Die Rolle der nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung in den Geschehnissen um die "Reichskristallnacht"


Term Paper, 2004

17 Pages, Grade: gut


Excerpt


Inhalt:

I. Einleitung:

II. Hauptteil: Die Rolle der nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung in den Geschehnissen um die „Reichskristallnacht“.
1. Soziale Schichten:
2. Konfessionelle Gruppen:
3. Die SA und SS:
4. Polizei und Feuerwehr:
5. Die Bedeutung von Werten in der Bevölkerung:

III. Schluss:

IV. Quellen- und Literaturverzeichnis:

I. Einleitung:

Die berechtigte und verständliche Empörung des Deutschen Volkes über den feigen jüdischen Meuchelmord an einem deutschen Diplomaten in Paris hat sich in der vergangenen Nacht in umfangreichem Maße Luft verschafft.[1]

Mit diesem Aufruf zur „ Demonstration gegen das Weltjudentum[2] und ähnlichen Presse- und Rundfunkmitteilungen versuchte der Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels der Welt glauben zu machen, dass die grausamen Terrorakte, die sich in der sog. „ Reichskristallnacht “ ereignet hatten, vom gesamten deutschen Volke durchgeführt bzw. gebilligt und befürwortet wurden. Diese Gewalt- und Zerstörungstaten wurden, nachdem am 07.11.1938 der 17-jährige Jude Herschel Grünspan (Grynszpan) den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath aus Verzweiflung über die Abschiebung seiner aus Polen stammenden Eltern in das deutsch-polnische Grenzland angeschossen hatte, nach vom Raths Tod, der seinen Verletzungen am 09.11.1938, dem nationalsozialistischen Gedenktag des Hitler-Putsches von 1923, erlag, durch eine Hetzrede Goebbels vor den SA-Größen ausgelöst. Diese gaben ihre Befehle noch in der gleichen Nacht weiter. Später wurden vom SS-Führer Heydrich, wie Fernschreiben zweifellos belegen, Staatspolizei und SS eingesetzt, um eine zu starke Eskalation, die dem Ansehen des nationalsozialistischen Regimes in der Welt und der NS-Propaganda in Deutschland hätte schaden können, zu vermeiden. Später wurde das Ausmaß der Zerstörung als „ gerechte Empörung des deutschen Volkes “ den Deutschen und der Welt vorgestellt.[3]

Diese Propagandalüge von der „ spontanen Volkswut[4], die sich in Gewaltverbrechen gegen Juden und der Zerstörung und Plünderung jüdischen Eigentums, jüdischer Geschäfte und jüdischer Gotteshäuser wiederspiegeln sollte, wurde von der Welt, aber auch von den eigenen „Partei- und Volksgenossen“, sofort durchschaut, wie ausländische Berichterstattungen und das oft zitierte Urteil des obersten Parteigerichtes der NSDAP zeigen: „ Wenn in einer Nacht sämtliche Synagogen abbrennen, so muß das irgendwie organisiert sein und kann nur organisiert sein von der Partei.[5]

Die Forschung jedoch begann recht zaghaft mit der Erforschung der Judenverfolgung im Dritten Reich.[6] Teilweise noch während der NS-Herrschaft erschienen Studien deutscher Emigranten zu diesem Thema, welche die Judenverfolgung als Bestandteil des nationalsozialistischen Herrschaftssystem charakterisierten.

Das Bekannt werden des Massenmordes an Millionen von Juden führte zuerst zu schamhaften Schweigen, das erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts durch zaghafte Versuche langsam gebrochen wurde. Jedoch hinderte die fortdauernde Befangenheit die erste deutsche Historikergeneration nach 1945 sich mit der Judenverfolgung effizient auseinander zu setzten. Der Aufstieg und die Festigung der nationalsozialistischen Herrschaft stand im Fokus der damaligen Untersuchungen.

Erst in den 60er Jahren, begünstigt durch das Interesse in Wissenschaft und Gesellschaft aufgrund des Eichmann-Prozesses, wurde die Forschung erneut intensiv aufgenommen.

Trotz zahlreicher Veröffentlichungen blieben und bleiben Kontroversen, besonders um das Verhalten und die Verantwortung der deutschen Gesellschaft. Zu diesen Kontroversen zählt auch die von Martin Broszat gewünschte „ Historisierung des Nationalsozialismus[7], die zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Historikern unterschiedlich diskutiert wird.

All diese Versuche enthielten jedoch nur vage Aussagen über das Verhalten der Eliten und der Masse der Bevölkerung, ohne den sozialgeschichtlichen Aspekt der Judenverfolgung weiter zu klären. Vielmehr stand die Frage nach der Bedeutung Hitlers im Zentrum. Zur Diskussion stand und steht die intentionalistische Sicht Hitlers als Triebfeder gegen den Strukturalismus, der Hitler als schwachen Diktator in der polykratischen NS-Herrschaftsstruktur sieht – zwei extreme Positionen, die besonders am Beispiel der „ Reichskristallnacht “ auf den Prüfstand gestellt werden.

Erst recht spät wurde die Frage nach der Haltung und der Rolle der nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung gestellt. Kennzeichnend ist hier die Kontroverse um Kershaw, die der o. g. Gruppe eine auf Dissimilation zielende antisemitische Haltung unterstellt, und Kulka, der die nicht-jüdische Haltung als „ passive Komplizenschaft “ bezeichnet.[8] Diese Kontroverse macht deutlich, dass es schwer ist in der NS-Zeit von „den Deutschen“ zu sprechen.

Somit soll eine Annäherung an dieses Problem nur durch eine Untersuchung der einzelnen sozialen und konfessionellen Gruppen unter Berücksichtigung der Mitwirkung und der verschiedenen Regionen möglich sein.

Die Quellen für eine solche Untersuchung sind zahlreich und vielfältig. Neben den oft genutzten Quellen zur Darstellung der „ Reichskristallnacht[9] sind auch die Berichte von SD und SS, der Regierungspräsidenten (besonders für Süddeutschland), die Zeugenaussagen in den Strafprozessen nach 1945, Tagebucheintragungen und Opferberichte, Fernschreiben und Sitzungsprotokolle, sowie Akten und Bildquellen für die Untersuchung der Rolle und Haltung der nicht-jüdischen Bevölkerung in Deutschland von Interesse. Diese müssen jedoch besonders quellenkritisch untersucht werden.[10]

Die vorangegangenen Ausführungen machen deutlich, worum es in dieser Arbeit gehen soll. Eine erneute detaillierte Wiederholung der Geschehnisse des 9. und 10. November 1938 soll hier nicht erfolgen. Vielmehr soll in ihrem Kontext das Verhalten und die Rolle der „nicht-jüdischen Bevölkerung deutscher Nationalität“[11] in der „ Reichskristallnacht “ untersucht werden. Ausgehend von der bereits als notwendig angesprochenen Unterteilung in ihre sozialen und konfessionellen Gruppen und ihrer Herkunft, soll gezeigt werden, dass diese Problematik wesentlich vielschichtiger und komplexer ist, als sie in Überblicksdarstellungen über den Pogrom vom 9. und 10. November oft erscheint.

Zudem soll unter dieser Fragestellung die Problematiken der von Goebbels propagierten Spontanität und der o. g. Kontroverse um Intentionalismus und Strukturalismus näher beleuchtet werden.

II. Hauptteil: Die Rolle der nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung in den Geschehnissen um die „Reichskristallnacht“.

Einige große Überblicksdarstellungen, die den Zeitraum deutscher Geschichte von 1933 bis 1945 behandeln, stellen die Rolle der nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung in der sogenannten „Reichskristallnacht“ folgendermaßen dar: „ Den sozialdemokratischen Vertrauensleuten zufolge wurden die ‚Ausschreitungen von der großen Mehrheit des deutschen Volkes scharf verurteilt.’[12] – „ Überwiegend trafen die Gewaltakte auf eine ‚eingeschüchterte, schweigende Mißbilligung’, zumal wenn es um die Zerstörung wertvoller Gegenstände ging.[13] – „ Die an niedere Instinkte appellierende Haßpropaganda beeinflusste die gewöhnlichen Bürger, oftmals trieb sie auch materieller Neid und Habgier. [...] Gleichzeitig steht außer Frage, daß viele gewöhnliche Deutsche entsetzt über das waren, was sie zu sehen bekamen, als sie am Morgen des 10. November auf die Straßen traten.[14] – „ Ganz normale Deutsche beteiligten sich, ohne daß es einer Provokation oder einer Ermutigung bedurft hätte, an dem brutalen Vorgehen – selbst Kinder und Jugendliche, in vielen Fällen gewiß mit dem Einverständnis ihrer Eltern. Weitere Hunderttausende schauten zu, auch am nächsten Tag, als die Täter die Juden feierlich in Richtung Konzentrationslager marschieren ließen.[15]

Diese Zitate verschiedener deutscher und ausländischer Historiker verdeutlichen die Uneinigkeit in der Forschung über das Verhalten der nicht-jüdischen Bevölkerung. Ihre recht undifferenzierte Aussagen, die wieder von „den Deutschen“ bzw. von wenigen nicht weiter differenzierten Bevölkerungsgruppen ausgehen, gehören zur Problematik von Überblicksdarstellungen, jedoch verdeutlichen sie auch die Notwendigkeit einer intensiveren Untersuchung.

Um sich dem Thema nähern zu können soll nun zuerst die in der Einleitung angesprochene Untersuchung nach den von der Forschung geforderten verschiedenen sozialen und konfessionellen Gruppen der unterschiedlichen deutschen Regionen erfolgen. Dies kann nur durch Beispiele geschehen, welche die Forschung bislang zahlreich veröffentlicht hat.

1. Soziale Schichten:

Untersucht man anhand der publizierten Beispiele das Verhalten von Personen aller sozialen Schichten unter der nicht-jüdischen Bevölkerung, so lässt sich eine Bandbreite der Reaktionen in der deutschen Bevölkerung von begeisterter Mittäterschaft über Ausdruck von Zustimmung und Schadenfreude bis hin zu Entrüstung über die Ereignisse feststellen.

So beteiligten sich z. B. in Düsseldorf zu großen Teilen die Honoratioren der Stadt an den Zerstörungen. Selbst der Bürgermeister, Dr. Otto, soll leitende Funktion bei der Demolierung des Modegeschäftes Steinberg an der Königsallee, welches sich in jüdischer Hand befand, übernommen haben. An der Zerstörung der Düsseldorfer Synagoge sollen Ärzte des Städtischen Krankenhauses und einige Landesgerichtsräte teilgenommen haben. Auch in Würzburg wurde dem Rektor der dortigen Universität die Teilnahme an dem Pogrom unterstellt.[16]

Im Kurort Baden-Baden verlief der Pogrom relativ zurückhaltend, da man Rücksicht auf die hier weilenden, ausländischen Kurgäste nehmen wollte, die wichtige Devisen ins Land brachten. Der Pogrom begann erst um 7.00 Uhr am Morgen und die Akteure traten in Galauniform auf. Trotz der spärlichen Beteiligung der Bevölkerung ließen es sich aber auch einige Gymnasiallehrer nicht nehmen sich „ pöbelhaft “ zu benehmen.[17]

Aber nicht nur die oberen sozialen Schichten waren teilweise von der Begeisterung für die zerstörerischen und gewalttätigen Aktionen betroffen. In einer hessischen Kleinstadt wurde ein 17-jähriger Hilfsarbeiter, der eigentlich kein politisches Interesse erkennen ließ und auch nicht mit der NSDAP in Verbindung stand, nachdem er von einem Arbeitseinsatz am Westwall in seinen Heimatort zurückkehrte, anscheinend spontan von einem Vernichtungsrausch erfasst. Durch den Volksauflauf aufmerksam geworden, wo der zuständige Ortsgruppenleiter gerade dazu aufforderte, in das Haus eines ortsansässigen Juden einzudringen, machte der junge Mann mit und schlug mit einer Axt auf den jüdischen Hausbewohner ein.[18]

Auch bei der Betrachtung der verschieden Altersgruppen lassen sich gravierende Unterschiede feststellen. Während viele Kinder aufgrund des Terrors sicherlich geschockt und verängstigt waren, lassen sich Beispiele für Kinder und Jugendliche finden, die am helllichten Tage in jüdische Wohnungen eindrangen und diese zerstörten.[19] Von anderen Kindern wird berichtet, dass diese in der oberfränkischen Ortschaft Lichtenfels eine jüdische Frau, die Kultgegenstände aus der brennenden Synagoge retten wollte, erschlugen und anschließend mit den Gebetbüchern Fußball spielten.[20]

Diese erschreckenden Ereignisse jüngerer Täter müssen sicherlich auf die in den Jahren zuvor erfolgte Propaganda in den Schulen und Jugendorganisationen, wie die „Hitler-Jugend“ oder den „Bund Deutscher Mädel“ zurückgeführt werden, obwohl an dieser Stelle gesagt werden muss, dass selbst der Reichsjugendleiter und HJ-Chef Baldur von Schirach heftig gegen die Ausnutzung seiner jungen Nationalsozialisten im Pogrom protestierte, woraufhin er strafversetzt und zum Gefreiten in der Reichswehr degradiert wurde.[21]

Als Positiv-Beispiel mag der Landshuter Gerichtspräsident Dr. Ignaz Tischler gelten, der als durchaus konservativ angesehen werden darf. Selbst seit 1935 Mitglied der NSDAP rügte der sich in seinem Rechtempfinden jedoch nicht beirren lassende Richter einen jungen Justizangestellten, der sich am 10.11.1938 damit brüstete, zusammen mit SA-Männern die Wohnung eines bekannten jüdischen Geschäftsmannes verwüstet zu haben. Der 62-jährige Gerichtspräsident missbilligte die unrechten Vorgänge der vergangenen Nacht und machte deutlich, welche Strafen er dafür verhängt hätte, wäre es durch ihn zu beurteilen gewesen. Für diese Äußerung büßte er in den folgenden Tagen durch Beleidigungen in der Lokalpresse, sowie durch öffentliche Schmähungen und Fußtritte.[22]

Die Liste der Beispiele ließe sich durchaus im positiven wie auch im negativen Sinne noch weiter fortführen. Jedoch machen diese Beispiele deutlich, dass man keine soziale Gruppe eindeutig als „Tätergruppe“ identifizieren kann. In jeder sozialen Schicht scheint sich, wie Wolfgang Benz es formulierte, der Pogrom „ für nicht wenige zum Ventil für Mord- und Zerstörungsgelüste, die öffentlich abreagiert werden durften[23], angeboten zu haben.

2. Konfessionelle Gruppen:

Der größte Teil der deutschen Bevölkerung dürfte sich im Jahr der Reichskristallnacht den christlichen Konfessionen zugehörig gefühlt haben. Abgesehen davon lassen sich auch aus den Reihen, die eigentlich christliche Nächstenliebe praktizieren sollten, Fälle für die Unterstützung des nationalsozialistischen Terrors gegenüber den Juden finden. An dieser Stelle sollen besonders Beispiele von Vertretern der christlichen Kirchen folgen, da diese sicherlich auch Einfluss auf ihre Gemeinde- und Kirchenmitglieder hatten und aus den anderen Fallbeispielen sich eine direkte religiöse bzw. auf der Konfession beruhende Beteiligung an den Pogromen nicht konstatieren lässt.

In Bayern predigte ein katholischer Pfarrer in der heiligen Schrift stehe, das Blut Christi komme über die Juden, und dass die Reichskristallnacht der Zeitpunkt dieser göttlichen Prophezeiung sei.[24]

Einer seiner Amtskollege der Bekennenden Kirche, Julius von Jan, jedoch rief die Gläubigen seiner Gemeinde in Oberlenningen zur Buße auf. Für diese Äußerungen wurde er zuerst ins Gefängnis und später in Konzentrationslager verbracht.[25]

Auch ein Theologiestudent, der Mitglied der SA gewesen war, trat aufgrund der illegalen Geschehnisse der „Reichskristallnacht“ aus dieser Organisation aus. Sein Brief an den Chef der SA - Standarte 180, in dem er sich zwar mit legalen Maßnahmen gegen die Juden einverstanden erklärte, jedoch rechtswidrige Vorgänge ablehnte, ist uns überliefert.[26]

Ein von den Pfarren seiner Diözese an den Landesbischof Theophil Wurm gerichtetes Gesuch, in welchem gefordert wurde von den Kanzeln des Landes gegen die Kristallnacht zu protestieren, wurde abgelehnt. Wahrscheinlich beruhte diese teilnahmslose Haltung der höheren kirchlichen Würdenträgern auf der Intention der Erhaltung der Institution Kirche.[27] Man erwartete, wenn man sich dem Regime entgegenstellte, dass es auch den gläubigen Christen ähnlich den Juden ergehen könnte. Diese Annahme mag zutreffen, wenn man sich die zahlreichen Fälle vor Augen führt, in denen Gewalt gegen judenfreundliche Geistliche ausgeübt wurde.[28]

3. Die SA und SS:

In den Darstellungen über die „Reichskristallnacht“ wird die Hauptverantwortung für die grausamen Mord-, Gewalt- und Zerstörungstaten größtenteils den nationalsozialistischen Organisationen SA und SS zugeschrieben.[29] Dies ist sicherlich unbestritten, jedoch muss man auch hier durchaus differenzieren, nicht etwa zwischen SS und SA, in dem Maße welche Organisation weniger Gräueltaten begangen hat, sondern innerhalb der Gruppen selbst.

Ein oft zitiertes Beispiel ist die Weitergabe des sich aus der Goebbels’schen Hetzrede entwickelnden Befehls zu den Geschehnissen der „Reichskristallnacht“. In der norddeutschen Gemeinde Lesum zweifelte der Bürgermeister und Ortsgruppenvorsteher an dem Befehl seines Truppführers, der die „Vernichtung“ der Juden anordnete. Der Bürgermeister erkundigte sich daraufhin beim SA-Führer in Bremen, der ihm die Bestätigung des Befehls durchgab. Auf diesen Befehl hin töten die Lesumer SA-Männer drei Juden, jedoch anscheinend aus Gehorsam und nicht aus Genugtuung oder niederen Motiven, wie dies in anderen Orten der Fall war. Die Worte des SA-Scharführer waren: „Ich bin angewiesen, einen schweren Auftrag durchzuführen“, worauf sein Opfer entgegnete: „Schießen Sie bitte gut, mein Herr.“[30]

Andere SA-Männer nutzen ihre uneindeutige Befehlssituation zur Befriedigung niederer Instinkte aus, wie die späteren Urteile über Diebstahl und „Rassenschande“ (Vergewaltigung der jüdischen Opfer) zeigen.[31]

Während aus Nürnberg besondere Härte von SA und SS gemeldet wurde, gingen einige SS-Männer in Frankfurt a. Main recht freundlich vor. Als zwei SS-Männer gegen 6.45 Uhr an der Tür des Rechtsanwaltes Julius Meyer, dem Vorsteher der jüdischen Gemeinde, klingeln, machen beide klar, dass die Durchsuchung auf Befehl geschehe und sie keine „ unmenschlichen Wesen “ seien. Bei der Durchsuchung der Wohnung gingen beide sehr behutsam und vorsichtig vor. Sie machten der Hausfrau sogar Komplimente über die Sauberkeit der Wohnung und scherzten mit dem Rechtsanwalt über dessen Waffensammlung aus dem ersten Weltkrieg. Dann baten sie den Rechtsanwalt sie zu begleiten. Draußen jedoch, als weitere Kameraden hinzukamen, schlug die Stimmung um.[32]

Diese Beispiele zeigen, dass oft auch die Gruppe und der daraus resultierende Zwang Menschen zu solchen grausamen Taten brachte. Sie zeigen, dass das verhalten oft ganz von der Person abhing, ob die Handlungen freundlich oder unfreundlich, grausam oder nur pflichtgemäß durchgeführt wurden.[33]

Hinzu trat auch noch der Faktor, dass die Geschehnisse der „Reichskristallnacht“ an dem Tag des Gedenkens an den Hitler-Putsch von 1923 und dem Marsch auf die Münchner Feldherrnhalle stattfanden, an denen nicht nur viel Alkohol ausgeschenkt und verzehrt wurde, sondern die Mitglieder der SA auch in verklärten Erinnerungen schwelgten, die für eine gefährliche Stimmung sorgte. Aus diesem Stimmungsgemisch in Verbindung mit Alkohol, durch verzerrte bzw. durch Weitergabe verschärfte Befehle, durch Gruppenzwang und Angst vor der eigenen Courage ereigneten sich Geschehnisse, die unter normalen Bedingungen undenkbar gewesen wären.[34]

Diese Ausführungen sollen nicht entschuldigen, sie zeigen nur, dass auch hinter den SA- und SS-Leuten Menschen steckten, die einem unterschiedlichen Charakter folgten.

4. Feuerwehr und Polizei:

Auf Grund des Attentats gegen den Leg. Sekr. v. Rath in Paris sind im Laufe der heutigen Nacht – 9./10.11.38 – im ganzen Reich Demonstrationen gegen die Juden zu erwarten. Für die Behandlung dieser Vorgänge ergehen folgende Anordnungen.[35]

Mit diesen Worten beginnt das Fernschreiben des Reichsführers der SS Heydrich vom 10.11.1938, das um 1.20 Uhr an alle Staatspolizeileit- und Staatspolizeistellen erging und in welchem er die Funktion von Polizei und Feuerwehr regelte. Besonders hervorzuheben sind die Maßnahmen, die zum Schutze „ deutschen Lebens oder Eigentums “ ergingen, also die Verhinderung von Gewalt gegenüber nicht-jüdischen Personen und das Übergreifen von Bränden auf andere Gebäude. Ebenfalls wurde die Zerstörung von jüdischen Geschäften und Wohnungen gestattet, jedoch nicht deren Plünderung. Ausländische Staatsangehörige, auch wenn sie jüdischen Glaubens waren, durften nicht belästigt werden. Zusätzlich sollte durch die Polizei die Sicherung des Synagogenarchivguts gewährleistet werden.[36]

Hatte die Feuerwehr noch vor dem Fernschreiben versucht ihren Pflichten nachzugehen und das brennende Schloss des jüdischen Baron Hirsch in der Nähe von München zu löschen, was allerdings von angeblich unbekannten Tätern verhindert wurde, so begnügte sich die Feuerwehr in Breslau nach dem Beginn des Pogroms damit, die brennende Synagoge abzusperren.[37]

In Berlin warnt ein Feuerwehrhauptmann den jüdischen Kantor Davidson davor in die brennende Synagoge zu gehen mit den Worten: „ Was wollen Sie denn hier. Sie werden hier nur totgeschlagen.[38]

Ein weiteres positives Beispiel stellte der Vorsteher des Polizeireviers 16 in Berlin-Mitte dar. Als die 1866 eingeweihte Neue Synagoge ebenfalls den SA-Männern zum Opfer fallen sollte, erschien der zuvor genannte Vorsteher mit einigen seiner Leute und mit der Feuerwehr, die den Brand löschte. Der Polizeivorsteher legte ein Dokument vor, welches die Synagoge als denkmalgeschütztes Gebäude auswies. Der Reviervorsteher hatte sich am 11. November 1938 vor dem Polizeipräsidenten für seine Aktion zu verantworten. Sanktioniert wurde diese allerdings nicht.[39]

Auch diese Ausführungen und Beispiele zeigen, dass man nicht generell von dem „Verhalten“ der Polizei oder der Feuerwehr sprechen kann. Sicher werden die meisten den Anordnungen Heydrichs gefolgt sein, was aber nicht bedeutet, dass sie auch hinter diesen standen.

5. Die Bedeutung von Werten in der Bevölkerung:

Die vorangegangenen Ausführungen haben gezeigt, dass die von der Forschung geforderte Untersuchung, methodisch strukturiert durch die Unterscheidung von sozialen und konfessionellen Gruppen der verschiedenen Regionen, ebenfalls ungenau ist. Sicherlich lassen sich durch solche Forschungen Tendenzen der verschiedenen Gemeinschaften aufzeigen. Sie wird aber nicht jedem einzelnen gerecht, ja ist in bestimmten Fällen, wie gezeigt worden ist, historisch falsch.

Ulrich Herbert unterscheidet zwei Arten des Antisemitismus. Zum einem den brutalen, öffentlichen, aber ziellosen „ Antisemitismus der Straße “, der von großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt wurde, und dem emotional kühleren, aber zielorientierten „seriösen“ oder „geistigen“ Antisemitismus, der durch Rechts- und rassenbiologische Pseudowissenschaften zu untermauern versucht wurde.[40] Diese These beruht auf der teilweise starken Ablehnung der unzivilisierten Durchführung der „Reichskristallnacht“ in der Bevölkerung und den auf der anderen Seite stattfindenden Tagungen von Hochschullehrern zur Judenfrage, wie z. B. im Oktober 1936 als über 100 Hochschullehrer zusammen kamen, um den Antisemitismus auch in der Rechtswissenschaft eine Grundlage zu geben.[41]

Jedoch bleibt die Frage offen, ob dieser Ansatz, der zweifellos in die richtige Richtung zielt, ausreichend ist. Fühlten sich also „alle Deutschen“ zum „geistigen“ Antisemitismus hingezogen?

Nach Herbert richteten sich die Proteste der nicht-jüdischen Bevölkerung gegen die Art und Weise des Vorgehens gegen die Juden aus drei Gründen heraus. Zum einen sei die Öffentlichkeit und Ungeordnetheit des Tuns und Vorgehens angeprangert worden. Zum anderen habe man die Mord- und Terrorhetze als einer Kulturnation unwürdig betrachtet. Und zu guter Letzt sei die unnötige Vernichtung von Sachwerten verachtet worden.[42]

Diese drei Triebfedern für offenen Protest der nicht-jüdischen Bevölkerung aber, lassen moralische und ethische Werte erkennen. Meiner Ansicht nach liegt hier ein Lösungsansatz verborgen, ein Ansatz, der auch von William Sheridan Allen vertreten wird, der dem oben genannten Forschungsproblem der Einteilung und Untersuchung von verschiedenen sozialen, konfessionellen und geographischen Gruppen zur Kenntlichmachung der Beteiligung der nicht-jüdischen Bevölkerung an der „Reichskristallnacht“ näher kommt.[43] Vielmehr müssen verschiedene moralische und ethische Werteordnungen oder Wertegruppen und deren Anhänger unterschieden werden.

Allen geht davon aus, dass der Begriff „Antisemitismus“ ein Pauschalbegriff sei, der ein Gebiet abdecke, das sich von Abneigung den Juden gegenüber aus kulturellen und religiösen Gründen bis hin zum rasseideologischen Völkermord erstrecke. Von dieser Basis ausgehend und aufgrund der Tatsache, dass ein großer Teil der nicht-jüdischen Bevölkerung die Aktionen um die „ Reichskristallnacht “ ablehnte, betrachtet Allen die Haltung der nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung unter ihrer Wertehierarchie. Solche Werte, die sich von Person zu Person unterschieden hätten und aufgrund dessen sich keine gemeinsame Rangordnung für Deutschland etablieren ließe, seien z. B. Privateigentum, Sparsamkeit, seit dem Kulturkampf die Verteidigung der Religion gegen die Ansprüche des Staates, Ehrfurcht vor „Recht, Ruhe und Ordnung“, Anständigkeit gegenüber den Nachbarn etc. gewesen. Habe eine der Formen des Antisemitismus mit solchen Werten zusammengestoßen, habe dieser den höher rangierenden Werten unterlegen.[44]

Die Durchführung der Reichskristallnacht, wie sie sich der Bevölkerung dargestellte, scheint diesen Werten nicht entsprochen zu haben, woraus sich die ablehnende Haltung eines großen Teils der Bevölkerung erklären lässt.

Daraus ergibt sich aber auch, dass möglicherweise Teile der Bevölkerung die Gewalttätigkeiten gegenüber Juden als akzeptabel empfunden hätten, sofern diese geordent und ruhig sowie ohne Zerstörungen abgelaufen wären, weshalb sich ja auch die weitere Politik der „Judenfrage“ mit einer stillen „Endlösung“ erklärt, die nach der „Reichskristallnacht von dem NS-Regime bevorzugt wurde. Die „Reichskristallnacht erscheint also als ein „Test“, wie groß die Akzeptanz in der Bevölkerung gegenüber dem „pöbelhaften Antisemitismus“ war.[45]

Ein gewichtiger Punkt scheint meiner Ansicht nach auch der moralische Wert vom Respekt gegenüber dem Nachbarn zu sein. Hier wird ein grundsätzlich menschliches Problem angesprochen. Die nationalsozialistische Propaganda arbeitete mit einem abstakten Bild vom „Juden“. Viele Karikaturen und pseudonaturwissenschaftliche Erkenntnisse vermittelten das Bild eines kleinen, dickbäuchigen Mannes mit schwarzem Haar und Hakennase mit dem dazugehörigen entsprechenden weiblichen Pendant. Aber auch abstakte und pauschale Propaganda - Formulierungen über „ die Juden “ lassen das einzelne Individuum in den Hintergrund treten. Wenn man es nun als richtig ansah, wie mit den Juden verfahren und ihnen jegliche Gleichberechtigung abgesprochen wurde, so musste dies nicht unbedingt auch für den Nachbarn und die Nachbarin gelten, die man beim Kaufmann an der Ecke traf oder mit dem man seit Jahren im selben Haus wohnte, vielleicht noch zusammen Karten spielte. So ist dann auch wohl die berüchtigte Äußerung Himmlers zu verstehen, dass jeder Deutsche seinen anständigen Juden habe.[46]

Natürlich darf über diese Ausführungen von der aktiven Teilnahme und der passiven Ablehnung nicht der aktive Widerstand vergessen werden, ausgeführt durch Menschen, die an gleiches Recht für alle glaubten, und die möglicherweise in den Köpfen bestehende Angst vor Repressionen gegen die eigene Familie bzw. gegen sich selbst. Obwohl wir heute wissen, dass nur wenige in „Schutzhaft“ genommen wurden, so mögen doch damals Zweifel bestanden haben, die einen aktiven Widerstand verhinderten – Zweifel, die größer waren als der Mut, seinen Ansichten Ausdruck zu verleihen.[47]

III. Schluss:

Die vorangegangenen Ausführungen mögen verdeutlicht haben, dass es „ein Verhalten der Deutschen“ bzw. „ein Verhalten der nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung“ während der „ Reichskristallnacht “ nicht gegeben hat. Während Teile sich aus Begeisterung bzw. aus Motiven des Gruppenzwanges oder der Beteuerung der Dazugehörigkeit, sowie aus einer alkoholisierten nationalen Stimmung heraus, aktiv an dem Pogrom vom 09./10.11.1938 beteiligten, so lehnte doch ein großer Teil diese Geschehnisse ab. Die Gründe der Ablehnung mögen zuvor ausreichend dargelegt worden sein. Sie sind fast so vielschichtig, wie die Gründe zur aktiven Teilnahme. Jedenfalls darf als Fazit dieser Arbeit gelten, dass eine bestimmte Gruppe, die den gleichen Verhaltensmustern folgte, nicht auszumachen ist. Wenn man auch Tendenzen ausmachen kann, dass manche Bevölkerungsgruppen stärker bzw. weniger involviert waren, so kann doch eigentlich nur der einzelne Mensch betrachtet werden.

Eine zweite Zielsetzung dieser Arbeit war es am Beispiel der „ Reichskristallnacht “ zwischen den Forschungsthesen des Strukturalismus und des Intentionalismus, also der Rolle Hitlers als alles im Blick habenden Führers oder als chaotischer Spielball von Zufällen und Einflüssen der Parteigenossen, zu entscheiden. Da hier gezeigt worden ist, dass sich die „ Reichskristallnacht “ als „Test“ zur Kooperationsbereitschaft der Bevölkerung, aber auch der übrigen Welt verstehen lässt, ist aus diesem Blickwinkel von einer intentionalistischen Sichtweise nicht zu sprechen. Vielmehr schien sich hier zu entscheiden, wie in der „Judenfrage“ vorzugehen sei – ob mit vollem Wissen der Bevölkerung oder als geheime Staatsaktion.

Die Reichskristallnacht ist also als ein Austesten von Grenzen, wie bei einem sich entwickelnden Kind, wenn hier auch auf innenpolitischem wie außenpolitischem Parkett, zu verstehen, um das weitere Vorgehen zu planen und absehen zu können.

Der immer wieder in diesem Zusammenhang geworfene Blick auf Auschwitz und den Holocaust, der einen geradlinigen Weg von der „ Machtergreifung “ bis zur bürokratisierten Vernichtung von mehreren Millionen Menschen suggeriert, muss aufgrund dieser Feststellungen in Frage gestellt werden. Die „ Reichskristallnacht “ scheint demnach der Wendepunkt gewesen zu sein, der das NS-Regime den Weg der systematischen Vernichtung einschlagen ließ.

IV. Quellen- und Literaturverzeichnis:

1. gedruckte Quellen:

- Quellen zur deutschen Innenpolitik 1933 - 1939, hrsg. v. Günter Wollstein (= Ausgewählte Quellen zur Geschichte der Neuzeit. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, begründet v. Rudolf Buchner und fortgeführt v. Winfried Baumgart, Bd. XXXIII), Darmstadt 2001.
- Döscher, Hans-Jürgen, „Reichskristallnacht“. Die Novemberpogrome 1938, Frankfurt a. M. / Berlin 1988 (hier der umfangreiche Quellenteil am Ende jeden Kapitels).

2. Literatur:

a) Monographien:

- Döscher, Hans-Jürgen, „Reichskristallnacht“. Die Novemberpogrome 1938, Frankfurt a. M. / Berlin 1988.
- Shirer, William Lawrence, Aufstieg und Fall des Dritten Reiches, Köln 1961.
- Thalmann, Rita / Feinermann, Emmanuel, Die Kristallnacht, Frankfurt a. M. 1988.
- Graml, Hermann, Reichskristallnacht. Antisemitismus und Judenverfolgung im Dritten Reich, München 1988 (= Deutsche Geschichte der neuesten Zeit vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, 19).
- Zimmermann, Moshe, Die deutschen Juden 1914 – 1945 (= Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 43, hrsg. v. Lothar Gall), München 1997.
- Koch, Hans-Jörg, Der 9. November in der deutschen Geschichte. 1918 – 1923 – 1938 – 1989, 1. Aufl., Freiburg 1998.
- Winkler, Heinrich August, Der lange Weg nach Westen, vierte, durchgesehene Aufl., München 2002, 2 Bde., Bd. 2: Deutsche Geschichte vom „Dritten Reich“ bis zur Wiedervereinigung.
- Wehler, Hans-Ulrich, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, München 2003, 5 Bde., Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten.
- Kershaw, Ian, Hitler. 1936 – 1945, Stuttgart 2000.
- Goldhagen, Daniel Jonah, Hitlers willige Vollstrecker, Berlin 1996.

b) Aufsätze:

- Benz, Wolfgang, Erziehung zur Unmenschlichkeit. Der 9. November 1938, in: Der 9. November. Fünf Essays zur deutschen Geschichte, hrsg. v. Peter Bender u. Johannes Willms, München 1994.
- Allen, William Sheridan, Die deutsche Öffentlichkeit und die „Reichskristallnacht“ – Konflikte zwischen Werthierarchie und Propagandes im Dritten Reich, in: Die Reihen fast geschlossen. Beiträge zur Geschichte des Alltags unterm Nationalsozialismus, hrsg. v. Detlef Peukert und Jürgen Reulecke, Wuppertal 1981, S. 397 – 411.
- Herbert, Ulrich, Von der „Reichskristallnacht“ zum „Holocaust“. Der 9. November und das Ende des „Radauantisemitismus“, in: Arbeit, Volkstum, Weltanschauung. Über Fremde und Deutsche im 20. Jahrhundert, hrsg. v. Ulrich Herbert, Frankfurt a. M. 1995, S. 59 – 77.
- Boberach, Heinz, Quellen für die Einstellung der deutschen Bevölkerung zur Judenverfolgung, in: Die Deutschen und die Judenverfolgung im Dritten Reich, hrsg. v. Ursula Buttner (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. XXIX), Hamburg 1992, S. 31 – 49.
- Kulka, Otto Dov, „Public Opinion“ in Nazi-Germany and the „Jewisch Question“, in: Jerusalem Quarterly 25 (1982), S. 121 – 144.
- Kershaw, Ian, The Persecution of the Jews and German Popular Opinion in the Third Reich, in: LBIYB 26 (1981), S. 261 – 289.
- Broszat, Martin, Plädoyer für eine Historisierung des Nationalsozialismus, in: Nach Hitler. Der schwierige Umgang mit unserer Geschichte, hrsg. von Hermann Graml und Klaus-Dietmar Henke, München 1986, S. 159 – 173.
- Buttner, Ursula, Die deutsche Gesellschaft und die Judenverfolgung – ein Forschungsproblem, in: Die Deutschen und die Judenverfolgung im Dritten Reich, hrsg. v. Ursula Buttner (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. XXIX), Hamburg 1992, S. 7 – 29.

[...]


[1] Aufruf der NSDAP-Kreisleitung München vom 10.11.1938, abgedruckt in: Döscher, Hans-Jürgen, „Reichskristallnacht“. Die Novemberpogrome 1938, Frankfurt a. M. / Berlin 1988, S. 92.

[2] Wie Anm. 1.

[3] Zur zeitlich genauen Abfolge der Ereignisse vor und während der „Reichskristallnacht“ vgl.: Shirer, William Lawrence, Aufstieg und Fall des Dritten Reiches, Köln 1961, S. 401 – 407; Thalmann, Rita / Feinermann, Emmanuel, Die Kristallnacht, Frankfurt a. M. 1988, S. 41 – 123; Graml, Hermann, Reichskristallnacht. Antisemitismus und Judenverfolgung im Dritten Reich, München 1988 (= Deutsche Geschichte der neuesten Zeit vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, 19), S. 9 - 37; Döscher, Hans-Jürgen, „Reichskristallnacht“ (wie Anm. 1), S. 57 – 108; Benz, Wolfgang, Erziehung zur Unmenschlichkeit. Der 9. November 1938, in: Der 9. November. Fünf Essays zur deutschen Geschichte, hrsg. v. Peter Bender u. Johannes Willms, München 1994, S. 49 – 65; Zimmermann, Moshe, Die deutschen Juden 1914 – 1945 (= Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 43, hrsg. v. Lothar Gall), München 1997, S. 54 – 56; Koch, Hans-Jörg, Der 9. November in der deutschen Geschichte. 1918 – 1923 – 1938 – 1989, 1. Aufl., Freiburg 1998, S. 83 – 116.

[4] Zit. nach Inge Deutschkron, Gelber Stern, in: Quellen zur deutschen Innenpolitik 1933 - 1939, hrsg. v. Günter Wollstein (= Ausgewählte Quellen zur Geschichte der Neuzeit. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, begründet v. Rudolf Buchner und fortgeführt v. Winfried Baumgart, Bd. XXXIII), Darmstadt 2001, S. 271.

[5] zit. nach: Döscher, Hans-Jürgen, „Reichskristallnacht“ (wie Anm. 1), S. 77.

[6] Die folgenden Ausführungen, sofern nicht anders vermerkt, berufen sich größtenteils auf: Zimmermann, Moshe, Die deutschen Juden 1914 – 1945 (wie Anm. 3), S. 118 – 128; Buttner, Ursula, Die deutsche Gesellschaft und die Judenverfolgung – ein Forschungsproblem, in: Die Deutschen und die Judenverfolgung im Dritten Reich, hrsg. v. Ursula Buttner (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. XXIX), Hamburg 1992, S. 7 – 29. Die entsprechende Literatur zur Forschungsgenese und zum Forschungsstand ist ebenfalls diesen zu entnehmen.

[7] Broszat, Martin, Plädoyer für eine Historisierung des Nationalsozialismus, in: Nach Hitler. Der schwierige Umgang mit unserer Geschichte, hrsg. von Hermann Graml und Klaus-Dietmar Henke, München 1986, S. 159 – 173.

[8] Kershaw, Ian, The Persecution of the Jews and German Popular Opinion in the Third Reich, in: LBIYB 26 (1981), S. 261 – 289; Kulka, Otto Dov, „Public Opinion“ in Nazi-Germany and the „Jewisch Question“, in: Jerusalem Quarterly 25 (1982), S. 121 – 144.

[9] Döscher, Hans-Jürgen, „Reichskristallnacht“ (wie Anm. 1); Quellen zur deutschen Innenpolitik 1933 - 1939, hrsg. v. Günter Wollstein (wie Anm. 3).

[10] Zur Quellenlage und Quellenkritik: Boberach, Heinz, Quellen für die Einstellung der deutschen Bevölkerung zur Judenverfolgung, in: Die Deutschen und die Judenverfolgung im Dritten Reich, hrsg. v. Ursula Buttner (wie Anm. 5), S. 31 – 49.

[11] Ich verwende diesen umständlich anmutenden Terminus mit Absicht, um nicht in das antisemitische Unterscheidungsschema „Deutsche – Juden“ zu gelangen, wie es manchmal in der Literatur geschieht, wenn z.B. zwischen der „deutschen Bevölkerung“ und „der Judenverfolgung“ im Zusammenhang unterschieden wird (vgl. Anm. 10).

[12] Winkler, Heinrich August, Der lange Weg nach Westen, vierte, durchgesehene Aufl., München 2002, 2 Bde., Bd. 2: Deutsche Geschichte vom „Dritten Reich“ bis zur Wiedervereinigung, S. 48;

[13] Wehler, Hans-Ulrich, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, München 2003, 5 Bde., Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten, S. 661.

[14] Kershaw, Ian, Hitler. 1936 – 1945, Stuttgart 2000, S. 201.

[15] Goldhagen, Daniel Jonah, Hitlers willige Vollstrecker, Berlin 1996, S. 129.

[16] Thalmann, Rita / Feinermann, Emmanuel, Die Kristallnacht (wie Anm. 3), S. 112f.

[17] Ebd. S. 103 – 105.

[18] Benz, Wolfgang, Erziehung zur Unmenschlichkeit. Der 9. November 1938 (wie Anm. 3), S. 51.

[19] Ebd. S. 51.

[20] Thalmann, Rita / Feinermann, Emmanuel, Die Kristallnacht (wie Anm. 3), S. 98

[21] Allen, William Sheridan, Die deutsche Öffentlichkeit und die „Reichskristallnacht“ – Konflikte zwischen Werthierarchie und Propagandes im Dritten Reich, in: Die Reihen fast geschlossen. Beiträge zur Geschichte des Alltags unterm Nationalsozialismus, hrsg. v. Detlef Peukert und Jürgen Reulecke, Wuppertal 1981, S. 397 – 411, hier S. 398.

[22] Benz, Wolfgang, Erziehung zur Unmenschlichkeit. Der 9. November 1938 (wie Anm. 3), S. 53.

[23] Ebd. S. 51f.

[24] Thalmann, Rita / Feinermann, Emmanuel, Die Kristallnacht (wie Anm. 3), S. 97.

[25] Ebd. S. 101. Vgl. auch Benz, Wolfgang, Erziehung zur Unmenschlichkeit. Der 9. November 1938 (wie Anm. 3), S. 54.

[26] Thalmann, Rita / Feinermann, Emmanuel, Die Kristallnacht (wie Anm. 3), S. 102.

[27] Ebd. S. 102.

[28] Döscher, Hans-Jürgen, „Reichskristallnacht“ (wie Anm. 1), S. 102.

[29] Vgl. Anm. 3.

[30] Thalmann, Rita / Feinermann, Emmanuel, Die Kristallnacht (wie Anm. 3), S. 87ff.

[31] Ebd. S. 90.

[32] Ebd. S. 97f. u. S. 106f.

[33] Ebd. S.118 – 123.

[34] Vgl. auch Döscher, Hans-Jürgen, „Reichskristallnacht“ (wie Anm. 1), S. 98.

[35] Zit. nach: Döscher, Hans-Jürgen, „Reichskristallnacht“ (wie Anm. 1), S. 86 – 88.

[36] Wie Anm. 34.

[37] Thalmann, Rita / Feinermann, Emmanuel, Die Kristallnacht (wie Anm. 3), S. 85 u. 90.

[38] Ebd. S. 90ff.

[39] Benz, Wolfgang, Erziehung zur Unmenschlichkeit. Der 9. November 1938 (wie Anm. 3), S. 52f.

[40] Herbert, Ulrich, Von der „Reichskristallnacht“ zum „Holocaust“. Der 9. November und das Ende des „Radauantisemitismus“, in: Arbeit, Volkstum, Weltanschauung. Über Fremde und Deutsche im 20. Jahrhundert, hrsg. v. Ulrich Herbert, Frankfurt a. M. 1995, S. 59 – 77, hier S. 60.

[41] Ebd. S. 62.

[42] Ebd. S. 70.

[43] Allen, William Sheridan, Die deutsche Öffentlichkeit und die „Reichskristallnacht“ – Konflikte zwischen Werthierarchie und Propagandes im Dritten Reich, in: Die Reihen fast geschlossen. Beiträge zur Geschichte des Alltags unterm Nationalsozialismus, hrsg. v. Detlef Peukert und Jürgen Reulecke, Wuppertal 1981, S. 397 – 411.

[44] Ebd., hier S. 401 – 404.

[45] Vgl. Ebd., hier S. 404f.

[46] Ebd., hier S. 403.

[47] Vgl.: Ebd., hier S. 406ff.

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Details

Title
Die Rolle der nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung in den Geschehnissen um die "Reichskristallnacht"
College
University of Münster
Course
Antisemitismus in Europa, 1870 - 1950
Grade
gut
Author
Year
2004
Pages
17
Catalog Number
V109414
ISBN (eBook)
9783640075959
File size
388 KB
Language
German
Keywords
Rolle, Bevölkerung, Geschehnissen, Reichskristallnacht, Antisemitismus, Europa
Quote paper
Christof Spannhoff (Author), 2004, Die Rolle der nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung in den Geschehnissen um die "Reichskristallnacht", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109414

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