Cornelia Funkes "Drachenreiter" und die Verwendung im Literaturunterricht


Seminararbeit, 2002

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Drachen

3. Das Menschenbild der Fabelwesen

4. Die Hauptfiguren
4.1 Lung
4.2.Schwefelfell
4.3 Ben
4.4 Fliegenbein
4.5 Nesselbrand

5. Glaubwürdigkeit

6. Sprache und Aufbau

7. Verwendung im Unterricht

8. Schlussbemerkung

9. Literatur

1. Einleitung

Der Drache Lung macht sich mit dem Koboldmädchen Schwefelfell auf die Suche nach einer neuen Heimat für die Drachen, weil die Menschen ihr Gebiet in Schottland fluten wollen. Der Waisenjunge Ben und der Homunkulus Fliegenbein stoßen später dazu und begleiten die beiden auf ihrer Reise zum „Saum des Himmels“, einem sagenhaften Gebiet im Himalaja, von dem niemand weiß, ob es überhaupt existiert. Der goldene Drache Nesselbrand folgt ihnen, weil er hofft, dass sie ihn zu weiteren Drachen führen, die er dann jagen und verspeisen kann.

Der Archäologe und Fabelwesenforscher Professor Barnabas Wiesengrund, unterstützt die Helden mit Wegbeschreibungen zu einer Drachenforscherin und dem tausendäugigen Dschinn, der die Antwort auf jede Frage weiß. Mit deren Hilfe gelingt es dem Drachen und seinen Freunden tatsächlich den „Saum des Himmels“ zu finden.

Dort angekommen stellen sie jedoch fest, dass alle Drachen, bis auf eine Drächin versteinert sind, weil sie sich aus Angst vor Nesselbrand jahrhundertelang nicht aus ihrer Höhle getraut haben. Indem sie Nesselbrands größte Schwäche, seine Eitelkeit, ausnutzen, gelingt es ihnen, den scheinbar übermächtigen Gegner zu besiegen.

Diese Arbeit möchte das Zusammenspiel aus phantastischer und realer Welt sowie die Hauptfiguren näher betrachten und eine Möglichkeit aufzeigen, wie der Text im Deutschunterricht eingesetzt werden kann.

2. Drachen

Das Wort Drache kommt vom griechischen „draco“ und bedeutet „der scharf Blickende“.[1] Im asiatischen Raum waren Drachen meist positiv besetzt. Vor allem von Bauern wurden sie verehrt. In Dürreperioden wurden sie um Regen gebeten und das Erscheinen eines Drachen versprach Glück und eine reiche Ernte.[2] In Europa dagegen verkörperten Drachen stets das Böse. Im Christentum sah man in ihnen immer wieder das Heidnische und den Teufel, den es zu besiegen galt.

Vor allem in der modernen Kinder- und Jugendliteratur werden Drachen immer häufiger als starke, sanfte Helden oder liebenswerte Monster dargestellt. In „Drachenreiter“ ist das nicht anders.

Sie „fressen nichts, was atmet“[3], sondern leben ausschließlich vom Mondlicht und werden trübsinnig und krank, wenn sie nicht genug Schlaf bekommen. Um besser schlafen zu können, hören sie die Gesänge der Kobolde. Sie sind zwar groß und stark, aber vor allem sanft, gutmütig und etwas naiv. „Sie wissen gar nichts von der Welt“,[4] sagt die Ratte Rosa Grauschwanz über sie.

Die Drachen in Schottland leben in ihrer eigenen Welt mit wenig Kontakt zu anderen Fabeltieren und ohne Kontakt zu den Menschen. Die Veränderungen auf der Erde, vor allem die Übermacht der Menschen, sind ihnen deshalb nicht bewusst, und die drohende Gefahr durch die Bebauungspläne nehmen sie anfangs nicht ernst. Da Menschen viel kleiner als Drachen sind, halten sie sie für ungefährlich.

3. Das Menschenbild der Fabelwesen

Aus Sicht der Fabelwesen leben Menschen nicht länger als Fliegen[5] und beherrschen trotzdem die Welt. Sie bewundern die menschlichen Erfindungen. „Sie können miteinander reden, obwohl sie nicht einmal im selben Land sind. Sie können Bilder machen, die sich bewegen und sprechen, Gefäße aus Eis formen, das nie schmilzt, ihre Häuser nachts zum Leuchten bringen, als hätten sie die Sonne eingefangen (...) sie können wunderbare Dinge tun – und abscheuliche.“[6]

Die Fabelwesen möchten ein friedliches Leben führen, werden von den Menschen jedoch immer wieder gestört. Deshalb haben sie trotz ihrer Bewunderung, ein negatives Bild von ihnen. „Es gibt nichts, was sie nicht mögen. Es gibt nichts, was sie nicht haben wollen. (...) Sie sind gierig. Sie wollen alles für sich.“[7]

Die Tiere, die bei Menschen leben, wissen jedoch zu differenzieren. Lola Grauschwanz sagt zum Beispiel über die tibetischen Mönche: „Sehr freundliche Menschenart. Außerordentlich gastfreundlich. Trinken allerdings einen scheußlichen Tee.“[8]

4. Die Hauptfiguren

4.1 Lung

Lung ist ein junger, mittelgroßer Drache, mit erstaunlichem Mut. Da sonst niemand bereit ist die gefährliche Reise zu unternehmen, meldet er sich freiwillig. Er ist sofort entschlossen, den "Saum des Himmels" zu suchen, aber nicht aus Profilierungssucht, sondern weil er um die drohende Gefahr weiß.

Lung ist sehr sensibel, was die Gefühle seiner Freunde betrifft. Als er sich von Ben verabschieden will, ist ihm sofort klar, dass sich dieser den Fabeltieren anschließen möchte. Und als Schwefelfell sich dagegen ausspricht, weiß er genau, wie er sie dazu bringt ihre Meinung zu ändern.

4.2 Schwefelfell

Kobolde sind eigentlich kleine, meist hässliche Hausgeister.[9] Funkes Kobolde sind dagegen eher menschenähnliche Tiere mit Katzengesichtern. Sie sind ständig hungrig und schlechtgelaunt, essen am liebsten Pilze und fluchen mit Pilznamen.

Schwefelfell ist ein besonders übellauniges Koboldmädchen. Sie schimpft über alles, ist trotzig und Fremden gegenüber außerordentlich misstrauisch und ablehnend. Nachdem die Ratte Gilbert ihnen geholfen hat, wird sie aggressiv, als er eine Belohnung dafür haben will. Ben misstraut sie besonders, da er ein Mensch und somit ein natürlicher Feind ist. Sie merkt zwar schnell, dass Ben für ihre Mission sehr hilfreich sein kann, ist aber zu stolz ihre eigene Unvollkommenheit zuzugeben und seine Unterstützung anzunehmen.

„ ‚Wir müssen weiter nach Süden!’, rief er. ‚Wenn wir jetzt schon nach Osten fliegen, landen wir mitten im gelben Gebiet!’

‚Na und? (...) Um so besser. Das hat Gilbert uns doch als Rastplatz empfohlen.’

‚Aber nein! (...) Du meinst Grau. Vor Gelb hat er uns gewarnt. Sieh doch.’ Ben knipste die Taschenlampe an und leuchtete auf das, was Gilbert unten auf die Karte gekritzelt hatte. ‚Hier hat er es hingeschrieben, gelb=Gefahr, Unglück.“

Ärgerlich fuhr Schwefelfell herum. ‚Ich hab es doch gewusst!“, fauchte sie. ‚Ihr Menschen wollt immer alles besser wissen. Es ist nicht auszuhalten. Wir fliegen richtig, genau richtig. Meine Nase sagt es mir, klar?’“[10]

Trotz ihrer Fehler ist Schwefelfell eine liebenswerte Figur. Sie ist zum Beispiel absolut treu und sehr pflichtbewusst. Sie macht sich mit Lung auf die Reise, obwohl ihre Existenz viel weniger bedroht ist als die der Drachen. Sie ist so klein, dass sie sich vor den Menschen verstecken könnte. Aber sie weiß, wie wichtig es für die Drachen ist, eine neue Heimat zu finden, und setzt ihr Leben aufs Spiel um ihnen zu helfen.

4.3 Ben

Der hebräische Name Ben bedeutet „Sohn des Glücks“. Da Drachen in Asien großes Glück bedeuten und die Begegnung mit Lung sicherlich die wichtigste und glücklichste in seinem Leben ist, ist es wahrscheinlich, dass Cornelia Funke, den Namen deshalb gewählt hat. Obwohl der Zusammenhang wahrscheinlich keinem Kind auffallen wird.

Ben wirkt auf den ersten Blick etwas blass, weil nur wenig über ihn erzählt wird. Sein Alter wird nicht genannt, aber wahrscheinlich ist er ungefähr so alt wie die Zielgruppe des Romans. Der Leser erfährt, dass Ben weder Freunde noch Verwandte hat, aber nicht warum das so ist. Er weiß zwar nicht, dass Menschen in anderen Kulturkreisen andere Schriftzeichen benutzen[11], kann selbst aber lesen, hat also einmal die Schule besucht.

Jeder normale Mensch hätte erst mal Angst, wenn ihm ein Drache begegnet, selbst wenn es nur ein mittelgroßer ist. Aber Ben ist von Anfang an, bis zur letzten Seite von dem Drachen fasziniert.

Besonders liebenswert macht ihn seine kindliche Freude, als ihm klar wird, dass er Lung und Schwefelfell tatsächlich begleiten darf und er somit, wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben, Freunde gefunden hat.

Warum Ben auf der Straße lebt, was mit seinen Eltern geschehen ist, ob er sie jemals gesehen hat und wie sein Leben ausgesehen hat, bevor er die Fabeltiere traf, erfährt der Leser nicht. Und genau das macht ihn so interessant.

Cornelia Funke erzählt keine herzzerreißende, traurige Geschichte über Bens Familie. Das lässt den jungen Leserinnen und Lesern die Möglichkeit sich eine eigene Biographie für ihn auszudenken, oder genau das nicht zu tun. Es ist egal wie Ben seine ersten Lebensjahre verbracht hat. Der wichtigste Abschnitt, die Wende in seinem Leben, beginnt erst, als er die Fabeltiere trifft. Ihnen zu helfen ist seine Aufgabe. Vielleicht ist das vorherbestimmt, vielleicht ist er der reinkarnierte Drachenreiter, für den man ihn in Asien hält.

Funke drängt den Leser zwar ein wenig in diese Richtung, verzichtet aber auf einen „Beweis“ in Form einer kitschigen Reinkarnationsgeschichte und überlässt es statt dessen dem Leser, ob er an die Wiedergeburt des Drachenreiters glauben möchte oder nicht.

4.4 Fliegenbein

Der lateinische Begriff „Homunkulus“ bedeutet „kleiner Mensch“ und bezeichnet ein künstlich erschaffenes Menschlein.[12] Fliegenbein ist einer von zwölf Homunkuli, die von dem selben Alchimisten geschaffen worden sind wie der goldene Drache Nesselbrand. Er spricht zahlreiche Sprachen und hat mehrere Wissenschaften studiert. Damit kann er seinen Freunden immer wieder helfen. Sein Wissen über Nesselbrand und dessen Eitelkeit, dass er sich als Panzerputzer jahrhundertelang angeeignet hat, ist letztendlich ausschlaggebend für den Sieg über den goldenen Drachen.

Ein Homunkulus bleibt seinem Schöpfer bis zu dessen Tod treu ergeben, kann selber aber fast unbegrenzt lange leben, es sei denn, er liebt einen Menschen, dann stirbt er am selben Tag wie dieser. Als er Ben trifft, verzögern sein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein und seine Angst den Wechsel auf die Seite der scheinbar Schwächeren und somit den Verrat an seinem Meister, ein wenig. Fliegenbein versucht aber kaum sich gegen seine wachsende Zuneigung zu Ben zu wehren und tauscht sein fast ewiges Leben dagegen ein, zu lieben und geliebt zu werden.

4.5 Nesselbrand

Nesselbrand wurde „durch die Kraft der Blitze“[13] zum Leben erweckt. Er ist riesengroß, wahnsinnig stark, hat außerordentlich harte und kalte goldene Schuppen und ist im Gegensatz zu richtigen Drachen abgrundtief böse. Er hat überall auf der Welt Spione und kann von irgendeiner Wasserstelle jede andere Wasserstelle der Welt erreichen.

Das macht ihn zu dem klassischen Bösewicht, gegen den die Helden scheinbar keine Chance haben. Seine gefährliche Ausstrahlung verliert er auch dadurch nicht, dass er mitunter recht komisch dargestellt wird. Weil er so groß und ungelenkig ist entgeht ihm, dass sich der Zwerg Kiesbart von Professor Wiesengrund bestechen lässt, und seine Eitelkeit und Wut sorgen immer wieder für witzige Szenen.

„Nesselbrand stampfte auf vor Wut, aber im Sand klang das nicht sehr eindrucksvoll. ‚Ich muss jetzt auf der Stelle irgendwas zerbeißen! (...) Zerbeißen, zertrampeln, zerfetzen.’

Besorgt blickte Kiesbart sich um. Weit und breit war nichts da zum Zerbeißen – außer ihm selbst. Aber Nesselbrand schien nach etwas Größerem Ausschau zu halten. Mit triefenden Augen sah er sich um, bis sein Blick auf einen Kaktus fiel, der wie eine Säule aus dem Wüstensand wuchs. Mit bösem Knurren stapft er darauf zu. ‚Nein, Euer Goldheit!’, rief Kiesbart, aber da war es schon zu spät.

Nesselbrand grub genüsslich seine Zähne in den Kaktus – und fuhr heulend zurück. Tausend kleine Dornen bohrten sich in sein Zahnfleisch – den einzigen Teil seines Körpers, der nicht gepanzert war.“[14]

5. Glaubwürdigkeit

Cornelia Funke vermischt die Fabelwelt ihres Romans geschickt mit modernen Legenden und der dem Leser bekannten Welt. Gilbert Grauschwanz spricht von einem „Riesen im Tschienschan-Gebirge“[15], wobei man sofort an den sogenannten „Yeti“ denkt. Schottland oder England wären schon allein durch ihre alten Schlösser und die dort spielenden Schauerromane und –filme eine geeignete Umgebung für einen phantastischen Roman. Aber durch das Wissen über das „Ungeheuer von Loch Ness“, das bei Zehnjährigen vorausgesetzt werden kann, wird die phantastische Welt glaubhafter und die Legende aufgefrischt. „Warum sollte das Ungeheuer kein Drache sein?“, mag sich so mancher Leser, sicher nicht ernsthaft, aber gerne fragen.

Weil Drachen bei chinesischen Volksfesten und Paraden noch heute eine große Rolle spielen, ist es naheliegend, dass die alte und zukünftige Heimat der Drachen in Asien liegt.

Die mittelalterlichen Mythen über Kämpfe zwischen Rittern und Drachen werden im Buch scheinbar ganz nebenbei bestätigt: „Die Menschen laufen nicht mehr in Rüstungen herum wie damals, als sie euch noch gejagt haben...“[16]

Gilbert Grauschwanz rät Schwefelfell Osteuropa und den nahen Osten zu meiden, weil dort Krieg herrscht.[17] Auf ihrer Reise fliegen die Helden an brennenden Ölquellen vorbei[18] und erinnern damit, zumindest ältere Leser, an den Golfkrieg.

Auf Lolas Flugzeug prangt Gilberts Firmenlogo[19], weil das bei einem Firmenflugzeug in unserer Welt genauso wäre. Und weil Menschen in anderen Ländern anders aussehen und andere Gewohnheiten haben, haben asiatische Kobolde vier Arme und benehmen sich arabische Elfen etwas anders als britische.[20]

Bei dem Anblick von Steinfiguren in alten Villen und Schlössern wird sich manch ein Leser daran erinnern, dass im Buch behauptet wird, dass diese keine menschlichen Kunstwerke sind, sondern versteinerte Fabeltiere.

„Drachen, geflügelte Löwen, Einhörner, Dämonen, alle versteinert. Die Menschen finden sie und stellen sie auf, denken sie wären ganz und gar aus Stein. Sind sie natürlich nicht. Meistens ist noch ein Hauch Leben in ihnen.“[21]

6. Die Sprache

„Drachenreiter“ ist für eine recht große Altersgruppe geeignet. Der Verlag empfiehlt es für Kinder ab zehn. Da Cornelia Funke aber eine einfache, der Zielgruppe angemessene Sprache verwendet und auf gewalttätige Szenen verzichtet, kann man das Buch auch schon jüngeren Grundschulkindern, die die Textmenge noch nicht bewältigen, vorlesen. Es ist zwar eindeutig ein Kinderbuch, bietet aber auch für ältere Kinder und Jugendliche genug Witz und Spannung, sodass die ganze Familie Spaß daran hat.

Die Geschichte ist geradlinig und ohne Rückblenden in personaler Erzählhaltung geschrieben. Funke benutzt dabei auffällig viele Metaphern und Vergleiche mit Katzen. Sie beschreibt zum Beispiel Berge wie Katzenbuckel[22], Kiesbarts Zwergenstimme ist rau wie eine Katzenzunge[23] und Schwefelfell hat Katzenaugen[24] und ein Katzengesicht.[25] Nicht nur in Kinderbüchern bieten sich Vergleiche mit Katzen an. Als Haustiere sind sie bei jedem Kind bekannt, üblicher Weise auch beliebt und trotzdem haben sie sich noch etwas Wildes und Geheimnisvolles bewahrt. Katzen umgibt immer noch eine leicht mystische Aura, weil viele Menschen sie für undurchschaubar halten.

Weil „Drachenreiter“ ein Kinderbuch ist, gibt es sehr viele Anspielungen darauf, dass Kleine viel wichtiger und nützlicher sind, als Große denken. Die Ratte Rosa wusste schon lange von der Gefahr, die von den Menschen ausgeht, aber die Drachen wollten nicht auf sie hören. Guinever Wiesengrund sieht Nesselbrand, aber ihr Vater glaubt, sie phantasiere nur. Da junge Leserinnen und Leser im Alltag genau das gleiche erleben, erleichtert es ihnen die Identifikation und die älteren werden dadurch immer wieder zum Schmunzeln gebracht.

Ohne Lola und Fliegenbein wäre der Sieg über Nesselbrand nicht möglich gewesen und selbst der korrupte Zwerg Kiesbart macht sich zum Schluss noch nützlich, indem er die versteinerten Drachen befreit. Der Drache Lung weiß, was er seinen kleinen Freunden zu verdanken hat.

‚Ist doch praktisch, wenn man ein paar kleine Leute dabeihat, was?’ Lung nickte. ‚Sehr praktisch’, antwortete er. ‚Weißt du was, Ratte? Ich glaube, die Welt wird irgendwann den Kleinen gehören.’ “[26]

Jeder Charakter im Roman hat einen eigenen Sprachstil. Fliegenbein ist besonders höflich, Schwefelfell benutzt sehr viele Schimpfwörter und Lola ist immer frech und selbstbewusst. Die ruhige und anschauliche Erzählweise der Wasserschlange macht ihre Begegnung mit Nesselbrand zu einer der schönsten und fesselndsten Szenen im ganzen Buch.

„Wir wanden uns um seinen Panzer und verschlossen ihm das Maul mit unseren Leibern. Aber seine Schuppen waren kalt wie Eis und brannten sich in unsere Körper.“[27]

7. Verwendung im Unterricht

Da Jugendliche außerhalb des Familienkreises oft nicht zugeben mögen, dass ihnen etwas gefällt, das für Jüngere gedacht ist, muss man die Verwendung im Unterricht auf die Klassen fünf bis sieben, höchstens acht beschränken.

„Drachenreiter“ passt sowohl zum Thema Fantasyliteratur, als auch zum Thema Märchen und regt zu einer Menge kreativer Arbeit im Unterricht an. Im Rahmen einer Reihe über Fabelwesen kann man neue erfinden, ein Fabelwesenlexikon erstellen und natürlich jede Menge basteln und malen. Man kann die Darstellung von Fabelwesen über die Jahrhunderte vergleichen. „Drachenreiter“, Peter Maffays „Tabaluga“ und die Filme „Shrek“ und „Die Monster AG“ sind nur die bekanntesten Werke, die das Bild der bislang negativ dargestellten Drachen und Monster verändert haben.

Besonders interessant und zudem lehrreich ist es jedoch, den Weg, den die Drachenreiter zurücklegen zu verfolgen. Die erste Station ist wahrscheinlich Hamburg. Der Name wird zwar nicht genannt, aber die Beschreibung deutet stark darauf hin. Dann geht es über die Alpen nach Ägypten. Von dort auf die arabische Halbinsel, und über das Indusdelta zum Himalaja.

Projektgruppen sollen das Leben der Menschen, vor allem der Kinder, in den arabischen und asiatischen Ländern darstellen und mit dem der westeuropäischen vergleichen. Tibet und tibetischer Buddhismus bietet sich als ein gesondertes Thema an, da Reinkarnation in dem Roman eine wichtige Rolle spielt.

Wegen des Umfangs sollten die Schüler die Möglichkeit haben, das Buch in den Ferien zu lesen und mindestens zwölf Unterrichtsstunden eingeplant werden. Mit einer literaturinteressierten Klasse und etwas mehr Zeit könnten zusätzlich kürzere Texte aus den entsprechenden Ländern gelesen werden. Obwohl Syrien nicht auf der Reiseroute der Drachenreiter liegt, bieten sich die Märchen von Rafik Schami, sowie tibetische und arabische Märchen an.

8.Schlussbemerkung

„Drachenreiter“ lebt von seinen Charakteren und der Ausgewogenheit an melancholischen, spannenden und lustigen Szenen. Die Charaktere sind durchweg liebenswert mit ihren Schwächen und Stärken. Keiner ist perfekt und jede Generation kann von der anderen lernen. Die jungen Drachen vertrauen dem Urteil des alten, weisen Schieferbart. Aber auch die Kinder verdienen Respekt und deshalb überlässt Barnabas Wiesengrund Ben die Entscheidung, ob er bei seiner Familie leben möchte oder nicht.

Von der reinen Arbeit am Text bis hin zu Spielen und Basteleien bietet „Drachenreiter“ zahlreiche Möglichkeiten zum Einsatz im Unterricht. Der hier beschriebene Vorschlag bietet den Schülern jedoch die Möglichkeit, neben der Textarbeit Informationen über andere Länder zu erarbeiten und zu erhalten. Ein solcher Blick über den eigenen Horizont hinaus fördert sicherlich das Interesse und Verständnis für andere Religionen und Kulturen.

9. Literatur

Brockhaus, Der: In fünf Bänden. Mannheim; Leipzig 1993

Cherry, John: Fabeltiere. Stuttgart 1997

Funke, Cornelia: Drachenreiter. Hamburg 1997

Schöpf, Hans: Fabeltiere. Graz 1988

[...]


[1] Vgl. Schöpf, Hans: Fabeltiere, Graz 1988, S.27

[2] Vgl. Cherry, John: Fabeltiere, Stuttgart 1997, S.44

[3] Vgl. Funke, Cornelia. Hamburg 1997, S.71

[4] Vgl. Funke, a.a.O., S.9

[5] Vgl. Funke, a.a.O., S.17

[6] Vgl. ebenda

[7] Vgl. Funke, a.a.O., S.12f.

[8] Vgl. Funke, a.a.O., S.317

[9] Vgl. Der Brockhaus, a.a.O., Bd.3, a.a.O., S.172

[10] Vgl. Funke, a.a.O., S. 65

[11] Vgl. Funke, a.a.O., S. 228

[12] Vgl. Der Brockhaus, a.a.O., Bd.2, S.602

[13] Vgl. Funke, a.a.O., S. 79

[14] Vgl. Funke, a.a.O., S. 220

[15] Vgl. Funke, a.a.O., S. 42

[16] Vgl. Funke, a.a.O., S. 16

[17] Vgl. Funke, a.a.O., S. 42

[18] Vgl. Funke, a.a.O., S. 150

[19] Vgl. Funke, a.a.O., S. 313

[20] Vgl. Funke, a.a.O., S. 180

[21] Vgl. Funke, a.a.O., S. 424

[22] Vgl. Funke, a.a.O., S.74

[23] Vgl. Funke, a.a.O., S.85

[24] Vgl. Funke, a.a.O., S.10

[25] Vgl. Funke, a.a.O., S.35

[26] Vgl. Funke, a.a.O., S.365

[27] Vgl. Funke, a.a.O., S.207

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Cornelia Funkes "Drachenreiter" und die Verwendung im Literaturunterricht
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Veranstaltung
Proseminar Fantasy-Literatur: Unterrciht mit Phantasie
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
14
Katalognummer
V108451
ISBN (eBook)
9783640066483
Dateigröße
360 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Cornelia, Funkes, Drachenreiter, Verwendung, Literaturunterricht, Proseminar, Fantasy-Literatur, Unterrciht, Phantasie
Arbeit zitieren
Nicola Platz-Bodemann (Autor:in), 2002, Cornelia Funkes "Drachenreiter" und die Verwendung im Literaturunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108451

Kommentare

  • Gast am 28.3.2008

    Ich hab das BUch ja schonmal gelesen....

    ... und fands super! Es ist gut geschrieben und einfach zu lesen. Aber trotzdem denke ich , dass "Drachenreiter" eher für jüngeren Fans der Fantasie- Welt ist(ich bin 12). Vor allem, weil es ein paar Bilder hat und nicht sehr tiefgründig ist, im Gegensatz zu anderen Fantasie/Drachen- Büchern.
    Doch wie gesagt, ist es ein schönes Buch und ich würde es weiterempfehlen.

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Titel: Cornelia Funkes "Drachenreiter" und die Verwendung im Literaturunterricht



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