit waren ihm ihr Geld anzuvertrauen, lag daran, dass schon Hitlers Vorgänger bereits mit ihnen geredet hatten und einige Sicherheiten hinterlegt hatten.

Nun konnte sich Hitler sozusagen auf den Lorbeeren des anderen ausruhen und musste den Banken natürlich nicht erklären, wie er gedachte die immensen Schulden zurückzuzahlen.

Hitler hatte von vornherein geplant, einen Krieg zu führen, sowohl gegen die europäischen Staaten, als auch gegen die Minderheiten in seinem Land. Aus diesen Raubzügen wollte er so viel Kapital schlagen, um alle seine Schulden zurückzuzahlen. Insbesondere die jüdischen Bankbesitzer und Kaufleute lies er enteignen und deren Besitz in die Staatskasse überführen. Dieses System ging in den ersten Kriegsjahren auch auf, doch „leider“ verlor Deutschland wieder den Krieg und so war man wieder an dem selben Punkt angelangt, wie schon einmal 1919…

Die Dichtung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Dichtung der Moderne (1945-heute)

Textbeispiele:

Ein Beitrag zur Farbenlehre

von Wolfdietrich Schnurre

Das Eichhörnchen wurde vor den Ausschuss befohlen und sollte Rechenschaft über die Farbe seines Felles ablegen.

Aber du bist doch genauso gefärbt!“ sagte das Eichhörnchen zum Fuchs, der am Vorstandstisch saß. „Der Augenschein trügt“, sagte der Fuchs, „ich habe mich längst von meinem Fell distanziert.“

Völker der Erde

von Nelly Sachs

Ihr, die ihr euch mit der Kraft der unbekannten

Gestirne umwickelt wie Garnrollen,

die ihr näht und wieder auftrennt das genähte,

die ihr in die Sprachverwirrung steigt

wie in Bienenkörbe,

um im süßen zu stechen

und gestochen zu werden –

Völker der Erde,

zerstöret nicht das Weltall der Worte,

zerschneidet nicht mit denn Messern des Hasses

den Laut, der mit dem Atem zugleich geboren wurde. …

Geschichte und Merkmale der Dichtung der Moderne:

Im Jahre 1945 war Deutschland besiegt und am Boden, restlos zerstört durch die massiven Flächenbombardements der Alliierten (Dresden, Hamburg, Schweinfurt).

Jedoch entschlossen sich viele, zwar längst nicht alle, Exilliteraten dazu wieder in ihre deutsche Heimat zurückzukehren und einen Neuanfang zu versuchen.

Bedingt durch die Hilfe der alliierten Besatzer begann auch schon bald, im Jahre 1948, der Wiederaufbau Deutschlands, zuerst nur mit einer Währungsreform, ein Jahr später, 1949 wurde die BRD ausgerufen, die allerdings ohne die Gebiete der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) auskommen musste, da die Sowjets nicht gewillt waren ihre Gebiete einem Staat mit demokratischen Strukturen abzutreten. Zudem zog die SBZ immer kurz, nachdem die westdeutschen Machthaber einen Schritt getan hatten, nach. So wurde 1949 auch in Ostdeutschland ein Staat ausgerufen, nach sozialistischem Vorbild, der fortan DDR hieß. In diesem Staat entwickelte sich, bedingt durch Repression und Zensur, die Kultur und Literatur anders als in seinem westlichen Nachbarn, in dem fortan die demokratischen Strukturen Amerikas zum Vorbild dienten.

1955 schloss sich Deutschland der NATO an, worauf Ost-Berlin mit dem Anschluss an den Warschauer Pakt reagierte.

So schaukelten sich die Aggressionen zwischen Ost und West immer höher und im Hintergrund stand immer die Bedrohung durch die Atombombe, die ja schon im zweiten Weltkrieg ihre verheerende Wirkung gezeigt hatte.

Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse stellten sich nun wieder viele Existentialisten die Sinnfrage alles irdischen Lebens, wenn es ja doch nur auf die totale Vernichtung der Menschheit hinauslaufen würde.

Vor allem die Philosophen jener Tage (Jean Paul Sartre, Karl Jaspers und Martin Heidegger) beeinflussten mit ihren Schriften die Autoren dieser Zeit.

Vor allem aber stellten sich die Schriftsteller dieser Tage dem Drang des Menschen sich selbst zu zerstören, der nicht nur durch Kriege Ausdruck findet, sondern auch durch die maßlose Verschmutzung der Umwelt und Verbrauch der Ressourcen der Erde.

Jedoch wollten die Gelehrten Deutschlands nach 1945 keinen absoluten Neuanfang sehen, sondern sie versuchten eher das ungeschichtliche, zeitlose, die alles überdauernde Ordnung zu ergründen, durch die das Leben der Menschen gesichert sei und wieder einen Sinn erhält.

Die Literaten jener Zeit versuchten nicht mehr wie die Dichter der neuen Innerlichkeit/Sachlichkeit die alten Werte zu zertrümmern und durch neue zu ersetzen, sondern sie versuchten vielmehr ihr eigens Erleben in Einklang mit dem Sinn des Lebens zu bringen und zu erörtern, warum der Mensch ist, und wie er sich verhalten soll, angesichts der totalen Macht- und Hilflosigkeit gegenüber den neuen Gegebenheiten (Ost-West Konflikt…) in der Welt.

Folgende Merkmale sind als Kennzeichen der Dichtung der Moderne festzuhalten:

- Der Schriftsteller der Moderne ist zum Nach- und Umdenken gezwungen, zur Suche nach neuen Formen, Themen, Aussagen und veränderten Auslegungsweisen von geschichtlichen Ereignissen. Dabei werden die Zeitgeschichte und die gesellschaftspolitischen Gesichtspunkte von der Dichtung in einem Maße berücksichtigt wie zuvor in keiner Literaturepoche.

- Ziele: Die Thematik und Stilistik in der modernen Literatur werden stark durch nihilistisches Denken, Polemik und Absurdes geprägt. Bisherige Grenzen werden überschritten (z.B. eigenwillige Rechtschreibung und Zeichensetzung), Tabus werden gesprengt (z.B. Überbetonung des Unflätigen und Sexuellen) und Neuerungen um des Neuen willen gesucht (z.B. Modeerscheinungen, Thematik je nach tagespolitischem Geschehen).

- Problematik: Der Dichter klagt an, schockiert, verunsichert, stürzt in Depressionen – aber bietet nichts an, hilft nicht weiter, lässt den Leser ratlos,

- wenn er Fragen stellt, jedoch nicht beantwortet;
- wenn er Themen nennt, jedoch nur bruchstückhaft behandelt;
- wenn er Aufgaben nennt, jedoch selbst keine Lösungsmöglichkeit sieht, bzw. die Lösung dem Leser überlässt, der sich oft verwirrt und unzufrieden von der Dichtung abwendet, weil er als Laie die neuen Formen und Inhalte oft nicht versteht und mit der Flut seiner Alltagssorgen voll ausgelastet ist. Die Weiterreichung der Leser an Psychologen, Therapeuten oder Theologen zur Beantwortung von Lebensfragen zeigt die Ohnmacht moderner Dichter.

- Das moderne Drama in Deutschland wird hauptsächlich durch Bert Brecht, Max Frisch und Friedrich Dürenmatt geprägt. Während aber Brecht aufgrund seiner marxistischen Ideologie noch an den Fortschritt und die Veränderbarkeit des Menschen glaubte, bezweifeln die jüngeren Dichter, dass die Gesellschaft zu verbessern und die Menschen zu belehren seien. Die Existenzerschütterung und die Sinnlosigkeit menschlichen Tuns sind an den Bühnen vorherrschend.

- Der moderne Roman und die Erzählung stellen ebenfalls die Daseinsfrage, so z.B. anfangs

- als Ruinenliteratur, z.B. bei Böll und Borchert;
- als Vergangenheitsbewältigung, z.B. bei Hochhuth, Frisch, Langgässer;
- und schließlich als Protest, neuem Zeitgeist und Unzufriedenheit mit dem Erreichten, z.B. Walser, Lenz, Gaiser.

Der Mensch wird in seinem Alltag als Spielball vieler Mächte gezeigt, als Betrogener in der kapitalistischen Wirtschaft, als Stimmvieh in der Politik, als Opfer des Terrors bei Flugzeugentführungen und Attentaten oder des täglichen Unfalls in der hochtechnisierten Umwelt, wo Fehlreaktionen des „Faktors Mensch“ immer einzukalkulieren sind.

- Die moderne Lyrik ist ein Spiegelbild der weltanschaulichen Vielfalt und Gegensätzlichkeit unserer Zeit. Thematisch setzen sich die jungen Lyriker mit dem Generationenkonflikt auseinander und mit der Frage, warum die Väter auf nichts eine schlüssige Antwort wüssten, sondern – so ihre These – nur mit dem Trivialen, Banalen und Langweiligen ihr Leben verbrächten und die „beunruhigte Generation“ mit Gesetzen, Verordnungen, Vorschriften und Knüppeln zu unterdrücken suchten. Sie wenden sich ab von der „heilen Welt“ eines W. Bergengruen und rufen die „unheile Welt“ eines Brecht, Bobrowski, Enzensberger und Biermann aus. Formal werden die Gedichte zur artistischen Montage, zum intellektuellen Spiel mit Provozierendem, ohne Versmaß, Reim und Stropheneinteilung, inhaltlich herrschen Assoziationen, Traumbezüge, Symbolhaftes und Absurdes vor.

Die Dichter der Moderne und ihre Werke:

Heinrich Böll (1917-1985) wurde in Köln geboren und war ab 1938 im Reichsarbeitsdienst, später als Infanterist im Krieg. Erst nach seiner Rückkehr begann er Germanistik zu studieren und verdiente sein Geld als freier Schriftsteller. Mit seinen Werken, die gegenüber Gesellschaft und Kirche oft sehr kritisch waren, verdiente sich der häufig unbequeme Böll 1972 den Literaturnobelpreis.

Böll widmete sein Lebenswerk den Toten des Krieges, da er nichts „sinnloseres als Krieg und Militär“ kannte. Er durchleuchtete mit seinem kritisch, rationalem Realismus das Alltagsleben seiner Landsleute versuchte zu Beginn seines Schaffens die Bewältigung der Kriegserlebnisse zu bewerkstelligen. Später prangerte er in seinen Büchern das satte und Phrasenhafte der modernen Gesellschaft an und drückte dieses auch in seinem angepassten Schreibstil aus.

Zu seinen Werken zählen die Kurzgeschichten: „Die Waage des Baleks“, und „Die ungezählte Geliebte“. Zudem verfasste er unter anderem die Romane „Wo warst du, Adam?“ der sinngemäß soviel hieß wie „Wo warst du, Mensch“, als die Freiheit zerstört, deine Familie erschlagen, deine Seele vom rein Materiellen aufgezehrt wurde und Unwahrheit und Heuchelei um sich griffen?

Zudem verfasste er die Hörspiele „Die Spurlosen“ und „Klopfzeichen“.

Heinrich Böll verstarb an seinem Geburtsort Köln.

Wolfgang Borchert wurde 1921 in Hamburg geboren und arbeitete wie Böll zuerst als Buchhändler, wandte sich dann aber der Schauspielerei zu. Auch er konnte sich nicht von seiner Heimat trennen und ging nicht ins Exil. 1940 wurde er von der Gestapo verhaftet und wurde 1941 an die Ostfront zwangsversetzt, wo er schwer verwundet wurde. In Briefen an die Heimat sprach er sich gegen die Staatsführung und die Partei aus und wurde wegen „Wehrzersetzung“ zu mehreren Haftstrafen verurteilt.

1945 kehrte er psychisch und physisch gebrochen, an der Gelbsucht leidend, in seine Heimatstadt Hamburg zurück, die nun in Trümmern lag. Borchert zog in die Schweiz und verstarb 1947 tragischerweise einen Tag vor der Uraufführung seines Dramas “Draußen vor der Tür“.

Borchert steht in der Nachkriegsdichtung für die „Verlorenengeneration“, die Soldaten, die nach ihrer Heimkehr ihren Platz nicht mehr in der Gesellschaft finden. Stellvertretend für diese Generation schreit er der Gesellschaft, die sich nicht mehr um die Heimkehrer kümmern mag, und nur an sich selbst denkt, seine Anklage entgegen. Ebenso erschütterte ihn das Maßlose Elend das nach dem Krieg in Deutschland ausgebrochen war und versuchte dies in seinen oft schwermütigen Gedichten und Kurzgeschichten zu verarbeiten.

So schrieb er das Drama „Draußen vor der Tür“, die Kurzgeschichten „Nachts schlafen die Ratten noch“, „Das Brot“ und „Die Hundeblume“ und das Gedicht „Laterne, Nacht und Sterne“.

Max Frisch (1911 Zürich) ist einer der Bedeutendsten Dramatiker unserer Zeit, der mit seinen Lehrstücken den Irrsinn des Krieges aufzudecken versucht. Sein Drama „Biedermann und die Brandstifter“ stellt ein Meisterwerk neuerer Dichtkunst dar, voll von Symbolen und versteckten Andeutungen.

In dem Stück geht es um den Bürgerlichen „Biedermann“, der in seinem Haus zwei Menschen aufnimmt, die ihm auch bald erklären, was sie vorhaben. So fordern sie bald Benzin und andere Brennbare Materialien, um seinen Dachstuhl in Flammen zu setzen. Biedermann glaubt ihnen nicht und geht so Stück für Stück weiter in sein Verderben. Am Ende des Stückes geht schließlich das Haus von Biedermann in Flammen auf und die „Brandstifter“ suchen sich ein neues Opfer. Dieses Stück symbolisiert perfekt die Mentalität, die in den Vorkriegsjahren im deutschen Volk herrschte, dass sehenden Auges in sein eigenes Unglück lief, und sich am Ende wunderte, wie es nur so weit kommen konnte.

Weitere Werke sind „Andorra“, welches sich auch um die Mentalität eines Volkes dreht, das Minderheiten (Juden) in seiner Mitte birgt. Sein wohl bekanntester Roman ist „Homo Faber“, der die wissenschaftsgläubige Gesellschaft (in Form des Ingenieurs Faber) anprangert, die alles beherrschen will.

Frisch lebt heute in Zürich und Rom

Friedrich Dürenmatt (1921 Konolfingen bei Bern) wurde als Pfarrerssohn geboren und studierte später Philosophie und Theologie. Seit 1947 lebt er als freier Schriftsteller und Kritiker in Neuchâtel/Schweiz.

Er wurde berühmt durch Werke wie „Die Physiker“ oder „Der Besuch der alten Dame“, in denen er seiner Auffassung Ausdruck gab, dass die Wirklichkeit nur durch Witz und Ironie zu ertragen sei und die Wirklichkeit nur im Paradoxen zu finden sei. Weiter zeichnete er sich durch die Romane „Der Richter und sein Henker“ und „Grieche sucht Griechin“, der mit Heinz Rühmann verfilmt wurde.

Weiterhin zu erwähnen sind in der deutschen Nachkriegsliteratur:

- Martin Walser, der 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren wurde und seit 1957 in Friedrichshafen seinen Lebensunterhalt als freier Schriftsteller und Gastredner über deutsche Literatur an amerikanischen Universitäten verdient. In seinen jüngeren Jahren war Walser ein eindeutiger Anhänger der DKP, auf deren Veranstaltungen er oft als Redner auftrat. Dies brachte ihm eine Menge scharfer Kritik ein, so dass er in den 80’er Jahren wieder zur „guten alten SPD“ zurückkehrte. Er schrieb z.B. den Roman „Ehen in Philippsburg“ oder die Novelle „Ein fliehendes Pferd“.

- Günther Grass, der 1927 in Danzig geboren wurde und sich nah einiger Zeit in Paris in Berlin niederließ. Zuerst schrieb er dort wenig beachtete Dramen und Gedichte, allerdings gelang ihm 1959 mit seinem Schelmenroman „Die Blechtrommel“ der Durchbruch, denn er deckte darin wunderbar die dämonischen Lügen der NS-Führung auf und die sinnlich-erotischen Gemeinheiten des Bürgertums in der Wiederaufbauphase Düsseldorfs. Mit seinen folgenden Werken („Hundejahre“, „Im Krebsgang“ oder „Örtlich Betäubt“) erlangte er allerdings vorerst nicht mehr diese Aufmerksamkeit. In den 70’er Jahren trat er als Wahlkampfhelfer für Willy Brandt auf und machte sich für die Interessen der sozial benachteiligten stark. Im Jahr 2000 bekam er als erster deutscher Schriftsteller nach Heinrich Böll den Literaturnobelpreis. Im Jahr 2002 eröffnete er mit seinem Flüchtlingsroman „der Butt“ um den Untergang des Flüchtlingsschiffes „Wilhelm Gustloff“, bei dem 9000 Menschen starben (bei der Titanic waren es 1600) ein neues Thema in der deutschen Literatur, denn nun, zu Beginn des neuen Jahrtausends beginnt man wieder, geschichtlich und literarisch das Schicksal der deutschen Flüchtlinge (über 6 Millionen!) zu durchleuchten. Was fast 60 Jahre lang ein eindeutiges Tabu war („Dies war nur die Strafe für die deutschen Verbrechen“) bekommt nun endlich einen Platz in der Literatur. Ich würde fast sagen, das Günther Grass damit das Tor zu einer neuen Epoche in der deutschen Literatur aufgestoßen hat. Man wird ihr zwar erst in ca. 50 Jahren einen Namen geben können, aber vielleicht wird er lauten: „Globale Literatur des 21. Jahrhunderts“.

Was tat sich zum Thema Geld in dieser Epoche?

Deutschland war 1945 völlig zerstört und auch das Geldwesen war durch den Krieg und seine immensen Kosten völlig zugrunde gegangen. So kostete zu dieser Zeit ein Ei zwölf Reichsmark, eine Packung Zigaretten 150 Reichsmark und ein Kilo Kaffee 1100 Reichsmark. So viel Geld besaß aber kaum jemand. Also kehrte man, mitten im 20. Jahrhundert in Europa!, zum Währungssystem der Steinzeit zurück. Man tauschte wieder, als Währung galten zu dieser Zeit höchstens noch Zigaretten, die z.B. von den Straßenkindern aus alten Zigarettenstummeln wieder neu zusammengedreht wurden, oder die von den Alliierten (meist Amerikaner und Engländer) an die Bevölkerung verteilt wurden.

Vorerst herrschte bei den Alliierten auch die Meinung, dass man Deutschland für alle Zeit in diesem Zustand halten müsste, und am besten jegliche höher entwickelte Industrie demontieren müsste, damit nie mehr ein Krieg von Deutschem Boden ausgehen könnte. Besonders die Russischen Besatzer unterstützten diesen sogenannten „Morgenthauplan“ nach dem Amerikanischen Finanzminister unter Roosevelt, Henry Morgenthau. Denn die Russen brauchten dringend die deutschen Industrieanlagen um ihr marodes Land aufzubauen, und so gingen die Demontagen in der SBZ noch lange weiter, als man sich im Westen schon auf einen neuen Plan geeinigt hatte. Nun verfolgte man den Plan des amerikanischen Wirtschaftsexperten Marshall, der erklärt hatte, dass es zwar möglich sei Deutschland, inmitten Europas, zu einem Entwicklungsland zu degradieren, dies aber für die Zukunft ein großes Risiko für die Stabilität in Europa darstellen würde. Denn die Deutschen würden sich auf Dauer nicht mit ihrem Schicksal abfinden und die Besatzer, zu Recht, dafür verantwortlich machen. Dies würde nur wieder zu Krieg und Aggression auf dem Kontinent führen und das Ziel des Morgenthauplanes würde damit genau verfehlt werden. Was die amerikanische Regierung jedoch wohl mehr an dem Plan interessierte, war, dass unter dem Gesichtspunkt der sich mehrenden Reibungspunkte ein sicherer Prellbock zwischen Russland und dem restlichen Kontinent gefunden werden musste. Diese Aufgabe sollte nun Deutschland übernehmen. Also entschied man sich dafür, in Deutschland enorme Wirtschaftshilfe zu pumpen, und brach somit mit der seit Jahrhunderten gewohnten Praxis, dass die Verlierer für alle Kosten des Krieges aufkommen mussten. Nun zahlten also die Sieger, erreichten damit aber, dass 1948 in den westlichen Besatzungszonen eine neue Währung eingeführt werden konnte, die fortan Deutsche Mark heißen sollte (DM). Die ersten Münzen und Scheine mussten noch in Amerika gedruckt werden, damit die Russen nicht davon erfahren konnten und eventuell dagegen einschreiten würden. So stellte man sie also vor vollendete Tatsachen und die russische Regierung konnte nicht anders, sie war natürlich nicht bereit in ihrer Besatzungszone das Geld der Alliierten einzuführen, als die alten Reichsmarkscheine mit einem Aufdruck zu versehen und diese Scheine zu einer Ostdeutschen Währung zu machen. Sowohl in den westlichen als auch in der östlichen Besatzungszone füllten sich „über Nacht“ wieder die Schaufenster und Regale der Kaufhäuser, denn nun war gewährleistet, dass das Geld, dass im Umlauf war auch wieder etwas wert war. Man hatte sich bei der Führung der Alliierten darauf geeinigt, dass vorerst die alte Reichsmark zu einem Kurs von Zehn zu Eins zur D-Mark umgetauscht werden sollte und vorerst jeder Bürger nur 40 DM erhalten sollte, um die Verteilung möglichst gerecht zu gestalten. Benachteiligt waren natürlich diejenigen, die sich, warum auch immer, etwas zusammengespart hatten und ihr vermögen nun auf einen Schlag verloren.

Für Industrielle wurde natürlich eine Ausnahme gemacht, da diese sonst ihre Produktion nicht hätten aufrechterhalten können.

Nach der Währungsreform entwickelte sich (West-)Deutschland, gestärkt durch eine feste Währung im Rücken, nach und nach zum Wirtschaftsland Nummer Drei nach Amerika und Japan, das ähnliche Zuwendungen von Amerika erhalten hatte wie Deutschland. Zuerst jedoch musste sich Deutschland wieder einen Namen in der Außenpolitik machen, und so entschloss man sich 1955, der Kalte Krieg war in vollem Gange, der NATO beizutreten um militärisch, in dieser Hinsicht war Deutschland noch immer kurzgehalten worden, vor der Bedrohung aus dem Osten geschützt zu sein.

Die nächsten 54 Jahre stand die D-Mark in Deutschland für eine starke Wirtschaft und stellte bald neben dem Dollar die wichtigste Weltwirtschaftswährung dar. Gerade osteuropäische Länder wie die Balkanstaaten erkannten bald die D-Mark als Zweitwährung an, die durch Gastarbeiter in Deutschland in diese Länder gebracht wurde. In Albanien führte man sogar die D-Mark als Hauptwährung ein.

Während dieser Zeit kamen für die D-Mark nur einige kleine Veränderungen statt, die aber nicht unerwähnt bleiben sollen. So entschloss man sich, zwei Jahre nach der Einführung den Aufdruck auf den 1, 5, 10 und 50 Pfennigstücken ein wenig zu modifizieren. Und zwar stand zu Beginn noch auf diesen Münzen als Umschrift „Bank Deutscher Länder“. Dies führte zu einer Fehlprägung, die heute ca. 1000 Euro pro Stück wert ist. Nämlich wurden noch, als die Umschrift schon längst „Bundesrepublik Deutschland“ lauten sollte, 50 Pfennig Stücke mit der alten Umschrift geprägt. Insgesamt gab es nur 30 000 Münzen dieser Art, was auch ihren Wert erklärt. 1951 wurden auch wieder Fünfmarkstücke eingeführt, dieser Wert hatte zuerst nur als Schein existiert.

Eben diese Fünfmarkstücke hatten bis 1974 noch einen Silbergehalt von 62,5 Prozent. Dann aber stieg der Preis für Silber so hoch, dass man sich entschloss Die Münzen in Zukunft nur noch aus einer Kupfer Nickel Legierung zu produzieren. Zudem wollte man die Geldstücke automatensicher machen. So bestanden alle Fünf- und Zweimarkmünzen ab 1975 aus einer Kupfer Nickel Legierung an der Oberfläche und einem magnetisierbaren Nickelkern, durch den ein in die Automaten eingebautes Gerät kontrollieren konnte, ob die Münzen echt waren. Alle kleineren Münzen wurden auch weiterhin nur anhand von Durchmesser und Gewicht geprüft.

Die Münzen seit dem Ende des II. Weltkrieges bestehen nicht mehr wie früher aus Edelmetallen, sondern stellen nur noch einen gewissen wert dar. So war das Fünfmarkstück ab 1975 durch Produktionskosten (6,5 Pfennig) und Materialkosten (23,5 Pfennig) ganze 30 Pfennig wert, stellte aber einen wesentlich höheren Wert dar. So ging man auch bei den Münzen das selbe Risiko ein, wie bei den Scheinen, nämlich, dass durch Überproduktion eine Inflation in Gang kommen könnte, die die Deutsche Wirtschaft wieder in den Ruin treiben könnte. Doch zum Glück ist dies nicht geschehen.

1990 Schloss sich die DDR im Zuge der Wiedervereinigung der D-Mark an, da die Ostmark lange nicht die Stabilität erreicht hatte wie das westliche Vorbild. So mussten die Ostdeutschen Bürger innerhalb von 40 Jahren eine neue Reform verdauen, und die D-Mark musste zum ersten Mal seit ihrer Einführung Kurseinbrüche vertragen Es stellte sich nämlich heraus, dass die Wirtschaftsexperten der Bundesrepublik sich mächtig verrechnet hatten, was die Kosten für den „Aufbau Ost“ anging. Und so sank auch das Vertrauen der Menschen in die D-Mark.

Zum Glück kam es doch nicht so schlimm, wie man befürchtet hatte und schon 1993 entschlossen sich 12 Staaten der Europäischen Union eine gemeinsame Währung zu schaffen, um, wie schon 150 Jahre zuvor die deutschen Könige, den Handel und die Wirtschaft innerhalb Europas zu stärken und den Zusammenhalt der europäischen Staaten zu fördern. Erster Schritt in die neue Zeit der einheitlichen Währung war 1995 der Wegfall der europäischen Zollgrenzen. Der zweite Schritt stellte die endgültige Festlegung der einzelnen Währungen zum Euro 1998 dar. Ab dann wurden auch alle Bankgeschäfte nur noch in Euro getätigt, wobei natürlich noch der Gegenwert der einzelnen Währungen dargestellt blieb. 2002 schließlich wurde der Euro in einer zweimonatigen Übergangszeit, reibungsloser als man vermutet hatte, unter das Volk gebracht. In dieser Zeit galt in den Mitgliedsstaaten sowohl die Landeswährung, als auch der Euro.

Vor der Einführung hatten, besonders ältere Menschen, Angst davor, dass diese Währungsreform ihnen wieder das gesamte ersparte nehmen würde. Diese Angst war jedoch völlig unbegründet, da man nur den Namen der Währung änderte, Der Wert blieb jedoch erhalten. So nahmen auch die deutschen, die sich zuerst als die größten Skeptiker darstellten die neue Währung mit Begeisterung an, und schon Zwei Wochen nach Einführung des Euro waren, Statistiken zufolge, Zwei Drittel des im Umlauf befindlichen Geldes in Euro getauscht worden.

Was der neuen Währung allerdings fehlt, ist die internationale Akzeptanz, die man sich durch die Teilnahme Deutschlands an der Union erhofft hatte. Denn gerade finanzschwache Länder wie Italien, Portugal und Italien drückten den Preis des Euro schon seit seiner Einführung 1998 und auch nach der „richtigen“ Einführung 2002 änderte sich daran nichts. In Zukunft wollen auch Länder wie Polen und Tschechien an der Währungsunion teilhaben, wobei sich die Frage stellt ob es so intelligent ist in naher Zukunft noch mehr schwache Länder aufzunehmen, ohne einen weiteren starken Partner wie England oder Norwegen mit im Boot zu haben, wobei man Norwegen überhaupt erst einmal dazu überreden müsste Mitglied der Europäischen Union zu werden.

Allerdings scheint sich der Euro durchaus auf einem guten Weg zu befinden, denn einige Staaten haben vor ihre Geldreserven zu einem großen Teil in Euro umzustellen (China) oder ihre Erdölgeschäfte in Zukunft nur noch in Euro abzuwickeln (Iran). Was dabei natürlich auffällt ist, dass diese Staaten dies wohl nur tun um sich vom Dollar Amerikas, auf das beide Staaten nicht so gut zu sprechen sind, zu entfernen. Allerdings zeigt dies auch, dass man inzwischen den Euro wohl als echte Alternative zur amerikanischen Geldversion sieht, und sich von Europa wohl eine Rolle als Gegenpol zu Amerika erhofft.

Wir werden sehen, ob der Euro sich in der globalisierten Wirtschaft behaupten kann und eine ähnlich glanzvolle Vorstellung abgibt, wie einst die D-Mark. Hoffen wir es.

Martin Bischoff

Quellennachweis

- Kleine Literaturgeschichte im Überblick; Roland und Ute Koch; Max Rein Verlag.
- Münzen und Geld; Was ist Was; Band 78; Tessloff Verlag – Hamburg 1985.
- Geld, Die faszinierende Geschichte der Zahlungsmittel- vom Silberbarren bis zur „intelligenten“ Chipkarte; Sehen, Staunen, Wissen; Gerstenberg Verlag
- Deutsche Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert; Arthur Suhle; 4. Auflage; VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften; Berlin 1969

- Internet: www.Münzen-Ritter.de; www.TU-Darmstadt.de;

- Herbert Rittmann; Deutsche Geldgeschichte 1484-1914; München 1975.

Excerpt out of 84 pages

Details

Title
Ausarbeitung der Literaturgeschichte Deutschlands - von den Germanen bis heute und Geschichte des Geldes
Grade
2
Author
Year
2002
Pages
84
Catalog Number
V107947
ISBN (eBook)
9783640061549
File size
973 KB
Language
German
Notes
Sind leider immer noch einige Tippies drin, deshalb auch nur eine 2, sonst wäre es eine 1 geworden
Keywords
Ausarbeitung, Literaturgeschichte, Deutschlands, Germanen, Geschichte, Geldes
Quote paper
Martin Bischoff (Author), 2002, Ausarbeitung der Literaturgeschichte Deutschlands - von den Germanen bis heute und Geschichte des Geldes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107947

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