Niklas Luhmanns Systemtheorie im Fokus


Dossier / Travail de Séminaire, 2004

33 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Schaubild

1. Einleitung

2. Niklas Luhmann

3. Systemtheorie und Systeme
3.1. Systeme und deren Abgrenzung zur Umwelt
3.1.1. Autopoiesis
3.2. Beobachtung
3.3. Selbstreferenz
3.3.1. Basale Selbstreferenz
3.3.2. Prozessorale Selbstreferenz
3.3.3. Reflexion

4. Komplexitätsreduktion durch Differenzierung

5. Das Problem des Individuums

6. Kommunikation

7. Sinn und Sinnsysteme

8. Kontingenz

9. Interpenetration von Systemen

10. Die Ebenen der Systembildung

11. Schlussbemerkung

12. Literatur- und Quellenverzeichnis

Schaubild:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Der Mensch gilt erst durch sinnhaftes Denken als das, was er ist. Sinnhaftes Denken geht mit Verstehen einher. Man möchte sich Dinge und Zusammenhänge erklären. Man will Funktionszusammenhänge begreifen. Manche wollen sogar "erkenne[n], was die Welt im Innersten zusammenhält"[1]. Der Traum von einer allumfassenden Erklärung unserer Welt ist alt. In Goethes "Faust" geht die tragische Hauptfigur dafür einen Bund mit dem Teufel ein. Die Wissenschaft erforscht ständig neue Phänomene aber es gibt immer noch viele Dinge, die selbst für den intelligentesten Denker unvorstellbar sind. So zum Beispiel die Unendlichkeit des Weltalls. Nichts desto trotz versucht sich die Menschheit ständig an neuen Erklärungsversuchen - und diese verhalten sich wie eine Limesfunktion der Mathematik: Sie nähern sich immer näher einem Punkt an, aber werden ihn niemals erreichen können. Dabei wird in vielen Teilbereichen geforscht und Details werden erklärt und verstanden. Was bisher noch nicht sehr viele hervorgebracht haben, ist eine (Makro-)Theorie, welche versucht, unsere Welt in gesellschaftlicher Hinsicht zu erklären. Niklas Luhmann hat sein Leben einer Theorie gewidmet: Der Systemtheorie. Richtig verstanden und angewandt lässt sich mit ihr die soziale Ordnung in der Modernen Gesellschaft annähernd erschöpfend beschreiben, ohne dabei jedoch einen Totalitätsanspruch zu erheben.[2] Luhmann interessieren dabei die sozialen Prozesse. Diese sind nur aus ihrer eigenen Logik heraus – d.h. „aus der eigenen Logik sozialer Prozesse zu erklären“[3]. Was tautologisch klingen mag, versuchte schon Durkheim, indem er „Soziales nur durch Soziales [...] erklären“[4] wollte. Es ist Illusion, anzunehmen, man könnte sein Werk in einer Hausarbeit cirka fünfundzwanzig Seiten erschöpfend erklären. Das begründet sich schon allein damit, dass die Systemtheorie eine rekursive Theorie ist, die sich in einem linearen Text nicht darstellen lässt. Der Abstraktionsgrad Luhmanns ist so hoch, dass nur einige seiner Schüler und Sozialwissenschaftler von sich behaupten können, sein Werk vollständig verstanden zu haben. Desto mehr lässt sie sich jedoch interpretieren. Den Zugang zu seiner Theorie stellt er selbst so dar: „Diese Theorieanlage erzwingt eine Darstellung in ungewöhnlicher Abstraktionslage. Der Flug muß über den Wolken stattfinden, und es ist mit einer ziemlich geschlossenen Wolkendecke zu rechnen. Man muß sich auf die eigenen Instrumente verlassen. Gelegentlich sind Durchblicke nach unten möglich - ein Blick auf Gelände mit Wegen, Siedlungen, Flüssen oder Küstenstreifen, die an Vertrautes erinnern; oder auch ein Blick auf ein größeres Stück Landschaft mit den erloschenen Vulkanen des Marxismus. Aber niemand sollte der Illusion zum Opfer fallen, daß diese wenigen Anhaltspunkte genügen, um den Flug zu steuern.“[5] Um seine Systemtheorie für fachunkundige, potentielle Rezipienten etwas verständlicher zu gestalten, werde ich in meiner Interpretation ab und zu auf ähnlich unkonventionelle Beispiele zurückgreifen. Zwar ist das nicht unbedingt immer im Sinne Luhmanns - aber anders wäre es dem Leser kaum zumutbar. Diese Arbeit soll einen Überblick über Luhmanns Systemtheorie geben, Interpretationsfreiräume ausschöpfen und Widersprüche diskutieren.

2. Niklas Luhmann

Um Luhmann wenigstens ansatzweise verstehen zu können, muss man über seine Person Bescheid wissen. Wo liegen die Wurzeln seiner Systemtheorie, wie strukturierte er seinen eigenen Alltag?

Luhmann wurde 1927 in Lüneburg geboren. Sein Vater war Brauereibesitzer. Er wuchs wohlbehütet und gut situiert auf. Im Alter von siebzehn Jahren diente er als Luftwaffenhelfer, wodurch er 1945 in kurze amerikanische Krieggefangenschaft geriet. Von 1946 bis 1949 studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg, und bereits im Alter von 25 Jahren beginnt er mit dem Aufbau seiner berühmten Zettelkästen. Nach seinem Studium und Referendarausbildung schlägt er eine behördliche Laufbahn ein und wird 1954 Verwaltungsbeamter am Oberverwaltungsgericht seiner Geburtsstadt Lüneburg. Kurz darauf (1955 – 1962) ist er Oberregierungsrat und Landtagsreferent im niedersächsischen Kulturministerium. Während dieser Amtszeit heiratet er 1960 Ursula von Walter. Man bemerkt, dass sein Leben wohldurchdacht strukturiert war. Es scheint, als überlies er nichts dem Zufall. Während seiner Tätigkeit am Kultusministerium lies er sich für ein Jahr beurlauben, um an der Harvard-Universität bei Talcott Parsons, dem Begründer des Strukturfunktionalismus, zu studieren. Viele von Parsons’ Theorien und Ansätzen griff er auf, entwickelte sie weiter, gestaltete sie um und nutzte einige – mit einem „zwar-aber“ versehen- als Grundpfeiler seiner eigenen Theorie.[6] Seine Leidenschaft für Strukturen und funktionale Differenzierung zeigt sich in seinem Entschluss, 1962 bis 1965 als Referent am Forschungsinstitut der Hochschule für Verwaltungswirtschaft in Speyer zu wirken. Zwischenzeitlich veröffentlicht er im Alter von 37 Jahren sein erstes Buch: „Funktionen und Folgen formaler Organisation“. Mit diesem Buch beginnt seine Universitätslaufbahn. Er wird unter Helmut Schelsky Abteilungsleiter an der Sozialforschungsstelle Dortmund, 1966 folgt Dissertation und Habilitation und 1967 hält er unter dem Titel „Soziologische Aufklärung“ seine Antrittsvorlesung in Münster. 1968 wird er an der Reformuniversität Bielefeld zum Professor ernannt und dozierte dort bis Februar 1993. 1969 erscheint erstmals seine Arbeit „Legitimation durch Verfahren“, in welcher er der Frage nachgeht, unter welchen Voraussetzungen Bürger eines Staates vom Staat und seinen Institutionen getroffene Entscheidungen und angestrengte Verfahren als legitim empfinden. Selbstverständlich geht es ihm dabei nicht um das Individuum und seine Persönlichkeitsstruktur, sondern um den Grad der Institutionalisierung einer Gesellschaft. Selbstverständlich deshalb, da man das Individuum in Luhmanns Theorien oft vergeblich sucht. Und wenn man es mal finden sollte, dann ist die Betrachtungsperspektive eine systemische. Innerhalb seiner Abhandlungen über Institutionen fungiert das Individuum als funktionell beteiligter Rollenträger im institutionalisierten Lernprozess. Dieser institutionalisierte Lernprozess ist nichts anderes als der Prozess der Legitimation von Entscheidungen. In seinen frühen Theorien kam er jedoch dem Menschen nah – desto stärker grenzte er ihn nach der autopoietischen Wende aus und bemühte sich um Trennschärfe.[7]

Nach seiner Habilitation war der Schwerpunkt seiner Forschungen die Systemtheorie. Innerhalb eines wissenschaftlichen Diskurses mit Jürgen Habermas erscheint 1971 „Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie – Was leistet die Systemforschung?“ Seine Veröffentlichungen bezüglich der Systemtheorie widersprechen teilweise seinen neueren Werken in den 90’er Jahren. Begriffe werden umdefiniert oder fallen plötzlich aus dem Theoriewortschatz heraus. In dieser Hausarbeit werde ich mich auf mehr oder weniger stabile Begriffe und seine letzten Interpretationsnuancen über die Systemtheorie, bzw. die Theorie Sozialer Systeme beschränken.

Dass Luhmann trotz aller oft verwirrenden Theorien ein umgänglicher und humorvoller Mensch war, erkennt man einerseits anhand seines trockenen Humors, mit welchem seine Bücher bisweilen gewürzt sind – andererseits an seiner (manchmal sogar polemischen) Hinwendung zu aktuellen Leben- und Überlebensproblemen, wie zum Beispiel sein Band über „Ökologische Kommunikation“[8] zeigt. Zu gern wurde Luhmann von anderen Wissenschaftlern belächelt und in die Schublade eines Theoretikers gesteckt, der den Bezug zu Realität verloren hat – aber Luhmann war sich dessen bewusst, widersprach mit Wortwitz, trug es mit Selbstironie und schrieb einfach weiter. Luhmann tat fast nichts anderes, außer Schreiben – den ganzen Tag. Und wenn er einmal mit einem Text nicht weiter kam, schrieb er an einem anderen weiter.[9] Auch spontane Einfälle und Gedanken archivierte er peinlich genau in seinen berühmten Zettelkasten. Seine Theorie ist derart vielschichtig, dass man nicht weiß, wo man anfangen soll. Man könnte in jedem seiner zahlreichen Bücher beginnen, zu lesen – irgendwann werden einem seine Theorien annähernd transparent. Sein wichtigstes Werk ist „Die Gesellschaft der Gesellschaft“. Dafür forschte er dreißig Jahre lang und schöpfte aus seinem Zettelkasten. Nachdem er es veröffentlichte, starb Luhmann am 6. November 1998 in Bielefeld.

Um überhaupt erst mal einen Überblick über den Begriff und die Arten von Systemen zu bekommen, von denen Luhmann spricht, habe ich das anhand seiner Bücher und dem „Luhmann-Lexikon“ (von Detlev Krause) versucht, optisch aufzubereiten (Schaubild). Auf dieses Schaubild werde ich mich im Folgenden beziehen. Weiterhin werde ich einige Begriffe als wichtige Grundpfeiler der Systemtheorie darstellen und erklären.

3. Systemtheorie und Systeme

Bevor wir uns dem Schaubild zuwenden, ist es nötig die wichtigsten Begriffe erst einmal zu definieren. Einer der bedeutendsten Sätze Luhmanns war der, „daß es Systeme gibt.“[10] Damit geht er frontal auf alle Zweifler zu und stellt seine Theorie mitten in das reale Leben. Gleichzeitig stellt er seinen Untersuchungsgegenstand vor und dieser Satz begründet somit selbst die Relevanz seiner Forschung. Man könnte noch weiter gehen und feststellen: Alles sind Systeme. Man befindet sich als beobachtendes System ständig in irgendwelchen Systemen. Manchmal sogar gleichzeitig in mehreren (überlappenden) Systemen. Zwischen Systemen bestehen gewisse Beziehungen. Er definiert dies als „strukturelle Kopplung“[11]. Systeme im luhmann’schen Sinne weisen bestimmte Merkmale auf und heben sich vom Alltagsbegriff „System“ ab. Systeme sind Funktionszusammenhänge. Vor 1986 kam bei Luhmann auch das Wort Handlungszusammenhang/ -system vor – in seinen späteren Schriften ist Kommunikation per se und somit gibt es nur noch Kommunikation in (sozialen) Systemen. Kommunikation steht über Handlung und Kommunikationen können Handlungen beinhalten. Demnach sind Funktionszusammenhänge immer Kommunikationszusammenhänge. Luhmann begründet diesen Schritt so: „Die Systemtheorie kann beträchtlich an analytischer Tiefenschärfe und Präzision gewinnen, wenn sie konsequent alle systeminternen Strukturen und Prozesse auf die System/Umwelt-Differenz bezieht. Im Fall sozialer Systeme führt dies zu der These, daß diese Systeme nicht aus Individuen, sondern aus Kommunikationen bestehen. Die Gesellschaft ist nicht die Gattung Mensch, nicht die Menschheit, sondern ein Kommunikationssystem, das die auf physisch-chemisch-organisch-psychischen Grundlagen gegebenen Potentiale der Menschheit selektiv integriert und in der Steuerung dieser Selektivität seine eigene Wirklichkeit und seine eigene Systemautonomie hat.“[12]

Um das Ganze im Blick zu haben, braucht man eine Beobachterperspektive, die einem das erlaubt. Schon allein um mehrere Systeme gleichzeitig zu betrachten und sie in der Umwelt zu verorten ist eine Perspektive aus der Sicht eines Systems wenig hilfreich.

Eine Systemsperspektive würde zwangsläufig das Problem des blinden Fleckes, auf welches ich später noch eingehen werde, hervorrufen und somit niemals das Ganze erfassen können.

Jede andere Art und Weise, die Gesellschaft in ihrer Komplexität als ganzes in den Blick zu nehmen greift zu kurz. Um als Makrotheorie wirken zu können, muss die Perspektive so groß wie möglich geschraubt werden. Es ist vorstellbar, dass sich dabei der Mensch so klein ausmacht, dass er sich verliert. Luhmann meint, dass sich keine universalen Aussagen mehr machen lassen, wenn man von Menschen spricht. Diese Ansicht ist jedoch in der Wissenschaft umstritten.

Im Folgenden werden die wichtigsten Begriffe Luhmanns Theorie beleuchtet. Die Reihenfolge der Aufzählung spiegelt dabei keinesfalls die Wichtigkeit dieser Begriffe wider. Es ist ohnehin sehr schwierig, einen einzelnen Begriff zu erklären, da alle vorkommenden Begriffe stets zirkulär aufeinander verweisen.

3.1. Systeme und deren Abgrenzung zur Umwelt

Ein System ist nach Luhmann immer offen und geschlossen zugleich. Materiell und energetisch offen, um sich durch Austauschbeziehungen (durch strukturelle Kopplung) erhalten zu können und organisationell geschlossen, um sich innerhalb der Umwelt überhaupt als System definieren zu können. Diese Geschlossenheit zeigt sich auch in den systemeigenen Kommunikationen, Codes, Programmen und Medien.

Was macht ein System nun zu dem was es ist, und woher „weiß“ das ein System? Was ist für ein System alles beobachtbar? Es gibt eine Vielzahl existenter Systeme und sie alle haben eine Umwelt. Selbst die Erde ist nur ein winzig kleines System innerhalb unserer Galaxie und unsere Galaxie ist nur ein verschwindend kleines System in dem mit unendlich vielen Galaxien bestückten Weltall. Und was kommt danach? Ist das Weltall vielleicht auch nur ein Teil eines Systems? Wir können es nicht einmal erahnen. Schraubt man den Fokus noch größer, so könnte man sogar behaupten, dass das Weltall ein soziales System wäre. Unser Bewusstsein, unsere Beobachtungsmöglichkeiten und unsere Form von Kommunikation schließen jedoch diese Feststellung aus. Aber wir können mit Bestimmtheit sagen, dass unsere Erde ein System innerhalb von Systemen ist, welche sich wieder in unendlich viele Subsysteme ausdifferenziert. Ein System erkennt, dass es ein System ist aufgrund der Tatsache, dass sein Umfeld nicht dem System zugehörig ist. Eine System-Umwelt-Grenze wird vom System geschaffen oder entwickelt sich bei Systementstehung bzw. innerhalb seiner ständigen Ausdifferenzierung und Autopoiesis. Um sich selbst als System in einer Umwelt definieren und zu ihr abgrenzen zu können, muss das System ständig beobachten. Alles, was ein System außer sich selbst beobachtet, ist seine Umwelt. Und diese besteht wiederum aus Systemen. Zwar kann ein System gezielt Kontakt zu einem anderen aufbauen und mit ihm (oder mehreren) eine strukturelle Kopplung eingehen, aber diese zu kontaktierenden Systeme treten erst in jenem Moment aus der diffusen Umwelt heraus, wenn es zu einem sinngeleiteten Kontakt kommen soll. Theoretisch können auch zwei Systeme ohne Sinn völlig unkommunikativ miteinander kollidieren. In einem solchen Moment könnte sich der „Unfallgegner“ möglicherweise auch als System herausstellen. Ein Beispiel dafür wäre ein Meteoriteneinschlag in einer Großstadt. Bis kurz vor dem Einschlag war dieser Meteorit nicht aus der diffusen Umwelt (Weltall) zu extrahieren. Aber das wäre im luhmann’schen Sinne wohl kaum eine Systembeziehung oder gar Kopplung – höchstens vielleicht eine Penetration. Aber wo wäre da der Sinn? Woraus bestünde die Kommunikation? Allein durch Kommunikation können nach Luhmann Beziehungen aufgebaut und Zusammenhänge geschaffen werden. Andererseits müsste man feststellen, dass in einigen Subsystemen (z.B. Religion) dieser Meteoriten- oder Kometeneinschlag durchaus als sinnhafte Kommunikation aufgefasst werden könnte – und zwar als Kommunikationsversuch einer höheren Macht, welche uns damit das Ende der Welt ankündigen oder den Zorn Gottes offenbaren würde wollen. Dieses Beispiel soll lediglich die diffuse Umwelt der Systeme und das Problem der Interpretation von Beobachtungen deutlich machen. Da es sich bei einem Kometen jedoch höchstwahrscheinlich um kein soziales System handelt, enthält diese Überlegung wenig Potential für weiterführende Betrachtungen.

Festzuhalten gilt: Ohne Umwelt gäbe es keine Systeme. Daraus ergibt sich, dass die Komplexität eines Systems immer geringer sein muss als die seiner Umwelt – es ist also immer weniger eingeschlossen als ausgeschlossen. Außerdem müssen Systeme in Bezug auf ihre Problemlösungsfähigkeit elastisch sein.

Da sich Luhmann im wesentlichen mit sozialen Systemen beschäftigt, die wiederum spezifische Merkmale aufweisen, komme ich nun zu einen Kernbegriff lebender, psychischer und sozialer Systeme:

3.1.1. Autopoiesis

Ursprünglich stammt dieser Begriff aus der Biologie von den Wissenschaftlern Varela und Maturana. Maturana schaffte es in den 70’er Jahren, zwei Traditionen des Systemdenkens zu vereinen, indem er erkannte, dass die Verbindung im Verständnis der "Organisation des Lebendigen" liegt. Er verknüpfte die organismische Biologie, die das Wesen der biologischen Formen untersucht mit der Kybernetik, die das Wesen des Geistes zu verstehen versucht.

Maturana und Varela entwickelten dafür den Begriff Autopoiese[13].

Das Kunstwort Autopoiese setzt sich aus den griechischen Begriffen autos und poiein zusammen, wobei erster mit selbst und zweiter mit machen bzw. Schöpfung übersetzt werden kann. Aus dem zusammengesetzten Wort Selbstmachung/Selbstschöpfung geht das Wort Selbstherstellung hervor, welches demnach die Fähigkeit eines Systems beschreibt, zu überleben, indem es sich ständig selbst neu erschafft. Eine lebende Zelle existiert nach diesem eigendynamischen Prinzip. Ihr Wirken ist ausschließlich auf ihren eigenen Fortbestand ausgerichtet. Maturana und Varela definierten neuronale Systeme (psychische Systeme) zwar ausdrücklich als selbstreferentiell und nicht als autopoietisch aber Luhmann überträgt das autopoietische Konzept auf psychische und soziale Systeme gleichermaßen, welche seiner Auffassung nach unter mitlaufender Selbstreferenz von Sinn ständig in sich zirkulieren. Autopoiesis beschreibt permanente (Selbst-)beobachtung, Eigenkontrolle, Selbstbezugnahme und Selbstherstellung. Nach Luhmann duplizieren Systeme dabei Anknüpfbares, produzieren Sicherheit und reduzieren so Komplexität. Ein System (re)produziert sich mittels systeminterner Kommunikation seiner Elemente permanent selbst – dabei ist Kommunikation das kleinste Element. Dieses Element Kommunikation enthält Ereignisse, die flüchtig sind, das heisst, sie verschwinden kurz nach dem Auftauchen wieder. Das erfordert die Neubildung von Elementen, welche an bestehende Muster anknüpfen können. Somit ist die Verknüpfung von Kommunikation an Kommunikation die Grundoperation von sozialen Systemen.

Es gibt auch andere Systeme, welche die Fähigkeit zur Autopoiesis nicht besitzen. Luhmann nennt diese allopoietische Systeme. Gemeint sind damit Systeme, die einen Input von der Umwelt bekommen und einen Output an die Umwelt abgeben. (z.B.: Maschinen)

Maschinen sind nicht auf ihr eigenes Überleben, sondern auf die Herstellung eines Produkts ausgerichtet.[14]

Autopoietische Systeme können sich demnach auch spontan einem Stimulus (Beobachtung oder Kommunikation) aus der Umwelt öffnen oder sich geeignete Stimuli (durch Beobachtung) selbst geben. Ein Allopoietisches System ist nicht zu Beobachtung und deren sinnhaften Verarbeitung fähig. Sicher gibt es inzwischen Roboter, die (im Zusammenwirken von Computern mit Maschinen) von außen ein Bild eines autopoietisch arbeitenden Systems ergeben – aber selbst dieser Roboter ist von einer Software abhängig, auf die er angewiesen ist, der er Folge zu leisten hat und die er nicht aus eigener, spontaner Initiative umprogrammieren kann. Relevant für meine Betrachtung sollen ausschließlich autopoietische, soziale Systeme sein.

3.2. Beobachtung

Ohne Beobachtung wäre die Systemtheorie nicht denkbar. Beobachtung ist die Basisoperation. Jedes soziale oder psychische System beobachtet permanent. Aufgrund von Beobachtung sind Vergleiche möglich. Man darf dabei allerdings nicht den Fehler machen, Beobachtung nur wörtlich zu verstehen. Systeme beobachten mit einer Vielzahl von Sensoren und Instrumenten. Luhmann versucht innerhalb seines Flugs über den Wolken durch seine Systemtheorie alles gleichsam zu beobachten. Seine Art der Beobachtung könnte man versuchsweise als Beobachtung dritter Art deklarieren. Er teilt die Systemoperation Beobachtung in zwei Formen:

Beobachtung erster Ordnung beschreibt, dass ein Beobachter nur „das sieht, was er sieht“[15]. Den Gegenstand seiner Beobachtung erzeugt der Beobachter damit selbst und schafft somit für sich Realität. Da er sich bei dieser Beobachtung auf sich selbst bezieht, handelt er selbstreferentiell. Und wenn er nur das sieht, was er sieht, dann sieht „er [...] Baum oder Kind oder psychisches System [...]. Dann ist der Baum ein Baum oder ein System ein System, und das ist tautologisch. Ein Beobachter erster Ordnung vermag nicht zu sehen, welche Unterscheidung dem von ihm Unterschiedenen zugrunde liegt. Gleichwohl unterscheidet er, und das ist paradox“[16].

Bei Beobachtung zweiter Ordnung sieht der Beobachter auch nur das, was er sieht – allerdings ist es ein Beobachtungsvorgang, den er beobachtet. Da Beobachtung von Systemen permanent durchgeführt werden muss, sieht man also zwangsläufig ein beobachtendes System, wenn man ein System beobachtet. Wenn sich ein System also selbst beobachtet (Selbstbeobachtung), handelt es sich um Beobachtung zweiter Ordnung und wenn es ein anderes System beobachtet (Fremdbeobachtung), dann ist es auch die Beobachtung zweiter Ordnung. Allerdings würde es sich um Beobachtung erster Ordnung handeln, wenn man nur den Vorgang, also das Was einer Beobachtung beobachtet. Sobald eine Beobachtung das Wie einer Beobachtung zum Gegenstand hat, ist es Beobachtung zweiter Ordnung. Da der Fokus einer Beobachtung immer nur gerichtet funktioniert, kann ein System in der Zeit, wenn es einen Beobachter beobachtet nicht sich selbst bei der Beobachtung beobachten. Dadurch kommt es zu dem sogenannten „blinden Fleck“[17] Luhmann sieht darin die „Benutzung einer Unterscheidung, die der Beobachter mit Hilfe dieser Unterscheidung nicht bezeichnen und somit nicht beobachten kann“[18]. Auf paradoxe Weise schließt sich der Kreis aber wieder durch „re-entry“[19], da sich ein System nur durch Selbstbeobachtung als System zu seiner Umwelt abgrenzen kann – das heisst, dass Selbstbeobachtung zu diesem Zeitpunkt dennoch möglich ist. Der blinde Fleck könnte somit mittels Konstruktion gegebenenfalls überwunden werden.

„Eine Linearisierung im Sinne ein eindeutiger logischer Beziehungen ist schlechterdings nicht vorstellbar.“[20] Von einer wesentlich klareren Position geht hingegen der radikale Konstruktivismus[21] aus, indem er einen organisch-bedingten blinden Fleck auf der Netzhaut des Auges des Menschen[22] voraussetzt. Demzufolge wäre jede Beobachtung - auch die Beobachtung erster Ordnung - von einem blinden Fleck geprägt und jede Beobachtung somit zwangsläufig eine permanente Überbrückung dieser unsichtbaren Lücke. Das Resultat wäre allerdings das gleiche, wie das bei Luhmann durch „re-entry“ hervorgerufene Phänomen.

3.3. Selbstreferenz

Autopoiesis ist auch Selbstreferenz. Wie schon erwähnt dient dazu die Basisoperation Beobachtung. Luhmann differenziert Selbstreferenz wiederum in drei Formen mit unterschiedlichen Dimensionen:

3.3.1. Basale Selbstreferenz:

Die basale Selbstreferenz ist das Mindestmaß an Selbstreferenz, welches ein System haben muss, um autopoietisch zu sein. Diese Form der Selbstreferenz liegt vor, "wenn die Unterscheidung von Element und Relation zu Grunde liegt"[23]. Gemeint ist damit die Operation, in welcher das System die Elemente bzw. Kommunikationen aus denen es besteht durch eben durch diese selbst wieder herstellt bzw. reproduziert oder mit Luhmanns Worten: "Ein System kann man als selbstreferentiell bezeichnen, wenn es die Elemente, aus denen es besteht, als Funktionseinheiten selbst konstituiert und in allen Beziehungen zwischen diesen Elementen eine Verweisung auf diese Selbstkonstitution mitlaufen läßt, auf diese Weise die Selbstkonstitution also laufend reproduziert."[24]

3.3.2. Prozessorale Selbstreferenz

Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um die zeitliche Dimension von Selbstreferenz. Das liegt vor, "wenn die Unterscheidung von Vorher und Nachher elementarer Ereignisse zu Grunde liegt"[25]. Diese Vorhehr-Nachhehr-Differenz bringt Erfahrungen für das System und kann somit strukturverändernd wirken, wenn das System entdeckt, dass eine Kommunikation oder ein Algorithmus reibungsloser ablaufen kann, wenn Funktionsweisen und damit verknüpfte Strukturen aktualisiert bzw. modifiziert werden. Daraus resultiert unter anderem testweises Verhalten und weitere systeminterne Differenzierung in Subsysteme. Diese erfahrungsschaffende Selbstreferenz ermöglicht dem System auch, Selektionsprozesse zu planen und eine bessere Anschlussfähigkeit an systemexterne Einflüsse zu schaffen. Diese Erfahrungswerte bringen Verfahren hervor, welche wiederkehrend komplexitätsreduzierend vom System eingesetzt werden. Das bildet einen Baustein für Luhmanns Theorie über ‚Legitimation durch Verfahren’. So wird ein Konflikt X mit einem Algorithmus X bearbeitet, der sich als nützlich dafür erwiesen hat (z.B.: Wahlen). Das schafft Sicherheit.[26]

3.3.3. Reflexion

Reflexion ist die Systemreferenz. Durch sie bestimmt sich ein System im Raum als System, da „die Unterscheidung von System und Umwelt zu Grunde liegt"[27].

Die anderen beiden Referenzformen dienen mehr der inneren (Selbst-)Beobachtung. Reflexion ist also essentiell für die räumliche Verortung und Abgrenzung eines Systems in der Umwelt. Die Resultate der Reflexion werden dann unter anderem zu Vergleichsoperationen und als Kopplungskoordinaten für strukturell ankoppelnde Systeme innerhalb von Kommunikationsprozessen genutzt.

4. Komplexitätsreduktion durch Differenzierung

Wieso ist es aber überhaupt sinnvoll, von Systemen und deren Ausdifferenzierung zu sprechen? Verkompliziert diese Sichtweise das Leben nicht nur nutzlos? Nein. Da Luhmann schon feststellte, dass es (soziale) Systeme gibt, wird man also nicht darum herum kommen, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Die Gesellschaft in der wir leben, ist derart komplex, dass wir (als an sozialen Systemen partizipierende Individuen) diese Systematisierung brauchen (meistens allerdings unbewusst), um sinnhaft, sozial und produktiv leben zu können. Soziale Systeme als Reduktionszusammenhänge für gesellschaftliche Komplexität sind der für Luhmann einzig gangbare Weg zur Beschreibung sozialer Vorgänge in der modernen Gesellschaft. Und funktionale Differenzierung sei die Hauptaufgabe moderner Gesellschaften. Zwar wird durch die weitere Ausdifferenzierung wieder die Komplexität der Lebenswelt erhöht, aber wenn sich ein Beobachter (bzw. ein beobachtendes System) darauf beschränkt, das für sich wesentliche und wichtige zu sehen und alles andere unter dem Begriff „Umwelt“ zusammen zu fassen, ist Komplexität immens reduziert. Für ein differenzierendes System sinkt im speziellen Fall die Komplexität. Aber von einem dritten beobachtenden System können diese Zusammenhänge als hochkomplex angesehen werden. Für Luhmann ist Systemdifferenzierung "nichts anderes als die Wiederholung der Differenz von System und Umwelt innerhalb von Systemen"[28] – das bedeutet, dass weitere Subsysteme innerhalb des Systems geschaffen werden, die das sie umgebende System als Umwelt wahrnehmen (System-Umwelt-Differenz). Ein Indiz dafür, dass es sich bei dem Subsystem auch um ein autopoietisches System handelt, spiegelt sich in der Tatsache wider, dass dieses neue System im System „[...]vielleicht [...] länger dauern wird als das Ausgangssystem"[29].

Somit ist also Systemdifferenzierung ein "Verfahren der Steigerung von Komplexität"[30] und gleichzeitig Komplexitätsreduktion. Oder mathematisch interpretiert: Während ein Teil dieses Phänomens der Komplexitätsreduktion gegen Null (d.h. absolute Überschaubarkeit) tendiert, strebt der andere Teil durch funktionale Differenzierung[31] gegen Unendlich.

Um für den Rezipienten dieser Hausarbeit Komplexität zu reduzieren soll das Schaubild dienen. Grafiken von Luhmann selbst, aus dem Luhmann-Lexikon (Detlev Krause) von Kiss (1990) und anderen setzten entweder schon sehr viel Wissen über Systemtheorie und Konstruktivismus voraus oder ließen einige Zusammenhänge unter den Tisch fallen. Im wesentlichen ist die Grafik aus Kästen aufgebaut, die durch Pfeile mit anderen Kästen verbunden sind. Die durchgehenden Pfeile kennzeichnen darin die funktionelle Differenzierung von allgemeinen Systemen in spezielle Subsysteme. Die gestrichelten Pfeile stellen Beobachtungs- und Kommunikationszusammenhänge dar. Den zentralen Punkt sollen die Sozialen Systeme darstellen, deshalb sind sie auch in der Mitte des Schaubildes zu finden. Die Herleitung bzw. die Ausdifferenzierung von dem allgemeinen Begriff Systeme bis zu den Sozialen Systemen im Schaubild, könnte man folgendermaßen in Worten verständlich machen:

Es gibt ein System. Dieses ist von Umwelt umgeben, welche sich aus anderen Systeme zusammensetzen kann. Solange kein Interaktionszusammenhang besteht, sind diese das System umgebende Systeme lediglich Umwelt. Aufgrund meiner Beobachterperspektive möchte ich diese Systeme aber nicht völlig ausblenden. Dass sie für das System nicht sichtbar sind, soll hier durch fehlende Pfeile und Bezugslinien sichtbar gemacht werden.

Verfolgt man Luhmanns Theorie sehr konsequent, folgt nun eine mögliche Ausdifferenzierung innerhalb eines uns (möglicherweise) sichtbaren und mit uns verflochtenen Systemgebildes.[32]

Zuerst wird eine Einteilung in allopoietische und autopoietische Systeme vorgenommen. Da allopoietische Systeme keine Möglichkeit haben, sich zu reproduzieren oder sich selbst auszudifferenzieren, endet es auf diesem linken Ast.

5. Das Problem des Individuums

Der rechte Ast (autopoietische Systeme) zweigt sich dagegen in organische/lebende Systeme und Sinnsysteme. Unter organischen Systemen fasst Luhmann lebende Systeme zusammen, die über die Fähigkeit der Autopoiesis und das Element Leben verfügen; also Tiere und Pflanzen. Unter den psychischen Systemen (als weitere Differenzierungsform der Sinnsysteme) fasst er das zusammen, was sich unter dem Begriff Mensch subsumiert, also Gehirn, Persönlichkeit, Gedanken, Bewusstsein, Individuum. Und genau in dieser Unterscheidung liegt ein Problem. Wenn man strikt biologisch vorgeht, könnte man von der Autopoiesis einer Zelle ausgehen und das Zusammenspiel vieler Zellen als System (in diesem Falle Organismus) betrachten. Wenn Luhmann vom Gehirn bzw. Bewusstsein als psychisches System ausgeht, so ist doch dieses Gehirn nur lebensfähig, wenn es durch Zellen und durch die gesamtkörperliche Zirkulation am Leben erhalten wird. Das Individuum wird von Luhmanns Theorie ausgeschlossen und dennoch geht eigentlich nichts ohne die Psyche des Individuums. Er betrachtet Leistungen von psychischen Systemen höchstens als Beiträge aus der Umwelt des Sozialen nicht aber jedoch für die Konstitution des Systems erforderlich. Andererseits gesteht er ein, dass sich soziale Systeme nicht ohne Beiträge von psychischen und organischen Systemen aufbauen können. Das ist verwirrend. Allein schon organisches und psychisches System lässt sich räumlich nicht trennen – und gerade das macht doch ein einzelnes System aus: Es ist separat. Eine räumliche Überlagerung ließe sich nur dadurch erklären, dass eines das Subsystem des anderen ist. Aber selbst da lässt sich bezüglich des organischen und psychischen Systems keine Unterscheidung treffen. Es ist nämlich immer beides: organisches/lebendes und psychisches Sinnsystem. Aus diesem Grund erreichen die Pfeile auf meiner Grafik über zwei Wege gleichzeitig die psychischen Systeme – einmal über organische und einmal über Sinnsysteme. Das ist nicht im Sinne Luhmanns. Aber man darf in diesem Punkt mit Wissenschaftlern wie Habermas und Maturana einer Meinung sein. Irgendwie lässt sich das Individuum nicht ausgrenzen. In welchen Zellen und durch welche Moleküle im Körper eines Menschen Sinn verarbeitet wird, konnte man bisher nicht umfassend erforschen. Es lässt sich nur erahnen. Grund für dieses Defizit könnte der berühmte weiße oder blinde Fleck sein. Schon allein der Terminus ‚Individuum’ wird von Luhmann nur als „eine mögliche Form der Selbstbeobachtung des psychischen Systems“[33] eingestuft.[34]

Um zu verstehen, was Luhmann will, muss man seine Perspektive einnehmen.

Ein psychisches System ist operational geschlossen das heisst, dass das Bewusstsein keinen unmittelbaren Kontakt zu seiner spezifischen Umwelt hat. Luhmann setzt den Terminus psychisches System mit Bewusstsein gleich. Prozesse und Ereignisse des Bewusstseins sind durch den geschlossenen Systemcharakter intransparent. Dennoch sind sie an sozialen Prozessen beteiligt, wodurch sie überhaupt erst beobachtbar werden. Luhmann lehnt kausale und direkte Steuerungseinwirkungen des Bewusstseins auf Kommunikation als theoretisch nicht haltbar ab. So ist das Bewusstsein zwar notwendige Bedingung und notwendiges Umweltkorrelat von Kommunikation, aber weder ihr Subjekt, noch ihre kausale Ursache, noch ihr Produzent. Psychische Systeme partizipieren lediglich an Kommunikation. Paradox ist, dass Personen für soziale Systeme irrelevant sind, obwohl gerade mehrere aufeinander bezogene Personen ein soziales System ausmachen können (z.B. Familie)[35]. Das hat aber etwas mit der systemtheoretischen Perspektive zu tun, wonach „die Mitglieder eines sozialen Systems als Personen zur Umwelt dieses Systems [gehören] [...]; denn sie gehören nie mit ‚Haut und Haaren’, sondern nur in bestimmten Hinsichten, mit bestimmten Rollen, Motiven und Aufmerksamkeiten dem System zu.“[36] Immerhin gesteht Luhmann den psychischen Systemen die Fähigkeit zu, zu denken. Psychische Systeme schließen Gedanken an Gedanken an. Soziale Systeme schließen Kommunikationen an Kommunikationen an, kommunizieren somit und schaffen dadurch Gesellschaft.

6. Kommunikation

Nach Luhmann ist ein Kommunikationskonzept, das allein auf einer Übertragung von Informationen (Sender à Empfänger) beruht, inadäquat. Aufgrund des operational geschlossenen Systemcharakters von psychischen Systemen können diese weder Inputs aufnehmen, noch Outputs geben. Sinn dient als Medium für Kommunikation. Ein Kommunikationsakt gilt erst als vollzogen, wenn eine Mitteilung verstanden wurde und eine sinnhafte Anknüpfung möglich ist. Kommunikation wird von Luhmann als ein dreigegliederter Prozess von Information, Mitteilung und Verstehen, an welchem mindestens zwei psychische Systeme beteiligt sind, aufgefasst.[37] Dabei ist Kommunikation höchst kontingent: „Von Kommunikation kann man [...] nur dann sprechen, wenn die Änderung eines Zustandes von Komplex A mit einer Änderung des Zustandes von Komplex B korrespondiert, obwohl beide Komplexe andere Möglichkeiten der Zustandsbestimmung hätten.“[38] Kommunikation wird in diesem Prozess als die kleinste Einheit eines Systems verstanden. Innerhalb des Kommunikationsprozesses muss vom System bei jedem der drei Schritte unterschieden und selektiert werden. Verstehen ist dabei die Einheit der Unterscheidung von Mitteilung und Information; Mitteilung dient als Anschlussstelle für Verstehen, die auf den Mitteilenden verweist und die Information ist die Anschlussstelle für das Verstehen des Inhalts der Mitteilung. Alles, was Luhmann an Funktionszusammenhängen in seiner Systemtheorie beschreibt, ist Kommunikation oder kann ihr zugerechnet werden. Er versteht Kommunikation als die basic unit des Sozialen.

Dabei ist die Kommunikation selbst als ein soziales Erzeugnis, welchem ein selbstreferentieller Prozess zugrunde gelegt wird. Somit kann nur die Kommunikation kommunizieren. Sinn ist eine dabei notwendige Bedingung für Kommunikation. Es geht um das Verstehen. Paradox scheint, dass Kommunikationen selbst kommunizieren. Wenn Kommunikationen kommunizieren, dann lösen sich von allem Ursprung und können separat in der Umwelt stehen. Sie verselbständigen sich und können auf die Subjekte (Systeme) zurückwirken, die sie geäußert haben.[39] Alles in allem bilden sämtliche Kommunikationen die kommunikative Wirklichkeit, welche uns hilft, Realität zu konstruieren. Wenn Kommunikationen selbst kommunizieren und sich somit selbst am Leben erhalten, warum gesteht Luhmann zwar der Gesellschaft als größtes Kommunikationssystem, nicht aber den Kommunikationen in Form der kommunikativen Wirklichkeit einen Systemcharakter zu? Einerseits, weil sie sich nicht eindeutig zur Umwelt abgrenzen kann und gleichzeitig die multi-strukturellen Kopplungspunkte auch mit zur Verfügung stellt. Zwar kommunizieren Kommunikationen, aber können Kommunikationen auch beobachten? Da Beobachtung die Basisoperation eines jeden Systems ist, ist die kommunikative Wirklichkeit also kein System.

Schwer zugänglich ist daher auch Luhmanns Ansatz von einer Theorie, die selbst erklärt und selbst „beobachtet“ - eine, die selbstreferentiell[40] ist. Als System kann sie meiner Meinung nach dennoch nicht gelten, wenn ich Luhmanns eigene Definitionen ansetze. Sie ist demnach völlig außenstehend – außerhalb jedes menschlichen Blickpunktes und jenseits einer Systemperspektive.

In der Grafik ist die kommunikative Wirklichkeit zwar in einem Kasten dargestellt, aber nur, um sie überhaupt schriftlich zu fixieren. Sie lässt sich nicht wie ein System räumlich klar von der Umwelt abgrenzen. Ein unverzichtbarer Bestandteil und Medium zugleich – für Systeme und für die kommunikative Wirklichkeit – ist der Sinn als zentrale Kategorie.

7. Sinn und Sinnsysteme

Wie schon erwähnt, drückt die von mir gewählte Reihenfolge der Begriffe keinesfalls deren Relevanz aus. Alle Begriffe verweisen rekursiv aufeinander und deshalb komme ich nun zu dem, was sozialen Systemen vorausgesetzt wird: Sinn. Sinnsysteme stehen im Schaubild zwei Stufen über sozialen Systemen. Luhmann setzt Sinnmöglichkeiten mit Beobachtungsmöglichkeiten auf eine Stufe. Ohne Sinn gäbe es weder Beobachtung, noch psychische, noch kommunikative, noch soziale Systeme. Ohne Sinn wäre Gesellschaft undenkbar – ja selbst Denken setzt Sinn voraus. „Sinn setzt sich selbst voraus.“[41] Eine klare Aussage zur ursprünglichen Herkunft von Sinn macht Luhmann, der unter Sinn eine „Form der Erlebnisverarbeitung“[42] versteht, leider nicht – zumindest ist es mir in der Vielzahl seiner Publikationen bisher verborgen geblieben. Da Sinn aber „als die Einheit der Unterscheidung von Aktualität und Possibilität begriffen werden“[43] kann, ist also nutzlos, nach Herkunft von Sinn zu fragen, da die Fragestellung selbst schon auf eine Unterscheidung zurückgreift, deren Gegenstand sie erfragen will. Die Ansicht, dass Sinn für die Analyse von Gesellschaft unverzichtbar ist, teilt Niklas Luhmann sogar mit Habermas:

“Gegenüber allen Spielarten des empiristischen Objektivismus sind, wenn ich recht sehe, Luhmann und ich gemeinsam der Auffassung, daß »Sinn« als einer der Grundbegriffe der Soziologie, wenn nicht gar als der Grundbegriff, eingeführt werden sollte [...].“[44] Kommunikation ist für beide ein wechselseitiger Vorgang der Übertragung und Akzeptierung von Sinn.[45]

Um Sinn zu übertragen, muss Sinn vorausgesetzt werden. Deshalb kann und muss man ausschließlich von sinnverwertenden oder sinnverarbeitenden Systemen sprechen, wenn man von sozialen Systemen spricht. Zugegeben – leicht nachvollziehbar ist das nicht, denn gewöhnlich muss erst einmal etwas hergestellt werden, bevor es verwertet werden kann. Welchen Sinn macht nun Sinn? Durch die Zuweisung von Sinn (Sinn-Gebung) erfolgt eine Komplexitätsreduktion, da mit seiner Hilfe selektiert werden kann. Sinn entscheidet, was selektiert und wie differenziert wird. Setzt man auf einer anderen Ebene an und fragt nach Sinn auf der Basis von Kreativität oder Phantasie und koppelt sinnhaftes Handeln bzw. Kommunikation daran, so wäre nur das menschliche Individuum fähig, derartiges zu produzieren. Das wiederum würde aber die Unverzichtbarkeit des Menschen bedeuten und Luhmanns Konstrukt könnte Schaden nehmen. Daher ist es für die Betrachtung und zum Verständnis Luhmanns nötig, Sinn-Selbstreferentialität voraus zu setzen. Wenn zwei sich gegenüberstehende Systeme sinnhaft miteinander kommunizieren wollen, muss ein System damit anfangen, eine Information zu produzieren indem es sie aus einem Pool möglicher (Kommunikations-)Elemente/Ereignisse selektiert. Welche Selektion eintreten wird und ob und wann der Kommunikationsvorgang über Mitteilung und Verstehen (des Sinnes und Inhaltes der Mitteilung) abgeschlossen sein wird, ist jedoch niemals vorher abschätzbar. Diese Mechanismen bleiben dem jeweils beobachtenden System verborgen. Eine Anschlussfähigkeit ist erst möglich, wenn es etwas zum Anschließen gibt. Sinn hilft dabei. Die anschlussfähigen Elemente/Ereignisse des antwortenden Systems müssen von diesem erst einmal selektiert werden. Dies wiederum ist dem die Kommunikation eröffnendem System nicht bekannt und es kann nur über mögliche Reaktionen spekulieren. Luhmann bezeichnet den Kern dieses Problems als Kontingenz.

8. Kontingenz

In der Logik heißt Kontingenz gleichzeitiger Ausschluss von Notwendigkeit und Unmöglichkeit. Das, was aktuell (nicht unmöglich) ist, ist auch anders möglich (nicht notwendig). Diesen Zustand in Zusammenwirkung mit Komplexität führt dazu, dass „[es] stets mehr Möglichkeiten des Erlebens und Handelns [gibt], als aktualisiert werden können.“[46] Kontingenz findet man nur bei hochkomplexen, sinnbenutzenden Systemen, welche füreinander undurchsichtig und nicht kalkulierbar sind[47]. Wenn ein System nun eine strukturelle Kopplung mit einem anderen System eingehen möchte, so betrachten sie jeweils ihre Selektionen als kontingent. Welche Kommunikation nimmt System A vor und wie kann System B daran ankoppeln?[48] Oder hat System A überhaupt nicht vor, mit der Interaktion zu beginnen? In einem solchen Fall würde diese doppelte Kontingenz alles blockieren. Während Parson bei der Lösung von einem gemeinsamen Wertekonsens durch normative oder traditionelle Orientierung und von einer gegenseitigen Bedürfnisbefriedigung ausgeht, blendet Luhmann solche Orientierungen völlig aus und setzt auf die zeitliche Dimension. Irgendwann wird einer der beiden sein Verhalten versuchsweise zuerst bestimmen und abwarten, ob und wie sein Gegenüber die Situationsdefinition annimmt.[49]

Da beide Systeme angesichts dieser doppelten Kontingenz einem Handlungsdruck bzw. Kommunikationsdruck ausgesetzt sind, spricht Luhmann auch von doppelter Kontingenz als Katalysator für soziale Systeme. Das Problem der doppelten Kontingenz löst sich von allein, weil sein Auftreten einen Prozess der Problemlösung initiiert und dabei selbst Zufälle und Irrtümer einarbeiten kann. „Daher die These: doppelte Kontingenz führt zwangsläufig zur Bildung sozialer Systeme und als permanent gegenwärtiges Problem (nicht nur als Anstoß) autokatalytisch wirkt. Ohne selbst verbraucht zu werden ermöglicht doppelte Kontingenz den Aufbau von Strukturen auf neuen Ordnungsebenen. Doppelte Kontingenzerfahrung lässt Systembildung anlaufen und ist dadurch erst möglich, da sie mit Themen, Informationen und Sinn gespeist wird.“[50]

Auch finden sich auf beiden Seiten der kommunizierenden Systeme spezifische Bedürfnisse. Diese werden jedoch nicht durch Werte und Normen determiniert. Wichtig für Luhmann ist, ob ein System den Kommunikationsversuch eines anderen Systems annehmen oder ablehnen wird. Der erste Schritt ist dabei der wichtigste.

9. Interpenetration von Systemen

Wenn Systeme nicht nur mit und in sich selbst kommunizieren, sondern auch mit Teilen ihrer Umwelt – mit anderen Systemen, so nennt man das Interpenetration. Dabei nehmen „autopoietische Systeme eigenselektiv operative Einheiten [...] anderer Systeme für den Aufbau eigener operativer Einheiten in Anspruch. So sind etwa mit Kommunikationen operierende soziale Systeme auf Gedanken anderer – psychischer - Systeme angewiesen.“[51] Das spricht natürlich wieder für eine Unverzichtbarkeit des Individuums. Systeme sind zwar autopoietisch – aber niemals autark. „Kein System ist ein perpeduum mobile.“[52] Für Luhmann steht fest, dass die psychischen und sozialen Systeme (Kommunikationen und Gedanken) während einer Kopplung unverändert bleiben.

Bei Interpenetration oder struktureller Kopplung von Systemen findet niemals eine Verschmelzung zu einem größeren System statt.[53] Demnach scheint die zur Komplexitätsreduktion benötigte Differenzierung eine Einbahnstraße zu sein. Ein Beispiel in der Praxis wäre hier die schier unmögliche Vereinfachung des Steuerrechts oder die Verschlankung des Beamtenapparates schlechthin. Sterben eines Systems wäre allerdings unter bestimmten Voraussetzungen[54] möglich.

Die Systemoffenheit während einer strukturellen Kopplung beschränkt sich dabei nur auf materiellen und energetischen Austausch. Man muss sich immer wieder klar machen, dass diese Austauschobjekte allesamt Kommunikationen sind. Während der Kopplung bleibt die systeminterne Kommunikation dem jeweils anderen System unsichtbar, bzw. nur so weit transparent, wie weit sich die Interpenetration vollzieht und welche Subsysteme an einem Austausch partizipieren. Eine wichtige Rolle spielen alle schon beschriebene Referenzformen. Prozessorale Selbstreferenz macht dabei das Speichern von Erfahrungen und Prozessen möglich und hilft, Kontingenz abzubauen. Ein System kann so „lernen“. Betrachtet man das in Hinsicht auf die Gesellschaft, so ist das ein Ansatz für Institutionalisierung.

10. Die Ebenen der Systembildung - Interaktion – Organisation – Gesellschaft

Es gibt – durch Differenzierung in Subsysteme und gleichzeitig als allumfassende Bindeglieder der Kommunikation – Organisationssysteme und Interaktionssysteme.

Da gesellschaftliche Teilsysteme sich zur Kommunikation verschiedener, aber manchmal auch gleicher Interaktions- und Organisationssysteme bedienen, habe ich sie auf der Grafik separat als soziale Systeme eigener Art dargestellt.[55] Gesellschaftliche Teilsysteme differenzieren sich heutzutage funktional - beispielsweise in Religion, Recht, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft oder Erziehung. Sie bilden spezifische Interaktions- und Organisationssysteme heraus, mit welchen sie intern, aber auch strukturell gekoppelt mit anderen Systemen kommunizieren. Zusammen mit den vielen anderen sozialen und psychischen Systeme bilden sie die Gesellschaft. Dabei kann man diese Systeme folgendermaßen beschreiben:

Interaktionssysteme sind einfache Sozialsysteme, deren Merkmal die physische Anwesenheit seiner Elemente (psychische Systeme) ist. Ein räumlicher Bezug und ein adäquater Zeichenvorrat werden vorausgesetzt. Das Thema einer Kommunikation kann darüber entscheiden, ob eine spezifische Systemzugehörigkeit vorliegt oder nicht. Dabei zeichnen sich diese Interaktionssysteme oft durch geringe Beständigkeit aus – sie können „intern nur mit Mühe dauerhafte Teilsysteme konsolidieren [...]“[56].

In Organisationssystemen wird auch interagiert – jedoch können sie von längerer Dauer sein. Die Kopplung an diese Systeme ist oft an spezielle Bedingungen geknüpft – ähnlich einer Mitgliedschaft oder einer Parteienzugehörigkeit. Meistens erkennt man Organisationssysteme an ihrem hohen Institutionalisierungsgrad.

Das Gesellschaftssystem ist auf der Grafik als allumschließendes Oval dargestellt, da Luhmann unter Gesellschaft „das umfassende Sozialsystem aller kommunikativ füreinander erreichbaren Handlungen“[57] bzw. Kommunikationen versteht. Demnach besteht nur noch ein einziges großes Gesellschaftssystem: die Weltgesellschaft.

Sowohl Interaktions- als auch Organisationssysteme bedienen sich teilweise allgemeiner, aber auch recht spezieller (symbolisch generalisierter) Kommunikationsmedien. Dabei wird der Medientypus vom System bestimmt. So kommuniziert Wirtschaft beispielsweise über das Medium Geld[58], Wissenschaft über Wahrheit, Politik über Macht u.s.w.. Luhmann übernimmt dabei wesentliche Bestandteile aus Parsons Theorie – von Systemarten über Medien bis hin zu spezifischen Codierungen. Unter Code eines Systems ist seine jeweilige Leitdifferenz (Haben/Nichthaben; recht/unrecht; wahr/unwahr; gut/böse u.a.) zu verstehen. Über die Zuweisung dieser binären Codewerte entscheidet das jeweilige System mittels spezieller Programme. Codierungen sorgen für die operative Schließung, während Programmierungen eine Öffnung des Systems für externen Sinn möglich machen. Alle Kommunikationen, die sich dabei bilden, findet man im Schmelztiegel der kommunikativen Wirklichkeit wieder. Um klar zu stellen, an welche Systeme ein psychisches System gekoppelt sein kann, mit welchen Medien es teilweise zeitgleich umgehen muss und wie dabei personelle von sozialen Systemen getrennt bleiben, präsentierte Luhmann 1983 folgendes Beispiel:

„Wenn zum Beispiel eine Frau im Schlachterladen Wurst kauft, gehören Sinnelemente ihres Handelns in das soziale System der Familie, die sie versorgt, und in das soziale System des Ladens im weiteren Rahmen des Wirtschaftssystems der Gesellschaft, die zum Beispiel institutionalisiert hat, dass man nicht um Preise feilscht. Der Stil ihres Auftretens, das Maß ihrer Kritik an der Ware, vielleicht die Wahl der Worte und Menge und vor allem alles abweichende und störende Verhalten werden dagegen ihrer individuellen Persönlichkeit zugerechnet.“[59]

Dieses Ineinanderfließen und Nebeneinanderstehen von gesellschaftlichen Teilsystemen (z.B.: Wirtschaft, Familie, Politik, Recht, Religion oder Erziehung) zeigt, dass in der Moderne eine vertikale Differenzierung der Gesellschaft mit abgegrenzten Räumen für deren Akteure nicht mehr möglich ist. Hierarchien und Strukturen verschwimmen zugunsten einer verstärkten individuellen Selbstbeschreibung. Es ist also nicht zwangsläufig das Sein, welches das Bewusstsein bestimmt. „‚Die Identität der Person gründet also’, wie Nassehi und Weber, zwei kluge Luhmannschüler sagen, ‚gerade nicht auf dem Prinzip sozialer Differenzierung; sie steht vielmehr quer zu ihr’.“[60]

Nichts desto trotz setzt sich die Ausdifferenzierung fort und die Weltgesellschaft wird immer komplexer.

11. Schlussbemerkung

Einer hochkomplexen Gesellschaft kann nur eine hochkomplexe Theorie gerecht werden. Im Umkehrschluss hieße das: Wer Luhmanns Systemtheorie nicht vollständig versteht, versteht die Gesellschaft nicht vollends. Es gibt viele verschiedene Arten, an Gesellschaft und ihre sozialen Prozesse heran zu gehen. Die konstruktivistische Perspektive Luhmanns ist bisher einmalig und an Komplexität von keiner anderen zu übertreffen. Funktionszusammenhänge werden transparenter und Kommunikation bildet das Hauptelement des Sozialen. Den Gesamtprozess der funktionalen Differenzierung kann man folgendermaßen zusammenfassen:

Systeme operieren unter mitlaufender Selbstreferenz von Sinn in Bezug auf sich selbst und in Bezug auf ihre Umwelt. Während dessen sind sie (materiell und energetisch) offen und (organisationell) geschlossen zugleich. Notwendig dafür sind Beobachtung (erster und zweiter Art) und Kommunikation(en).

Dabei kommt es zu Interpenetrationen von Systemen und das geschieht unter doppelter Kontingenz, welche dabei als Katalysator wirkt. Es kommt zu keiner Verschmelzung beteiligter Systeme und das innere Ordnungsgefüge eines Systems bleibt von der Interpenetration unberührt.

Zur Regulation und für die weitere Katalyse werden Kommunikationsmedien (nach Luhmann: Wahrheit, Geld, Eigentum, Liebe, Macht, Kunst u.ä.), Codes (ja/nein; recht/unrecht) und systemeigene Programme (Gesetze im Rechtssystem, Knappheit in der Wirtschaft u.a.) benötigt.

An produzierte Kommunikationen wird weiter angeschlossen und somit kommunikative Wirklichkeit geschaffen. Dieser Prozess schafft wiederum durch weitere Differenzierung neue Systeme. Systeme sind dabei nicht nur mehr als die Summe ihrer Teile, sondern sie sind der Mehrwert sozialer Interaktion. Den kleinsten system- und situationsspezifische Adressaten sozialer Kommunikation bildet bei allem die Person.

Luhmanns Systeme sind Funktionssysteme, die jeweils eine exklusive gesellschaftliche Funktion übernehmen. In ihrer Funktionsweise sind sie autonom – mit eigenen Regeln und eigenen Elementen, die sie selbst erzeugen. So hat beispielsweise das Wirtschaftssystem die Funktion der Bedürfnisbefriedigung mit knappen Gütern, das Rechtssystem legt allgemein verbindliche Rechtsnormen fest, das Wissenschaftssystem ist um Erkenntnisse über die Wirklichkeit bemüht und das Politiksystem trifft kollektiv bindende Entscheidungen.

Wenn man Luhmann in sein Flugzeug über den Wolken folgt, erhält man eine sehr ausgeklügelte Beschreibung von Gesellschaft als ein Netzwerk von sich autopoietisch-reproduzierender Kommunikationen – eine Gesellschaft ohne den Menschen. Seit der autopoietischen Wende ist Kommunikation facto über dem Menschen angesiedelt – aber Kommunikationen können doch nur mithilfe lebender Systeme Kommunikationen produzieren. Kritik kommt da auch von Maturana, der sein Konzept der Autopoiesis missverstanden und zweckentfremdet sieht und dem als Urheber dieses Kunstwortes ein längeres Zitat zugestanden werden darf: „Meine Auffassung ist es dagegen, dass jemand, der einen Begriff außerhalb seines angemessenen Verwendungszusammenhangs benutzt, gleich in zweifacher Hinsicht danebenliegt: Er wird weder dem neuen Bereich noch dem ursprünglichen Bereich des Begriffsgebrauchs gerecht. [...] Das Problem besteht einfach darin, dass Niklas Luhmann den Begriff der Autopoiesis als ein Prinzip zur Erklärung des Sozialen benutzt, das die zu beschreibenden Prozesse und die sozialen Phänomene nicht erhellt, sondern eher verdeckt. Autopoiesis - verstanden als ein biologisches Phänomen - handelt von einem Netzwerk von Molekülen, die Moleküle hervorbringen. Moleküle produzieren Moleküle, fügen sich zu Molekülen zusammen, lassen sich in Moleküle zerteilen. Niklas Luhmann geht jedoch nicht von Molekülen aus, die Moleküle erzeugen, sondern alles dreht sich um Kommunikationen, die Kommunikationen produzieren. Er glaubt, es handele sich um ähnliche Phänomene, es handele sich um eine vergleichbare Situation. Das ist nicht korrekt, denn Moleküle erzeugen Moleküle ohne fremde Hilfe, ohne Unterstützung. Das heißt: Die Autopoiesis ereignet sich in einem Bereich, in dem die Interaktionen der Elemente, die ihn konstituieren, Elemente derselben Art hervorbringen, das ist entscheidend. [...] Durch die Entscheidung, Moleküle durch Kommunikationen zu ersetzen, erscheinen Kommunikationen als die zentralen Elemente, und die Menschen als die Kommunizierenden werden ausgeklammert. Sie bleiben außen vor und gelten als unwichtig, sie bilden lediglich den Hintergrund und die Basis, in die das soziale System - verstanden als ein autopoietisches Netzwerk aus Kommunikationen - eingebettet ist.“[61]

Leider ist Luhmanns Theoriewerk derart komplex, dass man über jeden Begriff eine extra Abhandlung schreiben könnte. Daher bitte ich um Verständnis, dass ich angesichts dieser Fülle mehr oder weniger an der Oberfläche bleiben muss bzw. nicht alle Instrumentenanzeigen in Luhmanns Flugzeug in Betracht ziehen kann. Es ist schwer, sich in dieses Cockpit zu setzen. Luhmanns Systemtheorie wird in den kommenden Jahrzehnten sicherlich in manchen Teilen einer Transformation unterworfen sein. Gesellschaft wird immer komplizierter und komplexer und der zu ihrer Beschreibung benötigte Abstraktionsgrad wird immer höher.

Um dem Leser dennoch etwas Hoffnung zu bewahren, möchte ich mit einem Zitat von Luhmann schließen, wonach seine Theorie "eher einem Labyrinth als einer Schnellstraße zum frohen Ende"[62] gleicht. Sich mit einem Flugzeug durch ein Labyrinth zu bewegen – das klingt fast schon wieder tautologisch.

12. Literatur:

Fuchs, Peter (1992): Niklas Luhmann - beobachtet: eine Einführung in die Systemtheorie.

Westdeutscher Verlag, Opladen

Fuchs, Peter, Göbel, Andreas (Hrsg.) (1994): Der Mensch ? das Medium der Gesellschaft?

Suhrkamp, Frankfurt/Main

Gente, Peter/Paris, Heidi/Weinmann, Martin (2001): Niklas Luhmann. Short Cuts.

Zweitausendeins, Frankfurt/Main

Habermas, Jürgen/ Luhmann, Niklas (1971): Moderne Systemtheorien als Form

gesamtgesellschaftlicher Analysen In: Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie –

Was leistet die Systemforschung, Suhrkamp, Frankfurt/Main

Krause, Detlev (1999): Luhmann-Lexikon (2.Aufl.), Ferdinand Enke Verlag, Stuttgard

Luhmann, Niklas (1971 b): „"Systemtheoretische Argumentation. Eine Entgegnung auf Jürgen

In: Habermas, Jürgen/ Luhmann, Niklas (1971): Moderne Systemtheorien als Form gesamtgesellschaftlicher Analysen In: Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie –

Was leistet die Systemforschung, Suhrkamp, Frankfurt/Main

Luhmann, Niklas (1978): Soziologie der Moral. In: Luhmann, Niklas (Hrsg.)/ Pfürtner, Stephan H.:

Theorietechnik und Moral. Suhrkamp, Frankfurt/Main

Luhmann, Niklas (1983): Legitimation durch Verfahren, Suhrkamp, Frankfurt/Main

Luhmann, Niklas (1984): Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie, Suhrkamp,

Frankfurt/Main

Luhmann, Niklas (1985): Die Autopoiesis des Bewusstseins, Soziale Welt 36, Heft 4 S. 402-446 /

Luhmann, Niklas; Baecker, Dirk/Stanitzek, Georg (Hrsg.) (1987): Archimedes und wir. Merve,

Berlin

Luhmann, Niklas (1990): Ökologische Kommunikation. Westdeutscher Verlag. Opladen

Luhmann, Niklas (1992): Die Wissenschaft der Gesellschaft. Suhrkamp. Frankfurt/Main

Luhmann, Niklas (1994): Soziale Systeme. Suhrkamp. Frankfurt/Main

Luhmann, Niklas (1996): Die Realität der Massenmedien. Westdeutscher Verlag, Opladen.

Luhmann, Niklas (1997): Die Gesellschaft der Gesellschaft, Suhrkamp. Frankfurt/Main

Luhmann, Niklas (1999): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie, 7.Aufl.

Suhrkamp, Frankfurt/Main

Martens, Willi: Die Autopoiesis sozialer Systeme In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und

Sozialpsychologie Jg. 43, Heft 4 1991

Merten, K (1994): Die Wirklichkeit der Medien. Westdeutscher Verlag, Opladen.

Schimank, Uwe (1996): Binäre Codes und funktionale Differenzierung in der modernen

Gesellschaft, Westdeutscher Verlag, Opladen

Willke Helmut (1991): Systemtheorie. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart/ New York

Internetquellen:

www.tu-berlin.de/~society/_ftn10

http://cartoon.iguw.tuwien.ac.at:16080/christian/technsoz/luhmann.html

www.ibl.uni-bremen.de/publik/vortraege/98-01-pa.htm

http://home.tiscalinet.ch/biografien/biografien/maturana.htm

www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem00/referate/sturm/#Eliza

Interview mit Maturana:

http://coforum.de/index.php4?Kniefall%20vor%20Erich%20Jantsch

[...]


[1] vgl. Goethe’s „Faust“

[2] vgl dazu auch Schimank, (1996) S. 161

[3] Martens (1991) S. 625

[4] ebd.

[5] Niklas Luhmann, Soziale Systeme. Suhrkamp, Frankfurt/Main 1984. S. 12-13.

[6] Parson untersuchte die Struktur und Stabilität von Systemen in ahistorischen Zusammenhängen.. Für ihn weist

jedes System bestimmte, zentrale Strukturen auf, an deren Erhalt das System interessiert ist. Dieser Ansatz

fand bei Luhmann Verwendung, wobei er jedoch von den Funktionen ausging.

[7] Dennoch sind „autopoietische Systeme immer individuelle Systeme" und "die Theorie autopoietischer, sich- selbst ausdifferenzierender Systeme [demnach] eine radikal individualistische Theorie [...], weil sie ihre Individuen nicht nur durch konkret einzigartige Merkmalskombinationen, sondern außerdem noch durch jeweils eigene, selbstkonstruierte Umweltperspektiven, also durch jeweils anders konstruierte Welteinschnitte kennzeichnet"(Luhmann In: Fuchs/Göbel 1994, S.53) Dieses auf-der-einen-Seite-ausschliessenden und auf der gegenüberliegenden Seite gleichzeitig voll zutreffenden Sachverhalts ist eine Paradoxie, die sich wie ein Schwarzes Loch, auf dessen einer Seite die Zeit gegen Null – auf der gegenüberliegenden Seite gegen unendlich strebt, durch Luhmanns gesamtes Werk zieht.

[8] Luhmann, Niklas (1990): Ökologische Kommunikation. Westdeutscher Verlag. Opladen

[9] vgl. Gente, Peter/Paris, Heidi/Weinmann, Martin (2001): Niklas Luhmann. Short Cuts. Zweitausendeins, Frankfurt/M

[10] Luhmann (1999) S. 30

[11] Krause, Detlev (1999) S. 46

[12] Niklas Luhmann, „Soziologie der Moral“ In: Theorietechnik und Moral. Hg. v. Niklas Luhmann und Stephan H. Pfürtner. Suhrkamp, Frankfurt/Main 1978. S. 31

[13] http://home.tiscalinet.ch/biografien/biografien/maturana.htm

[14] Von seither wohnt dem Menschen allerdings der Drang und eine tiefe Sehnsucht zur Schöpfung künstlicher autopoietischer Systeme inne. Bisher brachte das allerdings nur funktionsbeschränkte Abbilder von Autopoiesis zum Vorschein. Begriffe wie Roboter und Cyborgs finden sich längst in unseren Sprachgebrauch. Health-Software in Maschinen soll deren reibungsloses Funktionieren durch Selbstwartung gewährleisten. Dennoch sind immer noch Eingriffe von außen notwendig. Ein einfaches Beispiel dafür ist das Aufleuchten der Ölstandslampe in einem Pkw.

[15] Krause, Detlev (1999) S. 60

[16] Krause, Detlev (1999) S. 59f

[17] Krause, Detlev (1999) S. 61

[18] Luhmann, Niklas (1992) S. 78

[19] Krause, Detlev (1999) S. 61f

[20] Krause, Detlev (1999) S. 61

[21] vgl. Heinz von Foerster, Ernst von Glaserfeld und Siegfried Schmidt

[22] Der Einfachheit halber sei hier vom Menschen gesprochen. Detaillierter müsste man vom Gehirn sprechen, welches nach dem radikalen Konstruktivismus keinen Bezug zur Außenwelt aufbauen kann. Alles was in diesem Gehirn zirkuliert ist, konstruiert. Elektronische Impulse der äußeren Sinneswahrnehmung werden als Anregungen bzw. Irritationen verstanden. Ein blinder Fleck auf der Netzhaut des Auges kommt somit erschwerend hinzu und gestaltet Realitätskonstruktion noch vager.

[23] Luhmann (1984) S. 600

[24] Luhmann (1984) S. 59

[25] Luhmann (1984) S. 601

[26] vgl. Luhmann, Niklas (1983) S. 151ff

[27] Luhmann (1984) S. 601

[28] Luhmann (1984) S. 22

[29] Luhmann (1984) S. 258

[30] Luhmann (1984) S. 38

[31] „Eine funktionale Differenzierung liegt vor, wenn die Untersysteme nicht als gleiche Einheiten nebeneinandergesetzt, sondern auf spezifische Funktionen bezogen und dann miteinander verbunden werden. Die leistungssteigernden Vorteile funktionaler Differenzierung liegen auf der Hand. Daß sie durch bestimmte Schwierigkeiten und Folgeprobleme bezahlt werden müssen, ist stets gesehen, aber auf sehr verschiedene Weise begriffen worden, etwa als Notwendigkeit der Koordination bei jeder Arbeitsteilung, als Steigerungszusammenhang von Differenzierung und Integration, Differenzierung und Autonomie der Teilsysteme, Spezifizierung und Generalisierung oder auch als unvermeidliche Diskrepanz von Struktur und Funktion, die bei stärkerer Differenzierung zunimmt.“ (Luhmann (1983) S.242)

[32] Um wieder zu einem astronomischen Beispiel zu kommen: Es gibt sicher eine Galaxie, die für uns ausschließlich Umwelt ist, da unsere technischen Möglichkeiten für eine Beobachtung zu beschränkt sind. In dieser Galaxie könnte es Systeme mit einer völlig anderen Art und Weise der Ausdifferenzierung geben.

[33] Krause, Detlev (1999) S.41

[34] Der Mensch besteht aus eine Vielzahl von Systemen. Seine Individualität ist nur ein Subsystem, welches sich wiederum in unteilbare psychische Operationen (Hirn als geschlossenes System) und in ein spezifisches Muster von Selbstbeschreibung (kommunikatives Bild) teilt.

[35] Auch hier trennt er Organisches von Psychischem, denn es sind nicht die Personen, sondern deren Kommunikationen, die aufeinander bezogen sind und somit das System Familie ausmachen. „Das Sozialsystem Familie besteht danach aus Kommunikationen und nur aus Kommunikationen, nicht aus Menschen und auch nicht aus Beziehungen.“ (Luhmann (1990) S. 197)

[36] Willke (1991) S. 39

[37] Vgl. Krause, Detlev (1999) S.131

[38] Luhmann, Niklas (1984) S. 66

[39] Deshalb finden sich auf der Grafik gestrichelte Pfeile mit Pfeilspitzen in beide Richtungen.

[40] vgl. Niklas Luhmann (1987) S. 163-164

[41] Krause, Detlev (1999) S.11

[42] vgl. Luhmann (1971b)

[43] Fuchs, Peter (1992) S.71

[44] Habermas (1971a) S. 171

[45] Auf der Grafik findet sich zwischen psychischen Systemen und Pflanzen/Tiere ein gegenseitiger Bezugspfeil.

Dieser soll Beobachtungs- und Kommunikationszusammenhänge verdeutlichen, auch, wenn Sinn nicht immer als gegeben oder bei diesen ungleichen Kommunikationspartnern als nicht deckungsgleich angesehen werden muss. Dennoch gibt es Tiere, denen man wissenschaftlich Intelligenz bescheinigte (Delphine) und das könnte sinngeleitete Kommunikation in Form von Handlungen möglich machen. Auch mit Hunden ist ansatzweise funktionelle Arbeitsteilung (Spürhunde) möglich.

[46] Luhmann (1971b) S. 32

[47] ähnlich einer Black-Box

[48] Treten sich zwei psychische Systeme doppelt kontingent gegenüber, so sind Gedanken jene Elemente, deren Bestimmung dem Gegenüber verborgen bleiben. Bei sozialen Systemen sind die Elemente Kommunikationen.

[49] Ein bekanntes Beispiel sind zwei Radfahrer, die sich entgegenfahrend versuchen, wechselseitig auszuweichen. Möglicherweise kommt es zu einem Zusammenstoß; vielleicht behält auch einer seine Spur und das Ausweichmanöver ist erfolgreich. Hilfreich dabei können traditionelle, (sehr vereinfacht funktional differenzierende und somit) kontingenzreduzierende Orientierungskonstrukte wie „Links“ und „Rechts“ sein und ein in der STVO festgehaltenes Rechtsfahrgebot sein.

[50] www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem00/referate/sturm/#Eliza

[51] Krause, Detlev (1999) S. 126

[52] Krause, Detlev (1999) S. 31

[53] Psychische und Soziale Systeme operieren stets getrennt voneinander – eine Verschmelzung wäre hier nicht denkbar. Soziale Systeme verschmelzen auch nicht miteinander – sie nutzen externe Reize lediglich zur eigenen Aktualisierung von Strukturen.

[54] Ein System hört in dem Moment auf zu existieren, wenn seine operative Geschlossenheit zerstört und somit die Autopoiese außer Kraft gesetzt wird.

[55] Weil sie sich durch den Gebrauch spezieller Medien und Programme von allgemein zugänglichen Kommunikationen abheben können, haben ihre Bezugspfeile eine andere Farbe.

[56] Luhmann (1984) S.264

[57] Luhmann (1975) S. 11

[58] Geld ist ein symbolisch-generalisiertes Kommunikationsmedium, welches sogar mit Exklusivitätsansprüchen ausgestattet ist. So darf es nicht gefälscht werden, da sonst Kreisläufe und Systemstabilität gefährdet sein würden.

[59] Luhmann (1983) S. 250

[60] Alheit, Peter (1998): Abschiedsvorlesung an der Uni Bremen www.ibl.uni-bremen.de/publik/vortraege/98-01- pa.htm

[61] Interview mit Maturana: http://coforum.de/index.php4?Kniefall%20vor%20Erich%20Jantsch

[62] Luhmann (1984) S. 14

Fin de l'extrait de 33 pages

Résumé des informations

Titre
Niklas Luhmanns Systemtheorie im Fokus
Université
Dresden Technical University
Cours
HS: Soziologische Kommunikationstheorien
Note
1,3
Auteur
Année
2004
Pages
33
N° de catalogue
V109911
ISBN (ebook)
9783640080892
ISBN (Livre)
9783640256365
Taille d'un fichier
497 KB
Langue
allemand
Mots clés
Niklas, Luhmanns, Systemtheorie, Soziologische, Kommunikationstheorien
Citation du texte
Torsten Voigtmann (Auteur), 2004, Niklas Luhmanns Systemtheorie im Fokus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109911

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