In einer Freundschaft ist es angemessen, um das Wohl des Freundes willen zu handeln. Zugleich aber ist eine Freundschaft nicht gegen das eigene Interesse gerichtet. Damit besteht ein Spannungsverhältnis zwischen Altruismus und Egoismus in der Freundschaft. Ziel dieser Arbeit ist es, zu zeigen, dass in den Freundschaftsbüchern der Nikomachischen Ethik (Buch 8 und 9) dieses Spannungsverhältnis dadurch aufgelöst wird, dass Aristoteles einen Handlungsbegriff verwendet, der nicht alleine instrumentelle Handlungen (poiêsis) kennt, sondern auch Handlungen, die ihr Ziel im Vollzug der Handlungen haben (praxis). Zu diesen zählen auch Handlungen aus Freundschaft, während altruistische Handlungen instrumentelle Handlungen darstellen. Damit ergibt sich in der Freundschaft eine der Tugend ähnliche Struktur, in der nach einer Entscheidung für die Freundschaft eine angemessene und auf das Edle gerichtete Entscheidung in konkreten Handlungssituationen herbeigeführt wird. Die Orientierung am Edlen führt dazu, dass Freundschaftshandlungen altruistische Gestalt annehmen können, auch wenn die Entscheidung zur Freundschaft auf die eigene eudaimonia gerichtet ist. Das setzt allerdings eine Behandlung der Formen der Freundschaft (2.), der Klärung der Beschreibung des Freundes als anderer er selbst (allos autos, 3.) und des Zusammenlebens (suzên, 4.) voraus. Anschließend wird eine Begründung nachvollzogen, warum der aristotelische Freundschaftsbegriff nicht egoistisch ist (5.), bevor die Überlegungen in ein entsprechendes Handlungsmodell integriert werden können (6.).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Fragestellung
- Die Formen der Freundschaft
- Der Freund als alter ego
- Das Zusammenleben
- Die edle Selbstliebe
- Edle Freundschaft
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Spannungsverhältnisse zwischen Altruismus und Egoismus in der Freundschaft anhand der Nikomachischen Ethik von Aristoteles. Sie zielt darauf ab, zu zeigen, wie Aristoteles diesen Konflikt mithilfe eines Handlungsbegriffs auflöst, der sowohl instrumentelle Handlungen als auch Handlungen betrachtet, die ihr Ziel im Vollzug der Handlung selbst haben.
- Der Freundschaftsbegriff in der Nikomachischen Ethik
- Die verschiedenen Formen der Freundschaft
- Die Rolle der Selbstliebe in der Freundschaft
- Das Konzept der "edlen" Freundschaft
- Die Verbindung zwischen Freundschaft und Handeln
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung und Fragestellung: Diese Einleitung stellt das Thema der Arbeit und die darin enthaltenen Fragen vor. Sie beleuchtet die Bedeutung von Freundschaft für das menschliche Leben und führt in die Problematik der Spannungsverhältnisse zwischen Altruismus und Egoismus ein.
- Die Formen der Freundschaft: Dieses Kapitel analysiert die unterschiedlichen Arten von Freundschaft, die Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik beschreibt. Es geht auf die Unterschiede zwischen Freundschaft aufgrund von Nutzen, Vergnügen und Tugend ein.
- Der Freund als alter ego: In diesem Kapitel wird die Bedeutung des "anderen Selbst" (allos autos) im Kontext der Freundschaft erläutert. Aristoteles beschreibt, wie enge Freunde in ihren Gedanken, Zielen und Wünschen eins werden können.
- Das Zusammenleben: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Zusammenlebens (suzên) für die Freundschaft. Aristoteles betont, dass Freundschaft in gemeinsamem Tun und Handeln gedeiht.
- Die edle Selbstliebe: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie Selbstliebe und Freundschaft zusammenhängen. Es wird untersucht, inwiefern Selbstliebe die Basis für eine "edle" Freundschaft sein kann.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Freundschaft, Altruismus, Egoismus, Nikomachische Ethik, Aristoteles, Handlungsbegriff, edle Freundschaft, Selbstliebe, suzên, allos autos, Tugend.
- Arbeit zitieren
- Markus Roick (Autor:in), 2002, Edle Freundschaft. Freundschaft und Selbstliebe in der Nikomachischen Ethik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10843