Agropastoralismus - Phänomen und Beschreibung afrikanischer Beispiele


Presentación (Redacción), 2003

22 Páginas, Calificación: 2,1


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Einführung
1.2. Begriffseinordnung des Agropastoralismus in den Nomadismus
1.3. Geographische Ausbreitung und Einteilung von agropastoralen Systemen in Afrika

2. Der Agropastoralismus Nordafrikas
2.1. Das Phänomen der nördlichen Tuareg
2.2. Sozial-geographische Einordnung
2.3. Die Viehhaltung
2.3.1. Kleinvieh
2.3.2. Großvieh
2.4. Die Agrarwirtschaft der nördlichen Tuareg
2.5. Jahreskalender der Kel- Ahaggar

3. Der Agropastoralismus Westafrikas
3.1. Die Lebensweise der agropastoralen Kassena-Nankani Nordghanas
3.2. Sozial-geographische Einordnung
3.3. Landwirtschaft
3.3.1. Landnutzung zur Regenzeit
3.3.2. Landnutzung zur Trockenzeit
3.4. Die Viehhaltung
3.5. Überlebensstrategien der Agropastoralisten Nordghanas

4. Fazit mit Stellungnahme

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Einführung

In folgender Arbeit über Agropastoralismus – Phänomen und Beschreibung afrikanischer Beispiele soll zunächst der Begriff des Agropastoralismus mit besonderer Berücksichtigung auf das nordafrikanische Nomadentum eingeordnet werden. Nach einem geographischen Abriss des Agropastoralismus gehe ich auf die von mir gewählten Fallbeispiele ein. Besonderen Wert lege ich nach einem sozio-geographischen Abriss auf die verschiedenen Formen der Viehhaltung und der Landwirtschaft. Es soll ein Einblick in die Lebens- und Wirtschaftsform von Agropastoralisten verschafft werden.

1.2. Begriffseinordnung von Agropastoralismus und Nomadismus

Der Begriff Agropastoralismus setzt sich aus Agro = Agrar und Pastoralismus (pastor :lat. Hirte, Hüter) = Viehhütung zusammen. Man spricht von Agropastoralismus, wenn Landwirtschaft mit Viehhaltung kombiniert wird. Agropastoralisten können sesshaft, in Transhumanz oder nomadisch leben. Sesshaftigkeit ergibt sich durch eine bodenfesten Behausung, die das Jahr über genutzt wird. Es werden keine mehrtägigen Wanderungen zur Futtersuche wie etwa beim Nomadismus durchgeführt. .

Die agropastorale Lebensweise ist eine Form des Nomadismus. Unter Nomadismus versteht man eine Lebensform innerhalb der sogenannten Offenlandschaften, d.h. in Steppen, Savannen und Halbwüsten der „Alten Welt“[1]. Alte Welt ist die geographische Bezeichnung für die altbekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika. Alle Formen des Nomadismus definieren sich durch eine mobile Lebens- und Wirtschaftsweise[2], deren Weidewirtschaft in die Fernweidewirtschaft einzuordnen ist. Diese möchte ich kurz erläutern:

Anders als die ortsgebundene stationäre Weidewirtschaft ist Fernweidewirtschaft eine Form der Viehwirtschaft, bei der das Vieh, meist periodisch zu bestimmten Jahres- oder Vegetationszeiten zu Weiden getrieben wird, die von den sonstigen Aufenthaltsorten weit entfernt liegen[3].

Scholz unterteilt den Oberbegriff Nomadismus in Vollnomadismus, Halbnomadismus, Bergnomadismus und Transhumanz. Agropastoralismus ist eine Form des Halbnomadismus.

Beim Nomadismus ist die Viehhaltung primäre Wirtschaftsgrundlage. Auf Naturweide werden Schaf, Ziege, Kamel/Dromedar, Rind/Yak und bzw. oder Pferd gehalten. Im periodischen Rhythmus werden z.T. große räumliche Distanzen zurückgelegt um Futter und Wasser zu finden. Die vornehmliche Subsistenzwirtschaft des Nomadentums kann durch begrenzten Absatz von tierischen Erzeugnissen auf Lokalmärkten, Handel, räuberische Überfälle, Transport- und Militärdienste sowie Tributzahlungen erweitert werden. Hat der Getreideanbau eine wirtschaftliche oder existenzsichernde Bedeutung, spricht man von Agropastoralismus. Nomaden wechseln durch den Zwang der Futtersuche ihren Siedlungsplatz und besitzen daher leicht bewegliche oder natürliche Behausungen. Sie leben in (Teil-)Stämmen, Sippen oder Clans, (Groß-)Familien oder In-Gruppen[4].

Da beim Vollnomadismus ausschließlich von der Tierhaltung gelebt wird, möchte ich darauf nicht weiter eingehen.

Agropastoralisten sind Halbnomaden, die außer Viehhaltung auch noch Ackerbau betreiben und/oder Handel oder Transportdienstleistungen vollziehen und neben dem eigenen Vieh auch das von Sesshaften hüten können. Ihr Siedlungs- und Wanderverhalten richtet sich nicht nur nach den Belangen der Tiere, sondern wird auch durch die Zwänge, die sich aus dem Ackerbau ergeben, festgelegt. Ackerbau wird meist an Flussufern oder am Fuß von Steppenrandgebirgen betrieben[5]. Fast alle Nahrungsmittel sind selbst erzeugt oder werden teilweise als Naturallohnung erhalten. Halbnomaden wandern mit ihrem Vieh von ihren mobilen Behausungen (Zelt, Palmhütte) regelmäßig zu ihren ortsfesten Siedlungen[6]. Die Wanderungen sind meist auf vier bis acht Monate begrenzt und auch räumlich gesehen kürzer, da sie in noch futterwüchsiger Landschaft (400 - 600 mm Niederschlag pro Jahr) beheimatet sind[7].

Eine Abwandlung des Halbnomadismus stellt der Bergnomadismus dar. Hier erfolgen im jahreszeitlichen Rhythmus Wanderungen in die Vertikale. Vom Tal oder Vorland wird zur Sommerzeit das Vieh ins Gebirge getrieben, wo in mobilen Behausungen gelebt wird.

Eine weitere Form des Nomadismus ist die Transhumanz. Diese kann ebenso als agropastorale Lebensweise betrachtet werden, da Landwirtschaft und Pastoralismus vereint werden. Hirten hüten über die Sommermonate hinweg das Vieh im Gebirge, während Eigentümer der Tiere sesshafte Ackerbauern sind.[8].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Scholz 1992: S.10

1.3. Geographische Ausbreitung und Einteilung von agropastoralen Systemen in Afrika

Agropastorale Lebensformen haben eine tiefreichende Tradition in Afrika. Sie sind über alle ariden Regionen Afrikas verteilt und können heuristisch durch die vier Himmelsrichtungen eingeteilt werden, in denen trotz verschiedener agropastoral lebender Ethnien vergleichbare Formen der Viehhaltung, Methoden ökonomischer Produktion, Umweltbedingungen bestehen und oftmals aus dem gleichen sozialhistorischen Hintergrund entstanden und daher auch in ihrer Kultur und religiösen sowie politischen Organisation vergleichbar sind[9].

Agropastoralisten Nordafrikas sind an den nördlichen Grenzlandschaften der Sahara zu finden. Sie zeichnen sich durch die Zucht von Kleinvieh ( Schafe und Ziegen), Kamelen und/oder Rindern in Kombination mit Oasen- oder Hochland Gartenbau aus. Vertreter dieser Lebensform sind die Berber in der marokkanischen Atlasregion, die arabischen Kababbish im Sudan und die Beduinen in Lybien. In Niger, Algerien und Mali betreiben die saharadurchquerenden Tuareg Kamelzucht und –handel verbunden mit Oasengartenbau[10]. Nordafrikanische Agropastoralisten sind praktizierende Moslems, genau wie die westafrikanischen Fulbe in Nigeria und Niger, die sich auf die Rinderzucht spezialisiert haben. Die Fulbe legen durch den Regen bedingt lange Wanderungen zwischen der Sahara und dem südlichen Grasland zurück. Insbesondere möchte ich auf die Agropastoralisten Ghanas hinweisen, deren Lebensform ich genauer beschreiben werde.

Im südlichen Afrika leben Tswana (Botswana, nördl. Südafrika), Herero (Botswana), Swazi (Swasiland), und Zulu (Südafrika), die im Trockenland ihre Feldfrüchte anbauen. Ihre ökonomische Stärke liegt aber in der Zucht von Rindern, die besonders in Botswana für den Export bestimmt sind[11].

In Ostafrika ist der Pastoralismus am weitesten verbreitet. 70% Kenias und 50% von Tansania, Uganda, Äthiopien, dem Sudan und Somalia liegen in der Hand der Viehzüchter. Das Feld reicht von den Somali, Afar, Beja, Rendille und Gabra, die als spezialisierte Kamelzüchter gelten, über Rinder und Kleinvieh haltende Turkana, Pokot, Massai und Samburu. Viele dieser Gruppen kombinieren ihre Viehzucht mit der Bewirtschaftung des Trockenlands. Diese Form des Agropastoralismus betreiben auch die Nuer, Dinka und Toposa im Sudan; in Äthiopien die Dasenech, Mursi, und Omoro; die ugandischen Karimojong, Jie und Teso und in Tansania die Parakuyu und Tatoga[12].

Die Agropastoralisten Ostafrikas leben in kleinen, dezentralisierten und autonomen Gemeinschaften. Von den Dörfern treiben sie täglich ihre Herde aus. Wenn die Umweltbedingungen sich verschlechtern oder die politische Situation es veranlasst, wandert das gesamte Dorf weiter. Anders als die Agropastoralisten Nordafrikas wandern sie nicht saisonal mit ihrer Herde über weite Strecken hinweg.

2. Der Agropastoralismus Nordafrikas

2.1. Das Phänomen der agropastoralen Tuareg

Als repräsentatives Phänomen des nordafrikanischen Agropastoralismus stelle ich die Lebens- und Wirtschaftsweise nördlicher Tuareg, am Beispiel der Kel-Ahaggar und Kel-Ajjer dar.

2.2. Sozial-geographische Einordnung

Die Tuareg bilden eine berberische Ethnie, die in der westlichen und zentralen Sahara beheimatet ist. Nach Schätzungen leben heute etwa drei Millionen Tuareg, etwa die Hälfte davon in der Republik Niger, der Rest in Algerien, Tunesien, Mali, Libyen und Burkina Faso.

Die Tuareg sprechen eine Berbersprache, das so genannte Tamahak, das über ein eigenes Alphabet verfügt. Die Gesellschaft der Tuareg setzte sich aus Adeligen, Vasallen und Sklaven zusammen. Obwohl die Sklavenjagd offiziell abgeschafft wurde, nehmen die Nachkommen von Sklaven nach wie vor den niedrigsten sozialen Rang ein. Der gesellschaftliche Status wird matrilinear vererbt. Zwar wurden die Tuareg von den Arabern zum Islam bekehrt, haben jedoch viele vorislamische Bräuche und Vorstellungen bewahrt. Früher kontrollierten sie die Karawanenwege durch die Sahara und besteuerten die Waren. Sie beteiligen sich traditionell auch aktiv am Karawanenhandel, so transportieren sie z.B. Salz aus den Oasen in die städtischen Gebiete des Niger. Eine weitere Einnahmequelle waren Razzien, das sind Überfälle auf benachbarte Ethnien, die ihnen dabei Tribute zahlten. Durch die Ziehung und Überwachung staatlicher Grenzen im zentralen Saharagebiet wurde es für die Tuareg immer schwieriger, die traditionelle Nomadenwirtschaft auszuüben, bei der sie nur schwer Rücksicht auf Staatsgrenzen nehmen konnten. Familienverbände zerfielen; die Tuareg wurden in allen postkolonialen Staaten zu Minderheiten. Mit der Unabhängigkeit der afrikanischen Saharastaaten wurden die Tuareg wirtschaftlich, kulturell und politisch marginalisiert.[13]

Die Tuareg setzen sich aus verschiedenen Gruppierungen zusammen, von denen ich im folgenden Fallbeispiel die agropastoralen Kel-Ahaggar und Kel-Ajjer beschreibe. Ich beziehe mich hierbei auf die Ausführungen von Nicolaisen/ Nicolaisen[14]. Die Kel-Ajjer sind in den Tasilé-n-Ajjer im östlichen Teil der algerischen Sahara über die Grenze nach Lybien hin beheimatet, die Kel-Ahaggar leben in den Ahaggar Bergen und im angrenzendem Vorland.

Nicolaisen/ Nicolaisen 1997: S.40

2.3. Viehhaltung

In diesem Kapitel möchte ich auf die Methoden der Kel Ahaggar und die Kel Ajjer hinsichtlich der Viehzucht und deren ökonomische Gewichtung eingehen.

2.3.1. Kleinvieh

Die Haltung von Ziegen ist für die Tuareg von hoher Bedeutung und bürgt für Reichtum. Es kann in zwei Züchtungen unterteilt werden. In den südlicheren Regionen wie Adrar-n-Foras herrschen Tiere von hoher Statur und kurzem Fell vor, während in den nördlicheren Regionen (den Bergmassiven der Sahara) mehr langhaarige, kurzgewachsene gehalten werden[15].

Vor der Kolonisation durch die Franzosen galten Ziegen als wichtigste Währungseinheit, doch noch zu heutiger Zeit werden Waffen oder Schmuck mit Ziegen gezahlt.

Ziegen werden in erster Linie zur Milchproduktion gehalten. Der geeignete Jahresrhythmus zur Ziegenzucht ist die Geburt der Jungen im Spätsommer oder Herbst, wenn das Land junge Pflanzen hervorbringen. Nach einem Jahr sind die Neugeborenen geschlechtsreif um im Frühling selbst Junge zu bekommen, die sich nach einem Jahr wieder paaren um im Spätsommer oder Herbst zu werfen.

Das Vieh wird zweimal am Tag gemolken, das Maximum liegt bei 2l Milch pro Tag. Ziegenfleisch gehört nicht zur täglichen Ernährung, ist aber das meist konsumierte Fleisch. Nur zu besonderen Festtagen wird eine Ziege geschlachtet. Weiterhin wird Ziegenleder zu verschiedenen Zwecken (Kleidung, Sattel) verwendet. Die nördlichen Tuareg leben in Zelten aus Ziegenhaut und nutzen das zur heißen Jahreszeit geschorene Haarkleid, um daraus Stricke herzustellen.

Neben Ziegen werden auch Schafe als Kleinvieh gehalten. O vis longipes bildet die dominierende Züchtung. In Ahaggar und Tasilé-n-Ajjer spielt die Haltung von Schafen eine untergeordnete Rolle, auf jede zehnte Ziege wird durchschnittlich ein Schaf gehalten. Schafe sind weniger gut an die klimatischen Bedingungen der Region angepasst, sie können Wasserknappheit weniger gut vertragen und sind nicht wie die Ziege imstand die Blätter der Akaziengewächse zu verdauen. Schaffleisch wird als qualitativ hochwertiger als das von Ziegen angesehen und wird bei islamischen Zeremonien verwendet. Schafe werden in ähnlicher Weise wie Ziegen gehalten, deshalb gehe ich an dieser Stelle nicht näher auf die Schafhaltung ein.[16]

2.3.2. Großvieh

In der Ahaggar Region werden von den agropastoralen Tuareg Rinder gehalten, vornehmlich Zebus, die heute die bedeutenste Rasse in Afrika darstellt. Die vollnomadischen Tuareg von Ahaggar und Tasilé-n-Ajjer halten jedoch keine Zebus, da sie nicht die Möglichkeit haben, das Vieh in Zeiten der Nahrungsknappheit mit Stroh und vertrocknetem Gemüse zu füttern. Zebus sind extrem belastungsfähig, da sie die enorme Hitze –wie sie Ende April auftritt- aushalten. Die Rinder grasen tagsüber frei und ohne Hirte. Die Kühe werden zweimal täglich von den Frauen gemolken.

Das Kamel ist von substanzieller Wichtigkeit für die Tuareg. Es ist optimal an die klimatischen Bedingungen und die Zwecke eines Nomaden als Reit- und Lasttier angepasst. Von den nördlichen Tuareg wird eine arabische Kamelzüchtung – marroki genannt- gehalten. Es hat eine hohe Milchproduktion, ist relativ klein und von schwerer Statur und daher optimal zur Transportation von schwerem Ballast geeignet. Trotzdem ziehen die Tuareg der südlicheren Region das Tuareg Kamel, das von hoher Statur ist, dem marroki vor, auf das sie hinabblicken können.

Obwohl die Tuareg höchst selten ein Kamel töten, um sein Fleisch zu konsumieren, ist es bei den Stämmen in Ahaggar und Tasilé-n-Ajjer üblich, Kamelfleisch zu essen, wobei Ziegen- und Schaffleisch bevorzugt wird. Es ist ein Akt der Ehre, zu großen Hochzeiten ein Kamel zu schlachten.

Kamelzucht ist zeitintensiver als beispielsweise die Zucht von Ziegen, die jedes Jahr Junge bekommen. Kamele zeugen keine Jungen, bevor sie drei Jahre alt sind. Die Tragezeit liegt bei einem Jahr. Es wird nur ein Junges geboren, das lange von der Mutter gestillt wird, sodass die Reproduktionsrate bei einem Kamel in zwei Jahren liegt. Da ein ausgewachsenes Kamel den Wert von 25-30 Schafen erzielt, kümmern sich die Tuareg weitaus mehr um ihre Kamele als etwa Schafe und Ziegen.

Kamelmilch ist eins der Grundnahrungsmittel der Agropastoralisten von Ahaggar und Tasilé-n-Ajjer. Milch wird nicht weiterverarbeitet, sondern stets frisch getrunken. Eine Kamelkuh kann zu Anfang der Milchproduktionszeit bis zu zehn Liter Milch am Tag geben, bei schlechter Vegetation können es nur zwei Liter sein. Neben Fleisch, Milch und Wolle wird Kamelleder genutzt.

Neben dem Kamel wird auch der Esel als Reit- und Lasttier genutzt, spielt aber eine untergeordnete Rolle.[17]

2.4. Die Agrarwirtschaft der nördlichen Tuareg

Im nördlichen Afrika zwischen Wüste und Steppenbeginn stellen Gerste und Weizen die grundlegenden Feldfrüchte dar. Die Bestellung der Felder erfolgt mit einem einfachen Pflug, der sich über dem Gebrauch der Hacke durchgesetzt hat. Der Pflug ist in leicht variierenden Ausformungen von der Atlantikküste bis zum Nil nördlich der Sahara zu finden. In der Wüste wird dieses Arbeitsmaterial nicht genutzt, da er zur dortigen Kultivierung von Hirse ungeeignet ist; ebenso ist er beim verbreiteten Anbau von Früchten (Datteln, Orangen) irrelevant.

Der durchschnittliche Niederschlag in Ahaggar und Tasilé-n-Ajjer liegt zwischen 11,4 und 40,7 mm. Die Regionen liegen auf der Grenzlinie zwischen zwei Klimazonen.. Im Sudan ist im Sommer Regenzeit, während im mediterranen Gebiet der Winter feucht ist. Es gibt daher keine bestimmte Regenzeit . Zum Frühlingsanfang oder im Spätherbst kommt es zu maximalen Niederschlägen. Das charakteristische der nördlichen Tuareg Region ist jedoch, dass es nicht jedes Jahr zu Niederschlag kommt. Künstliche Bewässerungssysteme haben daher tiefreichende und überlebensnotwendige Bedeutung. Die agropastoralen Tuareg nutzen vornehmlich die weit verbreitete foggara, eine unterirdische Galerie, die einen höhergelegenen Grundwasserkörper ansticht und von da aus das Wasser über Kilometer hinweg zu den tieferliegenden Feldern führt, wo es an die Erdoberfläche tritt. Neben dem effizienten foggara System gibt es noch diverse primitive Bewässerungssysteme., die hier nicht weiter erläutert werden sollen.

Weizen und Gerste als Wintergetreide dominiert die Ackerfelder.

Die agropastoralen Kel-Ahaggar säen im Oktober Weizen und Gerste aus, die im April geerntet wird. Hirse wird Ende Juni/ Anfang Juli gesät und im September/ Oktober geerntet.

Neben Getreide wird Gemüse (Zwiebeln, Tomaten) angebaut. Eine Nähere Erläuterung der saisonalen Bewirtschaftung erfolgt durch den Punkt Jahreskalender der Kel-Ahaggar.

Neben der künstlichen Bewässerungswirtschaft existiert noch eine andere Form der Landwirtschaft, bei der Flusswasser zur Bewässerung dient. Die Tuareg von Tassilé-n-Ajjer bewirtschaften ihre Felder entlang des Flusses.

Mit der Hand werden um die 50 Löcher mit einem Abstand von 30 bis 50 cm in den sandigen Boden gedrückt und die Gersten- oder Weizenkörner hineingesät. Bis zur Ernte erfolgt keine weitere Bearbeitung des Feldes, es wird nicht gejätet. Diese extensive Form der Landwirtschaft kann nicht jedes Jahr vollzogen werden, auch bringt sie nicht genügend Ertrag, um den Haushalt über das Jahr zu versorgen.

Heutzutage gibt es ansonsten keine Landwirtschaft ohne künstliche Bewässerungssysteme, obwohl es früher bekannt war und laut Nicolaisen sei es sogar möglich, in ausgewählten Gebieten Hirse ohne künstliche Bewässerung anzubauen, da Hirse eine relativ kurze Wachstumsperiode hat. So wird beispielsweise in Abalessa im Juni bzw. Juli Hirse gesät, welche im September geerntet werden kann. Die Hirsefelder werden zwar bewässert, jedoch nicht in dem Maße wie die Wintergetreide Weizen und Gerste.

Neben dem Getreideanbau spielt die Nutzung der Dattelpalme, die keine künstliche Bewässerung benötigt, eine überlebenswichtige Rolle. Im Herbst kommen verschiedene Tuareg Stämme mit ihren Sklaven zu den Flusstälern Aharar und Éherir in Tassilé-n-Ajjer um die Früchte der Dattelpalmen, die ihnen zwar gehören, aber wild wachsen, zu ernten. Während dieser Zeit leben sie in Strohhütten, die mit Dattelpalmzweigen bedeckt sind.

In Silet-Tibeghin in der Ahaggar Region findet man eine ähnliche Art der Kultivierung. Die Besitzer der Dattelpalmen suchen nur zur Erntezeit diese Region auf[18].

2.5. Der Jahreskalender der Kel- Ahaggar

(nach Nicolaisen/ Nicolaisen 1992: S.78, 264)

Um einen Überblick über den Jahresrhythmus der Kel-Ahaggar in landwirtschaftlicher und pastoraler Hinsicht zu bekommen, stelle ich die Reaktion der Agropastoralisten in Form von Pastoralismus oder Landwirtschaft zu den Vegetationsperioden dar. Es wird nach der jahreszeitlichen Aufteilung der Kel-Ahaggar vorgegangen.

Tafsit (Mitte Februar bis Mitte Mai)

Mehrjährige Weidepflanzen beginnen zu keimen.

Zwiebeln reifen heran und werden geerntet.

Im April (ibri) ist Erntezeit des Weizens und der Gerste

Ewilen (Mitte Mai bis Mitte August)

Heißes, trockenes Klima

Mehr- und einjährige Gräser sind vertrocknet, Akaziengewächse sind grün und bilden Weidegrundlage des Vieh.

Tomaten und Melonen wachsen heran.

Ende Juni (yunyuh) bis Anfang Juli (yulyuz) wird Hirse gesät.

Ruchchet ( August)

Niederschlagsmaximum (falls Regen fällt)

Amewan (Mitte August bis Mitte November)

Nach dem Regenfall keimen Getreide und Weidegräser.

Datteln werden geerntet.

Die Hirseernte beginnt ab September.

Weizen und Gerste werden ab Oktober gesät.

Ab September kann das Vieh geweidet werden, falls es zu Niederschlag kommt

Zum Ende des amewan vertrocknen einjährige Weidegräser.

Tagrest (Mitte November bis Mitte Februar)

Akaziengewächse verlieren ihre Blätter.

Einjährige Trockenpflanzen bieten Nahrungsgrundlage für Vieh.

Frost bei Nacht. In den Bergen kommt es oft zu Schneefall.

Todesfälle durch Erkältung oder Lungenentzündung treten gehäuft auf.

3. Der Agropastoralismus Westafrikas

3.1. Das Phänomen der agropastoralen Kassena-Nankani Nordghanas

Als zweites Fallbeispiel agropastoraler Lebensform stelle ich die Kassena-Nankani Nordghanas vor. Ich wählte diese Agropastoralisten aus, um ein Extremum zur Lebensform der agropastoralen Tuareg aufzuzeigen. In der folgenden Beschreibung der Lebens- und Wirtschaftsweise beziehe ich mich auf die Studie von Steve Tonah[19].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tonah 1993: S.7

3.2. Sozial-geographische Einordnung

Die agropastoralen ethnischen Gruppierungen Kassena und Nankani sind im Nordosten Ghanas an der Grenze zu Burkina Faso angesiedelt. 80% der Population des Kassena-Nankani districts leben in ländlichen Gebieten. Die durchschnittliche Haushaltsgröße beträgt 6,8 Personen. 80% der Region sind kultivierbar, wobei nur 55% dieser Fläche landwirtschaftlich genutzt wird. Die Kassena-Nankani sind sesshafte Agropastoralisten, das heißt, dass sie eine feste Behausung haben, von der aus das Vieh über Tag zu entfernten Weiden und Wasserstellen getrieben wird, um dann vor Sonnenuntergang wieder im Dorf zu sein. Es handelt sich also um sesshaften und nicht um nomadischen Agropastoralismus. Die Vegetation wird als Guinea- Savanne klassifiziert. Es handelt sich um eine offene Landschaft. Die Großfamilie bildet eine ökonomische und soziale Einheit, die aus Eltern , Kindern und Urgroßkindern besteht. Das Land ist ihr gemeinsamer Besitz, wird jedoch vom Führer der Gemeinschaft verwaltet. Er ist im Regelfall die älteste männliche Person des Dorfes und übernimmt jegliche soziale und ökonomische Organisation, ebenso ist er der politische und spirituelle Kopf der Gemeinschaft. Die Kassena-Nankani betreiben Subsistenzwirtschaft, Hauptanbauprodukte sind Hirse, Mohrenhirse und Kichererbse. Die Landwirtschaft ist ebenso wie Viehhaltung Männerarbeit, die Frauen kümmern sich um den Haushalt, d.h. Kochen, Wasser holen, Feuerholz suchen. Die alten Frauen kümmern sich um die Erziehung der Kinder. Die Jungen haben die Aufgabe, das Vieh über den Tag zu Weiden und Wasserstellen zu führen. Wenn sie verheiratet sind, bleiben sie in der Gemeinschaft und erhalten ein eigenes Stück Land. Polygame Bindungen sind nicht unüblich.

Obwohl der Führer der Gemeinschaft die Verantwortung über das Überleben der Gemeinschaft hat, sind es die Frauen, die existenzsichernde Maßnahmen wie Verkauf von selbstgebrautem Bier, Holz und Handel betreiben. In Zeiten der Nahrungsknappheit gehen sie in die Wälder, um wilde Früchte und Gemüse zu sammeln.. Nahrung wird oft zu Anfang der landwirtschaftlichen Saison - zur Pflanzzeit - knapp. So sind “freiwillige“ Feldarbeiter, die aufgrund ihres Hungers gegen Essen und Alkohol bei der schweren Feldarbeit helfen, gern gesehen. Wenn es sich abzeichnet, das nicht mehr genügend Getreide bis zur nächsten Ernte da sein wird, haben die Kassena-Nankani die Tradition, Opfergaben in Form von Alkohol, Tabak, Kolanüssen, Geflügel oder Salz an den Obersten der Gemeinschaft abzugeben, damit dieser höhere Mächte anbetet, dass die nächste Ernte besser ausfalle.

3.3. Die Landwirtschaft

Die Agropastoralisten Nordghanas betreiben zur Regen- und zur Trockenzeit Landwirtschaft. Neben dem subsistenziellen Regenfeldbau, der mit Einsetzen der Regenzeit beginnt, wird auch zur Trockenzeit am Rande von Flüssen oder Dämmen angebaut. Bewässerungswirtschaft ist erst seit wenigen Jahren bekannt.

3.3.1. Landnutzung zur Regenzeit

Beim traditionellen Regenfeldbau werden zwei bis drei Felder parallel bewirtschaftet. Da die Populationsdichte von 60 Personen pro km^2 (1970) auf 92 (1991) gestiegen ist[20], während die Bodenqualität durch Übernutzung sank, kommt es zur Bewirtschaftung zerstreuter Felder im bush und um das Dorf, was wiederum eine Minderung der Ernteerträge zufolge hat.

Nach Benneh (1973:136) handelt es sich um ein „combined farming system“. Dieses „kombinierte Bewirtschaftungssystem“ ergibt sich aus der jährlichen Bestellung des Ackerlands in Dorfnähe und shifting cultivation auf den entfernt liegenden Äckern.

Die Brachezeit der Felder außerhalb des Dorfes wurde aufgrund steigender Nachfrage von Ackerland von sieben auf drei Jahre verkürzt.[21]

Anfang März –bevor der erste Regen gefallen ist- wird der Acker für den Regenfeldbau vorbereitet, d.h. Unkraut wird niedergebrannt oder gejätet.

Es wird früh- und spätreifende Hirse angebaut. Hirse (frühe, späte- und Mohrenhirse) wird Ende März gesät, Erdnüsse und Kichererbse folgen Ende April, Reis und Mais wird Anfang Mai gepflanzt.

Geerntet wird ab Juli, wenn die frühe Hirse reif ist. Es folgt die Erdnussernte Anfang August, gefolgt vom Mais, Mohrenhirse, Reis und Kichererbse. Die Erntezeit endet mit der spätreifenden Hirse Ende Oktober. Beim Ackerbau verwendete Geräte sind

Tonah 1993: S. 98

Sichel, Hacke, von Ochsen oder Eseln gezogener Pflug, seltener gemietete Landmaschinen.

3.3.2. Landnutzung zur Trockenzeit

Zur Trockenzeit werden Felder an Flüssen und Dämmen genutzt. Das Jäten und Umzäunen der Felder zum Anbau von Gemüse beginnt im Dezember. Da der Aufwand zur Bewässerung der Gärten hoch ist, werden nur geringe Flächen zum hauptsächlichen Anbau von Tomaten, ferner Paprika, Zwiebeln und Kartoffeln genutzt.[22]

3.4. Viehhaltung

Viehhaltung wird nicht nur aus Prestige Gründen betrieben, sondern dient auch zu ökonomischen, sozialen und religiösen Zwecken. Die Agropastoralisten Nordghanas halten Hühner, Guinea-Geflügel, Ziegen und Schafe, nur die wohlhabenden besitzen Schweine, Esel und Rinder, wobei Schweine früher nur in den Städten gehalten wurden. Da sie sich aber als relativ unempfindlich gegenüber Krankheiten erweisen, wurden sie von der Landbevölkerung übernommen. Esel gelten vorrangig als Prestige Objekt und werden nur vereinzelt gehalten, da sie keine religiöse Bewandtnis haben, aber zum Pflügen oder als Reittier der Rinderhüter genutzt werden können. Ansonsten hat sich der Ochse als Pflugtier bewährt. Bei den Rindern dominiert das Westafrikanische Kurzhorn, bei den bis zu 50cm großen Schafen und den um die 35 cm großen Ziegen ist die Westafrikanische Zwergzüchtung vorherrschend. Hinzu wird von den Kassena gern Hund gehalten, der auch gegessen wird und auf dem Markt den äquivalenten Preis zu einer Ziege oder Schaf erhalten kann.

Innerhalb des Dorfes laufen Geflügel und Schwein frei herum, nachdem sie am Morgen gefüttert wurden. Nur zur Pflanzzeit werden sie eingezäunt, sodass das Saatgut nicht gefressen wird. Ziegen werden in naher Entfernung zum Dorf an Bäumen und Sträuchern festgebunden, um sich den Tag über mit grasen zu beschäftigen. Rinder und Schafe werden oft zusammen von einem Jungen gehütet. Dieser weiß, was die bevorzugten Gräser und benötigte Futtermenge der Tiere ist und gibt bis zu seinem 14. Lebensjahr sein Wissen an seinen jüngeren Bruder weiter.

Je nach Saison gibt es bestimmte Methoden der Rinderhaltung:

Während der Trockenzeit treibt der Rinderhüter am frühen Morgen das Vieh bis zu 15km vom Dorf entfernt zu Stellen, wo noch Futter und Wasser zu finden ist, um es vor Sonnenuntergang wieder zur Farm zu führen.

Nach der Erntezeit gibt es genug Futter, um das Vieh auf der Farm zu halten. So können für den Menschen unbrauchbare Ernteprodukte wie Stroh, vertrocknete Erdnüsse und Blätter verfüttert werden.

Zur Regenzeit, wenn Wege sumpfig sind und die Begrenzungen von Privatgeländen aufgrund des hohen Grases nicht zu erkennen sind, kommt es oft dazu, dass eine Farm von Rindern, die nicht ausreichend von ihrem Hüter beobachtet, zerstört wird. Der Besitzer rächt sich, indem er das Feld der Familie zerstört.

Obwohl zur Regenzeit sattes Weideland bereitsteht, kann es aufgrund der aufgeweichten Erde unmöglich sein, diese mit der Herde zu erreichen.

Die Agropastoralisten Nordghanas halten eine im Vergleich zum restlichen Teil Ghanas eine geringe Zahl an Vieh. Die Region Kassena-Nankani hält nur 1,5%, 1,6%, 1,1% und 1,6% der gesamten Rinder, Schafe, Ziegen und Geflügel Ghanas[23].

Die Sterberate ist im Vergleich zur Geburtenrate relativ hoch. Besonders während der Trockenzeit, wenn das Rind durch Nahrungsknappheit geschwächt ist, kommt es zum Ausbruch von Anthrax, Huffäule, pleuro pneumonia oder Rinderpest. Ziegen sind besonders zur Regenzeit stark fußfäulegefährdet. Durch die Newcastle Krankheit wird der Geflügelbestand jährlich zur Trockenzeit um 70% verringert[24].

Generell überlebt Geflügel keine zwei Jahre, Kleinvieh wird meist nach 1 Jahr geschlachtet. Die Haltung von Vieh gilt weniger der Fleisch- oder Milchproduktion, sondern ist eine Form der Überlebensstrategie[25].

3.5. Überlebensstrategien der Agropastoralisten Nordghanas

Als repräsentatives Bespiel agropastoraler Überlebensstrategien stelle ich die Methoden der Kassena-Nankani dar.

Die Agropastoralisten der Kassena-Nankani Distrikts leben in der Savanne, die sich durch unvorhersehbare Wetterbedingungen auszeichnet. In der Regenzeit muss genügend Getreide wachsen, um auch in der Trockenzeit davon leben zu können.

Ein Defizit an Getreide ergibt sich aus unzureichenden Regenfällen zur Regenzeit - die Zeit zur Bewirtschaftung der Äcker - , unüblich langen Trockenzeiten, einer zu kleinen Fläche an bewirtschafteten Feldern und die Nutzung von einfachstem Werkzeug zur Bestellung des Ackers auf schlechten Böden.

Bis zur ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde die Nahrungsknappheit sozio-kulturell begründet. Fälschlicherweise wird oft der verschwenderische Gebrauch von Getreide bei traditionellen Zeremonien, der exzessiven Verkauf zum Erwerb von Vieh, der hohe Getreidekonsum nach der Erntezeit sowie Gleichgültigkeit in Bezug auf ökonomisches Einteilen der Erntereserven genannt.

Es sind jedoch ökologische und klimatische Faktoren, wie ausgetrocknete Ackerboden aufgrund von schlechten Wetterbedingungen und ineffizienter Nutzung von Wasser, darüber hinaus kommt die schlechte Infrastruktur, welche die Marktwirtschaft erschwert und zu stark schwankenden Getreidepreisen führt, hinzu.

Unter den Kassena-Nankani Agropastoralisten bestehen keine einheitlichen Methoden, um die Trockenzeit zu überstehen, da sich jeder Haushalt auf seine eigenen Erfahrungen im Anbau von Getreide verlässt. Die am meisten verbreitete Überlebensstrategie in ganz Afrika ist die Nutzung von verschiedenen Feldfrüchten zu variierenden Anbau- und Erntezeiten, um nicht allzu großen Schaden bei Missernten durch unerwartete Regenfälle oder Dürreperioden oder Schädlingsbefall zu erleiden. Auch innerhalb einer Getreidesorte werden verschiedene Arten genutzt, wie etwa früh und spät zu erntende Hirse.

Hirse und Mohrenhirse, Erdnüsse, Reis und Mais werden kombiniert angebaut, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Eine dieser Kombination besteht aus frühreifender und spätreifendem Hirse.

Innerhalb der Viehzucht gibt es vergleichbare Strategien: Es werden stets verschiedene Viehherden gehalten, um im Fall einer Epidemie, für die jede Art zu einer anderen zeit in Jahr anfällig ist, nicht den gesamten Bestand zu verlieren.

Die ärmsten Familien halten eine geringe Anzahl von Hühnern, Schweinen und Kleinvieh während Reichere sich Rinder halten können. Nach einem guten Ernteausfall wird der Überschuss auf dem Markt verkauft und sofort in Vieh investiert. Eine Akkumulation von differenzierten Tieren kann als Schutzmaßnahme gegen Krisen gesehen werden.

4. Fazit mit Stellungnahme

Aus der Darstellung der agropastoralen Lebens- und Wirtschaftsformen wird deuttlich, dass es sich um eine ökonomisch vertretbare Nutzungsform der natürlichen Umwelt handelt. Die beschriebenen Methoden der extensiven Viehhaltung bedeuten keine Gefahr der Überweidung, da sie durch den Faktor des zu Verfügbarkeit stehenden Weidelands reguliert wird. Auch im landwirtschaftlichen. Bereich wird weitgehend ökologisch sinnvoll angebaut. Mischkulturen sichern die Fruchtbarkeit des Bodens und schützen gleichzeitig den Landwirt vor Ernteausfällen.

Als bedenklich sehe ich die Zukunftsperspektiven des Agropastoralismus. In einer, im Zeitalter der Globalisierung unumgänglichen, marktorientierten Produktausrichtung ist das agopastorale Subsistenzmodell nicht mehr zukunftsfähig. Für mich stellt es die einzig sinnvolle Nutzungsform des altweltlichen Trockengürtels dar. Diese auf Nachhaltigkeit gerichtete Tierhaltung und Landwirtschaft sollte durch die Entwicklungshilfe unterstützt werden. Die hohe Anfälligkeit der Tiere gegenüber Krankheiten könnte durch Ausbau der veterinärmedizinischen Versorgung gedämmt werden. Eine Anbindung an die Marktproduktion durch effektive Absatzorganisationen und eventuelle Preisgarantien für Getreide und Fleisch könnte bedacht werden; trotzdem sollten in erster Linie die Existenzsicherung, die Ressourcenbewahrung und die Lebensraum- und Arbeitsplatzerhaltung vor Produktionsmaximierung, Ertragserhöhung und Leistungssteigerung stehen.

5. Literaturverzeichnis

Andreae, B. 1983. Agrargeographie. Strukturzonen und Betriebsformen in der Weltlandwirtschaft. Berlin; New York. Walter de Gruyter Verlag. Berlin.

Andeae, B. 1985. Allgemeine Agrargeographie. Berlin. Walter de Gruyter Verlag

Benneh, G. 1972. The Response of Farmers in Northern Ghana and the Introduction of mixed farming: A case study. In Geografiska Annaler. Stockkolm. 54, 2: S. 95-103

Fratkin, E., Galvin, K. 1994. African Pastoralist Systems. An Integrated Approach. Boulder – Colorado. Lynne Rienner Publishers

Herzog 1963. Sesshaftwerden von Nomaden. Geschichte gegenwärtiger Stand eines wirtschaftlichen sowie sozialen Prozesses und möglichkeiten der sinnvollen technischen Nutzung. Köln. Westdeutscher Verlag

Leser , H. 1995: Diercke Wörterbuch der allgemeinen Geographie. Bd.1, 2. München

Microsoft Encarta 2001

Nicolaisen, J., Nicolaisen, I. 1997. The pastoral Tuareg. Ecology, Culture, and Society. Kopenhagen. Rhodos International Science and Art Publishers

Prasse, K. –G.1995. The Tuaregs. The Blue People. Odense – Dänemark. Museum Transculanum Press

Scholz, F. 1992: Nomadismus – Bibliographie. Berlin. Das arabische Buch

Tonah, S. 1993. The Development of Agropastoral Households in Northern Ghana: Policy Analysis, Project Appraisal and Future Perspectives. Saarbrücken. breitenbach Publishers

[...]


[1] Vgl. Herzog 1963: S.11

[2] Scholz 1992: S.8

[3] vgl Leser 1995: Bd. 1, S. 161

[4] Scholz 1992: S. 9

[5] vgl. Andreae 1983: S.211

[6] Scholz 1992: S. 10f

[7] vgl. Andreae 1983 S.212

[8] Scholz 1992: S.7ff

[9] Fratkin, Roth, Galvin. 1994. S.3

[10] Fratkin, Roth, Galvin. 1994. S.4

[11] Fratkin, Roth, Galvin. 1994. S.4

[12] Fratkin, Roth, Galvin. 1994. S.4

[13] microsoft encarta 2001

[14] Nicolaisen/ Nicolaisen 1997. The Pastoral Tuareg. S.67ff

[15] Antonius 1922: 126ff

[16] Nicalaisen/ Nicolaisen 1992: S.81ff

[17] Nicalaisen/ Nicolaisen 1992 : S.98ff

[18] Nicalaisen/ Nicolaisen 1992 : S.248ff

[19] Tonah 1993: The Development of Agropastoral Households in Northern Ghana. S57-143

[20] KNDA ( Kassena Nankani District Administration) 1991

[21] Tonah 1993: S.83

[22] Tonah 1993: S.101f

[23] IFAD (International Fund for Agricultural Development) 1989:WP2/16

[24] Tonah 1992: S. 118f

[25] Tonah 1992: S. 119

Final del extracto de 22 páginas

Detalles

Título
Agropastoralismus - Phänomen und Beschreibung afrikanischer Beispiele
Universidad
University of Bayreuth
Calificación
2,1
Autor
Año
2003
Páginas
22
No. de catálogo
V109160
ISBN (Ebook)
9783640073436
Tamaño de fichero
650 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Agropastoralismus, Phänomen, Beschreibung, Beispiele
Citar trabajo
Anne Hegge (Autor), 2003, Agropastoralismus - Phänomen und Beschreibung afrikanischer Beispiele, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109160

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