Der Konflikt zwischen Welfen und Staufern kann unstrittig als innenpolitisch bedeutsamer Machtkampf im Reichsgebiet des 12. Jahrhunderts angesehen werden. Der Kontrast zweier Herrschaftshäuser, die nach dem Aussterben der männlichen Linie des salischen Kaisergeschlechts das Vorrecht auf die Königswürde beanspruchten, ist ein von Historikern häufig erörterter Zeitabschnitt. Im Zentrum des Interesses steht dabei das Selbstverständnis zweier Geschlechter und darüber hinaus das Rechtsverständnis im Hochmittelalter. Im Bezug auf die Welfen liegt mit der ,,Historia Welforum" eine Chronik vor, die erstmalig mit der Absicht verfasst wurde, die Wirkungsgeschichte eines Herrschergeschlechtes wiederzugeben.
Die vorliegende Arbeit soll ausgehend von dieser Quelle die Auseinandersetzungen um die Herrschaftsnachfolge nach dem Tode Lothars III. interpretieren. Daraus ergibt sich die Fragestellung, nach welchem Rechtverständnis die Königswahl Konrads III. und die ,,Prozesse" gegen Heinrich den Stolzen aus heutiger Sicht zu bewerten sind.
Grundlegend hierfür sind unter anderem die Aufsätze von Gerd Althoff1, Egon Boshof2 und Jan Paul Niederkorn3. Im Mittelpunkt steht die kontroverse Ansicht, in wiefern Prozesse im Mittelalter mit heutigen Rechtsgrundsätzen vergleichbar sind oder sich unterscheiden. Die Frage nach der Legitimation der Wahl Konrads III. ist von Gerhard Lubich4 und Roland Pauler5 in jüngster Vergangenheit untersucht und neu interpretiert worden.
Die Dreiteilung der Gliederung ergibt sich aus einer Einordnung des historischen Kontexts der Ereignisse von der Wahl Lothars III. zum König bis zum Tode Heinrich des Stolzen, der Interpretation der ,,Historia Welforum" bezüglich der Auseinandersetzungen nach dem Tode Lothars III. und einer Untersuchung des oben erwähnten Rechtsgedankens.
Das erste Kapitel stützt sich dabei auf das Handbuch Bernd Schneidmüllers6 und soll das Thema kurz in den zu Grunde liegenden historischen Rahmen einordnen.
Die ,,Historia Welforum" liegt in einer Übersetzung von Erich Königs vor, die damit als zitierfähiger Text verwendet wird.7 Als Interpretationshilfe dienen Aufsätze von Otto Gerhard Oexle8 und Matthias Becher9.
Als Vergleichsquelle dient die Chronik Ottos von Freising, der die Vorgänge aus einer eher stauferfreundlichen Sicht beschreibt [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Konflikt zwischen Welfen und Staufern in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts
- Der Aufstieg Heinrichs des Stolzen bis zum Tode Lothars III.
- Die Wahl Konrads III. zum deutschen König.
- Die „Prozesse\" gegen Heinrich den Stolzen.
- Die,,Historia Welforum"
- Verfasser, Entstehungsjahr und Entstehungsort.
- Abhängigkeit und Überlieferung.
- Das Selbstverständnis der Welfen.
- Das Rechtsverständnis zur Zeit der „,Welfenprozesse"
- War die Wahl Konrads III. regulär?
- Die Entmachtung Heinrich des Stolzen.
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Auseinandersetzungen um die Herrschaftsnachfolge nach dem Tod Lothars III. im Jahr 1137, wobei die „Historia Welforum“ als primäre Quelle dient. Die Untersuchung analysiert das Selbstverständnis der Welfen, die Auseinandersetzungen um die Königswahl Konrads III. und die „Prozesse“ gegen Heinrich den Stolzen, wobei der Fokus auf dem Rechtsverständnis im Hochmittelalter liegt.
- Das Selbstverständnis der Welfen in der „Historia Welforum“
- Die Auseinandersetzungen um die Königswahl Konrads III.
- Die „Prozesse“ gegen Heinrich den Stolzen und deren rechtliche Grundlage.
- Die Bedeutung des Rechtsverständnisses im Hochmittelalter.
- Die Rolle der „Historia Welforum“ als Quelle für die Interpretation der Ereignisse.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung skizziert den historischen Kontext des Konflikts zwischen Welfen und Staufern im 12. Jahrhundert, wobei der Fokus auf die Bedeutung der „Historia Welforum“ als Quelle für die Interpretation der Ereignisse liegt. Außerdem wird die Fragestellung der Arbeit vorgestellt: Wie ist die Königswahl Konrads III. und die „Prozesse“ gegen Heinrich den Stolzen aus heutiger Sicht zu bewerten?
1. Der Konflikt zwischen Welfen und Staufern in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts
1.1 Der Aufstieg Heinrichs des Stolzen bis zum Tode Lothars III.
Dieser Abschnitt beleuchtet die Wahl Lothars III. zum König im Jahr 1125 und die Rolle Heinrichs des Schwarzen bei dieser Entscheidung. Die Motivationen Heinrichs des Schwarzen und die Bedeutung seiner Parteinahme für die Welfen werden analysiert.
1.2 Die Wahl Konrads III. zum deutschen König
Dieser Abschnitt behandelt die Wahl Konrads III. zum König im Jahr 1138, die von Heinrich dem Stolzen und vielen sächsischen Fürsten nicht anerkannt wurde. Die Umstände und die Folgen dieser „handstreichartigen Wahl“ werden dargestellt.
1.3 Die „Prozesse\" gegen Heinrich den Stolzen
Dieser Abschnitt beleuchtet die Isolierung Heinrichs des Stolzen aufgrund seiner Weigerung, die Wahl Konrads anzuerkennen. Die Strategien Konrads III. zur Schwächung des Thronrivalen und die damit verbundenen rechtlichen Aspekte werden untersucht.
- Citar trabajo
- Tilo Maier (Autor), 2002, Die Auseinandersetzungen um die Herrschaftsnachfolge nach Lothars III. Tod 1137 im Bericht der Historia Welforum, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10827