Der Todestag Franz Kafkas jährt sich im Jahr 2002 zum 78. Mal. Der Todestag eines Autors, dessen Name es zu einem Adjektiv gebracht hat: "kafkaesk". Sein Werk hat bis heute Einfluss auf die Weltliteratur. Kafka ist einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren, seine Romane und Kurzgeschichten wie "Das Schloss", Der Prozess" oder "Die Verwandlung" zählen zu den gewichtigsten Werken überhaupt. Viele haben versucht Kafka zu deuten, seine Texte zu interpretieren. Es existieren weit über tausend Aufsätze, die sein Werk und Leben betreffen.
Ebenfalls im Jahr 2002 wird Peter Handke 60 Jahre alt. Am 6. Dezember 1942 in Griffen geboren, gilt er als einer der eigenwilligsten und auch bedeutendsten Autoren der Nachkriegszeit im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 1966 publiziert das Verlagshaus Suhrkamp seinen ersten Roman "Die Hornissen". Daraufhin bricht Handke sein Jurastudium ab und arbeitet seitdem als freiberuflicher Schriftsteller.
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Es ist schwierig das literarische Werk Franz Kafkas und Peter Handkes miteinander zu vergleichen, den Einfluss des einen auf den anderen zu "messen". Versucht haben dies etwa Peter Hamm, Lyriker und Literaturkritiker, Karlheinz Fingerhut oder etwa Jürgen Manthey. Der Kanon ist, dass das Verhältnis Handkes zu Kafka ein besonderes darstellt. Es ist nicht möglich das Gesamtwerk der beiden Autoren nebeneinander zu stellen, alle Intentionen und Verbindungen zu erfassen.
Diese Arbeit soll einen Überblick darüber geben, ob und inwieweit das literarische Schaffen Peter Handkes durch Franz Kafka beeinflusst ist. Es soll geklärt werden, inwieweit sich anhand der produktiven Rezeption Kafkas in Handkes Werken Stationen individueller Entwicklungen und Stufen des Erfahrungszugewinns des Autors Peter Handke beobachten lassen. Dazu werden sowohl direkte Verweise und Kommentare Peter Handkes mit Bezug zu Franz Kafka auf ihre Intention hin untersucht, als auch Intertextualität die Handke zu Kafka herstellt. Eine chronologische Vorgehensweise erscheint hierbei auf den ersten Blick sinnvoll, jedoch gehe ich intuitiv vor. Die Fülle des Materials erlaubt es nicht, jede Textstelle auf ihre Verwandtschaft hin zu untersuchen. Es gibt nicht Ursache und Wirkung, da ein einzelner Autor nicht allein die Sozialisation eines anderen bestimmt. Einzelne Stationen der Auseinandersetzung sollen betrachtet werden, die nur dazu dienen können, ein grobes Bild des Verhältnisses Peter Handke-Franz Kafka zu zeichnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Franz Kafkas Präsenz in Handkes Werken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss Franz Kafkas auf das literarische Schaffen Peter Handkes. Ziel ist es, aufzuzeigen, inwieweit sich anhand der Rezeption Kafkas in Handkes Werken Stationen individueller Entwicklungen und des Erfahrungszugewinns Handkes nachvollziehen lassen. Dabei werden sowohl direkte Verweise als auch intertextuelle Bezüge analysiert.
- Rezeption von Kafkas Werk in Handkes frühen Schriften
- Handkes Interpretation und Umdeutung von Kafkas Motiven
- Entwicklung des Verhältnisses Handkes zu Kafka im Laufe seiner Karriere
- Die Rolle der Kommunikation in den Werken beider Autoren
- Handkes kritische Auseinandersetzung mit Kafkas Weltbild
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar: den 78. Todestag Franz Kafkas im Jahr 2002 und den 60. Geburtstag Peter Handkes. Sie beschreibt die Bedeutung Kafkas für die Weltliteratur und Handkes eigenwilliges und bedeutendes Schaffen in der Nachkriegszeit. Die Arbeit soll klären, ob und inwieweit Handkes literarisches Schaffen von Kafka beeinflusst wurde, und wie sich dies in Handkes individueller Entwicklung widerspiegelt. Methodisch wird ein intuitiver Ansatz gewählt, da die Fülle an Material eine vollständige Untersuchung aller Textstellen nicht erlaubt. Der Fokus liegt auf der Betrachtung einzelner Stationen der Auseinandersetzung der beiden Autoren.
Franz Kafkas Präsenz in Handkes Werken: Dieses Kapitel analysiert Handkes Auseinandersetzung mit Kafkas Werk und Person. Handkes 1967 erschienener Prosaband „Begrüßung des Aufsichtsrats“ enthält eine Nacherzählung von Kafkas „Der Prozess“, die mit einer veränderten Schlusssequenz versehen ist. Handke modifiziert das Ende des Romans, indem er Josef K. eine andere Verhaltensweise zuschreibt und damit einen Akt stolzer Verweigerung statt Schwäche darstellt. Dieser Unterschied verdeutlicht Handkes fortwährende Auseinandersetzung mit Kafka und bildet die Basis für ein komplexes Verhältnis, das sich in Handkes kritischer Auseinandersetzung mit Kafkas Weltbild manifestiert. Handke sieht sich und Kafka als Warnsignal, was seine Auffassung der Literatur als kritische Instanz betont. Handkes Verhältnis zu Kafka ist ambivalent, es beinhaltet sowohl Bewunderung als auch Ablehnung, die bis zu einem Punkt der Abneigung ("Ich hasse Franz Kafka") kulminiert, während er sich gleichzeitig intensiv mit Kafkas Tagebüchern und Briefen auseinandersetzt, die über das rein literarische hinausgehen.
Schlüsselwörter
Franz Kafka, Peter Handke, Intertextualität, Rezeption, Weltbild, Kommunikation, sprachkritischer Ansatz, Prozessroman, individuelle Entwicklung, Sozialisation, Weltvertrauen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Der Einfluss Franz Kafkas auf Peter Handke
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit untersucht den Einfluss des Werks Franz Kafkas auf das literarische Schaffen Peter Handkes. Der Fokus liegt darauf, wie sich Kafkas Rezeption in Handkes Werken als Ausdruck individueller Entwicklung und Erfahrungszugewinn nachvollziehen lässt. Dabei werden sowohl direkte Zitate als auch intertextuelle Bezüge analysiert.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Die Rezeption von Kafkas Werk in Handkes frühen Schriften, Handkes Interpretation und Umdeutung von Kafkas Motiven, die Entwicklung des Verhältnisses Handkes zu Kafka im Laufe seiner Karriere, die Rolle der Kommunikation in den Werken beider Autoren und Handkes kritische Auseinandersetzung mit Kafkas Weltbild.
Welche Methode wird angewendet?
Aufgrund der großen Menge an Material wird ein intuitiver Ansatz gewählt. Eine vollständige Untersuchung aller Textstellen ist nicht möglich. Die Arbeit konzentriert sich auf einzelne Stationen der Auseinandersetzung zwischen Kafka und Handke.
Wie wird Kafkas Einfluss in Handkes Werk dargestellt?
Als Beispiel wird Handkes "Begrüßung des Aufsichtsrats" (1967) analysiert, eine Nacherzählung von Kafkas "Der Prozess" mit verändertem Schluss. Handke modifiziert das Ende und verleiht Josef K. einen Akt stolzer Verweigerung anstatt Schwäche. Dies verdeutlicht Handkes ambivalentes Verhältnis zu Kafka: Bewunderung und Ablehnung, die bis zur Abneigung ("Ich hasse Franz Kafka") reicht, gleichzeitig aber auch eine intensive Auseinandersetzung mit Kafkas Tagebüchern und Briefen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Franz Kafka, Peter Handke, Intertextualität, Rezeption, Weltbild, Kommunikation, sprachkritischer Ansatz, Prozessroman, individuelle Entwicklung, Sozialisation, Weltvertrauen.
Was ist der Kontext der Arbeit?
Die Arbeit entstand im Kontext des 78. Todestages Franz Kafkas (2002) und des 60. Geburtstages Peter Handkes. Sie untersucht die Bedeutung Kafkas für die Weltliteratur und Handkes eigenwilliges Schaffen in der Nachkriegszeit.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit enthält eine Einleitung und ein Kapitel mit dem Titel "Franz Kafkas Präsenz in Handkes Werken".
- Citar trabajo
- Benjamin Itter (Autor), 2002, Der Einfluss Franz Kafkas auf Peter Handke, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107948