Der Front National in Frankreich - Organisation, Programmatik und Wählerpotential


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2002

16 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Entwicklung und Werdegang des Front National
2.1 Von der Gründung bis zu den ersten Wahlerfolgen des FN 1983
2.2 Die Etablierung des FN auf allen Ebenen

3. Ein programmatischer Grundriss
3.1 Die primär besetzten Themen
3.2 Faschistische Tendenzen

4. Die Organisationsstruktur im Kontext der Spaltung 1999

5. Das Wählerpotential des FN
5.1 Alter und Geschlecht
5.2 Der Beruf
5.3 Die Konfession und Kirchenbindung
5.4 Zusammenfassung: Wählerpotential zwischen 1984 bis 1988

6. Schlussfolgerungen

7. Literatur

1. Einleitung

Mit den frühen 80er Jahren begann für die extreme Rechte in Frankreich ein Aufschwung, wodurch sich der Front National (FN) zu einer festen Größe im französischen Parteiensystem entwickelte und dessen Außergewöhnlichkeit in der Konstanz des Erfolgs liegt. Mit der Gründung dieser Partei im Jahr 1972 sollten die schwachen Kräfte der Rechten in einer Organisation konzentriert werden. Das erklärte Ziel des FN ist „die elektorale Ausrichtung unter der Vorraussetzung einer weitgehenden Re-Integration der zersplitterten alten Rechten.“[1] Dass dies gelungen ist, zeigen die sich ab den 80er Jahren einstellenden Wahlerfolge der extremen Rechten mit der später daraus resultierenden Möglichkeit der parlamentarischen Einflussnahme und Dauerrepräsentanz im Parteiensystem des Landes. Auch im Verlauf der Wahlgänge der diesjährigen Präsidentschaftswahlen offenbarte die Partei ihre demagogische Zugkraft auf einen großen Teil der Wähler. Jean-Marie Le Pen, langjähriger Parteivorsitzender und Präsidentschaftskandidat, erreichte den zweiten Wahlgang. Auch wenn es in der Präsidentschaftswahl weniger um die Partei selbst als um den Kandidaten ging, stellte der FN sein Gewicht im politischen Systems Frankreichs auch in diesem Jahr unter Beweis.

Grundsätzlich stellt sich hier die Frage, mit welcher Programmatik es der Partei gelingt, trotz ihrer extrem rechten „Abseitsstellung“ im Links-Rechts-Kontinuum, seit Jahren einen großen Teil der Wählerschaft auf allen Ebenen für sich zu gewinnen. In diesem Zusammenhang sollen die FN - Wähler näher betrachtet werden. Wer stimmt für diese Partei und welchen Schichten entstammen die Wähler? Zudem stellt sich auch die Frage nach faschistischen Tendenzen beim Vertreter der extremen Rechten in Frankreich. Nicht nur die Programmatik, auch die Struktur und Organisation sowie die Geschichte der Partei spielen dabei eine Rolle.

2. Entwicklung und Werdegang des Front National

2.1 Von der Gründung bis zu den ersten Wahlerfolge des FN 1983

Als der Front National seine ersten Wahlerfolge auf lokaler Ebene verbuchen konnte, existierte die Partei bereits seit 11 Jahren. Mit ihrer Gründung am 5. Oktober 1972 wurde eine Gruppierung ins Leben gerufen, in welcher sich verschiedene rechtsextreme und nationalistische Strömungen zusammenfanden.[2]

Im September 1983 war die Partei erstmals in einem Gemeinderat einer französischen (Klein-)Stadt aktiv. Dieser „Donnerschlag von Dreux“[3] gilt auch als Ursprung der spektakulären Entwicklung des FN, die als eine kontinuierliche Erweiterung seiner politischen Bedeutung und Präsenz gedeutet werden kann. Der Ausgangspunkt dessen liegt in der Reaktion der Partei auf die enttäuschend verlaufenden Europawahlen 1979, in deren Folge darauf hin gearbeitet wurde, eine flächendeckende und mit „geschulten Kadern versehene“[4] Organisation aufzubauen.

Erfolge wie in Dreux blieben kein Einzelfall. Auch in Aulnay-sous-Bois, einer Stadt im Departement Seine-Saint-Denis und im zweiten Wahlkreis des Departements Morbihan, wo ein zweiter Wahlgang zur Wahl des hiesigen Abgeordneten, der von der Nationalversammlung in den Senat gewechselt war, durchgeführt wurde, erregte der Front National aufsehen.[5]

2.2 Die Etablierung des FN auf allen Ebenen

Zu den Europawahlen 1984 erhielt der Front National im Gegensatz zu den Wahlen 1979 einen beachtlichen Stimmenanteil. Mit 11 % der Stimmen zog die FN-Liste „Front der nationalen Opposition für das Europa der Vaterländer“ nahezu mit den Kommunisten (11,2 %), die schwere Einbußen zu verkraften hatten, gleich. Damit erhielten 10 FN-Kandidaten ein Mandat im Europaparlament. Es gelang der Partei bei dieser Wahl, ihre lokalen Wahlerfolge auf nationale Ebene auszudehnen. Ebenso bei den Kantonalwahlen 1985 und der Wahl zur Nationalversammlung 1986, die das erste und letzte Mal nach dem Verhältniswahlrecht gewählt wurde. Mit 9,8 % der Wählerstimmen und 35 von 577 Mandaten zog der FN erstmalig ins Parlament ein, was auch auf das kleinere Parteien begünstigende neue Wahlsystem zurückzuführen ist. Als Oppositionspartei – UDF und RPR stellten die Regierungskoalition und verfügten über die absolute Mehrheit der Mandate – vermochte der Front National nicht nur aktiv am Gesetzgebungsprozess teilzunehmen. Auch auf propagandistische Art und Weise konnte diese Präsenz genutzt werden.[6]

Die Ursachen dieser ernormen Stimmenzuwächse im Vergleich zu den 70er Jahren, in denen der FN kaum in Erscheinung trat, liegen auch in der Ausweitung der Parteipropaganda auf das Medium Fernsehen. Le Pen erhielt 1984 erstmals die Möglichkeit, sich im TV für eine Stunde zu äußern und für seine Überzeugungen und die der Partei breitenwirksam zu werben. Ein solcher ausschlaggebender Auftritt erfolgte auch 1985, wobei die entsprechende Sendung „L’Heure de Vérité“ von 17 Millionen Zuschauern verfolgt wurde.[7]

In den nationalen Wahlen der 90er Jahre erreichte die Partei im Durchschnitt über 13 % der Wählerstimmen. 1995 und 1997 konnten im Süden Frankreichs vier Bürgermeisterämter in Vitrolles, Marignane, Orange und Toulon gewonnen werden.[8]

Zur Präsidentschaftswahl 2002 bewies der FN um seinen Kandidaten Jean-Marie Le Pen seine Stärke auf nationaler Ebene erneut. Le Pen erreichte einen höheren Stimmenanteil als der Sozialist Lionel Jospin und damit ebenso wie Jaque Chirac den zweiten Wahlgang, in welchem er schließlich scheiterte. In Folge der hohen Stimmanteile für Le Pen demonstrierten hunderttausende Franzosen gegen den Kandidaten der extremen Rechten.

[...]


[1] Thimm, Katja: Die politische Kommunikation Jean-Marie Le Pens. Bedingungen einer rechtspopulistischen Öffentlichkeit, Hamburg 1998, S. 53, zit. nach Jaschke, Hans-Gerd: Renaissance des Rechtsextremismus in Europa? Das französische Beispiel, in: Backes, Uwe/ Jesse, Eckhard (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus und Demokratie, Bonn 1989, S. 67-97.

[2] Vgl. Klittich, Steffen: Der Front National (FN) in Frankreich: Erfolgsgeschichte ohne Ende?, in: Kühnl, Reinhard u.a.: Die extreme Rechte in Europa, Heilbronn 1998, S. 120 – 145, hier S. 121.

[3] Camus, Jean-Yves: Front National: Eine Gefahr für die französische Demokratie?, Bonn 1998, S. 10.

[4] Ebd. S. 16.

[5] Vgl. Loch, Dietmar: Der schnelle Aufstieg des Front National. Rechtsextremismus im Frankreich der 80er Jahre, München ²1991, S. 11 f.

[6] Vgl. ebd. S. 18 f.

[7] Vgl. Corbeau, Stefan: „Frankreich zuerst!“ Der Front National in Dokumenten, Stuttgart 1997, S. 119.

[8] Vgl. Stephan, Ina u. a. (Hrsg.): Parteien in Frankreich. Kontinuität und Wandel in der V. Republik, Opladen 2000, S.270.

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Der Front National in Frankreich - Organisation, Programmatik und Wählerpotential
Université
http://www.uni-jena.de/  (Institut für Politikwissenschaft)
Cours
Proseminar: Partei ergreifen für Europa
Note
2,0
Auteur
Année
2002
Pages
16
N° de catalogue
V10946
ISBN (ebook)
9783638172363
Taille d'un fichier
521 KB
Langue
allemand
Mots clés
FN; Front National; französische Parteien; Frankreich; Nouvelle Droite
Citation du texte
M.A. Stefan Waldheim (Auteur), 2002, Der Front National in Frankreich - Organisation, Programmatik und Wählerpotential, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10946

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