Süskind, Patrick - Der Kontrabass - Sein Erfolg auf deutschen Bühnen


Thèse Scolaire, 2004

16 Pages, Note: 3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Themenvorstellung
1.2 Biographie Patrick Süskinds

2 Hauptteil
2.1 Patrick Süskind „ Der Kontrabaß
2.1.1 Inhalt S
2.1.2 Deutung des Protagonisten S
2.2 Problematik eines Ein-Personen Stücks
2.3 Gründe für den Erfolg des Stückes
2.3.1 Thematik der Vereinsamung und Isolierung
2.3.2 Unterhaltungswert S
2.3.3 Belehrung im geistig- moralischen Sinne
2.3.4 Thematik für junge Adressaten (Liebe)

3 Zusammenfassung

4 Literaturverzeichnis

5 Anhang mit Materialliste

6 Selbstständigkeitserklärung

1 Einleitung

1.1 Themenvorstellung

In meiner Facharbeit möchte ich der Frage nachgehen, inwieweit und warum das Monodrama „ Der Kontrabaß “ von Patrick Süskind Erfolg auf deutschsprachigen Bühnen hatte oder immer noch hat.

Der Kontrabaß “ handelt von einem Musiker (Kontrabassist), der in seiner schallisolierten Wohnung seine Vereinsamung schildert sowie den Versuch, durch die Verehrung einer jungen Sopranistin dieser zu entfliehen, es jedoch nicht schafft.

Patrick Süskind veröffentlichte 1980 in „ Theater heute “ seinen Einakter „ Der Kontrabaß “, welcher 1981am Cuvilliétheater in München uraufgeführt (Hauptdarsteller und Regisseur Nikolaus Paryla) und 1984 im Diogenes-Verlag als Buch veröffentlicht wurde. Nach seiner Uraufführung hat dieses Stück einen großen Erfolg auf Bühnen in aller Welt gehabt, vor allem aber auf deutschsprachigen. So wird Süskinds Monolog „ in der Spielzeit 1984/85 […] mit 500 Aufführungen der meistgespielte Text im deutschsprachigen Theaterraum[1] und es „ rangiert in der Spielzeit 1991/92 auf Platz 2 der häufigsten deutschsprachigen Inszenierungen.[2] Vor allem der letzte Punkt zeigt, dass das Stück auch über zehn Jahre nach Veröffentlichung einen großen Zulauf beim Publikum fand, was den positiven Erfolg belegt. Zudem wird das Stück auch heutzutage, also über zwanzig Jahre nach Erscheinung, noch von deutschsprachigen Theatern aufgeführt. So gibt es Inszenierungen, zum Beispiel am Staatstheater Kassel sowie am Staatstheater Nürnberg, am Kellertheater in Innsbruck oder an der Landesbühne Hannover. Genaue Zahlen belegen vom Zeitraum der Spielzeit 2001/2002, dass das Stück 161 Mal inszeniert wurde und hierbei 15895 Zuschauer die Stücke besucht haben.[3]

In meiner Facharbeit möchte ich nun der oben gestellten Frage auf den Grund gehen und hierbei vor allem die Faszination des Stückes in den Vordergrund stellen und erläutern.

1.2 Patrick Süskinds Biographie

Patrick Süskind wurde als zweiter Sohn des Schriftstellers und Publizisten („Süddeutsche Zeitung“) Wilhelm Emanuel Süskind am 26. März 1949 in Amberg am Starnberger See (Bayern) geboren. In seinen Kindheitsjahren besucht er in Holzhausen die Volksschule und das Gymnasium, welches er mit Abitur abschließt, und nebenbei nimmt er Klavierunterricht. Nach seinem Wehrersatzdienst beginnt Süskind 1968 an der Universität in München ein Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, welches er 1974 nach einem einjährigen Aufenthalt in Aix-en-Provence (Frankreich) mit einer Magisterarbeit abschließt. Er lebt von Gelegenheitsjobs „ und schreibt Drehbücher und kleine Prosastücke, die aber zunächst nicht veröffentlicht werden[4].

Sein erster literarischer Durchbruch gelang ihm 1980 mit dem Monodrama „ Der Kontrabaß “, welches in „ Theater heute “ erstmals veröffentlicht wurde. Uraufgeführt wurde es 1981 am Cuvilliétheater in München und als Buch erschien es 1984 im Diogenes Verlag. Nach dem Monolog des Kontrabassspielers arbeitet Süskind an Drehbüchern zu Fernsehserien wie „ Monaco Franze, der ewige Stenz “ (1983) oder „ Kir Royal. Aus dem Leben eines Klatschreporters “ (1986). 1996 verfasst Süskind sein bisher letztes Drehbuch zum Kinofilm „ Rossini oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“. Bei all diesen Filmen führte sein Freund Helmut Dietl Regie.

Literarisch führt Süskind 1985 seine Arbeit mit dem Debütroman „ Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders “ fort, welcher ihn „ endgültig zu einem der weltweit bekanntesten und erfolgreichsten Schriftsteller der deutschen Gegenwartsliteratur[5] macht, da dieser „ bis heute über achtmillionenfach verkauft und in 33 Sprachen übersetzt[6] wurde. Der Roman handelt von dem Parfümspezialisten Grenouille, „ der aus Lust am Duft zum Massenmörder wird und schließlich selbst dadurch umkommt[7]. 1987 schreibt Süskind die Erzählung „ Die Taube “. In der Novelle

hat sich ein reduziertes Ich […] vor der Welt in eine Einzimmermansarde verschlossen, um allen möglichen Zufällen und Schicksalsschlägen des Lebens aus dem Wege zu gehen und durch die räumliche Begrenzung seiner Existenz den Zustand absoluten Friedens und monotoner Ruhe herzustellen - selbstverständlich mit dem Ergebnis, dass diesen Philister der Gewohnheit die Katastrophe, die Auflösung der Ordnung, um so sicherer trifft.“ [8]

In demselben Jahr wird ihm der Gutenberg-Preis des frankophonen Buch-Salons Paris verliehen. In den neunziger Jahren folgt seine Erzählung „Die Geschichte des Herrn Sommer“ (1991), in der die Titelfigur täglich durch die Natur wandert, es aber vielmehr um die Kindheitsgeschichte des Ich-Erzählers geht, die autobiographisch gedeutet werden kann.

Eins haben jedoch fast alle literarischen Texte Süskinds gemeinsam: Im Mittelpunkt stehen menschenscheue Einzelgänger, „ die sich oft auf sich selbst und ihre kleine Welt reduzieren“[9].

„Der Kontrabass-Spieler in einem schall-isolierten Raum, der Wachmann Noel in einer kleinen Dachkammer. Grenouille verbringt sieben Jahre seines Lebens in einer Höhle unter der Erde und der Ich-Erzähler aus der "Geschichte von Herrn Sommer" lebt einen großen Teil seines Lebens auf Bäumen.“[10]

Obwohl Patrick Süskind einer der erfolgreichsten deutschen Autoren ist, erfährt man nur wenig über sein Leben. Er ist öffentlichkeits- und medienscheu und vermeidet Interviews sowie Fernsehauftritte. Er lehnt ihm verliehene Preise wie den Tukan- und FAZ-Literaturpreis ab.

Süskind lebt heute zurückgezogen abwechselnd in München, Paris und Montolieu (beides Frankreich).[11]

2 Hauptteil

2.1 Patrick Süskind„Der Kontrabaß“

2.1.1 Inhalt

In Patrick Süskinds „ Der Kontrabaß“ werden die letzten Stunden eines Kontrabassisten vor seiner Aufführung beschrieben, wobei „ im Zentrum des Stückes […] jedoch die Vereinsamung oder völlige (Selbst-) Isolierung[12] steht.

Die Inhaltstruktur unterscheidet zwischen mehreren Handlungsmotiven, wobei diese nicht separat gesehen werden dürfen. Sie sind ineinander verflochten. Zuerst ist die Lobeshymne des Kontrabassisten auf den Kontrabass zu nennen (Selbstbetrug). Danach führt er über die Musikgeschichte aus, folgt dem Entschluss eine Hass-Liebe zum Kontrabass zu haben. Über die wahren musikalischen Fähigkeiten kommt er zum Schluss auf kleine Fluchten, um seiner Situation zu entfliehen.

Zuerst berichtet der Kontrabassist über die Bedeutung des Kontrabasses im Orchester, es sei das wichtigste Orchesterinstrument. Er trinkt die ganze Zeit des Vortrags über Bier, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, wie er meint. Über den Gegensatz von Bass zu Sopran kommt er auf die junge Sopranistin Sarah zu sprechen, von deren Stimme er schwärmt, wobei wir erst später erfahren, dass er sich in sie verliebt hat. Danach gibt er einen Überblick über die Geschichte des Kontrabasses. Wegen der hohen Durchschlagskraft des Kontrabasses, so erklärt er, habe er seine Wohnung schallgedämpft. Hiernach führt er aus, dass das Spielen des Kontrabasses reine Kraftsache sei und er kommt hierdurch auf die negativen Seiten des Kontrabasses zu sprechen, dass dieser sehr dominant und ein Hindernis sei, wodurch er zwei Jahre lang keine Frau mehr gehabt habe. Des Weiteren bemängelt er die Temperaturempfindlichkeit des Instruments. Er folgt diesen Ausführungen mit dem Hinweis, dass Kontrabassisten ein Schicksal hätten, dieses Instrument zu spielen. Dadurch kommt er auf die heutige Psychoanalyse zu sprechen, indem er das Stück „Tristan“ von Wagner kritisiert. Danach weist der Kontrabassist seinem Instrument weibliche Eigenschaften zu. Er vergleicht anschließend die Kontrabassisten mit mythischen Gestalten der alten Griechen. Ausführungen über Sarah lassen ihn erkennen, dass er ein einsames und langweiliges Leben führt. Im Anschluss daran lässt sich der Instrumentalist erneut über den Kontrabass aus. Er beschreibt es als fettes Weib, welches ekelhaft zu spielen sei. Er macht Ausführungen über die Hierarchie im Orchester der verschiedenen Orchesterinstrumente, die ein Abbild der Gesellschaft seien. Daraufhin bemängelt er, dass sich nichts im Laufe der Entwicklung der Aufstellung im Orchester für den Kontrabass verändert habe, er immer noch hinten stehen würde. Der Kontrabassist bekennt sich zum Konservatismus mit Werten wie Ordnung, Disziplin, Hierarchie und Führerprinzip. Hiernach lässt sich der Kontrabassist über Mozart aus, weil er als Musiker oft überschätzt werde. Während er sich etwas Neues zu trinken holt, stolpert er über seinen Kontrabass, beschimpft ihn lautstark und behauptet, dieser trage die Schuld an seinem Versagen. Danach kommt er wieder auf Sarah zu sprechen und begründet seine Zuneigung zu ihr mit der Tatsache, dass er eine Frau brauche, die das Gegenteil von ihm sei. Er endet jedoch diesen Abschnitt mit Selbstzweifel, da er schon beim Gedanken daran, dass Sarah mit anderen Männern ausginge, eifersüchtig wird. Anschließend stellt er sich vor, was passiere, wenn er den Namen „Sarah“ abends vor dem Orchester schreien würde, um Aufmerksamkeit Sarahs zu erreichen. Über diesen Traum einer Beziehung mit Sarah, führt er weiter aus, dass er in Gedanken an sie kaum schlafen könne. Außerdem erfahren wir, dass er die vorgestellten Liebkosungen mit Sarah an seinem Kontrabass ausführt. Hiernach philosophiert er über seine Zukunft in beruflicher und menschlicher Hinsicht. Er kommt zu dem Entschluss, dass er, was er auch unternehme, verelenden würde. Er beschreibt zwei Auswege, einmal Kammermusiker zu werden oder doch „Sarah“ zu schreien. Anschließend macht er sich für den Auftritt fertig und geht, wobei offen bleibt, ob er schreien wird oder nicht.[13]

2.1.2 Deutung des Protagonisten

Der Kontrabassist ist Mitte dreißig und beamteter Kontrabassist in einem Staatsorchester. Er ist „Tuttist“, was bedeutet, dass er an letzter Stelle der Hierarchie der Kontrabassisten steht.

Man kann den Musiker als einen zu kurz gekommener Kleinbürger bezeichnen, „ der an seiner eigenen Unzulänglichkeit leidet“[14] und versucht, seiner enorm untergeordneten Rolle im Orchester einen Sinn zu geben. Dies probiert er durch Lobeshymnen auf seinen Kontrabass, jedoch sind dies nur Versuche, der eigenen Realität, also der eigenen Bedeutungslosigkeit zu entfliehen. Zudem versucht er durch Kenntnisse aus der Orchester- und Musikgeschichte sowie aus der Mythologie sein Wissen aufblitzen zu lassen, um sich selbst aufzuwerten und seine Lage umzukehren, was ihm nicht gelingt. Je deutlicher der Protagonist jedoch merkt, dass all diese Mittel nicht helfen, seine Bedeutungslosigkeit zu verwischen, umso mehr versucht er Sündenböcke für sein Versagen zu finden. Er sieht diese in seinem Instrument oder in seiner Familie, und er unternimmt den Versuch die Situation durch unbestimmte „Umstände“ zu erklären. Durch den enthemmenden Alkoholgenuss, der sich über die ganze Zeit der Aufführung hinwegzieht, glaubt er, seiner Lage Herr zu werden. Weitere Reaktionen auf seine Bedeutungslosigkeit lassen sich darin erkennen, dass er sich von seiner Außenwelt vollkommen abschottet, da seine Wohnung mit Akustikplatten schallisoliert wurde. Neben dem „ Totalrückzug auf eine Art „innere Lebensinsel““[15] versucht der Kontrabassist ebenfalls durch geplante „Terroranschläge“ sich aus seiner schlechten Situation zu befreien. „ Ein verborgener verbissen-aggressiver Feldzug gegen die Welt der anderen“[16] könnte demnach auch der Ausbruchsschrei „Sarah“ am Anfang der Galaaufführung des Abends sein. Des Weiteren steckt in diesem Schrei seine Liebe zur Sopranistin Sarah. Er möchte „ einmal wirklich geliebt, anerkannt, beachtet, überhaupt wahrgenommen werden[17], da er auch in seiner Kindheit nicht geliebt wurde. Jedoch wird er wohl kaum schreien, da er ein Realist ist und gelernt hat, sich zu fügen.[18]

2.2 Problematik eines Ein-Personen Stückes

Der Kontrabaß “ ist ein Monodrama, „ in dem die Einheit von Handlung, Raum und Zeit konsequent eingehalten wird“[19]. Das Stück ist ein Einakter und nicht in Szenen unterteilt. Genau gesehen ist das Drama auch nur ein Monolog eines einzelnen Schauspielers, der auf der Bühne steht. Dies birgt einige Vorteile für die Umsetzung einer solchen Inszenierung. Da der Schauspieler an keiner Stelle des Stückes die Bühne verlässt, ist das Stück „ unaufwendig“[20], da man nur ein Bühnenbild braucht, dass schlicht und einfach gestaltet ist, da nur ein paar Gegenstände auf der Bühne Gebrauch finden ( z.B.: Sessel, Plattenspieler, Kontrabass, Bier+ Glas). Man spart vor allem hinter den Kulissen viel Arbeit und Aufwand, im Gegensatz zum klassischen Drama. Dadurch kann das Theater mit Kostenersparnis rechnen, zumal auch nur ein Schauspieler zu bezahlen ist. Der Schauspieler hat jedoch nun eine schwierige Aufgabe, da dieser das Publikum ganz allein unterhalten muss. Es besteht die Gefahr, vor allem bei nicht allzu guten und wenig erfahrenen Schauspielern, dass das Stück langweilig und schlicht wirkt. Die Herausforderung des Schauspielers liegt darin, dass er während der Aufführung in verschiedene Rollen schlüpfen muss, obwohl er denselben Charakter spielt. Zuerst schwärmt der Protagonist von seinem Kontrabass, dem für ihn wichtigsten Instrument des Orchesters, doch wird er im Laufe des Stückes immer und ernster, da er merkt, dass der Kontrabass ihn eigentlich an allem hindert. Dadurch entsteht der Anspruch an den Schauspieler, verschiedene Gestiken und Mimiken perfekt zu beherrschen oder auch verschiedene Körperhaltungen zur inhaltlichen Untermalung anzuwenden. Wenn man jedoch einen passenden Akteur gefunden hat, ist die „ Theaterwirksamkeit[21] sehr groß, was den großen Erfolg zu einem gewissen Teil begründet.

2.3 Erfolg des Stückes

Das Stück ist Anfang der 80er Jahre verfasst worden, weist jedoch inhaltlich sowie bei den Requisiten keine zwingende Fixierung dieser Zeit an. Lediglich der Plattenspieler und die Erwähnung eines Dirigenten weisen auf eine bestimmte Handlungszeit hin, können jedoch auch analog zu der Zeit, in der das Stück aufgeführt wird, durch andere Requisiten, z.B. CD- Player oder durch einen anderen, der Zeit entsprechenden, Dirigenten ersetzt werden. Demnach ist das Stück zeitlos und kann ohne große Umstände auch noch heute, was die Theaterstatistik des Jahres 2001/02 vortrefflich beweist, aufgeführt werden.

2.3.1 Thematik der Vereinsamung und Isolierung

Inhaltlich spricht das Stück die Problematik der Vereinsamung und Isolierung an. Diese Problemstellung ist ebenfalls zeitlos, da Menschen immer einsam sein können und es auch in Zukunft sein werden. Der Kontrabassist ist durch sein Instrument, den Kontrabass, vereinsamt, da dieser ihn auf gesellschaftlicher wie auch auf erotisch- emotionaler Ebene hemmt. So wohnt der Kontrabassist in einer schallisolierten Wohnung, also ganz abgeschottet von der Außenwelt. Auf erotisch- emotionaler Ebene beeinträchtig ihn der Kontrabass negativ schon nur durch seine alleinige Anwesenheit. So fühlt sich der Kontrabassist beobachtet vom Kontrabass, „sein Geist schwebte über uns wie eine Fermate“[22]. Zudem ist das Instrument ziemlich groß und sperrig, wodurch ein Platz schwer zu finden ist. Allgemein gesehen kann das Mittel der Vereinsamung, in diesem Fall der Kontrabass, jedoch auch interpretatorisch durch andere Mittel ersetzt werden. Heutzutage sind die neuen modernen Medien, wie Computer oder Fernseher, die Auslöser, die zur Vereinsamung der Menschen führen können. Somit bleibt die Thematik der Isolierung und Vereinsamung modern und aktuell.

Außerdem hilft das Stück, indem es diese Thematik anspricht, anderen vereinsamten Menschen, die dadurch ein weiteres Beispiel von Einsamkeit vor Augen haben, deren Leid ein wenig erträglicher zu machen. Erinnert wird man an das Sprichwort: „Geteiltes Leid ist halbes Leid!“

2.3.2 Unterhaltungswert

Ein weiterer Grund, warum „ Der Kontrabaß “ so erfolgreich war und immer noch ist, liegt in dem hohen Unterhaltungswert des Stückes. Es hat einen satirisch- komischen Charakter, und in Bezug auf den Kontrabass spielt die ausgeprägte Situationskomik eine große Rolle. Der Kontrabass ist wie ein Akteur, der, wie der wahrhafte Kontrabassist, das Stück mitgestaltet, wobei es so scheint, als habe der Kontrabass mehr Einfluss auf den Spieler als der Spieler auf ihn. Der Kontrabass schiebt sich vor den Spieler, stiehlt ihm sozusagen die Show und stellt das wahre „Ich“ des Kontrabassisten heraus. Das Komische daran ist, dass der Kontrabass den Protagonisten demaskiert und das in allen Bereichen seines Lebens. Vor allem unterstützt wird der komisch- witzige Aspekt durch das Verhältnis des Kontrabassisten zu seinem Instrument und durch die Art wie er mit seinem Instrument redet, es vermenschlicht.

Zu Anfang stellt der Instrumentalist den Kontrabass als „ das mit Abstand wichtigste Orchesterinstrument[23] dar, relativiert im Laufe des Stückes jedoch seine Meinung, sodass ein Hass auf den Kontrabass entsteht. Durch die lustige Wendung:

…Ja Kruzifix paß doch auf! Immer im Weg rum, der Depp! – Können sie mir sagen, wieso ein Mann von Mitte Dreißig, nämlich ich, mit einem Instrument zusammenlebt, das ihn permanent nur behindert?! Menschlich, gesellschaftlich, verkehrstechnisch, sexuell und musikalisch nur behindert?! […] … Aber ich erschlag ihn noch, eines Tages erschlag ich ihn…“[24]

kommt der satirisch- komische Charakter zum Ausdruck, vor allem durch die Vermenschlichung des Instrumentes. Genial- komisch sind auch die Vergleiche des Instrumentalisten, in denen er seinen Kontrabass als weibliche Person darstellt. „ Er sieht aus wie ein altes fettes Weib“[25], so vergleicht der Kontrabassist zuerst sein Instrument. Als er jedoch über seine Liebe zur Sopranistin Sarah philosophiert, er „von erotischen körperlichen Liebkosungen mit Sarah träumt“[26], stellt er die Beziehung zum Kontrabass als erotisch im Gegensatz zur ersten Einschätzung gegenüber, da er den körperlichen Kontakt mit dem Instrument ausführt. So die skurrile Wendung:

… ich denke mir dann, sie würde vor mir stehen, ganz dicht, so wie der Baß jetzt. […] … über ihren Hintern… oder andersherum, so, wie beim Kontrabaß von hinten herum, und mit der linken Hand an ihren Brüsten, so wie in der dritten Lage auf der G-Saite…“[27]

Ein weiterer amüsanter Aspekt des Stückes bietet die Tatsache, dass der Kontrabassist versucht, seinen Eindruck beim Publikum durch Wissen aus der Musik zu schinden. So erklärt er dem Publikum die Geschichte des Kontrabasses[28] oder versucht, anerkannte Größen der Musikgeschichte zu kritisieren[29]. Auch im mythisch- philosophischen Bereich unternimmt er Versuche, sich durch Erwähnungen von griechischen Sagengestalten (Prometheus, Sisyphos)[30] aufzuwerten. Doch gerade beim genauen Hinhören sind diese Ausführungen sehr verworren und diffus, wodurch diese ziemlich lustig und komisch erscheinen.

2.3.3 Belehrung im geistig- moralischen Sinne?

Neben dem Unterhaltungswert könnte auch noch ein anderer Aspekt für den Erfolg eine große Rolle spielen, und zwar der, dass das Stück einen belehrenden Charakter hat.

Deutlich wird diese Tatsache in einer Zeitungsrezension von Andreas Schwabe („Neue Westfälische“ vom 11.09.2001).

Er beginnt seine Argumentation mit der Beschreibung eines wahren Falls eines Kontrabassisten der Berliner Symphoniker: 1997 habe dieser Kontrabassist eine Hotelrechnung in Israel mit dem Namen „Adolf Hitler“ unterschrieben. Er behauptet nun, dass diese Geschichte gut in den Zusammenhang des Stückes passt, da hierbei der Kontrabassist das aufgeschrieben hat, um ,wie der Protagonist bei Patrick Süskinds Stück, „ einmal wirklich geliebt, anerkannt, beachtet, überhaupt wahrgenommen“[31] zu werden. Weiter vergleicht er diese Sehnsucht eines jeden Menschen nach Anerkennung als „ neuralgischen Punkt für so viel politisches Unglück“[32].

Dadurch bekommt das Stück eine historisch- politische Dimension. Es soll also nicht nur unterhalten (lat. delectare) sondern auch belehren und die Gesellschaft mahnen (lat. prodesse).

2.3.4 Thematik für junge Adressaten?

Das Theaterstück kann vor allem junge Menschen ansprechen, da diese sich gut mit dem Protagonisten identifizieren können, da durch die Verehrung der jungen Sopranistin der Staatsoper Sarah Liebe, Begierde, Hoffnung und Enttäuschung thematisiert wird. Des Weiteren ist dieses Stück attraktiv für Jugendliche, da der Instrumentalist selbst noch nicht seinen Sinn des Lebens entdeckt hat, er seinen Lebensinhalt noch finden muss. Jüngere Menschen identifizieren sich mit ihm, da auch sie ihre Position im Leben noch finden müssen.

Die Thematik der Liebe spiegelt sich durch das Begehren des Kontrabassisten zu Sarah, der jungen Sopranistin der Oper. Er muss fast nur an sie denken. Der Protagonist begründet die Zuneigung zu Sarah mit der These, dass sich Gegensätze anziehen würden (Sopran – Bass). Die Gedanken an Sarah rauben ihm nachts den Schlaf („ das ist die Sexualität[33] ), er träumt von einer Wunschbeziehung. Der Kontrabassist steigert sich so sehr in die Liebe zu Sarah, dass er eifersüchtig wird, wenn sie mit anderen Männern ausgeht.[34] Jedoch weiß er auch genau, dass diese Hoffnungen unbegründet sind. Er wird enttäuscht werden, da er auch schon lange keine Frau mehr hatte und diese Beziehung noch unbefriedigend ist. Das Vorhaben, die Liebe mit einem selbst zerstörenden Schrei kundzutun, hätte auch wahrscheinlich die Enttäuschung als Folge.

Diese Mischung aus Liebe und Enttäuschung kann man bei Jungendlichen auf die erste große Liebe beziehen, wodurch diese Gruppe vom Stück besonders angesprochen wird. Zu dieser Zeit der ersten Liebe ist man „bis über beide Ohren“ verliebt, man würde fast alles für diese/s Frau/Mädchen machen. Jedoch ist es meist so, dass man früher oder später aus dieser Liebe herausgerissen wird und man dann ziemlich enttäuscht ist. Zudem kann man sich gut mit den negativen Begleiterscheinungen der Liebe gut identifizieren, so zum Beispiel mit der im Stück dargestellten Schlaflosigkeit oder Eifersucht. Außerdem sind die angeführten Gründe der Unerreichbarkeit sehr schlüssig und authentisch, da man oftmals in jungen Jahren denkt, man sei zu unerfahren (der Kontrabassist hat seit zwei Jahren keine Frau[35] ) oder man sei zu schüchtern, aus sich heraus zu gehen und den ersten Schritt zu machen.

Der zweite Aspekt, warum die Thematik des Stückes vor allem für junge Menschen attraktiv ist, liegt in der Tatsache, dass der Kontrabassist seine Position im Leben noch finden muss; oft haben Jugendliche ebenfalls noch nicht ihren Lebensinhalt gefestigt. Der Kontrabassist beschreibt in seinem Monolog eine sehr ambivalente Selbstdarstellung. Zuerst plakatiert er den Kontrabass als das wichtigste Instrument eines Orchesters, er möchte sich dadurch hervorheben, relativiert im Laufe des Stückes jedoch seine „ vorgebrachte glänzende Selbstdarstellung“[36], indem er am Schluss zugibt, dass sein Dasein doch bedeutungslos ist. Unterstrichen wird dies ebenfalls dadurch, dass er seine Meinung zum Kontrabass ändert, dass er einsieht, dass dieser ihn hemmt. Jugendliche sind auch oft von einer solchen Problematik betroffen. Nach der Kindheit und dem Abschluss der Schullaufbahn wissen viele nicht, wie es beruflich weiter gehen soll, ob man den Beruf wählen soll, den man sich als Kind schon als Traumberuf vorgestellt hat, oder wie man die Partnerschaft bestreiten soll.

3 Zusammenfassung

Summierend kann man festhalten, dass es eine Vielzahl von Gründen gibt, die den großen Erfolg beim Publikum seit über mehr als 20 Jahren nach der Uraufführung 1981 widerspiegeln.

Es sind auf der einen Seite die „theatertechnischen“ Gründe, die zum Erfolg beitragen, da das Stück äußerst einfache Requisiten benötigt, auf der anderen Seite sind es die inhaltlichen Gründe, die Zeitlosigkeit von Vereinsamung und Liebe. Letzteres ist vor allem für junge Menschen interessant. Hinzu kommt der sprachlich und inhaltlich hohe Unterhaltungswert, wenn auch das Stück nicht scheut, ernste Töne anzusprechen und somit, neben dem unterhaltenden, einen politisch- belehrenden Charakter entstehen lässt. Süskinds „ Der Kontrabaß “ ist „ Theater, das unterhält und dennoch die traurigen Töne nicht meidet.[37] Der offene Schluss regt weiter zum Nachdenken an.

Meiner Meinung nach muss man vor allem hervorheben, dass das Stück durch die günstige „theatertechnische“ Gestaltung zu den meist gespielten Stücken auf deutschen Bühnen gehört. Diese Meinung teilt ebenfalls Eckhard Franke, der den Erfolg wie folgt charakterisiert:

Süskinds „Kontrabaß“ (1981) verdankt seinen Bühnenerfolg weniger der literarischen Qualität als der geschickt ausgespielten Theaterwirksamkeit: Das unaufwendige Einpersonenstück bietet einem virtuosen Schauspieler mittleren Alters einen abwechslungsreichen Spielstoff mit skurriler Ausgangssituation …“[38]

4 Literaturverzeichnis

Süskind, Patrick: Der Kontrabaß. Zürich: Diogenes, 3. Aufl. 1997

Hotz, Karl: Patrick Süskind, Der Kontrabaß. Bamberg: C. C. Buchners, 1. Aufl. 1998 (Buchners Schulbibliothek der Moderne, Texte und Interpretationen).

Krischel, Volker: Patrick Süskind, Der Kontrabaß. Hollfeld: C. Bange, 1. Aufl. 2002 (Königs Erläuterungen und Materialien).

Schwabe, Andreas: Der Schrei des Kontrabassisten. Klaus Falkhausen spielt Süskinds Dauerbrenner als politisches Theater. Neue Westfälische, 11. September 2001

Materialien aus dem Internet:

http://www.bs.ni.schule.de/~w.matthies/Texte/Deutsch/S%FCskind/Biographie.htm

http://www.krref.krefeld.schulen.net/referate/deutsch/r0628t00.htm

http://www.tobiworld.de/index.html?http://www.tobiworld.de/sonst/referat/refhtml/taube.html

[...]


[1] Hotz, Karl: Patrick Süskind, Der Kontrabaß. Bamberg: C. C. Buchners, 1. Aufl. 1998 (Buchners Schulbibliothek der Moderne, Texte und Interpretationen). S.42

[2] http://www.bs.ni.schule.de/~w.matthies/Texte/Deutsch/S%FCskind/Biographie.htm

[3] vgl. Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins 2001/02 „Wer spielte was“

[4] http://www.krref.krefeld.schulen.net/referate/deutsch/r0628t00.htm

[5] http://www.krref.krefeld.schulen.net/referate/deutsch/r0628t00.htm

[6] Krischel, Volker: Patrick Süskind, Der Kontrabaß. Hollfeld: C. Bange, 1. Aufl. 2002 (Königs Erläuterungen und Materialien). S. 13

[7] Krischel, Volker: a.a.O . S. 13

[8] http://www.bs.ni.schule.de/~w.matthies/Texte/Deutsch/S%FCskind/Biographie.htm

[9] Krischel, Volker: a.a.O. S. 12

[10] http://www.krref.krefeld.schulen.net/referate/deutsch/r0628t00.htm

[11] vgl. Krischel, Volker: a.a.O. S. 7-15 http://www.bs.ni.schule.de/~w.matthies/Texte/Deutsch/S%FCskind/Biographie.htm http://www.tobiworld.de/index.html?http://www.tobiworld.de/sonst/referat/refhtml/taube.html http://www.krref.krefeld.schulen.net/referate/deutsch/r0628t00.htm

[12] Krischel, Volker: a.a.O. S. 35

[13] vgl Krischel, Volker: a.a.O . S. 20-37

[14] Krischel, Volker: a.a.O. S.: 50

[15] Krischel, Volker: a.a.O. S.: 51

[16] Krischel, Volker: a.a.O. S.: 51

[17] Schwabe, Andreas: Der Schrei des Kontrabassisten. Klaus Falkhausen spielt Süskinds Dauerbrenner als politisches Theater. Neue Westfälische, 11. September 2001

[18] vgl Krischel, Volker: a.a.O. S.: 40-46 50-53

[19] Krischel, Volker: a.a.O. S. 35

[20] Hotz, Karl: a.a.O. S.42

[21] Hotz, Karl: a.a.O. S.42

[22] Süskind, Patrick: Der Kontrabaß. Zürich: Diogenes, 3. Aufl. 1997 S.: 36

[23] Süskind, Patrick: a.a.O. S.: 9

[24] Süskind, Patrick: a.a.O. S.: 69

[25] Süskind, Patrick: a.a.O. S.: 48f

[26] Krischel, Volker: a.a.O. S. 43

[27] Süskind, Patrick: a.a.O. S.: 83f

[28] vgl Süskind, Patrick: a.a.O. S.: 19f

[29] vgl Süskind, Patrick: a.a.O. S.: 64

[30] vgl Süskind, Patrick: a.a.O. S.: 44

[31] Schwabe, Andreas: Der Schrei des Kontrabassisten. Klaus Falkhausen spielt Süskinds Dauerbrenner als politisches Theater. Neue Westfälische, 11. September 2001

[32] Schwabe, Andreas: a.a.O.

[33] Süskind, Patrick: a.a.O. S.: 83

[34] vgl Süskind, Patrick: a.a.O. S.: 72

[35] vgl Süskind, Patrick: a.a.O. S.: 36

[36] Krischel, Volker: a.a.O. S.: 5

[37] Krischel, Volker: a.a.O. S.: 62

[38] Hotz, Karl: a.a.O. S.42

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Süskind, Patrick - Der Kontrabass - Sein Erfolg auf deutschen Bühnen
Note
3
Auteur
Année
2004
Pages
16
N° de catalogue
V109037
ISBN (ebook)
9783640072231
Taille d'un fichier
510 KB
Langue
allemand
Mots clés
Süskind, Patrick, Kontrabass, Sein, Erfolg, Bühnen
Citation du texte
Christopher Geisel (Auteur), 2004, Süskind, Patrick - Der Kontrabass - Sein Erfolg auf deutschen Bühnen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109037

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