Gedichtinterpretation zu Ovids "Das Goldene Zeitalter"


Presentation / Essay (Pre-University), 2005

2 Pages, Grade: 1


Excerpt


Gedichtinterpretation zu Ovids „Das Goldene Zeitalter“

Dem antiken Dichter Publius Ovidus Naso, kurz Ovid verdanken wir einen Großteil der bedeutendsten Schriften des Altertums. Zu diesen gehören auch die „Metamorphosen“, welche in 15 überlieferten Büchern Verwandlungssagen aus der antiken Sagenwelt beschreiben. Diese Bücher sind im Hexameter verfasst und entstanden ca. 1-8 n. Chr. Im ersten Buch beschreibt Ovid die „Vier Weltalter“. Am Anfang dieses Kapitels in den Versen 89 – 112 stellt er das „Goldene Zeitalter“ dar, in dem die paradiesischen Zustände unter der Herrschaft des Saturns beschrieben werden. Einen kleinen Einblick in dieses Gedicht und in die Hintergründe von Ovids Denken möchte ich Ihnen nun mit dieser Interpretation gewähren.

Das Gedicht lässt sich insgesamt in fünf Abschnitte gliedern. Im Ersten werden in den Versen 89 - 93 die rechtliche Situation und die Gesetzgebung geschildert. Im „Goldenen Zeitalter“ gibt es weder Richter („vindice nullo“, „sine vindice“, „nec turba timebat ora iudicis“), noch sind Gesetze nötig („nec verba minantia aere fixo“). Das Wort des Richters hebt Ovid besonders hervor, indem er den Abschnitt mit „vindice“ beginnen und enden lässt. Des Weiteren gibt es keine Bestrafung und keine Furcht („poena metusque aberant“), denn es herrschst ohne Zwang („sponte sua“) Friede und Gerechtigkeit („fidem rectumque colebat“). Alles in allem lässt sich sagen, dass im „Goldenen Zeitalter“ ohne Zwänge und Gesetze ein friedliches Zusammenleben herrscht, in dem alle ohne einen Richter auskommen.

Der nächste Abschnitt reicht vom Vers 94 bis zum 96. Vers. Hier sagt er dass es noch keine Schiffe („pinus caesa“) gab und betont das noch nicht („nondum“) besonders durch zwei Längen im Vers. Außerdem haben die Sterblichen („mortales“) noch kein anderes Land gesehen („nulla praeter sua litora norant“). In diesem Abschnitt will Ovid sagen, dass es noch keinen Handel in jenem Zeitalter gibt, da er wie sich im vierten Abschnitt noch herausstellen wird nicht nötig ist.

Den dritten Abschnitt von 97 – 100 beginnt Ovid wieder mit „nondum“ und betont dieses „noch nicht“ also durch eine Anapher. Dadurch wird klar, dass es in späteren Zeitaltern nicht mehr diese paradiesischen Zustände geben wird. Im Absatz selbst sag Ovid, dass es keine befestigten Kriegsburgen („fossae praecipites oppida cingebant“), keine Kriegshörner („non tuba directi, non aeris cornua flexi“) oder jegliche andere Kriegsgegenstände („non galeae, non ensis“) gibt. Er sag, dass die Menschen ohne Verwendung des Krieges („sine militis usu“) eine sanfte Friedenszeit („mollia otia“) durchlebten. Dieser Abschnitt wird also geprägt von der Unnütze des Krieges im „Goldenen Zeitalter“ und bekräftigt noch mal den ersten Teil des Gedichtes, denn es sind keine Richter nötig, wenn alle friedlich leben.

Damit Ovid seine Behauptung aus dem zweiten Teil noch mal verbal unterstreichen kann, schildert er nun von 101 bis 106 die Situation, wie die Menschen hier überleben. Denn ohne Handel und ohne dass man die Erde verletzen oder bearbeiten muss gab sie von sich aus alles zum überleben nötige (vgl. 102f.). Die Menschen sind glücklich („contenti“) mit den Speisen, die niemand erzwang („nullo cogente“) und sammeln ihre Nahrung („arbuteos fetus“, „montana fraga“, „corna“, „mora“, „glades“). Zu dieser paradiesischen Zeit muss nämlich nichts erarbeitet oder angebaut werden, denn die Welt in der sie leben sorgt von sich aus wie eine Mutter für ihre Kinder.

Die Schilderung all dieser Zustände rundet Ovid in seinem letzten Teil des Gedichts (108 – 112) durch eine allgemeine Landschaftsbeschreibung bzw. Zusammenfassung durch die Extreme. Zuerst beschreibt er die Umgebung und das Klima. Es herrscht ein ewiger Frühling („ver aeternum“) und sanfte Winde wehen umher (vgl. 108f.). Ovid beschreibt des Weiteren, dass die Erde von selbst Getreide vorzeigen kann („fruges tellus inatara ferebat“) und dass sie das Land ist, wo Milch und Honig fließt (vgl. 111f.). Durch diesen Abschnitt will Ovid vermutlich die paradiesischen Zustände im „Goldenen Zeitalter“ noch mal bekräftigen, indem er die äußerste Übertreibung, das sog. Schlaraffenland beschreibt.

Diese Ordnung in Weltalter gibt es in vielen Kulturen. Auch in der Bibel gibt es eine vergleichbare Geschichte über das Paradies, welches unser christlicher Gott selbst erschaffen hat. Doch im Prinzip ist sie immer gleich und beschreibt das perfekte Land, der eine im Hexameter, der andere im biblischen Schreibstil. Und so ist das „Goldene Zeitalter“ nur eine andere Fassung unserer Bibelgeschichte!

Excerpt out of 2 pages

Details

Title
Gedichtinterpretation zu Ovids "Das Goldene Zeitalter"
Grade
1
Author
Year
2005
Pages
2
Catalog Number
V109943
ISBN (eBook)
9783640081219
File size
397 KB
Language
German
Keywords
Gedichtinterpretation, Ovids, Goldene, Zeitalter
Quote paper
André Roßbach (Author), 2005, Gedichtinterpretation zu Ovids "Das Goldene Zeitalter", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109943

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