White vs. Black: Wissenschaftliche Argumente für die Rassentrennung in den USA


Trabajo, 2005

36 Páginas


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Thematischer Fokus und Fragestellung

3. Die Geburtsstunde des amerikanischen Rassismus
3.1 Die Institutionalisierung der Sklaverei
3.2 Enstehung der wissenschaftlichen Rassenforschung in den USA

4. Wissenschaftliche Beiträge zur Rassentrennung nach
4.1 Carleton Stevens Coon
4.1.1 Biographische Daten und Schriften
4.1.2 Coons Theorie der menschlichen Evolution
4.1.4 Tragweite der Coon’schen Schriften
4.2 Carleton Putnam
4.2.1 Biographische Daten und Schriften
4.2.2 Carleton Putnam: Race and Reason
4.2.3 Tragweite der Schriften Putnams

5. Schlussbetrachtungen

6. Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.Einleitung

Hätte man vor vierzig oder fünfzig Jahren einem Grossgrundbesitzer aus den amerikanischen Südstaaten die Frage gestellt, inwiefern er es für möglich oder wahrscheinlich halte, dass im Jahr 2005 eine afro-amerikanische, in Birmingham (Alabama) geborene, an der Universität Stanford promovierte Frau das Amt der Aussenministerin der USA bekleiden werde, hätte er höchstwahrscheinlich eine Schimpftirade losgelassen und kopfschüttelnd das Weite gesucht. Die Tatsache, dass afro-amerikanische Bürgerinnen und Bürger wie Condoleezza Rice[1] und Colin Powell überhaupt solch hohe politische Ämter ausüben dürfen, ist die Folge eines lan­gen Emanzipations- und Gleichstellungsprozesses, der in der Bürgerrechtsbewegung der 1950er und -60er Jahre seinen – vorläufigen - Kulminationspunkt fand. In diesen Jahrzehnten wurden nicht nur formaljuristisch die letzten Ausläufer der existierenden Diskriminierung bzw. Unterscheidung zwischen der weissen und schwarzen Rasse abgeschafft[2], sondern es bil­dete sich gleichzeitig ein Bewusstsein heraus, dass die von gewissen Kreisen proklamierten und im Laufe der Geschichte zu Selbstläufern gewordenen rassistischen Zuschreibungen kri­tisch hinterfragt, differenzierter betrachtet und in einen breiteren historischen Kontext gestellt werden müssen. Allerdings wäre es naiv zu glauben, dass ein jahrhundertealtes Diskriminierungs- und Unterdrückungssystem auf einen Schlag hätte zum Verschwinden ge­bracht werden können. Im Gegenteil formierte sich gerade in diesen Jahren der vermehrten rechtlichen und politischen Gleichstellung immer wieder vehementer organisierter Widerstand gegen die gesellschaftlichen und rechtlichen Gleichsetzungstendenzen. Diese Widerstands­gruppen waren zwar äusserst heterogen zusammengesetzt, ein Merkmal hatten sie aber alle gemeinsam: ihre Anhänger waren fest der Überzeugung, dass von Natur aus inhärente, erblich bedingte Unterschiede zwischen weissen und schwarzen Männern und Frauen bestehen, wobei der weissen Rasse die positiven und der schwarzen Rasse die negativen (Charakter-)Eigenschaften zugeschrieben wurden. Gemäss dieser Auffassung stellt ein ursprünglich aus dem afrikanischen Kontinent stammender Menschen ein minderwertiges und unter­entwickeltes Individuum zweiter Klasse dar, das sich den aufgestellten Ordnungskriterien der herrschenden weissen Rasse gefügig zu unterwerfen hat. Die wissenschaftlichen Argumente, die diese Überzeugung und Weltanschauung nährten und in einem gewissen Sinne auch le­gitimierten, stammten stets aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen, wobei die im Laufe der 1920er Jahre in den USA stark an Einfluss gewinnende Forschungsrichtung der Psychologie sicherlich hervorgehoben werden muss. Doch auch die in der Forschungstradition des 19. Jahrhunderts beheimatete physische Anthropologie spielte eine wesentliche Rolle in der Erforschung des Menschen und der menschlichen Entwicklungsgeschichte. Vergleicht man die einzelnen wissenschaftlichen Arbeiten aus der Zeit unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg miteinander, so fällt auf, dass sich viele ForscherInnen kritisch mit der kulturrela­tivistischen Theorie von Franz Boas auseinandergesetzt haben. Kern dieser Theorie ist die These, dass nicht nur das jeweils individuelle Erbgut für die Herausbildung menschlicher Fä­higkeiten und charakterlicher Eigenschaften verantwortlich ist, sondern auch umweltbedingte Faktoren einen wesentlichen Einfluss auf die menschliche Entwicklung haben.[3] Der Versuch einer empirischen Widerlegung dieser Boas’schen These einerseits, auf der anderen Seite aber auch der bewusste Tabubruch hinsichtlich der Erforschung von Rassenunterschieden und -merkmalen in den späten 1950er Jahren werden zwar offiziell von den in diesen Wissen­schaftsfeldern arbeitenden Akademikerinnen und Akademiker als Hauptantriebsfedern ge­nannt; alternative, ideologisch geprägte Handlungs- und Forschungsmotivationen können aber bei genauerem Hinsehen ebenso beobachtet werden.

2. Thematischer Fokus und Fragestellung

Die Geschichte der Wissenschaft von der Rasse in den USA ist eng mit der Geschichte der nordamerikanischen Sklaverei verbunden. Aus diesem Grund soll der erste thematische Fokus in der Nachzeichnung des Institutionalisierungsprozesses der Sklaverei und der Weiter­entwicklung dieses Herrschaftssystems hin zur physischen Segregation zu liegen kommen. Diese Nachzeichnung bildet sozusagen das Fundament für den zweiten Teil der Arbeit. In die­sem zweiten Teil setze ich mich mit den Werken zweier namhafter Autoren auseinander, gleichzeitig sollen die Implikationen ihrer Schriften auf die damalige Debatte bezüglich der Aufhebung beziehungsweise des Fortbestands der Rassentrennung untersucht werden. Als erstes werde ich auf den (physischen) Anthropologen Carleton S. Coon eingehen, dessen Bü­cher The History of Men und The Origion of Races 1955 respektive 1962 erschienen sind und der eine etwas eigenwillige Position bezüglich des Verlaufs der menschlichen Entwicklungs­geschichte einnahm.

Der zweite Autor, der in dieser Arbeit behandelt werden soll, heisst Carleton Putnam. Putnam kann zwar nicht als Wissenschaftler im engeren Sinn angesehen werden, da er weder einen offiziellen akademischen Titel besass noch an irgendeiner Universität forschte. Nichtsdesto­trotz fanden seine beiden Bücher Race and Reason (1961) und Race and Reality (1967) eine grosse Anhängerschaft sowohl in der Bevölkerung als auch in Wissenschaftskreisen. Dies nicht zuletzt aus dem Grund, weil Putnam in seinen Büchern viele aktuelle wissenschaftliche Forschungsarbeiten zum Thema des Rassenunterschieds zitiert und diskutiert.

Zentral für die Darstellung und Analyse der Werke soll einerseits die Frage nach den Beweg­gründen und Motiven der Autoren sein, anderseits aber auch die Frage nach den allfälligen Auswirkungen dieser Arbeiten auf den damaligen politischen und gesellschaftlichen Diskurs.

3. Die Geburtsstunde des amerikanischen Rassismus

In diesem Kapitel soll auf eine historische Epoche eingegangen werden, die sowohl für die Entstehung als auch Fortentwicklung des amerikanischen Staates, der Wirtschaft und der Ge­sellschaft von zentraler Bedeutung war. Denn ohne ein klares Verständnis über die Funktions- und Wirkungsweise jenes Systems, das zum Inbegriff der Ungleichheit, der Diskriminierung, sowie der politischen, sozialen und ökonomischen Unterdrückung der afro-amerikanischen Bevölkerung geworden ist, kann weder der in den USA immer wieder aufflackernde Rassen­hass[4] noch die wissenschaftlich und politisch geführten Diskussionen der 1950er und -60er Jahre nachvollzogen werden. Gemeint ist die Plantagensklaverei, welche vor allem in den amerikanischen Südstaaten, wo grosse Baumwoll-, Zucker-, Reis- und Tabakanbaugebiete im Besitz von anglo-amerikanischen Grossgrundbesitzer waren, während Jahrhunderten auf Kosten der afro-amerikanischen Bevölkerung betrieben worden war. Im Folgenden soll der Zusammenhang zwischen der Plantagenökonomie, der Sklaverei und der Institutionalisierung von rassistischen Ideologien systematisch aufgezeigt und diskutiert werden.

3.1 Die Institutionalisierung der Sklaverei

Der Sozialhistoriker Theodore W. Allen zeichnet in seinem zwei Bände umfassenden Werk «Die Erfindung der weissen Rasse»[5] die Geschichte des Rassismus, des Kolonialsystems und der Sklaverei im südlichen Teil der nordamerikanischen Ostküste nach. Gemäss Jost Müller, der das interessante Vorwort zur deutschen Ausgabe verfasst hat, kann in der US-amerika­nischen Geschichtsschreibung nach dem Zweiten Weltkrieg hinsichtlich Themen wie Rassis­mus und Sklaverei in einen psycho-kulturellen und einen sozio-ökonomischen Ansatz unter­schieden werden.[6] Unter dem psycho-kulturellen Ansatz versteht Müller die «Argumentationslinie, nach der die Entstehung der Sklaverei die unmittelbare Folge eines be­reits ausgebildeten, vorkolonialen rassistischen Einstellungspotentials, eben einer psycho-kulturellen Disposition oder ‘Geisteshaltung’ der englischen Kolonisatoren war»[7]. Allen, der ähnlich wie beispielsweise Eric Hobsbawm ein Vertreter der marxistisch geprägten Ge­schichtsschreibung ist, versucht nun diesen psycho-kulturellen Ansatz zu widerlegen, indem er historisch aufzeigt, dass Rassenwahrnehmungen nicht etwa dem Menschen inhärente Un­terscheidungskriterien sind, sondern im Falle Nordamerikas als Produkte beziehungsweise Folgeerscheinungen der Sklaverei begriffen werden müssen.[8] Mit Hilfe dieses sozio-ökonomischen Ansatzes beschreibt er in seiner Studie die vielschichtigen Wechselwirkungen und Verflechtungen zwischen der in den amerikanischen Südstaaten betriebenen Plantagen­ökonomie und dem Unterdrückungs- bzw. Herrschaftssystem der Sklaverei. Allens Kernthese dabei lautet, dass die Plantagenbesitzer der Südstaaten auf ein hierarchisch aufgebautes Ge­sellschafts- und Herrschaftssystem angewiesen waren, um auf diese Weise die aus Afrika her­beigeschifften Arbeiterinnen und Arbeiter wirksam kontrollieren und manipulieren zu kön­nen.[9] Nach Ansicht von Jost Müller diente diesem System der sozialen Kontrolle die «Erfin­dung der weissen Rasse» in dreifacher Weise: «erstens als Reaktion der herrschenden Klasse auf die Solidarität der Leibeigenen und Sklaven, als zerstörerisches Mittel gegen die Arbeiter­solidarität, wie sie sich etwa in der Bacon-Rebellion gezeigt hatte; zweitens zur Einschwörung der besitzlosen ‘Weissen’ mittels des juristisch kodifizierten und staatlich institutionalisierten Privilegiensystems auf die rassistische Gemeinschaft mit der Plantagenbourgeoisie; drittens schliesslich durch die Desorganisation der Beherrschten insgesamt, mit niederschmetternden Auswirkungen nicht nur für die Interessenbestimmungen der afro-amerikanischen Bevölke­rung, sondern auch für die besitzlosen ‘Weissen’»[10].

Insbesondere der zweite Punkt, nämlich das institutionalisierte Privilegiensystem, das eine klare gesellschaftliche Trennung in eine Klasse der anglo-amerikanischen, bevorrechteten Oberschichte und eine Klasse der afro-amerikanischen, entrechteten Sklavenarbeiter vollzog, lässt sich anhand der in den jeweiligen Kolonien erlassenen Gesetze gut nachzeichnen. Die Kolonie Viginia soll an dieser Stelle als Exempel dienen:

Im Jahr 1705 wurde in Virginia ein sogenannter «Act concerning Servants and Slaves» erlas­sen, der in 39 Artikeln das Verhältnis zwischen Sklave und Sklavenhalter regelte und das nord­amerikanische System der chattel slavery [11] institutionell verankerte. Artikel IV beispielsweise setzte fest, dass alle nicht der christlichen Religion zugeordneten Angestellten, die das nordamerikanische Festland erreichen, automatisch wie Sklaven behandelt werden müssen:

«And also be it enacted, by the authority aforesiad, and it is hereby enacted, That all servants imported and brought into this country, by sea or land, who were not christians in their native country, (except Turks and Moors in amity with her majesty, and others that can make due proof of their being free in England, or any other christian country, before they were shipped, in order to transporation hither) shall be accounted and be slaves, and as such be here bought and sold notwithtanding a conversion to christianity afterwards.»[12]

Die Vorstellung des christlichen Auserwähltseins ging also mit einer Unterordnung der an­deren Religionen einher. Menschen aus nicht-westlichen Kultur- und Religionskreisen wurden partout als Heiden, Wilde und im Falle von Afrikanern als «purely sensual people more akin to the apes of Africa than to the civilized English»[13] bezeichnet, die mit Anwendung von Ge­walt[14] erzogen werden mussten.[15] Der Ordnungsbegriff bzw. das Konzept der Rasse fehlte aber zu jener Zeit noch.

Aufschlussreich ist auch der Gesetzesartikel XIX, der die Heirat zwischen einer weissen und einer schwarzen bzw. gemischtfarbigen Person anspricht und unter Strafe stellt:

«And for a further prevention of that abominable mixture and spurious issue, which hereafter may increase in this her majesty’s colony and dominion, as well by English, and other white men and women intermarrying with negros or mulattos, as by their unlawful coition with them, Be it enacted, by the authority aforesaid, and it is hereby enacted, That whatsoever Eng­lish, or other white man or woman, being free, shall intemarry with a negro or mulatto man or woman, bond or free, shall, by judgment of the county court, be committed to prison, and there remain, during the space of six months, without bail or mainprize; and shall forfeit and pay ten pounds current money of Virginia, to the use of the parish, as aforesaid.»[16]

Zweck dieses Artikels war wohl die bewusste Verhinderung einer allfälligen Durchmischung der beiden Bevölkerungsgruppen, um dadurch eine dauerhafte Aufrechterhaltung und Institu­tionalisierung des «Rassen-Kasten-Systems»[17] sichern zu können. Bemerkenswert ist zudem die Beobachtung, dass bereits 1705 eine Unterscheidung zwischen einer weissen, schwarzen und gemischtfarbigen Person gesetzlich eingeführt worden war; drei physische Merkmale, die dann im 19. Jahrhundert zu Rassekategorien weiterentwickelt wurden.

Solche als Slave Codes bezeichneten Gesetze setzten sich von 1660 bis 1860 in all jenen US-amerikanischen Staaten durch, die eine Plantagenökonomie betrieben und folglich die Sklav­erei kannten.[18] Obwohl die Sklavengesetze von Staat zu Staat unterschiedlich ausgeprägt und formuliert waren, stimmten dennoch gewisse Merkmale überein:

1. Eine dauerhafte Institutionalisierung des Sklavenstatus von der Geburt bis zum Tod ohne Chance auf Begnadigung oder Freilassung.
2. Die Umkehrung des englischen Rechtsverständnisses der patrilinealen Abstammung hin zum matrilinealen System, was zur Folge hatte, dass das Kind einer afro-ameri­kanischen Frau auch bei einem weissen Vater automatisch der schwarzen Bevölkerung zugeschrieben wurde.
3. Die begriffliche Bestimmung des Sklaven als Ware oder wie im Falle Virginias als Liegenschaft.[19]
4. Den Sklaven blieb es u.a. verwehrt, Eigentum zu besitzen, Verträge abzuschliessen, Alkohol zu trinken, als Zeugen aufzutreten und Handel zu treiben.[20]

Schritt für Schritt wurde auf diese Weise ein hierarchisch strukturiertes Herrschaftssystem in­stalliert, das sich durch klar definierte gesellschaftliche Grenzziehungen auszeichnete und Zuordnungsmuster gemäss der Hautfarbe aufstellte. Auf diese Weise war es der weissen, an­glo-amerikanischen Oberschicht, die auf afro-amerikanische Arbeitskraft für die Feldbe­wirtschaftung angewiesen war, im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts in den amerikanischen Südstaaten gelungen, eine permanente Unterwerfung der Sklaven herbeizuführen, was durch die gesetzliche Kodifizierung auf Dauer abgesichert wurde.[21] Essentiell war dabei die Entrechtlichung der afro-amerikanischen Bevölkerung und die gleichzeitige Etablierung eines massgeschneiderten Rechtssystems gemäss den Anliegen der anglo-amerikanischen, in den Südstaaten dominierenden Bevölkerungsgruppe.[22] Die von Demny aufgestellte Gleichung «Schwarze = SklavInnen = Angehörige einer minderwertigen Rasse und Weisse = Herren­rasse»[23] wurde von der dominierenden sozialen und ökonomischen Gruppe aufgestellt und setzte sich mit der Zeit als Wirklichkeitsmodell ins kollektive Bewusstsein der Gesellschaft fest. Nach Ansicht von Wulf Hund, der im Buch von Demny zitiert wird und der diese Entwicklung treffend zusammenfasst, initiierte der transatlantische Sklavenhandel jenen ge­sellschaftlichen und politischen Prozess, «der aus den Äthiopiern der Antike und den Mohren des Mittelalters die Neger der Neuzeit entstehen lässt. Durch ihn werden dunkle Hautfarbe und Sklaverei zusammengeschweisst und die soziale Kategorie der Schwarzen erzeugt. (…) Dabei wird in einem langwierigen und keineswegs gradlinigen Prozess ein im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts zusehends negativ gekennzeichnetes Mohrenbild mit der im 18. Jahr­hundert entwickelten Ordnungskategorie Rasse zum Begriff des Negers verschmolzen.»[24] Dieser Neger (oder abschätzig Nigger) wurde dann im Verlauf des 19. Jahrhunderts zum be­liebten Untersuchungsobjekt unzähliger Wissenschaftsdisziplinen, die seine Minderwertigkeit zu beweisen versuchten.

3.2 Enstehung der wissenschaftlichen Rassenforschung in den USA

Wurden noch im 16. und 17. Jahrhundert vorwiegend religiöse Motive für die Erziehung und Unterordnung der verschleppten Afrikaner genannt, ersetzte die im 18. und insbesondere im 19. Jahrhundert einsetzende wissenschaftliche Rassenforschung die missionarische Hand­lungsmotivation.[25] Ein wichtiger Faktor war paradoxerweise der nach der Unabhängigkeit Amerikas zunehmend in Erscheinung tretende Abolitionismus[26], der den «Widerspruch zwischen dem in den meisten der in den Einzelstaaten entstandenen Verfassungen verankerten Gleichheitspostulat aller Menschen und der Fortdauer der Sklaverei»[27] als ungerecht empfand. So entstanden nach der nordamerikanischen Unabhängigkeitserklärung in den meisten Staaten nördlich der Chesapeake Bay (Virginia) Antisklaverei-Gesellschaften; Massachusetts (1783) und Vermont (1791) hoben die Sklaverei gar ganz auf. In den Staaten nördlich der Mason- und Dixon Linie[28] wurde die graduelle Sklavenbefreiung beschlossen und bis 1830 effektiv durchgesetzt.[29] Südlich der Mason- und Dixon Linie, nämlich in den Baumwolle und Tabak produzierenden Staaten Maryland, Delaware und Virginia, in denen die Mehrzahl der Schwarzen lebte, wurde die Sklaverei in revidierter Form beibehalten. Diese Zweiteilung in eine von der Sklaverei ökonomisch abhängige, stark im Agrarsektor verwurzelte Südregion auf der einen und einer sich zusehends der industriellen Produktion zuwendenden Nordregion auf der anderen Seite war der Grund für zahlreiche Spannungen, die mitunter zum Ausbruch des nordamerikanischen Bürgerkriegs beitrugen.

Wichtig für das Aufkommen der wissenschaftlichen Rassenforschung in den USA war die Anti-Sklavereibewegung vor allem aus dem Grund, weil das in den Südstaaten vorherr­schende paternalistische «master and servant»-System[30] nun auf einmal zu kollabieren drohte, da das christliche Gleichheitsgebot, wie es in den jeweiligen Verfassungen unter der Formel «all men are created equal» verankert war, schrittweise auch auf die afro-amerikanische Bevölkerung ausgedehnt wurde. Diese Ausdehnung des christlichen Gleichheitspostulats rief «ein ganzes Heer von ‘Wissenschaftlern’, bestehend aus Ärzten, Ethnologen und Schädelver­messern» hervor, die sich daran machten, «Gründe für die Minderwertigkeit der Neger zu liefern. Tausende von amerikanischen Karrieren im Süden und Norden verdankten sich in den Jahren zwischen 1810 und 1865 der Produktion des Ungleichheitsdogmas der Rassen.»[31] So vertrat beispielsweise 1811 ein renommierter Arzt aus dem amerikanischen Süden namens Dr. Charles Caldwell die Theorie, «dass Gott die Menschen nicht gleich, sondern in vier qualitativ unterschiedlichen Rassen, als Kaukasier, Mongolen, Indianer und Afrikaner erschaffen habe. Die Kaukasier, d.h. die Weissen, seien die überlegene Rasse, Indianer und mehr noch Afri­kaner, welche den Affen nahestünden, minderwertig.»[32] Vierzig Jahre später erklärte sein damaliger Kollege Dr. Samuel A. Cartwright, «dass der Neger ein geborener Sklave sei, weil sein Blut schwärzer sei als das des Weissen und sein Gehirn kleiner.»[33] 1854 erschien dann das äusserst einflussreiche Buch Types of Mankind or Ethnological Research der beiden Autoren Josiah Nott und George Glidden. In diesem Sammelband stellten sie zum Erstaunen des amerikanischen Lesepublikums dar, dass zwei der zu jener Zeit berühmtesten Wissen­schaftler, nämlich Louis Agassiz und Samuel George Morten, beide Vertreter der Theorie des vielfachen menschlichen Ursprungs (Polygenese) waren.[34]

Obwohl solche rassentheoretische Werke vermehrt in Erscheinung traten und sich ganze Wis­senschaftszweige mit der Rassenlehre zu befassen begannen, konnte der im Jahr 1861 eintre­tende und bis 1865 andauernde amerikanische Bürgerkrieg und die darauffolgende Recon­struction -Periode zumindest für kurze Zeit eine formelle «Gleichberechtigung der Rassen»[35] militärisch erzwingen. So mussten die abtrünnigen Konföderationsstaaten nach Beendigung des Bürgerkriegs ihren Sezessionsbeschluss rückgangig machen und den 13. Zusatzartikel zur Verfassung, welcher die Sklaverei für verfassungswidrig erklärte, ratifizieren. Bis Ende 1865 hatten dies alle Staaten getan, sodass sie gleichberechtigt wieder am politischen Geschehen der Union teilnehmen konnten.[36] Im April 1866 wurde der Entwurf des 14. Zusatzartikels vor­gelegt, «nach dem kein Bundesstaat die Bürgerrechte der Vereinigten Staaten einschränken oder einem Bürger ohne ein ordentliches Gerichtsverfahren Leben, Freiheit oder Besitz neh­men durfte, genausowenig wie ihm Rechtsgleichheit und Rechtsschutz verwehrt werden durfte.»[37] Als sich die Südstaaten weigerten, diesen Zusatzartikel zu ratifizieren, wurden sie im Frühjahr 1867 von der Union in fünf Bezirke eingeteilt und unter Militärverwaltung gestellt, was zur Durchsetzung des Artikels führte.[38] 1869 verabschiedete der Kongress den 15. Zusatzartikel, der der afro-amerikanischen Bevölkerung erstmals das Wahlrecht zuteil werden liess.[39] Diese Artikel ersetzten somit die seit der ersten Verfassung aus dem Jahr 1788 bestehende 3/5-Regel, wonach für die Bestimmung der zahlenmässigen Sitzverteilung des Repräsentantenhauses ein Afro-Amerikaner als 3/5-Mensch zu zählen sei.[40] 1876 zogen nach Jahren der Besatzungszeit die letzten Unionstruppen aus den ehemaligen Konfödera­tionsstaaten ab und der Süden begann sich wieder selbst zu verwalten.[41] Der Bürgerkrieg und die Reconstruction hatten die Sklaverei jedenfalls formell abgeschafft, die Umstrukturierung der US-Gesellschaft und die damit einhergehende Demokratisierung war zumindest auf Papier vollzogen worden.

Doch die formelle Gleichstellung der Bevölkerungsgruppen währte in den Südstaaten nicht lange. Bereits während der Reconstruction verabschiedeten viele Südstaaten sogenannte Black Codes, welche neue Restriktionen gegenüber der afro-amerikanischen Bevölkerung ein­führten.[42] Obwohl die von allen Staaten ratifizierten Zusatzartikel diese Black Codes offiziell aufhoben - die Ressentiments der weissen Bevölkerung gegenüber den Anliegen und For­derungen der Afro-AmerikanerInnen blieben aber bestehen. Geheimbunde und militante Ter­rororganisationen wie der Ku Klux Klan, die Knights of the White Camelia und die Pale Faces wurden in dieser Periode der gesellschaftlichen und politischen Umgestaltung von Anhängern der « White Supremacy»- Bewegung gegründet, um mittels Einschüchterungsaktionen und offener Gewaltmassnahmen die schwarze Bevölkerung an der Ausübung ihrer neu erworbener Rechte zu hindern.[43] Zudem erliessen die Südstaaten schrittweise sogenannte Jim Crow Laws [44] , welche die Rechte beziehungsweise den politischen und gesellschaftlichen Handlungsspielraum der schwarzen Bevölkerung stark einschränkten.[45] Auch zahlreiche Bundesgerichtsentscheide nach 1877 beschnitten die soeben erst erworbenen Bürgerrechte der ehemaligen Sklavenarbeiter.[46] In diesem Zusammenhang das wohl einschneidendste Gerichtsurteil für die darauffolgenden fünfzig Jahre (afro-)amerikanische Sozialgeschichte sprach das Bundesgericht im Jahr 1896, als es im Fall Plessy v. Ferguson die Rassentrennung bzw. die Segregation mit dem Ausspruch «separate but equal» zum Verfassungsgrundsatz er­hob.[47] Auf der Basis dieses Grundsatzes wurden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts «in den ehemaligen Sklavenhalterstaaten Krankenhäuser, Kindergärten, Spielplätze, Schulen, Züge, Busse, Sportplätze, Schwimmbäder, Restaurants, Theater, Toiletten, Trinkbrunnen, Bestat­tungsinstitute und Friedhöfe segregiert.»[48] Dieser Akt der physischen Segregation entzweite nicht nur die USA als Land, sondern brachte im Süden der Vereinigten Staaten zwei diver­gierende Kulturen hervor, die zwar ökonomisch voneinander abhängig waren, sich jedoch ablehnend gegenüber standen. Diese Zweiteilung ist für die wissenschaftlich betriebene Ras­senforschung, wie sie Ende des 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts auch in Amerika en vogue wurde, ein besonders wichtiger Faktor, da viele der soziologischen und psycholo­gischen Folgeerscheinungen, zusammen mit den bereits etablierten Mythen, als der schwarzen Rasse zugehörige Attribute angesehen wurden. Die weisse, privilegierte Oberschicht des amerikanischen Südens empfand die Rassentrennung als gerecht, da sie die schwarze Bevöl­kerung als minderwertig und zurückgeblieben einstufte und eine Durchmischung der beiden Gruppen unbedingt verhindern wollte.[49] Andererseits begann aber auch die weniger bemit­telte, in der Industrie und Landwirtschaft tätige weisse Arbeiterschicht vermehrt mit der schwarzen Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt zu konkurrenzieren, wodurch der Rassenfrage eine existenzielle Dimension hinzugefügt und der Rassenhass sowohl im Süden als auch in den industralisierten Regionen des Nordens geschürt wurde.[50] In diesem historischen Kontext müssen die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten gesehen werden, die in den USA seit Be­ginn des 20. Jahrhunderts zu rassentheoretischen Fragen auftraten. Dabei fällt auf, dass psy­chologische und anthropologische Studien bezüglich der Erforschung von Rassenunter­schieden dominierten. Die Forschungsergebnisse wiederum dienten als Beweisgrundlage für die Aufrechterhaltung des Systems der physischen Segregation.[51] Es entstand gewissermassen eine sich wechselseitig beeinflussende Beziehungsstruktur, bestehend aus den von der Wis­senschaft gelieferten Forschungsresultaten und der Wiederverwendung dieser Ergebnisse durch Verfechter der Segregation, wodurch dieses System aufrecht erhalten werden konnte.[52]

Obwohl die von den Nationalsozialisten im 2. Weltkrieg verübten Gräueltaten im Namen der arischen Überlegenheit in der Nachkriegsperiode an die Oberfläche kamen und infolgedessen die Denk- und Forschungskategorie «Rasse» von vielen Wissenschaftlern verpönt und gemieden wurde[53], kam es in den USA nach 1945 nichtsdestotrotz zu Versuchen, die Minder­wertigkeit der afro-amerikanischen Bevölkerung und die Überlegenheit der weissen Kultur und Rasse wissenschaftlich zu beweisen. Dabei entlud sich die politische und wissen­schaftliche Auseinandersetzung besonders stark im Jahr 1954 am Fall Brown v. Board of Edu­cation of Topeka, als das US-Bundesgericht das aus dem Jahr 1896 stammende Urteil Plessy v. Ferguson revidierte und die «separate but equal»-Doktrin im Erziehungsbereich als nicht opportun deklarierte[54], was faktisch die Desegregation im öffentlichen Erziehungswesen zur Folge hatte. Dieses Gerichtsurteil war der Stein des Anstosses für weitere, von der National Association of the Advancement of Colored People (NAACP)[55] ausgehenden und gespon­serten Aktionen, die die Beseitigung der Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung zum Ziel hatten, was schliesslich im Laufe der 1960er Jahre durch Verabschiedung der Bürger­rechtsgesetze erreicht werden konnte.

Im folgenden Kapitel sollen zwei Autoren besprochen werden, die nach 1945 rassentheore­tische Beiträge geliefert haben und sich z.T. selber für die Widerrufung des Brown -Urteils en­gagierten.

4. Wissenschaftliche Beiträge zur Rassentrennung nach 1945

4.1 Carleton Stevens Coon

4.1.1 Biographische Daten und Schriften

Carleton S. Coon wurde am 23. Juni 1904 [56] in Wakefield, Massachussetts geboren. Er studierte in den 1920er Jahren unter dem physischen Anthropologen Earnest A. Hooton an der renom­mierten Harvard Universität Anthropologie, Ethnologie und Archäologie und promovierte 1928 zum Professor. Von 1934 bis 1948 hatte Coon einen Lehrstuhl für Anthropologie an der­selben Universität inne, danach wechselte er an die Universität Pennsylvania, wo er als An­thropologieprofessor bis 1963 arbeitete. Zudem war Coon Kurator des ethnologischen Muse­ums der Universität in Philadelphia. Seine Forschungsarbeiten führten ihn u.a. auf die arabische Halbinsel, auf den Balkan, nach Indien, Patagonien und insbesondere nach Nor­dafrika, wo er mehrere Male (Marokko: 1925-1928, 1939, 1947 und 1962-1963) anthropolo­gische und archäologische Feldforschungen betrieb.

Coon war während des 2.Weltkriegs Mitglied des United States Office of Strategic Services (OSS) [57], von 1956-1957 diente er in der US Air Force. Ferner war Coon ein Mitglied der angesehenen National Academy of Sciences (NAS) und diente als Präsident der American As­sociation of Physical Anthropologists (AAPA) von 1961 bis 1962. Im Jahr 1981 arbeitete Coon als Botschafter der USA für Nepal. Carleton S. Coon starb im gleichen Jahr am 6. Juni in Cloucester, Massachussetts.

Obwohl Coon viele Bücher zu anthropologischen und archäologischen Themen geschrieben und unzählige Forschungsprojekte unternommen hat, stechen vor allem zwei Werke hervor, in denen er das jahrzehntelang gesammelte Datenmaterial zu einer kohärenten Evolutionstheorie des Menschen zu verknüpfen versucht. Zum einen ist dies das 1954 erschienene Buch The History of Man, in dem Coon die menschliche Entwicklungsgeschichte aus Sicht der Kultur­anthropologie wissenschaftlich aufbereitet. In seinem zweiten, einflussreicheren Werk, das 1962 unter dem Titel The Origin of Races herauskam, befasst sich Coon schwerpunktmässig mit Fragen der physischen Anthropologie, indem er die morphologischen Charakteristika des Menschen historisch einzuordnen versucht. Gleichzeitig legt er in diesem Buch seine eigene Systematik der menschlichen Entwicklungsgeschichte dar.

4.1.2 Coons Theorie der menschlichen Evolution

Bereits in der Einleitung zu The Origin of Races präsentiert Carleton Coon die signifikanteste These seiner menschlichen Evolutionstheorie. So schreibt er:

«However, it is fair inference that fossil men now extinct were less gifted than their descen­dants who have larger brains, that the subspecies which crossed the evolutionary threshold into the category of Homo Sapiens the earliest have evolved the most, and that the obvious corre­lation between the length of time a subspecies has been in the sapiens state and the levels of civilization attained by some of its populations may be related phenomena.»[58]

Im letzten Kapitel des Buches wird diese These noch einmal pointiert zusammengefasst:

«My thesis is, in essence, that at the beginning of our record, over half a million years ago, man was a single species, Homo erectus, perhabs already divided into five geographic races or subspecies. Homo erectus then evolved into Homo sapiens not once but five times, as each subspecies, living in its own territory, passed a critical threshold from a more brutal to a more sapient state, by one genetic process or another.»[59]

Zentral an diesen Textstellen ist die Aussage, dass es verschiedene menschliche Subspezies beziehungsweise Rassen gibt, die je nach Eintritt in die Entwicklungsstufe des Homo sapiens einen anderen Zivilisationsgrad erreicht haben. Im ersten Kapitel des Buches konkretisiert Coon, was er genau unter dem Begriff der menschlichen Subspezies versteht. Seiner Ansicht können die Menschen in fünf geographische Bevölkerungsgruppen bzw. Rassen unterteilt werden, nämlich in «Caucasoid, Mongoloid, Australoid, Congoid, and Capoid».[60] Verglichen mit anderen rassentheoretischen Arbeiten fällt insbesondere die Kategorie der Capoiden auf, zu der Coon die afrikanischen Buschmänner und Hottentoten, sowie Relikte alter Stammeskulturen zählt.[61] Coon macht sich nun daran, die damals gängige Vorstellung der Kulturanthropologen und Evolutionsforscher zu widerlegen, gemäss der nicht etwa fünf ver­schiedene menschliche Entwicklungen zeitverschoben stattgefunden haben, sondern eine ein­zige menschliche Evolutionsgeschichte seit Anbeginn der Zeit für das physische Produkt Homo sapiens verantwortlich ist. Diese Evolutionsauffassung negiert zwar nicht das Vorhan­densein kultureller und physischer Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen, sie hält solche Unterschiede jedoch für lokale Adaptationsformen resp. Anpassungsmechanismen, die sich seit dem gemeinsamen Entwicklungssprung ins Zeitalter des Homo sapiens vollzogen und durchgesetzt haben. Coon zweifelt an dieser Mainstream-Theorie, da sich seiner Meinung nach aus den zu jener Zeit vorliegenden Fakten ein anderes Bild der Menschheitsgeschichte ergibt. In Anbetracht der Verschiedenheit der kulturellen Lebensweisen stellt sich für Coon nämlich die Frage, wie es denn möglich sei, dass «many of the Australian aborigines still liv­ing during the nineteenth century in a manner comparable to that of Europeans of over 100’000 years ago?»[62] Seine Antwort darauf lautet, dass «either the commmon ancestors of the Tasmanians, Australians, and Europeans parted company in remote Pleistocene antiquity, or else the Australians and Tasmanians have done some rapid cultural backsliding, which ar­cheological evidence disproves.»[63] Seiner Ansicht nach besteht die Alternative zum herkömmlichen Evolutionsverständnis darin, dass es mehr als nur eine menschliche Entwick­lungs- und Evolutionsgeschichte geben muss, wobei die verschiedenen Rassen zu unter­schiedlichen Zeitpunkten von der Stufe des Homo erectus in die Entwicklungsstufe des Homo sapiens getreten sind. Diese These untermauert er anhand des folgenden Beispiels:

«It is easy to understand, then, why some populations within any polytypic species have come closer, at any given time, to the second threshold of speciation [Homo Sapiens] than other populations. In man some groups of people alive today have preserved archaic traits, diagnos­tic of Homo erectus, in a higher percentage of individuals than other populations. For exam­ple, more natives of New Caledonia have big teeth and heavy brow ridges than a correspond­ing percentage of Japanese.»[64]

Diese Aussage untermauert Coon anhand einer bildlichen Gegenüberstellung einer austra­lischen Ur-Einwohnerin mit einem asiatischen Gelehrten. In der Bildlegende heisst es wörtlich:

«The Alpha and Omega of Homo Sapiens: An Australian aboriginal woman with a cranial ca­pacity of under 1,000 cc. (Topsy, a Tiwi); and a Chinese sage with a brain nearly twice that size (Dr. Li Chi, the renowed archaelogist and director Academia Sinica).»[65]

Was in diesem Zitat zum Ausdruck gebracht, von Coon aber nicht weiter ausgeführt wird, ist die Korrelation zwischen Gehirnvolumen, Intelligenz, Rasse und Zivilisationsgrad. Coon praktiziert an dieser Stelle jene für rassistische Schriften charakteristische Technik der Ver­bindung von kulturellen Eigenschaften mit morphologischen Aspekten. Durch den Gebrauch von wertenden Begriffen wie «Alpha and Omega» oder «a Chinese sage» wird deutlich, dass Coon die australoide Rasse als zurückgeblieben und weniger intelligent als die mongoloide (und kaukasoide) Rasse einstuft.

Im Kapitel zu Afrika unter dem Titel Was Africa the Cradle of Mankind? formuliert nun Coon jene Textstelle, die von den Verfechtern der amerikanischen Segregation ausgeschlachtet und im Zuge des 1954 gesprochenen Brown -Urteils immer wieder als Gegenargument ins Feld ge­führt wird, nämlich die niedrige Entwicklungsstufe der schwarzen, von Coon als «Congoid» bezeichneten Rasse:

«Whereever Homo arose, and Africa is at present the likeliest continent, he soon dispersed, in a very primitive form, throughout the warm regions of the Old World. Three of the five human subspecies crossed the sapiens line elsewhere. If Africa was the cradle of mankind, it was only an indifferent kindergarten. Europe and Asia were our principle schools.»[66]

Obwohl es per se nichts daran auszusetzen gibt, dass ein Akademiker die gängigen Vorstel­lungen und Theorien des wissenschaftlichen Mainstream zu kritisieren und hinterfragen ver­sucht, muss im Falle von Coons Theorie der menschlichen Entwicklung festgehalten werden, dass er mit archäologischen und anthropologischen Datierungen und Fakten ungenau um­gegangen ist und gewisse Korrelationen ohne weitere Beweisführungen für wahr hielt.[67] Angesichts des z.T. dürftigen Beweismaterials (z.B. sehr wenige Funde aus Afrika) und der eigenwilligen Interpretation kommt der an der Columbia Universität lehrende Anthropolo­gieprofessor Alexander Allan zum Schluss, dass den Coon’schen Überlegungen ein ras­sistisches Leitmotiv zugrunde lag bzw. vorgelagert war:

«Coon stands as an example of a man whose interpretations of the then-available evidence for human evolution were driven by a bad theory, the notion that blacks are inferior to whites in intelligence. This belief colored his interpretations of both fossil and living hominid forms and led him to speculations that were far from justified by data (…) To my mind the case of Carl­ton Coon shows how an obsession concerning racial ineriority led to serious misinterpretations of the fossil record and the classification of modern human populations.»[68]

Welchen Einfluss die Schriften und Überlegungen von Carleton Coon auf Wissenschaftler und Segregationisten hatten bzw. inwiefern seine Interpretationen überhaupt rezipiert wurden, soll im folgenden Kapitel untersucht werden.

4.1.4 Tragweite der Coon’schen Schriften

Obwohl Carleton Coons Buch The Origin of Races für seine umfangreiche Ansammlung und systematische Aufbereitung der damals vorhandenen anthropologischen Daten zur menschlichen Entwicklung gelobt wurde, kritisierten namhafte Wissenschaftler seine eigen­willigen und politisch inkorrekten Interpretationen und Schlussfolgerungen. In einer kri­tischen Auseinandersetzung mit The Origin of Races, die in der Oktoberausgabe der Fach­zeitschrift Current Anthropology 1963 erschien, schreibt der damals angesehene russisch-amerikanische Biologe und Genetiker Theodosius Dobzhansky:

«The Origin of Races is an important book. It is also a controversial one. It is important be­cause it provides a detailed and critical review of what is known about fossil man, and in such a way as to create order and a system in a field of study that has traditionally suffered from an accumulation of disconnected and undigested observations. It is the subject of controversy be­cause Professor Coon states some of his conlusions in a way that makes his work susceptible to misuse by racists, white supremacists and other special pleaders.»[69]

Schritt für Schritt deckt Dobzhansky in diesem Artikel die Ungereimtheiten und Wider­sprüche des Coon’schen Theoriengebäudes auf. Dabei kritisiert er nicht nur die Einteilung der Menschen in fünf geographisch separierte Rassen, sondern insbesondere Coons zentrale An­nahme, dass sich der moderne Mensch zeitverschoben fünfmal aus der Phase des Homo erec­tus entwickelt haben soll.[70] Bezogen auf die damaligen Diskussionen bezüglich des Bundes­gerichtsurteils von 1954 und der Rassentrennung in den USA ist aber vor allem die folgende Passage von Interesse, in der Dobzhansky explizit auf die gefährlichen politischen Konse­quenzen der Coon’schen Überlegungen aufmerksam macht:

«Organizations engaged in propaganda against the desegregation decision of the Supreme Court have seized on the supposed demonstration that the Negroes are some 200’000 years behind the whites in their evolutionary development. What Coon himself says is that some of his subspecies, particularly the Caucasoid and the Mongoloid, ceased to be Home erectus and became Homo sapiens much earlier than the other subspecies.»[71]

In diesem Zitat wird die Tragweite der Coon’schen Überlegungen deutlich, nämlich der Aspekt der Instrumentalisierung seiner Ideen durch die White Supremacy -Bewegung und Ver­fechter der Rassentrennung. Doch Coon, der sich wohl bereits beim Schreiben des Buches dieser Kritik bewusst war, deutet in einer anderen Textstelle darauf hin, was er von dieser Kritikergruppe hält, indem er einen Seitenhieb gegen die Boas’sche Schule des Kulturrelati­vismus[72] formuliert:

«Human beings also vary in temperament. It is a common observation among anthropologists who have worked in many parts of the world in intimate contact with people of different races that racial differences in temperament also exist and can be predicted. Races also differ in the size and weight of endocrine glands, and in the substance carried in the urine. The study of these variations has begun, and many readers who believe in the current dogma that all be­havioural differences are due to man’s unique capacity for learning will find this unpalatable, but the burden of proof is on them. If such differences are not related to the endocrine system, then man is indeed a unique animal.»[73]

Entscheidend ist diese Textstelle vor allem aus dem Grund, weil sie die Skepsis gewisser Wis­senschaftlerkreise, nämlich all jener, die der Meinung sind, dass nicht Individuen, sondern ganze Bevölkerungsgruppen (Rassen) genetisch prädisponiert bzw. vorbelastet sind, gegenüber der Boas’schen Ansicht gut zum Ausdruck bringt. Des Weiteren wird in dieser Passage eine Methode sichtbar, die von vielen Wissenschaftlern aus der Eugenik-Bewegung angewandt wurde, nämlich die Übertragung von kulturellen bzw. individuell angelegten Charaktereigenschaften wie das Temperament eines Menschen auf ganze Bevölkerungsgrup­pen, mit dem Hinweis darauf, dass diese Charaktereigenschaften erblich angelegt und de­mentsprechend übertragbar seien.

Obwohl sich keine konkreten Belege hinsichtlich einer Teilnahme Coons an den politischen Diskussionen bezüglich der Aufhebung bzw. Beibehaltung der Segregation finden lassen, hat er dennoch einen entscheidenden wissenschaftlichen Beitrag für die Belange dieser Gruppe geliefert. Verstärkt wurde sein Einfluss auch aus dem Grund, weil The Origin of Races in eine politisch brisante Phase der Bürgerrechtsbewegung hineinplatzte und den Gegnern dieser Bewegung «wissenschaftlich» fundierte Argumente für die Zurückgebliebenheit der schwar­zen Rasse brachte.[74]

Doch nicht alle Historiker sind der Meinung, dass Coon keinerlei direkten Einfluss auf die Verfechter der Segregation hatte. Beispielsweise schreibt der an der Rutgers Universität ar­beitende Psychologieprofessor William H. Tucker in seinem 2002 erschienen Buch über die Machenschaften des Pioneer Fund, dass Coon zumindest indirekt die Befürworter der Ras­sentrennung unterstützt habe. So soll der im Fall Stell v. Savannah-Chatham County Board of Education aus dem Jahr 1963 aussagende wissenschaftliche Experte Wesley C. George, der ein Verfechter der Rassentrennung und ein vehementer Gegner des Brown -Urteils war, die Arbeiten von Coon zitiert haben, indem er darauf hinwies, dass die schwarze Rasse eine nie­drigere Intelligenz aufweise als die weisse, da sie später auf der Evolutionsstufe des Homo sapiens angekommen sei. Dabei habe Coon den im Hintergrund agierenden und koordinierenden Befürworter der Segregation, Carleton Putnam, beraten.[75] Auch Jackson berichtet von einem regen Gedankenaustausch in den 1960er Jahren zwischen Coon und Put­nam, der soweit ging, dass Coon Putnam riet, den Namen Madison Grant in seiner Publikation Race and Reason zu vermeiden, da dieser Name negative Assoziationen beim Lesepublikum provozieren könnte.[76]

Diese Beispiele machen deutlich, dass Coons Behauptung, wonach die afrikanische Rasse später ins Zeitalter des Homo sapiens eingetreten sei und dementsprechend sich durch einen niedrigeren Zivilisationsgrad verglichen mit der kaukasischen und mongoloiden Rasse auszeichne, als ein willkommener, wissenschaftlich fundierter Beweis für die attestierte Rück­ständigkeit der afro-amerikanischen Bevölkerung und Kultur angesehen worden war.[77] Zudem liess sich Coons Evolutionstheorie optimal mit all jenen psychologischen Studien kom­binieren, die eine mangelnde Intelligenz der schwarzen Bevölkerung festgestellt hatten. Die bereits oben erwähnte Gleichung von Demny «Schwarze = SklavInnen = Angehörige einer minderwertigen Rasse»[78] konnte aus Sicht der Befürworter der Segregation dank den anthro­pologischen und archäologischen Forschungsarbeiten und Auswertungen von Carleton S. Coon ein weiteres Mal wissenschaftlich untermauert und im Feldzug gegen das Brown -Urteil verwendet werden.

4.2 Carleton Putnam

4.2.1 Biographische Daten und Schriften

Carleton Putnam stammte aus einer namhaften [79] und wohlhabenden Familie Neu-Englands ab. Unter seinen Vorvätern finden sich illustre Namen wie Israel Putnam, der als Erster General unter George Washington gedient hat, und Rufus Putnam, der als Gründer der Ohio-Kolonie in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Carleton Putnam selber wurde im Jahr 1902 ge­boren. Er studierte an der Princeton Universität Geschichte und Politische Wissenschaften (Abschluss 1920) und an der Columbia Universität Rechtswissenschaften (Abschluss 1932). Anstatt als Rechtsanwalt tätig zu werden, gründete er 1933 die Transportgesellschaft Pacific Seabord Air Lines, welche die Strecke zwischen Los Angeles und San Francisco entlang der pazifischen Küstenroute flog. 1934 bekam die Fluggesellschaft den Zuschlag für die Route Chicago-New Orleans via Memphis, Tennessee. Im Jahr 1935 änderte sie ihren Namen in Chicago and Southern Air Lines und flog fortan auch Passagiere. Putnam präsidierte diese Fluggesellschaft insgesamt während 15 Jahren bis sie 1953 mit der Delta Air Corporations zu Delta Air Lines fusionierte, in der er als «chairman of the board» arbeitete. Putnam zog sich Mitte der 1950er Jahre aus dem aktiven Fluggeschäft zurück, siedelte in den Bundesstaat Vir­ginia um, wo er sich daran machte, eine Biographie über Theodore Roosevelt zu verfassen. Das erste, von Kritikern gelobte Buch des in Aussicht gestellten vier Bände umfassenden Werks erschien 1958 unter dem Titel Theodore Roosevelt: The Formative Years. Es blieb bei diesem einen Buch, denn Putnam begann sich fortan für die «protection of white civiliza­tion»[80] einzusetzen. Aufgebracht wegen eines unausgewogenen Leitartikels über die Schulintegrationsdebatte in der September-Ausgabe des Magazins Life aus dem Jahr 1958, begann Putnam seine «zweite» Karriere als glühender Verfechter der Rassentrennung, was er in Form des Briefeschreibens an die Adressen verschiedenster Zeitungen und politischer Persönlichkeiten (Präsident Eisenhower, Generalstaatsanwalt William P. Rogers, Präsident Johnson) zu tun pflegte. Motiviert durch die vielen positiven Rückmeldungen, die ihn infolge seiner verfassten Briefe an Eisenhower und Rogers erreicht hatten, schrieb er daraufhin ein Buch, das 1961 unter dem Titel Race and Reason: A Yankee View erschien und für einige Fu­rore sorgte. 1967 folgte ein zweites, thematisch eng verwandtes Buch namens Race and Reality. Carleton Putnam starb 1998 im Alter von 96 Jahren in Charlottesville, Virginia.

4.2.2 Carleton Putnam: Race and Reason

Das 1961 veröffentlichte Buch Race and Reason von Carleton Putnam ist in zwei Teile ge­gliedert. Im ersten, kürzeren Teil bilden die von Putnam verfassten Briefe an Präsident Eisen­hower (1958) und an den Generalstaatsanwalt der Eisenhower-Administration William Pierce Rogers (1959) den konzeptionellen Rahmen. Im zweiten, ausführlicheren Teil beantwortet Putnam Fragen, die nach der Veröffentlichung seiner Briefe in verschiedenen Zeitungen (Commercial Appeal in Memphis und Richmond Times-Democrat) an ihn gerichtet worden sind.[81] Obwohl Race and Reason kein wissenschaftliches Buch im engeren Sinn darstellt und auch keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt, ist es dennoch signifikant, weil darin viele rassentheoretische Elemente zur Sprache kommen, die von den Verfechtern der Rassen­trennung in ihrem Sturmlauf gegen das Brown -Urteil immer wieder ins Feld geführt worden sind. Aus diesem Grund erstaunt es nicht, dass z.T. bekannte Akademiker wie R. Ruggles Gates, Henry E. Garrett, R. Gayre of Gayre und Wesley C. George, die in ihren wissen­schaftlichen Arbeiten stets die Minderwertigkeit der schwarzen Rasse und die Gefahr der Durchmischung der Rassen betonen und zu beweisen versuchen, das Vorwort zu Race and Reason geschrieben haben. In diesem Vorwort heben die Autoren hervor, dass sie sowohl an die Verschiedenheit der Rassen glauben, als auch die Leugnung dieser Tatsache als eine (be)drohende Gefahr am Horizonte der Menschheit sehen:

«We, as signatories of this introduction (…) believe that statesman and judges today fre­quently tale positions based upon an inadequate knowledge of the facts so far as they relate to the nature of man (…) We believe on the contrary that there are vast areas of differences within mankind not only in physical appearance, but in such matters as adaptability to varying environments and in deep psychological and emotional qualities, as well as in mental ability and capacity for development. We are of the opinion that in ignoring these depths of differ­ence modern man and his political representatives are likely to find themselves in serious dif­ficulties sooner or later.»[82]

Die angesprochenen Rassenunterschiede und die wissenschaftlichen Belege dazu werden auch von Putnam im Buch stets angesprochen. So verweist er auf Forschungsabeiten von Dr. Audrey Shuey, Dr. Tanser, Dr. Frank McGurk und Dr. Henry Garrett[83], die alle herausgefun­den haben wollen, dass schwarze Menschen durchschnittlich einen niedrigeren Intelligenz­quotient aufweisen als weisse.[84] Ferner zitiert er das Buch External Morphology of the Pri­mate Brain (1950) des Wissenschaftlers Cornelius J. Connolly, der angeblich signifikante Unterschiede bezüglich des Gehirnaufbaus zwischen kaukasischen und afro-amerikanischen Menschen festgestellt hat. Nach Ansicht Putnams vermögen nun diese Unterschiede die man­gelnde Intelligenz der Afro-Amerikaner zu erklären.[85]

Die Gefahr, die sich gemäss Putnam aus dieser Faktenlage ableiten lässt und die mit der fort­schreitenden Desegregation im Süden der Vereinigten Staaten weiter zugenommen hat, be­steht in der unumkehrbaren Durchmischung der weissen mit der schwarzen Rasse, was den Entwicklungsstand der weissen Rasse verringern bzw. ihre qualitative Zusammensetzung vermindern würde. Im Brief an Generalstaatsanwalt William Rogers schreibt er dazu:

«The essential question in this whole controversy is whether the Negro, given every conceiv­able help regardless of cost to the whites, is capable of full adaptation to our white cililization within a matter of a few generations, or whether the record indicates such adaptation cannot be expected save in terms of many hundreds, if not thousands, of years, and that complete inte­gration of these races, especially in the heavy black belts of the South, can result only in a parasitic deterioration of white culture, with or without genocide.»[86]

In diesem Zitat wird gut sichtbar, dass Putnam die schwarze Rasse für minderwertig und un­terentwickelt hält. Als Beweis für die Unterentwicklung, die Zurückgebliebenheit und den mangelnden Zivilisationsgrad der schwarzen Rasse dient ihm immer wieder der Verweis auf die Situation im Kongo, denn «any man with two eyes in his head can observe a Negro settle­ment in the Congo, can study pure-blooded African in his native habitat as he exists when left on his own resources, can compare this settlement with London or Paris, and can draw his own conclusions regarding relative levels of character and intelligence – or that combination of character and intelligence which is civilization.»[87] Damit der Süden der Vereinigten Staaten nicht zu einem zweiten Kongo verkommt, muss nach der Logik Putnams der Prozess der «Mulattisierung» der weissen Rasse, der durch das Brown -Urteil in Gang gekommen ist, auf­gehalten und die Desegregation widerrufen werden.[88] Zudem habe der Süden Gebräuche und Umgangsformen mit der schwarzen Rasse entwickelt, «that took his limitations into conside­ration with a minimum of friction and a maximum of kindness».[89]

In Bezug auf das Brown -Urteil ist für Putnam klar, dass es auf der ideologischen Basis der Boas’schen Theorie gefällt worden ist und deshalb revidiert und bekämpft werden muss.[90] Franz Boas und die daraus entsprungene Schule der Kulturanthropologie, die er als «pseudo-scientific hoax»[91] bezeichnet, stellen für Putnam die Sündenböcke dar, die für das Zustande­kommen des Brown -Urteils verantwortlich sind, da sie das Gedankengut des «equalitaria­nism» verbreitet haben. Dieses Gedankengut bzw. die daraus entstandene Bewegung, «calling itself, here, Communism, there Marxism, somewhere else Socialism» versuche die Tatsache zu leugnen, «that the heart of the matter as regards race lay in the area of heredity.»[92] Dies zu leugnen, sei «a strange program based on total error»[93], nämlich anzunehmen, dass alle Men­schen und alle Rassen von Natur aus gleich in ihrer Kulturfähigkeit seien, was seiner Ansicht nach ja nicht stimmt, womit sich Putnams Argumentationskreis schliesst.

4.2.3 Tragweite der Schriften Putnams

Sowohl Putnams Brief an Präsident Eisenhower als auch das später verfasste Buch Race and Reason stiessen sowohl bei der Bevölkerung des Südens der Vereinigten Staaten, als auch bei Befürwortern der Rassentrennung und Gegnern des Brown -Urteils gleichermassen auf An­klang.[94] Bei der Verbreitung und Publikmachung seines Briefes half ihm der damalige Mana­ger der Zeitung Commercial Appeal in Memphis, Frank Ahlgren, der den Brief zusammen mit seinem eigenen Kommentar abdrucken liess. Ferner versandte Ahlgren Kopien des Briefes an verschiedene Zeitungsverleger in ganz Amerika, woraufhin viele Tageszeitungen der Süd­staaten den Brief veröffentlichten.[95] Als aber eine einzige, auflagenschwache Tageszeitung aus dem amerikanischen Norden den Brief mit einem negativen Kommentar abdruckte, for­mierte sich in Alabama das sogenannte Putnam Letter Committee, welches sich dafür ein­setzte, den Brief in Form eines bezahlten Inserats in namhaften Zeitungen des Nordens zu verbreiten.[96] In der Folgezeit erschien der Brief in 18 grossen Tageszeitungen des Nordens, so auch in der New York Times am 5. Januar 1959.[97] Erstaunt über den grossen Erfolg und moti­viert durch die vielen Rückmeldungen, die Putnam infolge der Verbreitung seines Briefes von Menschen aus dem Norden Amerikas erhalten hatte, schrieb er das Buch Race and Reason. Die Lancierung des Buches wurde von einer gewaltigen Medienkampagne unterstützt, die von dem in New York stationierten National Putnam Letters Committee, der Nachfolgeorganisa­tion des ersten Komitees, ausging. In diesem Komitee sassen Harry F. Weyher, John B. Trevor, Henry E. Garrett und Donald E. Swan, allesamt Akademiker und aktive Mitglieder der 1959 gegründeten IAAEE (International Association for the Advancement of Ethnology and Eugenics), dessen Ziel es war «to provide a scientific argument in opposition to the civil rights movement and to resuscitate the ideology of racial hygiene, which had lain lifeless since being discredited by exposure of the Third Reich’s atrocities.»[98] Das Komitee finan­zierte ein ganzseitiges Inserat in der New York Times book section und verschickte unzählige Werbebriefe an Wissenschaftler und Lehrpersonen.[99] Zudem wurden rund 10’000 Bücher di­rekt an Kongressabgeordnete, Lokalpolitiker, Richter, Anwälte, Gouverneure und Kleriker verschickt - zusammen mit 14’000 Exemplaren an Wissenschaftler aus verschiedenen Diszip­linen.[100] Finanziert wurde dieses teure Unterfangen von einem Mann namens Wickliffe Preston Draper, dem offiziellen Gründer und Geldgeber des Pioneer Fund. Diese Stiftung war 1937 aus Kreisen der Eugenik-Bewegung und von Anhängern der Idee einer Repatriierung der schwarzen Bevölkerung aus der Taufe gehoben worden, mutierte aber im Verlauf der 1950er und 1960er Jahre zur Hauptfinanzierungsquelle des wissenschaftlich betriebenen Ras­sismus in den USA.[101] Unzählige Forschungsprojekte und Wissenschaftler wurden (und wer­den) von dieser Stiftung finanziell unterstützt, genauso wie sie die Verbreitung von Büchern und Briefen sponserte. Der Psychogieprofessor William Tucker, der die Geschichte des Pioneer Fund recherchiert hat, kommt zum Schluss, dass «by the time of his death in 1972, Draper’s money had become the most important and perhabs the world’s only funding source for scientists who still believed that white racial purity was essential for social progress.»[102] Mit dieser tat- und finanzkräftigen Organisation im Nacken erstaunt es nicht, dass innerhalb von 6 Monaten 60’000 Exemplare von Race and Reason verkauft worden waren. Putnam wurde zum Ehrenbürger von Birmingham und New Orleans ernannt, der Governeur von Mis­sissippi führte gar einen Race and Reason -Tag ein und der Staat Louisiana kaufte 5000 Buch­exemplare «for reading not only by students in many high school and college courses but also by educational officials.»[103] Zudem trat Putnam als Redner in unzähligen Staaten des Südens auf.[104]

Doch nicht nur die Bevölkerung des Südens schien sich für die Schriften Putnams zu interes­sieren, auch akademische Kreise reagierten auf das Buch Puntams. So verabschiedete die American Anthropological Association (AAA) im November 1961 eine Resolution, welche besagte, «that there is no scientifically established evidence to justify the exclusion of any race from the rights guaranteed by the Constitution of the United States.»[105] Auch die Ameri­can Association of Physical Anthropologists (AAPA) zog im Mai 1962 mit einer Resolution nach, in der sie explizit den Inhalt von Race and Reason verurteilte.[106] Ferner fand eine hitzige Auseinandersetzung in der Zeitschrift Science statt, als sich das AAAS Committee on Science in the Promotion of Human Welfare auf den Vorwurf Putnams einliess, wonach das Brown -Urteil nicht auf rechtlicher Basis, sondern auf Basis falscher empirischer Fakten zu­stande gekommen sei.[107] Aufgrund dieses Artikels entstand ein sich über mehrere Ausgaben erstreckender Leserbriefwechsel, in dem zahlreiche Psychologen, Biologen und Anthropolo­gen Stellung zu den Vorwürfen Putnams bezogen.[108]

Abschliessend kann gesagt werden, dass Putnams Ansichten insbesondere in denjenigen Staaten des amerikanischen Südens, die unmittelbar vom Brown -Urteil betroffen waren, grosse Unterstützung fanden. Mit der finanziellen Hilfe des Pioneer Fund und dessen Zweig­stellen konnten seine Briefe und Bücher einem breiten Publikum bekannt und zugänglich gemacht werden, wodurch sich die Sponsoren wiederum Unterstützung für ihre Anliegen, nämlich die Beibehaltung der Rassentrennung, die Revision des Brown -Urteils und die Ver­hinderung der Gleichstellung zwischen weissen und schwarzen Bürgerinnen und Bürger, er­hofften. Nachdem jedoch die US-Regierung unter Präsident Johnson die Anliegen der Bürger­rechtsbewegung aufnahm und im Laufe der 1960er Jahre verschiedene Bürgerrechtsgesetze verabschiedet wurden, verstummte auch die Stimme Carleton Putnams zusehends bis sie schliesslich ganz von der politischen und wissenschaftlichen Bildfläche verschwand.[109]

5. Schlussbetrachtungen

Ausgangspunkt dieser Arbeit war die These, dass sich sowohl der in Amerika immer wieder aufflackernde Rassenhass, als auch der wissenschaftlich betriebene Rassismus, sowie die in den Südstaaten während Jahrzehnten vorherrschende Rassentrennung nur vor dem Hinter­grund der Geschichte des nordamerikanischen Systems der Sklaverei verstehen lässt. Anhand der Entstehungs- und Institutionalisierungsgeschichte des Systems der nordamerikanischen Sklaverei sollte aufgezeigt werden, aus welchen Gründen sich die spezifische Form der chattel slavery in den Südstaaten entwickelt hat, in welchen Phasen dieser Prozess stattfand und wie die Verschmelzung zwischen dem Sklavenstatus und der Rassekategorie eingetreten ist. Es liess sich zeigen, dass eine graduelle Verschiebung von einem ursprünglich in der christlichen Religion angelegten missionarischen Erziehungseifer hin zur wissenschaftlich betriebenen Rassenforschung stattgefunden hat; gleichzeitig im Verlauf des 17., 18. und 19. Jahrhunderts die Sklaverei in den Südstaaten institutionell verankert und auf Dauer abge­sichert wurde. Peu à peu wurde auf diese Weise ein Herrschaftssystem aufgebaut, das sich durch klar definierte Grenzziehungen auszeichnete und Zuordnungsmuster gemäss der Haut­farbe aufstellte. Damit einher ging eine Entrechtlichung der afro-amerikanischen Bevölkerung und eine Bevorrechtlichung der weissen, anglo-amerikanischen Oberschicht. Doch dieses Diskriminierungs- und Unterdrückungssystem musste immer wieder argumentativ gerechtfer­tigt und wissenschaftlich untermauert werden, insbesondere im Zuge der im 19. Jahrhundert einsetzenden Abolitionismus-Bewegung und der graduellen Sklavenbefreiung im Norden der USA. Diese Rechtfertigungsgrundlage wurde in zunehmendem Masse von gewissen Wissen­schaftsdisziplinen und Akademikerkreisen geliefert, die sich die Erforschung der menschli­chen Rassen auf die Fahne geschrieben hatten und an die Unterentwicklung der Afro-Ameri­kaner glaubten. Obwohl der amerikanische Bürgerkrieg und die Reconstruction die Sklaverei formell abschaffte, hielt dieser Zustand nicht lange an. Die Südstaaten erliessen immer neue Gesetze, die die Rechte der schwarzen Bevölkerung beschnitten. Zudem erhob das US-Bun­desgericht 1896 im Fall Plessy v. Ferguson die «separate but equal»-Doktrin zum Verfas­sungsgrundsatz. Die Segregation war dadurch geboren, und der Afro-Amerikaner bzw. die Afro-Amerikanerin war wieder BürgerIn zweiter Klasse. Dieser Zustand hielt bis ins Jahr 1954 an, als das Bundesgericht in einem wegweisenden Entscheid die vorherrschende «sepa­rate but equal»-Doktrin im Bereich des öffentlichen Erziehungswesens für verfassungswidrig erklärte. Dieses sogenannte Brown -Urteil provozierte in den Südstaaten einen Sturm der Ent­rüstung; von einer zweiten Reconstruction war gar die Rede. Auf der anderen Seite begrüssten Bürger- und Menschenrechtsorganisationen das Brown -Urteil und forderten die Weiterfüh­rung bzw. Ausdehnung der Desegregation. In diese politische und gesellschaftliche Stim­mungslage fielen die Arbeiten von Carleton S. Coon und Carleton Putnam. Der Wissen­schaftler Coon, der ein Vertreter der Theorie der Polygenese war, lieferte mit seinen Interpre­tationen und Schlussfolgerungen den Verfechtern der Segregation die nötige Munition, um das Brown -Urteil torpedieren und die Segregation rechtfertigen zu können. Putnam, der die geheimen Machenschaften einer von Franz Boas initiierten Verschwörung für das Zustande­kommen des Brown -Urteils verantwortlich sah, polarisierte dank seiner medialen Präsenz, was durch die finanzielle und logistische Unterstützung des Pioneer Fund ermöglicht wurde. So betrachtet transformierte Putnam die wissenschaftliche Debatte in eine politische Ausei­nandersetzung, die zwischen Befürwortern und Gegnern der Segregation ausgetragen wurde.[110] Doch weder die Ideen Coons noch das politische Engagement Putnams vermochten den ins Rollen geratenen Prozess der Desegregation und der Ent-Diskriminierung aufzuhalten. Am 2. Juli 1964 unterzeichnete Präsident Johnson den Civil Rights Act, wodurch die Desegre­gation in allen Bereichen des politischen, ökonomischen und sozialen Lebens Einzug hielt.[111]

6.Literaturverzeichnis

6.1 Monographien

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6.2 Zeitschriftenartikel

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6.3 Internetquellen

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Behrendt, Siri/ Kirrstetter, Jana Tanja: Franz Boas 1858-1942. Im Internet unter: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~tkirrste/franz_boas.html (10.1.05).

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Homepage der Princeton Universität: http://www.princeton.edu/~paw/archive_old/PAW97-98/15-0520/0520mem.html (5.1.05)

Homepage NAACP. http://www.naacp.org/about/about_history.html (10.1.05).

Plessy v. Ferguson, 163 U.S. 537 (1896). Im Internet unter: http://usinfo.state.gov/usa/infousa/facts/democrac/33.htm (20.12.04).

Rodney King and the LA Riots. Im Internet unter: http://www.racerelations.about.com/od/lariots/ (5.1.05);

Rodney King Riots. Outrage turns to violence after four L.A. cops are acquitted of brutality. Im Internet unter: http://www.time.com/time/newsfiles/rodneyking/ (5.1.05).

Slavery in the Capital. Im Internet unter: http://www.loc.gov/exhibits/treasures/trm009.html (6.1.05).

[...]


[1] Vgl. Biography of Dr. Condoleezza Rice. National Security Advisor. Im Internet unter: http://www.whitehouse.gov/nsc/ricebio.html (18.12.04).

[2] Zu nennen ist hier der Civil Rights Act aus dem Jahr 1964, in dem es heisst: «Sec. 201. (a) All persons shall be entitled to the full and equal enjoyment of the goods, services, facilities, privileges, advantages, and accommo­dations of any place of public accommodation, as definded in this section, without discrimination or segregation on the ground of race, color, religion, or national origin.» Civil Rights Act. U.S. Statues at Large 78 (1964). Im Internet unter: http://www.usinfo.state.gov/usa/infousa/facts/democrac/39.htm (2.12.04).

[3] Diese Debatte wurde in den 1950er und -60er Jahren unter der englischen Bezeichnung «nature vs. nurture» ausgetragen. Vgl. Kottak, Conrad Phillip: Cultural Anthropology. 6th Edition. New York 1994, S. 7f.

[4] Erwähnt sei hier der Aufstand in der Stadt Los Angeles am 29. April 1992, als bekannt wurde, dass die vier wegen schwerer Körperverletzung angeklagten (weissen) Polizisten des Los Angeles Police Department (L.A.P.D.) vom Gericht frei gesprochen worden waren. Ausgangspunkt war ein schwerer körperlicher Übergriff der vier Polizisten am Afro-Amerikaner Rodney King, was auf Video aufgenommen und im nationalen Fernse­hen ausgestrahlt wurde. In der Nacht des 29. Aprils 1992 starben 53 Menschen in Los Angeles, ca. 10’000 Per­sonen wurden verletzt, 2300 Personen verhaftet und es entstand ein Sachschaden von einer Milliarde US-Dollar. Vgl. Rodney King and the LA Riots. Im Internet unter: http://www.racerelations.about.com/od/lariots/ (5.1.05); Vgl. Rodney King Riots. Outrage turns to violence after four L.A. cops are acquitted of brutality. Im Internet unter: http://www.time.com/time/newsfiles/rodneyking/ (5.1.05).

[5] Allen, Theodore W.: Die Erfindung der weissen Rasse. Rassistische und soziale Kontrolle. Bd. 1. Berlin 1998.

[6] Vgl. Müller, Jost. In: Ebd., S. 8.

[7] Ebd.

[8] Vgl. Allen, Theodore W.: Die Erfindung der weissen Rasse, S. 25ff.

[9] Vgl. Ebd., S. 26, 37.

[10] Vgl. Müller, Jost. In: Ebd., S. 16.

[11] Die englische Bezeichnung chattel slavery wird für die in Nordamerika typische Ausprägung der Sklaverei gebraucht, die sich dadurch auszeichnete, dass Sklaven als bewegliche Güter (deutsche Übersetzung des Wortes chattel heisst Ware) angesehen wurden, mit denen gehandelt werden konnte. Vgl. Demny, Oliver: Rassismus in den USA. Historie und Analyse einer Rassenkonstruktion. Münster 2001, S. 31.

[12] Hening, William Waller: The Statutes at Large. Being a Collection of all the Laws of Virginia, from the First Session of the Legislature in the Year 1619. Vol. 1. New York 1823. Im Internet unter: http://www.law.du.edu/russell/lh/alh/docs/virginiaslaverystatutes.html (20.12.04).

[13] Smith, Robert C.: Racism in the Post-Civil Rights Era. Now You See it, Now You Don’t. New York 1995, S. 8.

[14] Wie solche Erziehungs- und Strafmassnahmen bei Zuwiderhandlungen auszusehen hatten, wird in Artikel XXXIV konkret ausformuliert: «And if any slave resist his master, or owner, or other person, by his or her order, correcting such slave, and shall happen to be killed in such correction, it shall not be accounted felony; but the master, owner, and every such other person so giving correction, shall be free and acquit of all punishment and accusation for the same, as if such accident had never happened: And also, if any negro, mulatto, or Indian, bond or free, shall at any time, lift his or her hand, in oppostion against any christian, not being negro, mulatto, or In­dian, he or she so offending, shall, for every such offence, proved by the oath of the party, receive on his or her bare back, thirty lashes, well laid on; cognizable by a justice of the peace for that county wherein such offence shall be committed.» Hening: a.a.O.

[15] Dem amerikanischen Politologen Robert C. Smith dient der universalistische Glaubens- und Wissensanspruch der christlichen Religion als Erklärungsansatz für den missionarischen Erziehungseifer der Europäer. Zu einem Gedicht des englischen Literaten Rudyard Kipling, der Afrikaner als «sullen peoples, half devil and half naked» (The White Man’s Burden) bezeichnet, schreibt Smith: «Numerous accounts of African society and culture were reiterated so as to establish the European’s burden to civilize the savages. One of these has its origins in Christi­anity’s universalistic, proselytizing ethos, which requires that non-Christians, savage or not, be brought into the fold. It was this monotheistic notion that there was only one true, universal religion and that the duty of all good Christians was to spread the ‘word’ throughout the world that lay at the core of its aggressive racism. (…) But while Christianity may have been hostile to all other religions (Islam, Judaism, Hinduism, and so on), it was most extreme toward the religions of Africa and the Native Americans, arguing that they were either defective or indeed not religions at all.» Smith: a.a.O., S. 9.

[16] Hening: a.a.O.

[17] Demny: a.a.O., S. 31.

[18] Ebd.

[19] In Virginia wurde dies durch den «Act declaring the Negro, Mulatto, and Indian slaves within this dominion, to be real estate» von 1705 vollzogen. Vgl. Hening: a.a.O.

[20] Vgl. Demny: a.a.O., S. 31; vgl. Slavery in the Capital. Im Internet unter: http://www.loc.gov/exhibits/treasures/trm009.html (6.1.05).

[21] Diese Einschätzung vertritt auch der Soziologe van den Berghe, der den historischen Institutionalisierungs- und Unterwerfungsprozess folgendermassen kommentiert: «Racism was congruent with prevailing forms of capitalist exploitation, notably with slavery in the New World and incipient colonial expansion in Africa. There is no question that the desire to rationalize exploitation of non-European peoples fostered the elaboration of a complex ideology of paternalism and racism, with its familiar themes of grownup childishness, civilizing mis­sion, atavistic savagery, and arrested evolution.» Van den Berghe, Pierre L.: Race and Racism. A Comparative Perspective. New York 1967, S. 16f.

[22] In Anlehnung an Meillassoux bezeichnet Allen diesen Vorgang der Entrechtlichung und Desozialisierung einer Gruppe als die bewusste Herbeiführung des sozialen Tods. Vgl. Allen: a.a.O., S. 37f.

[23] Demny: a.a.O., S. 53.

[24] Hund, Wulf: Rassismus. Die soziale Konstruktion natürlicher Ungleichheiten. Münster 1999, S. 33. In: Demny: a.a.O., S. 54f. Zum gleichen Schluss kommt auch Alexander O. Boulton, der in einem Aufsatz in der Zeitschrift American Quarterly zur unheilvollen Verschränkung von Sklaverei und Rasse schreibt: «American racial slavery was of an entirely different type. By making physical distinctions the identifying mark of the slave, emancipation alone could not end one’s servile status. Perhabs most importantly, this stigma now extended not only through the course of one’s own lifetime but also through all of one’s progeny. Both slavery and race thus supported one another; each became an impermeable category, a fixed status like a Platonic essence or a univer­sal law of nature.» Boulton, Alexander O.: The American Paradox. Jeffersonian Equality and Racial Science. In: American Quarterly, Vol. 47, Nr. 3, September 1995, S. 470.

[25] Vgl. Smith: a.a.O., S. 12.

[26] Abolitionismus ist die Bezeichnung für die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei. 1783 begannen die britischen Abolitionisten mit öffentlichen Kampagnen, was zum Verbot des Sklavenhandels (1807) in den britischen Kolonien führte. Die militante Bewegung des Abolitionismus organisierte sich jedoch mit Schwer­punkt im Norden der USA im Zusammenhang mit den Reformbestrebungen des 19. Jahrhunderts. Vgl. Meyers grosses Taschenlexikon in 24 Bänden, Bd. 1, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1995, S. 34.

[27] Demny: a.a.O., S. 40.

[28] Die Grenze zwischen Pennsylvania und Maryland wurde nach den beiden Vermessern Charles Mason und Jeremia Dixon benannt. Diese Linie trennte später die SklavInnenhalterstaaten von den sklavInnenfreien Bundesstaaten. Vgl. Ebd., Anmerkung 18, S. 266.

[29] Die graduelle Sklavenbefreiung bestand darin, dass «alle nach einem bestimmten Datum geborenen Kinder von Sklavinnen ab einem gewissen Lebensjahr, bis zu dem sie ihren Besitzern unentgeldlich zu dienen hatten, ihre Freiheit erhielten. Dies führte zum langsamen Absterben der Sklaverei in diesen Gebieten.» Ebd., S. 40.

[30] Van den Berghe: a.a.O., S. 27.

[31] Heider, Ulrike: Schwarzer Zorn und weisse Angst. Reisen durch Afro-Amerika. Frankfurt am Main 1996, S. 33. Zu den Schädelvermessern schreibt Heider: «Die unverblümtesten Rassisten aber konnte man unter den Schädelvermessern finden, jenen Quacksalbern, die in den 40er und 50er Jahren mit Schädelabdrücken, Schauta­feln und phrenologischen Broschüren ausgerüstet übers Land zogen, Vorlesungen hielten und gegen Gebühren Schädel analysierten. Ihre Rassenlehre war ganz auf direkte Anwendbarkeit abgestimmt. Sie charakterisierten die Neger als von Natur aus unterwürfig, gutmütig, dumm, faul, unfähig zu höherem moralischem Urteil und zu langfristigem Planen, aber auch als kindhaft fröhlich, spontan und musikalisch.» Ebd., 34.

[32] Ebd., S. 32.

[33] Ebd.

[34] Vgl. Ebd.; vgl. Bernasconi, Robert (ed.): American Theories of Polygenesis. Bristol 2002, S. v-xiii. Im Internet unter: http://www.thoemmes.com/science/polygenesis_intro.htm (20.12.04).

[35] Heider: a.a.O, S. 22.

[36] Vgl. Demny: a.a.O., S. 114.

[37] Ebd.

[38] Dass die Reconstruction und die von der Union aufoktroyierten Zusatzartikel in den Südstaaten als illegitim empfunden und deshalb nicht akzeptiert wurden, wird von den Verfechtern der später eingeführten Segregation immer wieder hervorgehoben. Carleton Putnam beispielsweise, der im nächsten Kapitel behandelt wird, schrieb in einem Brief an Präsident Eisenhower zu diesem Thema: «This also may be moot, but again it seems clear that for 94 years – from the horrors of Reconstruction through the Supreme Court’s desegregation decision – the North has been trying to force the black man down the white Southerner’s throut, and it is a miracle that relations between the races in the South have progressed as well as they have.» Putnam, Carleton: Race and Reason. A Yankee View. Washington D.C. 1961, S. 9.

[39] Vgl. Garraty, John A.: A Short History of the American Nation. 6th Edition. New York 1993, S. 272. In diesem 15. Zusatzartikel heisst es wörtlich: «The right of citizens of the United States to vote shall not be denied or abridged by the United States or by any State on account of race, color, or previous condition of servitude.» The Constitution of the United States. In: Garraty: a.a.O., A-10.

[40] Vgl. Ebd., S. 91; vgl. Boulton: a.a.O., Anmerkung 56, S. 492.

[41] Vgl. Demny: a.a.O., S. 117.

[42] Vgl. Ebd., S. 116; vgl. Garraty: a.a.O., S. 270f.

[43] Garraty beschreibt die Terrormethoden des Ku Klux Klans und den daraus resultierenden Teufelskreis für die schwarze Bevölkerung folgendermassen: «Gradually it became respectable to intimidate black voters. Beginning in Mississippi in 1874, terrorism spread through the South. Instead of hiding behind masks and operating in the dark, these terrorists donned red shirts, organized into military companies, and paraded openly. The Mississippi red-shirts seized militant blacks and whipped them publicly. When blacks dared to fight back, heavily armed whites easily put them to rout. In other states similar resultas followed. Terrorism fed on fear, fear on terrorism. White violence led to fear of black retaliation and thus to even more brutal attacks. The slightest sign of resis­tance came to be seen as the beginning of race war, and when the blacks suffered indignities and persecutions in silence, the awareness of how much they must resent the mistreatment made them appear more dangerous still. Thus self-hatred was displaced, guilt suppressed, aggression justified as self-defense, individual conscience sub­merged in the animality of the mob. Before long the blacks learned to stay home on election day.» Garraty: a.a.O., S. 278.

[44] Der Name Jim Crow rührt angeblich daher, dass um 1830 der Strassenkünstler Thomas Rice sein Gesicht mit Kohle bemalte und zum Lied «jump Jim Crow» sang und tanzte. Vgl. Davis, Ronald L.F.: Creating Jim Crow. Im Internet unter: http://www.jimcrowhistory.org/history/creating2.htm (10.1.05).

[45] Vgl. Van den Berghe: a.a.O., S. 88f. Der Staat Georgia machte beispielsweise 1877 das Wahlrecht der afro-amerikanischen Bevölkerung von einer Kopfsteuer abhängig und Louisiana erliess eine Grandfather Clause, «bei der Schwarze, die wählen wollten, nachweisen mussten, dass schon ihr Grossvater wahlberechtigt gewesen war» (Demny: a.a.O., S. 144), was nicht bewiesen werden konnte, da ihre Grossväter nicht wahlberechtigte Sklavenarbeiter gewesen waren.

[46] Die Civil Rights Cases von 1883 hoben das 1875 in Kraft getretene Bürgerrechtsgesetz, welches die Diskriminierung von Schwarzen in der Öffentlichkeit verboten hatte, mit dem Argument der Verfassungswidrig­keit auf. Vgl. Garraty: a.a.O., S. 286; vgl. Demny: a.a.O., S. 142.

[47] Vgl. Garraty: a.a.O., S. 286; vgl. Demny, a.a.O., S. 143. In der Urteilserklärung zum Fall Plessy vs. Ferguson vollzieht Bundesrichter Brown die folgenschwere Unterscheidung zwischen Recht und soziale Realität. Seine Argumentationsweise lautete dabei: «If the two races are to meet upon terms of social equality, it must be the result of natural affinities, a mutual appreciation of each other's merits and a voluntary consent of individu­als...Legislation is powerless to eradicate racial instincts or to abolish distinctions based upon physical differ­ences, and the attempt to do so can only result in accentuating the difficulties of the present situation. If the civil and political rights of both races be equal one cannot be inferior to the other civilly or politically. If one race be inferior to the other socially, the Constitution of the United States cannot put them upon the same plane...» Plessy v. Ferguson, 163 U.S. 537 (1896). Im Internet unter: http://usinfo.state.gov/usa/infousa/facts/democrac/33.htm (20.12.04).

[48] Heider: a.a.O., S. 23.

[49] Der aus New York stammende Zoologe Madison Grant, dessen Buch The Passing of the Great Race, or the Racial Basis of European History 1916 erschien und einen hohen Absatz fand, machte den Aspekt der Rassen­durchmischung und -degeneration zum Schwerpunkt seines Buches. Grant gilt als Begründer des «racial nati­vism» in den USA und war begeisterter Anhänger der Eugenik-Bewegung. Seine zentrale These lautete, dass «the Nordic race, although the superior subspecies, was heading toward destruction as a result of war, climate, alcoholism, disease, voluntary race suicide, and, in the United States, intermixing with inferior stock.» Alexan­der, Charles C.: Prophet of American Racism. Madison Grant and the Nordic Myth. In: Phylon, Vol. 23, Nr. 1, 1962, S. 78.

[50] Vgl. Van den Berghe: a.a.O., S. 89.

[51] Hinsichtlich des wachsenden Stellenwerts der Psychologie bei der Erforschung von Rassenunterschieden schreibt Robert Smith: «From the 1900s to the 1930s or 1940s (…) psychology was, as one observer said, ‘the most powerful weapon in the arsenal of the racist.’ The fundamental premise of the research that sought to show that blacks were inherently inferior may be stated in terms of the ‘hereditarian doctrine’, which asserted that given the obvious inherited differences in physical traits between the races – skin color, hair texture, facial fea­tures – and the manifest differences in levels of social and economic development between races, it might be that these latter differences were also inherited.» Smith: a.a.O., S. 14.

[52] In der soziologischen Systemtheorie Luhmanns spricht man von einem autopoietischen, d.h. sich selbst herstellenden und stabilisierenden System. Vgl. Esser, Hartmut: Soziologie. Allgemeine Grundlagen. 2. durchge­sehene Auflage, Frankfurt/Main 1996, S. 532ff.

[53] Diesbezüglich das wohl beeindruckendste Projekt war die 1950 von der UNESCO initiierte Erziehungs- und Informationskampagne hinsichtlich des Begriffs «Rasse». Das Resultat dieser Kampagne war das von 14 nam­haften Experten aus der Anthropologie und Genetik herausgearbeitete Statement on the Nature of Race and Race Differences, welches 1951 erschien. Zweck dieser Erklärung war eine genaue, interdisziplinär abgestützte Defi­nition des Begriffs «Rasse», um Klarheit schaffen und einer erneuten Instrumentalisierung dieses Begriffs durch Wissenschaft und/oder Politik vorbeugen zu können. Vgl. Comas, Juan: “Scientific” Racism Again? In: Current Anthropology, Vol. 2, Nr. 4, Oktober 1961, S. 304ff.

[54] Der genaue Wortlaut des Gerichtsurteils lautet folgendermassen: «Segregation of white and colored children in public schools has a detrimental effect upon the colored children. The impact is greater when it has the sanction of the law, for the policy of seperation the races is usually interpreted as denoting the inferiority of the negro group. A sense of inferiority affects the motivation of a child to learn. Segregation with the sanction of law, therefore, has a tendency to [retard] the educational and mental development of negro children and to deprive them of some of the benefits they would receive in an racial[ly] integrated school system. (…) We conclude that, in the field of public education, the doctrine of ‘separate but equal’ has no place. Separate educational facilities are inherently unequal.» Brown v. Board of Education, 347 U.S. 483 (1954). Im Internet unter: http://www.nationalcenter.org/brown.html (5.1.05). Es muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass sich dieses Bundesgerichtsurteil nur auf den Erziehungs- und Schulbereich bezog. Andere öffentliche Einrichtungen wie etwa Restaurants oder Warteräume wurden vom Urteil nicht tangiert. Vgl. Garraty: a.a.O., 492.

[55] Am 12. Februar 1909 wurde die National Association of the Advancement of Colored People (NAACP) von amerikanischen Bürgerrechtlern wie Ida Wells-Barnett, W.E.B. DuBois, Henry Moscowitz, Mary White Ovington, Oswald Garrison Villiard, William English Walling aus der Taufe gehoben. Ziel der NAACP war es «to renew the struggle for civil and political liberty». Im Internet unter: http://www.naacp.org/about/about_history.html (10.1.05).

[56] Biographische Daten stammen aus: Coon, Carleton S.: The Origin of Races. Third Edition. New York 1963; Bright, Stephanie: Carleton Coon. Im Internet unter: http://www.mnsu.edu/emuseum/information/biography/abcde/coon_carlton.html (10.1.05); Jackson, John P.: “In Ways Unacademical”. The Reception of Carleton S. Coon’s The Origin of Races. In: Journal of the History of Biology, Nr. 34, 2001, S. 247-285.

[57] Im 1980 erschienenen Buch A North Africa Story: The Anthropologist as a OSS agent beschreibt Coon seine Tätigkeiten während des 2.Weltkriegs als Mitglied des OSS. Coon zeigt auf, wie er unter dem Vorwand anthro­pologischer Feldforschungsarbeiten Waffen zu französischen Widerstandstruppen nach Marokko schmuggelte. Vgl. Price, David: Lessons from Second World War anthropology. Peripheral, persuasive and ignored contributions. In: Anthropology Today, Vol. 18, Nr. 3, 2002, S. 17.

[58] Coon: a.a.O., S. ixf.

[59] Ebd., S. 658.

[60] Ebd., S. 3.

[61] Vgl. Ebd., S. 4.

[62] Ebd.

[63] Ebd.

[64] Ebd., S. 30. Bereits im Buch The History of Men vergleicht Coon sog. primitive Kulturen mit der Vorstufe des modernen Menschen: «Unless the snowman of the Himalayas is real and we can observe him from a helicopter, we have no chance of studying the social life of ape-men or half-brained men, and Rhodesian, Solo, an Nean­derthal have also vanished from the earth. We have only existing primitive forms of Homo sapiens and the living monkeys and apes to work with. The life of our earliest ancestors before the beginning of the Pleistocene can only be deduced from a comparison with these surviving social systems.» Coon, Carleton S.: The History of Man. From the first Human to Primitive Culture and Beyond. London 1955, S. 64.

[65] Coon: The Origin of Races, Bild XXXII.

[66] Ebd., S. 656.

[67] Vgl. Alland, Alexander: Race in Mind. Race, IQ, and Other Racisms. New York 2002, S. 57-78.

[68] Ebd., S. 58.

[69] Dobzhansky, Theodosius: Possibility that Homo Sapiens evolved independently 5 times is vanishingly small. In: Current Anthropology, Vol. 4, Nr. 4, Oktober 1963, S. 360.

[70] Vgl. Ebd., S. 364. In derselben Ausgabe kritisiert auch der berühmte Anthropologe Ashley Montagu das Buch von Coon, was ihn zu einer wütenden Antwort hinreissen liess: «Irresponsible and doctrinaire effusions, such as the one printed here, and Morris Opler’s review of my book in the New York Herald Tribune, do much to spread a poor impression among exact scientists of the competence and responsibility and dignity of anthropolo­gists, one which does us no good in the National Academy of Sciences and the National Science Foundation. All of this leads me to wonder if printing such rubbish is a proper use of funds supposed to be devoted to the support of anthropological research.» Coon, Carleton S.: Comments. In: Current Anthropology, Vol. 4, Nr. 4, Oktober 1963, S. 363.

[71] Dobzhansky: a.a.O., S. 365.

[72] Franz Boas, der von 1858 bis 1942 gelebt hat, gilt als Begründer der modernen Kulturanthropologie und Ethnologie. Boas, der in Deutschland aufwuchs, nach Amerika emigrierte und dort an der Colombia Universität Professor für Anthropologie wurde, studierte während Jahren die Lebensweise der Kwakiutl Indianer im Norden Vancouvers. Aus diesen Einsichten entwickelte er den sogenannten Kulturrelativismus. Zentral für diese Theorie ist die Annahme, dass der Mensch ein lernendes Individuum darstellt, der von seiner unmittelbaren Umwelt we­sentlich beeinflusst wird, was zur Herausbildung unterschiedlicher kultureller Lebensformen führt. Folglich darf auch keine Kultur als minderwertig oder niedrig angesehen, sondern muss als Produkt einer spezifischen, um­weltbedingten Entwicklungsgeschichte aufgefasst werden. Vgl. Kottak: a.a.O., S. 7, 14f.; vgl. Behrendt, Siri/ Kirrstetter, Jana Tanja: Franz Boas 1858-1942. Im Internet unter: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~tkirrste/franz_boas.html (10.1.05). Insbesondere die Anthropologen, die in den 1920er und 30er Jahren aus der Columbia Universität kamen, waren bekannt für ihren kulturrelativistischen Ansatz, wohingegen in Harvard der Fokus auf der traditionellen physischen Anthropologie lag. Vgl. Jackson: a.a.O., S. 248.

[73] Coon: The Origin of Races, S. 116.

[74] Vgl. Jackson 2001: a.a.O., S. 249.

[75] Vgl. Tucker, William H.: The Funding of Scientific Racism. Wickliffe Draper and the Pioneer Fund. Chicago 2002, S. 115.

[76] Vgl. Jackson: a.a.O., S. 255f.

[77] Zeitungen aus den Südstaaten sollen The Origin of Races wohlwollend betrachtet haben, wohingegen die Zei­tungslandschaft des Nordens der Vereinigten Staaten eher eine skeptische Haltung widerspiegelte. Vgl. Ebd., S. 249.

[78] Demny: a.a.O., S. 53.

[79] Biographische Daten stammen aus: Jackson: a.a.O.; Tucker: a.a.O.; Homepage der Princeton Universität unter: http://www.princeton.edu/~paw/archive_old/PAW97-98/15-0520/0520mem.html (5.1.05); Homepage Delta History unter: http://www.deltamuseum.org/History/main_delta_history.html (5.1.05).

[80] Jackson: a.a.O., S. 251.

[81] Vgl. Putnam: Race and Reason, S. 4; Vgl. Jackson: a.a.O., S. 251f.

[82] Gates, Ruggles R./ Garrett, Henry E./ Gayre of Gayre, R./ George, Wesley C.: Introduction. In: Putnam: Race and Reason, S. viif.

[83] In einem wissenschaftlich verfassten Buch über die wichtigsten Experimente in der Psychologie, schreibt der Autor und Psychologieprofessor Henry E. Garrett im Kapitel zu Francis Galton folgendes: «Probably no one would contend seriously that the Hottentots have shown the same capacity for achievement as have the European inhabitants of South Africa, or that Eskimos have shown the same aptitude for scientific invention as have, say, the modern Germans. In other words, Galton’s contention that there are native differences in intellect between races far removed on a scale of accomplishment would seem to be justified.» Garrett, Henry E.: Great Experiments in Psychology. Third Edition. New York 1980, S. 284.

[84] Putnam: Race and Reason, S. 25f., 40.

[85] Ebd., S. 41. In seinem zweiten, 1967 veröffentlichten Buch, Race and Reality, widmet Putnam ein ganzes Kapitel der Faktenlage bezüglich der Minderwertigkeit der schwarzen Rasse. Vgl. Putnam, Carleton: Race and Reality. Kapitel 3. Im Internet unter: http://www.jrbooksonline.com/putnam.htm (18.12.04).

[86] Putnam: Race and Reason, S. 27.

[87] Ebd., S. 7.

[88] Vgl. Ebd., S. 6; vgl. Tucker: a.a.O., S. 105. Diese Angst vor einer Durchmischung der beiden Rassen hat sich Putnam bei Madison Grant abgeschaut, den er im Übrigen bewunderte. Vgl. Jackson: a.a.O., S. 252.

[89] Putnam: Race and Reason, S. 21.

[90] Vgl. Ebd., S. 22ff.

[91] Ebd., S. 22.

[92] Ebd., S. 16.

[93] Ebd., S. 17.

[94] Vgl. Tucker: a.a.O., S. 102. Der Kommentar der Richmond Times Dispatch zum Buch von Putnam lautete: «Unlike many of his fellow-citizens in the North, [Puntam] understands and appreciates the problems with which the South has been confronted, was a result of the staggering series of Supreme Court edicts.» “A Northerner on the Race Issue”. In: Richmond Times Dispatch, 16. Oktober 1958, S. 14. Zitiert in Jackson: a.a.O., S. 251.

[95] Vgl. Tucker: a.a.O., S. 102; vgl. Jackson: a.a.O., S. 250f.

[96] Vgl. Jackson: a.a.O., S. 251f.

[97] Vgl. Ebd., S. 253; vgl. Tucker: a.a.O., S. 102.

[98] Tucker: a.a.O., S. 78.

[99] Vgl. Ebd., S. 105f.

[100] Vgl. Ebd., S. 106.

[101] Vgl. Tucker: a.a.O., Kapitel 2-4.; Vgl. Miller, Adam: The Pioneer Fund. Bankrolling the Professors of Hate. In: The Journal of Blacks in Higher Education, Nr. 6, Winter 1994-1995, S. 58.

[102] Tucker: a.a.O., S. 23.

[103] Ebd., S. 106; Vgl. Jackson: a.a.O., 259f.

[104] David Duke, der den Ku Klux Klan in den 1970er Jahren wieder aufleben liess, bezeichnete Putnams Buch als «the book that would change my life (…) Race and Reason made me realize another legitimate scientific view­point existes.» Duke, David: My Awakening. A Path to Racial Understanding. Convington LA 1998, S. 33, 36. Zitiert in Jackson: a.a.O., S. 259.

[105] Press Release on the 60th Annual Meeting of the American Anthropological Association, Box E7, Folder “AAA, 1962, #2” Margaret Mead Papers, Manuscript Division, Library of Congress, Washington DC. Zitiert in Jackson: a.a.O., S. 263.

[106] Vgl. Ebd., S. 265.

[107] Vgl. AAAS Committee on Science in the Promotion of Human Welfare: Science and the Race Problem. In: Science, Vol. 142, No. 3592, 1. November 1963, S. 558-561; vgl. Black, Isabella: Race and Unreason. Anti-Negro Opinion in Professional and Scientific Literature since 1954. In: Phylon, Vol. 26, Nr. 1, 1965, S. 65-79.

[108] Vgl. Science, Vol. 142, No. 3598, 13. Dezember 1963, S. 1419-1420; vgl. Science, Vol. 143, No. 3604, 24. Januar 1964, S. 306-308; vgl. Science, Vol. 143, No. 3609, 28. Februar 1964, S. 913-915; vgl. Science, Vol. 143, No. 3617, 24. April 1964, S. 365.

[109] Vgl. Jackson: a.a.O., S. 280.

[110] Vgl. Jackson: a.a.O., S. 264.

[111] Vgl. Backgrounder on the Civil Rights Act. Im Internet unter: http://usinfo.state.gov/usa/infousa/facts/democrac/39.htm (2.12.04).

Final del extracto de 36 páginas

Detalles

Título
White vs. Black: Wissenschaftliche Argumente für die Rassentrennung in den USA
Universidad
University of Zurich
Autor
Año
2005
Páginas
36
No. de catálogo
V109594
ISBN (Ebook)
9783640077731
ISBN (Libro)
9783640115723
Tamaño de fichero
611 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
White, Black, Wissenschaftliche, Argumente, Rassentrennung
Citar trabajo
Robert van de Pol (Autor), 2005, White vs. Black: Wissenschaftliche Argumente für die Rassentrennung in den USA, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109594

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