Schiller, Friedrich - Kabale und Liebe - Ein bürgerliches Trauerspiel


Exposé / Rédaction (Scolaire), 2006

19 Pages, Note: 14 Punkte


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Einleitung

2 Autor und Zeit

3 Inhalt
3.1 Personen
3.2 Werkaufbau und Verlauf
3.2.1 Erster Akt
3.2.2 Zweiter Akt
3.2.3 Dritter Akt
3.2.4 Vierter Akt
3.2.5 Fünfter Akt

4 Interpretationen
4.1 „Kabale und Liebe“ als Spiegel der Zeit
4.2 „Kabale und Liebe“ als gesellschaftskritisches Drama
4.3 „Kabale und Liebe“ als Tragödie

5 Schluss

7 Literaturverzeichnis

Vorwort

Die folgende Arbeit setzt sich mit dem bürgerlichen Trauerspiel „Kabale und Liebe“ auseinander. Dabei sollen die verschiedenen Charaktere genauer beleuchtet und die tragische Handlung interpretiert werden. Gleichfalls wird diese Arbeit das Leben Friedrich Schillers und die Verhältnisse seiner Zeit offen legen.

Ziel dieser Ausführungen ist es, dem Leser das Werk näher zu bringen und die Hintergründe der Entstehung aufzuzeigen.

1 Einleitung

„Kabale und Liebe“ ist ein bürgerliches Trauerspiel, welches 1783 entstanden ist. Der damals erst 24-jährige Friedrich Schiller hat sich von den Motiven und Figuren vorausgegangener Dramen inspirieren lassen. So orientiert sich die Handlung an Wagners „Die Reue nach der Tat“ und die Züge verschiedener Hauptpersonen finden sich in Werken wie „Die Kindermörderin“ oder „Julius von Tarent“ von Johann Anton Leisewitz wieder. Auch Lessings Dramen „Miss Sara Sampson“ und „Emilia Galotti“ waren Vorbild für Schillers Trauerspiel.

„Kabale und Liebe“ ist trotz seiner altertümlichen Sprache ein zeitloses Stück. Der Generationskonflikt, das Scheitern einer Liebe an gesellschaftlichen Diskrepanzen als auch der Gegensatz zwischen individuellen Interessen und gesellschaftlichen Normen bieten dem Leser ein umfangreiches Identifikationsmuster. Auch außerhalb des deutschsprachigen Raumes ist Schillers Drama von Bedeutung. Bereits 1795 wurde es ins Englische und 1800 ins Französische übersetzt. Das Interesse an Schiller ist in den letzten 200 Jahren keineswegs verloren gegangen. So schrieb die Weltwoche am 22. September 1988:

„Gegen Schiller scheint kein Kraut gewachsen. Er wirkt auch nach 200 Jahren immer noch kraftvoll und kühn. Seine Sprache ist unverbraucht, pathetisch und respektlos, die Intrige, klug durchdacht und spannend, funkelnd von bösem Zynismus, und die Charaktere der einzelnen Personen sind so scharf beobachtet, daß das bürgerliche Trauerspiel eigentlich nur noch gut gespielt zu werden brauchte, um einen packenden Abend zu garantieren.“

2 Autor und Zeit

Um das Jahr 1800 war Deutschland in viele kleine Staaten aufgeteilt. Die französische Revolution war gerade erst beendet und die Ständegesellschaft in Deutschland fest etabliert. Die absolutistischen Herrscher regierten und lebten nach dem Vorbild des Versailler Hofes. Sie feierten Feste, veranstalteten Bälle und organisierten Jagden. Die zahlenmäßig größere Landbevölkerung war dem Adel wehrlos unterworfen und weite Teile des Landes stark verarmt. So auch Württemberg, in welchem Johann Christoph Friedrich Schiller am 10. November 1759 als Sohn des Militärwundarztes J. C. Schiller geboren wurde. Seine Kindheit verbrachte er in ärmlichen Verhältnissen. Er besuchte die Dorfschule und nahm Lateinunterricht beim Gemeindepfarrer. Im Jahr 1873 wurde er auf Befehl des Herzogs von Württemberg auf die Militärakademie in Stuttgart versetzt. Während er dort Rechte und Medizin studierte schrieb er sein erstes Drama „Die Räuber“. Als er 1781 sein Studium beendete, wurde er als Regimearzt in Stuttgart eingesetzt. Sein Gehalt reichte jedoch kaum zum Leben und so ließ er noch im selben Jahr „Die Räuber“ von geborgtem Geld drucken und herausgeben. Ohne Erlaubnis reiste Friedrich schließlich 1782 zur Uraufführung und wurde dafür vom Herzog mit 14 Tagen Arrest bestraft. Zusätzlich hat man ihm weitere schriftstellerische Tätigkeiten untersagt, in dessen Resultat Schiller nach Mannheim flüchtete. In den folgenden Jahren reiste er durch weite Teile Deutschlands, schrieb „Kabale und Liebe“ und begann einen regen Briefwechsel mit Christian Gottfried Körner aufzubauen, in dessen Ergebnis Schiller 1785 nach Leipzig reiste, um ihn zu besuchen. Körner verhalf Schiller aus der finanziellen Notlage und reiste mit ihm durch verschiedene Städte. Im Jahr 1787 kam Schiller nach Weimar, wo er zunächst Herder und Wieland kennen lernte. Im folgenden Jahr begegnete er zum ersten Mal Goethe und erhielt eine Professur in Jena. Sein Lehramt als Historiker blieb jedoch unbezahlt. 1790 wurde Friedrich Schiller zum Hofrat ernannt und heiratete Charlotte von Lengenfeld. In den folgenden Monaten erkrankte Schiller erstmalig lebensgefährlich. Er erlitt Zusammenbrüche, krampfartige Hustenanfälle und Ohnmachten, von denen er sich zeitlebens nicht mehr erholte. Im Jahr 1794 folgte Goethe einer Einladung Schillers, sich an der Zeitschrift „Die Horen“ zu beteiligen. Diese zweite Begegnung führte letztendlich zu einer noch heute sehr umstrittenen Freundschaft. Zwei Jahre später wird Friedrichs erster Sohn geboren und noch im selben Jahr stirbt sein Vater. In den folgenden Jahren wird sein zweiter Sohn und seine erste Tochter geboren. Die Familie Schiller musste 1799 schließlich das kleine Haus in Jena verlassen und zog in das heutige Schillerhaus nach Weimar. Viele lebensgefährliche Erkrankungen zeichneten die letzten Jahre Schillers bis er schließlich am 9. Mai 1805 starb.

3 Inhalt

3.1 Personen

Die Personen des bürgerlichen Trauerspiels kommen aus zwei distanzierten Ebenen. So wird die bürgerliche Welt mit der des Adels gegenübergestellt. Die Personenkonstellation stellt damit ein Konfliktpotential für die folgende Handlung bereit.

Miller ist der Vater von Luise und stammt aus der bürgerlichen Welt. Er ist ein ehrbarer und aufrechter Stadtmusikus und steht für die christlichen Glaubensgrundlagen. So hält er die Ständeordnung für gottgegeben und kann sich eine Verflechtung der Stände durch eine eventuelle Heirat nicht vorstellen. Gegenüber seiner Frau verhält er sich recht grob und versucht seine familiäre Machtposition zu waren. Zu seiner Tochter Luise hingegen pflegt er eine sehr herzliche und enge Beziehung. Er bietet seine ganze Autorität auf, um seine Tochter in Sicherheit zu wissen. Luise erwidert das Verhältnis zu ihrem Vater. Sie hat sich seiner christlichen Erziehung angenommen und stellt somit ein selbstbewusstes bürgerliches Mädchen dar. Ihre innige Beziehung zu Ferdinand sorgt für eine Verbindung der adeligen Welt mit der bürgerlichen Welt. Ferdinand, welcher als zukünftiger Präsident das Erbe seines Vaters antreten soll, verabscheut die Welt des Adels und fühlt sich zu Luise hingezogen. Für Luise entsteht damit ein innerer Konflikt. Sie weis zum einen, dass sie die Ständeebenen nicht überschreiten darf, ist aber zum anderen in Ferdinand verliebt. Für Ferdinand ergibt sich ebenfalls ein Konflikt. Religion spielt in seinem Leben zwar keine allzu große Rolle, jedoch versucht Ferdinand vergeblich, eine feste Position in der Gesellschaft zu finden. Von dem bürgerlichen Miller wird er als zukünftiger Schwiegersohn abgelehnt und die Welt es Adels ist ihm zuwider.

Im Gegensatz zu ihrem Mann unterstützt Frau Miller die Beziehung zwischen ihrer Tochter und dem Sohn des Präsidenten. Sie erhofft sich einen gesellschaftlichen Aufstieg und gerät deshalb immer wieder in Streit mit Miller.

Der Vater Ferdinands ist fest in die Welt des Adels verankert. Sein Amt hat er durch einen Mordanschlag erhalten. Werte und liebevolle Beziehungen stellt er unter seinen Machterhalt. Er ist bestrebt, seine Macht weiter auszubauen und nimmt dafür auch Opfer in kauf. Unterstützung erhält der Präsident vom Hofmarschall von Kalb. Dieser fühlt sich dem Präsidenten angehörig und legt viel Wert auf Reichtum und Luxus. Er stellt eine wichtige Schlüsselrolle in den Intrigen dar. Eine weitere Person der adeligen Welt ist Lady Milford. Sie ist als ausländische Weise nach Deutschland gekommen und ist durch eine Liebesbeziehung zum Herzog in die Welt des Adels aufgestiegen. Der Präsident strebt eine Vermählung der Lady mit seinem Sohn Ferdinand an. Für die Lady, welche starke Gefühle zu Ferdinand besitzt, ist dies eine ideale Grundlage, um ihrem Geliebten näher zu kommen.

Als Vermittler zwischen den beiden Ständen wird der Sekretär des Präsidenten angesehen. Er stammt ebenfalls aus der bürgerlichen Welt und möchte Luise heiraten. In Ferdinand sieht er einen gefährlichen Konkurrenten, den er mit Hilfe seiner Position am Hof beiseite schaffen will. Er zählt somit als Begründer der aufkommenden Intrigen, die sich gleichfalls positiv auf das Leben des Präsidenten auswirken sollten.

3.2 Werkaufbau und Verlauf

Das Drama ist in fünf Akte gegliedert. Man spricht bei „Kabale und Liebe“ deshalb von einem Ziel- oder Konfliktdrama. Dies ist die gewöhnlichste Form des Fünf-Akt-Dramas. Nach der Exposition, der Vorgeschichte, beginnt ein Konfliktgeschehen, welches sich bis zum Höhepunkt steigert, um dann nach einem Umschwung auf eine Lösung zuzusteuern, die in der Tragödie den Charakter einer Katastrophe hat.

Im Folgenden soll nun die Handlung dargestellt werden. Zitate werden am Ende einer Feststellung dabei jeweils mit der Seitenzahl und der dazugehörigen Zeilenzahl gekennzeichnet, z.B. Seite eins / Zeile zwei ® (1/ 2).

3.2.1 Erster Akt

Der erste Akt hat die Eigenschaft einer Vorgeschichte. Der Leser wird mit dem Thema vertraut gemacht und lernt erste Personen kennen. Dabei lässt sich bei genauerem Hinsehen bereits ein beginnender Konfliktaufbau erkennen.

Zu Beginn des ersten Aktes findet man sich im Haus des Stadtmusikus Miller wieder. Er und seine Frau sind in einen Streit über Luises Liebhaber Ferdinand geraten. Während Miller diese Beziehung auf das Strengste verurteilt (3/ 19) verteidigt seine Frau die Beiden (4/ 9-12). Wurm, der Sekretär des Präsidenten, unterbricht den Streit der Eheleute und beginnt ein Gespräch mit dem Vater Luises. Er drückt ihm gegenüber seinen Wunsch, Luise zu heiraten, aus (5/ 34-35) und erhofft sich dazu die Hilfe des Vaters (7/ 26-27). Miller lehnt seine Hilfe jedoch ab und ist der Meinung, dass er seiner Tochter keinen Liebhaber aufschwatzen kann (7/ 28-30). Frau Miller vertritt ebenfalls diese Ansicht. Somit ergibt sich der erste Konflikt. Wurm sieht in Ferdinand einen ernstzunehmenden Konkurrenten und sucht Unterstützung bei Ferdinands Vater, dem Präsidenten. Der Präsident, der die Ernsthaftigkeit dieser Beziehung nach kurzer Zeit erkennt, lässt die Vermählung seines Sohnes mit Lady Milford ausrufen. Dadurch erhofft er sich, die Sicherung seiner Macht. Hofmarschall von Kalb unterstützt ihn bei seinem Vorhaben und informiert die ganze Stadt von einer bevorstehenden Hochzeit.

Der erste Akt endet mit einem Gespräch zwischen Ferdinand und seinem Vater. Ferdinand drückt seine Ablehnung gegenüber der Lady aus (18/ 23-27), erhält dafür jedoch keine Unterstützung des Vaters. Viel eher befiehlt er seinem Sohn, Lady Milford zu besuchen und ihr persönlich die Nachricht der baldigen Vermählung zu überliefern.

3.2.2 Zweiter Akt

Der Anfang des zweiten Aktes spielt in den Räumen der Lady Milford, welche ungeduldig auf das Erscheinen Ferdinands wartet. Währenddessen verrät sie ihrer Kammerdienerin Sophie, dass ihr die Welt des Adels zuwider ist (21/ 16-21).

In der folgenden Szene erscheint der Kammerdiener des Herzogs mit einem Schmuckkästchen, um es der Lady als Hochzeitsgeschenk zu überreichen. Lady Milford, welche von dem Schmuck überwältigt zusein scheint (23/ 33-34), erkundigt sich nach dem Wert dieses Geschenkes. Als der Kammerdiener daraufhin von dem Verkauf der Landeskinder nach Amerika berichtet, ist die Lady zutiefst erschüttet und lässt das Geschenk zu Geld machen, um es ärmeren Familien zukommen zu lassen (25/ 9-14). Ferdinand, der inzwischen den Hof der Lady erreicht hat, unterbricht das Geschehen. Er tritt der Lady sehr frostig und beleidigend gegenüber, um sie von den Heiratsplänen abzubringen (26/ 35). Zudem berichtet er von seiner Liebe zu Luise. Die Lady lässt diese Tatsache jedoch gänzlich unberührt und sie plant nun die Hochzeit Ferdinands zu erzwingen, um sich nicht vor dem Volk zu blamieren, indem sie die bereits angekündigte Vermählung absagen lässt. Der dramatische Konflikt wird somit bestärkt.

Im zweiten Teil des Aktes findet sich der Leser im Hause Miller wieder, in welchem große Aufregung herrscht. Miller befürchtet einen Konflikt mit den Autoritäten durch die Beziehung seiner Tochter zum Major Ferdinand. Ferdinand tritt in das Geschehen und berichtet Luise von der geplanten Vermählung. Zugleich macht Miller Ferdinand Vorwürfe, sie nur ausgenutzt zu haben (35/ 9-19). Der Präsident tritt in das Geschehen ein, beschimpft Luise als Hure und will sie festnehmen lassen.

Die Nachricht der Vermählung und die Beschimpfungen durch den Präsidenten führen letztendlich zu einer inneren Erschütterung Luises. Der Nährboden für eine Intrige ist somit geschaffen.

Ferdinand verhindert zum Ende der Szene die Festnahme Luises, indem er seinem Vater droht, die Geheimnisse des Hofes aufzudecken.

Der zweite Akt stellt somit den dramatischen Knoten des Dramas dar. Er sorgt für eine Zuspitzung des Konfliktes und deckt erste Unstimmigkeiten der adeligen Welt auf.

3.2.3 Dritter Akt

Der dritte Akt beginnt mit einem Gespräch zwischen Wurm und dem Präsidenten. Nachdem die Festnahme Luises und die Vermählung Ferdinands mit der Lady fehlgeschlagen sind, brüten beide nun über eine weitere Intrige. Wurm, der die Schwachstellen in der Beziehung zwischen dem adeligen Major und der bürgerlichen Luise genau kennt, plant Misstrauen zwischen den Liebenden zu erwecken. Dazu will er die Eifersucht Ferdinands und die Vaterbindung Luises ausnutzen, indem er Miller einsperren und in Ferdinand die Vermutung eines Konkurrenten um Luise aufkommen lässt. Wurm gilt somit als der eigentliche Initiator der zweiten überaus größeren Intrige. Als vermeintlicher Geliebter Luises soll der Hofmarschall von Kalb fungieren.

Während der Präsident und sein Sekretär die Kabale ausarbeiten, geraten Luise und Ferdinand in einen Streit. Luise, welche ein Überschreiten der gottgegebenen Standesschranken nicht mehr verantworten kann, möchte die Verbindung zu Ferdinand beenden (49/ 1-2). Dies führt zum Misstrauen Ferdinands an Luises wahrer Liebe zu ihm. Er vermutet den Grund für die Trennung in einem weiteren Liebhaber. Diese Vermutung Ferdinands bietet den idealen Nährboden für die von Wurm ausgearbeitete Intrige. Luise ist angreifbar geworden, da sie durch innere Konflikte völlig zerstört zu sein scheint und in Ferdinand ist bereits Misstrauen erweckt worden.

Zum Ende des dritten Aktes erscheint Wurm bei Luise und setzt sie davon in Kenntnis, dass ihre Mutter und ihr Vater eingesperrt sind und den Vater ein Prozess auf Leben und Tod erwartet (35/ 41). Zugleich zeigt er ihr einen Weg auf, wie sie ihre Eltern retten könnte. Er verlangt, dass sie einen Liebesbrief schreibt, den er ihr diktieren würde. Da Luises Eltern ihr ein und alles sind, schreibt sie diesen Brief und erfüllt somit den ersten Teil der Intrige. Außerdem verlangt er eine eidliche Verpflichtung, über das Zustandekommen des Briefes zu schweigen. Der Brief wird dem Hofmarschall von Kalb zugesteckt, welcher ihn für Ferdinand sichtbar liegen lässt. Als Ferdinand den Brief findet, fühlt er sich in seiner Vermutung, dass Luise einen Nebenbuhler hat, bestätigt. Die von Wurm initiierte Kabale ist schließlich aufgegangen.

Der dritte Akt verkörpert in seinem Handlungsverlauf den Höhepunkt der Kabale. Das tragische Missverständnis, welches durch den Liebesbrief an von Kalb aufgekommen ist, verursacht den Umschwung der Handlung ins Tragische.

3.2.4 Vierter Akt

Zu Beginn des vierten Aktes kommt es zu einem Streit zwischen Ferdinand und dem Hofmarschall von Kalb. Ferdinand will ihn zur Rede stellen und verlangt eine Erklärung. Als von Kalb erscheint, ist Ferdinand so erzürnt, dass er ihn zu einem Duell auf Leben und Tod herausfordert. In seiner Angst deckt von Kalb die ganze Intrige auf und behauptet nie etwas mit Luise zu tun gehabt zu haben. Ferdinand lässt schließlich ab von seinen Mordgedanken und hat vor lauter Wut nicht mitbekommen, was von Kalb ihm erzählt hat. Ferdinand ist nun so aufgebracht, dass er von seinem Vorhaben Luise töten zu wollen berichtet. Der Präsident, der bereits erfahren hat, dass Ferdinand den Brief fand, spielt plötzlich vor seinem Sohn den liebevollen Vater. Scheinheilig willigt er der Ehe zwischen ihm und Luise ein. Damit versucht der Präsident sich mit seinem Sohn gut zustellen.

Währenddessen folgt Luise einer Einladung zur Lady Milford. Die Lady will sie zum einen beeindrucken und zum anderen demütigen. Als Luise erscheint, lässt sie jedoch all der Reichtum und Prunk kalt. Zudem lehnt sie selbstbewusst eine von der Lady angebotenen Stelle als Kammerjungfer ab. Dies war ein Plan der Lady, um Luise nach ihrer Vermählung mit Ferdinand eifersüchtig machen zu können, indem Luise sich fortwährend in der Nähe von Ferdinand und der Lady aufhalten hätte müssen. Als Lady Milford bemerkt, dass sie Luise in keinster Weise demütigen bzw. beeindrucken kann, zerfällt ihr äußeres Erscheinungsbild. Mit Drohungen und Versprechungen will sie Luise zum Verzicht auf ihren Liebhaber bewegen (69/ 5-9; 30.37). Luise verzichtet auf die ganzen Versprechungen und weist die Vorwürfe entschieden zurück. Das Gespräch lässt sie jedoch nicht unberührt, denn in der folgenden Szene verleit sie ihren Selbstmordgedanken Ausdruck. Die Lady, die sich ihrer wehrlosen Position bewusst geworden ist, entsagt dem Herzog und verlässt das Land.

Der vierte Akt lässt das Ende noch völlig offen. Zwar kommen bei Ferdinand als auch bei Luise Mordgedanken auf, aber dadurch, dass Lady Milford die Spielfläche verlässt, ist ein vorzeitiges Ende genauso zu vermuten. Der vorletzte Akt gilt somit als retardierendes Moment.

3.2.5 Fünfter Akt

Der fünfte Akt beinhaltet das Ende der Tragödie, welches sich in einer Katastrophe widerspiegelt. Luise, die sich im Hause Miller befindet, wird nur knapp durch ihren Vater vom Selbstmord abgehalten, was wiederum auf ein gutes Ende deutet. Ferdinand der im Folgenden die Szenerie betritt, lässt sich die Echtheit des Briefes bestätigen. An diesem Punkt hätte Luise die Intrige aufdecken können, fühlt sich jedoch durch ihren starken Glauben dem Eid verpflichtet und schweigt weiterhin. Somit ist das Ende weiter hinausgezögert. Miller wird von Ferdinand zu seinem Vater geschickt, um ihm einen Brief zu übermitteln. Währenddessen vergiftet Ferdinand die Limonade, um seinem und ihrem Leben ein Ende zu setzten. Als Beide getrunken haben, macht Ferdinand seiner Luise Vorwürfe (98/ 6-8) und kündigt ihr den baldigen Tod an. Das Ende ist nun nicht mehr abwendbar. Im selben Moment bricht Luise ihr Schweigen über das Zustandekommen des Briefes und berichtet von der ganzen Intrige. Ferdinand, dessen Hass auf Luise nun völlig abgeklungen ist, kann sie und sich selbst jedoch nicht mehr retten. Das tragische Ende ist somit nicht mehr rückgängig zu machen. Luise stirbt und Ferdinands Vater der Präsident erscheint mit Wurm, Miller und seiner Gefolgschaft. Als der Präsident das Unheil erkennt, bittet er seinen Sohn um Vergebung. Dies ist der erste Moment in der gesamten Tragödie, dass eine Vater- Sohn Beziehung zu erkennen ist. Beide vergeben sich und Ferdinand stirbt. Nach seinem Tod beschuldigt der Präsident Wurm, Hauptinitiator der Tragödie zu sein (94/ 20-21). Wurm weist die Vorwürfe von sich und kündigt an, die gesamten Intrigen und Machenschaften des Hofes der Justiz zu melden.

Der fünfte Akt verkörpert das tragische Ende. Die Wahrheit wurde zwar ans Licht gebracht, jedoch war es zu spät, um die Situation umzukehren. Sieger des Dramas ist letztendlich die bürgerliche Tugend. Die Machenschaften der adeligen Welt führten zum Ende einer Liebe und zum Verlust zweier Menschen.

4 Interpretationen

4.1 „Kabale und Liebe“ als Spiegel der Zeit

Das bürgerliche Trauerspiel „Kabale und Liebe“ bietet einen kleinen Einblick in die Zeit Schillers. Seine Figuren gestaltete er zum Teil nach realen Vorbildern. So entspricht die Person des Herzogs dem damaligen Herzog Karl Eugen, der zur damaligen Zeit Friedrichs Württemberg regierte. Er war ein absolutistischer Herrscher und seine ca. 600 000 Untertanen mussten den 2000 Personen großen Hof finanzieren. Er war absoluter Machtinhaber und das damalige Volk erwies ihm viel Respekt. Obwohl der Herzog in Schillers Drama nie persönlich auftritt, wird er von den übrigen Personen mächtig und absolutistisch dargestellt. Ein weiteres reales Vorbild war der damalige leitende Minister des Herzogs. Er ist durch gefälschte Briefe in sein Amt gelangt und stellt somit ein Typus für Schillers Präsidenten dar, welcher durch einen Mordanschlag in sein Amt gekommen ist. Die Lady Milford ähnelt der damaligen Mätresse des Karl Eugens Franziska von Hohenheim.

Des Weiteren stellt Schillers Tragödie die Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen seiner Zeit dar. In den Residenzstädten bildete sich eine neue bürgerliche Schicht, bestehend aus Ärzten, Juristen, Pfarrern aber auch Künstlern heraus. Die großen Haushaltsfamilien wurden durch neue kleinbürgerliche Familien abgeschafft, wie sie die Familie Miller in „Kabale und Liebe“ verkörpert. Zusätzlich kommt es zu einem Wandel der Werte. So war es nicht mehr üblich, dass die Ehe durch die Eltern vermittelt wurde. In Schillers Drama will Miller Luise zwar von Ferdinand abbringen, schreibt ihr aber keinen weiteren Ehepartner vor.

Die Ständerordnung bleibt jedoch erhalten und auch eine Heirat über die Standesschranken hinweg war noch nicht möglich. Die Ständegesellschaft wird von Schiller in seinem Drama trotz dessen aufs Schärfste kritisiert, wie eine genauere Betrachtung der Gesellschaftskritiken in der Tragödie zeigt.

4.2 „Kabale und Liebe“ als gesellschaftskritisches Drama

„Kabale und Liebe“ kritisiert, wie im vorherigen Abschnitt angedeutet, die aus der Ständegesellschaft hervorgegangene absolutistische Willkürherrschaft. Die absolutistischen Herrscher interessieren sich nicht für das Befinden des Volkes, wie die Geschichte des Verkaufes der Landeskinder nach Amerika ausdrückt. Zudem wird der Adel als eine egozentrische Schicht dargestellt. Für den Erhalt ihrer Macht, setzten sie sich über andere Interessen skrupellos hinweg. Diese Gleichgültigkeit zu anderen Menschen drückt Schiller in dem Präsidenten aus, der nur durch einen Anschlag die Machtposition erlangt hat und Ferdinand gegen dessen Willen mit Lady Milford verheiraten will.

Die Gegenposition zur adeligen Welt stellt der Bürgersmann Miller dar. Er ist ein grundehrlicher Bürger, der nach den Glaubensgrundsätzen des Christentums lebt. So hält er die Ständeordnung für gottgegeben.

Kritik an den Standesschranken drückt Schiller in der Liebe zwischen Ferdinand und Luise aus, die auf Grund der Standesunterschiede zerstört wird. Zudem verurteilt er die Geburtsvorrechte privilegierter Stände.

„Kabale und Liebe“ ist eines der ersten gesellschaftskritischen Tragödien seiner Zeit und besitzt aus diesem Grund eine besondere Bedeutung für die Literaturgeschichte.

4.3 „Kabale und Liebe“ als Tragödie

Die Handlung des Dramas ist durchzogen von vielen tragischen Ereignissen und Wendungen. Zusätzlich verursacht ein großes Missverständnis den Umschwung auf ein tragisches Ende.

Zu Beginn der Handlung wird bereits Luises Konflikt deutlich. Sie wurde nach den strengen Normen des Christentums erzogen und kann demzufolge keine Beziehung mit Ferdinand eingehen. Ihr Entschluss sich von Ferdinand zu trennen, ruft in ihm Eifersucht auf einen vermeintlichen Liebhaber hervor. Diese ohnehin schon tragische Wendung wird durch eine Kabale von dem Präsidenten und Wurm bestärkt. Luise soll einen Liebesbrief an einen fiktiven Liebhaber schreiben, welcher Ferdinand zugespielt wird. Sie muss zudem auf die Bibel schwören, über das Zustandekommen des Briefes zu schweigen. Als Ferdinand den Brief findet, entsteht ein großes Missverständnis. Das Ende der Handlung steuert auf eine Katastrophe zu, da Ferdinand bereits von einem geplanten Mord an Luise spricht. Währenddessen regen sich in Luise Selbstmordgedanken, die die Ernsthaftigkeit des Geschehens untermauern.

In den letzten Szenen hätte Luise die Intrige aufdecken können, wenn ihre Religion sie nicht daran gehindert hätte. Da sie auf die Bibel geschworen hat, ist es für sie unvorstellbar den Schwur zu brechen. Die Katastrophe ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr rückgängig zu machen, da Ferdinand im nächsten Zug die Limonade vergiftet. Als Luise und Ferdinand bereits von dem Gift getrunken haben, kommt die Wahrheit über den Brief ans Licht und das Missverständnis wird aufgedeckt. Dies unterstreicht noch einmal die Tragik der Handlung, da Luise und Ferdinand nun unumgänglich dem Tod gewidmet sind.

„Kabale und Liebe“ ist einer der vielen Vertreter des bürgerlichen Trauerspiels. Die Protagonisten der Tragödie stammen nun nicht mehr alleine aus der Welt des Adels, sondern aus der bürgerlichen Welt. Die Tragik entfaltet sich nicht aus den Schicksalsschlägen des Adels, sondern hauptsächlich aus denen des Bürgertums.

5 Schluss

Die Arbeit hatte die Aufgabe das bürgerliche Trauerspiel „Kabale und Liebe“ von Johann Christoph Friedrich Schiller genauer zu beleuchten. Dabei sollten die Figurenkonstellationen und die einzelnen tragischen Ereignisse genauer betrachtet und interpretiert werden. Zudem hatten die Ausführungen die Aufgabe, die Tragödie unter besonderen Gesichtspunkten, wie zum Beispiel der Gesellschaftskritik, genauer zu untersuchen.

7 Literaturverzeichnis

Völkl, Bernd:

„Lektüreschüssel: Friedrich Schiller; Kabale und Liebe“

Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH und Co., 2003

Schiller, Friedrich:

„Kabale und Liebe“

Husum / Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 61 Heft

www.wikipedia.de

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Schiller, Friedrich - Kabale und Liebe - Ein bürgerliches Trauerspiel
Université
Real Centro Universitario Maria Cristina
Cours
Deutsch Leistungskurs
Note
14 Punkte
Auteur
Année
2006
Pages
19
N° de catalogue
V109881
ISBN (ebook)
9783640080595
Taille d'un fichier
476 KB
Langue
allemand
Mots clés
Schiller, Friedrich, Kabale, Liebe, Trauerspiel, Deutsch, Leistungskurs
Citation du texte
Felix Bock (Auteur), 2006, Schiller, Friedrich - Kabale und Liebe - Ein bürgerliches Trauerspiel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109881

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