Das Spiel mit dem Ball - Geschichte, Funktion und Entwicklung des Fußballspiels


Exposé / Rédaction (Scolaire), 2004

11 Pages, Note: sehr gut


Extrait


Inhalt

Vorwort

I. Die moderne Geschichte des Fußballsports

II. Ursprung des Fußballspiels: China

III. Fußball in Japan
III.1 Ball und Religion

IV. Altamerika
IV.1 Fußballspiel als „Schatz“ der Neuen Welt
IV.2 Fußball als „Kultspiel“ in Mexiko

V. Europa
V.1 Fußball im Italien der Renaissance
V.2 Fußball heute

Literatur- und Bildnachweis

Das „Spiel mit dem Ball“

Geschichte, Funktion und Entwicklung des Fußballspiels

Es liegt nahe, die Wurzeln des „Spiels mit dem Ball“ gerade im Jahr 2004, nach der erfolgreich verlaufenen Fußballweltmeisterschaft und der bevorstehenden Europameisterschaft in Portugal, zu ergründen. Muss man doch wissen, dass dieses Spiel schon 3000 Jahre vor Christus in China bekannt war und dort mit Leidenschaft gespielt wurde!

Um die Geschichte des Fußballspiels darzustellen, interessieren neben der geographischen Unterschiede besonders folgende Entwicklungslinien, durch welche der Fußballsport seit seiner Frühgeschichte geprägt war:

- kultisch-religiöse
- kriegerische
- adlige und
- sportlich-unterhaltende.

I. Die moderne Geschichte des Fußballsports

Während man die Frühgeschichte des „Spiels mit dem Ball“, wie oben bereits angedeutet, auf ca. 3000 v. Ch. datiert, so ist der moderne Fußball erst 140 Jahre alt:

Im Jahre 1863 nämlich wurde in England der älteste Fußballverband der Welt gegründet, die Football Association.

Vorausgegangen war dieser Gründung zunächst eine Trennung des Rugby Footballs und des Association Football.

Beide Spielformen gehen auf die gleiche Wurzel zurück und sind lediglich in ihren einzelnen Spielarten durch unterschiedliche Aspekte gekennzeichnet.

Ein Bestandteil jedoch verbindet sowohl sie als auch seine frühgeschichtlichen Varianten:

Der Ball wurde mit dem Fuß gespielt, und stets galt es als besonders schwierig und daher als besondere Herausforderung, den Ball mit dem Fuß zu „beherrschen“.

II. Ursprung des Fußballspiels: China

Fakt ist, dass es vor vielen Jahrtausenden Ballspiele gab, die nicht nur – wie normal üblich - mit den Händen, sondern auch mit den Füßen gespielt wurden und sich nur in wenigen Aspekten voneinander unterschieden. Das Fußballspiel wurde schon damals durch die Gesellschaft anerkannt und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass die Spielform als „Entartete“ der Ballsportarten angesehen wurde.

Im Gegenteil: Die neue Form des Ballspiels brachte einen ganz neuen Aspekt mit sich. Statt sich kämpferisch ins Getümmel zu stürzen um den Ball mit den Händen zu ergreifen, ging es beim Fußballspiel darum den Ball zu „beherrschen“, was nicht ganz einfach war und viel Geschick erforderte. Man vermutet, dass es die ersten „Fußballspieler“ in China gegeben hat, welche deshalb auch als Gründer des Fußballspiels bezeichnet werden dürfen.

Gelehrte berichteten von Fußball spielenden Soldaten zu Zeiten des „Gelben Kaisers“. Daraus lässt sich folgern, dass der Monarch seine Soldaten Fußball spielen ließ, um ihnen Disziplin, Gewandtheit und Gemeinschaftssinn in „Ballschlachten“ beizubringen. Wenig verwunderlich ist es, dass es gerade ein chinesischer General war, der das erste Fußballregelbuch schrieb. Es war Li Yu, der zur Zeit der westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 9 n. Chr.) lebte.

Das chinesische Fußballspiel hieß ts’uh-küh, zusammengesetzt aus den Wörtern ts’uh und küh. Ts’uh heißt soviel wie „mit dem Fuß stoßen“ und küh bedeutet übersetzt „Ball“.

Manch Gelehrter ist der Meinung, die eigentlichen Lehrmeister des Spiels seien die Reiter der mongolischen Steppen gewesen. Fakt ist, dass jenes Spiel im nördlichen China angesehener war als im Süden. Gespielt wurde mit einem durch Federn gefüllter Ball auf einem speziell für dieses Spiel angelegten Feld, das auf jeder Seite – so wie heute – zwei Tore stehen hatte, welche ca. fünf Meter hoch waren. Über die Größe des Feldes ist ebenso wenig bekannt wie über die Spielregeln. Es gibt zwar zahlreiche Aufzeichnungen über die Einzelheiten des Spieles, doch wurden diese noch nicht ausgewertet.

III. Fußball in Japan

Der „Kultstatus“, den das Fußballspiel in Japan auszeichnet, geht auf eine japanische Legende aus dem Jahre 800 v. Ch. zurück: Aus China seien drei Männer mit menschlichem Antlitz, jedoch affenähnlichen Gliedern nach Japan gekommen. Auf ihren Stirnen sei die Aufschrift „Frühlingsweidenblüte“, „Sommerrastwald“ und „Herbstgarten“ zu lesen gewesen. Nach eigener Aussage seien die drei „Fußballgeister“, die einen Spielplatz suchten. Dieser wurde ihnen kurz darauf innerhalb eines Tempelbezirks zur Verfügung gestellt.

Aufgrund dieser Legende ist zu erklären, dass selbst heute noch die drei Fremden im Inselreich Japan als Schutzgötter des Fußballspiels verehrt werden und alljährlich Priester am Shinto-Schrein von Tonomine in der Provinz Yamato eine altjapanische Variante des Fußballspiels vorführen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

III.1 Ball und Religion

Ähnlich wie die Chinesen mit ts’uh-küh ihre Fußballsportart hatten gab es in Japan eine Modifikation dieser Spielart, Kemari genannt. Die früheste nachweisbare Quelle datiert das Kreisfußballspiel ins Jahr 587 n.Chr. Kemari erinnerte mehr an eine feierliche Zeremonie, als an einen sportlichen Wettkampf.

Nicht jedem war es gewährt bei dieser Zeremonie mitzuwirken. Nur Personen aus höchsten adligen Kreisen hatten dieses. Sogar der Kaiser spielte mit!

Gespielt wurde in weiten, kostbar ausgearbeiteten Kostümen, die mit Verziehrungen bestickt waren. Dazu trug man spezielle Schuhe und Hüte. Auch damals gab es schon einen Schiedsrichter – es war ein Priester, der mit einer Sanduhr am Spielfeldrand saß und darauf zu achten hatte, dass die Spielregeln eingehalten werden. Bei diesem Spiel gab es keine gewinnende Partei:

Es standen acht Personen im Kreis, die sich den Ball 20 Minuten lang zuspielen mussten, ohne das dieser den Boden berührte oder durch einen Mitspieler mit der Brust berührt wurde. Ein Spielzug war erst dann zu Ende, wenn der Ball den Körper eines Mitspielers berührte oder zu Boden fiel. Geübte schafften in der Regel allerdings Ballwechsel von 300-400 Fußstößen, ehe ein Spielzug vorbei war.

IV. Altamerika

IV.1 Fußballspiel als „Schatz“ aus der „Neuen Welt“

Nicht nur auf dem asiatischen Kontinent verbreitete sich das Fußballfieber, auch auf dem amerikanischen spielte man schon vor langer Zeit Fußball. Schon die Azteken kannten das Fußballspiel. Hernán Cortés, ein spanischer Eroberer, der in der Neuen Welt viele Gräueltaten verübte und die Bevölkerung unterdrückte, war es nämlich, der auf seiner Heimreise nach Europa neben Wertschätzen auch zwei Azteken mitbrachte. Diese Azteken beherrschten das Fußballspiel und man zwang sie am Hofe des Kaisers zu spielen.

IV.2 Fußball als „Kultspiel“ in Mexiko

Ähnlich wie in Japan schon vor Tausenden von Jahren beim Kemari-Spiel, so spielten sich am Hofe die Azteken den Ball mit dem Fuß zu, ohne dass dieser auf den Boden fallen durfte. Heute wissen wir, was spanische Eroberer in Tenochtitlán, der Hauptstadt des Aztekenreiches, und anderen Städten vorfanden: eine weit entwickelte Form des Fußballspiels.

Das Fußballspiel des westlichen Kontinents hatte jedoch seinen Ursprung nicht in Tenochtitlán, sondern am Orinoco, im heutigen Venezuela.

Aus Überlieferungen des im ersten Weltkrieg lebenden Forschers Theodor Preuß, welcher sich einige Monate in einem Indianerdorf aufgehalten hatte, wissen wir, dass bei dem indianischen Fußballspiel Fairness an erster Stelle stand. Das indianische Wort für Ball heißt uike, was übersetzt „Frucht des Kautschukbaums“ bedeutet. Kautschukbälle verwendeten schon die Azteken, Mixteken, Tolteken, Zapoteken und die Mayas. Dabei variierten allerdings nicht nur die Spielregeln, sondern auch die Form der Spielplätze.

In Tenochtitlán widmete man den Kriegs- und Sonnengöttern jährlich Wettkämpfe mit dem Ball, man huldigte ihnen für ihren Beistand in schweren Schlachten oder wollte sie für kommende auf ihrer Seite wissen. Dies zeigt, dass nicht nur in China und Japan, sondern auch bei den Azteken, aber auch anderen Indianervölkern eine enge Beziehung zwischen Religion und Fußball bestand.

Bevor die Spiele begannen wurden auf Befehl des Priesters, welcher stets bei den Festspielen dabei war, vier Menschen getötet und deren Leichen quer über das Spielfeld geschleift. Das Blut der Geopferten stellte die aufscheinende Morgenröte dar. Zuschauer dieses andächtigen Spektakels durfte selbstverständlich nicht jeder sein, sondern nur ausgewählte Persönlichkeiten sowie der Hof des Aztekenherrschers, die Priesterschaft und der höhere Adel. Spieler durften nur Männer sein, die einer besonderen Kaste angehörten und einen geistlichen Rang hatten. Auch hierbei erkennt man deutliche Parallelen zur Geschichte des Fußballspiels in Asien.

Das Spielfeld befand sich vor dem Tempel, in dem der Fußball vor jedem Spiel durch den höchsten Priester gesegnet wurde. Durch ihn wurde er auch auf das Spielfeld geschleudert, was den Anstoß bedeutete.

Es standen sich zwei Mannschaften gegenüber – die genaue Mannschafsstärke ist unbekannt – die versuchten, den Ball durch zwei seitlich angebrachte Ringe durchzuschießen.

Dabei durften die Spieler den Ball nur mit dem Fuß oder dem Steißbein berühren. Die Mannschaft, der es zuerst gelang den schweren, aber doch elastischen Kautschukball durch die Ringe zu schießen, galt als Sieger – das Spiel wurde dadurch beendet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

V. Europa

Abschließend noch etwas über die Entwicklung des Fußballspiels auf unserem Kontinent. Erst ab der Zeit der Christianisierung entwickelten sich fußballähnliche Sportarten. Es scheint, als seien die Europäer erst durch die Eroberung Mittel- und Südamerikas auf den Geschmack des Fußballspiels gekommen, denn von ihnen haben sie es sich ja „abgeschaut“.

Doch schon vorher bemühte man sich den Ball mit dem Fuß zu spielen - so zum Beispiel die Griechen und Römer - bei denen es – ähnlich wie bei den Chinesen – dazu dienen sollte, Disziplin und Gemeinschaftssinn zu trainieren. Durch die römischen Armeen verbreiteten sich die verschiedenen Ballssportarten in ganz Europa. Hier finden sich die europäischen Wurzeln dessen, was dann im 19. Jahrhundert schließlich in das moderne Fußballspiel mündete.

V.1 Fußball im Italien der Renaissance

Bevor wir nun in die Gegenwart gelangen, blicken wir noch kurz nach Florenz, eine Stadt, die zur Zeit der Medici im 16. Jahrhundert seine Hochblüte erlebte. Dort pflegte man eine Art Fußball zu spielen, die anfangs nur durch den Adel ausgetragen wurde.

Die Spieler kleideten sich mit prächtig ausgearbeiteten Roben und bewegten sich darin geradezu majestätisch. Das Spielfeld, auf dem man die Calcio genannte Sportart trieb, maß 80 mal 120 Ellen und war mit einem zwei Meter hohen Zaun umgeben. Es standen sich zwei Mannschaften gegenüber. Jeder Spieler hatte auf einer speziellen Position zu spielen. Eine Mannschaft bestand aus 27 Feldspielern und einem Torwart. Nur er durfte den Ball in die Hand nehmen, allen anderen war dies untersagt, sie durften den Ball lediglich mit der Faust schlagen oder mit dem Fuß kicken. Ein Schiedsrichter überwachte das Spiel und ermittelte anhand der Tore und der Anzahl der Strafpunkte das Ergebnis.

Doch blieb Calcio nicht auf Florenz beschränkt und auch nicht auf den Adel. Dadurch verlor das Spiel seine vornehme Spielweise und wurde zum Massenspektakel.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

V.2 Fußball heute

Wie 2002, so regiert „König Fußball“ nicht nur bei Weltmeisterschaften über Wohl und Wehe vieler Nationen, Fan-Gemeinden und Einzelpersonen.

Der „Vater der Weltmeisterschaft“ und Präsident des Fußballweltverbandes von 1921 bis 1954, Jules Rimet, war fest davon überzeugt, dass „ Fußball die Menschen und Nationen zusammenbringt“.

Verfolgt man jedoch die Geschichte der Fußballweltmeisterschaften, so findet man diese nur all zu oft überschattet von nationalen Streitigkeiten.

Was somit als Trainingseinheit für die Soldaten des chinesischen Kaisers begonnen hatte und seine blutige Steigerung als Teil von Opferriten in der Neuen Welt fand, wird als friedliche Variante im frühgeschichtlichen Japan vorgeführt – möglicherweise als Exempel für alle zukünftigen Europa- und Weltmeisterschaften!

Literatur und Bildnachweis

Stemmler, Theo: Kleine Geschichte des Fußballspiels. Insel Verlag, Frankfurt a.M., 1998.

Bredekamp , Horst: Florentiner Fußball: Die Renaissance der Spiele. Wagenbach Verlag, 2001.

Bredekamp , Horst: Florentiner Fußball oder die Renaissance der Spiele. Calcio als Fest der Medici. Campus Verlag, Frankfurt a.M., 1993.

Fin de l'extrait de 11 pages

Résumé des informations

Titre
Das Spiel mit dem Ball - Geschichte, Funktion und Entwicklung des Fußballspiels
Note
sehr gut
Auteur
Année
2004
Pages
11
N° de catalogue
V108738
ISBN (ebook)
9783640069323
Taille d'un fichier
711 KB
Langue
allemand
Mots clés
Spiel, Ball, Geschichte, Funktion, Entwicklung, Fußballspiels
Citation du texte
Andrej Garaycochea (Auteur), 2004, Das Spiel mit dem Ball - Geschichte, Funktion und Entwicklung des Fußballspiels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108738

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